No. 24
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Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. März
1871
einundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1871 Nr. 24 Seite 1]

- Der erste deutsche Reichstag wurde am 21. d. M. durch den Kaiser von Deutschland im Weißen Saale des königl. Schlosses in ganz besonders feierlicher Weise eröffnet. Der Eröffnung ging ein Gottesdienst für die evangelischen Mitglieder des Reichstages in der Schloßkapelle, an dem auch die ganze kaiserliche Familie und die hier anwesenden Fürstlichkeiten theilnahmen, für die katholischen Mitglieder in der St. Hedwigskirche voraus. Lange vor dem Beginne der Eröffnungsfeierlichkeiten waren die nach dem Schlosse führenden Straßen dicht von Zuschauern besetzt, welche den Kaiser, den Kronprinzen und die Grafen Bismarck und Moltke bei ihrer Auffahrt auf das lebhafteste begrüßten. Die Zuschauertribüne des Weißen Saales war überfüllt, namentlich von einem höchst eleganten Damenpublikum, und war die Nachfrage nach diesen Billett so stark, daß noch nicht der zwanzigste Theil der Gesuche hat befriedigt werden können. Im Weißen Saale war der Thron unverhüllt und wurde auf demselben ein alter Kaiser-Thronsessel aufgestellt. Der Sessel ist aus Stein mit eiserner Lehne. Rechts vom Throne befand sich eine Ballustrade, bestimmt zur Aufnahme der Kaiserin, der Prinzessinnen des kaiserlichen Hauses und der am Hofe anwesenden fremden fürstlichen Damen; links vom Throne standen die Sessel für die Prinzen des kaiserlichen Hauses. Die kaiserliche Loge war von den Kindern des Kronprinzen und des Großherzogs von Baden besetzt; in der Diplomatenloge befanden sich sämmtliche hier anwesende Botschafter und Gesandten mit ihren Damen und Attachés. Gegen 2 Uhr, eine Stunde später, als zur bestimmten Zeit, war der Gottesdienst in der Schloßkapelle beendet, und begann der Saal sich schnell zu füllen. Abgeordnete, Generale, Geh. Räthe - Militärs und Beamte in Gala - erschienen in großer Zahl und bald darauf trat die Kaiserin, gefolgt von der Kronprinzessin, der Großherzogin von Baden und den übrigen Prinzessinnen in den Saal und nahmen auf den Sesseln rechts vom Throne Platz. Die Mitglieder des Bundesrathes unter Führung des Reichskanzlers, stellten sich links dem Throne gegenüber auf, links neben dem Throne nahmen die Prinzen ihre Plätze ein, während die Großherzöge von Baden, Mecklenburg, Weimar etc. sich den genannten Damen zugesellten. Um 2 Uhr erschien der Kaiser unter Vortrag der Reichsinsignien. Das Reichsschwert trug Graf Moltke, das Reichsbanner Feldmarschall Graf Wrangel, das Scepter Kriegsminister v. Roon, die Krone Graf v. Redern und den Reichsapfel General v. Peucker. (Unter den Reichsinsignien sind wahrscheinlich nur die preußischen zu verstehen.) Der Kaiser wurde empfangen durch ein dreimaliges donnerndes Hoch und nahm demnächst, nach allen Seiten huldreich grüßend, auf dem Throne Platz. Rechts vom Kaiser, auf den untersten Stufen des Thrones, stand der Kronprinz hinter dem Kaiser die Grafen Moltke und Wrangel mit Schwert und Banner, während die übrigen Insignien auf bereitstehende Sessel gelegt wurden. Demnächst überreichte der Reichskanzler Graf Bismarck dem Kaiser die Thronrede, welche derselbe, unbedeckten Hauptes, mit lauter, kräftiger Stimme