No. 44
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. Juni
1873
dreinundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1873 Nr. 44 Seite 1]

- Mit dem 15. Juni d. J. tritt auf der Friedrich Franz=Eisenbahn ein neuer Fahrplan in Kraft. Die Direction scheint es nicht für nöthig zu halten, diese Fahrpläne den Bewohnern des Fürstenthums Ratzeburg öffentlich, wie sie es in Mecklenburg und Lübeck thut, mitzutheilen, obgleich den ersten Unternehmern der Lübeck=Kleinen=Eisenbahn, in deren Rechte (also wahrscheinlich auch in deren Pflichten) die Direction der Friedrich Franz=Eisenbahn getreten ist, bei der Concessionirung statutarisch verpflichtet wurden, alle diese Bahn betreffenden Bekanntmachungen auch im Fürstenthum Ratzeburg zu veröffentlichen. Wir müssen uns darauf beschränken, die Ankunfts= und Abgangs=Stunden der Züge zwischen Schönberg und Lübeck hier folgen zu lassen; diese sind,
a) Richtung Schönberg=Lübeck:
     Abfahrt von Schönberg 1) 9 Uhr 52 Min. Morgens, 2) 3 Uhr 13 Min. Nachm., 3) 5 Uhr 14 Min. Ab. (Schnellzug).
b) Richtung Lübeck=Schönberg:
     Abfahrt von Lübeck 1) 8 Uhr 39 Min. Morgens (Schnellzug), 2) 12 Uhr 28 Min. Mitt., 3) 6 Uhr - Min. Abends.
Nur der erste und letzte Zug hält in Lüdersdorf.
- Der Vater der seit langer Zeit vermißten Anna Böckler telegraphiert an verschiedene Zeitungen, daß der Leichnam des Kindes jetzt, im Scheunenfach vergraben, aufgefunden ist, und daß ein Mord vorzuliegen scheine.
- Der Reichstag wird wahrscheinlich am 24. Juni geschossen werden. Es ist noch so viel Zeug am Rocken, daß die Regierung das Militärgesetz zurückzieht. In Folge der langen Sitzungsperiode und der mangelnden Diäten nimmt selten mehr als ein Drittel der Abgeordneten an den Sitzungen regelmäßig Theil.
- Im deutschen Reichskanzleramt denkt man an die Einführung einer Reichsgewerbesteuer und durch Hülfe derselben an Ermäßigung der Matrikularbeiträge. Die Reichsgewerbesteuer soll an die Stelle der in den einzelnen Bundesstaaten bestehenden Gewerbesteuern treten. Man glaubt in Berlin, daß die kleinen Staaten durch Einführung dieser Reichssteuer erheblich entlastet werden, ohne an eigenen Einnahmen sonderlich viel einzubüßen.
- Die Unteroffiziere müssen oft für andere in's Feuer, wenigstens in's Fegfeuer gehen, dasmal aber ist der Kriegsminister und Ministerpräsident Roon selber für sie in's Feuer gegangen. Er hat ihnen eine große Lobrede gehalten. Es sei nicht wahr, sagte er, daß viele keinen ordentlichen Rapport schreiben könnten, daß seien nur einzelne, namentlich Polen. Die Unteroffiziere seien sehr tüchtig, man wähle sie aus den ältesten und besten Soldaten aus und bilde sie in den Regimentsschulen mit Kenntnissen auch für ihre künftige bürgerliche Stellung aus. Um der Armee Unteroffiziere zuzuführen, müsse man nicht nur ihr Einkommen vermehren, ihnen auch eine Zukunft für ihr Alter gewähren und zwar eine solche, die ihnen gefällt. Der Unteroffizierstand verdient alle Anerkennung. Es gehört viel Aufopferung dazu, beständig Instrument in einer andern Hand und Muster zu sein für dreißig und vierzig Augen, die auf ihn gerichtet sind. Der Unteroffizier ist ein sehr achtbares Glied der Armee und darf nicht gering schätzend zur Seite geschoben werden, wenn man ihn nicht mehr braucht.
- Die deutschen Bischöfe haben ihr Latein noch nicht verlernt. In einer Gesammteingabe erklären sie dem Staatsministerium den bekannten Kirchengesetzen gegenüber: non possumus. Auf Deutsch: Wir können diese Gesetze weder anerkennen, noch ihnen Gehorsam leisten, - wenn wir nicht müssen.
- Nassre=ed=Din, der viel erwähnte Schah von Persien, der merkwürdige Beherrscher der Tadschiks und Ihlats, der es zum ersten Male unternommen, mit den Persischen Traditionen zu brechen und trotz des Widerspruchs der Priesterkaste zu belehren, wie es außerhalb Persiens in der weiten Welt ausschaut, ist in Berlin eingezogen und mit allen Königlichen Ehren empfangen worden. Nassre=ed=Din hat einen ausgeprägt Orientalischen Typus, der dichtgewachsene Schnurrbart giebt seinem Aeußern einen streng martialischen Anstrich. Trotzdem das ganze Habit des Fürsten unserem Uniformschnitte sehr nahe kommt, macht die ganze Gestalt doch einen sehr merkwürdigen Eindruck, was wohl in der durchaus nicht schönen, zugespitzten, federgeschmückten Schafsfellmütze, den schnurartigen Rockverzierungen, den silberglänzenden großen Epaulettes und den riesigen Orden auf der Brust seinen Grund findet. Die Persische Majestät saß sehr vornehm in dem Galawagen, sah ruhig auf das Treiben neben sich und that, als gingen ihn die Menschen auf der Straße nicht eben viel an. Weniger ceremoniös war das Gefolge des Schahs, welches die Grüße des Publikums in freundlicher Weise erwiderte. Das an dem Einzuge betheiligte Gefolge hatte in 6 Wagen Platz gefunden, der Persische Dolmetscher fuhr mit dem Ceremonienmeister v. Röde in einer besonderen Equipage. Alle diese bevorzugten Großwürdenträger mit den unaussprechlichen Namen und dem stereotypen "Mirza" hatten fast die gleichen besternten, auffälligen, goldgestickten Uniformen: in dem offenbar jüngsten der hohen Herren wollten einige Weise im Publikum den Bruder des Schah's, in einer sehr auffällig gekleideten Persönlichkeit aber den "Ober=Photographen" entdeckt haben. Auch sonst fehlte es an Combinationen in der Menge nicht. Am Ausgange der Sieges=Allee wurden die Gäste durch die üblen Kanonensalven begrüßt, als der Zug am Schloß ankam, wurden die Persische, die Deutsche und die Preußische Flagge aufgehitzt, die Galawache trat ins Gewehr und sämmtliche Herrschaften waren bald den Blicken entschwunden. - Der Schah bewohnt während seines etwa achttägigen Aufenthalts in Berlin die nach dem Lustgarten zu gelegenen Königskammern; das Gefolge hat im Hotel de Rome Unterkommen gefunden.
- Wenn Unsereins ein Knopf springt, etwa einer von denen, die den obern und untern Menschen und Gedankenlauf zusammenhalten, so ist das zwar fatal, aber doch erträglicher als wenn dem Schah von Persien dergleichen passirt; denn die Knöpfe dieses Herrn bestehen aus wallnußgroßen Rubinen. Als der Schah in Petersburg einfuhr, hingen die Augen aller Taschendiebe an diesen Knöpfen. Der dunkelbraune Anzug des Schahs war nach Art einer Husarenuniform mit Edelsteinschnüren besetzt und die Agraffe seines trichterförmigen Hutes strotzte von Edelsteinen. Er selber ist ein schlanker Mann in den besten Jahren, mit intelligenten Augen, die er immer offen hält unähnlich seinem Collegen, dem

