No. 22
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. März
1871
einundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1871 Nr. 22 Seite 1]

Bekanntmachung.

Zufolge einer Verfügung des Königlich Preußischen Kriegs-Ministerii in Berlin vom 11. d. Mts. dürfen die Departements-Ersatz-Commissionen Reclamationen nach den für das Friedensverhältniß geltenden Vorschriften erledigen.
Neustrelitz, den 14. März 1871.

Großherzoglich Mecklenb. Landesregierung.
A. Piper.


- Die bevorstehende Brüsseler Friedensconferenz nimmt die Aufmerksamkeit der politischen Welt in Anspruch. Ein Londoner Telegramm aus Straßburg meldet zunächst in dieser Beziehung, auf der Conferenz solle der Versuch gemacht werden, einen bei den Präliminarien übersehenen Punkt zu regeln, demgemäß eine Gebietsstrecke von etwa 2 1/2 Quadratmeilen mit 8000 Deutsch sprechenden Einwohnern westlich von Diedenhofen französisch geblieben ist. Dieselbe umfaßt die Dörfer Redingen, Ruffingen, Audun le Tiche, Anmetz, Ludlingen, Tressingen, Hawingen, Villerupt, Gondringen und Hünlingen. Wenn dieser Gebietsstrich deutsch würde, dann wäre die directe Bahnverbindung zwischen Frankreich und Luxemburg unterbrochen.
- Im Gegensatz zu den bisher verbreiteten Angaben wird in unterrichteten Kreisen von Berlin neuerdings in Zweifel gezogen, daß von der französischen Kriegsentschädigung von 5 Milliarden der Schuldantheil von Elsaß und Lothringen abgerechnet werden solle. Die 5 Milliarden müßten demgemäß baar entrichtet werden. Der Werth der Bahnen und die Abfindung der Ostbahngesellschaft würden allerdings besonders berechnet.
- Rechnet man die Einwohnerzahl Frankreichs auf 36 Millionen, und erhebt zur Zahlung der Gelder eine Kopfsteuer, so würden auf jeden Kopf 138 8/9 Francs fallen, das wäre nach unserem Gelde 1 Sgr. 116/657 Pf. auf jeden Tag der nächsten drei Jahre.
- Am 18. März wird der deutsche Kaiser in Berlin eintreffen. Beim Ueberschreiten der deutschen Grenze bei Saarbrücken wird der Kaiser von den Abgesandten der Rheinischen Städte feierlich begrüßt und ihm ein goldener Lorbeerkranz überreicht werden.
- Für die Deutschen ist in Paris keine angenehme Temperatur, sie sind ihres Lebens nicht sicher und täglich erscheinen in den Zeitungen förmliche Achtserklärungen mit Namen, Stand und Wohnungen. Vor dem Kriege waren 70-80,000 Deutsche in den Bank- und Waarenhäusern, Fabriken etc. angesellt, wo sie die ersten Posten bekleideten. Fast alle diese Stellen stehen jetzt offen und werden, wo es angeht, mit Elsässern, Oesterreichern und Schweizern besetzt. - Ganz Paris hat sich gegen die Deutschen verschworen und Niemand wagt eine Ausnahme zu machen. Ein Jährlein wird das wohl so dauern.
