No. 101
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. Dezember
1873
dreinundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1873 Nr. 101 Seite 1]

Des Weihnachtsfestes wegen erscheint die nächste Nummer der Anzeigen am Dienstag, den 30. December.


Das nachstehende, von dem Eichamte in Lübeck unterm 18. November d. J. ertheilte, von der dortigen Senatskanzlei unterm 19. ejusdem legalisirte Attest über den diesjährigen Martini=Roggen=Preis:

Auf Grund der Angaben eines beeidigten Taxators für Getraide hieselbst und auf Grund vorgenommener Wägung wird von dem unterzeichneten Eichamte hiedurch bezeugt,
1. daß die Landzufuhr von Roggen zu Martini d. J. hieselbst dem Producenten im Durchschnitt mit Siebenzehn Mark Lüb. Crt. per 200 Pfund netto bezahlt worden ist,
2. daß 100 Liter guten gesunden Mecklenburger Roggens diesjähriger Erndte nach der hier üblichen festen Füllung ein Gewicht von 148 Pfund 392 Gramm ergeben haben,
3. daß der Lübecker Roggenscheffel nach der hieselbst am 5. Mai 1869 publicirten amtlichen Reduction 34,69 Liter enthält,
4. daß hiernach der Lübecker Scheffel=Inhalt guten gesunden Roggens auf Martini d. J. hieselbst einen Preis von Vier Mark Sechs Schilling Zwei ein Drittel Pfennige Lüb. Crt. gehabt hat.
Lübeck, den 18. November 1873.

Das Eichamt.
(L. S.) Adolph Hach Dr., Vorsteher.
J. Arndt, Eichmeister.

Im Auftrage des Senates der freien und Hansestadt Lübeck wird von der unterzeichneten Senatskanzlei hierdurch amtlich bezeugt, daß die vorstehende Urkunde von dem Polizei=Aktuar Dr. juris Friedrich Adolph Hach als Vorsteher des hiesigen Eichamtes und von dem hiesigen Eichmeister Johann Wilhelm Joachim Arndt eigenhändig unterschrieben und mit dem Siegel des hiesigen Eichamtes versehen ist; somit aller Orten gerichtlich wie außergerichtlich vollen Glauben verdient.
Lübeck, den 19. November 1873.
(Sigillum Reipublicae Lübecensis)

Die Senatskanzlei.
Ed. Hach,
Secretarius.

wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht.
Neustrelitz, den 15. Dezember 1873.

Großherzoglich Mecklenb. Cammer- und Forst-Collegium.
F. v. Voß.


Nachdem die Wahlen zum Reichstage auf den 10. Januar 1874 ausgeschrieben worden, werden hierdurch die Wahlbezirk, die Namen der Wahlvorsteher und Stellvertreter, auch die Locale, in welchen die Wahl vorzunehmen, zur öffentlichen Kenntniß gebracht.
1. Wahlbezirk: Stadt Schönberg mit Ackerbürger Grevsmühl und Ziegelei auf der Stadtfeldmark.
Wahlvorsteher: Kaufmann Asmus Wigger in Schönberg.
Stellvertreter: Schmiedemeister Carl Köhler daselbst.
Wahllokal: Bei der Wittwe Boye alldort.
2. Wahlbezirk: Amt und Amtsfreiheit Schönberg, Mühle, Bauhof, Bahnhof, Feldziegelei, Kleinfeld, Mahlzow, Gr.=Bünsdorf und Kl. Bünsdorf.
Wahlvorsteher: Schulze Burmeister in Kleinfeld.
Stellvertreter: Schulze Lenschow in Gr.=Bünsdorf.
Wahllocal: Beim Gastwirth Köster in Schönberg.

[ => Original lesen: 1873 Nr. 101 Seite 2]

