No. 43
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 30. Mai
1873
dreinundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1873 Nr. 43 Seite 1]

Des Pfingstfestes wegen erscheinen die "Anzeigen" am Dienstag den 3. Juni nicht.


- Die Voß'sche Zeitung in Berlin will wissen, daß aus Anlaß der in jüngster Zeit erhobenen Klagen einer Reihe von Kleinstaaten, namentlich der thüringischen, über die finanziellen Opfer, welche ihnen die Verfassung des deutschen Reiches auferlegt, die Reichsregierung jetzt ernstlich gewillt sei, baldmöglichst die Matricularumlagen abzuschaffen und durch Reichssteuern zu ersetzen.
- Die Rechte der Nationalversammlung in Paris wollte Thiers stürzen, weil er die provisorische Republik in eine definitive (conservative) umwandeln wollte. Das wollte die Rechte nicht; denn sie besteht aus den offenen und stillen Anhängern aller monarchischen Parteien, aus Bourbonisten, Orleanisten und Napoleonisten, und sie hat mit Hülfe der Hin= und Her=Schwankenden die Majorität. Thiers berief ein neues Ministerium Perier und legte Gesetze (z. B. über die Wahl der Nationalversammlung und des Präsidenten) vor, welche die conservative Republik organisiren sollten. Er erklärte daß er mit dieser Vorlage stehen oder fallen werde. Die Rechte ließ ihn fallen, d. h sie scheint sich gegen das Ministerium und gegen die Vorlage erklärt und Thiers in Folge davon sofort seine Abdankung ausgesprochen zu haben.
- Die Rechte der Nationalversammlung wollte mit dem Präsidenten Thiers offenbar die Republik stürzen und Frankreich vorläufig einen militärischen Herrscher geben, der Paris und die Provinzen nieder hält. Sie wird aber noch manchmal an die letzten Worte Thiers denken müssen: "Für die Republik habe ich mich nur aus Nothwendigkeit entschieden; eine Regierung der Monarchie ist thatsächlich unmöglich; denn es gibt nur einen Thron und Drei, welche ihn einnehmen wollen." (Chambord, Orleans und Napoleon). Die dreiköpfige Hydra in Versailles hat nicht nur einen Leib wie die lernäische Schlange, sie besteht aus drei Schlangen, die nur scheinbar einen Knäuel bilden. Nachdem die Beute vor ihnen liegt, wird sich der Knäuel entwirren und jede Schlange einzeln vorschießen, um die Beute zu erhaschen. Wenn nicht ein Herkules ihnen den Fang wieder abjagt, wird die Zukunft den Kampf unter den jetzt Verbündeten erleben, den Kampf der alten Bourbonen, der Orleans und der Bonapartes.
- 310 Reichsabgeordnete und Bundesräthe haben an der Festfahrt zur deutschen Flotte in Wilhelmshaven theilgenommen, unter ihnen die Vicepräsidenten Fürst Hohenlohe und Benningsen, der Kanzler Delbrück, der alte Moltke und v. Stosch, der neue Marineminister. Es war eine frische, fröhliche Fahrt zum Meer, auf welcher viel Aerger und Staub der Debatten verflogen ist und Mancher ein deutsches Gesicht und Herz gezeigt hat, der im Streit und Kampf halb verloren schien Der alte Moltke war überall der gefeiertste Gast. Bremen war die Hauptstation und hat seine alte großartige Gastlichkeit bewärt. Beim Festmahle im Börsenmahle flossen die edelsten Weine und die Zungen lösten sich zu Toasten auf den Kaiser, die Flotte, auf Vaterland und Reich, auf Handel und Schiffahrt. Braun toastete auf die Frauen und kam damit Windthorst zuvor, aber werfen ließ sich der geistvolle ultramontane Kämpe nicht, er machte eine gute Wendung und erndtete großen Beifall. Mögen auch, sagte er, in unsern parlamentarischen Kämpfen die Meinungen noch so sehr auseinandergehen, sie werden uns immer einig finden, wenn es gilt das deutsche Vaterland hoch leben zu lassen. Ich schlage Ihnen vor das Wohl zu trinken des großen deutschen Heerführers, des Generalfeldmarschall Moltke (stürmischer, langanhaltender Beifall). Moltke ist das Symbol der großen deutschen Einheit. Er hat unsere Heere jederzeit zum Siege geführt, er hat eine merkwürdige Aehnlichkeit mit unseren Frauen; denn er siegt immer. (Bravo! Heiterkeit) Möge er noch lang an der Spitze der deutschen Armeen stehen; wir sind dann sicher, daß Niemand uns nimmt, was wir errungen haben. Moltke: Der Vorreder hat mir ein Hoch gebracht, das zum großen Theil Anderen gehört, unserer tapfern Armee. Ich trinke auf das Wohl der tapfern Söhne dieser Stadt, die mit Ruhm in erster Reihe gekämpft haben. Ihnen ein Hoch! - Völk bringt einen Gruß vom schwäbischen Meer (Bodensee) an die Bewohner des deutschen Meeres und bewundert die außerordentliche Arbeitskraft des Nordens. "Ich weiß nicht, ob das Volk im Süden dem Meer und dem Boden abgetrotzt hätte, was Sie gethan. Wir können nur sagen, kommen Sie zu uns, ruhen Sie nach harter Arbeit bei uns aus." - "Wenn wir heute ein deutsches Nationalfest begehen, darf ein Name nicht fehlen. Grade ich fühle mich veranlaßt, den Namen hier mit Ehrfurcht zu nennen. Mir ist oft vorgeworfen worden, daß ich den Namen in den Staub gezogen hätte. Das habe ich wohl nicht gethan, aber gehaßt habe ich ihn, das bekenne ich, gehaßt zu der Zeit, als unsere Gegner ihn hochstellten und priesen. Jetzt, da unsere Gegner ihn herabzuziehen suchen und erniedrigten, ist es an mir, an jedem deutschen Manne, den Namen hoch zu halten. Fürst Bismarck lebe hoch! (Stürm. Bravo, jubelnder Zuruf! - )


