No. 23
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. März
1871
einundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1871 Nr. 23 Seite 1]

- Das für das Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz auf den 10. März angesetzt gewesene Sieges- und Friedensfest hat überall den freudigsten Anklang gefunden. In der Residenzstadt Neustrelitz war der Tag wegen der an diesem Tage erfolgten glücklichen Rückkehr Seiner Königlichen Hoheit des Erbgroßherzogs aus Frankreich, eine doppelt freudiger geworden und dem entsprechend die umfangreichsten Vorkehrungen getroffen. Unser Raum ist zu eng, alle einzelnen Festberichte wiederzugeben. Nur einer finde hier Platz, um zu zeigen, wie auch auf dem Lande der Tag festlich begangen wurde. Die Neustrelitzer Zeitung berichtet nämlich aus Schönbeck unterm 11. März: Ein überaus gelungenes Friedensfest hatten wir hier gestern, davon die Kleinen noch als Greise erzählen werden. Nach der erhebenden Feier in der übervollen Kirche, sammt Thurmblasen und Freudengeläute zog am Nachmittage die ganze Schuljugend, die Knaben mit vielen Fahnen und Fähnlein, die Mädchen alle mit bebänderten Stabkränzen mehrmals zur Freude aller Ortseinwohner durchs Dorf, Musik voran, singend und jubelnd und hatte dann in allerlei Wettkampf, Spiel und Kurzweil bis zum Abend herrliche Lust auf dem grünen Dorfplatze vor der Pfarre. Das Musik-Chor, welches der Herr Pächter Drevs mit Mühe noch aus dem preußischen aufgetrieben hatte, spielte während dessen der erwachsenen Jugend zum Tanz. Mit einbrechender Dunkelheit zog Jung und Alt, Musik wieder voran, hinauf zur Höhe zum lodernden Freudenfeuer; und zwar Jung und Alt aus Golm und Schönbeck, denn die Gebrüder Drevs hatten zu dieser Lust diese beiden nebeneinanderliegenden Ortschaften vereinigt. Dort erschollen denn bald aus dem weiten breiten Menschenringe die würdig ausgebrachten Hochs auf Kaiser, Großherzog und Kriegs-Heer gewaltig hinauf, und der Jubel beim Feuer, durch Raketen und Feuerwerk erhöht, war groß; selbst aus weiter gelegenen Dörfern kamen die Leute herbei. Und als endlich die langen Züge heimlenkten, da hieß es überall: Das war ein schönes Fest!
- 80,000 Mann deutscher Krieger stehen in Frankreich. Es müssen wohl so viele sein, da sich die Franzosen soeben durch Vertrag verpflichtet haben, so viel Mann zu verpflegen. Mit dieser Zahl hebt die Verpflegung an und mit 50,000 hört sie auf. Das Treiben der Rothen in Paris, das die Deutschen zurückhält, kommt den Franzosen theuer zu stehen.
- Unter anständigen Fechtern ist der Nachhieb verpönt. Die Pariser aber hauen dennoch nach, nach den deutschen Siegern und nach ihrer eigenen Regierung. Das hat zunächst die üble Folge, daß nur die deutsche Landwehr und die Belagerungs-Artillerie in die Heimath entlassen werden kann und daß alle andern Truppen in Frankreich stehen bleiben, bis man sieht, wie die Sachen verlaufen. Die amtliche Prov.-Corresp. kündigt die selbst mit den Worten an: "Die revolutionäre Partei in Paris hat bis in die letzte Zeit eine Haltung sowohl Deutschland gegenüber, wie auch gegen die franz. Regierung behauptet, welche die Möglichkeit einer augenblicklichen Erschütterung der letzteren nahelegt und umsomehr die Festhaltung aller Bürgschaften verlangt, welche uns Deutschen eine bedeutende Besatzungsarmee in Frankreich gewährt."