vorlas. An verschiedenen Stellen, welche auf die Einigkeit und Wohlfahrt des deutschen Volkes Bezug haben, sowie am Schlusse wurde die Rede mit lebhaftem Beifall begrüßt. Nach Beendigung der Vorlesung erklärte Graf Bismarck den Reichstag für eröffnet und unter einem, vom bayerischen Finanzminister, Frh. v. Pfrötschner, ausgebrachten dreifachen Hoch verließen der Kaiser, die Kaiserin etc. den Saal, womit der feierliche Act beendet war. - Der aufgestellte Thronsessel stammt aus der Sammlung des Prinzen Carl und ist benutzt bei der Krönung Kaiser Heinrich III. in Goslar.
- Aller Blicke sind nach Paris gerichtet, wo der Bürgerkrieg ausgebrochen ist. Die Behörden gedachten den rauchenden Krater mit Rosenwasser zu dämpfen und zu ersticken und erleben jetzt, daß er Feuer und Lawa speit. Der Herd der Revolution ist in den Vorstädten Bellville und Montmartre, die Nationalgarden geben die Kanonen nicht heraus, die ihnen während der Belagerung anvertraut wurden und verweigern den Behörden und Autoritäten den Gehorsam. An ihrer Spitze steht ein geheimes Central-Comite, das die Revolution leitet und dem sich drei Viertel der Nationalgarden unterworfen haben. Vergeblich ließ General Vinoy die Linientruppen gegen die Nationalgarden auf den Montmartre marschiren, seine Werkzeuge zerbrachen ihm in der Hand. Sie besetzten Anfangs zwar den Montmartre, nahmen die Kanonen und machten einige hundert Gefangene, ließen die letztern aber ruhig wieder befreien und die vorher aufgefahrenen Mitrailleusen wieder entfernen. Die rothen Nationalgarden marschirten mit dem Gewehrkolben nach oben und die Truppen warfen ihre Gewehre fort und verkehrten freundschaftlich mit ihnen. Mehrere Offiziere, die energisch auftraten, wurden getödtet, verwundet, gefangen.
- Die Revolution ist am 19. März in die innere Stadt vorgedrungen. Die Aufständischen bemächtigten sich des Stadthauses, wo das Central-Comite der Nationalgarde seinen Sitz nahm und zwei Proclamationen anschlagen ließ. In der ersten wird der Erfolg des Aufstandes mitgetheilt, der Belagerungszustand aufgehoben und die Ausschreibung communaler Wahlen angeordnet. Die zweite Proclamation erklärt, daß das Central-Comite dem Volke sein Mandat unmittelbar nach Vollzug der Gemeinde-Wahlen zurückgeben werde. - Thiers warnt in einer langathmigen Proclamation an die Pariser vor den Verführern, welche die Republik vernichten und ihre eigenen Zwecke verfolgen, er fordert die Bürger auf, die Regierung zu unterstützen und kündigt die schärfsten Gewaltmaßregeln an. Es wird darauf ankommen, ob ihm Soldaten zur Verfügung stehen, und was die Provinzen zu dem Aufstand sagen.
- Vom Stadthaus in Paris weht die rothe Fahne und rings um den Palast sind Barricaden errichtet. Die Linien-Generale Lecomte und Cl. Thomas sind von den Aufständischen im Garten der Straße Rosiers, wo seither das Central-Comite tagte, erschossen worden.
-Unsere deutschen Truppen werden durch diesen Bürgerkrieg, der den Frieden mit Deutschland arg gefährdet, in Frankreich festgehalten. Es heißt sogar, daß mit dem Transport französischer Gefangener ebenfalls innegehalten ist.
- Am Montag ist Napoleon in Dover angekommen und von Frau Eugenie und Lulu, die ihm bis dahin entgegengereist waren, empfangen worden. Sein Reisetrost war, daß die Rothen in Paris der

