No. 37
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Mai
1876
sechsundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1876 Nr. 37 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Se. Maj. der Kaiser von Rußland ist gestern in Berlin erwartet worden. Zur Begrüßung des erlauchten Gastes an der preußischen Grenze haben sich der General der Infanterie v. Blumenthal, kommandirender General des 4. Armeekorps, und der Flügeladjutant v. Lindequist nach der Station Eydtkuhnen begeben. In der Begleitung desselben befindet sich bekanntlich der russische Reichskanzler Graf Schuwaloff. Der österreichische Reichskanzler Graf Andrassy ist wahrscheinlich schon vorgestern in Berlin angekommen. Derselbe ist der Gast des deutschen Kaisers und speist als solcher an der Kaiserlichen Tafel, wohnt aber im Botschaftshotel des österreichisch=ungarischen Botschafters Grafen Karolyi. Der neuernannte türkische Botschafter Edhem=Pascha ist schon am Dienstag in Berlin auf dem Wege über Wien aus Konstantinopel eingetroffen. Derselbe hat früher, als es zuvor beabsichtigt war, seine Reise angetreten, um während der in Berlin stattfindenden Konferenzen zwischen den leitenden Ministern der drei Kaiserreiche als beglaubigter Bevollmächtigter des Sultans an den Besprechungen über Angelegenheiten der Türkei theilzunehmen. Bei diesen Konferenzen wird es sich, wie es heißt, hauptsächlich um die Frage handeln, ob und welche Garantien die Großmächte für die Ausführung der von der Pforte versprochenen Reformen den Aufständischen in der Herzegowina und Bosnien gegenüber übernehmen können. Ob die Konferenzen zu einem befriedigenden Resultate führen werden, wird die Zeit lehren müssen. Der "Post" zufolge hätte Edhem=Pascha eine Instruktion mitgebracht, welche ihn ermächtigt, einem etwaigen Vorschlage der Kaisermächte betreffs Einsetzung eines europäischen Aufsichtsrathes als Garantie für Durchführung der Reformen zuzustimmen.
Mecklenburg. Gestern hat in Grevismühlen eine Versammlung des konservativen Wahlvereins für den ersten mecklenburgischen Reichstags=Wahlkreis stattgefunden. Zweck derselben war außer Vereinsangelegenheiten eine Besprechung der zur Vorbereitung der bevorstehenden Reichstagswahl zu ergreifenden Mittel, ein Antrag betreffend die Wahl eines größeren Wahlausschusses und eine vorläufige Besprechung der Kandidaturfrage. Es ist sehr erfreulich, daß sich die Konservativen Mecklenburgs schon jetzt rühren und sich diesmal nicht durch die liberale Wahlagitation zuvorkommen lassen. Christlich=konservative Männer pflegen ja allerdings zu den Stillen im Lande zu gehören, die sich nicht gerne hervorthun und meist den Schreiern von Profession das Feld überlassen; aber heute, wo sich die schlimmen liberalen Theorien auf allen Gebieten breit machen, im Angesichte der erschrecklichen Nothstände, die zumal auf wirthschaftlichem Gebiete in den letzten Jahren hervorgetreten sind, heute, wo es gilt, unser Volk vor dem durch den Liberalismus ihm gegrabenen Abgrunde zu erretten, da ist es die heilige Pflicht aller christlich=konservativ denkender Männer, die Hände nicht in den Schooß zu legen, sondern wie ein Mann zusammenstehen, den falschen Theorien eines Schein=Liberalismus entgegenzutreten und seine Absichten zu vereiteln. Hoffentlich folgen auch andere Wahlkreise bald dem guten Beispiel.
Preußen. Das Abgeordnetenhaus hat den Gesetzentwurf über die Verlegung des Etatsjahres zunächst an die Budgetkommission verwiesen. Mit der Synodalordnung hat es gewaltige Eile gehabt, denn schon am Dienstag hat dieselbe zur dritten Lesung gestanden. Das Gesetz wurde mit einer unwesentlichen Veränderung im Art. 23 nach den Beschlüssen der zweiten Lesung angenommen, und zwar mit 211 gegen 144 Stimmen. Gestern hat das Gesetz über die Verwaltung des katholischen Diözesanvermögens auf der Tagesordnung gestanden.
Nicht unerwähnt dürfen wir lassen, daß in der offiziösen "Nordd. Allg. Ztg.", dem Blatte des berühmten Herrn Wagner, seit längerer Zeit für einen Pseudo= oder Lügen=Konservatismus Propaganda gemacht worden ist, und wenn dieselbe bisher in Betreff der Tendenzen und letzten Ziele dieses Konservatismus noch manches im Unklaren gelassen hat, so hat neuerdings eine wahrscheinlich derselben Feder entstammende Broschüre darüber mit zynischer Offenheit orientirt. Der hier gepredigte Konservatismus enthüllt sich ohne Scheu als einen materialistischen religionslosen und kirchenfeindlichen Konservatismus, der gleichwohl die Kirche und ihre Religion als Zaum für das Volk und als Verherrlichung für seine Staatsakte nicht entbehren will, ja der sogar die Kirche zu seinem letzten Zweck genommen zu haben scheint. Der gegenwärtige "Kulturkampf" wird in der Broschüre als ein Kampf der Ideen der modernen Welt mit dem alten Christenthum dargestellt. Das Ende des Streites sei noch lange nicht da, aber es sei zweifellos. Ein wirklicher Friede könne erst eintreten, wenn die Kirche ihre Prätensionen aufgebe, das moderne Kulturleben und seine Begriffe vom Staate anerkenne und sich auf die Rolle zurückziehe, welche die Religion im politischen Leben etwa der alten Griechen gespielt habe, d. h. wenn sie aufhöre, Kirche im jetzigen Sinne zu sein. "Bis dahin," heißt es wörtlich, "ist jede Ruhe nur ein Waffenstillstand. Ein ernster entscheidender Schlag würde dann fallen, wenn es gelänge, eine katholische deutsche Nationalkirche zu schaffen" u. s. w. Da wird wohl das letzte Ziel ausgesprochen sein! Deutschland nur politisch geeint zu haben, ist nicht genug. Ein politisch und kirchlich geeintes Deutschland: das meint man sei erst ein Werk eines Bismarck würdig; und wenn wir uns nicht sehr irren, ist von Anfang zu keinem anderen Zwecke der ganze Apparat des Kulturkampfes in Thätigkeit gesetzt worden, als dazu, die gehörig zugestutzte preußische Union zur deutschen Nationalkirche zu machen. Daß das nicht gelingt, da ist Gott der Herr davor! Aber seiner Kirche stehen allerdings schwere Kämpfe bevor.
In Baden, das bekanntlich seit langer Zeit die Versuchsstation des Liberalismus ist, bestand seither gesetzlich nur die fakultative Simultan= oder gemischte Volksschule. Da die Einführung derselben aber nicht rechten Fortgang nehmen wollte und bisher nur an wenigen Orten geschehen ist, so

