No. 59
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. Juli
1873
dreinundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1873 Nr. 59 Seite 1]

- Die Nordamerikaner haben dem deutschen Reichskanzler eine besondere Ehre angethan. Sie haben an der Nord=Pacificbahn eine neue Stadt gebaut und sie Bismark genannt.
- Außer der bereits verfügten Verbesserung der materiellen Lage des Unteroffizierstandes ist auch eine geistige Hebung desselben ins Auge gefaßt worden, indem eine allerh. Cabinetsordre an alle Truppentheile der Armee den Compagnie=, Escadrons= und Batteriechefs eine vermehrte rücksichtsvolle Behandlung und sorgfältige Ausbildung der Unteroffiziere zur Pflicht macht.
- Die Cholera ist in Berlin und Magdeburg angekommen. In Berlin kam der erste Fall am Schiffsbauerrdamm vor, in Magdeburg ist die Zahl der Todesfälle "verhältnißmäßig" groß, berichtet die dortige Zeitung. - In Nürnberg starb an der Cholera ein aus Wien zurückgekehrter Arbeiter.
- Einen angenehmen Beweis dafür, daß die Erndteaussichten in Europa sehr überwiegend günstig sind, liefert die Schnelligkeit, mit welcher die Getreidehändler ihre alten Vorräthe an den Mann zu bringen suchen.
- In Niederbayern erfreut man sich der Gesammternte als einer sehr guten und als einer der besten seit 10 Jahren. Am besten ist die Gerste gerathen. Dasselbe Urtheil kommt aus andern Theilen Bayerns.
- Wie officiös bestätigt wird, hat der Kronprinz eine Einladung des jungen Königs von Schweden und Norwegen erhalten, welcher denselben zu einem Besuche von Stockholm und Christiania auffordert; der Kronprinz gedenkt im Monat August, nach Beendigung der Badekur in Wyck, der Einladung nachzukommen; es wird zu dieser Reise ihm ein Theil des in den Deutschen Gewässern jetzt zusammengezogenen Geschwaders zur Verfügung gestellt werden.
- Der zweite ordentliche Anwaltstag ist auf den 25. und 26. August. 1873, Vormittags 9 Uhr, nach Eisenach berufen. Die Versammlungen finden in dem Saale der Clemdage=Gesellschaft statt. Die vorläufige Tagesordnung ist wie folgt festgestellt worden: I. Weitere Berathung des Entwurfs einer Deutschen Civilprozeß=Ordnung. II. Antrag des Vorstandes, betreffend die Reform des Gebührenwesens. III. Antrag des Anwalts=Ausschusses zu Mannheim, betreffend die festere Organisation des Vereins. IV. Bericht betreffend das Vereins=Organ. V. Rechnungslegung.
- Im Zuchthause in Stein wurde eine neue strenge Hausordnung mit Entziehung des Rauchens, des Lesens etc. eingeführt. Das hat eine Anzahl Sträflinge so erbittert, daß sie seit 5 Tagen weder Speise noch Trank zu sich nehmen.
- Adele Spitzeder hat gegen das Erkenntniß des oberbayrischen Schwurgerichtshofes Nichtigkeitsbeschwerde angewendet. Ihre Strafzeit wird sie im Zuchthause zu Wasserburg abbüßen.
- In Preußen betragen die jährlichen Kosten, die auf das Gefängnißwesen verwendet werden, 6 Millionen Thaler.
- Unter den 7 unbescholtenen Brautpaaren, die am Sterbetage der Königin Louise in der Hof= und Garnisonkirche zu Berlin getraut und mit dem statutenmäßigen Capital von 150 Thlr. und einer Bibel beschenkt worden, befindet sich ein Bräutigam, der "Gott" und dessen Verlobte "Godda" heißt.
