No. 54
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 11. Juli
1873
dreinundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1873 Nr. 54 Seite 1]

- Bei dem am Donnerstag den 10. Juli unter reger Betheiligung seitens der Landbewohner abgehaltenen Schönberger Königschußfeste wurde Abends der Gärtner Upahl als diesjähriger Schützenkönig proclamirt.
- Der Bundesrath hat am Dienstag (8.) vorläufig seine Sitzungen geschlossen und wird (wie die "Prov. C." meldet) voraussichtlich erst im September wieder zu weiteren Arbeiten zusammentreten.
- Nachdem der Bundesrath das Münzgesetz incl. des Paragraph 18., der die Regelung der Reichs= und Staats=Papiergeld=Angelegenheit bis zum 31. December 1875 definitiv in Aussicht nimmt, angenommen hat, ist man, wie wir hören, Seitens der Reichsbehörde auch dieser zweiten Frage bereits näher getreten und sind die Ermittelungen begonnen worden, um zunächst eine genaue Feststellung der gegenwärtig in Cours sich befindenden Papiergeldmengen zu erzielen, und dadurch einen Anhaltepunkt zu gewinnen für den Umfang, in dem eine Verausgabung des Reichspapiergeldes zu geschehen haben würde.
- Die Gesammt=Ausprägung der Goldmünzen in den Münzstätten des deutschen Reichs stellt sich bis 21. Juni d. J. auf 718,456,910 Mark, wovon 591,794,280 Mark in Zwanzigmarkstücken und 126,662,630 Mark in Zehnmarkstücken bestehen.
- Am 21. Juli d. J werden es 100 Jahre, daß Papst Clemens XIV. (Ganganelli) den Jesuitenorden aufgehoben hat. Lange überlebt hat er sein menschenfreundliches Werk nicht. Feiern können wir das Jubiläum auch nur mit halbem Herzen; denn den Krebsen sind die Schwänze wieder gewachsen.
- Die Jesuiten haben gelehrige Schüler. Ein solcher kam neulich aus Lothringen in die bayrische Pfalz und verkaufte Splitter von Bäumen, auf denen sich die Jungfrau Maria habe sehen lassen. Ein Thomas von der Polizei legte ihm das Handwerk.
- In der Jesuitenkapelle in Paris verkündigte der Jesuiten=Pater Verbeck den belgischen Pilgern mit dürren Worten: "Alle Katholiken müssen jetzt zu Frankreich halten, weil es die Welt dem Papste wieder unterthänig machen wird. "Das ist offen gesprochen und das Stichwort für alle Römlinge der Welt, namentlich auch in Deutschland. Dieses Wort ist aber zugleich die Wetterscheide für die reichstreuen, vaterländisch gesinnten deutschen Katholiken. Viele hochangesehene Katholiken Deutschlands, zunächst in Schlesien, haben unter Führung des Herzogs von Ratibor die öffentliche Antwort ertheilt, "daß die guten Katholiken in Deutschland in diesem Kampfe zu Kaiser und Reich halten."
- Fast hat es den Anschein, als ob der Papst einen Kreuzzug unternehmen wolle. Er läßt in allen christlichen Ländern Soldaten anwerben und jeder erhält ein rothes Kreuz, das er unter dem Rock am Herzen zu tragen hat. Sold bekommen sie vor der Hand nicht, sollen aber bei den Wallfahrten ihre Marschübungen machen.
- Graf Arnim hat zu rechter Zeit den unmittelbar bevorstehenden Sturz Thier's nach Berlin berichtet, Fürst Bismark hat aber nicht daran geglaubt und nun gabs allerlei Verdruß. Ein Diplomat wie Graf Arnim hätte freilich wissen müssen, daß man oft Recht hat, aber nicht Recht haben darf.
- Der preußische Ministerpräsident Graf Roon betreibt ernstlich seinen Rücktritt. Er hat sein Gut Gütergotz bei Berlin verkauft und tritt eine Reise nach Süddeutschland an, um sich da einen Ort aufzusuchen, wo er seine letzten Tage zubringen will. Die letztere Absicht soll ihm etwas verübelt worden sein.
- Eine Botschaft des Präsidenten Grant kündigt eine allgemeine Weltausstellung in Philadelphia für 1876 an.
- England hat die Russen beim persischen Schah ausgestochen. In Petersburg war der Schah zwar auch gnädig und schenkte dem Kaiser ganz Rußland für seine Gastfreundschaft, in London aber wurde er galant und mobil. Der Königin Victoria küßte er zweimal die Hand und küßte sogar im Wagen das goldene Medaillon, das sie ihm geschenkt hatte, pflanzte eigenhändig zwei Bäume in Windsor und ließ sich mit dem Prinzen Leopold auf einem Bilde phothographiren. Nachträglich besuchte er auch noch alle Sehenswürdigkeiten, die auf dem Programm standen, und zweimal den Tower, die alte Londoner Festung, "wo so viele Leute hingerichtet wurden", wie er sagte. Am meisten interessirte ihn und seine Minister die Guillotine, sie ließen sich den Köpfungsproceß genau erklären und scheinen diese europäische Erfindung in Persien einführen zu wollen.
- Zum Abschied von London wohnte der persische Schah einem Boxerkampf bei und gestand seelenvergnügt, das sei doch einmal 'was gewesen.
- Die Pariser wissen nicht, mit welchen Hymnen sie die große persische Katze (grand chat de Perse) empfangen sollten, da die Marseillaise gegenwärtig außer Mode ist, die Parissienne zu orleanistisch und partant pour la Syrie zu bonapartistisch klingt. Spötter meinen, der Processionsgesang: Sauvez Rome et la France wäre die passendste Melodie. Zu Ehren des Schahs will man eine große Revue abhalten, wobei auch die Schuljugend mit Chassepots bewaffnet werden soll.
- In Kempten haben 60 Herren und Damen ein Kaninchen=Essen (Lapin) veranstaltet; die viererlei Gerichte waren nach französischem Recept bereitet und schmeckten bei Harmoniemusik vortrefflich.
- Während bis jetzt selbst von den auf der Guillotine oder im Zuchthaus Verstorbenen mit dem Tode die irdische Makel verschwand, scheint die "fortschreitende Entwickelung unserer Zustände auch in diesem Punkte unterscheidungsreicher zu werden. In dem neuesten Civilstands=Auszug wird nämlich ein verstorbener preußischer Soldat als "Militär=Sträfling von der Königl. Preuß. Militärstrafabtheilung Mainz" aufgeführt.
- Die Kohlenproduction in Europa. Von der gesammten Ausbeute an Kohlen=Production auf der Erde im Betrage von 4266 Mill. Zollzentnern entfallen 177 Mill. Tonnen auf Europa, deren Werth auf 1200 Mill. Franken sich beziffert. Auf England entfallen allein 109 Mill. Tonnen, auf Preußen 30 und auf Frankreich 12 Mill. Tonnen.
- Einige hübsche "Vorfallenheiten", wie die Wiener sagen, während des Besuches der Kaiserin Augusta müssen wir doch noch nachtragen. Die Kaiserin besuchte am letzten Tage die Ausstellung incognito, aber bald rannte alles, um sie zu sehen