[ => Original lesen: 1873 Nr. 44 Seite 2]

türkischen Sultan, der seiner Zeit mit geschlossenen Augen durch halb Europa gefahren ist, als gäbe es nichts der Mühe werth zu sehen. (Das Merkwürdige an dem Schah ist der Schweif seines Pferdes; die untere Hälfte desselben ist roth angestrichen, was sich von dem Schimmel, den er in Petersburg ritt, sehr gut abhob.)
- Mäusepromenade. Lüneburg, 14. Mai. Gestern Nachmittag wurde im Felde bei Kaltenmoor, an der nach Norden abfallenden Seite des Gehölzes, eine höchst seltsame Erscheinung beobachtet. Anscheinend bewegte sich eine riesige graue Schlange, von einem im Verhältniß zu ihrer Länge sehr dünnen Umfange, dem Gehölze zu; bei näherem Hinzutreten aber bemerkte man, daß die Erscheinung durch ein ganzes Heer dicht hintereinander herlaufender Feldmäuse gebildet wurde, welche sich erst dann scheu zeigten und ihre Ordnung verließen, als man ganz nahe heranlief und mit Steinen dazwischen warf, worauf sich die Thiere in wildester Unordnung auflösten und sich im Gehölze verloren. Solche Erscheinungen, wie man deren ähnliche auch aus anderen Gegenden mittheilt, deuten für dieses Jahr wieder auf eine Mäuseplage.


Anzeigen.