- Graf Bismarck soll eine Note an die französische Regierung abgesandt haben, worin das feindliche Verhalten der Franzosen, speciell aber auch das Benehmen französischer Behörden gegen Deutsche zur Sprache gebracht und event., wenn nicht schleunigst Abhülfe geschieht, eine nochmalige Besetzung von Paris als nothwendig dargestellt wird.
- Die Pariser haben in ihrem blinden Haß Deutsch-Oesterreich dem neuen Deutschland bereits einverleibt; sie weisen die Deutschen aus Oesterreich gerade so aus ihren Geschäften etc. aus wie die Deutschen selbst; Rothschild ging aus Aengstlichkeit voran.
- Die aufständischen Nationalgarden in Paris fahren fort, ihre Stellungen zu befestigen. Im übrigen Paris herrscht Ruhe.
- Der Brief eines hochgestellten Offiziers der 17. Division (zu der auch das Strelitzer Bataillon gehört) giebt über die vielbehandelte Frage der Rückkehr unserer Truppen eine Auskunft, die wir wohl als zuverlässig betrachten können. Der gedachte Offizier schreibt aus Dieppe, 13. März: "Gestern während des Diners beim Kronprinzen ging die erfreuliche Depesche ein: daß die 17. Division ihren Rückmarsch nach Thionville und Gegend in den nächsten Tagen antritt, um dann voraussichtlich mittelst Eisenbahn nach der Heimath befördert zu werden."
- Die 'Correspondenz Stern' hat aus den ersten 193 Verlustlisten die Summe der Gefallenen, Verwundeten und Vermißten herausgezogen. Diese Listen umfassen die 12 norddeutschen Armeecorps und die Badenser und ergeben einen Gesammtverlust von 3791 Offizieren und 85,173 Mann. Nicht berücksichtigt sind die Bayern und Württemberger und die später gebildeten Corps, nicht berücksichtigt auch die Tausende, welche in den Lazarethen nachher gestorben oder unverwundet im Feldlager wie zu Hause ihren Strapazen erlegen sind.
- Ueber die in Aussicht stehende Kaiserhuldigung wird der "Köln. Ztg." von Berlin geschrieben: Die vorwiegend militärische Feier der Kaiserhuldigung wird nichtsdestoweniger den Charakter jener Festlichkeiten tragen, welche die Krönung der deutschen Kaiser ausgezeichnet haben. Die Bundesgenossen unseres Kaisers, welche sich zur Feier des Maikürens in der deutschen Hauptstadt versammeln werden, sind bereits darauf bedacht, die Insignien der deutschen Kaiserwürde zur Huldigungsfeier darzubringen. Bayern überreicht einen Goldhelm mit Diamantenkrone, Sachsen das Reichsschwert mit goldenem Griffe und den Namen der Schlachten auf der Klinge, Württemberg das Reichswappen, Baden das Reichspanier, Hessen die Schärpe, die thüringischen Fürstenthümer den goldenen Commandostab etc. Noch ist in dieser Richtung nichts festgesetzt worden, denn der Kaiser und die übrigen Souveräne haben sich ihre definitiven Entschließungen für die Rückkehr in ihre Residenzen vorbehalten.
- Die 1333 1/3 Mill. Thaler, welche Frankreich an Deutschland zahlen muß, sind heidenmäßig viel