[ => Original lesen: 1873 Nr. 54 Seite 2]

Ein Graukopf mit rundem Schmerbäuchlein drängte sich schweißtriefend durch die Menge und wandte sich zufällig an die Kaiserin selbst den Hut lüftend: "Sind Sie so gut, liebe Frau, ist es wahr, daß jetzt die Kaiserin zu sehen ist? - Die Kaiserin blickte lächelnd rings herum und sagte: Ich sehe sie wirklich nicht! - Bei dem wundervollen Gartenfeste des Ministers Graf Andrassy spielte u. a. eine Zigeunerbande ungarische Nationalmelodien, Kaiserin Augusta lauschte entzückt; da trat Kaiser Joseph zu dem Grafen und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Graf ging zu den Zigeunern und sagte ihnen, was der Kaiser gesagt hatte. Diese sahen ihn groß an und dann erklang die feurige Melodie des Kossuthmarsches, des ungarischen Revolutionsmarsches. (Der Graf Andrassy dachte daran, daß er damals als Hochverräther zum Tode am Galgen verurtheilt war.) Kurz vor dem Abschied bat Kaiserin Augusta die Kaiserin Elisabeth, ihr einige ungarische Abschieds= und Dankesworte zu sagen, um der Gräfin ein Vergnügen zu machen. Rasch lehrte sie der Kaiserin Augusta die Worte: Kôszônöm a gyonyörü mulatsagot (ich danke für die vorzügliche Unterhaltung.) Die Gräfin war aufs schmeichelhafteste überrascht, als bald darauf die Kaiserin mit diesen Worten und einem Händedruck von ihr Abschied nahm.
- In der Ausstellung in Wien ist endlich der langerwartete Schatz des Sultans an edlen Steinen, Waffen, Geräthen und Gewändern angekommen, der auf 50 Millionen Gulden geschätzt und bald zu sehen sein wird. Denken wir nicht nur an diese Berge von Kostbarkeiten, sondern auch an alle anderen Schätze der Kunst und Industrie, die von allen Enden der Welt so ruhig, sicher und ungefährdet nach Wien geführt worden sind, so freuen wir uns doch wieder unserer Zeit. Konnten doch sonst nicht einmal die einfachen Kaufleute und Krämer, die Pfeffersäcke, wie sie die Junker und Ritter auf ihren Burgen nannten, ungefährdet zur Messe ziehen. Die Schnapphähne und Sturmfedern von den alten Raubnestern brachen aus dem Hinterhalt hervor und plünderten sie aus. Und Himmel, was für Zölle zu Wasser und zu Land hatten sie zu zahlen.
- Eine der vielen Todesstrafarten in China ist die Entziehung des Schlafes, die sich gewöhnlich in etwa zehn Tagen als tödlich erweist. Fünf thörichte junge Belgier versuchten neulich dieses Experiment an sich mit mehr oder minder unangenehmen Resultaten. Sie wetteten, daß sie sieben Tage lang wach bleiben würden, unter der Bedingung, daß sie alle möglichen Mittel anwenden dürften, um den Schlaf abzuwehren. Sie arrangirten die Verwendung ihrer Zeit in folgender Weise: Die Nacht wurde mit Tanzen und Kaffetrinken verbracht, während des Tages ritten sie, fochten oder schossen nach der Scheibe, wobei sie jede halbe Stunde Kaffee tranken. Einer dieser jungen Leute gewann die Wette, verlor aber 25 Pfund an Gewicht, zwei schliefen ein, nachdem sie 130 Stunden wach gewesen; einer wurde von der Lungenentzündung befallen, und der fünfte wurde vom Schlummer befallen während er zu Pferde saß; er fiel herunter und brach einen Arm.
- In Jedo in Japan ist der kaiserliche Palast (5 englische Meilen im Umfang) abgebrannt.