Auf der hiesigen Feldziegelei ist noch ein ansehnlicher Vorrath an Drainsröhren Nr. 2 und 3, sowie 13,000 weiße hohle Mauersteine vorhanden, welche zum Verkauf bestimmt sind, und können Kaufliebhaber sich auf hiesiger Registratur melden.
Bemerkt wird noch, daß die hohlen Mauersteine zu dem für gewöhnliche Mauersteine bestimmten Preise abgegeben werden.
Schönberg, den 26. Mai 1873.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Es wird hiedurch in Erinnerung gebracht, daß die mit Führung der Stammrollen beauftragten Ortsbehörden nach § 92 der Militär=Ersatz=Instruction verpflichtet sind, dem Civil-Vorsitzenden die jedesmalige Anzeige zu machen, wenn Militairpflichtige bis zur Zeit des Departements=Ersatz=Geschäftes den Aushebungsbezirk verlassen oder Andere zugehen.
Schönberg, den 27. Mai 1873.

Der Civil=Vorsitzende der Kreis=Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Nachdem der Herr Pächter Hildebrandt zu Römnitz auf seinen Wunsch von dem Amte eines Dirigenten des Aushebungsbezirks Vogtei Schlagsdorf für Gestellung der Mobilmachungspferde nach Maaßgabe der Verordnung vom 2. März 1869 enthoben worden, ist der Herr Pächter Städing wieder für dieses Amt erwählt und ernannt, was hierdurch zur Kenntniß der Eingesessenen des Bezirks der Vogtei Schlagsdorf nach Maaßgabe der gedachten Verordnung mit der Anweisung bekannt gemacht wird, den Aufforderungen des Districts=Vorstandes, insbesondere bei dem Eintritt einer Mobilmachung, aber auch in Friedenszeiten, bei Vermeidung der in jedem Uebertretungsfalle nach §. 28. des publicirten Regulativs festzusetzenden Strafe unweigerlich und ohne die mindeste Zögerung vollständig Folge zu leisten.
Schönberg, den 26. Mai 1873.

Der Bezirks=Commissarius des Landwehr Compagnie Bezirks Schönberg.
F. Graf Eyben.


Der Gottlieb Asmus Christian Möller, geboren am 20. Mai 1850 zu Schwanbeck, hiesigen Fürstenthums, unehelicher Sohn der Arbeitsmann Dose'schen Eheleute daselbst, welcher sich bereits am 26. April 1870 zur Erfüllung seiner Militairpflicht hätte stellen müssen, sich bisher aber nicht gestellt hat, wird in Gemäßheit der Verordnung vom 23. December 1870, betreffend das Verfahren gegen ausgetretene Militairpflichtige etc., edictaliter hierdurch geladen, in dem auf Donnerstag, den 4. September 1873, Morgens 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Justiz=Amte anstehenden Termine sich einzufinden, unter dem Nachtheile, daß er im Falle seines Ausbleibens in dem anberaumten Termine dem Befinden nach des angeschuldigten Vergehens des §. 140 des Strafgesetzbuchs für überführt angenommen und gegen ihn auf die gesetzliche Strafe wird anerkannt werden.
Schönberg, den 3. Juni 1873.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.


Das zum Nachlasse des zu Schönberg verstorbenen Arbeitsmannes Jochen Grevsmühl gehörige daselbst belegene Wohnhaus c. p. soll auf Antrag des Vormundes der minorennen Tochter und Erbin des verstorbenen Grevsmühl, nach zuvor ertheiltem obervormundschaftlichen Veraußerungs=Decrete, öffentlich meistbietend verkauft werden.
Zu solchem Zwecke ist ein einziger Termin vor dem unterzeichneten Gerichte auf Sonnabend den 14. Juni d. J., Vormittags 11 Uhr, anberaumt worden, zu welchem Kaufliebhaber hiemit geladen werden.
Aus den Verkaufsbedingungen, welche übrigens vom 1. Juni cr. ab auf der Gerichtsregistratur einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind - wird hieher vermerkt, daß das zu veräußernde Wohnhaus, welches zu Schönberg an der s. g. Schlauentrifft belegen ist, eine Wohnung, bestehend aus Stube, Kammer, Küche, Diele und Dachboden, enthält und unmittelbar bei demselben ein kleiner Garten in Größe von 6 - 7 []R. belegen ist.
Die Besichtigung des Grundstücks ist übrigens jederzeit, nach zuvoriger Meldung bei dem Vormunde, Schneidermeister Grevsmühl gestattet.
Schönberg, den 17. Mai 1873.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)     A. Dufft.


Nachdem der Hauswirth Asmus Faasch sich für insolvent erklärt und seinen Gläubigern sein Vermögen rein abgetreten hat, ist über selbiges der formelle Concours=Proceß, unter Vorbehalt der creditorischen Rechte, heute eröffnet worden.
Schönberg, den 31. Mai 1873.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)     A. Dufft.


Holzverkauf.

Am Mittwoch den 11. Juni, Morgens 9 Uhr, sollen im Kruge zu Petersberg gegen gleich baare Zahlung meistbietend verkauft werden aus dem Rupensdorfer und Niendorfer Zuschlage

300 fichten Wese= und Leiterbäume und
100 runde fichten Latten.
Das Holz kann vor der Auktion nachgewiesen und besichtigt werden.
Schönberg den 5. Juni 1873.
Danckwarth.


Auctions=Anzeige.

Am Montag den 16. d. M. und dem folgenden Tage, Morgens von 9 Uhr an, sollen im Kaufmann Siebenmark'schen Hause hieselbst in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

1 Clavier, 3 Kleiderschränke, 4 andere Schränke, Tische, Stühle, Koffer, Laden, Kisten, Bettstellen, 1 Zeugrolle, 1 Kartoffelreibemaschine, 3 große Uhren, 2 Taschenuhren, 1 einsp. Wagen, 47 silb. Löffel, Messer und Gabel, Säcke, Betten, Bettzeug, Leinen, Leinenzeug aller Art, flächsen und heden Garn, Bücher, Bilder, Manns= und Frauen=Kleidungsstücke und allerlei Mobilien, Haus= und Küchen=Geräthe; wozu Kaufliebhaber einladet.
Carlow, den 3. Juni 1873.
Struck.
Landreiter.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 44 Seite 3]

Am Donnerstag den 12. Juni c., Nachmittags um 2 1/2 Uhr, soll im Kruge zu Schlag=Resdorf in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

eine Kuh, nach Angabe 7 Jahre alt und gegen Johannis c. frisch milchend werdend, jedenfalls, erforderlichenfalls auch noch ein Ladentisch, 1 Borte, 1 Kratzbank.
Schlagsdorf, den 1. Juni 1873.
Krüger.
Landreiter.


Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.

Die halbjährlich fällig werdenden Zinsen auf die bei der Vorschuß=Anstalt belegten Capitalien sollen von jetzt an regelmäßig vor dem jedesmaligen Johannis= und Antonii=Termine an den dazu festzusetzenden Tagen ausgezahlt werden; eine Auszahlung der Zinsen im Johannis= oder Antonii=Termine soll nur ausnahmsweise stattfinden.
Demgemäß ersuchen wir die Gläubiger der Vorschuß=Anstalt, die im diesjährigen Johannis=Termine fälligen Zinsen in der Woche vom 9. bis 14. Juni d. J. beide Tage einschließlich von 8 bis 12 Uhr Vormittags im Lokale der Anstalt in Empfang zu nehmen.
Die Zinsen auf die bei der Ersparniß=Anstalt belegten Capitalien werden der Regel nach im Hauptbüro der Anstalt zugeschrieben, ohne daß es einer Vorlegung der Einlagebücher bedarf; wenn indessen die Auszahlung der Zinsen gewünscht wird, so kann dieselbe gegen Vorlegung des Einlagebuches gleichfalls während der vorstehend genannten Tage und Geschäftsstunden geschehen.
Schönberg, den 17. Mai 1873.

Das Directorium der Ersparniß = und Vorschuß=Anstalt.
Aug. Spehr.    W. Gartz.    Wigger.    Burmeister.

Secretair: R. Rackow, Adv.


Vieh= und Krammarkt in Mölln i. L.

Nachdem Höheren Orts genehmigt worden ist, daß der alljährlich in der zweiten Woche nach Johannis in der Stadt Mölln statt findende Viehmarkt auf Dienstag in der vollen Woche vor Johannis verlegt und gleichzeitig an diesem Tage sowie an dem darauf folgenden Mittwoch ein Krammarkt abgehalten werde, wird solches hiermit zur öffentlichen Kunde gebracht.
Mölln i. L., den 3. Juni 1873.
Der Magistrat.
Rauch.


Der ergebenst Unterzeichnete, welcher am 1. Juli Schönberg verläßt, um das ihm übertragene Amt in Mirow zu übernehmen, ersucht alle diejenigen, welche noch Forderungen an ihn haben, ihre bezüglichen Rechnungen spätestens bis zum 24. Juni c. in seiner Wohnung (Hr. Rademachermeister Bockwoldt) abgeben zu wollen.
Schönberg, 5. Juni 1873.
Assessor v. Oertzen.


Schmied Präfke in Schönberg.

Ich mache den Herren Hauswirthen und allen denjenigen Leuten, welche Sensen in ihrem Gebrauch haben müssen, die Anzeige, daß dieses Jahr wieder die besten Sensen bei mir zu haben sein werden, und zwar Schmiede=Sensen ganz von Stahl, Gußstahl= und Münzstahl=Sensen von 1 Taler (Mecklenburg) an, ich bemerke, daß ich für jede Sense garantire und kein Wammgeld nehme.
Meine Sensen sind auch zu haben beim Gastwirth Herrn Jabs in Schlagresdorf, beim Gastwirth Herrn Kaven in Kronscamp und 3) beim Bäckermeister und Gastwirth Herrn Tretow in Demern.
Meine Wohnung ist beim Rademacher Herrn Badstein vor dem Sabowerthore Nr. 3.


Heinr. Kock,
Uhren=, Gold= und Silberwaaren=Handlung.
Bestellungen und Reparaturen prompt und billig.


Bestellungen auf Mecklenburgische Ritterschaftliche vierprocentige Pfandbriefe zum diesjährigen Johannis=Termine bitte ich mir recht bald zugehen zu lassen, da der mir von diesen sicheren Obligationen zur Verfügung gestellte Betrag überall nicht bedeutend und schon mehrentheils gedeckt ist.
Schönberg, den 1. Mai 1873.
Kindler, Advocat.


Schönberger Eiskeller.

Eis wird nur gegen Karten verabfolgt, welche im Spehr'schen Laden zu kaufen sind.
Das Pfund Eis kostet einen Schilling, der Eimer Eis acht Schillinge. Für einen Thaler werden acht Karten ausgegeben und für jede Karte je ein Eimer Eis verabreicht.
Unter Eimern sind diejenigen zu verstehen, welche der Eiskeller sich hält; dieselben fassen ungefähr 10-12 Pfund Eis.
Der Eiskeller ist täglich von 8 - 10 Uhr Morgens und von 2 - 4 Uhr Nachmittags geöffnet, wer außer der Zeit Eis haben will, zahlt für die Oeffnung des Eiskellers am Tage 4 Schilling (Mecklenburg), in der Nacht von 10 Uhr Abends bis 6 Uhr Morgens 16 Schilling (Mecklenburg) als außerordentliche Vergütung an den Bäckermeister Grünthal.
Schönberg, den 4. Juni 1873.

Schönberger Eiskeller, Aug. Spehr.


Die Besorgung der Sparkassenbücher für die Schweriner Sparkasse ist mir übertragen und ersuche ich diejenigen, welche ihre Sparkassenbücher durch mich besorgen lassen wollen, dieselben bis zum 28. Juni bei mir einzuliefern.
Schönberg den 5. Juni 1873.
W. Schacht.


F. Schlüter in Ratzeburg
empfiehlt zu billigsten Preisen seine Fabrikate, wie:
Selters, Sodawasser, Brauselimonade, angelegentlichst.
Niederlage hält zu Fabrikpreisen Aug. Spehr


Tapeten Borden & Rouleaux in großer Auswahl bei H. Schreiber.
Rehna.


Zum Verkauf
halte ich stets vorräthig: schwarzen, grauen und naturbraunen Düffel und schwarzes, blaues, graues und weißes gewöhnliches Wollenzeug, ferner gedrucktes Kleiderzeug, Pferdedecken und Strickwolle; auch fertige ich jedem, der mir die Wolle dazu liefert alle oben genannten Sachen davon, wie ich auch Wolle kratze und spinne, Alles zu billigsten Preise.
Um geneigten Zuspruch bittet ergebenst J. Voss, Tuchmachermeister, Hinterstraße Nr. 75.


Erste ordentliche General=Versammlung des
Kampfgenossenvereins 1870/71
am Sonntag den 8. Juni
Nachmittags 6 1/2 Uhr im Boye'schen Saale.

Meldungen zur Aufnahme in den - bis jetzt 47 Mitglieder zählenden - Verein nimmt der Schriftführer desselben, Zimmermeister Westphal jun., entgegen.

Der Vorstand
M. Marung.    S. Egert.    A. Westphal.    A. Kock=Rüschenbeck.    P. Wiencke=Sülsdorf.


In der Nacht vom 20. zum 21. d. Mts. sind mir von meiner Koppel am Sahmkower Wege zwei Pflugwachten und die Verbindungswacht von den schottischen Eggen gestohlen. Wer mir den Thäter zur gerichtlichen Bestrafung namhaft macht, erhält 5 Thaler Belohnung.
H. Pumplün, Pfarrackerpächter in Carlow.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 44 Seite 4]

Der diesjährige

Königschuß

findet am 10. und 11. Juli dieses Jahres statt.
Wir laden hiermit unsere hiesigen Bürger, Landeseinwohner sowie sämmtliche Gewerke und Vereine des Fürstenthums Ratzeburg zu unserm Feste freundlichst ein und bitten um recht rege Betheiligung. Auch ist wiederum mit dem diesjährigen Feste eine Tombola verbunden.
Capitain und Aeltesten der Schützenzunft.


Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß wir den Arbeitsmann Heinr. Schröder von hier wiederum zum

Feldwächter

bestellt haben und verbieten hierdurch bei Strafe gerichtlichem Ahndung alles unbefugte Hüten, Grasschneiden u. s w. in den Wegen und auf den Aeckern und Wiesen hiesiger Feldmark.
Schönberg, den 22. Mai 1873.

Die Stätische Wege=Commission.


Logo der Hagelassecuranz

Die Hagel-Assecuranz-Societät für das Fürstenthum Ratzeburg,
gegründet auf Gegenseitigkeit und allerhöchst bestätigt im Jahre 1847,

welche durch ihre Einrichtung die unzweifelhafteste Sicherheit gewährt, - welche die vorkommenden Schäden durch Abschätzung von ihren eigenen Mitgliedern in anerkannt coulantester Weise regulirt und deren Beiträge nach einem 24jährigen Durchschnittspreise die niedrigsten aller derartigen Gesellschaften sind - ladet hiemit alle Diejenigen, welche ihre Feldfrüchte gegen Hagelschlag versichern wollen, zum Eintritt in diese gemeinnützige Anstalt freundlichst ein.
Antrags=Formulare sind bei den unterzeichneten Directionsmitgliedern jederzeit gratis zu haben.
Schönberg, den 24. Mai 1873.

Direction der Hagel-Assecuranz-Societät für das Fürstenthum Ratzeburg.
A. Wigger.     Wilh. Heincke.
Bade-Ollndorf.    Mette-Pahlingen.    Lenschow-Grieben.    Böttcher-Wendorf.    Kröger-Lockwisch.    Heitmann-Klocksdorf.


Es wird unseren Meistern, sowohl Stadt= als Landmeister ohne Verboten oder Ansagen der Zunft oder später durch anderweit Bekanntmachungen ein für allemal bekannt gemacht, daß unser Hauptquartal jedes Jahr den Montag vor Johannis ist und nimmt 2 Uhr Nachmittags seinen Anfang. Zugleich werden alle diejenigen Meister aufgefordert, die noch Quartalgeld rückständig sind, solches bis zum nächsten Quartal, den 23. Juni, zu entrichten, widrigenfalls wir auf ihre Kosten dasselbe von gerichtswegen einfordern lassen.
Schönberg, den 29. Mai 1873.

Aelterleute der Schneider=Zunft.
J. C. Boye.      J. H. Maaß.


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruhm erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei Emil Jannicke, Bandagist.


Electro=motorische Zahnhalsbänder für zahnende Kinder von Gebr. Gehrig, Berlin, empfiehlt H. Schreiber.
Rehna.


Indischen Extract sicheres Mittel gegen Zahnschmerzen. Flasche 5 und 10 Sgr. bei H. Schreiber.
Rehna.


Wegen Neupflasterung ist die Dorfstraße durch Kl. Siemz bis auf Weiteres für Fuhrwerk gesperrt.
Die Dorfschaft Kl. Siemz.


Heinrich Eggers in Lübeck empfiehlt sein Lager von Dünger= und Maurer=Gyps, Knochenmehl und Superphosphat, Gothländischen, Farö= u. Segeberger Kalk.


Ein Quantum reiner buchen Asche steht billig zu verkaufen. Wo? ist zu erfragen in der Expedition d. Bl.


Am Montag und Dienstag, den 16. und 17. Juni, wird bei mir ein

Scheibenschießen
nach Gewinnen

stattfinden, wozu ich meine geehrten Freunde und Bekannten hierdurch einlade, und um zahlreichen Besuch bitte.
Büchsen, Pulver und Blei wird von mir gehalten, und fällt auf einen Satz von 3 Schüssen nur ein Gewinn. Der Satz von 3 Schüssen kostet 16 Schilling (Mecklenburg).
G. Hülsmann, Gastwirth in Herrnburg.


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen22 - 23Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Roggen14 1/2 - 15Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Gerste14 - 15Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer12 1/2 - 13 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl.13 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.8 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Schinken pr. 500 Gr.9 1/2 - 10 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Schweinskopf pr. 500 Gr.5 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Wurst pr. 500 Gr.10 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Eier 7 - 8 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln 10 Lit.6 - 7 Schilling (Mecklenburg).


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 44 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 44 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 6. Juni 1873.


- Der Stein des Anstoßes in der ersten Industrieausstellung in London war für die Engländer der Gußstahlblock des Herrn Krupp; er wog 4500 Pfund. Von solcher Größe und Güte hatten die Engländer noch nichts Ähnliches gesehen und der Block hatte manche Feuerprobe zu bestehen. In Wien aber hat jetzt Herr Krupp einen Block von 105,000 Pfund ausgestellt, der in 1800 Tigeln geschmolzen wurde. Dieser Block, Kanonenstahl=Qualität, ist zu einem Seelen=Rohr für ein 14zölliges Geschütz bestimmt. Was gibt's doch für Seelen in der Welt von der Härings= bis zur Kanonen=Seele.
- Ein Franzos hat in der Wiener Ausstellung eine interessante und praktische Rechenmaschine ausgestellt, die Wunderbares leistet. Sie macht nicht nur Additionen, Subtractionen, Multiplicationen und Divisionen, sondern zieht auch die Quadratwurzel. Das Verfahren ist ein scheinbar sehr einfaches und leicht begreifliches, und besteht in Aufstellung der Ziffern in der Maschine und einem einmaligen Drehen der an derselben angebrachten Kurbel, wenn es sich um Additionen und Subtractionen, und in einem entsprechenden mehrmaligen Umdrehen, wenn es sich um Multiplikationen oder Divisionen handelt. Dieser Arithmometer ist nun allerdings keine ganz neue Erfindung, doch wurden an der Maschine in neuester Zeit vortheilhafte Vereinfachungen vorgenommen, so daß jetzt beispielsweise acht Ziffern mit acht Ziffern im dritten Theil einer Minute multiplicirt werden können, während die Division von 16 Ziffern durch 8 Ziffern nicht viel mehr als eine halbe Minute Zeit in Anspruch nimmt. Langweilige Berechnungen, zu welchen oft ein ganzer Tag nothwendig ist, können mit Hülfe der Maschine in einer Stunde ohne Ermüdung mit jeder Genauigkeit und Sicherheit verrichtet werden, für welche das Rechnen mit dem Kopf, selbst des besten Rechners, keine absolute Bürgschaft bietet. Die Preise der Maschine sind mäßig, und beginnen mit 60 fl. für einen Arithmometer zu 10 Ziffern. - Wie mancher Bureauheld wird aufjauchzen, wenn erst einmal die Zeit gekommen ist, wo der Chef so eine Maschine anschafft, und das arme Gehirn sich nicht mehr mit der mechanischen Rechnerei abquälen muß.
- Ein neues Wunder läuft im Elsaß von Mund zu Mund. Auf dem Schlachtfelde von Wörth wachsen statt der Frühkartoffeln lauter Turkosköpfe. Tausende strömen herzu, aber genau besehen sind's keine Turkos=, sondern Kindsköpfe.
- Die deutschen Journalisten tagen vom 16. - 18. August in Hamburg und gedenken sogar die Nacht zum Tag zu machen.
- London hat's bereits zu 3,365,000 Einwohnern gebracht und ist größer als die Königreiche Sachsen und Würtemberg.
- Ein Berliner und ein Wiener Barfüßler geben den Zeitungen zu reden. Just bei der Parade passirte einem Gardegrenadier in Berlin das Pech, einen Stiefel zu verlieren. Den Kopf verlor er desto weniger, er blieb vielmehr bis zuletzt im Schritt und Tritt. Der General fixirte den Barfüßler streng, ließ ihn vortreten, lobte seine reinen Fußlappen und gab ihm Geld zu neuen Lappen. Schlimmer ergings einem Stutzer in Wien. Seine Stiefeletten hatten ihn gedrückt, er setzte sich im Prater auf eine einsame Bank, zog sich aus und schlief ein. Als er erwachte, waren seine Stiefeletten fort. Barfuß mußte er tief in die Stadt laufen, bis er einen Stiefelladen fand.


Briefe von der Weltausstellung.