[ => Original lesen: 1871 Nr. 24 Seite 2]

Republik und seinem alten Freunde Thiers das Leben eben so sauer machen wie ihm. Er hat die Hoffnung nicht aufgegeben, mit Hülfe seiner alten Soldaten Ordnung zu machen. Sie werden mich schon noch rufen, sagte er, wenn ihnen das Wasser an den Hals geht.
- Das 11. Armeecorps hat am 11. März die Forts vor Paris nach dem Abzug des 12. Armeecorps besetzt.
- Der Kronprinz von Sachsen ist nach kurzem Besuche in Dresden nach Compiegne zum Heere zurückgekehrt. Er hat seine Gemahlin und seinen ganzen Hofstaat mitgenommen, macht sich also auf einen längeren Aufenthalt gefaßt. Einem Gerüchte zufolge würde der Kronprinz Stellvertreter des Kaisers im Elsaß werden.
- Seit Thiers in Frankreich das Heft in Händen hat, hat die Veröffentlichung der in den Tuilerien gefundenen geheimen Papiere des zweiten Kaiserreichs aufgehört. Die "Liberte will nun wissen, daß viel neue Hefte druckfertig gewesen seien; Thiers habe jedoch den Wunsch ausgedrückt, daß diese Veröffentlichungen aufhören möchten, und daher werde in Zukunft nicht mehr davon die Rede sein. Indem die "Situation" Obiges mittheilt, fügt sie Bemerkungen von August Vitu hinzu, welcher es fabelhaft findet, daß diese Veröffentlichungen, die Europa sechs Monate lang beschäftigt hätten, gerade in dem Moment eingestellt würden, wo sie, wie die Unparteilichkeit es erheische, durch die Herausgabe der Aktenstücke vervollständigt werden sollten, welche die Herren Republikaner berührten. Vitu spielt stark auf Aktenstücke an, die Keratry, Jules Favre und Ernest Picard in ihrer früheren Stellung zum Kaiser berühren, und fordert Thiers auf, über diese und ähnliche Briefe das öffentliche Gewissen aufzuklären.
- Mehrere Pariser Journale hatten und haben noch, wie das "Journal des Debats", die Frechheit, die deutschen Soldaten für die Plünderungen in der Umgegend von Paris verantwortlich zu machen. Nun schreibt aber die "Liberte": Es ist hohe Zeit, daß irgend eine Behörde in St. Cloud Ordnung schaffe. - Wir sagten schon vorgestern, daß Banden von Plünderern im Zuge seien, die Ruinen des Schlosses, die Kasernen und Privathäuser zu verwüsten. Seither wird die Sache immer schlimmer. Durch ihre Straflosigkeit ermuthigt gehen die Plünderer nicht mehr heimlich vor, sie kommen mit Körben, Säcken u. dgl. m., die sie ganz ungenirt anfüllen. Und die Wachen sehen diesem Treiben ganz ruhig zu." - Und der "Moniteur" sagt: "Wir fühlen uns gedrungen, der öffentlichen Entrüstung jene zahlreichen Strolche anzuzeigen, die täglich aus dem Schlosse von Meudon eine Menge von Gegenständen stehlen, die von der Feuersbrunst verschont geblieben sind." -Mögen die Franzosen die Augen nur etwas sorgsamer aufmachen, dann werden sie finden, daß es überall nur französisches Gesindel ist, dem sie die Plünderung ihrer Häuser, die Verwüstung ihrer Felder und in vielen Fällen Schlimmeres zu danken haben.
- Durch Straßburg und Kehl ziehen preußische Landwehrregimenter heimwärts, der Rhein und der deutsche Boden wird jedesmal mit donnerndem Hurrah begrüßt, die genommenen Kanonen von Belfort etc. tragen grüne Reiser in dem Zündloche und mit Kreide geschriebene Namen der Festungen. Wieder zog ein Regiment heran, unter den Zuschauern war ein altes Mütterchen mit einem sechsjährigen Mädchen. Plötzlich stößt das Kind einen Schrei aus und stürzt auf einen bärtigen Landwehrmann zu, in welchem es den Vater erkannt hatte. Die Familiengeschichte ist kurz und schmerzlich. Der Vater war aus seiner Heimath Saarbrücken, in den Krieg gezogen, die Mutter starb während der Dauer desselben, die alte arme Frau nahm sich des Kindes an und zog mit ihm, Körbe flechtend und bettelnd, durch das Land. Alle Umstehenden weinten mit dem Manne.