- In einem Dorfe bei Bingen erschlug der Blitz die Kuh einer alten Wittwe, deren einziger Reichtum das Thier war. Am andern Morgen fand die trostlose Frau eine prächtige Milchkuh in ihrem Stalle. Nach und nach erst kam man auf den stillen Wohltäter: es war ein jüdischer Geschäftsmann, der das Thier heimlich in den Stall praktizirt und der Armen ein Geschenk gemacht hatte. Der Jude hat's gethan, sagt man nun dort, während es bei minder löblichen Dingen heißt: Die Juden haben's gethan.
- Eine junge Dame in Iowa in Amerika klagte einen jungen Mann der Beleidigung an, weil er sie gegen ihren Willen auf der Straße artig gegrüßt hatte. Die ungewöhnlich hübsche Klägerin erschien persönlich vor Gericht und machte ihre Angaben mit solcher Anmuth, daß sie selbst den grauköpfigen Richter bezauberte. Er entschied denn auch, daß der Beklagte für seine Artigkeit unmöglich gestraft werden könne, denn ihm selbst, den Richter, koste es die größte Ueberwindung, die Klägerin nicht zu küssen. Allgemeine Heiterkeit beendigte die Verhandlung und die Schöne appellirte nicht.
- In London sieht man jetzt einen alten Schimmel herumtraben, der Augengläser trägt. Die arme Mähre war kurzsichtig geworden. Da man aber schon einmal in London den Versuch gemacht hat, kurzsichtigen Pferden zu helfen, so that man es auch diesmal und zwar mit dem besten Erfolg.
- Eine Milchkuh, die daran gewöhnt war, täglich zweimal mit Striegel und Bürste geputzt zu werden, wurde zum Zweck eines Versuches innerhalb 14 Tagen gar nicht geputzt. Die Milchmenge betrug während dieser Zeit 11 Maß weniger als in 14 Tagen vorher, obwohl die Fütterung und die sonstigen Verhältnisse in keiner Weise geändert worden waren.
- Die zum Sprichwort gewordene unverschämte Frechheit der Sperlinge bewährte sich neulich auf merkwürdigste Weise. Ein Gartenbesitzer in Königshofen hat, um die Früchte eines Frühkirschenbaumes vor dem gefiederten Gesindel zu bewahren, schon lange vor der Reife einen Popanz, sogenannten Strohmann, wie das auch bei Waizenfeldern zu geschehen pflegt, als Vogelscheue auf dem Baume befestigt. Er hatte dazu einen alten Tuchrock mit großen Seitentaschen verwandt. Nachdem er jetzt, da die Kirschen gepflückt, den Strohmann vom Baume herabnimmt, findet er beide Seitentaschen des dazu verwendeten Rockes - mit Spatzennestern gefüllt!
- Ortssinn der Thiere. Ein Hund, von Hamilton nach Tannton, 17 engl. Meilen weit, in einem verschlossenen Korbe gesendet, fand in 12 Stunden seinen Weg über eine Kette steiler Hügel nach seinem Absendungsorte zurück. - Von den Schafherden, welche wöchentlich aus den Hügeln von Wales zum Londoner Markte getrieben werden, entkamen einige Stücke in London und erschienen 14 Tage später in ihren 100 Meilen davon entlegenen Heimathslande wieder. - Die Fischer an den Felsen von Lizard pflegen die gefangenen Krabben mit Brandmarken zu zeichnen und sie sodann in gemeinschaftl. Verkaufskästen zu bringen, die in den Hafen von Falmouth eingesendet werden. Einmal zerbrach ein solcher Kasten, und 2-3 Tage nachher wurden an den Lizardfelsen die gezeichneten Krabben neuerdings gefangen: sie hatten die 4 Meilen entfernte Hafenöffnung und ihre 7 Meilen von letzterer entlegene Heimathsstätte richtig wieder aufgefunden.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Blüssen belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Asmus Timm daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag den 22. Juli d. J., Vormittags 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 2. Mai 1873.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg
H. Wohlfahrt.
(L. S.)     A. Dufft.