- Der in weiten Kreisen wohlbekannte und trefflich geschulte Cölner Männergesangverein, 100 Mann stark, brachte am 21. Juli dem Kaiser Wilhelm in Bad Ems ein Ständchen. Der Verein sang acht gut gewählte Lieder meisterhaft und erfreute den kaiserlichen Herrn sichtlich. Als der Kaiser hörte, daß zwei Cölner Gesangvereine lang neben einander bestanden, nun aber sich vereinigt hätten, sagte er: So ist's recht, vereinte Kraft macht stark und gibt guten Klang.
- Von Berlin hört man, daß die dort mit besonderer Vorliebe betriebene Häuserspekulation eine Art Krach erlitten hat. Bei dem Stadtgericht seien gegen 400 Subhastationen anhängig und viele Hauseigenthümer würden gern sofort mit Verlust verkaufen, wenn sie nur Käufer finden könnten.
- Bei dem Nürnberger Bezirksgerichte wurde in diesen Tagen ein Fall verhandelt, dessen Wurzeln bis nach Frankreich hinüber reichen. Ein während des letzten Feldzugs ausgerückter Landwehrmann wollte eine Anzahl französischer Werthpapiere, deren Werth er jedoch gar nicht kannte, zu Gelde machen. Durch das Ineinandergreifen verschiedener Umstände kam nun heraus, daß diese Wertpapiere einem französischen Gutsbesitzer gehören, welcher sie bei dem Herannahen der deutschen Truppen vergraben hatte, aber später nicht wieder auffinden konnte. Der betr. Landwehrmann wurde als glücklicher Finder ermittelt und wegen Diebstahls zu sechsmonatlicher und dessen Kamerad wegen Hehlerei zu dreimonatlicher Gefängnißstrafe verurtheilt. Die Franzosen werden allen Respekt vor der deutschen Justiz bekommen.
- In der Umgegend von Metz treibt sich ein mageres lebhaftes Französchen herum, das Visitenkarten mit einem alten adeligen Namen nebst Grafenkrone bei sich führt und als angeblicher Emissär für fernere Anhänglichkeit an Frankreich wirbt. Der Aermste befindet sich aber in beständiger Geldverlegenheit, denn bald hat er seine Baarschaft verloren, bald auf der Flucht von preußischen Gensdarmen in einem Gasthause zu X. liegen lassen. Der Wirth weiß aber seine Adresse und wird ihm das Geld nach Paris nachschicken. Viele Leichtgläubige hat er auf diese Weise geprellt und die französischen Sympathien derselben besteuert. In Pfarrhäusern giebt er sich für einen Freund des Herrn Benillot aus und das öffnet ihm manchen Brodschrank, Weinkeller und sogar Geldbeutel.
- Wer's bis zu einigen fünfzig Millionen gebracht, wie der Amerikaner Alex. T. Steward in New=York, darf sich schon ein kostspieliges Experiment erlauben, zumal wenn eine edle Absicht die Triebfeder dazu ist. In einer der besten Lagen New=Yorks hat derselbe mit Aufwand einer Million ein mächtiges, 7 Stockwerke hohes Gebäude aufführen lassen, in einem prachtvollen Style und großartiger als manches Fürstenschloß, bloß in der Absicht mittellosen Arbeiterinnen, welche das Familienleben entbehren und meistens in schlechter Nachbarschaft wohnen müssen, eine Heimath zu gründen, wo sie für einen ihrem Verdienste entsprechenden billigen Preis anständige Wohnung, gute Kost und Gesellschaft und mancherlei Bequemlichkeiten finden, die ihnen sonst ganz unerreichbar sein wür=