- Der Papst hat eine Breve erlassen, in welcher er erklärt, daß die Jesuiten zwar ausgezeichnete Leute seien, daß er aber nicht an ihrem Gängelbande gehe.
-Unter denen, die das eiserne Kreuz erhalten haben, ist auch der Führer des ersten Berliner Freiwilligen Turner-Sanitäts-Corps, Herr Mau.
- Der goldene Lorbeerkranz, den 3000 Gemeinden der Rheinprovinz dem deutschen Kaiser mit einer Adresse überreichen ließen, ist ein wahres Kunstwerk. Er wiegt 3 Pfund und 6 Loth und ist aus 22 und 20 karäthigem Gold und Platina frei aus der Hand getrieben und zusammengesetzt. Der Kranz besteht aus zwei Lorbeerzweigen mit 60 Blättern, durch welche sich ein weißes Platinaband schlingt, auf dem in schwarz emaillirter Frakturschrift die Namen: Weißenburg, Wörth, Saarbrücken, Metz, Sedan und Straßburg prangen. Beide Zweige sind durch einen Platinaknoten verbunden, auf dem das Wort Paris steht. Die Widmung heißt: Ihrem Kaiser und Heldenkönige die dankbar Rheinprovinz 1870-71.
- Der echte Kutschke, der Dichter des Napolium-Liedes, ist endlich entdeckt. Er heißt Hoffmann, ist Grenadier im 1. westpreußischen Grenadier-Regiment und lebt jetzt invalid in seinem Geburtsorte See bei Görlitz. Er erwarb sich bei Wörth das eiserne Kreuz, erhielt bei Sedan einen Schuß durch den Oberkiefer und wurde als Invalide mit Civilversorgungsschein entlassen.
- Der Marschall Bazaine hat die Vermittelung der preußischen Regierung in Anspruch genommen, um von der französischen Regierung sein Gehalt als "Marschall" zu requiriren. Sein Gesuch ist nach Paris befördert, von dort aber dahin beantwortet worden, daß die Republik keinen Marschall anerkenne, das Gehalt als Divisionsgeneral ihm aber gezahlt werden solle. Zwei Adjutanten des kaiserlichen Prinzen, die auf demselben Wege die Gehälter requirirt haben, sind ebenfalls abschläglich beschieden worden, da ein kaiserlicher Prinz nicht mehr existire.
- Sechs Unteroffiziere des 32. Regiments standen vor den Gemächern des deutschen Kaisers zu Versailles auf Wache. Als die Stunde der Ablösung schlug, trat ein Adjutant heraus und wollte dem einen der Unteroffiziere ein Geldstück in die Hand drücken. Doch dieser entgegnete: Ich darf kein Geld annehmen. Wenns aber der Kaiser befiehlt, sagte der Adjutant. Dann ist es etwas anderes. So nahm der Unteroffizier für sich und seine Kameraden das Geld in Empfang. Es war ein Friedrichsd'or.
- In Merane ist unter 12- 14jährigen Schulknaben eine Spitzbubenbande entdeckt worden. Den jungem Taugenichtsen sind mehr als 50 Diebstähle nachgewiesen.
- Nach längerem prachtvollem Frühlingswetter ist in London der Winter am 15. März wieder eingekehrt. In früher Morgenstunde hatte man einen starken Schneefall. Es ist kalt und halb London leidet an Husten und Schnupfen.
- Ein Cincinnatier Arzt, Logan, hat ein neues Heilverfahren über Tuberkulose (Lungenschwindsucht) eingeführt, in welchem er in elf unter vierzehn Fällen Heilung bewirkt haben will. In einer medicinischen Zeitschrift setzt er die Theorie, auf welche sein Verfahren begründet ist, auseinander. Er sucht zu beweisen, daß die Verdauungsstörung das in den Nahrungstheilen enthaltene phosphorsaure Salz hindert, im Magen die gehörige Oxydation zu bewirken, und statt dessen eine eigenthümliche abnorme Umbildung in graue Knoten und Tuberkel hervorruft, welche sich in den Lungen ablagern und durch ihre Wirkung als ein fremdartiger reizender Stoff Eiterung zur Folge haben, einerlei mit den Geschwüren, die durch irritirenden Stoff in andern Theilen des Körpers veranlaßt werden. Als eine Verbesserung der besten bisher befolgten Behandlungsweise empfiehlt er, daß 30 bis 40 Tropfen Salpetersäure (nitric acid) nach jedem Mahle genommen werden.