[ => Original lesen: 1876 Nr. 37 Seite 2]

ist nunmehr die Simultanschule durch Beschluß der zweiten Kammer vom 3. Mai zur obligatorischen gemacht worden. Preußen wird wohl nicht lange anstehen, diesem Beispiele zu folgen.
Türkei. In Salonichi haben schlimme Unruhen stattgefunden, bei denen der deutsche und der französische Konsul von den Türken ermordet worden sind. Wie es heißt, sind dieselben dadurch veranlaßt worden, daß ein christliches Mädchen gezwungen werden sollte, zum Islam überzutreten, um wahrscheinlich in ein türkisches Harem gesteckt zu werden, und daß auf Veranlassung des amerikanischen Konsuls die Christen das Mädchen mit Gewalt befreien wollten. Der türkische Großvezier hat die strengste Bestrafung der Schuldigen zugesagt. Zum Schutze der Christen haben sich Kriegsschiffe von fast allen europäischen Staaten in den Hafen von Salonichi begeben.
Zu dem Aufstande in der Herzegowina und in Bosnien ist nun auch ein Aufstand in Bulgarien hinzugekommen, der bereits bedeutende Dimensionen angenommen haben soll.


Anzeigen.

Der Neubau eines Küster= und Organisten=Wohnhauses hieselbst soll mit Lieferung aller Materialien in Entreprise an einen zuverlässigen Unternehmer vergeben werden. Riß und Anschlag, sowie die näheren Bedingungen können in der hiesigen Amtsregistratur eingesehen werden, und sind die schriftlichen Offerten

bis zum 12. d. M.

hierher einzureichen.
Schönberg, den 3. Mai 1876.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Von heute an wohne ich in der Siemzer Straße im Hause des Herrn Kaufmanns F. C. Wolgast.

E. Wohlfahrt,        
Advocat und Notar.     

Schönberg, den 25. April 1876.


Filzhüte, Strohhüte, Mützen

für Herren und Knaben, in der neuesten Facon, empfiehlt

Schönberg.                           Heinr. Schäding.


Milchsatten,

prima Waare, sowie sämmtliche

Koch= und Kücheneinrichtungen, Petroleum=Kochapparate u. s. w.
empfehle bestens.                          H. C. Weinrebe.

Schönberg 1876.


Zuchtmarkt
für edlere Pferde in Neubrandenburg.

Das unterzeichnete Comité wird in Neubrandenburg am

2. Markttage, den 19. Mai d. J.,
Nachmittags 4 Uhr,

auf dem Pferdemarktplatze

ein Bauernrennen

veranstalten und sind für die Abtheilungssieger Preise von je M. 30, für den Hauptsieger M. 150 ausgesetzt.
Die Reiter und Pferde, welche am Rennen theilnehmen, haben am 2. Markttage von Nachmittags 3 Uhr an freien Zutritt zum Marktplatz.
Neubrandenburg, den 19. April 1876.

Das Comité.     


Am Dienstag den 16. d. Mts.,
als am 1sten Markttage,
Abends 8 Uhr,
wird in meinem Lokale ein
Tanzvergnügen
stattfinden, wozu ich freundlichst einlade.
Entree à Person 50 Pfennig
Schönberg.                           A. Schwiesow.


Erlanger Bier
auf Gebinden und Flaschen, sowie
Grevesmühler u. andere Bayrische Biere
empfiehlt zu bekannten niedrigen Preisen.
Schönberg.                           H. Duve.