- Die Agitation gegen die Deutschen ist in Havre ebenfalls lebhaft. Schon Ende Januar bildete sich eine besondere "antipreußische Liga" zur Verhinderung der Rückkehr der Deutschen. Sie veröffentlichte im "Journal de Havre" einen Artikel, welcher begann: "Der Haß gegen Alles, was deutsch ist und heißt, welchen die nächste Generation auf die Höhe einer nationalen Institution erheben wird, dieser Haß ist für den aufrichtigen Franzosen die heiligste aller Pflichten." Weiter werden dann die Einwohner von Havre in folgender Weise angesprochen: "Werdet Ihr dulden, daß diese Deutschen sich aufs Neue bei Euch einnisten zu unserer Demüthigung, daß sie aufs Neue eine abgesonderte Gesellschaft bilden wie in früherer Zeit? Ihr Arbeiter, werdet Ihr es dulden, daß die Deutschen, welche Eure Brüder getödtet, Eure Eltern erdrosselt, Eure Frauen geschändet haben, werdet Ihr dulden, daß sie Euch auf's Neue wie früher das Brod aus den Händen reißen? Ihr Kaufleute, werdet Ihr dulden, daß Frankreichs Feinde wieder geehrt zurückkehren, und sich an die Spitze des Handels einer Stadt stellen, welche sie bombardiren und einnehmen wollten. Mütter, Schwestern, Frauen, werdet Ihr ertragen können, wie diese Leute ohne Glauben, ohne Gesetz sich in unseren Straßen ergehen? Reißt ihnen die Handschuhe herunter und Ihr werdet an ihren Händen das Blut Eurer Söhne, Brüder und Gatten kleben sehen. Nein, all' dies ist nicht möglich, und der erste, welcher wieder versuchen wird, Havre zu betreten, soll mit Schimpf und Schande davon gesagt werden, wenn er nicht seine Leiche da läßt. Ihr kennt also unsern Zweck und Ziel. Es ist patriotisch, und entspricht, glauben wir, dem einstimmigen Wunsche der Bevölkerung von Havre. Was die Mittel betrifft, so werden wir dieselben veröffentlichen, sobald wir eine genügende Anzahl Mitglieder zählen." Ein gutes Stück Concurrenzneid läuft bei diesen Hetzereien mit unter; es wird besonders hervorgehoben, daß die deutschen Häuser in Havre eigentlich die erste Rolle spielten. Bereits mußte ein französisches Handlungshaus, welches einen Commis aus Frankfurt noch vor dem definitiven Friedensschlusse zurückberief, den jungen Mann sofort wieder entlassen, der sich nur mit Mühe aus der Stadt retten konnte.
- Daß Explosionsgeschosse von den Franzosen im Kriege verwendet worden sind, wird jetzt unzweifelhaft festgestellt werden können. Der Schießplatzpächter Wilke ist Berliner Blättern zufolge in den Besitz eines Gewehres und 25 dazu gehöriger Patronen gekommen, die einem gefallenen Soldaten der Bourbakischen Armee abgenommen worden sind. Beim Verschießen der ersten Patrone erzeugte die Kugel einen auffälligen Knall, und bei Untersuchung einer andern wurde an der Kugel eine Stelle gefunden, die mit einer andern Masse gefüllt war. Eine dritte Patrone wurde in den Sand geschossen und demnächst darin nicht eine Kugel, sondern ein plattgedrückter Bleikranz gefunden, der in der Mitte ein Loch mit umgebogenen Rändern und ein Durchmesser von einem Zoll hatte. Das Gewehr und die Patronen tragen einen gleichen englischen Fabrikstempel. Beides wird dem Ministerium zur Untersuchung und Feststellung des Thatbestandes eingereicht werden.