Auf Antrag der sämmtlichen legitimirten Erben des verstorbenen Büdners Johann Joachim Gerds zu Bülow ist zum öffentlich meistbietenden Verkaufe der zum Nachlaß desselben gehörigen Büdnerei No. II zu Bülow Termin auf Mittwoch den 16. Juli, 11 Uhr Vormittags,

[ => Original lesen: 1873 Nr. 54 Seite 3]

auf der Amtsstube zu Rehna angesetzt, zu welchem Kaufliebhaber hiedurch geladen werden mit dem Bemerken, daß auf annehmbar befundenen Bot, sofort der definitive Zuschlag erfolgen soll.
Aus den gerichtsseitig festgestellten Verkaufsbedingungen, welche auf der Amtsregistratur zu Rehna acht Tage vor dem Termine zur Einsicht bereit liegen, wird hervorgehoben, daß vor Ertheilung des Zuschlags eine Conventionalpoen von 500 Thaler Court, zu zahlen ist.
Die Besichtigung des Grundstücks ist nach geschehener Meldung beim Schulzen Jürß zu Bülow den Kaufliebhabern gestattet.
Die Büdnerei hat an Ländereien

  100 []R. Garten
1890 []R. Acker
  474 []R. Wiesen
  225 []R. Unbrauchbar
-------------
2689 []Ruthen
einen Hufenstand von 20 bonitirten Scheffeln und beträgt der darauf ruhente Canon 18 Scheffel Roggen.
Die Büdnereigebäude, bestehend in 2 Häusern und 2 Ställen, sind mit 800 Thlr. bei der Domanial=Brandcasse versichert.
Gadebusch, den 30. Juni 1873.