Anzeigen.

Auf der hiesigen Feldziegelei ist noch ein ansehnlicher Vorrath an Drainsröhren Nr. 2 und 3, sowie 13,000 weiße hohle Mauersteine vorhanden, welche zum Verkauf bestimmt sind, und können Kaufliebhaber sich auf hiesiger Registratur melden.
Bemerkt wird noch, daß die hohlen Mauersteine zu dem für gewöhnliche Mauersteine bestimmten Preise abgegeben werden.
Schönberg, den 26. Mai 1873.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Es wird hiedurch in Erinnerung gebracht, daß die mit Führung der Stammrollen beauftragten Ortsbehörden nach § 92 der Militär=Ersatz=Instruction verpflichtet sind, dem Civil-Vorsitzenden die jedesmalige Anzeige zu machen, wenn Militairpflichtige bis zur Zeit des Departements=Ersatz=Geschäftes den Aushebungsbezirk verlassen oder Andere zugehen.
Schönberg, den 27. Mai 1873.

Der Civil=Vorsitzende der Kreis=Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 43 Seite 2]

Von dem unterzeichneten Handelsgerichte wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß nach der stattgehabten Ausscheidung des Herrn Assessors von Oertzen aus dem hiesigen Großherzoglichen Justiz=Amte der Herr Assessor Götze hieselbst hinwiederum zur Führung des hiesigen Handelsregisters vorläufig für die Dauer des Geschäftsjahres 1873 bestimmt ist.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den 21. Mai 1873.
Das Handelsgericht.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.


In das hiesige Handels=Register ist heute Fol. XXI. Nr. 34 Columne 6, betreffend die Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt hieselbst eingetragen worden:

"Nach dem erfolgten Ableben des Mitgliedes des Directorii der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt in Schönberg, Amtmanns Drevs zu Schönberg, ist an Stelle desselben in der am 17. Mai d. J. abgehaltenen Generalversammlung der Actionaire dieser Anstalt einstimmig der Oberamtmann Stamer zu Hof Mechow als Mitglied des Directorii der Ersparniß= und Vorschuß= Anstalt gewählt und als solches, da er die Wahl angenommen, durch die ad [9] anliegende notarielle Urkunde d. d. 19. Mai 1873 legitimirt."

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den 23 Mai 1873.
Das Handelsgericht.
H. Götze.


In Sachen betreffend den formelle Concurs über die Verlassenschaft des Schmieds Eckmann zu Zarnewenz wird der auf Donnerstag den 12. Juni d. J., Vormittags 11 Uhr, anstehende Ueberbotstermin mit dem Bemerken hierdurch in Erinnerung gebracht, daß in dem ersten Verkaufstermine ein Gebot überall nicht abgegeben ist.
Schönberg, den 21. Mai 1873.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)     A. Dufft.