Wichtig für Kranke.
Ohne Kosten und franco

versenden wir auf Franco=Anfrage einen über 100 Seiten starken, mit vielen Zeugnissen glücklich Geheilter versehenen Auszug aus "Dr. Airy's Naturheilmethode". Jeder, welcher sich von der Vorzüglichkeit des illustr., ca. 500 Seiten starken Originalwerkes (Preis nur 1 Mark, zu beziehen durch alle Buchhandl.) überzeugen will, lasse sich den Auszug von Richters Verlags=Anstalt in Leipzig kommen.
Warnung! Um nicht durch ähnlich betitelte Bücher irre geführt zu werden, verlange man ausdrücklich Dr. Airy's illustrirtes Originalwerk, herausgegeben von Richter's Verlags=Anstalt in Leipzig.


Meinen geehrten Kunden im Fürstenthum Ratzeburg die ergebene Anzeige, daß ich von jetzt an Herrenstraße Nr. 16 wohne.
Ratzeburg, den 23. April 1876.

D. Böttcher,     
Schuhmacher.     


Man biete dem Glücke die Hand!
375,000 R.-Mark

Haupt-Gewinn im günstigen Falle bietet die allerneueste grosse Geldverloosung, welche von der hohen Regierung genehmigt und garantirt ist.
Die vortheilhafte Einrichtung des neuen Planes ist derart, dass im Laufe von wenigen Monaten durch 7 Verloosungen 43,400 Gewinne zur sichern Entscheidung kommen, darunter befinden sich Haupttreffer von eventuell R.-M. 375,000, speciell aber
1 Gewinn à M. 250,000,
1 Gewinn à M. 125,000,
1 Gewinn à M. 80,000,
1 Gewinn à M. 60,000,
1 Gewinn à M. 50,000,
1 Gewinn à M. 40,000,
l Gewinn à M. 36,000,
3 Gewinne à M. 30,000,
1 Gewinn à M. 25,000,
5 Gewinne à M. 20,000,
6 Gewinne à M. 15,000,
7 Gewinne à M. 12,000,
11 Gewinne à M. 10,000,
26 Gewinne à M. 6000,
55 Gewinne à M. 4000,
200 Gewinne à M. 2400,
412 Gewinne à M. 1200,
621 Gewinne à M. 500,
700 Gewinne à M. 250,
21,350 Gewinne à M. 138
etc. etc.
Die Gewinnziehungen sind planmässig amtlich festgestellt.
Zur nächsten ersten Gewinnziehung dieser grossen vom Staate garantirten Geldverloosung kostet

1 ganzes Original=Loos nur Mark 6,
1 halbes Original=Loos nur Mark 3,
1 viertel Original=Loos nur Mark 1 1/2
Alle Aufträge werden sofort gegen Einsendung, Posteinzahlung oder Nachnahme des Betrages mit der grössten Sorgfalt ausgeführt und erhält Jedermann von uns die mit dem Staatswappen versehenen Original-Loose selbst in Händen.
Den Bestellungen werden die erforderlichen amtlichen Pläne gratis beigefügt und nach jeder Ziehung senden wir unseren Interessenten unaufgefordert amtliche Listen.
Die Auszahlung der Gewinne erfolgt stets prompt unter Staats-Garantie und kann durch directe Zusendungen oder auf Verlangen der Interessenten durch unsere Verbindungen an allen grösseren Plätzen Deutschlands veranlasst werden.
Unsere Collecte war stets vom Glücke begünstigt und hatte sich dieselbe unter vielen anderen bedeutenden Gewinnen oftmals der erste Haupttreffer zu erfreuen, die den betreffenden Interessenten direct ausbezahlt wurden.
Voraussichtlich kann bei einem solchen auf der soliden Basis gegründeten Unternehmen überall auf eine sehr rege Betheiligung mit Bestimmtheit gerechnet werden, und bitten wir daher, um alle Aufträge ausführen zu können, uns die Bestellungen baldigst und jedenfalls vor dem 31. Mai d. J. zukommen zu lassen.

Kaufmann & Simon,
Bank- u. Wechsel-Geschäft in Hamburg

Ein- und Verkauf aller Arten Staatsobligationen, Eisenbahn-Actien und Anlehensloose.

P. S. Wir danken hierdurch für das uns seither geschenkte Vertrauen und indem wir bei Beginn der neuen Verloosung zur Betheiligung einladen, werden wir uns auch fernerhin besteben, durch stets prompte und reelle Bedienung die volle Zufriedenheit unserer geehrten Interessenten zu erlangen.

D. O.     


[ => Original lesen: 1876 Nr. 37 Seite 3]

An beiden Markttagen
Erlanger Bier vom Faß.
Schönberg. Aug. Spehr.


Brodzucker,
durch Zufall billig gekauft,

empfehle ich:

Raffinade à Pfd. 44 Pfg.,
f. Raffinade à Pfd. 46 Pfg.,
ff. do. à Pfd. 48 Pfd., sowie
Colonial=Melis, vorzüglich zum Einkochen, à Pfd. 50 Pfg.,
Würfelzucker à Pfd. 55 Pfg.

