No. 36
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. Mai
1876
sechsundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1876 Nr. 36 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. I. Maj. die Kaiserin Augusta weilt seit dem Mittwoch voriger Woche auf Schloß Windsor zu Besuch bei der Kaiserin=Königin Viktoria. Empfangen wurde dieselbe in Dover von dem Oberstkämmerer Earl Sidney und dem deutschen Botschafter Grafen zu Münster. In Clapham begrüßte der Herzog von Edinburg die Kaiserin und begleitete dieselbe nach Windsor. Nach den bisherigen Dispositionen gedenkt Ihre Majestät morgen Schloß Windsor wieder zu verlassen, um einen mehrtägigen Aufenthalt in London zu nehmen. Nach der Rückkehr aus England wird die Kaiserin einige Tage in Coblenz verweilen und dann zum Gebrauche einer Frühjahrskur sich nach Baden=Baden begeben.
Preußen. Nach einer zwischen Preußen und Mecklenburg=Schwerin getroffenen Vereinbarung über die Verfolgung und Bestrafung von Forstfreveln, die von Angehörigen des Großherzogthums auf preußischem Gebiete verübt werden, sollen dieselben fortan bei den preußischen Beamten der Staatsanwaltschaft zur Anzeige gebracht werden; und die von den preußischen Gerichten erkannten Strafen sollen im Requisitionswege gemäß § 33 des Gesetzes vom 21. Juni 1869, betr. Gewährung der Rechtshilfe, vollstreckt werden. Falls eine das in diesem Gesetze angegebene Maß überschreitende Freiheitsstrafe erkannt wird, kann die Auslieferung des Verurtheilten verlangt werden. Wahrscheinlich ist das Verhältniß auch ein umgekehrtes.
Das Abgeordnetenhaus verhandelte am vorigen Mittwoch über den Antrag des Abg. Kapp, welcher dahin lautete: "Die Königl. Staatsregierung aufzufordern, den am 18. Juli 1867 mit dem Fürsten von Waldeck abgeschlossenen Vertrag im Laufe dieses Jahres zu kündigen." Der liberale Antragsteller verstieg sich bei Begründung seines Antrags so weit, dem Fürstenthum Waldeck die Fähigkeit zu politischer Selbstständigkeit abzusprechen, von einer "hohlen, hinfälligen, überflüssig gewordenen Souveränität" zu reden und "die einfache Annexion des Ländchens an Preußen" zu empfehlen. Es ist kaum glaublich, daß der Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums, Camphausen, auf diesen unerhörten Ausfall gegen einen deutschen Fürsten nichts anderes zu erwidern gewußt haben soll, als daß die preußische Staatsregierung durchaus nicht den Fürsten von Waldeck zu einem überflüssigen Fürsten machen wolle. Wenn im preußischen Abgeordnetenhause öffentlich und vor den Ohren der Minister derartige Angriffe gegen einen deutschen Fürsten gerichtet und ungestraft die Frage ventilirt werden darf, ob es nicht besser sei, diesen oder jenen deutschen Staat zu annektiren, da ist es weit genug gekommen! Allerdings glauben wir nicht, daß solche Gelüste eines raubgierigen Großpreußenthums irgendwelche Aussicht auf Befriedigung haben, denn da ist das hohe Rechtsgefühl unseres edlen Kaisers davor. Aber wir müssen doch fragen, ob denn jene "Reichsfreunde," die es wenigstens zu sein vorgeben, wirklich meinen, durch solche frivole Reden das Reich zu bauen und den Frieden im deutschen Reiche zu fördern? Diese Verhandlung im preußischen Abgeordnetenhause hat auf's neue gezeigt, wie dringend nothwendig es ist, daß endlich die Herrschaft des Liberalismus zu Ende gehe, eines Liberalismus, der keine Verträge achtet, dem keine Gesetze heilig sind, der Recht und Gerechtigkeit nicht kennt, wie viel er davon zu reden und sich damit zu brüsten weiß, und der da meint, leichtlich Gesetze und Verträge umstoßen und das Recht nach seiner Schablone modeln zu können. Hoffentlich stehen die den deutschen Fürsten garantirten Rechte noch fest, bis dem Liberalismus die bereits angesagte letzte Stunde schlägt.
Der Abg. Kapp hat übrigens seinen Antrag zurückgezogen, "von der ministeriellen Erklärung befriedigt." Der Finanzminister Camphausen hatte nämlich außer seiner Erklärung betreffs der "überflüssigen Souveränität" die Erklärung abgegeben, daß das Ministerium bereits die Ermächtigung dazu erhalten habe, den Accessionsvertrag mit Waldeck zu kündigen.
Unter den übrigen Berathungen des Abgeordnetenhauses ist die wichtigste die Berathung des Synodalordnungsgesetzes oder der Kirchenverfassung für die preußische Landeskirche. Wie zu erwarten stand, wurde die Vorlage meist nach den Anträgen der Kommission angenommen; und nur hier und da wurde dieselbe nur noch weiter im liberalistischen Sinne verbessert. So wurde der Antrag des Abg. Virchow angenommen, wonach "den Organen der Landeskirche bei der Anstellung der theologischen Professoren und der Seminardirektoren eine Mitwirkung nicht mehr zustehen" soll. Doch welche Gestalt auch immer das Gesetz schließlich erhalten wird, jedenfalls macht es die preußische Landeskirche zu einer Staatskirche im eigentlichsten Sinne, die mit der Kirche des Herrn nur noch den Namen gemein hat, die vor allem den festen Grund des Bekenntnisses entbehrt, und der bald auch unter der Herrschaft des "religionslosen Staates" die Lebenslust und das Lebenslicht des reinen Gotteswortes gänzlich entzogen sein wird. Hoffentlich wird das Gesetz den guten Erfolg haben, daß es die bekenntnißtreuen Glieder der Kirche endlich aus der Union hinaustreibt.
Ein ebenso interessanter als lehrreicher Streit hat sich zwischen der offiziösen "Nordd. Allgem. Z." und anderen liberalen Zeitungen entsponnen. Die letzteren wagen nämlich der im ganzen Volke immer mehr sich bemerklich machenden Misstimmung gegenüber nicht mehr die auf allen Gebieten immer deutlicher zu Tage tretenden schlimmen Erfolge der modernen Gesetzgebung zu leugnen; aber sie suchen natürlich von ihrer Partei die Schuld abzuwälzen; und da sich kein anderer Sündenbock finden will, so schieben sie die Schuld der Regierung zu. Dem gegenüber führt ihnen die "Norddeutsche" zu Gemüthe, daß die liberale Majorität ja "auch ihre politische Einsicht in der Gesetzgebung zur Geltung gebracht habe; und man könne ihr um so weniger gestatten, in den Fällen, in welche diese Gesetzgebung nicht die vorausgesehene Wirkung und also auch nicht die Gunst der öffentlichen Meinung fand, sich hinterher von der Verantwortlichkeit loszu=