[ => Original lesen: 1871 Nr. 23 Seite 2]

Geld, den Franzosen wenigstens wird's so vorkommen, wir Deutschen brauchen aber nicht über diesen Ueberfluß die Hände über dem Kopfe zusammenzuschlagen. Es wird alles untergebracht, ohne daß ein Thaler unter die Urwähler ausgetheilt wird. Hat doch schon der Krieg von 1866, der, wie die Preußen versichern, nur 14 Tage gedauert hat, über 132 Mill. Thaler gekostet, Der deutsch-französische Krieg hat 14mal so lange gedauert und ganz andere Summe gekostet. Die Heere, die Wege, die Ausrüstungen, die Transporte, die Lazarethe u. s. w. waren unendlich größer. Man denke nur, es waren 90,000 Verwundete zu verpflegen und zu transportiren, dazu 374,000 französische Soldaten und 11,600 französische Offiziere, verwundete und kranke, unter Dach und Fach zu bringen, zu verpflegen, zu beköstigen, theilweis zu bekleiden und alle zu besolden. Diese Summen stecken in den 1333 1/3 Mill. Thalern drin. Die Belagerung von Straßburg allein hat 2 Mill. Thaler gekostet; denn kein Apotheker hat so theure Pillen wie die deutschen Kanoniere. Die aus Frankreich vertriebenen Deutschen wollen auch aus der Kriegscontribution entschädigt sein und die tiefen Schloßkeller in Berlin lechzen nach dem eisernen Kriegsfond. Vor allem aber muß die Invalidenkasse reichlich versorgt werden. Von den 15,000 Todten (in Preußen) haben sehr viele Wittwen und Waisen hinterlassen, die zu versorgen sind. Die Wittwen der Landwehrmänner erhalten je 50 Thlr. Pension und für jedes Kind bis zum 15. Jahre je 30 Thlr.; Offizierswittwen erhalten 200-400 Thlr. und für jedes Kind 40 bis 50 Thlr. Erwerbsunfähige Mannschaften erhalten ihre Pension; dem invaliden Lieutenant stehen 240 Thlr. zu; hat er ein Glied verloren, so erhält er 420 Thlr., hat er zwei Glieder verloren, so erhält er 620 Thlr. und das steigt in den höchsten Graden bis zu 24-2800 Thlr. u.s.w. u.s.w.
- Zu den Kriegsschäden, die im Frieden ausgebessert werden müssen, gehören auch die Trompeten der Blücher'schen Husaren. Sie sind in der Hitze des Gefechts manchmal arg zugerichtet worden, haben manchen feindlichen Schwertstreich parirt und eine hat durch ihre tapfere und blitzschnelle Intervention dem Commandeur des Regiments sogar das Leben gerettet. Diese Trompete oder ihr Bläser hat dafür das eiserne Kreuz erhalten.
- Thiers wird als Oberhaupt der französischen Regierung 3 Millionen Francs jährlich erhalten.
- Der Garde-Lieutenant v. Heß liegt mit seinen 32 Wunden, die er in der Schlacht bei Le Mans empfangen, in dem Hedwigkrankenhause in Berlin. Er liegt auf dem Wasserkissen und dann auf einer Art Drehschemel, auf welchem ihn sein Arzt hin- und herdreht, um an dem verstümmelten Leibe zu kleben, zu nähen, zu pflastern, zu waschen und zu schneiden. Der Arzt hat ihm das rechte Bein abgelöst und hütet ihn wie seinen Augapfel. Das ist der gehörnte Siegfried und die Lindenblattstelle ist nicht getroffen. Ich habe ihm das rechte Bein abgeschnitten und die 31 Risse an dem andern Körper geflickt, und denke am andern Morgen, als ich in das Lazareth komme, der lebt nicht mehr. Da höre ich schon aus der Ferne Einen mit schmetternder Stimme die Wacht am Rhein singen. Mein Siegfried mit dem abgeschnittenen Bein und den 31 Wunden ist der Sänger, er liegt wohlgemuth da wie im Bivouac am Wachtfeuer.
- Excellenz, wie lange dauert der Friede? fragte ein guter Frankfurter Bismarck auf der Durchreise. - So lange wir leben, giebts keinen Krieg wieder, antwortete Bismarck. - Dann wollen wir den beiden Herren recht lange zu leben wünschen.
- Napoleon verläßt Wilhelmshöhe am 19. d. und begiebt sich direct nach England.
- Die ersten französ. Handelsschiffe sind am 17. d. in Hamburg angekommen.
- Der "Figaro" in Paris ist sehr entrüstet; er will erfahren haben, daß sich mehrere junge Damen aus angesehenen Familien in Rouen und Versailles mit preußischen Officieren verlobt hätten.
- Drei in Leipzig internirten französischen Gefangenen, nämlich zwei Tischlern und einem Schneider, ist gestattet worden, dort zu bleiben und in arbeit zu treten. Es sind Elsäßer und Lothringer, also nunmehr Deutsche; sie haben die Uniform bereits abgelegt.
- Bald nach Ausbruch des Krieges trafen in Petersburg sehr viele Pariser, Damen zweideutiger Art ein und suchten sich dort festzusetzen. Diese Frauenzimmer haben bereits entsetzliches Unheil dort angerichtet, die glücklichsten Ehen getrennt und den Ruin manches Hauses herbeigeführt. Dabei machen sie einen enormen Aufwand, fahren in den glänzendsten Equipagen und treten mit einer Frechheit auf, welche an die blühendsten Zeiten des französischen Kaiserreichs erinnert.
Aus Versailles wird erzählt, wie sich ein süddeutscher Oberlieutenant bei dem Maire eines Dörfchens einführte: "Herr Burgemeister," sagte der Oberlieutenant in seinem schwäbischen Dialecte, "wir komme hier als Sieger! I bitt mir sehr aus, daß im geringsten nix Heimtückisches im Ort passirt - das Mindeste wäre Plinderung und Ahnsteckung. Im Ibrigen: i bin no jung, i bin ein Freund von die Frauenzimmer. I hab es gern, wenn sie bei Tisch aufwarten, aber sauber g'wasche müssen's sein, bitt' i mir sehr aus! Und noch einmal: Wann mir im geringsten nur etwas Heimtückisches passirt, so hab i mir schon einen Paum ausg'sucht, an dem sie paumeln; außerdem ist der Ort binnen zwei Stunden ein Flammenmäär!" Dank dieser drastischen Mischung von Drohung und Gemüthlichkeit hatten die betreffenden Truppen in dem kleinen Orte sich über nichts zu beklagen; etwas "Heimtückisches" kam nicht vor, und "sauber g'wasche" waren die Mädchen auch.