[ => Original lesen: 1873 Nr. 59 Seite 2]

den. Das Gebäude enthält eine große Anzahl bequemer luftiger Schlafzimmer für einzelne Personen, großartige Wasch= und Badeanstalten, Gesellschaftszimmer, selbst eine Bibliothek, ein Lesecabinet und einen Cabinetssaal. In dem geräumigen Hofe befindet sich eine Gartenanlage mit Fontaine. Die Hauptaufgabe wird freilich darin bestehen, durch eine strenge Hausordnung für Ruhe und Ordnung zu Sorgen, damit der Anstand gewahrt und der Ausbruch innerer Feindseligkeiten verhütet wird. Sollte dies aber gelingen, so wäre damit eine der brennenden socialen Fragen, allein stehenden Arbeiterinnen gute und billige Wohnungen zu verschaffen, praktisch gelöst.
- Reiseabenteuer. Ein junger Mann aus Westphalen machte auf einer Reise nach Köln die Bekanntschaft einer jugendlichen Würtembergerin, welche vorgab, sie komme aus Holland, wo ihr Mann, ein reicher Kaufmann, vor einem halben Jahre gestorben sei und gehe jetzt zu ihren Eltern in Süddeutschland. Der biedere Sohn der rothen Erde war von der Liebenswürdigkeit seiner Begleiterin derart entzückt, daß er ihr in Köln den Vorschlag machte, mit ihm die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu besichtigen, welcher Vorschlag nach kurzem Sträuben angenommen wurde. Die beiden jungen Leute amüsirten sich vortrefflich, namentlich aber in der Flora, wo sie eine Flasche nach der andern leerten. Auf einmal aber spürte unser Westphale, wie sich die Hand seiner Dulcinea in eine Tasche seines Ueberziehers vertiefte, die Brieftasche hervorholte und sie blitzschnell in ihre Tasche verschwinden ließ. Dieses sehen, der Dame ein paar derbe Ohrfeigen verabfolgen und ihr den Raub wieder entwinden, war das Werk eines Augenblickes. Mit zerknitterter Toilette und unter dem Gelächter der Anwesenden verließ die kunstfertige Langfingerin eiligst den Schauplatz ihrer gestörten Thätigkeit.
- Vor dem Schwurgericht in Straubing (Bayern) stehen Xaver Marchner, 22 Jahre alt und Joseph Marchner 62 Jahre alt, Vater und Sohn aus Thalmassing, angeklagt des Mordes und Raubes. Am 7. Januar d. J. Morgens wurde der Wegmacher Stang in Thalmassing einige 100 Schritte vor seinem Hause erschlagen gefunden. Man trug ihn in sein Haus und fand noch Entsetzlicheres. Die hochschwangere Frau des Ermordeten lag mit eingeschlagenem Hirnschädel auf dem Boden, neben ihr das 9jährige Töchterchen Crescenz, noch lebend, aber betäubt; nicht weit davon erschlagen die 3jährige Marie und in der nächsten Kammer das einjährige Söhnchen Johann; alle Behälter waren erbrochen und Geld und Schmucksachen geraubt. Der Verdacht fiel auf den Eisenbahnarbeiter Joseph Marchner, der verhaftet wurde, die junge Crescenz aber, die unterdeß hergestellt worden war, bezeichnete den Xaver Marchner, den Bruder ihrer Mutter, als Mörder. Dieser wurde sofort verhaftet. Er läugnete zuerst, machte dann unwahre Geständnisse, erzählte aber einem Mitgefangenen die Sache so. Am h. Dreikönigstag sei er mit seiner Geliebten im Wirthshause gewesen und habe immer studirt, wie er Geld bekommen könne. Gegen 9 Uhr nachts sei er mit der Flinte zum Stang'schen Hause gegangen, woselbst ihm auf Anklopfen seine Schwester geöffnet habe. Sie gingen in die Stube hinein, die Schwester setzte sich auf den Stuhl und da schlug er sie mit dem Gewehrkolben über den Stuhl hinab. Während er nun den Schlüssel zum Kasten gesucht, sei Stang gekommen und mit den Worten: "Jesus, Maria und Joseph! Schwager, was habt ihr denn gehabt, was hast du denn gethan", unter der Thüre stehen geblieben. Sofort sei er auf Stang losgesprungen , habe ihn gepackt und ihm sein Messer in den Kopf gehauen, daß sich die Klinge bis ans Heft umbog. Im Ringen habe er den Stang im Vorplatz auf den Boden geworfen, wobei er ihn niederriß. Er habe sich wieder losgerissen und mit der hinter ihm befindlichen Hacke auf Stang geschlagen, ihn auch mehremale getroffen. Es sei dem Stang gelungen, zur Thüre hinauszukommen und fortzulaufen, allein er sei ihm mit dem eisernen Rechen nachgelaufen und habe ihn 4mal niedergeschlagen, bis er liegen blieb. Schon im Hausplatze habe Stang Löcher im Kopfe gehabte in welche er, um ihn noch mehr zu zerfleischen, hineingegriffen habe. Als Stang liegen blieb, habe er ihm das Geldsäckchen aus dem Hosensack heraus genommen. Hierauf sei er in's Haus zurück, die beiden Mädchen hätten geschrieen, er gebot ihnen Ruhe. Das größere Mädchen mußte ihm leuchten, er sprengte das Eckschränkchen auf und nahm daraus angeblich 350 fl., eine Chatulle mit Broche und Ringen. Nachdem er diese Sachen an sich gebracht, habe er zu den Kindern gesagt: "Kinder, macht's jetzt Reue und Leid", habe die Haue ergriffen und die Spitze dem kleinen Mädchen so tief in den Kopf hineingehauen, daß sie beim Mund heraussah. Den Kleinen, der wach wurde und schrie, habe er aus dem Bette gerissen, auf den Boden geworfen und ihm auf die Brust getreten. Dann habe er das ältere Mädchen (Crescens) mehrmals mit der Haue geschlagen und es für todt liegen lassen, und das Geld, die Uhr, Ringe etc. mitgenommen. Als er andern Tags gehört, daß Crescens noch lebe, habe er sich an das Mädchen machen wollen, um ihm einen Treff zu geben, es sei ihm aber nicht gelungen. Das Geld habe er vergraben.
- Ein englisches Blatt ertheilt Liebhabern von Blumen folgenden Rath: Eine einzige Blume, der man erlaubt zu reifen oder Samen anzusetzen, erschöpft die Kraft der Pflanze mehr, als es ein Dutzend neuer Knospen thut. Schneidet daher so viel als möglich Eure Blumen ab, ehe sie zu welken beginnen. Schmückt damit Eure Zimmer, sendet Euren Freunden, die keine Blumen haben, immer Sträuße. Ihr werdet dann bald finden, daß Eure Blumen sich mehren, jemehr ihr deren abschneidet. Namentlich sollen Rosen, die welken, abgeschnitten werden, damit die Kraft in den Wurzeln bleibt und neue Wurzeln für das nächste Jahr treibt. Auf Rosenbüschen soll man nie Samen reifen lassen.
- (Wohlriechende Diamanten.) "Le Siécle" erzählt, unter den Diamanten des Schah befinde sich auch eine in Europa noch ganz unbekannte Art, nämlich wohlriechende Diamanten, die namentlich und bei hoher Temperatur in Sälen, wo sich viele Personen befinden, z. B. auf einem Ball, köstliche Düfte ausstrahlen. Man fände sie in einer entfernten Provinz Persiens in eisen= und kohlenhaltigen Lagern. Das Parfüm sei ein sehr feines und erinnere einigermaßen an Ambra. Sie seien sehr selten und die Perser hielten sie für eine Art Talisman, besonders geeignet, dem Trägen Liebe und Anhänglichkeit zu erwecken.
- Hoch klingt das Lied vom braven - Knaben! Der 13jährige Sohn des Tuchappreteurs J. Kottko in Spremberg hat das Unglaubliche geleistet, einen Erwachsenen vom Tode des Ertrinkens zu erretten. Derselbe badete mit noch mehreren Knaben in der sog. Hammerlache, neben der Spree befindlichem stehenden Gewässer von zehn Fuß Tiefe. Da kam ein Arbeiter hinzu, stieg ins Wasser und schwamm einige Male hin und her. Plötzlich schlug er, von Krämpfen befallen, die Hände über dem Kopfe zusammen und fing an unterzusinken: die Knaben riefen um Hülfe und ein dortiger Bürger, welcher sich bereits entkleidet hatte, wollte in's Wasser springen; aber beherzt war der Sohn des J. K. der Unglücksstätte zugeschwommen, hatte den Arbeiter bei den Haaren erfaßt, und arbeitete nun, mit dem linken Arm rudernd, dem Ufer zu. Bis auf's Aeußerste erschöpft, kam er glücklich an's Land. Nach kurzer Zeit erlangte der Verunglückte das Bewußtsein wieder. Es werden schon einleitende Schritte gemacht, um dem braven Knaben die Rettungsmedaille, die er redlich verdient, zu erwirken.


Briefe von der Weltausstellung.

Seltsam ist es, daß die Engländer an ihre Ungeheuer von Geldschränken die Warnung angeschrieben haben: Nicht anrühren! Gibt es doch gerade in diesem Artikel Eigenheiten der Construction, die man nur durch Berührung erkennt. So ist es z. B. schwer, in ein dunkles Fach eines solchen Schrankes hineinblickend, sich zu überzeugen, ob er im Innern eckig oder abgerundet ist, welche letztere Eigenschaft die Sicherheit erhöht. Man findet sie neben andern Vorzügen bei den allgemein bewunderten Geldschränken, welche ein Lothringer, Herr Haffner, in der französischen Abtheilung ausgestellt hat, weil seine Eisenwerke auf annectirtem Terrain, in Saargemünd liegen, sein Geschäft aber sich in Paris, seine Fabrik ebendaselbst sich befindet. Während die englischen Cassenschränke nur eine Wandung besitzen, sind die Haffner'schen mit einer doppelten Wandung und einem freien Raum zwischen beiden Wänden versehen. Ihre Specialität und ihr

[ => Original lesen: 1873 Nr. 59 Seite 3]

Hauptvorzug ist aber eine eigenthümliche Einrichtung des Schlüssels und Schlosses, die es nur Demjenigen möglich macht, das Geheimschloß zu öffnen, der die bestimmte Ziffern=Zusammenstellung, etwa eine Jahreszahl, weiß, auf deren Einzelnziffern die Schließvorrichtung in gewisser Reihenfolge der Zahlen fixirt wurde. Die Ziffern sind auf dem Schlüssel selbst und innen im Schloß angebracht, und die Feststellung der Ziffern=Zusammenstellung beim Abschließen geschieht so geräuschlos, daß Niemand dem Abschließenden aus der Zahl der Umdrehungen sein Geheimniß ablauschen kann. Diese Einrichtung ist wichtig, da in jüngster Zeit schon Criminalfälle bewiesen haben, wie sehr sich ein Cassier vor Nachahmung und Mißbrauch seines Cassenschlüssels (manchmal auch durch den eigenen Chef) zu hüten habe. Bei Haffner's Einrichtung kann man den Schlüssel erstens nicht nachahmen, weil die innere Form desselben bei der schmalen, langen Höhlung nicht sichtbar, sondern Geheimniß des Fabrikanten ist - zweitens nutzt das Nachahmen oder stehlen des Schlüssels nichts ohne Kenntniß der vierstelligen Zahl, welche der Cassier beim abschließen willkürlich im Schloß aus den bezifferten Verschluß=Vorrichtungen combinirte. Dabei ist die Manipulation sehr einfach. Natürlich muß man die Ziffer im Kopfe behalten, wenn man sich einer bedient hat, sonst ergeht es Einem, wie dem österreichischen Fabrikanten der neulich dem Kaiser Franz Joseph seinen Geldschrank zeigen wollte und ihn selbst nicht öffnen konnte.
Aufmerksam will ich machen auf eine Schließvorrichtung eines deutschen Ausstellers, Herrn Louis Röhle aus Dresden. Es handelt sich freilich nur um Thür= und Fenstergriffe, diese aber stellt Herr Röhle in seiner seit 32 Jahren bestehenden Drechslerei und Metallgießerei in seltener Eleganz und praktischen Ausführung her. Seine Thürdrücker, aus Ebenholz und Elfenbein, haben vor den metallenen den Vorzug der Leichtigkeit. Die Federkraft des Schlosses wird bei metallenen Drückern oft durch die Schwere gefährdet. Seinen Metalldrückern hat dagegen Herr Röhle die Eigenschaft verliehen, daß sie ohne Putzen ihren Glanz bewahren. Volle 300 Groß solcher Drücker verfertigte Herr Röhle im Jahre 1871 mit 37 Arbeitern. Sein einziger Concurrent aus Deutschland, ein Achener Horndrechsler verarbeitet statt des Elfenbeines Büffelhorn zu Thürdrückern.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über den zu Schlagsdorf belegenen Kathen des Bäckers Johann Hans Heinrich Wegener daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Donnerstag den 11. September d. J. Vormittags 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 24. Juni 1873.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)     A. Dufft.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Blüßen belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Asmus Timm daselbst giebt das

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg

auf das am 22. d. Mts. abgehaltene Liquidations=Protocoll, nachdem die öffentliche, gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hiedurch den

Bescheid:

daß alle weder in dem Liquidationstermine am 22. d. Mts., noch bis jetzt angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.

Von Rechts Wegen!

Schönberg, den 23 Juli 1873.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)     A. Dufft.


Wir vergüten für bei uns belegte Gelder bis auf Weiteres
4 1/2 % bei zwölfmonatl. Kündigung,
4 % bei sechsmonatl. Kündigung,
und 3 1/2 % dreimonatlicher Kündigung.
Die einzuzahlenden Gelder dürfen nicht weniger als Ct.Mark (Lübeck) 300. betragen und kann die Zinse halbjährlich erhoben werden.
Lübeck, den 23. Mai 1872.
Lübecker Bank.


Auction.
am Dienstag, den 19. Aug.,
Morgens 11 Uhr,
beim Schützenhause zu Grevesmühlen
über
18 Starken und 6 Bollen
aus Ostfriesland,
21 Starken und 5 Bollen
aus Angeln

Das Vieh ist in Ostfriesland und Angeln durch Mitglieder der patriotischen Vereine Grevesmühlen und Dassow angekauft und wird öffentlich meistbietend verkauft. - Nur Händler, sofern sie nicht Mitglieder des Patr. Vereins sind , sind als Käufer ausgeschlossen.
Die Auctionsbedingungen werden vorher verlesen.

Die Commission.


Alle Diejenigen, welche ihre Schweriner Sparcassenbücher durch mich haben besorgen lassen, ersuche ich, dieselben jetzt wieder in Empfang nehmen zu wollen.
W. Schacht.


Die Verlobung ihrer Tochter Amanda mit dem Herrn Hans Schlüter aus Hamburg beehren sich ergebenst anzuzeigen Ludwig Creutzfeldt und Frau.
Schönberg.


Nord-Amerika.
Schnellste und billigste Passagier=Beförderung
via Liverpool mittelst der Königl. engl. Postdampfschiffe
der "Inman" Linie
nach New=York.

Abfahrt von Hamburg: jeden Dienstag und Freitag. Nähere Auskunft ertheilen Wm. Inman, 50 Quai du Rhin, Antwerpen und die obrigkeitlich concessionirten General=Agenten

Falck & Co in Hamburg,
Admiralitätsstraße No. 38.

P. S. Respectable und cautionsfähige Leute werden zur Uebernahme der Agentur gesucht.


Auf dem Hofe zu Rabensdorf wird zu Michaelis ein nüchterner Pferdeknecht gesucht, der Zeugnisse seiner Brauchbarkeit aufweisen kann; auch finden zwei gut beleumundete Tagelöhner daselbst Unterkommen.


F. Schlüter in Ratzeburg
empfiehlt zu billigsten Preisen seine Fabrikate, wie:
Selters, Sodawasser, Brauselimonade, angelegentlichst.
Niederlage hält zu Fabrikpreisen Aug. Spehr


[ => Original lesen: 1873 Nr. 59 Seite 4]

Einem geehrten landwirthschaftlichen Publikum mache ich hiedurch die ergebene Anzeige, daß mir Agenturen von

landwirthschaftlichen Maschinen und Geräthen

aus den renommirtesten amerikanischen, englischen und deutschen Fabriken übertragen sind, z. B. Dampf= und Pferde=Dreschmaschinen, Häckerling= und Mähmaschinen, sowie alle sonstigen landwirthschaftlichen Maschinen und Geräthe, die ich zu Fabrikpreisen verkaufen werde.

Krämer Wulff in Ziethen.


Aecht französische Kaninchen

offerire: Lapin belier Junge 6 Wochen alt per Paar Thlr. 3.
offerire: Lapin belier Junge 4 Monate alt per Paar Thlr. 5.
offerire: Lapin de garenne Junge 6 Wochen alt per Paar Thlr. 2.
offerire: Lapin de garenne Junge 5 Monate alt per Paar Thlr. 5.
offerire: Lapin de garenne zuchtfähige per Paar Thlr. 8.
offerire: belgische Kaninchen 6-8 Wochen per Paar Thlr. 2. 15.
letztere Race ist die zur Fleischproduction geeignetste und erreicht bei entsprechender Mast ein Gewicht von 10-16 Pfund, während erstere - Lapin belier - ein besseres Pelzwerk liefern.

Steinbach=Hallenberg.     Rich. Sasse.


Nach Amerika.
National=Dampfschiffs=Compagnie.
Segelschiff

Von Stettin jeden Mittwoch für 48 Thaler.
Alles in Allem.
Kinder unter 10 Jahren die Hälfte, Säuglinge 4 Thaler.
        Nach New=York jeden Mittwoch für 48 Thaler.
Alles in Allem.
Plätze durch Einsendung von 10 Thaler pro Person gesichert.

C. Messing, concessionirter Unternehmer und Consul
Berlin. Potsdamer Straße 134 B.        Stettin. A. d. grünen Schanze 1 A.


Erntehandschuhe

in verschiedenen Sorten und in großer Auswahl sind stets zu haben in Schönberg bei
Emil Jannicke, Handschuhmacher.


Steinkohlen=Theer in vorzüglicher Qualität verkauft die "Gasanstalt in Ratzeburg".


2 tüchtige zuverlässige Pferdeknechte werden zum 24. October d. J. gegen guten Lohn gesucht. Nähere Auskunft ertheilt J. F. Eckmann.
Kaufmann.


Lehrlings=Gesuch.

In unserm Manufacturwaaren und Getreide=Geschäft findet zu Michaelis d. J., unter günstigen Bedingungen, ein junger Mann als Lehrling ein Unterkommen.
Herr W. Holdorf in Schönberg nimmt Anmeldungen entgegen.

Gustav und Julius Ahrens, in Grevesmühlen.


Die Beckmann'sche Büdnerei in Kronscamp soll sofort unter der Hand, vorbehaltlich eines öffentlichen, später bekannt zu machenden Ueberbotstermins, verkauft werden. Wir unterzeichneten Curatoren fordern daher alle Diejenigen, welche hierauf reflectiren, auf, ihr Gebot bei uns innerhalb 8 Tagen abzugeben.
Kronscamp, den 21. Juli 1873.
Hauswirth Stein,
Schulze Freitag.


W. Kolls, Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Am kommenden Sonntag, d. 3. Aug. (Nachmittags) wird ein

Concert

im Garten der Gastwirthin Boye hieselbst stattfinden, wozu die Bewohner Schönbergs und Umgegend eingeladen werden.

Entree 4 Schilling (Mecklenburg) à Person.
Abends Illumination des Gartens.
Die Vereinsmusiker.


10 Thaler Belohnung

Demjenigen, der mir den Frevler nachweist, der auf hiesiger Feldmark, am Schönberger=Wege, circa 15 junge Pappeln muthwillig abgeschnitten hat.
Hof Wahrsow, den 14. Juli 1873.
W. Hörcher.


Wir machen hierdurch bekannt, daß die Krankenkasse der Schuhmachergesellen mit dem heutigen Tage aufgehoben wird, wonach sich jeder hier arbeitende Schuhmachergeselle zu richten hat.
Schönberg den 25. Juli 1873.

Die Ladenmeister.
H. Söhlbrandt.     G. Eckmann.


Agenten,

welche thätig, werden an jedem Orte in der Stadt wie auf dem Lande gerne angestellt und sind gefällige Offerten direct franco einzusenden an Advocat C. Schumann in Alt=Strelitz.

General=Agentur der Sächsischen Vieh=Versicherungs=Bank in Dresden.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl.14 - 15 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.8 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Schinken pr. 500 Gr.10 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5 - 6 St.4 Schilling (Mecklenburg),
junge Kartoffeln 10 Lit.6 - 7 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen22 - 23Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen14 3/4 - 15Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Gerste14 1/2 - 15Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer14 - 15 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen13 - 13Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.20 - 21Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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