[ => Original lesen: 1876 Nr. 36 Seite 2]

sagen." Ein edler Streit, in dem wohl keine Seite gewinnen wird.
Wie klar übrigens auch die liberale Presse die durch die liberale Wirthschaftspolitik geschaffene trostlose Lage erkennt, zeigt folgende Satire der liberalen "Augsb. Allg. Z." Das Blatt schreibt: "Das Gewerbe ist frei, und jeder Pfuscher kann treiben, was er will; das Geschäft ist frei, und Jedermann kann Bankerott machen, bevor er noch kaum seinen Laden eröffnet hat; die Gründung ist frei, und die Verwaltungsräthe können die Aktionäre Scheeren, soweit Wolle vorhanden ist; die Konkurrenz ist frei, und alle Ueberwachung hat aufgehört; die Gesellen ziehen mittelst Striken den Meistern die Haut ab, die Produzenten mittelst Assoziation den Konsumenten und so fort - kurz das Haus des Gehenlassens steht wohl gezimmert und gefügt, doch ach - es wankt der Grund, auf dem sie bauten." Schärfer kann der Liberalismus mit seinen Werken wohl kaum verurtheilt werden, als es da von einem Parteigenossen geschieht. Aber welche Kunststückchen der Liberalismus auch ersinnen mag, um sich weiß zu waschen, das deutsche Volk wird sich wohl nicht noch einmal täuschen lassen, sondern wird bei den nächsten Reichstagswahlen wohl wissen, was es zu thun hat.
Sachsen. Wie behauptet wird, geht die Regierung mit der Absicht um, sämmtliche sächsische Privatbahnen anzukaufen. Bestätigt wird diese Nachricht dadurch, daß die Regierung soeben durch Kommissare des Finanzministeriums alle sächsischen Privateisenbahnen bereisen und abschätzen.
Großbritannien. Im Unterhause hat der Deputirte James den Antrag eingebracht, der Regierung formell ein Tadelvotum für die Sprache zu ertheilen, in welcher die Proklamation über die Annahme des neuen Titels abgefaßt sei. Doch scheint sich der Premier Disraeli vor dieser Interpellation nicht zu fürchten, derselbe erklärte, daß er die Interpellation nicht als ein Tadelsvotum, sondern als ein Mißtrauensvotum auffasse.


Anzeigen.

Der Neubau eines Küster= und Organisten=Wohnhauses hieselbst soll mit Lieferung aller Materialien in Entreprise an einen zuverlässigen Unternehmer vergeben werden. Riß und Anschlag, sowie die näheren Bedingungen können in der hiesigen Amtsregistratur eingesehen werden, und sind die schriftlichen Offerten

bis zum 12. d. M.

hierher einzureichen.
Schönberg, den 3. Mai 1876.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Concursmäßiger Verkauf
eines Grundstücks.

Das zur Concursmasse des Brinksitzers Gastwirth Hans Meincke in Einhaus gehörende Brinksitzer= und Schankgewese c. p. soll zum öffentlich meistbietenden Verkauf gebracht werden.
Zu dem Ende wird

1ster Termin
auf den 12. Mai 1876, Vorm. 11 Uhr,
2ter Termin
auf den 9. Juni 1876, Vorm. 11 Uhr,
3ter und letzter Termin
auf den 7. Juli 1876, Vorm. 11 Uhr,

im Sitzungssaal des unterzeichneten Gerichts angesetzt.
Ratzeburg, den 17. April 1876.

Königlich herzogliches Amtsgericht.
Sachau. H.0928b.                          Bodmer.


Die
Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt
in Schönberg

ist an jedem Mittwoch von 8 - 12 Uhr Vormittags geöffnet.

Das Directorium.