[ => Original lesen: 1871 Nr. 22 Seite 2]

- Eine Petition an den Kaiser, welche bis jetzt mit Unterschriften namhafter Vertreter aller Confessionen unterzeichnet ist, lautet wie folgt: Ew. Kaiserlichen Majestät nahen sich die Unterzeichneten mit der ehrfurchtsvollen Bitte: Bewirken zu wollen, daß die Wiedererrichtung des Deutschen Reiches alljährlich durch ein allgemeines Deutsches Volks- und Kirchenfest gefeiert werde. Wir hegen die feste Zuversicht, daß nach siegreicher Beendigung eines weltgeschichtlich unvergleichlichen Kampfes unseren zurückkehrenden Kriegern überall der Jubelruf der Heimath entgegentönen, daß das dankbare Gemüth des deutschen Volkes seine Befriedigung alsbald in einer Dank- und Siegesfeier finden werde."
- In Bezug auf die Anordnungen wegen Zurückführung der Armee auf den Friedensfuß erfährt man, daß diejenigen Freiwilligen, welche bis zur vollständigen Ableistung ihrer Dienstpflicht verbleiben wollen, bis dahin weiter dienen können, alle übrigen dagegen, welche für die Dauer des gegenwärtigen Krieges freiwillig Dienst genommen, sofort entlassen werden sollen. Was die von der Ersatzreserve gestellten Mannschaften anbetrifft, so sollen diejenigen, welche drei Monate gedient, als ausgedient betrachtet werden, alle übrigen sollen in das Verhältniß der Ersatzreserve zurücktreten; dabei ist zugleich angeordnet worden, daß die Mannschaften der vorerwähnten Kategorie, welche bei der Entlassung brodlos dastehen, auf ihren Wunsch im Dienste verbleiben können. Für die Garnisonbataillone und für die gegenwärtig interimistischen Besatzungstruppen ist die Demobilisirung angeordnet; ebenso ist die Desarmirung der Festungen und der Küstenbefestigungen anbefohlen. Endlich ist eine Ordre ergangen, welcher zufolge nach vollständiger Durchführung der Demobilisirung der Armee die vier ältesten Jahrgänge der Landwehr zum Landsturm übergeführt und ihrer ferneren Dienstpflicht enthoben werden sollen.
- In Wilhelmshafen an der Jahde ist dieser Tage die "Augusta" angekommen, welche unter ihrem kühnen Führer, Capitän Weikhmann, den Franzosen im Angesichte ihrer Strommündungen und Leuchtfeuer verhältnißmäßig so vielen Abbruch gethan hat. Es ist den auf die Jagd nach ihr ausgesandten französischen Kreuzern also nicht gelungen, sie zu überholen. Von ihren Prisen dagegen (nicht Kauffahrtei, sondern Transportschiffen des Staates) sind zwei verunglückt, muthmaßlich zum Theil in Folge der geringen nautischen Erfahrung der jungen Seecadetten, deren Führung man sie nothgedrungen übergeben mußte. Ein kurzer Dienst auf einem Segelschiffe könnte, wie dieser Fall belegen würde, keinem Marine-Cadetten schaden.
- Die deutschen Behörden haben der französischen Nordbahn die Ausbeutung ihres Netzes wieder zurückgegeben. Nach dem Uebereinkommen bezahlt die Gesellschaft täglich für jede deutsche Locomotive 50 und für jeden deutschen Waggon 3 Frcs. Miethe.
- Es hat sich in Paris eine antipreußische Liga gebildet, deren Statuten in deutscher Uebersetzung folgendermaßen lauten: Art. I. Die nationale antipreußische Liga hat sich für die Dauer von 5 Jahren constituirt. Sie hat zum Zweck: 1) in den Handelshäusern der Hauptstädte Frankreichs nur Elsässer und Lothringer anzustellen und preußische Handlungsgehülfen dagegen auszuschließen, um die Spionage unmöglich zu machen und dadurch unsere ehemaligen Landsleute zu ersetzen; 2) Hilfe und Arbeit den Leuten aus den annectirten Gebietstheilen zu verschaffen, welche, nicht gewillt, unter dem preußischen Joche zu leben, nach Frankreich auswandern sollten; 3) auf dem Lande alle Beweismittel zu verbreiten, welche die von den Deutschen begangenen Grausamkeiten constatiren, um den Abscheu gegen unsere Feinde wach zu halten; 4) den Hochschulen, Lyceen, Seminarien und Privat-Instituten Werke zu verschaffen, welche über Deutschland, seine Sitten, seinen Ehrgeiz, seine Bestrebungen Aufklärung geben, um unter der Jugend das Verlangen zu erzeugen, das Vaterland zu retten. Art. II. Jedes Mitglied wird bei seinem Eintritt, oder in dem Monat, welcher dem Datum der Inscription folgt, einen Beitrag von 12 Frcs. zahlen. Art. III. Sobald die Anzahl der Mitglieder genügen wird, soll eine Versammlung stattfinden, um die Statuten endgültig zu berathen und die Gesellschaft definitiv zu gründen. Art. IV. Der Sitz der Gesellschaft wird Paris sein. In jedem Monat wird den Mitgliedern gratis ein Bericht zugestellt werden, um sie über die Verwaltung und Verwendung des Fonds zu unterrichten.