Großherzogliches Amtsgericht Rehna.


Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Commission macht hierdurch auf die nachstehenden gesetzlichen Bestimmungen aufmerksam:

1. Die Berechtigung zum einjährig freiwilligen Militairdienste darf gesetzlich nicht vor vollendetem 17. Lebensjahre und muß bei Verlust des Anrechts spätestens bis zum 1. Februar desjenigen Kalenderjahres nachgesucht werden, in welchem das 20. Lebensjahr vollendet wird.
2. Die Meldung hat schriftlich bei derjenigen Prüfungs=Commission für einjährig Freiwillige zu geschehen, in deren Bezirk der die Berechtigung Nachsuchende nach § 20 der Militair=Ersatz=Instruction vom 26. März 1868 gestellungspflichtig ist.
3. Der Meldung sind beizufügen:
a. ein Geburts=Zeugniß (Taufschein),
b. eine Einwilligungs=Attest des Vaters, beziehungsweise Vormundes,
c. ein Unbescholtenheits=Zeugniß, welches für Zöglinge von höheren Schulen (Gymnasien, Realschulen, Progymnasien und höheren Bürgerschulen) von dem Director, beziehungsweise Rector der betreffenden Lehr=Anstalt, für alle übrigen jungen Leute von der Polizei=Obrigkeit auszustellen ist.
und in dem Falle, daß der Nachweis der wissenschaftlichen Qualification durch Vorlegung von Schulzeugnissen geführt werden soll, außerdem:
d. ein den gesetzlichen Anforderungen nach § 154 der Militair=Ersatz=Instruction entsprechendes Zeugniß.
4. Die Prüfungen der Aspiranten zum einjährig freiwilligen Militairdienste werden in jedem Jahre in den Monaten März und September abgehalten.
Die unterzeichnete Commission berücksichtigt bei den Prüfungen im März die bis zum 1. Februar und bei den Prüfungen im September die bis zum 15. August eingegangenen Meldungen. In den Fällen , wo die Aspiranten genügende Schulzeugnisse vorlegen, werden die Gesuche nach wie vor auch außerhalb jener Prüfungs=Termine erledigt werden. Den betreffenden jungen Leuten kann aber, da nicht stets eine sofortige Erledigung der Gesuche thunlich ist, nur empfohlen werden, ihre Meldungen nicht bis zu einem Zeitpunkte hinauszuschieben, wo sich für sie an eine schleunige Erlangung des Berechtigungsscheins ein Interesse knüpft.
Die unterzeichnete Commission macht ferner darauf aufmerksam,
daß zur Meldung allemal ein ganzer Bogen in gewöhnlichem Schreibpapierformat zu verwenden ist, sowie daß die Atteste, auf Grund deren ein Berechtigungsschein erteilt wird, in der Regel bei den Acten verbleiben müssen, und daß hievon eine Ausnahme nur bei den nicht ausdrücklich behufs der Meldung zum einjährig freiwilligen Militairdienst ausgestellten Schulzeugnissen gemacht werden kann, wenn mit dem Original zugleich eine Abschrift vorgelegt worden ist.
Wegen der stempel= und gebührenfreien Ausfertigung der erforderlichen Atteste werden die Aspiranten auf die Bestimmung in § 6, Nr. 3 der Verordnung vom 2. Mai 1868, Officieller Anzeiger für das Fürstenthum Ratzeburg No. 17, und die dazu ergangene Declarator=Verordnung vom 1. Februar 1870, Officieller Anzeiger No. 7, hingewiesen.
Schwerin, den 28. Juni 1873.

Großherzogliche Prüfungs=Commission für einjährig Freiwillige.
Das Militair=Mitglied: Baron v. Stenglin.
Das Civil=Mitglied: Dippe.


Verkaufs=Anzeige.

Die zum Montag den 14. Juli c. in Kruge zu Schlagresdorf angesetzte Auction findet nicht statt.
Schlagsdorf, den 10. Juli 1873.
Krüger.
Landreiter.