Schönberg.                           Aug. Spehr.


Thiel's landwirthschaftliches
Konversations-Lexicon,
ein Lehr= und Nachschlagebuch,

für Landwirthschaft u. die mit ihr verwandten Zweige, erscheint in Lieferungen à 1 M. und ist ohne sonstige Unkosten zu beziehen durch

Schönberg.                           Buchbinder C. Sievers.


Der Besitzer eines

Miethsfuhrwerks in Lübeck

wünscht dasselbe wegen andauernder Schwächlichkeit mit dem gesammten Inventar, 6 Pferden, Wagen, dem Hause etc. etc. unter sehr günstigen Bedingungen zu verkaufen. Das Geschäft hat eine sehr schöne feste Kundschaft. - Reflectanten erfahren Näheres unter H. 01021 b. durch die Annoncen Expedition v. Haasenstein & Vogler in Lübeck.


Zu dem bevorstehenden Jahrmarkte empfehle ich mich dem geehrten Publikum Schönbergs und dessen Umgegend mit:

allen Sorten Kuchen und Pfeffernüssen, Macronen, Par. Pflastersteinen, gebrannten Mandeln und Lübecker Marzipanen,
sowie verschiedenen
Frucht= und Chocoladen=Plätzchen,
und allen in dieser Branche vorkommenden Artikeln bestens.
Hochachtungsvoll
Heinrich Rogge,
Wilhelm Prahl's Nachfolger in Lübeck.

Stand meiner mit der Firma versehenen Bude Ecke der Marienstraße.


Unterzeichneter wird am

Dienstag den 16. Mai
mit einer großen Auswahl fertiger und dauerhaft gearbeiteter
Damen= und Kinderstiefel,
sowie Schuhe
zum ersten Male auf den Schönberger Markt kommen.
                          J. Mirendorf.

Die Bude ist an der Firma J. Mirendorf aus Lübeck kenntlich.


Den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend empfehle ich mich zu dem diesjährigen Jahrmarkte mit einer reichhaltigen Auswahl

aller Sorten Fußzeug,

und bitte um geneigten Zuspruch.

Carl Kindt     
aus Rehna.     

Mein Stand ist wie gewöhnlich vor dem Hause des Hrn. Kaufmann Duve. Meine Bude ist mit meiner Firma versehen.


Einem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebenste Anzeige, daß ich den bevorstehenden Jahrmarkt mit meinen bekannten

Schuhmacher=Arbeiten

als: alle Sorten Damenstiefel in Zeug und Leder, Herren=Stiefel, Stiefeletten in Lack und Leder, Kinderstiefel aller Größen, besuchen werde. Mein Stand ist vor der Stadt=Apotheke und mit meiner Firma versehen.

J. Schleuß,
Schuhmachermeister aus Lübeck, früher Rehna.


Zwei Küchenmädchen

für den Rathsweinkeller gegen hohen Lohn.
Anmeldungen bei Frau Töpfer, Hotel Stadt Hamburg in Lübeck.      (H.01006b.)


2 gute Ziegen,

Ziegenbock beide Milchgeber, stehen zum Verkauf. Wo? sagt die Expedition der Anzeigen zu Schönberg.


Segelschiff     Täglich frischen Kalk
und echt englischen
Portl.=Cement
bei
W. J. Heymanson,
Lübeck.


H. W. Dittmer in Lübeck,
Delicatessen=Handlung,
Trave bei der Holsterbrücke 372.

Auswärtige Aufträge auf Wild, Geflügel, Fische und Gemüse werden prompt ausgeführt.


Fried. Matz.
Lübeck,
Breitestrasse 804.
Lager von Tapeten, Borden, Goldleisten Rouleaux & Teppichen.


Ratzeburger Actien-Brauerei.

Die Niederlage von unserem

Lagerbier und Erlanger Exportbier

auf Flaschen haben wir Herrn H. Siebenmark für Schlagsdorf und Umgegend übergeben.

Die Direction.     

-------------

Bezugnehmend auf obige Anzeige empfehle die Flaschenbiere der Ratzeburger Actien=Brauerei in bekannter vorzüglicher Qualität bestens.

H. Siebenmark=Schlagsdorf.


Wasserglasseife empfiehlt J. L. D. Petersen.


Agenten

werden für ein überall gangbares respectables Geschäft gesucht. Dasselbe bedarf keiner besonderen kaufmännischen Kenntnisse, ist für Jeden als Nebengeschäft leicht zu führen und wirft sehr gute Provision ab. Reflectanten belieben ihre Adresse in der Exped. d. Bl. unter den Buchstaben A. B. schleunigst abzugeben.


Unsere auf der Leipziger Messe persönlich eingekauften Waaren empfehlen wir gehorsamst. Die Zeitverhältnisse begünstigten unseren Einkauf und empfehlen wir gute, reelle Waaren zu sehr billigen Preisen.

Gebr. Burchard.     
Schönberg.         


Ich erlaube mir hiermit die Anzeige zu machen, daß ich mein

Friseur-Geschäft

unverändert fortsetze. Bestellungen werden bei meiner Mutter, der Hebamme Söhlbrandt, wohnhaft bei der Conditorwittwe Greiff in der Siemzerstraße entgegen genommen.
Schönberg, April 1876.