3. Wahlbezirk: Sülsdorf, Teschow, Hof und Dorf Zarnewenz Schwanbeck, Siechenhaus.
Wahlvorsteher: Hauswirth Burmeister in Sülsdorf,
Stellvertreter: Hauswirth Peter Grevsmühl daselbst.
Wahllocal: Krug in Zarnewenz.
4. Wahlbezirk: Hof und Dorf Menzendorf mit Menzenberg, Rottensdorf, Lübserhagen, Grieben, Blüssen, Rüschenbäk, Rodenberg, Papenhusen.
Wahlvorsteher: Schulze Callies in Menzendorf.
Stellvertreter: Schulze Wigger in RüSchenbäk.
Wahllocal: Krug in Menzenberg.
5. Wahlbezirk: Rabensdorf, Hof und Dorf, Retelsdorf, Sabow, Falkenhagen mit dem rothen Hause.
Wahlvorsteher: Pensionair Burmeister in Rabensdorf.
Stellvertreter: Schulz Boye daselbst.
Wahllocal: Krug in Rabensdorf.
6. Wahlbezirk: Selmsdorf, Hof und Dorf, Bardowiek und Hohemeile.
Wahlvorsteher: Amtmann Breuel in Selmsdorf.
Stellvertreter: Schulze Faasch daselbst.
Wahllocal: Beim Krüger Michaelsen in Selmsdorf.
7. Wahlbezirk: Gr.=Siemz, Kl.=Siemz, Lindow, Törpt.
Wahlvorsteher: Schulze Kähler zu Kl.=Siemz.
Stellvertreter: Schulze Burmeister zu Gr.=Siemz.
Wahllocal: Schulzenhaus in Kl.=Siemz.
8. Wahlbezirk: Bechelsdorf, Ollndorf mit dem Kruge an der Chaussee, Niendorf, Botin=Resdorf, Kl.=Mist.
Wahlvorsteher: Schulze Ollrogge in Niendorf.
Stellvertreter: Schulze Burmeister in Bechelsdorf.
Wahllocal: Ollndorfer Krug an der Chaussee.
9. Wahlbezirk: Hof und Dorf Lockwisch mit Westerbäk, Lockwischer Mühle, Hof Wahrsow mit Lenschow, Petersberg, Rupensdorf, Wahlsdorf.
Wahlvorsteher: Pensionair Hörcher zu Wahrsow.
Stellvertreter: Pensionair Hempel zu Lockwisch.
Wahllocal: Krug zu Petersberg.
10. Wahlbezirk: Herrnburg, Pahlingen. Lauen, Duvennest, Lüdersdorf, Dorf Wahrsow.
Wahlvorsteher: Hauswirth H. P. Mett in Pahlingen.
Stellvertreter: Krämer Hagen in Herrnburg.
Wahllocal: Beim Hauswirth Grube in Herrnburg.
11. Wahlbezirk: Hof und Dorf Demern, Schaddingsdorf, Röggeliner Ziegelei, Gr.=Rünz, Kl.=Rünz.
Wahlvorsteher: Amtmann Wicke zu Demern.
Stellvertreter: Dreiviertelhüfner Jochen Robrahn daselbst.
Wahllocal: Krug in Demern (Bäcker Pretow).
12. Wahlbezirk: Carlow, Kronscamp, Pogez, Sahmkow, Klocksdorf, Kuhlrade, Hof und Dorf Stove mit der Mühle, Röggelin, Neschow und Maurinmühle.
Wahlvorsteher: Inspector Alexander Kaiser zu Stove.
Stellvertreter: Mühlenmeister Wieschendorf daselbst.
Wahllocal: Beim Krüger Creutzfeldt in Carlow.
13. Wahlbezirk: Domhof.
Wahlvorsteher: Maurermeister Spolert zu Domhof.
Stellvertreter: Apotheker Herold daselbst.
Wahllocal: Schulsaal zu Domhof.
14. Wahlbezirk: Mechow, Hof und Dorf, Wietingsbäk, Ziethen, Lankow, Bäk mit den Mühlen, Römnitz und Kalkhütte.
Wahlvorsteher: Oberamtmann Stamer zu Mechow.
Stellvertreter: Mühlenmeister Penkow zu Pfaffenmühle.
Wahllocal: Krug zu Mechow.
15. Wahlbezirk: Gr.=Molzahn, Kl.=Molzahn, Schlagresdorf mit Perückenkrug, Schlagbrügge.
Wahlvosteher: Schulze Oldenburg in Schlagbrügge.
Stellvertreter: Schulze Parbs zu Kl.=Molzahn.
Wahllocal: Krug in Schlagresdorf.
16. Wahlbezirk: Raddingsdorf, Rieps, Wendorf, Gr.=Mist, Schlag=Sülsdorf.
Wahlvorsteher: Hauswirth Retelsdorf zu Gr.=Mist.
Stellvertreter: Schulze Borchert zu Raddingsdorf.
Wahllocal: Krug in Rieps.
17. Wahlbezirk: Schlagsdorf, Hof und Dorf mit Heiligeland, Neuhof, Campow mit Hoheleuchte, Thandorf.
Wahlvorsteher: Gastwirth Siebenmark in Schlagsdorf.
Stellvertreter: Schulze Ollmann daselbst.
Wahllocal: Beim Gastwirth Siebenmark in Schlagsdorf.
18. Wahlbezirk: Mannhagen, Hammer mit den Mühlen, Panten, Walksfelde.
Wahlvorsteher: Pächter Wenzel in Mannhagen.
Stellvertreter: Viceschulze Brüggemann daselbst.
Wahllocal: Krug in Mannhagen.

[ => Original lesen: 1873 Nr. 101 Seite 3]

Die Wahlhandlung beginnt in Gemäßheit des § 9 des Wahlreglements um 10 Uhr Vormittags und wird um 6 Uhr Nachmittags geschlossen.
Sämmtliche Gemeindevorstände haben nach § 8 des Reglement in ihren Ortschaften den Namen des Wahlvorstehers ihres Bezirks und dessen Stellvertreters, das Wahllocal, sowie Tag und Stunde der Wahl spätestens bis zum 30. d. M. in ortsüblicher Weise bekannt zu machen. Die Wahlvorsteher und deren Stellvertreter werden auf die genaue Befolgung der Bestimmungen des Wahlgesetzes für den Reichstag vom 31. Mai 1869 und des Wahlreglements vom 28. Mai 1870 aufmerksam gemacht und noch besonders darauf hingewiesen, daß der Wahlvorsteher nach § 10 des Reglements den Protocollführer und die Beisitzer mindestens 2 Tage vor dem Wahl=Termine zum zeitigen Erscheinen an diesem Tage einzuladen hat.
Schließlich wird bemerkt, daß die vorstehende Bekanntmachung der Wahlbezirke, Wahlvorsteher, Stellvertreter und Wahllocale den Gemeindevorständen Zwecks ortsüblicher Bekanntmachung zugehen wird.
Schönberg, den 19. December 1873.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.


Anzeigen.