- Fürst Metternich hat seinen schönen Johannisberg am Rhein dem Kaiser Napoleon zum Sommeraufenthalt angeboten.
- Thiers hat dem Papst eine Zufluchtsstätte in Corsica angeboten, falls er trotz der italienischen Garantieen nicht mit seiner Residenz zufrieden sein sollte.
- Die Deutsch-Oesterreicher sind sehr ungehalten darüber, daß in ihren Landen jede Siegesfeier von dem Ministerium verboten worden ist. Die Stadt Graz hat erklärt, eine Siegesfeier zu Ehren ihrer deutschen Brüder verstoße weder gegen das Versammlungs- noch gegen das Vereinsrecht.
- Die Herren vom englischen Parlament sitzen alle in Fräcken und weißen Halsbinden. Es erregte großes Aufsehen, als in voriger Woche sich in den Logen ein paar Fremde zeigten 'im Muffti,' oder wie die Garde in Berlin sagt 'im Räubercivil' d. h. in Röcken und langen Reiterstiefeln mit Sporen. Es waren preußische Offiziere vom Goben'schen Corps, die von Frankreich aus einen Abstecher gemacht hatten. Sie wurden der Gegenstand allgemeiner Aufmerksamkeit.
- In der Spener'schen Zeitung in Berlin vom 15. April 1815 ist folgende Entbindungsanzeige zu lesen: "Die gestern erfolgte glückliche Entbindung meiner Frau von einem gesunden Sohne verfehle ich nicht, allen Verwandten und Freunden unter Verbittung des üblichen Glückwunsches bekannt zu machen. Schönhausen den 2. April 1815. Ferdinand von Bismarck." Wenn der alte Herr heute noch lebte, so würde er sich die Glückwünsche nicht verbitten, denn der betreffende gesunde Junge ist Otto Graf von Bismarck, der Bundeskanzler.
- Von Berlin wird berichtet: Der deutsche Kaiser und Graf Bismarck werden im Frühsommer dieses Jahres Karlsbad besuchen. Es dürfte bei dieser Gelegenheit Graf Bismarck eine Zusammenkunft mit dem Grafen Beust haben. Auch vom Fürsten Garschakow heißt es, daß er in diesem Jahre Karlsbad besuchen werde.
- In Berlin existiren jetzt 18 bayerische Bierbrauereien , die sämmtlich gute Geschäfte machen. Am meisten wird in der Tivolibrauerei gebraut, nahe an 100,000 Tonnen jährlich.
- Wie die Hühner und Gänse als Controleure der Dreschmaschine zu verwenden sind, das lehrt eine kleine humoristische Geschichte aus Tschudi's landwirthschaftlichem Lesebuch, die wir hier folgen lassen. Ich ging vor Kurzem über den Hof und sah die Gänse und Hühner neben den Strohbündeln stehen, welche eben von der Dreschmaschine herausgetragen wurden. Es gibt aber keine bessern Aufpasser und Controleure beim Dreschen, als Gänse und Hühner, und ich ziehe sie gern zu Rathe, wenn ich die Arbeit der Drescher beurtheilen will. Sind recht viele Körner im Stroh geblieben, weil die klugen Drescher leichter auf ihr Maß kommen, wenn sie die Aehren nur halb ausklopfen, dann fangen die Gänse an, die Drescher zu loben und es entsteht ein Geschnatter, das um so heller schmettert, je mehr die Flegel den Gänsen übrig ließen. Nun kommen auch die Hühner und glucken ihre Jungen herbei und der Haushahn stößt in die Trompete und bläst zum Angriff. Kommt einige Zeit darauf der Hausherr, reibt sich die schläfrigen Augen und untersucht das Stroh, dann ist es leer und er lobt die schon von den Gänsen und Hühnern gelobten Drescher und Alle sind zufrieden, auch die Hausfrau, deren Geflügel von selbst fett wird und Eier legt in die Millionen. Weil ich nun wußte, was für einen Antheil die Gänse und Hühner am Dreschen nehmen, so betrachtete ich diese Controleure, was sie zu der Dreschmaschine schnattern und glucken würden. Sie sagten aber gar nichts. Die Hühner schritten auf den Schütten herum wie auf Reisigbündeln und kratzten und kletterten wieder herab und schlichen so trübselig davon, als ob sie Alle den Pips hätten. Die Gänse streckten die Hälse und wackelten bedächtig herbei und rischelten und raschelten in den Bündeln und zogen die Aehren durch den Schnabel und schüttelten mit dem Kopfe. Dann wendeten sie sich verächtlich um, zogen bald den einen, bald den andern Fuß in die Höhe und streckten den Kopf unter die Flügel, was bei den Gänsen so viel heißt, als wenn sich ein Verlegener hin-