Anzeigen.

Der Unterzeichnete beehrt sich, den nachstehenden Aufruf zur Betheiligung an der Deutschen National-Lotterie zum Besten der Verwundeten, der Invaliden und der Hinterbliebenen der Gefallenen.
Dem Central-Comité der Deutschen Vereine für die Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger und dem Vorstande des Vaterländischen Frauen-Vereins sind von nah und fern werthvolle Gegenstände (Gemälde, Vasen, Pokale, Schmucksachen, Silbergeräthe etc.) mit der Bestimmung zuge-

[ => Original lesen: 1871 Nr. 24 Seite 3]

kommen, den Erlös derselben zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger und zur Unterstützung der Invaliden und Hinterbliebenen der in diesem Kriege Gefallenen zu verwenden.
Insbesondere gehören zu jenen Gegenständen: ein goldhaltiger Silberbarren zum Werthe von 4320 Thlr., eingesandt von Deutschen aus Virginia-City im Staate Nevada in Nord-Amerika; sowie ein goldener Ehrenschild mit kriegerischen Emblemen von höchst kunstvoller Arbeit, eine Gabe von Deutschen aus Philadelphia im Staate Nord-Amerika.
Den Absichten der freundlichen Geber wird, nach unserm Dafürhalten, durch Veranstaltung einer Verloosung dieser Gegenstände entsprochen werden.
Bei dem dringenden Bedürfniß aber nach Vermehrung der Geldmittel, welche die Pflege unserer im Felde und in den Lazarethen leidenden Brüder noch auf Monate hinaus erheischt, sowie bei dem Wunsche, der Deutschen Wilhelmsstiftung für die Invaliden und Hinterbliebenen einen namhaften Beitrag zuzuführen, glauben wir der Verloosung einen möglichst großen Umfang geben, und dem entsprechend auch die Theilnahme an derselben auf möglichst weite Kreise ausdehnen zu sollen.
Ihre Majestät, die Kaiserin-Königin hat, indem sie diesem patriotischen Unternehmen Ihre Allerhöchste Protection verheißen, uns einen erneuten Beweis Ihrer hochherzigen Theilnahme für unsere Bestrebungen gegeben.
Hierdurch ermuthigt, richten wir an alle Deutschen Landes-, Provinzial- und Zweigvereine zur Pflege im Felde verwundeter Krieger, an die Zweigvereine des Vaterländischen Frauen-Vereins, sowie an alle Diejenigen, welche unseren Zwecken ihre Theilnahme zuwenden wollen, die angelegentliche Bitte, uns durch Einsendung von Gegenständen, welche zur Verloosung sich eignen, in unserem Vorhaben zu unterstützen.
Wie wir niemals vergeblich die Opferwilligkeit Derer angerufen haben, welche, ungeachtet vielseitiger Inanspruchnahme, noch immer in der Lage sind, für die Verwundeten, Invaliden und Waisen ihr Scherflein beizutragen, so leben wir auch der zuversichtlichen Hoffnung, daß unserem gegenwärtigen Aufrufe durch zahlreiche Zusendung von Gaben entsprochen wird.
In diesem Vertrauen haben wir die Zahl der auszugebenden Loose vorläufig auf 100,000 bestimmt. Sollte der Werth der zur Verloosung eingehenden Gegenstände unsere Erwartungen erheblich übersteigen, so bleibt eine entsprechende Vermehrung der Zahl der Loose vorbehalten.
Der Preis des einzelnen Looses beträgt 1 Thlr.
Den Absatz der Loose zu vermitteln sind die Zweigvereine freundlichst gebeten. In Berlin findet der Verkauf der Loose auch in dem unten erwähnten Geschäftslocale des Deutschen Central-Comités statt.
Die Verloosungs-Gegenstände bitten wir, sobald wie möglich und spätestens zum 15. März d. J. mit der Bezeichnung: "frachtfrei für ausgerückte deutsche Truppen (National-Lotterie)", möglichst per Eisenbahn, an die Adresse des Deutschen-Central-Comité's (Geschäfts-Local: hier, Unter den Linden Nr. 12) einzusenden.
Der Verloosung wird eine Öffentliche Ausstellung aller eingesandten Gegenstände, thunlichst nach den Ländern des Ursprungs gruppirt, hier in Berlin vorangehen, zu der der Eintritt gegen ein mäßiges Eintrittsgeld Jedem gestattet wird. Alle Gaben sind zur Verloosung bestimmt, ein Verkauf derselben findet nicht statt.
Der Tag der Verloosung wird demnächst bekannt gemacht, auch wird für die Veröffentlichung der Gewinnlisten Sorge getragen werden.
Berlin, den 13. Februar 1871.

Das Central-Comité der Deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger.
R. v. Sydow.
Der Vorstand des Vaterländischen Frauenvereins.
Ch. Gräfin Itzenplitz.

zur öffentlichen Kenntniß zu bringen und hierbei, zu bemerken, daß der Vertrieb der Loose von der hohen Großherzoglichen Landesregierung landespolizeilich gestattet worden ist.
Der Unterzeichnete hat von dem Landes-Delegirten, Herrn Drost v. Oertzen zu Feldberg, 50 Stück Loose zum möglichst schleunigen Vertriebe empfangen und hält dieselben zum gefälligen Ankaufe bereit.
Schönberg, 19. März 1871.
Der Delegirte für die freiwillige Krankenpflege im Fürstenthum Ratzeburg.
C. v. Oerzten.


Zu dem am Mittwoch den 29. März beginnenden Examen der Real- und Knabenbürgerschule erlaubt sich, die hochgeehrten Mitglieder des Scholarchats, sowie die Eltern und Angehörigen der Schüler und sonstige Freunde und Gönner unserer Schule im Namen der Lehrerconferenz ergebenst einzuladen.
Schönberg, den 23. März 1871.
Langbein, Conrector.
Mittwoch den 29. März, Morgens 8 Uhr:
Choral.
8-9 Knabenklasse 2: Religion.
9-10 Realkl. IV.: Latein.
10 1/4-11 Realkl. III.: Englisch.
11-12 Realkl. II.: Mathematik.
Nachmittags.
2-3 Knabenkl. 1: Naturgeschichte.
3-4 Realkl. I.: Geschichte.
Entlassung. - Choral.
Freitag den 31. März - Nachmittags.
2-3 Knabenelementarkl.: Lesen.
3-4 Knabenkl. 3: Lesen - Deutsch.