Marie Sparkuhl.     


[ => Original lesen: 1876 Nr. 37 Seite 4]


Großes Concert
in meinem Locale, ausgeführt von der Singspiel=Gesellschaft Steiniger aus Hamburg,
bestehend aus 6 Personen, 4 Damen und 2 Herren, unter Mitwirkung des Komikers Herrn Drescher vom Urania=Theater in Hamburg, sowie des Pianisten Herrn Steiniger.
Entree à Person 30 Pfennige,
wofür Getränke verabfolgt werden.
Echt Erlanger Bier vom Faß, vorzügliche Roth= und Weiß=Weine in 1/4 Gläser und auf Flaschen, kalte und warme Speisen, besetztes Büffet.
Wozu ergebenst einladet
Schönberg den 8. Mai 1876.                           H. Duve.


Durch Regierungsdecret genehmigt.
Eine wichtige Erfindung der Neuzeit sind die von mir erfundenen Gichtketten mit Flußableitung.

Meine Ketten werden nur des Nachts getragen, am Tage entleert sich die Gichtkette des aufgenommenen rheumatischen Stoffes. Das Ziehen ist wohlthuend und angenehm, man verspürt nach 10 Minuten Linderung bis der Schmerz verschwunden ist. Meine Ketten sind nicht mit den früheren zu verwechseln, weil noch nie ein Flußableiter erfunden war, und haben eine 10 mal größere Heilkraft als eine Electrisir=Maschine, und sind daher gegen Gicht, Rheumatismus, heftige Kopfschmerzen, Zahnschmerz, Krämpfe, rheumatische Augenentzündung, Magendruck von unfehlbarer Wirkung. 100 von Anerkennungsschreiben gehen wöchentlich ein.
Preis pro Gichtkette mit Gebrauchsanweisung 12 Mark.

Adolf Winter,
alleiniger Erfinder der neuen Fußableitungs=Gichtketten,
Gollnow, Pommern (Preußen).


Hals= und Brustkranke im Winter

nichts ängstlicher meiden, als die kalte Luft, zumal bei Ost= und Nord=Winden. Wenn sie aus warmer in kalte Luft durchaus gehen müssen, so ist Mund und Nase durch Tuch oder Respirator zu schützen. Die meisten Brustkranken thäten besser, anstatt nach südlichen Gegenden zu reisen, zu Hause zu bleiben und sich in ihrer auf zu lüftenden Wohnung ein südliches Klima, das ist eine gleichmäßig reine und warme Zimmerluft von 15 bis 16 Gr. R., sowohl bei Tage als bei Nacht herzustellen. Ihr Schlafzimmer sei sonnig und geräumig. Außer Ruhe, nahrhafter Kost und guter Milch ist ihnen auch der Gebrauch eines diätetischen Mittels zu empfehlen, welcher Hals und Lungen anfeuchtet, die Trockenheit und den Hustenreiz mildert, den Schleim löst und zugleich etwas auf die Leibesöffnung wirkt. Als ein solches diätetisches Mittel ist der L. W. Egers'schen Fenchelhonig von großem Nutzen. Jeder Hals= und Brustkranke sollte täglich mehrere Theelöffel davon nehmen, so oft er Verlangen darnach hat. Der L. W. Egers'sche Fenchelhonig, erfunden und fabricirt von L. W. Egers in Breslau ist nur echt, wenn jede Flasche dessen Siegel, Etiquett mit Facsimile, sowie seine im Glase eingebrannte Firma trägt, worauf jeder Käufer sorgfältig achten wolle, um nicht durch die erbärmlichen Nachpfuschungen betrogen zu werden. Die Fabrik=Niederlage ist nur allein in Schönberg bei Carl Sievers.


Am 6 und 7. Juni,
beide Tage nach Pfingsten, wird bei mir ein
Scheibenschießen
nach Gewinnen

abgehalten, und lade ich Freunde und Gönner zu zahlreichem Besuch ein.
Büchsen und Schießbedarf werden von mir geliefert. Der Satz von 3 Schüssen kosten 1 Mark, jedoch fällt hierauf nur 1 Gewinn.

Krüger Jabs-Schlag=Resdorf.     


10 Mark Belohnung.

Es sind mir in der Nacht vom Sonnabend auf Sonntag schandhafter Weise meine Pfähle an der Begrenzung meines Fußsteiges abgebrochen und weggeworfen, ebenfalls in derselben sind mir frevelhafter Weise meine Eggen über meines Nachbars Hecke geworfen und haben auf dessen Feldmark gelegen. Wer mir den ruchlosen Thäter so namhaft macht, daß ich ihn gerichtlich belangen kann, erhält obige Belohnung.

Hauswirth J. Robrahn.     
Klocksdorf.                


W. Kolls,
Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag, 14 Mai.
Früh=Kirche: fällt aus.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M -Pfennig  bis 21 M 50Pfennig.
Roggen16 M 50Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Gerste16 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Hafer16 M 50Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,10 .
Hühner d. St. M1,50 .
Tauben d. St. M0,50 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,45 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,05 .
Eier 7 St. für M0,30 .