Die zum Montag den 14. Juli c. im Kruge zu Gr. Molzahn angesetzte Auction findet nicht statt.
Schlagsdorf, den 8. Juli 1873.
Krüger.
Landreiter.


Hausverkauf.

Das zu Schönberg vor der Marienstraße No. 49 belegene Wohnhaus c. p. des verstorbenen Buchbinders Carl Bade, beabsichtigen wir, in Vertretung der Erben, am Montag den 21. Juli d. J., Vormittags 11 Uhr, im Hause des Herrn Gastwirths Fick hieselbst auf den Bot zu bringen und ersuchen Kaufliebhaber zu diesem Termin, sich zahlreich einfinden zu wollen.
In dem zu veräußernden Wohnhause, befinden sich 8 Stuben, 4 Kammern, 2 Küchen. Hinter dem Wohnhause befindet sich ein Hofplatz mit Stall und Pumpe, sowie ein bedichteter Garten. Auf den Hofplatz führt eine bequeme Auffahrt, so daß das Gewese sich zur Betreibung jeden Geschäftes vorzüglich eignet.
Die Besichtigung des Grundstückes steht jederzeit frei, nach vorheriger Meldung bei einem der unterzeichneten Vormünder.
Aus den Bedingungen, welche in dem Termine verlesen werden, wird hierher bemerkt, daß der Höchstbietende eine Conventionalpoen von 200 Thlr. sofort im Termin zu bestellen hat.
Schönberg, den 5. Juli 1873.

F. Heitmann.     Julius Schweigmann.
Vormünder Carl Bade'scher Erben.


Bekanntmachung.

Nachdem Herr H. F. Ruesch zu Teutendorf von dem Directorio des Burgthor=Districts und Herr Amtmann P. H. C. Breuel zu Hof Selmsdorf von dem Directorio des Schönberger=Districts zurückgetreten ist, hat die Direction des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins der Landbewohner zum fungirenden Director des letztgedachten Districts wiederum den Hofbesitzer A. Rußwurm zu Lockwisch erwählt, den Burgthor=District dagegen dem Holstenthor=District unter dem Directorio des Herrn J. Fr. Kelling in der Vorstadt St. Jürgen hieselbst zugelegt.
Lübeck, den 27. Juni 1873.
Namens der Direction.
Bruhn, Secretair.


Erntehandschuhe

in verschiedenen Sorten und in großer Auswahl sind stets zu haben in Schönberg bei
Emil Jannicke, Handschuhmacher.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 54 Seite 4]

Nach Amerika.
National=Dampfschiffs=Compagnie.
Segelschiff

Von Stettin jeden Mittwoch für 48 Thaler.
Alles in Allem.
Kinder unter 10 Jahren die Hälfte, Säuglinge 4 Thaler.
        Nach New=York jeden Mittwoch für 48 Thaler.
Alles in Allem.
Plätze durch Einsendung von 10 Thaler pro Person gesichert.

C. Messing, concessionirter Unternehmer und Consul
Berlin. Potsdamer Straße 134 B.        Stettin. A. d. grünen Schanze 1 A.


Aecht französische Kaninchen

offerire: Lapin belier Junge 6 Wochen alt per Paar Thlr. 3.
offerire: Lapin belier Junge 4 Monate alt per Paar Thlr. 5.
offerire: Lapin de garenne Junge 6 Wochen alt per Paar Thlr. 2.
offerire: Lapin de garenne Junge 5 Monate alt per Paar Thlr. 5.
offerire: Lapin de garenne zuchtfähige per Paar Thlr. 8.
offerire: belgische Kaninchen 6-8 Wochen per Paar Thlr. 2. 15.
letztere Race ist die zur Fleischproduction geeignetste und erreicht bei entsprechender Mast ein Gewicht von 10-16 Pfund, während erstere - Lapin belier - ein besseres Pelzwerk liefern.

Steinbach=Hallenberg.     Rich. Sasse.