Schulprüfung.
Zu der diesjährigen am Donnerstag den 30. d. Mts. Morgens von 8 Uhr an stattfindenden öffentlichen Prüfung in der hiesigen Mädchenschule ladet Namens der Lehrer derselben der Unterzeichnete hierdurch ehrerbietigst und ergebenst ein.
Gegenstände der Prüfung werden in ihrer Aufeinanderfolge sein: für die 1. Klasse: Religion; 4. Klasse: Deutsch; 5. Klasse: Anschauungsunterricht; 3. Klasse: Rechnen; 2. Klasse: Lesen.
Schönberg, den 22. März 1871.
Rector C. Wesemann.


Die diesjährige ordentliche Märzversammlung des landwirthschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg wird am Donnerstag den 30. März d. J., Vormittags 11 Uhr, im Hause der Ackerbürgerwittwe Boye in Schönberg stattfinden.
Schönberg den 13. März 1871.
Namens des Vorstandes: C. Giehrke, Adv., d. Z Secretair.


Die Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt ist an jedem Mittwoch von 8 - 12 Uhr Vormittags geöffnet.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Wigger. Burmeister. W. Saß. Aug. Spehr. C. Drevs.
Secretair : R. Rackow, Adv.


Von der Sparcasse des Schweriner Vorschuß-Vereins bin ich beauftragt, Gelder von 16 ßl. an bis zu jeder beliebigen Summe anzunehmen, mit vier pro Cent jährlich zu verzinsen und Pöste bis 5 Thlr. sofort, bis 100 Thlr. nach dreimonatlicher und über 100 Thlr. nach sechsmonatiger Kündigung zurückzuzahlen; alles ohne sonstige Kosten. Da der Schweriner Vorschuß-Verein über tausend Mitglieder zählt, die Jeder für die eingezahlten Gelder haften, so hat derselbe als durchaus sicher allseitig Vertrauen gefunden.
Schönberg, im Januar 1871.
Kindler. Advokat.


Gesucht wird gegen gute hypothekarische Sicherheit zu Ostern: 4 - 500 Thaler, zu Johannis: 2000 Thaler, 1800 Thlr., 1600 Thlr., 1500 Thlr., 1000 Thlr., sowie mehrere Pöste von 500 Thlr., 250 Thlr., 150 Thlr., 100 Thlr., und 50 Thlr.
Näheres bei Carl Bade.


[ => Original lesen: 1871 Nr. 24 Seite 4]

Von dem Herrn Gastwirth F. Fick in Schönberg habe ich sein an der Marienstraße belegenes Garten-Local gepachtet, und werde daselbst von heute , Freitag den 24. März, an eine Sommer-Wirthschaft eröffnen. Das Local ist mit 2 Kegelbahnen und Billard versehen und bitte daher meine Freund und Gönner, mich auch hier mit ihrem gefälligen Besuche zu beehren. Es wird mein Bestreben sein, durch gute Getränke, sowie aufmerksame und freundliche Bedienung Jeden zufrieden zu stellen.
Ich nehme gerne Bestellungen auf regelmäßige Kegelpartien für bestimmte Tage der Woche entgegen, und bitte die geehrten Herren, sich gefälligst bei mir zu melden.
Hochachtungsvoll A. Schwiesow, Gastwirth in der Marienstraße.


Aerztliches Gutachten über die Vorzüglichkeit des Dr. med. Hoffmann'schen weißen Kräuter-Brust-Syrups.
Der Dr. med. Hoffmann'sche weiße Kräuter-Brust-Syrup enthält Bestandtheile, welche bei Kehlkopf- und Luftröhren-Leiden, chronische Heiserkeit und auf Respirationsorgane sehr wohlthätig wirken und ist derselbe bei solchen und ähnlichen Leiden nur zu empfehlen.
Stantomys'l (Prov. Posen), den 14. Juni 1865.
(L. S.) Dr. Holzmann, practischer Arzt.
Für Schönberg hält Lager in Flaschen à 1 Thlr., 24 ßl. und 12 ßl. Herr Aug. Spehr.