Die zu Herrnburg belegene Büdnerstelle c. p. der minorennen Kinder und Erben des daselbst verstorbenen Rademachers Schwarz soll, nach ertheiltem obervormundschaftlichen Veräußerungsdecrete, öffentlich meistbietend unter gerichtlicher Leitung verkauft werden.
Zu dem Ende ist ein einziger Verkaufstermin auf Sonnabend den 21. Juni d. J., Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Justiz=Amte anberaumt worden, und werden Kaufliebhaber dazu hierdurch vorgeladen.
Bemerkt wird, daß die Büdnerei zwei Wohnungen enthält, ein Stall daran gebaut ist und circa 4 Schffl. Aussaat Land dazu gehören incl. des Gartens und der Wiese.
Die Besichtigung des Grundstückes steht nach vorausgegangener Meldung beim Curator, Schmiedemeister Teege zu Herrnburg, jederzeit frei, und sind die Verkaufsbedingungen 14 Tage vor dem Verkaufstermine auf der Registratur einzusehen, auch gegen die Gebühr abschriftlich zu erhalten. Der Meistbietende hat sofort im Termine eine Conventionalpoen von 400 Taler (Mecklenburg) zu zahlen, und wird die Uebergabe erst zu Michaelis d. J., bis wohin die Büdnerei noch verpachtet ist, geschehen.
Schließlich wird bemerkt, daß bisher auf der Büdnerei mit Erfolg das Rademacher= und Schuhmacherhandwerk betrieben ist und sich dieselbe auch zum Betriebe anderer Handwerke und Geschäfte eignet.
Schönberg, den 19. Mai 1873.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.


Das zum Nachlasse des zu Mannhagen verstorbenen Maurergesellen Johann Friedrich Enters gehörige, daselbst belegene Wohnhaus c. p. soll auf Antrag des majorennen Sohnes und des Vormundes der 3 minorennen Kinder und Erben des Verstorbenen, nach zuvor ertheiltem obervormundschaftlichen Veräußerungsdecrete, öffentlich meistbietend verkauft werden.
Zu solchem Zwecke ist ein einziger Termin vor dem unterzeichneten Gerichte auf Dienstag den 10. Juni d. J., Vormittags 11 Uhr, anberaumt worden, zu welchem Kaufliebhaber hiemit geladen werden.
Aus den Verkaufsbedingungen, welche übrigens auf der Gerichtsregistratur einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind, wird hieher vermerkt, daß das zu veräußernde Grundstück aus einem einstöckigen, mit Stroh gedecktem Käthen besteht, hinter und neben welchem 140-150 []R. Land belegen sind. Die Conventionalpoen beträgt 300 Taler (Mecklenburg) Pr. Cour. Die Besichtigung des Grundstücks ist übrigens jederzeit, nach zuvoriger Meldung bei dem Enters'schen Vormunde, Musicus Bätcke zum Hammer, gestattet.
Schönberg, den 12. Mai 1873.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)     A. Dufft.


In Sachen betreffend den Concurs über das von dem verstorbenen Schmied Eckmann zu Zarnewenz nachgelassene und von den Beneficialerben an die Eckman'schen Gläubiger abgetretene Vermögen giebt das

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg

auf das am 20. Mai d. J. abgehaltene Liquidations=Protocoll, nachdem die öffentliche gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hierdurch den

Bescheid:

daß nunmehr alle Diejenigen, welche sich so wenig in dem Termin am 20. d. Mts. noch bis jetzt mit ihren etwaigen Ansprüchen und Forderungen an die genannte Concursmasse, in specie an die dazu gehörige, zu Zarnewenz belegene Büdnerstelle c. p. gemeldet haben, wie hiedurch geschieht, für immer präcludirt und abgewiesen sein sollen.

Von Rechts Wegen!

Schönberg, den 23. Mai 1873.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)     A. Dufft.


Verkaufs=Anzeige.

Am Tage nach Pfingsten, Dienstag den 3. Juni d. J., Morgens von 10 Uhr an, sollen beim Gastwirth Kaven in Pogetz in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

1 tannen Kleiderschrank, 2 eich. Koffer, 1 Lade, 1 Komode, 1 Spinnrad, 3 Ueberbetten, 2 Unterbetten, 2 Pfühle, 11 Kopfkissen, 11 Bolzen flächsen Leinen, 20 Bolzen heeden Leinen, 2 Stücke wollenes Zeug, 9 Säcke, 51 Pfund Flachs, 100 Pfund Heede, gute Frauenkleidungsstücke aller Art und noch allerlei Haus= und Küchengeräthe.
Carlow den 20. Mai 1873.
Struck, Landreiter.


Am Sonnabend den 31. d. M., Nachmittags 2 Uhr sollen im Törberbruch bei Törber 103 Cavel Wiesen von 50 bis zu 300 []R. öffentlich meistbietend auf 10 Jahre verpachtet werden bei sofortiger Zahlung der diesjährigen Pacht.
Der Anfang ist bei den Törberschen Häuslern.
Amt Rehna den 21. Mai 1873.
W. Neumann.


Am Dienstag den 3. Juni, Morgens 9 Uhr, soll im Hause der Gastwirthin Wwe. Boye hieselbst gegen gleich baare Bezahlung öffentlich meistbietend verkauft werden:

Mobilien, Haus= und Küchengeräthe, Bettzeug, Bettfedern, 1 Handwagen, 1 Hobelbank mit Tischlergeräth, einige Luchten alter Fenstern u. dgl. m.
wozu Kaufliebhaber ergebenst einladet W. Abels.


Auf einem Gute in der Nähe von Dassow wird zu sofort oder zu Johannis ein Stubenmädchen gesucht. Wo? zu erfragen in der Expedition d. Bl.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 43 Seite 3]

Aufforderung.

Sämmtliche Maurergesellen des hiesigen Gewerkes müssen am 3. Ladentag den 2. Pfingstfeiertag (am 2. Juni) persönlich auf der Herberge erscheinen.
Der Vorstand des Maurergewerkes.


In der Nacht vom 20. zum 21. d. Mts. sind mir von meiner Koppel am Sahmkower Wege zwei Pflugwachten und die Verbindungswacht von den schottischen Eggen gestohlen. Wer mir den Thäter zur gerichtlichen Bestrafung namhaft macht, erhält 5 Thaler Belohnung.
H. Pumplün, Pfarrackerpächter in Carlow.


Bahnhofs-Restauration Schönberg.
An beiden Festtagen feines Export=Bier vom Faß.


Nicht am 3. und 4. Juni, sondern am Donnerstag und Freitag den 19. und 20. Juni findet bei mir ein Scheibenschießen nach Gewinnen statt wozu ich meine Freunde und Gönner hiedurch ergebenst einlade.
Büchsen, Pulver und Blei wird von mir gehalten, und fällt auf einen Satz von 3 Schüssen nur ein Gewinn. Der Satz von 3 Schüssen kostet 16 Schilling (Mecklenburg).
Am Donnerstag den 19. Juni Tanzmusik.
Gastwirth Michaelsen in Selmsdorf.


Am Dienstag den 3. und Mittwoch den 4. Juni, beide Tage nach Pfingsten, findet bei mir ein

Scheibenschießen
nach Gewinnen

statt.
Auf einen Satz von 3 Schüssen fällt nur ein Gewinn.

Am Dienstag Tanzmusik.

Zur Theilnahme an diesem Feste lade ich meine werthen Freunde und Gönner freundlichst ein.
H. Böttcher, Gastwirth in Rieps.


Am Dienstag und Mittwoch den 3. und 4. Juni, den Tagen nach Pfingsten, beide Tage Nachmittags wird bei mir ein

Scheibenschießen
nach Gewinnen

stattfinden, wozu ich meine geehrten Freunde und bekannten hierdurch einlade, und um zahlreichen Besuch bitte.
Büchsen, Pulver und Blei wird von mir gehalten, und fällt auf einen Satz von 3 Schüssen nur ein Gewinn. Der Satz von 3 Schüssen kostet 16 ß.
Gastwirth Sterly in Selmsdorf.

Wegen Scheibenschießens sind die beiden Fußsteige, die von Selmsdorf nach Sülsdorf führen am Dienstag und Mittwoch den 3. und 4. Juni gesperrt.
Gastwirth Sterly in Selmsdorf.


Am 1. Pfingsttage:
Großes Conzert und Abends
Illumination im Boyeschen Garten.
Anfang 4 Uhr Nachmittags.
Entree für die Person 4 ßl.
Wozu ergebenst einladen die Vereins=Musiker.


Ein seidener Regenschirm ist am 23. Mai in meinem Lokale gegen einen baumwollenen vertauscht. Der jetzige Inhaber wird gebeten, denselben bei mir zurückzugeben.
Gastwirth Kohs in Menzendorf.


Bestellungen auf Mecklenburgische Ritterschaftliche vierprocentige Pfandbriefe zum diesjährigen Johannis=Termine bitte ich mir recht bald zugehen zu lassen, da der mir von diesen sicheren Obligationen zur Verfügung gestellte Betrag überall nicht bedeutend und schon mehrentheils gedeckt ist.
Schönberg, den 1. Mai 1873.
Kindler, Advocat.


Rindvieh=Schau zu Dassow am 17. Juni 1873.
Der District des patriotischen Vereins zu Dassow beabsichtigt in diesem Jahre wiederum eine Rindviehschau abhalten und hat derselbe die unterzeichneten drei Mitglieder mit den dazu nöthigen Vorbereitungen beauftragt.
Zur Vertheilung kommen folgende Prämien:
I. Für leichten Rindviehschlag:
1. Bollen:

Erster Preis 15 Taler (Mecklenburg)
Zweit. Preis 10 Taler (Mecklenburg)

2. Kühe:

Erster Preis 15 Taler (Mecklenburg)
Zweit. Preis 10 Taler (Mecklenburg)

3. Starken:

Erster Preis 15 Taler (Mecklenburg)
Zweiter Preis 10 Taler (Mecklenburg)
Dritter Preis 5 Taler (Mecklenburg)

II. Für schweren Rindviehschlag:

1. Ein Bollenpreis 10 Taler (Mecklenburg)
2. Ein Kuhpreis 10 Taler (Mecklenburg)
3. Ein Starkenpr. 10 Taler (Mecklenburg)

Zu den Prämien können nur Hauswirthe und kleinere Züchter concurriren, es sind somit alle Händler ausgeschlossen, auch wenn sie Besitzer von Hofstellen sind.
Es werden auch Schauthiere angenommen, die zu keinem Preise concurriren sollen, und wird um deren zahlreiche Anmeldung gebeten.
Die Schau findet am 17 Juni Morgens 11 Uhr, in Dassow statt; es müssen daher sämmtliche Thiere vor 10 Uhr gestellt sein.
Die Anmeldungen sind bis zum 1 Juni bei einem der unterzeichneten zu beschaffen.
Die Entscheidung, ob ein Stück Rindvieh zur Prämie des schweren oder leichten Schlages zuzulassen, steht den Herren Stamer sen=Brook, Facklam auf Kaltenhof und Vorbeck auf Neu=Barendorf unter Ausschluß jeden Recurses zu, welche an einem grünen Bande im Knopfloch erkenntlich sind.
Für die Aufstellung am Schautage sorgen die unterzeichneten Mitglieder, welche ein rothes Band tragen. Die Preisrichter sind am gelben Bande im Knopfloch kenntlich.
Den Anweisungen der unterzeichneten Mitglieder ist Folge zu leisten und dürfen auch keine Thiere ohne deren Erlaubniß den Platz verlassen. Ein Stellgeld wird nicht erhoben.
Am Nachmittag wird in der Nähe von Dassow von mehreren Herren ein Jagdrennen geritten werden.
Kammerherr von Mecklenburg=Wieschendorf. L. Schmidt=Vorwerk. G. Callies=Dassow.


Es wird unseren Meistern, sowohl Stadt= als Landmeister ohne Verboten oder Ansagen der Zunft oder später durch anderweit Bekanntmachungen ein für allemal bekannt gemacht, daß unser Hauptquartal jedes Jahr den Montag vor Johannis ist und nimmt 2 Uhr Nachmittags seinen Anfang. Zugleich werden alle diejenigen Meister aufgefordert, die noch Quartalgeld rückständig sind, solches bis zum nächsten Quartal, den 23. Juni, zu entrichten, widrigenfalls wir auf ihre Kosten dasselbe von gerichtswegen einfordern lassen.
Schönberg, den 29. Mai 1873.

Aelterleute der Schneider=Zunft.
J. C. Boye.      J. H. Maaß.


Am Dienstag den 27. Mai ist mir ein dunkelrothes Starkenkalb von der Weide entlaufen. Wer mir über den Verbleib desselben Auskunft giebt, so daß ich es wieder erlangen kann, erhält eine Belohnung.
Hausw. H. Freitag in Lindow.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 43 Seite 4]

Der diesjährige

Königschuß

findet am 10. und 11. Juli dieses Jahres statt.
Wir laden hiermit unsere hiesigen Bürger, Landeseinwohner sowie sämmtliche Gewerke und Vereine des Fürstenthums Ratzeburg zu unserm Feste freundlichst ein und bitten um recht rege Betheiligung. Auch ist wiederum mit dem diesjährigen Feste eine Tombola verbunden.
Capitain und Aeltesten der Schützenzunft.


Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß wir den Arbeitsmann Heinr. Schröder von hier wiederum zum

Feldwächter

bestellt haben und verbieten hierdurch bei Strafe gerichtlichem Ahndung alles unbefugte Hüten, Grasschneiden u. s w. in den Wegen und auf den Aeckern und Wiesen hiesiger Feldmark.
Schönberg, den 22. Mai 1873.

Die Stätische Wege=Commission.


Logo der Hagelassecuranz

Die Hagel-Assecuranz-Societät für das Fürstenthum Ratzeburg,
gegründet auf Gegenseitigkeit und allerhöchst bestätigt im Jahre 1847,

welche durch ihre Einrichtung die unzweifelhafteste Sicherheit gewährt, - welche die vorkommenden Schäden durch Abschätzung von ihren eigenen Mitgliedern in anerkannt coulantester Weise regulirt und deren Beiträge nach einem 24jährigen Durchschnittspreise die niedrigsten aller derartigen Gesellschaften sind - ladet hiemit alle Diejenigen, welche ihre Feldfrüchte gegen Hagelschlag versichern wollen, zum Eintritt in diese gemeinnützige Anstalt freundlichst ein.
Antrags=Formulare sind bei den unterzeichneten Directionsmitgliedern jederzeit gratis zu haben.
Schönberg, den 24. Mai 1873.

Direction der Hagel-Assecuranz-Societät für das Fürstenthum Ratzeburg.
A. Wigger.     Wilh. Heincke.
Bade-Ollndorf.    Mette-Pahlingen.    Lenschow-Grieben.    Böttcher-Wendorf.    Kröger-Lockwisch.    Heitmann-Klocksdorf.


Heinr. Kock,
Uhren=, Gold= und Silberwaaren=Handlung.
Bestellungen und Reparaturen prompt und billig.


Für Zimmerleute: Breitbeile, Stoß= und Bund=Aexte, Deestel, Winkel, Beetel, Bohrer, Hobel etc. etc.
Für Schmiede u. Schlösser: Pflüge, Wagenbüchsen, Feilen, Schneidkluppen, Schneidemesser, Schlüssel, Beschlagtheile etc. etc.
Für Tischler: Bau= und Möbel=Beschläge, Schrauben, Drahtstifte, Nägel, Handwerksgeräth etc. etc.
empfiehlt in größter Auswahl noch zu alten Preisen.
Ferner empfehle
zu Bauten:
Keller=, Dach= und Scheunen=Fenster=, Thür= und Fenster=Beschläge, Oefen und Spaarherde, Drahtgewebe vor Fenstern, Dachpappe.
Moritz Stein.
Ratzeburg.


Schmied Präfke in Schönberg.

Ich mache den Herren Hauswirthen und allen denjenigen Leuten, welche Sensen in ihrem Gebrauch haben müssen, die Anzeige, daß dieses Jahr wieder die besten Sensen bei mir zu haben sein werden, und zwar Schmiede=Sensen ganz von Stahl, Gußstahl= und Münzstahl=Sensen von 1 Taler (Mecklenburg) an, ich bemerke, daß ich für jede Sense garantire und kein Wammgeld nehme.
Meine Sensen sind auch zu haben beim Gastwirth Herrn Jabs in Schlagresdorf, beim Gastwirth Herrn Kaven in Kronscamp und 3) beim Bäckermeister und Gastwirth Herrn Tretow in Demern.
Meine Wohnung ist beim Rademacher Herrn Badstein vor dem Sabowerthore Nr. 3.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren: D. 16. Mai dem Schlachtermeister Gramm hies. eine T. - D. 18. dem Glasermeister Peters hies. eine T. - D. 19. dem Musicus Sterly zu Retelsdorf ein S. - D. 22. dem Schustermeister Arndt vor Schönberg eine T. Dem Abm. Schmüser a. d. hiesigen Bauhofe eine T. - D. 23. dem Eisenbahnwärter Hoffmann zu Rupensdorf eine T. - D. 24. dem Kaufmann Petersen hies. eine todte T. Dem Arbm. Vockholdt zu Olndorf ein S.

Gestorben: D. 16. Mai Johann Heinrich Warnemünde, Arbm. vor Schönberg, 56 J. 3 M. a. - D. 18. Hans Joachim Holst aus Falkenhagen, Arbm. zu Rupensdorf, angeblich 66 J. a. - D. 19. Maria Luise Lenschow, Hausw.tochter zu Sabow, 12 J. 8 M. alt. - D. 21. Charlotte Friederike Danckwarth, geb. Maaß aus Strelitz, Oberförstersfrau hieselbst, 62 J. a. - D. 22. Math. Hr. W. Kelling, Abm.sohn hies., 1 J. 3 M. a. - 24. des Kaufmann Petersen hies. todtgeb. Töchterlein. Cath. Elis. Jochens, Arbm.tochter zu B.=Resdorf, 26 J. 6 M. a. - D. 25. Anna Cath. Holz,, Arbtsm.tochter zu Torriesdorf, 27 J. 4 M. a. - D. 27. Anna Maria Cath. Wieschendorf, Klempnermst.tochter hies., 1 J. 1 M. a. D. 28. Hans Peter Heinr. Burmeister, Büdnerssohn zu Retelsdorf, 21 J. 7 M. a. Heinr. Renzow, unverh. Hausw.sohn zu Gr. Bünsdorf, 71 J. 9 M. a.

Am ersten Pfingsttage.
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Kämpffer.

Am zweiten Pfingsttage.
(Collecte für den Ratzeburger Missions=Verein.)
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittagskirche: Pastor Fischer.
Nachmittags=Kirche: fällt aus.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl.13 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.8 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Schinken pr. 500 Gr.9 1/2 - 10 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Schweinskopf pr. 500 Gr.5 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Wurst pr. 500 Gr.10 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Eier 7 - 8 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln 10 Lit.6 - 7 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen22 - 23Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen14 - 15Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste14 - 15Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 3/4 - 12 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Wicken10 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Hiezu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1873 Nr. 43 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 43 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 30. Mai 1873.



Abschiedsgruß an unsern Mai.

   Vom Norden her brausten die Stürme so wild
Mit Schauern, kalt herbei,
Oft breitend ein Leichentuch über's Gefild -
Im Schönen Monat Mai.

   Und blickte zuweilen aus lieblichem Blau
Die Sonne, ach so scheu,
Bald hüllte sich wieder in nebliges Grau
Der unbeständige Mai.

   Es flötete klagend die Nachtigall
In Trauermelodei,
Und fröstelnd fast schwiegen die Sänger all'
Im schaurig kalten Mai.

   So zog er dahin, - doch er kehrt zurück
Alljährlich uns auf's Neu';
Doch nimmer kehrt wieder der Jugend Glück,
Des Lebens schöner Mai!

   Wohl ihm, dem da lacht stets in sonniger Glut
Der Himmel blau und treu:
Doch wehe! wenn Stürme mit tränender Fluth
Durchzieh'n den einzigen Mai.

W. B.


- Die hübsche Tochter eines Schullehrers aus Wisconsin wollte auf der Eisenbahn fahren, versäumte aber den regelmäßigen Passagierzug und mußte deshalb eine Strecke weit im nächsten Frachtzug fahren. Weil sonst kein Passagier dabei war, bekam sie ihren Platz neben dem Schaffner. Dem gefiel die hübsche Schullehrerstochter und er raubte ihr halb mit List halb mit Gewalt nach und nach vier Küsse. Das Mädchen verließ bei der nächsten Station zürnend und aufgeregt den Wagen und trat, weil der Schaffner kein Crösus ist, klagend gegen die Bahngesellschaft auf und forderte für jeden Kuß 1000 Dollars Entschädigung. Sie gründete ihre Klage darauf, daß die Gesellschaft keine Schaffner anstellen dürfe, mit denen man nicht sicher reisen könne, jedenfalls aber gehalten sei, begangene Unarten und Tactlosigkeiten derselben zu vergüten.
- Der in Java erscheinende "Jasper Republican" erzählt folgenden Fall von Indianer=Justiz. Seit einiger Zeit hatte eine Schaar Musquakies=Indianer ein Lager aufgeschlagen, wo sie sich ruhig verhielten und mit Jagen und Fischen etc. beschäftigten. Vor Kurzem erhielten sie ihre Jagdgelder, wodurch sie in den Stand gesetzt wurden, sich geistige Getränke zu verschaffen. Einer der Indianer ermordete in berauschtem Zustande sein Weib; seine Stammgenossen richteten ihn und verurtheilten ihn zum schlaflosen Hungertode. Er wurde demgemäß auf einem Holzblock so festgeschnallt, daß die einzige Erleichterung, die er sich in seiner Lage verschaffen konnte, darin bestand, daß er seinen Kopf von einer auf die andere Seite legen, seine Augen wenden und die Zunge bewegen konnte. Man reichte ihm weder Speise noch Trank, noch wurde ihm gestattet zu schlafen. Unter beständiger Bewachung wurde das Urtheil so lange vollstreckt, bis der Indianer starb. Mit characteristischer Ruhe ertrug er die Qualen der Situation und gab nach achttägiger (?) Tortur unter fürchterlichen Leiden seinen Geist auf, die Anforderungen der Indianer=Justiz befriedigend.


Briefe von der Weltausstellung.

D. Wien, 19. Mai. Seit einigen Tagen hat sich die Berichterstatterspflicht, die Ausstellung zu besuchen, in ein wahres Vergnügen verwandelt; denn die hohen, üppigen Baumkronen des im herrlichsten Grün prangenden Praters heben sich lachend von einem wolkenlosen, blauen Maihimmel ab. Die bunten Flaggen und Wimpel auf den Ausstellungsgebäuden flattern nicht mehr wild im Sturme, sondern werden von einem sanften "Mailüfterl" bewegt und die von Schiller gepriesene Himmelstochter Ordnung gewinnt sittlich immer größeren Einfluß. Treten wir in die Produktenhallen. Dort und zwar in der österreichischen Abtheilung hat König Gambrinus seinen Sitz aufgeschlagen. In effigie thront er in seiner ganzen Herrlichkeit, himmelragende Pyramiden, Obeliske, Schränke und Etalagen sind überdeckt mit Flaschen, voll des edelsten Gerstensaftes und ein kleines Büffet hat sich da etablirt, wo man um billigen Preis frisches treffliches Bier genießen kann. In der russischen Abtheilung sind es merkwürdiger Weise nicht die Liqueure, sondern die Mineralwasser=Flaschen, welche in ihrer Massenaufstellung eine Pyramide darstellen.
Für die Jugend bietet die Agricultur=Ausstellung (einschließlich der Forstwirtschaft) viel Anziehendes. Da sind z. B. zwei riesige Wölfe aus Chocolade als Wächter eines Süßigkeiten=Complexes aufgestellt; auch ein Reh aus Chocolade ist (in der deutschen Abtheilung) vorhanden. Hirsche, Füchse etc., auch Bewohner der Seen und Flüsse sind theils ausgestopft, theils in Nachahmung zu schauen. Für die Damen mögen in der östlichen und noch mehr in der westlichen Agriculturhalle die schönen Seide= und Coconsproben Interesse haben, während die Herren Landwirthe sich mit den Getreideproben, die Müller und Bäcker mit den einladendst arrangirten Mehlsorten beschäftigen werden. Ungarns "Mahlprodukte" sind zum großen Theil von Actien=(Dampfmühl=)Gesellschaften ausgestellt, deren einige Dutzende existiren. Auch der "erste ungarische Müllertag" hat eine Collectiv=Ausstellung der Produkte seines Gewerbes veranstaltet. Einzelne Aussteller gehen noch weiter und stellen Brod (Hausbrod) aus, das hoffentlich bis zum Juryspruche nicht schimmlich wird. Natürlich darf das Kukuruzmehl, das auch in anderen Ländern des Ostens als Volksnahrungsmittel eine große Rolle spielt, in der ungarischen Abtheilung nicht fehlen. Schade, daß nicht auch die Gesammtheit der Speisen ausgestellt ist, welche die Köchinnen Cis= und Transleithaniens aus diesem oft geringgeschätzten einfachen Stoff zu bereiten wissen; die deutschen Hausfrauen würden über die Mannigfaltigkeit der Suppen, Breie, Kuchen, Knödel, "Schmarren" aus Kukuruzmehl staunen. Aus der Militairgrenze sind 22 Sorten Mahlprodukte zur Ausstellung gelangt. Eine bedeutende Zahl ungarischer Aussteller beweist durch die Produktion von Malz, das zur Ergänzung als Braumaterial des böhmischen Hopfens bedarf, wie sehr vom Standpunkt der Politik des Königs Gambrinus die beiden Reichstheile eine wirtschaftliche Einheit bilden, denn die genannten Produkte vereint liefern ein erquickendes Bier erster Qualität. Noch besser fährt aber der Beschützer und Liebhaber des ungarischen Weines. Ungefähr 360 Nummern umfaßt die Zahl der ungarischen Weinaussteller. Ihnen reihen sich die Spiritus=Erzeuger an, sowie die Slavonen mit ihrem Slibowitz, dem berühmten Pflaumenbrantwein, welcher in neuester Zeit hier und in Berlin die Hoffähigkeit erlangt hat, auch sich der Protection des Reichskanzlers erfreut. Zu Brot und Wein genießt der Ungar gern einen tüchtigen Speck, der denn auch hier gebührend vertreten ist neben Käse, Salami und anderer "kalter Küche." Rübenzucker, Honig, Conditoreiwaaren repräsentiren in zahlreichen Nummern das Gebiet der Süßigkeiten. Sparsame Kaffeliebhaber lernen Croatien als eine reiche Bezugsquelle für Cichorie kennen. Den Schluß der Ausstellung bildet noch eine ungarische Eigenthümlichkeit, die Tabakfabrikation, als deren Aussteller das ungarische Finanzministerium erscheint. Kein passenderes Objekt kann wohl nach Besichtigung der ungarischen Bodenerzeugnisse in Augenschein genommen werden, als der schöne Pavillon der Donau=Dampfschiffahrt=Gesellschaft; ist doch die "blaue Donau" eine Haupt=Verkehrsader, welche den Westen Europa's mit den reichgesegneten Fluren des Magyaren= und Serbenlandes verbindet. Unsere Blicke werden da sogleich durch das zierliche Model des großen Donaudampfers "Franz Joseph" gefesselt. Jeder äußere und innere Bestandtheil des Schiffes, sogar die Cajüteneinrichtung und das Schiffsbüffet sind auf's Niedlichste wiedergegeben und die metallenen Räder wie von einem unsichtbaren perpetuum mobile getrieben, in steter Bewegung. Großartige Schiffsmaschinen füllen den größten Theil des Pavillons, vor dessen Thüre aber zwei Obelisken aus Steinkohlen aufgethürmt, anschauliche Zeugnisse von dem trefflichen Material, das in den Kohlengruben der Gesellschaft geschürft wird.


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ZVDD