(Theater.) Am Sonntag eröffnete der Schauspieldirector Brede in Schönberg sein Theater. Der Ruf, der demselben sowohl von früher her aus dem Mecklenburgischen, sowie in letzter Zeit aus Ratzeburg und Mölln vorausging, ist der beste; gilt diese Gesellschaft doch als die tüchtigste, die hier weit und breit zu finden ist. Die Sonntags-Vorstellung, 'Onkel Bräsig', befriedigte allgemein; die Hauptrollen:
'Bräsig' (Hr. Lindemann), 'Moses' (Hr. Hempel), 'Habermann' (Hr. Wohlbrück), und 'Brigitta' (Frau Wohlbrück) wurden mit vielem Geschick durchgeführt und die Leistungen durch wiederholten Applaus von Seiten der Zuschauer anerkannt. - Der Köstersche Saal, der zum Erstenmale zu theatralischen Vorstellungen benutzt wurde, eignet sich wegen seiner Größe ganz besonders dazu. Der Besuch des Theaters ist mit gutem Gewissen Jedem zu empfehlen und dem Herrn Brede an jedem Abend ein so volles Haus zu wünschen, wie er es am Sonntag hatte.


Anzeigen.

Der Johann Joachim Nicolaus Falk, geboren am 17. April 1847 zum Hammer hiesigen Fürstenthums, unehelicher Sohn der angeblich später nach Hamburg gezogenen Marie Christiane Dorothea Falk vom Hammer, welcher sich bereits im Herbste 1868 zur Erfüllung seiner Militairpflicht hätte stellen müssen, sich aber bisher nicht gestellt hat, wird in Gemäßheit der Verordnung vom 23. December 1870, betreffend das Verfahren gegen ausgetretene Militairpflichtige etc., edictaliter hierdurch geladen, in dem auf Dienstag den 6. Juni d. J., Morgens 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Justizamte anstehenden Termine sich einzufinden, unter dem Nachtheil, daß er im Falle seines Ausbleibens in dem anberaumten Termine dem Befinden nach des angeschuldigten Vergehens für überführt angenommen und gegen ihn auf die gesetzliche Strafe wird erkannt werden.
Schönberg, den 16. Februar 1871.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Vermischte Anzeigen.

Es ist vernothwendigt sich wieder eine Hebung von 16 ßl. pro 100 Thlr. zur Bestreitung der stattgehabten Feuerschäden und Verwaltungskosten. Das Nähere wird den betreffenden Ortschaften noch besonders angesagt werden.
Direction der Feuerversicherungs-Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Fick. C. Bade.