Nach der heute gemachten Anzeige sind dem Hauswirth Oldenburg zu Raddingsdorf in der vergangenen Nacht aus seiner Scheune mittelst Einbruchs und anscheinlich durch mehrere Personen

2 Säcke (ein grauer und ein gestreifter) mit Bohnen, ca. 3 Sack ausgedroschenen Weizen.
ca. 30 Pfund Wolle, zum Theil von halbspanischen Schafen, 1 Scheffel s. g. Franz. Aepfel
gestohlen worden.
Wir ersuchen alle resp. Polizei= und Gerichts=Behörden um Vigilanz und um Anhaltung und Ablieferung der gestohlenen Sachen sowie der Diebe im Betretungsfalle dienstergebenst.
Schönberg, den 17. December 1873.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)     A. Dufft.


Holzverkauf.

Am Montag den 29. Dec., Morgens 1/2 11 Uhr, sollen im Kruge zu Lüdersdorf gegen gleich baare Zahlung, bei freier Concurrenz, aus den Lenschower= und Wahrsower=Tannen

32 größere Tannen,
38 Classenbäume,
75 Tannen=Schleete und
25 Hopfenstangen,
am Dienstag den 30. Dec., Morgens 1/2 10 Uhr, im Local des Gastwirths Lenschow zu Selmsdorf unter den bekannten Bedingungen aus den Hohenmeiler Tannen
300 Raummeter Tannen=Kluftholz
meistbietend verkauft werden.
Das Holz kann vor der Auction nachgewiesen und besichtigt werden.
Schönberg, den 21 Dec. 1873.
Danckwarth.


Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.

Die zu Antoni k. J. für die bei der Vorschuß=Anstalt belegten Capitalien fällig werdenden halbjährigen Zinsen Sollen vor dem Antoniitermine bereits und zwar während der vier Tage
am Mittwoch den 7. Januar 1874,
am Donnerstag den 8. Januar 1874,
am Freitag den 9. Januar 1874
und am Sonnabend den 10. Januar 1874
jedesmal von 8 bis 12 Uhr Vormittags im Lokale der Anstalt ausgezahlt werden.
Schönberg, den 20. December 1873.

Das Directorium der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
W. Gartz.   Wigger.   Burmeister.   H. Stamer.   Aug. Spehr.

Secretair: R. Rackow, Adv.


Kaufliebhaber zu einem Gehöfte mit 7 Last Aussaat guten Mittelbodens und ganz geringen Abgaben wollen das Nähere gefälligst bei mir erfragen.
Schönberg, den 8. December 1873.

Kindler, Advocat.


Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.

Größere Capitalien, welche im nächsten Antonii=Termine bei der Anstalt belegt werden sollen, bitten wir, baldigst im Lokale der Anstalt anzumelden.
Schönberg, den 12. December 1873.

Das Directorium der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
W. Gartz.   Wigger.   Burmeister.   H. Stamer.   Aug. Spehr.

Secretair: R. Rackow, Adv.


Schweriner=Sparcassenbücher.

Zum bevorstehenden Antonitermine besorge ich Einlagen, Zinszuschreibungen und Kündigungen von Schweriner=Sparcassenbüchern prompt, wenn solche bis zum 22. Januar 1874 bei mir abgegeben werden.

Schönberg.             F. Heitmann.


Wir vergüten für bei uns belegte Gelder bis auf Weiteres
4 1/2 % bei zwölfmonatl. Kündigung,
4 % bei sechsmonatl. Kündigung,
und 3 1/2 % dreimonatlicher Kündigung.
Die einzuzahlenden Gelder dürfen nicht weniger als Ct.Mark (Lübeck) 300. betragen und kann die Zinse halbjährlich erhoben werden.
Lübeck, den 23. Mai 1872.
Lübecker Bank.


Die Verlobung unserer Tochter Thekla mit dem Herrn Candidaten d. Theol. Carl Schlichting aus Loissow erlauben wir uns, statt besonderer Meldung, hiedurch anzuzeigen.
Domhof zu Ratzeburg, den 21. December 1873.
J. Russwurm, Probst.
Bertha Russwurm, geb. Stender.


Verspätet.

Am 16. d. M., Morgens 8 Uhr, starb plötzlich unsere geliebte Schwester und Schwägerin, Catharina Maria Henriette Röper, im 55. Lebensjahre.
Herrnburg, den 21. Dec. 1873.

L. Röper und Frau, geb. Mette.


Lübecker Zeitung

reichhaltigste u. billigste Zeitung Lübeck's, erscheint täglich Nachmittags in Groß=Folio, wird mit den ersten Posten versandt, und enthält außer Leitartikeln über alle Tagesfragen etc., den neuesten Telegrammen, Coursberichten etc., einen vollständigen Tagesbericht von und für Lübeck, Hamburg, Fürstenthum Lübeck, Schleswig=Holstein, Lauenburg und Mecklenburg.

Abbonnement: pr. Quart. 1 Taler (Mecklenburg), incl. Postaufschlag.

Inserate: pr. Petitzeile oder deren Raum 1 1/2 Sgr.


Nachdem ich das

Barbiergeschäft

erlernt habe, empfehle ich mich den geehrten Herren, vom 1. Januar an, zur Bedienung angelegentlichst. Meine Wohnung ist bei der Wittwe Kummerow vor dem Siemzerthore.