Kampfgenossen=Verein 1870/71.
Am Sonntag, den 14. Mai d. Js.,
Nachmittags 3 Uhr,
Versammlung
im Vereinslokale.
Neuwahl des Vorstandes.
Schönberg.                           Der Vorstand.

Am Mittwoch, den 10. Mai d. J., Abends 8 Uhr, Vorversammlung der Vorstandsmitglieder.


Industrie-Ausstellung
am Thierschautage den 23. Mai 1876 zu Schönberg.

Mit der am Tage der Thierschau zu Schönberg stattfindenden Industrie=Ausstellung soll mit Erlaubniß der Großherzoglichen Landvogtei eine Verloosung von daselbst angekauften Industrie=Gegenständen verbunden werden.
Es werden daher alle Diejenigen, welche Erzeugnisse der einheimischen Industrie zur Ausstellung liefern wollen, ersucht, solche am 10. Juni Abends oder spätestens am 11. Juni bis 9 Uhr Morgens bei unterzeichnetem Comite einzuliefern und zwar in das eigens zu diesem Zwecke aufgestellte Zelt auf dem Baubrink.
Jeder Aussteller hat seine Ausstellungs=Gegenstände mit seinem Namen zu versehen und den Preis dabei zu notiren, wofür es käuflich.
Jeder Aussteller muß seine Ausstellungs=Gegenstände selbst beaufsichtigen oder durch sichere Personen beaufsichtigen lassen, da das Comite in keiner Beziehung eine Garantie übernehmen kann, wiewohl ein zuverlässiger Wächter im Zelte angestellt ist.
Jeder Aussteller muß sich den Anordnungen der Mitglieder des Industrie=Comite's hinsichtlich der Ausstellung fügen.
Loose zur Industrie=Ausstellung à 1 M. (25 Stück 24 M.) sind bei den unterzeichneten Mitgliedern des Comite's fortwährend zu haben, wie auch am Tage der Thierschau im Comite=Zelte.
Alle Aussteller werden gebeten, zum Zwecke der Gewinnung von Platz möglichst früh die Ausstellungs=Gegenstände bei dem Herrn Rentier J. Greiff in Schönberg anzumelden, wo sie dann zugleich eine Karte zum freien Eintritt in die Ausstellungsräume entgegennehmen können.
Die Gewinnliste wird am Freitag den 26. Mai durch die hiesigen "Wöchentlichem Anzeigen" publicirt werden.
Schönberg, den 8. Mai 1876.

H. Oldörp.           G. W. Wicke.
L. Bicker.            J. Greiff.     


Bekanntmachung.

Der diesjährige Frühjahrsbeitrag der Mitglieder des Lübecker Feuer=Versicherungs=Vereins der Landbewohner ist in der Zeit vom 15. bis 31. Mai d. J. mit Drei Zehntel des einfachen Ansatzes (3/10 Simplum) auf dem hiesigen Büreau zu entrichten.
Lübeck, den 7. April 1876.

Die Direction des Lübecker Feuer=Versicherungs=Vereins für Landbewohner.

Namens derselben      
Bruhn,              
Secretair.            


Feuerversicherungsbank für Deutschland zu Gotha.

Nach dem Rechnungsabschlusse der Bank für 1875 beträgt die Ersparniß für das vergangene Jahr

77 Procent

der eingezahlten Prämien.
Jeder Banktheilnehmer in hiesiger Agentur empfängt diesen Antheil nebst einem Exemplar des Abschlusses vom Unterzeichneten, bei dem auch die ausführlichen Nachweisungen zum Rechnungsabschlusse zu jedes Versicherten Einsicht offen liegen.
Denjenigen, welche beabsichtigen, dieser gegenseitigen Feuerversicherungs=Gesellschaft beizutreten, giebt der Unterzeichnete bereitwilligst desfallsige Auskunft und vermittelt die Versicherung.
Schönberg, den 4. Mai 1876.

Wilh. Schrep.
Agent der Feuerversicherungsbank f. D. zu Gotha.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 36 Seite 3]

Statt besonderer Meldung.

Heute Nachmittag wurden wir durch die Geburt eines Sohnes hoch erfreut.
Lockwischer Mühle, den 7. Mai 1876.

G. Creutzfeldt und Frau         
geb. Schröder.               


Für Boitzenburg
habe ich ferner von Herrn O. 3 M. erhalten.
Weitere Gaben nimmt gerne entgegen
Schönberg.                          Fr. W. Konow.


Heinrich Kock,
Uhren= Gold= und Silberwaaren Handlung
in Schönberg,
empfiehlt: goldene und silberne Taschen=Uhren, Regulateure, Pariser Pendulen, Rahmen= und amerikanische Wanduhren, Talmi=, Nickel=, vergoldete und stählerne Westenketten, sowie eine reichhaltige Auswahl feiner goldener Herrn= und Damenketten, Brochen und Ohrringe, Armbänder, Kreuze, Medaillons, Trau= und Siegelringe, silberne Frucht= und Zuckerschaalen, Menagen, Theesiebe, Serviettenringe, Fisch= und Kuchenheber, Potage=, Eß= und Theelöfel.

Reparaturen an Uhren und Goldwaaren werden gut und möglichst billig von mir ausgeführt.


Hiermit mache ich die Anzeige, daß ich von jetzt an

Blumenkohl,
Sommer= und Winterkohl,
                          später
diverse Blumenpflanzen,
Porro,
Sellerie, Kohlrabi,
rothen Kohl, Rosenkohl,
Wirsingkohl,
braunen Kohl,
Rothebeth und
Runkelrübenpflanzen
verkaufe.