[ => Original lesen: 1871 Nr. 23 Seite 3]

Soeben erschien im Verlage von J. P. Bade in Schönberg:
Vollständiges Melodienbuch zu dem Ratzeburger Gesangbuch, bearbeitet von J. H. Meier.
Preis broschirt 4 Sgr. oder 7 ßl. Cour.


Der Unterzeichnete beehrt sich, den nachstehenden

Aufruf

zur Betheiligung an der Deutschen National-Lotterie zum Besten der Verwundeten, der Invaliden und der Hinterbliebenen der Gefallenen.
Dem Central-Comité der Deutschen Vereine für die Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger und dem Vorstande des Vaterländischen Frauen-Vereins sind von nah und fern werthvolle Gegenstände (Gemälde, Vasen, Pokale, Schmucksachen, Silbergeräthe etc.) mit der Bestimmung zugekommen, den Erlös derselben zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger und zur Unterstützung der Invaliden und Hinterbliebenen der in diesem Kriege Gefallenen zu verwenden.
Insbesondere gehören zu jenen Gegenständen: ein goldhaltiger Silberbarren zum Werthe von 4320 Thlr., eingesandt von Deutschen aus Virginia-City im Staate Nevada in Nord-Amerika; sowie ein goldener Ehrenschild mit kriegerischen Emblemen von höchst kunstvoller Arbeit, eine Gabe von Deutschen aus Philadelphia im Staate Nord-Amerika.
Den Absichten der freundlichen Geber wird, nach unserm Dafürhalten, durch Veranstaltung einer Verloosung dieser Gegenstände entsprochen werden.
Bei dem dringenden Bedürfniß aber nach Vermehrung der Geldmittel, welche die Pflege unserer im Felde und in den Lazarethen leidenden Brüder noch auf Monate hinaus erheischt, sowie bei dem Wunsche, der Deutschen Wilhelmsstiftung für die Invaliden und Hinterbliebenen einen namhaften Beitrag zuzuführen, glauben wir der Verloosung einen möglichst großen Umfang geben, und dem entsprechend auch die Theilnahme an derselben auf möglichst weite Kreise ausdehnen zu sollen.
Ihre Majestät, die Kaiserin-Königin hat, indem sie diesem patriotischen Unternehmen Ihre Allerhöchste Protection verheißen, uns einen erneuten Beweis Ihrer hochherzigen Theilnahme für unsere Bestrebungen gegeben.
Hierdurch ermuthigt, richten wir an alle Deutschen Landes-, Provinzial- und Zweigvereine zur Pflege im Felde verwundeter Krieger, an die Zweigvereine des Vaterländischen Frauen-Vereins, sowie an alle Diejenigen, welche unseren Zwecken ihre Theilnahme zuwenden wollen, die angelegentliche Bitte, uns durch Einsendung von Gegenständen, welche zur Verloosung sich eignen, in unserem Vorhaben zu unterstützen.
Wie wir niemals vergeblich die Opferwilligkeit Derer angerufen haben, welche, ungeachtet vielseitiger Inanspruchnahme, noch immer in der Lage sind, für die Verwundeten, Invaliden und Waisen ihr Scherflein beizutragen, so leben wir auch der zuversichtlichen Hoffnung, daß unserem gegenwärtigen Aufrufe durch zahlreiche Zusendung von Gaben entsprochen wird.
In diesem Vertrauen haben wir die Zahl der auszugebenden Loose vorläufig auf 100,000 bestimmt. Sollte der Werth der zur Verloosung eingehenden Gegenstände unsere Erwartungen erheblich übersteigen, so bleibt eine entsprechende Vermehrung der Zahl der Loose vorbehalten.
Der Preis des einzelnen Looses beträgt 1 Thlr.
Den Absatz der Loose zu vermitteln sind die Zweigvereine freundlichst gebeten. In Berlin findet der Verkauf der Loose auch in dem unten erwähnten Geschäftslocale des Deutschen Central-Comités statt.
Die Verloosungs-Gegenstände bitten wir, sobald wie möglich und spätestens zum 15. März d. J. mit der Bezeichnung: "frachtfrei für ausgerückte deutsche Truppen (National-Lotterie)", möglichst per Eisenbahn, an die Adresse des Deutschen-Central-Comité's (Geschäfts-Local: hier, Unter den Linden Nr. 12) einzusenden.
Der Verloosung wird eine Öffentliche Ausstellung aller eingesandten Gegenstände, thunlichst nach den Ländern des Ursprungs gruppirt, hier in Berlin vorangehen, zu der der Eintritt gegen ein mäßiges Eintrittsgeld Jedem gestattet wird. Alle Gaben sind zur Verloosung bestimmt, ein Verkauf derselben findet nicht statt.
Der Tag der Verloosung wird demnächst bekannt gemacht, auch wird für die Veröffentlichung der Gewinnlisten Sorge getragen werden.
Berlin, den 13. Februar 1871.