(Hierzu Offiz. Anz. Nr. 12 und eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 37 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 37 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 12. Mai 1876.


Unterleibs-Bruchleidenden

wird die Bruchsalbe von G. Sturzengger in Herisau, Canton Appenzell, Schweiz bestens empfohlen. Dieselbe enthält keinerlei schädlichen Stoffe und heilt selbst ganz alte Brüche, sowie Muttervorfälle in den allermeisten Fällen vollständig. - Zu beziehen in Töpfen zu Mark 5 nebst Gebrauchsanweisung und überraschenden Zeugnissen sowohl durch G. Sturzenegger selbst als durch A. Günther, Löwenapotheke, Jerusalemerstraße 16 in Berlin.

[H3262Q]     


Schmiedebälge, prima Qualität,

liefert in allen Dimensionen unter Garantie die Fabrik von

                          J. G. Dietz in Kleinschmalkalden.
Wiederverkäufer erhalten Rabatt.


Industrie-Ausstellung
am Thierschautage den 23. Mai 1876 zu Schönberg.

Mit der am Tage der Thierschau zu Schönberg stattfindenden Industrie=Ausstellung soll mit Erlaubniß der Großherzoglichen Landvogtei eine Verloosung von daselbst angekauften Industrie=Gegenständen verbunden werden.
Es werden daher alle Diejenigen, welche Erzeugnisse der einheimischen Industrie zur Ausstellung liefern wollen, ersucht, solche am 22. Juni Abends oder spätestens am 23. Juni bis 9 Uhr Morgens bei unterzeichnetem Comite einzuliefern und zwar in das eigens zu diesem Zwecke aufgestellte Zelt auf dem Baubrink.
Jeder Aussteller hat seine Ausstellungs=Gegenstände mit seinem Namen zu versehen und den Preis dabei zu notiren, wofür es käuflich.
Jeder Aussteller muß seine Ausstellungs=Gegenstände selbst beaufsichtigen oder durch sichere Personen beaufsichtigen lassen, da das Comite in keiner Beziehung eine Garantie übernehmen kann, wiewohl ein zuverlässiger Wächter im Zelte angestellt ist.
Jeder Aussteller muß sich den Anordnungen der Mitglieder des Industrie=Comite's hinsichtlich der Ausstellung fügen.
Loose zur Industrie=Ausstellung à 1 M. (25 Stück 24 M.) sind bei den unterzeichneten Mitgliedern des Comite's fortwährend zu haben, wie auch am Tage der Thierschau im Comite=Zelte.
Alle Aussteller werden gebeten, zum Zwecke der Gewinnung von Platz möglichst früh die Ausstellungs=Gegenstände bei dem Herrn Rentier J. Greiff in Schönberg anzumelden, wo sie dann zugleich eine Karte zum freien Eintritt in die Ausstellungsräume entgegennehmen können.
Die Gewinnliste wird am Freitag den 26. Mai durch die hiesigen "Wöchentlichem Anzeigen" publicirt werden.
Schönberg, den 8. Mai 1876.

G. W. Wicke.L. Bicker.            J. Greiff.     


Kampfgenossen=Verein 1870/71.
Am Sonntag, den 14. Mai d. Js.,
Nachmittags 3 Uhr,
Versammlung
im Vereinslokale.
Neuwahl des Vorstandes.
Schönberg.                           Der Vorstand.


Neue
Tapeten, Borden und Rouleaux
empfiehlt                           C. Schwedt in Schönberg.


Anzeige.

Meldungen und Anzeigen für das Standesamt Schlagsdorf werden nur an Wochentagen in den Frühstunden von 8-12 Uhr entgegengenommen.


Heinrich Kock,
Uhren= Gold= und Silberwaaren Handlung
in Schönberg,
empfiehlt: goldene und silberne Taschen=Uhren, Regulateure, Pariser Pendulen, Rahmen= und amerikanische Wanduhren, Talmi=, Nickel=, vergoldete und stählerne Westenketten, sowie eine reichhaltige Auswahl feiner goldener Herrn= und Damenketten, Brochen und Ohrringe, Armbänder, Kreuze, Medaillons, Trau= und Siegelringe, silberne Frucht= und Zuckerschaalen, Menagen, Theesiebe, Serviettenringe, Fisch= und Kuchenheber, Potage=, Eß= und Theelöfel.

Reparaturen an Uhren und Goldwaaren werden gut und möglichst billig von mir ausgeführt.


Am Donnerstag und Freitag,
den 18. und 19. Mai,
findet bei mir ein
Scheibenschießen nach Gewinnen

statt, wozu ich meine geehrten Gönner ergebenst einlade.
Büchsen und Schießbedarf werden von mir gehalten und kostet der Satz von 3 Schüssen - worauf aber nur l Gewinn fallen kann, 1 M.

Gastwirth Kaven
in Pogetz.


Mähmaschinen.
Champion - Little Champinon - Leader - Little Chieftain - Bucky - Burdik - Kriby - Johnston'sche - Wood'sche

empfehle zur diesjährigen Erndte und bitte um baldige Bestellung.

(H. 0646b)     

Verschiedene construirte Säemaschinen und Häckselmaschinen, Holz= und auch Eisengestell, in 10 verschiedenen Größen, von 72 M. an, habe auf Lager

Ludw. Warncke, Mölln i. L.


Am Dienstag, den 18. April sind auf dem Wege vom Schönberger Bahnhofe bis Dassow 2 Ferkel verloren gegangen und wird der ehrliche Finder hiemit gebeten, dieselben gegen gute Belohnung sowie Erstattung der Futterkosten sich zu wenden an den Bäckermeister Herrn

J. Robrahn in Dassow.     


Ueber meine Koppel, genannt "Haushof," ist seit einiger Zeit ein Schleichsteich angelegt, der nach der Windmühle führt; ich verbiete denselben hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung für Alle, die unbefugt darauf betroffen werden.

Hauswirthin Niemann     
in Schlagsdorf.          


Ich mache hierdurch bekannt, daß ich von heute an meine

Krügerei

eingehen lasse.
Palingen, den 27. April 1876.

Hauswirth P. Mette.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 37 Seite 6]

Den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend erlaube ich mir ergebenst anzuzeigen, daß ich mein Geschäft als Todtenfrau fortsetze; auch werden bei mir alle Sorten Kleider und Stickereien gewaschen und geplättet. Meine Wohnung befindet sich jetzt beim Herrn Baer am Markt.
Schönberg, den 1. Mai 1876.

Marie Peters,
verwittwet gewesene Bockwoldt, geb. Greve.


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmtem Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.


- Es stellt sich immer mehr heraus, daß die seit etwa 1 1/2 Jahr eingeführte Anstellung weiblicher Personen im Telegraphendienst ein entschiedener Mißgriff war. Von den am Berliner Haupttelegraphenamt beschäftigten Telegraphen=Gehülfinnen hat gegenwärtig eine größere Anzahl - etwa 18 Proc. - Gesuche um längere Beurlaubungen, von 4 bis zu 6 Wochen, eingereicht, weil sie in Folge ihrer Thätigkeit an hoher Abspannung und Nervosität leiden und nach ärztlichem Dafürhalten Bäder gebrauchen müssen. Berücksichtigt man, daß die Telegraphistinnen gar keinen Nachtdienst haben und jede täglich nur 5 Stunden dienstlich in Anspruch genommen ist, wovon auf eigentliche Arbeit nicht mehr als 2 1/2-3 Stunden kommen, so beweist jene Thatsache, daß der telegraphische Dienst für die weibliche Körperkonstitution sich nicht eignet.
- Nahezu auf 3,538,063,000 Mark an Capital und Capital=Werth schlägt Friedrich Kapp den Verlust an, den Deutschland seit 51 Jahren durch die Auswanderung von 2,358,000 Auswanderern nach Amerika verloren hat. Ein ungeheurer Verlust, der durch mancherlei Gewinn auf der andern Seite nicht aufgewogen wird. Als Gewinn führt man an: Die Erwerbsfähigkeit der Zurückbleibenden wird gesteigert, Uebervölkerung verhütet; die Dienst= und Arbeitslöhne steigen und regeln sich theilweise nach dem amerikanischen Arbeitsmarkt. Die Lösung der Arbeiterfrage wird dadurch erleichtert, der amerikanische Grundsatz von der Ehre der Arbeit und der Ausgleichung der Standesunterschiede wird auch in Deutschland verbreitet, die deutsche Rhederei und insbesondere die deutsche transatlantische Dampfschifffahrt wird dadurch wesentlich gefördert. Der Heimath nutzt der Ausgewanderte durch Geldsendungen, Belehrung der Zurückgebliebenen über Menschen, Land, Verhältnisse, Arbeits= und Erwerbsarten, Bezugs= und Absatzquellen der neuen Heimath, sowie durch Mittheilung seiner Erfahrungen, nach seiner Rückkehr aber durch Anknüpfung und Ausbeutung neuer Geschäftswege. Das ist doch einigermaßen Ersatz, Kapp selber aber hofft, daß die großen Errungenschaften seit 1870 in jedem denkenden Deutschen das Gefühl der Verantwortlichkeit gegen das Vaterland lebendiger machen und den Kreis der Auswanderer verringern werde.
- In Berlin wurde ein Metzger, der einem Dienstmädchen statt 2 nur 1 1/2 Pfund Leber zugewogen hatte, zu 300 Mark Geldstrafe verurtheilt.
- Das Berliner Zeughaus soll nach einer der Kammer zugegangenen Vorlage mit einem Aufwand von 6 Millionen Mark in eine Ruhmeshalle umgewandelt werden.
- Von dem Schwurgericht in Beuthen in Schlesingen wurden die Räuberhauptleute Elias und Kolasinski und eine verworfene Dirne, Frau Wrobel, zum Tode verurtheilt.
- Sollte der Leser zufällig zwei Gymnasiasten von 15 und 16 Jahren begegnen, die sehr unternehmend aussehen und einen Fez auf den Kopf, Pistolen und Dolche in dem Gürtel und 350 Mark in der Tasche tragen, so halte er sie vorsichtig auf. Sie sind aus Augsburg heimlich durchgebrannt, um wider die Türken zu ziehen, und guter Leute Kind, der eine Sohn eines Majors, der andere eines Oberstaatsanwalts.
- Ein Rennomirfuchs größter Art war der Student Alex. v. Wäskowsky in München, ein Russe oder Pole oder so etwas Gutes; er hielt sich drei Pferde und Wagen und alles, was dazu gehört, bis eines Tages der Exekutor kam und ihm alles abpfändete. Da zeigte sich's, daß er von Wien 30,999 Mark Schulden mitgebracht hatte, die bereits ausgeklagt waren.
- In Dresden ist eine Frau Souchay gestorben und hat 21 Mill. Thaler und eine prachtvolle Villa hinterlassen. Ihr Mann war ein Engländer, der nach Deutschland übergesiedelt war, sie war eine geborene Schunk aus Leipzig.
- Ich habe schon oft gehört, daß Jemand an der Ruhr gestorben ist, sagte Jemand, aber da lese ich nun gar, daß Jemand in Mülheim an der Ruhr geboren ist.
- Die Amerikaner sündigen lieber wider alle zehn Gebote als gegen die strenge Sonntagsfeier, die sie sich auferlegt haben. Auch die Weltausstellung in Philadelphia wird Sonntags geschlossen und nicht nur die Weltausstellungsgebäude, sondern sogar der große Park, der einzige oder doch schönste Spaziergang.
- Marketenderinnen, die so romantisch aussehen und so hübsch singen wie die Tochter des Regiments giebts nur noch in der Oper und auf dem Maskenball. Das neueste reichsdeutsche Reglement ist verzweifelt prosaisch, kennt überhaupt nur noch Marketender generis masculini aus dem Stande der Beurlaubten und der Landwehr und sieht viel mehr auf "solide," "coulante" und "vermögliche" Leute, die eine Caution von 150 bis 300 Mark erlegen, als auf irgend welche Romantik. Von romantischen Verhältnissen ist in dem ganzen Reglement keine Rede, sondern nur davon, daß sie dem Militärgerichtsstand, den Kriegsgesetzen und militärischen Strafen unterworfen sind und Mannschaftslöhnung, freies Quartier, freie Eisenbahnfahrt und Naturalverpflegung erhalten. Kurz, man ersieht auch daraus, daß die Kriege alle Romantik und Anziehungskraft verlieren und deshalb nächstens ganz aussterben werden.
- 1876 ist ein Maikäfer=Flugjahr. Ueber und unter der Erde ist der Maikäfer ein schonungsloser, unersättlicher Bandit; ob ein "Walker" oder "Türke" oder "Mohr" - im Verwüsten kommen sich seine verschiedenen Arten gleich. Ihre Larven fressen sogar 25-30 Fuß hohe Obstbäume an und berauben diese namentlich ihrer Wurzelhaut. Wer solche leidende Bäume je gesehen, wem je ein Lieblingsbaum gegilbt und endlich eingegangen ist, der wird sich nicht zum Linksanwalt dieses gemeinschädlichen Käfers machen und wenn je ein Bannstrahl in der Ordnung war, so war es der, welchem 1479 das geistliche Gericht in Lausanne wider die Engerlinge schleuderte. Die Maikäfer darf man mit Fug und Recht als die Heuschrecken des Abendlandes bezeichnen und ein Vernichtungskrieg gegen sie ist geboten. Dies gilt vollends in jedem Schaltjahr, da ein solches meist ein Käfer=Flugjahr ist. Denn 4 Jahre braucht durchschnittlich das Insekt, um sich aus dem Engerling bis zum fertigen Käfer zu entwickeln, während er als solcher nach kurzer Lenzeslust sein Leben schließt, aber nicht ohne für eine überreiche Nachkommenschaft gesorgt zu haben. 400 bis 500 Eier legt ein Maikäfer=Weibchen und aus denselben schlüpfen im nächsten September die etwa 3 Linien langen Engerlinge, um sich sofort an die Wurzeln von Gras und Samen zu machen. Dann fallen die Larven in tieferem Boden in den Winterschlaf, kommen aber zum Frühling allemal wieder höher herauf, um weiter zu fressen, bis auch sie sich vollständig ausgebildet haben. Allerdings erziehen sich die Maikäfer=Jahre ihre Feinde selber und die fette Nahrung veranlaßt starke und mehrmalige Bruten derjenigen Vögel, welche die natürlichen Feinde des Maikäfers sind, unter ihnen voran der Staar. Daher sind auch dieser und die andern gefiederten Käfervertilger zu schützen und zu pflegen, ebenso von andern Thieren namentlich die Maulwürfe zu schonen: ein Maulwurf kann des Tages, da er 3mal mehr zu fressen vermag, als er wiegt, 20-30 Engerlinge und Käfer vertilgen. Aber auch unmittelbar muß der Mensch die Verwüster seiner Culturen bekämpfen und das geschieht am besten Morgens. Dann sind die Käfer meistens frosterstarrt und lassen sich leicht von den Bäumen schütteln. Hierauf tödtet man sie im heißen Wasser, schichtet sie zwischen Laub und Erde und gewinnt so einen äußerst fetten Dünger. Nach Professor Stöckhardt haben 100 Pfd. frische Maikäfer einen Dungwerth von 8 Mark.


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