Wir beabsichtigen unser im Langencamp belegenes Ackergrundstück parcelenweise als Gartenland auf 6 Jahre zu verpachten und ersuchen Pachtliebhaber, sich am Sonntag, den 26. d. Mts., Nachmittags 4 Uhr, an Ort und Stelle einzufinden.
Schönberg, den 21. März 1871.
Kaufmann C. L. Creutzfeldt'schen Eheleute.


Ich beabsichtige mein im Langencamp belegenes Ackergrundstück parcelenweise auf 6 Jahre zu verpachten und ersuche ich Pachtliebhaber, sich am Sonntag, den 26. d. Mts., Morgens 8 Uhr, an Ort und Stelle einzufinden.
H. Eckmann.
Auch beabsichtige ich mein vor dem Siemzerthor belegenes Moor ebenfalls parcelenweise als Gartenland auf 6 Jahre zu verpachten und fordere ich Pachtliebhaber auf, sich am Sonntag den 26. d. Mts., Nachmittags 3 Uhr, daselbst einzufinden.
Schönberg, den 23. März 1871.
H. Eckmann.


Das Neueste in Pique-Cattun, 6/4 breite Cattune in guter Qualitè zu 4, 5 und 6 Schilling (Mecklenburg) die Elle erhielten in großer Auswahl und empfehlen angelegentlichst Gebrüder Burchard.


Reinwollene Sommerstoffe zu Herren- und Knaben-Anzügen zu außergewöhnlich billigen Preisen erhielten wir in großer Auswahl und empfehlen angelegentlichst Gebrüder Burchard.


Kleine Ziegen sowie Ziegenfelle werden von mir gekauft und mit 10 ßl. bezahlt, Knochen das Pfund 1/2 ßl.
H. Schultz, Frohnereipächter.


Russisches Leinsaat, Klee-, (roth und weiß), Steinklee-, Tymothee-, Honiggras- und engl. Reygras-Samen, ferner: Portland-Cement, Gothl. und Segeberger Kalk empfiehlt bestens A. Wigger.


2 bis 3 Kinder vom Lande, die die hiesige Schule zu besuchen wünschen, können bei mäßigem Kostgeld in einer bürgerlichen Familie freundliche Aufnahme finden. Näheres in der Exped. d. Bl.


Herr Director Brede wird hierdurch ersucht, die von seiner Gesellschaft in vorzüglichster Weise in Ratzeburg zur Aufführung gebrachte Gesangsaposse "Krethi und Plethi", oder "Unsere lustigen Schusterjungen" auch hier über die Bühne gehen zu lassen. Wir dürften Hrn. Brede umso mehr zur Ansetzung dieser Vorstellung rathen, da er sich eines gefüllten Hauses sicher sein kann. - Allen Freunden der heiteren Muse machen wir zugleich darauf aufmerksam, daß Hr. Wohlbrück als Schustermeister und Frau Lindemann und Frau Hempel als "lustige Schusterjungen" ein Trifolium der urwüchsigsten Komik bilden, und uns, wenn Hr. Brede diesen Wunsch realisirt, ein genußreicher Abend bevorsteht.
Ein hiesiger Theaterfreund, der der Vorstellung "Krethi und Plethi" in Ratzburg beigewohnt.


Theater in Schönberg.
Freitag den 24. März: Zum Benefiz des Hrn. Lindemann und Frau: Geburtstagsfreuden.
Sonntag den 26. März: An der Spree und am Rhein.
Montag den 27. März: Die zärtlichen Verwandten.
Brede.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Freitag, den 24. März, Vormittags.
Passionspredigt: Pastor Fischer.

Sonntag, den 26. März.
Vormittags-Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags-Passions-Predigt: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Meteorologische Beobachtungen.
März
1871.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
21
22.
23.
38.66
39.04
40.41
0.1
1.8
1.4
9.7
12.6
13.1
SSW
NNW
O
1
1
1
heiter.
-
völlig heit.


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen19 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 1/2 - 14Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste12 - 12Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 1/2 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen13 - 14Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken12 - 14Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 - 19Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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