Das Central-Comité der Deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger.
R. v. Sydow.
Der Vorstand des Vaterländischen Frauenvereins.
Ch. Gräfin Itzenplitz.
zur öffentlichen Kenntniß zu bringen und hierbei, zu bemerken, daß der Vertrieb der Loose von der hohen Großherzoglichen Landesregierung landespolizeilich gestattet worden ist.
Der Unterzeichnete hat von dem Landes-Delegirten, Herrn Drost v. Oertzen zu Feldberg, 50 Stück Loose zum möglichst schleunigen Vertriebe empfangen und hält dieselben zum gefälligen Ankaufe bereit.
Schönberg, 19. März 1871.
Der Delegirte für die freiwillige Krankenpflege im Fürstenthum Ratzeburg.
C. v. Oertzen.


Zucker-Riesen-Runkel-Rüben-Saamen.
Von einem Verwandten aus Ungarn erhielt ich 500 p Zucker-Riesen-Runkel-Rüben-Saamen. Diese Rüben werden auf mildem Boden 20 bis 30 Pfd. à Stück schwer, sind sehr blätterreich, mit krausen Blättern und gelbem Fleisch. Die Blähung kann alle 6 Tage geschehen, da die Rübe sehr wurzelfest ist, liefert somit den 3fachen Nutzen der hier sonst eingeführten Rüben.
Bestellungen werden Gebrauchsanweisungen beigefügt. Das Pfd. Saamen kostet 20 Sgr. oder 32 ßl. Briefe und Gelder franco.
Schwerin. Aug. Reich, Waisenstr. 7.


F. Schlüter in Ratzeburg empfiehlt zu billigsten Preisen seine Fabrikate, wie: Selters, Sodawasser und Brauselimonade angelegentlichst.
Niederlage hält zu Fabrikpreisen Aug. Spehr in Schönberg.


Pferdehaare, vom Schweif gestutzt, werden bezahlt mit 16 Schilling (Mecklenburg) das Pfund bei J. Licht, Bürstenmacher.


Wir beabsichtigen unser im Langencamp belegenes Ackergrundstück parcelenweise als Gartenland auf 6 Jahre zu verpachten und ersuchen Pachtliebhaber, sich am Sonntag, den 26. d. Mts., Nachmittags 4 Uhr, an Ort und Stelle einzufinden.
Schönberg, den 21. März 1871.
Kaufmann C. L. Creutzfeldt'schen Eheleute.


Pensions-Gesuch.
Der Unterzeichnete wünscht zu Ostern noch einige Knaben, welche hiesige Schule besuchen wollen, in Pension zu nehmen.
Schönberg, den 21. März 1871.
G. Wilhelm, Lehrer.


Schwedische Dienstboten werden durch Unterzeichneten direct von Schweden nach Lübeck befördert. Mündliche Bestellungen nimmt auch der Gastwirth Herr Schleuß zum "schwarzen Adler" in Lübeck vor dem Holstenthore entgegen.
H. Voss.


[ => Original lesen: 1871 Nr. 23 Seite 4]

Bekanntmachung.
Die deutsche landwirthschaftliche Versicherungs-Gesellschaft für Vieh-, Hagel- und Frostschaden, in Verbindung mit der deutschen landwirthschaftlichen Credit-Bank in Berlin, auf Gegenseitigkeit gegründet, und wird durch die unterzeichnete Agentur zur Versicherungsnahme bei normalen Prämien, coulanter und voller Entschädigung nach Tare, sowie Gewährung eines Credits von 100 bis 2000 Thaler hiermit zur allgemeinen Betheiligung bestens empfohlen.
Die Agentur Ziethen im Fürstenthum Ratzeburg, den 28. Juni 1870.
H. Wulff, Agent.


Aerztliches Gutachten über die Vorzüglichkeit des Dr. med. Hoffmann'schen weißen Kräuter-Brust-Syrups.
Der Dr. med. Hoffmann'sche weiße Kräuter-Brust-Syrup enthält Bestandtheile, welche bei Kehlkopf- und Luftröhren-Leiden, chronische Heiserkeit und auf Respirationsorgane sehr wohlthätig wirken und ist derselbe bei solchen und ähnlichen Leiden nur zu empfehlen.
Stantomys'l (Prov. Posen), den 14. Juni 1865.
(L. S.) Dr. Holzmann, practischer Arzt.
Für Schönberg hält Lager in Flaschen à 1 Thlr., 24 ßl. und 12 ßl. Herr Aug. Spehr.


Dr. Pattisons Gichtwatte.
Das bewährte Heilmittel gegen Gicht und Rheumatismen aller Art, als: Gesichts-, Brust-, Hals- und Zahnschmerzen, Kopf-, Hand-, und Kniegicht, Gliederreißen, Rücken- und Lendenweh u.s.w. In Paketen zu 12 Schill. und halben zu 7 Schill. bei Wilh. Heincke.


Kalidünger und Viehsalz empfiehlt H. L. Haukohl, Lübeck.


Fleischmühlen, Wurststopfmaschinen, Wringmaschinen, Rübenschneidemaschinen, Plättmaschinen, Waagen, nebst Gewichte aller Art etc. empfiehlt billigst Heinr. Pagels Lübeck, Breitestraße beim Markt 945.


Rehtwisch & Borchert
Lübeck,
969 Breitestraße 969.
empfehlen aus ihrem bekannten gut assortirten Lager für die Confirmation schwarze und wollene Kleiderstoffe, schwarze und seidene Kleiderstoffe.
Jaquets, in Seide und Wolle, sowie Shawltücher in großer Auswahl.


Gesucht werden zum 1. Mai
ein tüchtiges und erfahrenes Mädchen für die Küche. Lohn 40 Thlr.
ein Mädchen für die Kaffeeküche. Lohn 30 Thlr.
Bahnhofs-Restauration in Lübeck.


Zahnweh Nervöses Zahnweh wird augenblicklich gestillt durch Dr. Gräfströms schwedische Zahntropfen á Flacon 7 1/2 Sgr. ächt zu haben in Schönberg bei Carl Bade.


W. Kolls, Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Bairisches Bier auf 1/16, 1/8 und 1/4 Gebinden in vorzüglicher Qualität empfiehlt A. Schwiesow.


Theater in Schönberg.
Dienstag den 31. März: Von Stufe zu Stufe, oder Guter Rath kommt über Nacht.
Mittwoch den 22. März, zur Feier des Geburtstags Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm I.: Ein Festspiel. Hierauf: Eine Frau, die in Paris war. Zum Schluß: Onkel und Neffe, oder: Ein Damenbesuch.
Donnerstag den 23. März, zum Benefiz für Herrn Franke: Leonore.
Brede.


Meteorologische Beobachtungen.
März
1871.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
17.
18.
19.
20.
38.64
40.30
40.80
38.54
-1.0
0.3
0.8
0.0
4.0
5.2
7.2
7.8
NW
WSW
SW
OSO
1
1
1
0
zieml. heit.
-
völlig heit.
-


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.14 1/2 - 15Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.15 1/2 - 16Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.20 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.12 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.5 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St.28 - 36 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.9 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Schweinskopf d. Pf.5 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Eier 9 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen19 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 - 13Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/2 - 12Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 1/2 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Wicken13 - 15Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 - 19Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 17.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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