Weniger hervorragend als die Sculpturen sind die Bilder der Italiener. Ich mache die Besucher auf ein hübsches, bis in das Kleinste ausgeführtes Bild aufmerksam. Dasselbe stellt ein schönes Mädchen dar, wie sie einem jüdischen Trödler ein Madonabild, die letzte wertvolle Habe ihrer Mutter, seufzend hingibt für ein Goldstück, das er ihr in die Hand drückt. Die phantastische Mannigfaltigkeit der Kunstsachen und des Gerümpels, von welchem der Trödler umgeben ist, ist mit packender Natürlichkeit gemalt und ebenso gelungen sind die Gesichter der Personen. Bei einzelnen großen Bildern artet das Streben, naturwahr zu sein, in's Unschöne aus. So bei dem "Sturm der Bersagliari" und selbst bei der Darstellung des Königs Victor Emanuel.
Wir wenden uns zur Ausstellung von Tunis und blicken im Vorbeigehen rechts in die japanesische Ausstellung mit ihren Messingdrachen, ihren Lack= und Porcellansachen u. s. w., dann links durch das türkische Reich, dessen sämmtliche Volkstrachten auf lebensgroße, bekleidete Figuren dargestellt sind, sparen uns aber die genauere Besichtigung dieser Herrlichkeiten für später auf und wenden uns sogleich der anmuthig arrangirten Abtheilung "Tunis" zu. An den Wänden hin ziehen sich bunte, nach orientalischer Weise zierlich mit Arabesken bemalte Schränke, über welchen Fahnen mit dem Halbmonde Draperien bilden. Grüne Palmen repräsentiren die orientalische Pflanzenwelt. An das karthagische Trümmerland werden wir sogleich durch die ins Auge fallenden Resultate der dortigen Ausgrabungen erinnert. Mehr oder weniger beschädigte Statuen, viele Vasen und Bruchstücke von Skulpturen, dann einige sehr schöne Mosaikfragmente, Votivtafeln, Grabsteine u. s. w., ferner kostbare und kunstreiche Kameen, phönizische, römische und arabische Münzen ziehen die Augen des Alterthumsfreundes auf sich. An den modernen tunischen Töpferwaaren bemerkt man sehr wohl den Einfluß der antiken Vorbilder. Besonders reich mit Gold verziert sind die herrlichen Stoffe, die man in Schränken so wie an einigen aufgestellten Figuren sieht. Auch eine reichhaltige Sammlung Pantöffelchen von und für Haremsdamen ist mit Stickereien aufs Prächtigste ausgestattet, desgleichen rothsammtene Satteldecken u. s. w. Die bekleideten Figuren, verschiedene Rangstufen und Racen der Bevölkerung von Tunis darstellend, sind theils einzeln aufgestellt, theils um ein interessantes Zelt gruppirt, dessen Inneres ein Prachtzimmer im Palaste des Bey darstellt. Kostbare Kanapees, ein Armstuhl, kleinere Stühle und Tabourets sind um einen Tisch gereiht. Auf einem Divan kauert der Herr des Hauses, am Ende des Gemaches eine Frau mit halbverhülltem Gesichte. Die Figuren zweier kostbar gekleideter Frauen stehen erhöht vor dem Zelte. Sehr, eigenthümlich werden europäischen Damen die Beikleidung dieser reichgekleideten Orientalinnen vorkommen; sie sind nämlich aus ganz leichtem und äußerst feinem (Seiden=)Stoffe verfertigt, oben ziemlich weit, vom Knie an jedoch anschließend, entsprechen also gar nicht dem Bild der "türkischen Pumphosen", das bei uns zu den theatralischen Costüm=Ueberlieferungen gehört. Etwas entfernt von dem Zelte hockt mit untergeschlagenen Füßen ein Weib aus dem Volke in blauem Anzug, (gleichfalls Puppe), welches mit Klöppeln beschäftigt ist. Auf der andern Seite sehen wir die Figur eines vornehmen, reich gekleideten Tunisers von heller Gesichtsfarbe und kaukasischem Typus, welchem ein schwärzlich aussehender Araber als Pendant dient. So sehen wohl die Männer aus, welche jene Gewehre mit schöner eingelegter Arbeit führen, die in einem Glasschrank zu sehen sind. Auch die Früchte und sonstigen Produkte des Landes sind in zahlreichen Proben verbeten: Datteln, Nüsse, Gewürze, Wachs, Schwämme, Roßhaare u. s. w. Vom Confect, welches die schönen Tuniserinnen wohl so gerne naschen, wie ihre abendländischen Schwestern, ist eine hübsche Auswahl zur Schau gestellt. Die Krone des Ganzen bilden die schönen Seidenzeuge und sonstigen Stoffe in den Glasschränken. Hier und von der türkischen Abtheilung konnten sich die europäischen Kleiderstoffs und Teppichfabrikanten wirklich geschmackvolle Muster nehmen. Freilich ist das Nachzeichnen in der Ausstellung verboten.


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