Wir verweisen die Leser unseres Blattes auf das in heutiger Nummer enthaltene Inserat der National=Dampfschiffs=Compagnie, vertreten durch Herrn Consul Messing, nach welchem für den billigen Preis vor 48 Thaler Passagiere von Stettin nach Amerika befördert werden. Hervorzuheben ist, daß die Compagnie bereits 300,000 Personen glücklich nach New=York gebracht hat.


Reisekoffer, Reisetaschen, Geldtaschen & Damentaschen sind stets fertig zu haben bei H. Bockwoldt.


In der Nacht von Sonnabend auf Sonntag dieser Woche sind mir meine Fischernetze, die zum Trocken auf der Wiese des Rottensdorfer Schulzen hängten, von ruchloser Hand total zerschnitten, so daß dieselben zur Fischerei unbrauchbar geworden sind. Ich sichere dem, unter Verschweigung seines Namens, der mir den Thäter zur gerichtlichen Bestrafung namhaft macht, 5 Thaler Belohnung zu.
Fischer Dierck.


Zu Michaelis oder 24. October wird auf Torriesdorf noch ein Pferdeknecht gesucht.


Für Zimmerleute: Breitbeile, Stoß= und Bund=Aexte, Deestel, Winkel, Beetel, Bohrer, Hobel etc. etc.
Für Schmiede u. Schlösser: Pflüge, Wagenbüchsen, Feilen, Schneidkluppen, Schneidemesser, Schlüssel, Beschlagtheile etc. etc.
Für Tischler: Bau= und Möbel=Beschläge, Schrauben, Drahtstifte, Nägel, Handwerksgeräth etc. etc.
empfiehlt in größter Auswahl noch zu alten Preisen.
Ferner empfehle
zu Bauten:
Keller=, Dach= und Scheunen=Fenster=, Thür= und Fenster=Beschläge, Oefen und Spaarherde, Drahtgewebe vor Fenstern, Dachpappe.
Moritz Stein.
Ratzeburg.


Selter=Wasser,
Soda=Wasser,
Brause=Limonade

aus der Fabrik von W. Griese, Lübeck, empfehle ich zu Fabrikpreisen.
H. Duve.


Dreschmaschinen,

welche pr. Stunde so viel leisten als drei Drescher per Tag, liefert von Thlr. 66. an unter Garantie und Probezeit

Moritz Weil jr. in Frankfurt a. M.


Am Sonntage nach Königschuß, den 13. d. M.,
Großes
Garten-Concert
und Abends Ball.
Anfang 4 Uhr Nachmittags.

Wozu ein geehrtes Publikum Schönbergs und Umgegend ergebenst einladet
I. Köster.


Warnung.
Das Erdbeerenpflücken, Himbeerenpflücken, Grasschneiden, überhaupt alles unbefugte Betreten meiner Holzkoppel, ist hiedurch verboten, und werde ich den Dawiderhandelnden dem Gerichte zur Bestrafung zur Anzeige bringen.
Lockwisch, den 7. Juli 1873.
Schulze Oldörp.


Kirchliche Nachrichten.

Geboren: D. 24. Juni dem Arbm. Groth zu Niendorf eine T. - D. 25. dem Hsw. Rieckhoff zu Bechelsdorf ein S. - D. 25. dem Arbm. Wellner zu Westerbeck eine T. - Den 5. Juli dem Anerben Lohse zu Törpt ein S.

Gestorben: D. 9. Juli Luise Betti Cathar. Sofia Fanselow, Schneidermeisterstochter hies., 4 J. 11 M. a.

Proclamirt: Peter Heinrich Wilhelm Badstein, hiesiger Bürger und Rademachermeister, und Anna Margareta Oldenburg zu Gr. Mist. - August Heinrich Johannes Herzberg, verw. Maler hieselbst, und Mathilde Caroline Elisabet Carlau zu Schlagsdorf.

Sonntag, den 13. Juli.
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl.14 - 15 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.8 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Schinken pr. 500 Gr.9 1/2 - 11 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Schweinskopf pr. 500 Gr.5 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Wurst pr. 500 Gr.11 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5 - 6 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln 10 Lit.9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln junge20 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen22 1/2 - 23Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Roggen15 - 15Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Gerste15 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer14 - 15 Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Erbsen13 - 13Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD