- Ueber die deutsch französischen Verhandlungen in Berlin erfährt man, daß die Franzosen gegen feste Garantieen die Räumung weiterer sechs Departements bis Ende October, die Bewilligung kleinerer Ratenzahlungen von der Kriegsschuld und die Zustimmung erlangt haben, die Wechsel bis zum Zahlungstermin nicht auf den Markt gebracht zu sehen. Der Zollvertrag wird dem Reichstag vorgelegt. Die Ausnahmestellung von Elsaß-Lothringen soll sich auf 1872 erstrecken.
- Der Sparpfennig, den sich das deutsche Reich als Kriegsschatz auf die Seite legen wird, soll 40 Millionen Thaler in Gold betragen. Der Reichskanzler macht ausdrücklich aufmerksam, daß das nicht aussehen solle, als wenn es nun nächstens wieder losginge. Es ist eben nur "für vorkommende Fälle", so ungefähr, wie wenn sich die Jungfrau mit Gott entschließt, zu heirathen, ohne daß sie gerade schon eine bestimmte Wahl getroffen hat, oder wie man den besten Rock nie anzieht, sondern immer im Schranke hängen läßt, damit man ihn bei Gelegenheit hat.
- Die bayerische Regierung hat ihr endgültiges Urtheil abgegeben, wie sie über die neueste katholische Bewegung denkt und in Folge dessen handeln wird. Sie verwahrt sich gegen die Beschuldigung, eine feindliche Gesinnung gegen die katholische Kirche zu hegen, sie wollte nur nicht dulden, daß die Religion als Werkzeug für staatsgefährliche Zwecke von den Ultramontanen gebraucht werde. Das Unfehlbarkeitsdogma sei aber eine staatsgefährliche Neuerung. Zwar werde die Kirche in unserer Zeit keine Fürsten mehr absetzen oder Ketzer verbrennen, allein sie beabsichtige doch, die Herrschaft über den Staat wieder zu erringen. Das könne die bayerische Regierung nimmermehr zulassen. Deshalb erklärt sie freimüthig, alle Eingriffe der Kirche in das staatliche Gebiet abwehren und ihre Unterthanen ohne Ausnahme schützen zu wollen. Die altkatholischen Gemeinden werden ausdrücklich anerkannt.
- Auge um Auge, Zahn um Zahn! denkt der Erzbischof von München und erläßt flugs einen Hirtenbrief, worin er den Spieß umdreht und mit Salbung von dem Mißbrauch bürgerlicher Gewalt und von Eingriffen in die Rechte der katholischen Kirche redet.
- Die militairische Aushebung in Elsaß-Lothringen wird nach den neuesten Beschlüssen erst am 1. October 1872 beginnen. Alle jungen Leute, die vor dem 1. Januar 1851 geboren sind, brauchen nicht zu dienen.
- Ausgleich! Das ist das Schlagwort in Oesterreich, welches wie eine Zauberformel die bösen Geister heraufbeschwört. Es bedeutet nichts Anderes, als das Verlangen nach Gleichheit, jener gemeinsame Ruf aller Communisten und Revolutionsmacher. Denn es geht mit der Gleichberechtigung aller Nationalitäten in Oesterreich wie mit der Gleichheit der Menschen: kein Gesetz macht die Menschen gleich, denn sie sind es nicht. Oesterreich gleicht einem bunten Teppich, der aus verschiedenen Stücken zusammengenäht ist. Würde man wohl einem kleinen Stückchen zur Liebe die andern alle färben und dem Teppich seine Eigenthümlichkeit nehmen? Der verlangte Ausgleich ist aber deswegen namentlich eine Thorheit, weil die slavischen Völkerschaften in der Kultur noch weit zurückstehen und nichts Ersprießliches für den Staat leisten können. Was ein Staatsleben stützt, verbindet und kräftigt, das ist die Culturmacht, und diese ist im Besitz der Deutschen in Oesterreich.
- Der Kaiser von Deutschland wird am 8. und 9. November den Großherzog von Mecklenburg-Schwerin besuchen, um an den Jagden Theil zu nehmen.
- Prinz Napoleon hat um die Erlaubniß nachgesucht , durch Frankreich nach Corsica reisen zu dürfen. Die französische Nationalversammlung, d. h. der jetzt versammelte Theil derselben ist nämlich der Ansicht, man könne den Prinzen getrost durch Frankreich reisen lassen, denn er sei ja bekanntlich immer das unpopulärste und vom Volke verachtetste Mitglied der ganzen ehemaligen kaiserlichen Familie gewesen, den Ruhm der Verbannung sei er garnicht werth. Dagegen gedenkt die Regierung der Kammer ein Gesetz vorzulegen, welches der übrigen Familie Bonaparte für immer den Boden Frankreichs verschließt.
- In Sedan wurde ein sächsischer Unteroffizier meuchlings angefallen und durch einen Messerstich im Nacken ermordet. In Folge dessen ist die Stadt in Belagerungszustand erklärt.
- Im Boulogner Wäldchen in Paris, früher eine der schönsten Zierden der Seinestadt, wurde während der Belagerung die Bäume zum größten Theil abgeschlagen. Es fehlen 16,000 Bäume, die jetzt alle unter den größten Schwierigkeiten ersetzt werden, da jeder Baum seine 20 Jahre zählen muß.

Schuld und Sühne.
Von Fr. Schneider.
(Fortsetzung.)

Schuld und Sühne.
Von Fr. Schneider.
(Fortsetzung.)

Anzeigen.

Antragsmäßig soll über nachbenannte Grundstücke der Ehefrau des Schustermeisters Kleinod zu Schönberg, Maria geb. Threms, nämlich:

1) ihr zu Schönberg an der Siemzerstraße sub 192 belegenes Wohnhaus c. p.
und
2) ihre zu Schönberg an der Neuenwallstraße zwischen den Wiesen der verwittweten Maaß und der verwittweten Renzow belegene Wiese von angeblich 7 Schffl. Aussaat Größe,

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.

In das hiesige Handelsregister ist heute Fol. XXI. Nr. 34 Columne 6 eingetragen:
Das statutenmäßig ausscheidende erste Mitglied des Directorii der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt in Schönberg, der Schulze Wigger zu Rüschenbeck, ist in der am 14. October 1871 abgehaltenen Generalversammlung der Actionäre dieser Anstalt als Mitglied des Directorii mit der Stimmenmehrheit wiedergewählt und als solches, da er die Wahl angenommen, durch die in beglaubigter Abschrift ad 7 anliegende notarielle Urkunde d. d. Schönberg den 14. October 1871 legitimirt.
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den 18. October 1871.
Das Handelsgericht.
W. Saur.
(L. S.) A. Dufft.

In das hiesige Handelsregister ist heute Fol. XIX. Nr. 32 Columne 3 eingetragen:
Die Firma H. Hein ist, da der Krämer Friedrich Heinrich Hein zu Schönberg sein Handelsgeschäft aufgelöst hat, erloschen.
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den 18. October 1871.
Das Handelsgericht.
W. Saur.
A. Dufft.

Vermischte Anzeigen.

Bekanntmachung.
Der diesjährige Herbstbeitrag der Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungsvereins für Landbewohner ist zwischen dem 15. und 30. November d. J. mit 1 1/2 Simplum - dem anderthalbmaligen des einfachen Ansatzes - auf dem hiesigen Bureau, jetzt untere Johannisstraße Nr. 10 Jac. Quart. zu entrichten.
Lübeck den 12. October 1871.
Namens der Direction: Bruhn, Secretär.

F. Schlüter in Ratzeburg empfiehlt zu billigsten Preisen seine Fabrikate, wie:
Selters, Sodawasser und Brauselimonade angelegentlichst.
Niederlage hält zu Fabrikpreisen Aug. Spehr in Schönberg.

Mein Lager von angefangenen und musterfertigen neuen Stickereien in größerer sehr preiswürdiger Auswahl (ältere Stücke billiger), sowie zum Sticken gehörende Materialien. als:
Perlen, Wolle, Seide, neue Stickmuster etc., auch ein neues Sortiment diverser Galanterie-, Holz- und Lederwaaren halte zu billigen Preisen bestens empfohlen.
Carl Bade.

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K. Preuss. Lotterie-Loose zur Hauptziehung versendet gegen baar Originale: 1/1 80 Thlr., 1/2 37 Thlr., 1/4 18 Thlr., Antheile: 1/8 9 Thlr., 1/16 4 1/2 Thlr., 1/32 2 1/4 Thlr.
C. Hahn in Berlin, Jerusalemerstr. 11.

Wohnorts-Veränderung.
Da ich seit dem 20. d. Mts. mein Klempner-Geschäft nach Dassow verlegt habe, sage ich meinen geehrten Gönnern hiesiger Stadt und Umgegend meinen innigsten Dank für das mir bisher geschenkte Vertrauen.
Zugleich weise ich meinen Kunden zum Ersatz als beste Einkaufs-Quelle auf das Klempner-Geschäft des Hrn. W. Wieschendorf (Sabowerstraße) hin, welches ich nach eigener Ueberzeugung seiner guten Waaren, großen Auswahl und soliden Preisen wegen Jedermann bestens empfehlen kann.
Sollte noch Jemand Forderungen an mich haben, bitte ich, sich brieflich an mich oder mündlich an den Maurer J. Lenschow vor dem Siemzerthore zu wenden.
Achtungsvoll P. Lenschow, Klempner in Dassow.

In der Bärensprung'schen Hofbuchdruckerei in Schwerin ist erschienen und zu haben:
Zweites Lese- und Lehrbuch für Volks-Schulen in Mecklenburg. Siebzehnte neu umgearbeitete Auflage.
Preis roh à Exemplar 18 ßl.
16 Exemplare 5 Thlr. 40 ßl.
8 Exemplare 2 Thlr. 44 ßl.

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Ratzeburg.

Am Freitag den 20. d. Mts. sind meinem Dienstmädchen ein Schaf nebst Lamm entlaufen; beiden ist das linke Ohr gekürzt und nach unten etwas eingekerbt, -- Farbe weiß. Sollte Jemand über den Verbleib derselben Auskunft geben können, so bitte ich, mir gef. Anzeige davon zu machen.
Blüssen.
H. Eckmann.

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1/2 Hectoliter == 50 Liter
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sowie Längenmaße als:
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Schützenhof.
Am Biermarktstage Große Tanz-Musik.
Anfang 12 Uhr.
Ratzeburg.
Moritz Stein.

Meine Briefe bitte ich künftig nach Schönberg zu adressiren.
Domainenrath von Hobe.
Schönberg.

Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren:
4. Oct. Eine uneheliche Tochter in Schönberg.
8. Oct. Dem Schulzen Freitag zu Wahlsdorf ein Sohn.
10. Oct. Dem Schlossermeister Oldenburg hieselbst eine Tochter.
11. Oct. Dem Schlachtermeister Joh. Ladendorf hieselbst ein Sohn.
17. Oct. Dem Maurergesell Maaß aus Gr. Siemz ein Sohn.

Gestorben:
6. Oct. Liesch Dreyer vor Schönberg, geb. Peters aus Petersberg, Arbeitsm.-Wwe. vom hies. Bauhofe, 82 J. 9 M. alt.
7. Oct. N. N. Voß, angeblich aus Roggenstorf, Zieglergesell hieselbst.
8. Oct. Carl August Wilh. Joh. Eggert vor Schönberg, 9 J. 3 M. alt.
10. Oct. Joach. Hans Heinr. Rudolf Tews, Sattlermeisters-Sohn hieselbst, 8 J. 5 M. alt.
11. Oct. Maria Wilhelmine Burmeister, Schulzentochter zu Kleinfeld, 7 J. 11 M. alt.
12. Oct. Anna Engel Arndt, geb. Reppenhagen von hier, Arbeitsmanns-Frau zu Sabow, 61 J. 4 M. alt.
14. Oct. Friedrich Wilhelm Theodor Freitag, Schulzensohn zu Wahlsdorf, 6 Tage alt.
Franz Heinr. Friedr. Schleuß, Sohn des hiesigen Maurermeisters und Kirchenjuraten Johann Schleuß, 3 J. 10 M. alt.
Carl Herm. Heinr. Joachim Tews, Sattlermeisters-Sohn hieselbst, 4 J. 4 M. alt.
16. Oct. Peter Heinrich Burmeister, Schulzensohn zu Kleinfeld, 5 J. 7 Mon. alt.

Copulirt:
6. Oct. Der hies. Bürger und Schuhmacher Johann Wilhelm Christof Rahn und Anna Dorothea Maria Daniels zu Rehna.
8. Oct. Der hies. Instrumentenschleifer Ludwig Hans Heinrich Jürgens und Wilhelmine Maria Anna Maaß hieselbst.
13. Oct. Johann Heinrich Lüders aus Gostorf, Knecht zu Lockwisch, und Catharina Elisabet Schwarz zu Hof Wahrsow.
Johann Heinrich Christof Bülow aus Röggelin, Vogt zu Hof Stove, und Anna Maria Sofia Lühr von Westenbeck zu Hof Lockwisch.
17. Oct. Hans Joachim Eggert, verwittw. Arbeitsm. vor Schönberg, und Catharina Maria Bade daselbst.

Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.	13 - 14 1/2,
Holst. d. Pf.	14 1/2 - 16 ,
Hasen d. St.	20 - 40 ,
Enten d. St.	18 - 22 ,
Hühner d. St.	14 - 18 ,
Küken d. St.	7 - 11 ,
Tauben d. St.	4 - 5 ,
Gänse d. St. 4 bis	4 ,
Wurst d. Pf.	11 - 12,
Eier 5-6 St.	4 ,
Kartoffeln d. Faß.	7 - 8 .

Getreide=Preise in Lübeck. (Alles per 200 in Lüb. Cour.)
Weizen	20 1/4 - 20		12
Roggen	14 1/4 - 14		10
Gerste	13 - 13		8
Hafer	10 1/4 - 11		4
Erbsen	13 - 14		8
Wicken	-		-
Buchweizen	11 - 12		-
Winter=Rapssaat	-		-
Winter=Rübsen	-		-
Schlagleinsaat	20 - 20		8

Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 40.

Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.