H. Brüchmann      
in Schönberg.       


Neue
Tapeten, Borden und Rouleaux
empfiehlt                           C. Schwedt in Schönberg.


Filzhüte, Strohhüte, Mützen

für Herren und Knaben, in der neuesten Facon, empfiehlt

Schönberg.                           Heinr. Schäding.


Milchsatten,

prima Waare, sowie sämmtliche

Koch= und Kücheneinrichtungen, Petroleum=Kochapparate u. s. w.
empfehle bestens.                          H. C. Weinrebe.

Schönberg 1876.


Am Donnerstag und Freitag,
den 18. und 19. Mai,
findet bei mir ein
Scheibenschießen nach Gewinnen

statt, wozu ich meine geehrten Gönner ergebenst einlade.
Büchsen und Schießbedarf werden von mir gehalten und kostet der Satz von 3 Schüssen - worauf aber nur l Gewinn fallen kann, 1 M.

Gastwirth Kaven
in Pogetz.


Erlanger Bier
auf Gebinden und Flaschen, sowie
Grevesmühler u. andere Bayrische Biere
empfiehlt zu bekannten niedrigen Preisen.
Schönberg.                           H. Duve.


Man biete dem Glücke die Hand!
375,000 R.-Mark

Haupt-Gewinn im günstigen Falle bietet die allerneueste grosse Geldverloosung, welche von der hohen Regierung genehmigt und garantirt ist.
Die vortheilhafte Einrichtung des neuen Planes ist derart, dass im Laufe von wenigen Monaten durch 7 Verloosungen 43,400 Gewinne zur sichern Entscheidung kommen, darunter befinden sich Haupttreffer von eventuell R.-M. 375,000, speciell aber
1 Gewinn à M. 250,000,
1 Gewinn à M. 125,000,
1 Gewinn à M. 80,000,
1 Gewinn à M. 60,000,
1 Gewinn à M. 50,000,
1 Gewinn à M. 40,000,
l Gewinn à M. 36,000,
3 Gewinne à M. 30,000,
1 Gewinn à M. 25,000,
5 Gewinne à M. 20,000,
6 Gewinne à M. 15,000,
7 Gewinne à M. 12,000,
11 Gewinne à M. 10,000,
26 Gewinne à M. 6000,
55 Gewinne à M. 4000,
200 Gewinne à M. 2400,
412 Gewinne à M. 1200,
621 Gewinne à M. 500,
700 Gewinne à M. 250,
21,350 Gewinne à M. 138
etc. etc.
Die Gewinnziehungen sind planmässig amtlich festgestellt.
Zur nächsten ersten Gewinnziehung dieser grossen vom Staate garantirten Geldverloosung kostet

1 ganzes Original=Loos nur Mark 6,
1 halbes Original=Loos nur Mark 3,
1 viertel Original=Loos nur Mark 1 1/2
Alle Aufträge werden sofort gegen Einsendung, Posteinzahlung oder Nachnahme des Betrages mit der grössten Sorgfalt ausgeführt und erhält Jedermann von uns die mit dem Staatswappen versehenen Original-Loose selbst in Händen.
Den Bestellungen werden die erforderlichen amtlichen Pläne gratis beigefügt und nach jeder Ziehung senden wir unseren Interessenten unaufgefordert amtliche Listen.
Die Auszahlung der Gewinne erfolgt stets prompt unter Staats-Garantie und kann durch directe Zusendungen oder auf Verlangen der Interessenten durch unsere Verbindungen an allen grösseren Plätzen Deutschlands veranlasst werden.
Unsere Collecte war stets vom Glücke begünstigt und hatte sich dieselbe unter vielen anderen bedeutenden Gewinnen oftmals der erste Haupttreffer zu erfreuen, die den betreffenden Interessenten direct ausbezahlt wurden.
Voraussichtlich kann bei einem solchen auf der soliden Basis gegründeten Unternehmen überall auf eine sehr rege Betheiligung mit Bestimmtheit gerechnet werden, und bitten wir daher, um alle Aufträge ausführen zu können, uns die Bestellungen baldigst und jedenfalls vor dem 31. Mai d. J. zukommen zu lassen.

Kaufmann & Simon,
Bank- u. Wechsel-Geschäft in Hamburg

Ein- und Verkauf aller Arten Staatsobligationen, Eisenbahn-Actien und Anlehensloose.

P. S. Wir danken hierdurch für das uns seither geschenkte Vertrauen und indem wir bei Beginn der neuen Verloosung zur Betheiligung einladen, werden wir uns auch fernerhin besteben, durch stets prompte und reelle Bedienung die volle Zufriedenheit unserer geehrten Interessenten zu erlangen.

D. O.     


Unsere auf der Leipziger Messe persönlich eingekauften Waaren empfehlen wir gehorsamst. Die Zeitverhältnisse begünstigten unseren Einkauf und empfehlen wir gute, reelle Waaren zu sehr billigen Preisen.

Gebr. Burchard.     
Schönberg.         


Schwarze Seidenzeuge
echte Lyoner Waare

in solch' prachtvoller Qualität und Farbe, daß jedes andere Fabrikat diesem nicht zur Seite gestellt werden kann, empfehlen angelegentlichst

Gebr. Burchard.     
Schönberg.         


Gardinen
in Mull, Zwirn und Tüll

in großer Auswahl sehr billig bei

Gebr. Burchard.     
Schönberg.         


[ => Original lesen: 1876 Nr. 36 Seite 4]


Großes Concert
in meinem Locale, ausgeführt von der Singspiel=Gesellschaft Steiniger aus Hamburg,
bestehend aus 6 Personen, 4 Damen und 2 Herren, unter Mitwirkung des Komikers Herrn Drescher vom Urania=Theater in Hamburg, sowie des Pianisten Herrn Steiniger.
Entree à Person 30 Pfennige,
wofür Getränke verabfolgt werden.
Echt Erlanger Bier vom Faß, vorzügliche Roth= und Weiß=Weine in 1/4 Gläser und auf Flaschen, kalte und warme Speisen, besetztes Büffet.
Wozu ergebenst einladet
Schönberg den 8. Mai 1876.                           H. Duve.


Preußische Hagel=Versicherungs=Actien=Gesellschaft.

Dieselbe versichert Bodenerzeugnisse gegen Hagelschaden. Die Prämien sind fest und billig, Nachschüsse werden also niemals erhoben. Die Schäden werden wie in früheren Jahren coulant regulirt und binnen Monatsfrist nach Feststellung voll und baar bezahlt. Versicherungen auf mehrere Jahre genießen einen angemessenen Prämienrabatt, welcher sofort von der Jahresprämie in Abzug gebracht wird.
Der Unterzeichnete ist zu jeder Auskunft und zur persönlichen Aufnahme von Versicherungen stets bereit und empfiehlt dem landwirthschaftlichen Publikum obige Gesellschaft ganz ergebenst.

Maurermeister C. Bartels in Ratzeburg.     


Bilanz
der
Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin
pro ultimo April 1876.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schwerin, im Mai 1876.

Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director.
C. L. F. Soltau, General=Agent.


Die Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebensversicherungen, Leibrenten=Versicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Commissions=Geschäfte durch das unterzeichnete Bureau zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt.

Bureau der Mecklenburgischen Lebens=Versicherungs= und Sparbank in Schönberg.
W. Stephan.      W. H. Schacht.


Eine Windmühle, (Holländer)

bei einer Bahnstation im Lüneburgischen, mit großem Wohnhause und Gastwirthschaft, ist gegen 2000 Taler (Mecklenburg) Anzahlung bei festen Hypotheken sehr preiswerth zu kaufen. A. Blumenberg in Hannover, Georgstraße 32, giebt Auskunft.

(H.0622a.)     


Zwei Küchenmädchen

für den Rathsweinkeller gegen hohen Lohn.
Anmeldungen bei Frau Töpfer, Hotel Stadt Hamburg in Lübeck.      (H.01006b.)


2 gute Ziegen,

Ziegenbock beide Milchgeber, stehen zum Verkauf. Wo? sagt die Expedition der Anzeigen zu Schönberg.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M -Pfennig  bis 22 M -Pfennig.
Roggen16 M 50Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Gerste15 M -Pfennig  bis 16 M -Pfennig.
Hafer17 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,10 .
Hühner d. St. M1,50 .
Tauben d. St. M0,50 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,45 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,05 .
Eier 7 St. für M0,30 .


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 36 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 36 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 9. Mai 1876.


- In Berliner Briefen wird darauf aufmerksam gemacht, daß der russische Czaar auf seiner Erholungsreise nach Deutschland sich von einem vollständigen Bureau des auswärtigen Amtes werde begleiten lassen. Auch gewinne der Umstand Bedeutung, daß Fürst Gortschakoff "diesmal" dem Czaar nach Ems folgen werde, während er sonst direkt über Berlin nach Wildbad zu gehen pflegte.
- Der Papst soll seit einiger Zeit sichtlich schwächer werden und sein erster Rathgeber, der Cardinal Antonelli ist auch so krank, daß dessen Zustand als hoffnungslos bezeichnet wird.
- Der König von Baiern hat die Genehmigung für die Aufstellung eines Denkmals für den Fürsten Bismarck in Kissingen ertheilt. Dasselbe soll jedoch nicht an dem Schauplatze der ruchlosen That, sondern in den Anlagen errichtet werden, wo der Reichskanzler Genesung gefunden hat.
- Der Prinzeß Charlotte, des deutschen Kronprinzen ältester Tochter, die seit einigen Wochen in St. Leonards verweilt, ist der Aufenthalt an der englischen Seeküste sehr wohl bekommen und hat auch länger gedauert, als ursprünglich beabsichtigt war.
- Der König von Griechenland und die Königliche Familie, sowie der Kronprinz und die Kronprinzessin von Dänemark sind am Sonnabend in Rom eingetroffen und am Bahnhofe vom Könige empfangen worden.
- Ueber das neue deutsche Infanterie=Gewehr sind neuerdings mehrfache Veröffentlichungen erfolgt, die in verschiedenen, in ihnen enthaltenen Einzelheiten nicht ohne Interesse erscheinen. Danach besitzt die neue Infanteriewaffe ein Kaliber von 11 Millimeter einen 50kalibrigen, sehr scharfen Drall und flache Züge von 0,3 Millimetern. Das Schloß enthält einen Cylinderverschluß mit Selbstspannvorrichtung, und ist für den Gebrauch einer Metallpatrone berechnet, wobei die Entfernung der verbrauchten Patronenhülse durch einen Extractor bewirkt wird. Die sehr starke Pulverladung besteht aus 5 Gramm des neuen, gegen das früher gebräuchliche Gewehrpulver wesentlich offensiveren Pulvers, daß Geschoß wiegt 25 Gramm. Die Tragweite des Gewehrs stellt sich bei 35 Grad Elevation auf beinahe 3000 Meter, also auf weit über ein Viertel deutsche Meile. Die Visireinrichtung reicht bis 1600 Meter und wird die Visirnahme bis zu 270 Meter = 350 Schritt durch ein Standvisir, von da bis 350 Meter durch eine kleine Kappe und auf Entfernungen von 400 bis 1600 Meter durch ein Schiebvisir bewirkt. Die Feuergeschwindigkeit stellt sich für geübte Schützen bei freihändig hingelegten Patronen zu 26 und für die Gefechtsaction beim Schnellfeuer noch zu 12 bis 14 Schuß in der Minute. Die Länge des Gewehres beträgt 1,35 Meter, das Gewicht 4,54 Kilo, also wenig über 9 Pfund. Es wird noch angeführt, daß das neue deutsche Gewehr die von seiner Leistungsfähigkeit gehegten günstigen Erwartungen nicht nur vollkommen und in allen Beziehungen erfüllt, sondern eher noch übertroffen hat.
- Ueber den Unglücksfall, welcher sich am 30. April kurz vor 2 3/4 Uhr Nachmittags durch Kesselexplosion auf dem Dampfboot "Luise" bei Rüdesheim zugetragen hat, liegen jetzt nähere Nachrichten vor. Das Boot, daß von Bingen herübergekommen war und noch an der Landungsbrücke in Rüdesheim lag, um Passagiere von der Bahn und Touristen aufzunehmen, flog in dem Augenblicke in die Luft, als es sich zu füllen begann und ungefähr 40-50 Personen das Verdeck bereits betreten hatten. Augenzeugen können den Anblick nicht schrecklich genug schildern. Das Ufer wurde mit Schiffstrümmern aller Art bedeckt und der riesige Mantel des Kessels 300 Fuß weit in einen Weingarten geschleudert; der Kessel selbst flog mit solcher Gewalt gegen die Mauer des Bahndammes, daß ein Theil der Steinverkleidung zertrümmert herabstürzte. Einzelne Maschinentheile hat man in noch größerer Entfernung in Rüdesheim selbst, sowie in den Weinbergen aufgefunden. Der Schiffskörper, durch die Gewalt des Druckes gehoben, liegt umgekehrt im Wasser, während Vorder= und Hinterdeck sich lostrennten. Ungefähr 20 Personen von den Eingestiegenen wurden gleich nach der Explosion durch Schiffsleute aus dem Wasser gezogen. Der Heizer, die einzige Person, welche über die Ursache des Unfalls zuverlässige Auskunft hätte geben können, befindet sich mit unter den Todten. Nach ungefährer Schätzung sind etwa 20 bis 25 Menschen ums Leben gekommen; darunter einige bekannte Personen aus der Umgegend, aber auch Fremde, über deren Persönlichkeit noch nichts Näheres hat ermittelt werden können. Wie ein Wunder wird die Rettung einiger Kinder geschildert, die sich, bis Hülfe herbeikam, an schwimmenden Trümmern festgeklammert hatten. Man hofft, daß eine genaue Untersuchung nicht nur die Ursache dieses Unglücksfalls aufklären, sondern auch die Aufmerksamkeit der Behörden auf andere Schiffe lenken werde, deren diensttüchtiger Zustand von mancher Seite angezweifelt wird.
- Eine Hiobspost, die einen sehr niederschmetternden Eindruck machte, ist dieser Tage aus Atchin in Rotterdam angelangt: Die Atchinesen haben einen der äußersten Vorposten, der von einem Hauptmann befehligt wurde, überrascht und 67 Mann mit allen Offizieren niedergemacht. Die gräßlich verstümmelten Leichen der Offiziere und Soldaten, an denen die Atchinesen ihre Wuth ausgelassen haben, wurden gefunden und beerdigt. Der den Posten befehligende Offizier hieß van Swieten, und ist ein Sohn des bekannten Generals van Swieten, des Eroberers des Kralon. Auffallenderweise ist dies innerhalb Jahresfrist das zweite Mal, daß den Atchinesen ein derartiger Ueberfall gelang.
- Eine der großen Plagen für den Landwirth ist die Kleeseide, auch Teufelszwirn genannt. Sie ist der verderblichste Feind der Kleepflanze, von deren Säften sie zehrt, die sie umspinnt und vernichtet. Bisher hat man nur auf Mittel gesonnen, das Unkraut auf den Feldern auszurotten und zwar mit wenig Erfolg, erst neuerdings wendet man auch dem Samen Aufmerksamkeit zu. So hat in diesem Frühjahr Herr Domänerath Klein auf Tambuchshof bei Ohrdruf von verschiedenen Handlungen Samenproben von Kopfklee und Luzerne bezogen und auf Kleeseide sorgfältig untersucht. Keine einzige Probe erwies sich als rein, vielmehr fanden sich in je 10 Gramm (1 Neuloth) meist 2-5, in einer Luzerneprobe sogar 25 Korn Kleeseide. Rechnet man auf den Acker 10 Pfund Samengut, so ergiebt dies, wenn jedes Korn aufgeht, 1000-2500, im letzteren Falle sogar 12,500 Stengel Kleeseide. Wo bleibt da die Kleeerndte? Unter solchen Umständen ist es von höchstem Interresse, den winzigen Kleeseidesamen kennen zu lernen, und hat sich daher der obengenannte Herr in dankenswerthem Entgegenkommen bereit erklärt, solchen Samen, soweit der Vorrath reicht, an landwirthschaftliche Vereine unentgeltlich abzugeben. Einen Apparat zum sicheren Reinigen des Kleesamens in größeren Quantitäten läßt derselbe soeben anfertigen.
- Eine auffällig große Zahl junger Kaufleute und junger Damen aus den höheren Kreisen der Rätherinnen in Berlin fühlt jetzt den inneren Beruf, sich der Bühne zu widmen und der Kunst als Stütze zu dienen. Theater=Directoren und Agenten werden unbarmherzig von ihnen in die Enge getrieben. Bei dem gegenwärtigen Mangel an lohnender Beschäftigung träumt Jeder und Jede von den Ehren und Schätzen, welche die Kunst ihren Jüngern in den Schooß zu schütten pflegt.

[ => Original lesen: 1876 Nr. 36 Seite 6]

- Ein eigenthümlicher Zufall traf nach einer der "Nat.=Ztg." gewordenen Mittheilung den Personenzug der Stettiner Bahn zwischen Chorin und Neustad=Eberswalde am Donnerstag Nachmittag. Der Maschinenführer wurde während der Fahrt vom Schlage getroffen und stürzte sofort auf seiner Maschine zusammen. Der Heizer übernahm die Führung der Maschine bis Neustadt, woselbst alle möglichen Versuche gemacht wurden, den vom Schlage Betroffenen in das Leben zurückzurufen. Die Bemühungen blieben aber ohne Erfolg.
- Geheimnißvolle Explosion. Ein in Clerkenwell (Mitt=London) wohnender Uhrmacher, Namens Larkin, wurde dieser Tage beinahe das Opfer eines Verbrechens, das an die Gräuelthat von Bremerhaven erinnert. Er erhielt auf dem gewöhnlichen Wege, durch Packetpost, eine Schachtel zugesendet, bei deren Oeffnung eine furchtbare Explosion erfolgte, die den armen Mann übel zugerichtet an die Wand schleuderte und in seinem Laden Alles zertrümmerte. Die Schachtel war etwa acht Zoll lang, fünf Zoll breit und, wie die nachfolgende Untersuchung der vorgefundenen Stücke ergab, aus Tannenholz, mit Zinn gefüttert und mit gewöhnlichem Schießpulver gefüllt. Ein Mechanismus war so angebracht, daß beim Heben des Deckels die Explosion erfolgen mußte, und Herr Larkin erinnert sich, auch ein klirrendes Geräusch vernommen zu haben, ehe die Explosion eintrat. Der arme 77 jährige Mann weiß von keinem Feinde und hat keine Ahnung, wo der Anstifter des ruchlosen Mordversuches gegen ihn zu suchen sei.
- Bei einer geselligen Abendunterhaltung des "Vereins der Bayern in Berlin" während der Osterfeiertage, welche von Mitgliedern und eingeladenen Gästen sehr zahlreich besucht war, hatte der Geist acht bayrischer Gemüthlichkeit seine Schwingen ausgebreitet und Herzen und Lippen geöffnet. Unter den anwesenden Kampfgenossen aus dem letzten Kriege wurden Erinnerungen lebendig, die zu Erzählungen freudiger und schmerzlicher Erlebnisse aus dem bewegten Kriegsleben immer neuen Stoff lieferten. Da ergriff auch ein breitschultriger Herr mit mächtigem hellblonden Vollbart das Wort: "Zur Zeit, als die Bourbacki'sche Armee Süddeutschland bedrohte, lag unser Regiment im südlichen Elsaß. Ich war damals noch Vizefeldwebel. Unsere Soldaten hatten viel unter den fortgesetzten heimtückischen Angriffen der Franktireurs zu leiden. Mancher brave Kamerad sank, von einer aus dem Hinterhalte gesendeten Kugel getroffen, todt oder schwer verwundet an unserer Seite nieder. Das erbitterte unsere Leute aufs Aeußerste, unbarmherzig machten sie Jagd auf die gefährlichen Feinde. Alles, was mit bewaffneter Hand in unsere Gefangenschaft gerieth, ohne einer regulären Truppe anzugehören, wurde ohne viele Umstände erschossen. Bei einer solchen Gelegenheit war es, als ich mit meinem Zuge einen Wald abgesucht hatte und auf einer freien Fläche angekommen, mit einer anderen Abtheilung unseres Regiments zusammentraf. Der Führer der letzteren, ein mir befreundeter Unteroffizier, lag todt, 5 Mann verwundet auf dem Platze. Auch mehrere Freischützen waren im Kampfe getödtet, ihrer 6 aber lebendig gefangen worden. Diese hatten eben am Saume des Waldes ihr gemeinschaftliches Grab graben müssen und sollten nun an die nächsten Bäume gebunden werden. Trotzig schauten 5 bärtige Männer dem Tode ins Auge; aber der sechste Gefangene, ein blutjunges Bürschchen von 13-14 Jahren, konnte sich der Thränen nicht ganz erwehren. Mich dauerte das junge Leben, aber nur mit Mühe gelang es mir, von der erbitterten Mannschaft einen Aufschub des Todesurtheils für den Jungen zu erbitten. Als es sich aber herausstellte daß er mehr gezwungen als freiwillig unter den Freischaaren sich befunden hatte, und daß er das einzige Kind einer armen Wittwe sei, wurde er vollständig begnadigt und aus der Gefangenschaft entlassen. Das Bürschchen wird noch manchmal an mich gedacht haben." - "Gewiß habe ich das, mein Herr!" rief ein dem Erzähler gegenüber sitzender junger Mann, ein Elsäßer, mit hochgerötheten Wangen, welcher als Gast eingeführt war. "Erlauben Sie, daß ich Ihnen in meinem und meiner guten Mutter Namen den Dank ausspreche, den ich Ihnen früher nicht darbringen konnte. So lange wir Beide leben, wird kein Tag vergehen, an dem wir nicht dankbar Ihrer gedenken!" Bei diesen Worten schüttelte er dem Lebensretter gerührt beide Hände, und auch die zunächst Sitzenden waren nicht ohne Rührung Zeugen dieses Wiedersehens.
- Warnung vor Ankauf und Gebrauch von schlechtem Leder. Seit mehreren Jahren fabriziren Fabrikanten in Sachsen und am Rhein ein Kalbleder, welches unter dem Namen "Kid=Kalbleder" in den Handel kommt. Dieses Leder ist nur mit Salz und Alaun gewissermaßen gepökelt, kann daher auf die Bezeichnung "gegerbtes" Leder keinen Anspruch machen. Sobald es naß wird, lösen sich Salz und Alaun wieder auf und es tritt der Zustand des Rohleders ein. Ein solches Leder kann natürlich gegen Nässe nicht schützen, im Gegentheil zieht es die Nässe, des Salzgehaltes wegen, an und trocknet nicht wieder. Bei der Appretur wird dieses Leder wie Wäsche mit heißen Plätteisen geplättet, um ihm (natürlich auf Kosten des Consumenten) ein schönes Ansehen zu geben. Wird dieses Leder gekocht, so löst es sich wie Leim auf, was bei mit Vegetabilien gegerbtem Leder nicht vorkommen kann. Obgleich nun gewissenhafte Schuhmacher dieses Ledersurrogat gar nicht anwenden sollten, wird dasselbe dennoch fortwährend in bedeutenden Quantitäten fabrizirt und zu Fußbekleidungen verarbeitet, zumal es ein schönes Aussehen und - im trockenen Zustande - Milde und Geschmeidigkeit besitzt. Aehnlich verhält es sich mit dem sogenannten Seehunds= und den meisten Arten von Luxusledern, die nur zu Salon=Stiefeln verwendet werden sollten. Nur eichengegerbtes Kalb= oder Rindleder im Schuhzeuge kann vor nassen Füßen schützen, da dasselbe wasserdicht ist.
- In Nordamerika wird seit einiger Zeit aus Lederabfällen sogenanntes künstliches Leder hergestellt, welches nach der Aussage amerikanischer Blätter vollständig wasserdicht sein soll und dem natürlichen Leder vorzuziehen sei. Diese Erfindung könnte Von bedeutendem Einfluß auf unsere Lederindustrie werden, wenn sich die amerikanische Empfehlung bestätigen würde. Wir erlauben uns aber hierzu ein bescheidenes Fragezeichen zu setzen. Das Verfahren Zur Herstellung dieses Leders ist im Wesentlichen Folgendes: Die Abfälle werden eingeweicht, gemahlen und dann der Brei zwischen einem Walzensystem gepreßt, getrocknet und geglättet.
- Eine neue weiße Anstrichfarbe. An der in Belgien erfundenen, in Frankreich und Deutschland patentirten, Lithophone=Weiß genannten Farbe rühmt der Stuttgarter Gewerbeverein Folgendes: 1) Der Lithophone=Anstrich widersteht allen Witterungsverhältnissen, besitzt hervorragende Deckkraft und wird nicht, wie der Bleiweißanstrich, von Schwefelwasserstoff geschwärzt. 2) Das Litophone=Weiß ist für die Gesundheit der Arbeiter nicht schädlich und kann in bewohnten Räumen ohne Gefahr verwendet werden. 3) Das Lithophone=Weiß wird wie Zinkweiß oder Bleiweiß mit Oel angerieben verwendet. Es ist wohlfeiler als die genannten andern Farbkörper und besitzt einen solchen Grad von Deckkraft, daß zwei Pfund Lithophone ebensoviel als drei Pfund reines Bleiweiß decken.
- Mittel gegen die ätzende Wirkung des Kalkes im Auge. Jeder, der an Bauten oder überhaupt mit Kalk zu thun hat, weiß, wie gefährlich der Kalk ist, wenn er durch Zufall oder Unvorsichtigkeit in's Auge gelangt. Als ein sehr probates Mittel für solche Fälle hat sich die Anwendung von kaltem Zuckerwasser bewährt. Letzteres hebt nämlich die ätzende Wirkung des Kalkes auf, indem der Zucker mit dem Kalk eine Verbindung eingeht, welche das Auge nicht angreift. Der beißende Schmerz hört auf, sobald man etwas Zuckerwasser in das Auge bringt, was am besten durch kalte Aufschläge von solchem mittelst eines Läppchens geschieht.


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