J. Behnke.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 101 Seite 4]

Da sich das Gerücht verbreitet hat, ich zöge doch schon mit einem halben Jahr wieder fort aus Schönberg, so mache ich dem geehrten Publikum hiermit bekannt, daß dies nicht der Fall ist, und bitte Alle, die mir wohlwollen und meine Bedienung wünschen, dem Gerücht keinen Glauben zu schenken.

Achtungsvoll E. Wischer, Barbier.


Erlanger Bier,
25 Flaschen 1 Taler (Mecklenburg) 32 Schilling (Mecklenburg).
Thüringer Bier,
25 Flaschen 1 Taler (Mecklenburg) 16 Schilling (Mecklenburg).
Lagerbier,
28 Flaschen 1 Taler (Mecklenburg) ohne Glas
empfiehlt
H. Duve.

Parfümerien.

Odeurs: Ylang-Ylang, Essbouquet, Eau de Carmes, Eau de Mille fleurs, Eau de Cologne in 1/1 und 1/2 Fl. von Jean Maria Farina, Jülichs=Platz Nr. 4 in Cöln;
Pomaden und Haaröle darunter echtes Klettenwurzelöl, gereinigtes Glycerin und Eis=Pomade;
Feine Seifen, darunter echte und unechte Veilchenseife, Rasir=, Theer=, Gallseife;
Zahnpasta: Odontine
empfiehlt Aug. Spehr.


Erbsen=, Bohnen= und Linsenmehl empfiehlt Aug. Spehr.


Passend zu Weihnachtsgeschenken

empfehle ich mein Lager von Korbarbeit, als: Blumentische, Lehnstühle, Tafelstühle, Kinderstühle, Papierkörbe, Arbeitskorbe, Puppenmöbel, Puppenwagen, Puppenwiegen und sonstige Gegenstände an Korbarbeit zu den billigsten Preisen.

H. Specht.
Korbmacher in Schönberg.


Zu Weihnachts-Einkäufen

halte ich mein reichhaltig sortirtes Lager von Eisen= Kurz= und Guß=Waaren, Haus= u. Küchen=Geräth, wie eine hübsche Auswahl von Petroleumlampen bestens empfohlen.

Sämmtliche Artikel sind bedeutend im Preise ermäßigt.
Ratzeburg.       Moritz Stein.

Mit weißen und braunen Kuchen,
weißen und braunen Pfeffernüssen,
Zucker=Puppen und
Tannenbaum=Confect
empfiehlt sich H. Wolgast.
Die Ausstellung beginnt am Mittwoch, den 17. d. M.


Gegen kalte Füße!
(auch als Weihnachtsgeschenk passend)

empfehle ich eine auf's Neue empfangene große Sendung warm gepolsterter

Flensburger Holzpantoffeln
und
Elsaßer Holzschuhe,

selbige sind leicht und zierlich gearbeitet, mit vorzüglich haltbarem Leder versehen und die Preise so billig wie möglich gestellt.

J. F. Eckmann.


In grossartiger Auswahl empfehle als zu

Weihnachtsgeschenken

sehr geeignet mein Lager von

Kupferstichen à 4 Taler (Mecklenburg) bis 30 Taler (Mecklenburg) Stahlstichen à 7 Taler (Mecklenburg) bis 28 Taler (Mecklenburg) Lithographien à 1/2 Taler (Mecklenburg) bis 5 Taler (Mecklenburg) Photographien à 1 Sgr. bis 15 Taler (Mecklenburg)

Oeldruck-Gemälde in Goldrahmen in prachtvoller Ausführung unter Garantie der Haltbarkeit à 8 Taler (Mecklenburg) bis 22 Taler (Mecklenburg)
Photographische Prachtwerke.
F. W. Kaibel, Lübeck.
Kunst- und Musikalien-Handlung.


W. Kolls, Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Holst. Karpfen, Schleie und Karautschen empfiehlt Joh. Wilh. Schwoll.
Lübeck.


Besten Wachsstock, weiße und bunte Wachs=Tannenbaumlichte, bunte gereifte Paraffin=Tannenbaumlichte empfiehlt
Rehna.     H. Schreiber.


Meine diesjährige reichhaltigst ausgestattete Spielwaaren-Ausstellung halte zu geneigten Einkäufen bestens empfohlen
Rehna.       H. Schreiber.


Zu Festgeschenken passend!
Petroleum-Kochapparate,
Petroleum-Lampen
zu den billigsten Preisen;

ferner: Vogelbauer, Kaffebretter, Brodkörbe und Messerkörbe, Schlüsselkörbe, Theelöffelkörbe, Handtuchhalter, Zahnbürstenhalter, Schipchen mit Feger, Hand= und Taschenlaternen. Für Kinder:
Botanisirtrommel, Broddosen, Federkästen, Pennale, Schreibzeuge, Spieleimer, Sparbüchsen etc. etc. empfiehlt

W. Wieschendorf.
Klempner.


Mein gut assortirtes Lager von
Eisen= u. Kurzwaaren,

darunter auch Gegenstände, welche zu

= Weihnachts-Geschenken =

passend sind, so z. B.:

Kohlenplätteisen in drei verschiedenen Sorten, Leinenscheeren und Brennscheeren, Kohleneimer und Cokeshelme, Ofenvorsetzer, Stock= und Schirmhalter, Wiegenmesser und Zuckerzangen, Fleischhackmaschinen mit 24 und 36 Messern, hölzerne Wurst=Stopfmaschinen, feine und ordinaire Balancir=Messer u. Gabeln, französische, Wieb= und englische Patent=Caffeemühlen
empfiehlt zur gefälligen Abnahme C. Schwedt.


Hiezu zwei Beilagen.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 101 Seite 5]

Erste Beilage
zu Nr. 101 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 23. Dezember 1873.


Weihnachts-Ausstellung
bei
H. Drefalt, Lübeck.

Thee-Chocolade in allen Sorten,
Baumconfect in neuen Mustern,
Attrappes, Bonbonniéres etc.,
Tannenbaum-Cakes,
Krachmandeln, Traubrosinen und Feigen,
Lichte, Wachsstock, Lichthalter, etc. etc.

Lübecker Marzipan
aus der Fabrik von
D. H. Carstens, Lübeck.
Verkauf und Muster
bei
H. Drefalt, Lübeck, Breitestraße.
Emballage nach auswärts billigst.


Größtes Magazin für feinere Herren=Bekleidung von
A. Blumenfeld in Lübeck,
Breite Straße 946.

Garderoben jeden Genres, in billigster schönster Auswahl. Stoffe in allen Neuheiten. Nach Maaß in kürzester Zeit gefertigt.


Weihnachts-Ausstellung
practischer, sowie neuer Maschinen und Gegenstände
für Hauswirthschaft und Küche
bei Heinrich Pagels, Lübeck,
945. Breitestrasse hinterm Markt 945.


Gesundheits-Krepp
-Jacken, Hemden, Beinkleider, Leibbinden, Puls-, Brust- und Kniewärmer.
Carl Koch, Reesendamm 2.
Diese Unterkleider gewähren den sichersten Schutz gegen Erkältungen und Reumatismen.


Zu
Weihnachts-Geschenken
empfehle mein wohlassortirtes Lager in
Schleifen, Westen, seid. Shwals,
Schärpen, Taschentüchern, Garnituren,
Stulpen, Kragen, Tülls, Decken, Morgenhauben, woll. Shawls etc.
zu billigst gestellten Preisen.
Lübeck.      Franz Libnau, Breitestraße Nr. 820.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 101 Seite 6]

Nachdem die Localitäten unseres
Galanterie- und Lederwaaren-Geschäfts
Breitestrasse No. 949, Ecke der Hüxstrasse, bedeutend vergrößert sind,

Angebot Herm. Hermberg

haben wir demselben viele Neue Artikel zugeführt, welche sämmtlich aus den uns bekannten besten Fabrikaten des In- und Auslandes mit aller Sorgfalt ausgewählt sind.
In Folge dessen können wir eine Grosse Auswahl der gediegensten Luxus-Artikel zu soliden Preisen, zum Weihnachtsfeste empfehlen.

Für unser bedeutendes Handschuh-Lager lassen wir Preis-Courant folgen.
Angebot Herm. Hermberg   [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Die Preise sind für Weiss, Schwarz und Farbig gleich und geben wir pr. Dutzd. 5 % Rabatt.

Lübeck im December 1873.           Herm. Hermberg & Co.


Lübeck.
F. W. Kaibel's Galanteriewaaren-Handlung.
= Neues Etablissement =
Breitestrasse No. 787. Laden links.
Lager von feinen
Berliner, Wiener, Offenbacher und Pariser Galanterie-, Quincaillerie- und Lederwaaren.
Kunstgegenstände aller Art.
Feste und äusserst billige Preise.


Zu Ostern 1874 findet ein Lehrling in meinem Geschäfte Platz.

Schönberg.     F. Heitmann.


Zu dem am Sylvester=Abend (31 Dec.) stattfindenden

großen Gesellen-Ball,

im Saale der Frau Krüger, ladet ergebenst ein

der Vorstand.
A. Häge.     Trumpf.
Entree 12 ßl.


An den beiden Weihnachtstagen (Abends) Salvator-Bier vom Faß à Seidel 3 Schilling (Mecklenburg) bei A. Schwiesow.


Verloren am Mittwoch Abend von Lübeck nach Rehna 1 schwarze Buckskin=Hose, 1 blaue wollene Unterjacke und 1 baumwollenen Schirm. Dem Wiederbringer eine gute Belohnung. Abzugeben beim Hr. Ackerbürger Spehr in Schönberg.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 101 Seite 7]

Kleine Auslage - Grosser Gewinn.

Schon am 17. und 18. Dcbr. d. J.
beginnt die von hoher Regierung genehmigte und garantirte

Grosse Geldverloosung,

worin die Gesammtsumme von über

2 Millionen, 120,000 Thlr. Pr. Ct.

binnen wenigen Monaten, in siebenmaliger Ziehung zur sicheren Entscheidung gelangt.
Hauptgewinn ev. 120,000, Gewinne von 80000, 40000, 30000, 20000, 160000, 2 à 12000, 10000, 2 á 8000, 2 à 6000, 5 à 4800, 13 à 1000, 11 à 3200, 12 à 2400, 27 à 2000, 3 à 1600, 55 à 1200, 126 à 800, 6 à 600, 2 à 480, 312 à 400, 312 à 200, 10 à 120, 367 à 80 und 34320 à 44, 40 etc. etc. Thaler Pr. Ct.
Gegen Einsendung des Betrages per Post-Anweisung oder auch per Post-Vorschuss von nur

Pr. Taler (Mecklenburg) 4 für ein ganzes Originalloos
Pr. Taler (Mecklenburg) 2 für ein halbes Originalloos
Pr. Taler (Mecklenburg) 1 für ein viertel Originalloos.

werden diese mit Staatswappen versehenen Originalloose unter gratis Beifügung des Prospectes direct von mir, selbst nach weiterer Entfernung, prompt versandt. Sofort nach der Ziehung erhält jeder Betheiligte die Ziehungsliste übersandt und werden Gewinngelder unter strengster Discretion sogleich ausbezahlt. Man wende sich baldigst vertrauensvoll an das stets vom Glücke begünstigte Bankhaus

Siegm. Heckscher, Hamburg.


Kirchliche Nachrichten.

Erster Weihnachtstag.
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Kämpffer.

Zweiter Weihnachtstag.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen17 - 21Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Roggen15 - 17Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Gerste14 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer13 - 13 Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Erbsen14 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen13 - 14Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs. - Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.19 - 20Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. pr. 500 Gr.15 1/2 - 16 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.3 Mark (Lübeck) 8 Schilling (Mecklenburg) - 3 Mark (Lübeck) 12 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.32 - 36 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.6 - 10 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St.34 - 44 Schilling (Mecklenburg),
Flickgans d. St.32 Schilling (Mecklenburg),
Schinken pr. 500 Gr.11 Schilling (Mecklenburg),
Schweinskopf pr. 500 Gr.5 1/2 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Wurst pr. 600 Gr.13 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Eier 4 - 5 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln 10 Lit.7 - 8 Schilling (Mecklenburg).


- Fürst Bismarck ist wieder in Berlin und scheint seine beste Laune von Varzin mitgebracht zu haben, seine ganze in Funken sprühende Elastizität. Gerlach im Abgeordnetenhause kann am besten Auskunft darüber geben. Gerlach sprach gerade über die vorliegende Civilehe, als Bismarck eintrat. Er nannte die Civilehe den letzten Nagel zum Sarge der preuß. Geschichte und fiel über Bismarck her, der sich und allen seinen Grundsätzen untreu geworden sei. Früher z. B. habe Bismarck die katholische Kirche als den Fels bezeichnet, an dem das Narrenschiff des Liberalismus zerschellen werde - und jetzt lasse er die Civilehe zu.
Sofort sprang Bismarck in die Debatte ein, "weil er nicht gewohnt ist, den Handschuh, den ihm Jemand hinwirft, liegen zu lassen." Herr v. Gerlach, sagt er, wirft mir vor, vor 20 oder 25 Jahren anders und manchmal wie er selbst gedacht zu haben: ich war damals mit ihm in einer Fraction und manchen kurzen Augenblick war ich mit ihm derselben Meinung. Das ist wahr, aber ich habe schon damals bemerkt, daß dies ihm unangenehm war, da er mit seiner Ansicht gern allein steht. Es geht Herrn v. Gerlach wie reichen Leuten, die sich den Luxus erlauben können, einen Wagen, einen Rock etc. für sich ganz allein zu haben, wie kein Anderer in der Welt; so trägt Herr v. Gerlach auch eine Meinung am liebsten allein in der Welt. Der Absolutismus Friedrich Wilhelm I. hatte nicht seinen Beifall, Friedrich II. versagte er den Beinamen des Großen (Heiterkeit) u. s. f.; der einzige Moment, in dem mir schien, daß der Vorredner sich im Einverständniß mit der preußischen Politik befunden hat, war, ich glaube, der Beginn der Kämpfe von 1813. Ob er nach der Schlacht von Leipzig noch ganz derselbe war, weiß ich nicht (Heiterkeit). Weder die Zeit von 1848, noch das Ministerium Manteuffel, noch weniger die neue Aera hatte den Beifall des Vorredners, er bekämpfte sie mit derselben - vernichtenden will ich nicht sagen (Heiterkeit) - Schärfe. Eine Erklärung darüber aber, wie es denn eigentlich werden solle, habe ich vom Vorredner niemals vernommen (Heiterkeit), er verschiebt dies immer auf ein anderes Mal (Heiterkeit). Jetzt nimmt er eine Stelle ein, wo selten Jemand zu ihm kommen kann; er steht auf einer isolirten Säule, wo eben kein anderer Platz hat. (Große Heiterkeit.) Mit der Centrumsfraction kann er doch unmöglich in allen Fragen gehen, denn er kann namentlich als evangel. Christ doch nicht darauf hinausgehen, für den Papst in Preußen dieselben Rechte zu beanspruchen, welche die übrigen Fractionsmitglieder fordern; er würde ja sonst auf demselben Standpunkt stehen, welchen die Katholiken einnehmen - Wenn der Herr Vorredner ein so schweres Gewicht auf meine Worte vor 25 Jahren legt, warum legt er denn gar kein Gewicht auf meine lebenden Worte? ich bin seit damals vielleicht altersschwach geworden (Heiterkeit). Aber als Minister kann ich keine Fractionspolitik treiben. Auch habe ich mich noch niemals geschämt, eine Meinungsänderung offen einzugestehen; auch muß ich in meiner schwierigen Situation meine persönliche Ueberzeugung oftmals den Bedürfnissen des Staates unterordnen. Ich halte es für eine schlechte Ueberzeugungstreue, wenn man das Kind mit dem Bade ausschüttet, wenn man sagt, mag der Staat zu Grunde gehen, mir ist es einerlei, ich halte an meiner Ueberzeugung fest. Das ist auch so ein Luxus, den ich mir versagen muß (Heiterkeit). Was nun die Aeußerung des Vorredners anlangt, ich hätte im Jahre 1849 erklärt, daß an dem Felsen der Kirche der Liberalismus scheitern würde, so kann ich doch damit unmöglich die heutige katholische Kirche als den Fels bezeichnet haben; dies widerspricht schon meiner Ueberzeugung als evangelischer Christ. Auch habe ich damals nichts von der Unfehlbarkeit ahnen können. Den Entwurf der Civilehe anlangend, so habe ich nicht bereitwillig, sondern erst nach großem Kampfe bei dem König den Antrag auf Vollziehung desselben gestellt. Nur aus politischen Gesichtspunkten habe ich mich davon überzeugt, daß dieses Gesetz durch die Lage, in welche die katholischen Bischöfe den Staat gebracht, zur Notwendigkeit geworden ist, damit die Schäden, von welchen ein großer Theil seiner Untertanen bedroht ist, abgewendet werden können. (Lebhaftes Bravo und Zischen im Centrum: der Beifall wiederholt sich.)
- Im Abgeordnetenhause zu Berlin findet die wichtige Gesetzvorlage über die Civilehe eine sehr günstige Beurtheilung und man hofft es durchzusetzen, daß mit Umgehung einer zeitraubenden Commissionsberathung die erforderlichen drei Lesungen im Plenum vorgenommen werden. Auf diese Weise wäre es möglich, daß das Gesetz noch in diesem Jahre an das Herrenhaus gelangen kann, von dessen Zustimmung das Zustandekommen des Gesetzes abhängt.
- Eine Anzahl deutscher Landsleute, welche sich, trotz aller Warnungen vor ausländischen Schiffen, des englischen Dampfers "Calabria" zu ihrer Ueberfahrt nach Amerika bedient hatten, mußten sich nicht nur mit verdorbenen, zum Theil ganz ungenießbaren Speisen und Getränken begnügen, sondern auch, Kranke, gebrechliche Frauen mit Säuglingen nicht ausgeschlossen, eine unmenschliche Behandlung, die sogar bis zu thätlichen Mißhandlungen überging, von den Aufwärtern und Matrosen gefallen lassen. Der Aufenthalt im Zwischendeck war wegen des üblen Geruchs fast unerträglich und ein Schiffsarzt nicht zu haben. Sie haben sich nach ihrer Ankunft in New=York mit der Bitte an den deutschen Consul gewendet, ihre Klagen zu veröffentlichen und dahin zu wirken, daß sich keine deutschen Bürger mehr verlocken lassen, sich zur Ueberfahrt der Cunardlinie zu bedienen.
- Die neuen Bureaux und Gesellschaftslocalitäten im Reichskanzleramte zu Berlin sind jetzt fertig und zeichnen sich durch große Zweckmäßigkeit aus, überraschen aber auch zugleich durch Pracht und Eleganz der Einrichtung. Namentlich zieht der Saal des Bundesraths die Aufmerksamkeit auf sich mit den Sesseln für die einzelnen Vertreter der

[ => Original lesen: 1873 Nr. 101 Seite 8]

Deutschen Staaten, deren jeder die Ueberschrift des betreffenden Staats trägt.
- Ein Lehrer auf der Ratzeburger Bäk hatte nach der "L. Z." am Mittwoch noch das sonderbare Unglück, daß er bei dem heftigen Sturme, der dieser Tage wüthete, als er die Luke seiner Scheune schließen wollte vom Sturme erfaßt und hinausgeschleudert wurde. Die erhaltenen Verletzungen sollen lebensgefährlich sein.
- Zu Hof Nesow bei Rehna ist die Rotzkrankheit unter den Pferden ausgebrochen. Die Sicherheitsmaßregeln sind angewendet.
- Der Kaiser ist seit einiger Zeit wieder erkrankt und bedarf der Schonung; er leidet an Schnupfen und Luftröhrenkatarrh.
- In der bayerischen Gefangenenanstalt in Laufen ist das Elend über alle Maßen groß. Es liegen daselbst noch 130 Gefangene an der Cholera schwer danieder, nachdem bereits 60 dieser Seuche erlegen sind, auch dürfte der Würgengel sein trauriges Werk noch lange nicht beendet haben.
- Neben den vielen Erklärungen des Kusses, welche wir in voriger Nummer brachten, fehlt gerade die von Einem, der wohl am meisten befähigt sein dürfte, über so wunderliche Erscheinungen eine Definition zu geben - die des Dichters! Er sagt: Der Kuß ist eine Brücke, auf der sich zwei Herzen begegnen und umarmen, - Und ein solcher ist der reinste; denn er wird auch zwischen Eltern und Kindern und Freunden gewechselt, und nicht bloß unter Verliebten. Und wenn diese Brücke über einen tiefen Abgrund der Feindschaft geschlagen wird, dann ist sie wohl die Schönste der irrenden Menschheit!
- Der Kaiser von Rußland hat dem deutschen Kaiser ein Paar Auerochsen zum Geschenk gemacht. Es sind zwei gewaltige Thiere, ein Bulle von 5 und eine Kuh von 4 Jahren. Sie sind bereits im Zoologischen Garten in Berlin angekommen und haben ihr Quartier bezogen.
- Königin Elisabeth hat die reichen Kunstschätze ihres Gemahls, des Königs Friedrich Wilhelm IV. dem König Wilhelm vermacht, so daß sie beisammen bleiben.
- Die franz. Armee wird in Zukunft aus 22 Armeecorps bestehen. Die Artillerie wird bei jedem Corps von einem Brigadegeneral commandirt, bei jedem Corps wird eine Artillerieschule errichtet. Die neuen Kanonen, wovon bereits 1200 in der Arbeit sind, werden nach der Erfindung des Obersten Regye angefertigt. Man verwendet zu jeder Kanone 50 Proc. Kupfer und Zinn und 50 Proc. Bronze.
- Kriegsbilder. Schon Napoleon I. sagte: "Der Sieg liegt in den Beinen der Soldaten", und es ist thatsächlich, daß siegreiche Armeen zu allen Zeiten auch im Marschiren Bedeutendes geleistet haben Von der richtigen Anordnung und Ausführung der Märsche hängt wesentlich der Ausgang des Feldzuges ab und es ist meist von geradezu entscheidender Wichtigkeit, zur rechten Zeit und schlagfertig auf dem gegebenen Punkt einzutreffen. Nächst einer eisernen Feuerdisciplin ist es eine gute Marschdisciplin, die wir von einer tüchtigen Infanterie verlangen müssen, durch sie wird die Masse geschlossen und zu den höchsten Leistungen getrieben. Bei aller Tapferkeit und Hingebung werden junge Truppen und Milizen, eben weil es ihnen daran mangelt, im Marschiren selten mehr als Mittelmäßiges leisten. Dies lehrt vor allen Dingen der Verlauf des zweiten Theiles des Feldzuges von 1870-71 auf Seiten der Franzosen. Die Marschleistungen der deutschen Infanterie im letzten Feldzuge dürfen sich den besten früherer Zeiten ebenbürtig zur Seite stellen. In dieser Beziehung werden die Märsche der deutschen Heere gegen die Mosel und auf Chalons, von dort auf Sedan und Paris, der ersten Armee auf Amiens, der zweiten gegen die Loire, schließlich die Operationen des Generals v. Werder Angesichts der Bourbaki'schen Armee von Vesoul auf Monthéliard, sowie Manteuffel's Zug im strengsten Winter durch die schneebedeckten Gebirge der Cote d'Or und des Jura für alle Zeiten als glänzende Marschleistungen gelten. Als Beispiel der hervorragendsten Art citiren wir den Marsch des 2. Corps aus der Pfalz zur Schlacht von Gravelotte. Das 2. Corps, das im Anfang zur Vertheidigung der Nordgrenze zurückgeblieben war, concentrirte sich bei Berlin und erhielt den Befehl, nach dem Kriegsschauplatz abzugehen und in den Verband der zweiten Armee einzutreten. Der Eisenbahntransport begann den 7. August, am 11. August war das ganze Corps bei Neunkirchen und Homburg in der Pfalz versammelt. Am 12. August rückte es weiter auf Pont=à=Mousson, langte dort am 17. an, nachdem es in sechs Tagen neunzehn Meilen ohne Ruhetag marschirt war. In Pont=à=Mousson erhielt um 5 Uhr Abends der General Fransecky den Befehl, am 18. Morgens 4 Uhr weiter zu marschiren; als er aber erfuhr, daß am 18. eine Schlacht bevorstehe, erbat und erhielt er die Erlaubnis, seinen Marsch schon um 2 Uhr zu beginnen, in der Ueberzeugung, daß seine Truppen trotz sechstägiger Märsche ihre Pflicht thun würden. Die Finsterniß, das durchschnittene, bergige Terrain, der Marsch auf einer einzigen, nicht sehr breiten Straße, die noch dazu häufig durch Fuhrwerk gesperrt war, verzögerten die Bewegung außerordentlich. Um 11 Uhr Morgens erreichte das Corps seinen Bestimmungsort; es sollte abgekocht werden, doch die dritte Division fand auf dem Bivouacplatz in weitem Umkreise alle Brunnen geleert, so daß sie nicht einmal bei der brennenden Hitze nach einem zehnstündigen Marsche ihren Durst zu löschen vermochte. Um Mittag, nach kaum zweistündiger Rast, trat General Fransecky den Weitermarsch nach dem Gefechtsfelde an und traf nach 5 Uhr bei Rezonville ein. Es dunkelte bereits, als das 2. Corps Befehl bekam, die Ferme Moscou zu stürmen und die stark besetzten Höhen des linken Flügels der Franzosen anzugreifen; um 10 Uhr Abends war der Kampf beendet. Das Corps hat an dem Tage des 18. August beinahe sechs Meilen zurückgelegt, theilweise ohne Lebensmittel und ohne Wasser bei starker Hitze und dann von halb 7 bis 10 Uhr unter den schwierigsten Verhältnissen gefochten; es war in Summa 19 Stunden auf den Beinen. Märsche und Strapazen pflegen insgemein mehr Opfer zu kosten als die feindlichen Geschosse; dieser Erfahrungssatz hat sich im letzten Feldzuge bei den deutschen Truppen nicht bewahrheitet.


Durch Liebe erlöst.
Original Novelle von Carl Zastrow.
(Fortsetzung.)


[ => Original lesen: 1873 Nr. 101 Seite 9]

Zweite Beilage
zu Nr. 101 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 23. Dezember 1873.


Durch Liebe erlöst.
Original Novelle von Carl Zastrow.
[Fortsetzung.]


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