[ => Original lesen: 1871 Nr. 22 Seite 3]

ter den Ohren kratzt. Holla! dachte ich, die Gänse und Hühner sind mit der Dreschmaschine nicht zufrieden; um so besser bin ich's."


Wenn auch verspätet, so möchte doch den Lesern dieses Blattes ein kurzer Bericht über die am 10. d. Mts. in Carlow stattgefundene Friedensfestfeier nicht unwillkommen sein.
Früh Morgens um 6 Uhr begann das erste Festgeläute, um 8 Uhr das zweite, als die zahlreiche Schuljugend beiderlei Geschlechts, unter Anführung des Hülfslehrers, im Sonntagsschmuck, Fähnlein tragend, vom Pfarr- und Schulhause aus die Straßen des Dorfes unter dem Gesange "Nun danket Alle Gott", durchzog. Beim dritten Geläute, um 10 Uhr, begann die Gottesdienstfeier. - Die altehrwürdige Kirche, festlich geschmückt mit Guirlanden und strahlend im Lichtglanze der Altarlichte und des Kronleuchters, vermochte die Zahl der Andächtigen - etwa 500 - kaum zu fassen, wie es auch an dem außerordentlichen Bußtage vor Beginn des Krieges der Fall gewesen. Ein treffliches Musikchor begleitete den Hauptgesang und den Gesang nach der Predigt: "Nun danket Alle Gott" etc. Die über den vorgeschriebenen Text gehaltene Predigt ward mit großer Andacht gehört und machte auf die Zuhörer sichtlichen Eindruck. Die der Kirche entströmende Menge ward durch eine vom Musikchor geblasene Kirchenmelodie empfangen.
Am Nachmittage fanden Concertvorträge im Saale des Kruges statt, bis ein feierlicher Aufzug, unter Vorauftritt des Musikchores - die "Wacht am Rhein" und andere patriotische Weisen und Märsche blasend - eine große Volksmenge den Festzug durch das theilweise prächtig illuminirte Dorf begann. Dort, wo künftighin der neue Gottesacker belegen, brannte auf der höchsten Spitze ein mächtiges Freudenfeuer. Hier hielt der Pastor vor der wohl über 1000 Köpfe zählenden Versammlung eine in größter Stille vernommene begeisterte Ansprache. In die auf unsern allergnädigsten Großherzog und sein hohes Fürstenhaus, auf den deutschen Kaiser und seine tapfern Kriegesheere ausgebrachten dreimaligen Hochs stimmte die zahllose Volksmenge jubelnd ein. - Nachdem der Rückmarsch beendet war, begann in dem mit Flaggen geschmückten und illuminirten Krughause der Festball für die Erwachsenen; aber auch die Schuljugend, welche ein hübsches Lied unter Leitung des Hauptlehrers beim lodernden Holzstoße mehrstimmig mit Beifall gesungen hatte, durfte auf der großen Diele im Krughause sich durch Tanz vergnügen. - In einer zweiten Gastwirthschaft concertirte eine Thüringer Musikbande und fand viele fröhliche, ihren Vorträgen lauschende Zuhörer. So verlief in schönster Ordnung ungestört ein Fest, wie es hier noch nie gefeiert worden, und welches gewiß in schönster Erinnerung allen Theilnehmern bleiben wird.


Anzeigen.

Vorladung.
Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Siemzer Straße sub Nr. 88 belegene Wohnhaus c. p. des Böttchermeisters Heinrich Nicolaus Wegener aus Zgierz ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag den 18. April d. J., Morgens 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, 26. Januar 1871.
Großherzogliches Justiz-Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Am Montag den 20. d. Mts. von Morgens 9 Uhr an, soll im Hause der Gastwirthin-Wittwe Boye hieselbst öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden, als:

neues Bettdrell, Bettüberzüge, Bolzen Lein, 1 Paar goldene Ohrringe, 1 do. Brosche, gute Betten, 1 Taschenuhr, 2 Schweine-Schinken, 2 Schultern, 2 Seiten Speck, 2 halbe Schweinköpfe, ca. 1 Faden Holz, 13 Tonnen Kartoffeln, Bettstellen, Tische, Stühle, mehrere Borten, tannen Schleete, Mannskleidungsstücke, 1 goldene Taschenuhr, 1 gute Hobelbank, Zimmer- und Küchengeräthe, 1 gutes Clavier und andere Sachen mehr.
Schönberg, den 14. März 1871.
Seegert, Landreiter.


Mein neuerbauetes, am kalten Damm zu Schönberg zwischen den Wohnhäusern des Hrn. Untervogt Zander und des Hrn. Handschuhmachers Jannicke belegenes Wohnhaus c. p. will ich öffentlich meistbietend verkaufen.
Zu solchem Zwecke setze ich Termin auf Montag den 20. März d. J., Nachmittags 2 Uhr, im Hause des Ackerbürgers Hrn. Böckmann zu Schönberg an und ersuche Kaufliebhaber, sich dazu einfinden zu wollen.
Die Bedingungen werden im Verkaufs-Termine verlesen werden, und bemerke ich aus denselben hierher, daß der Zuschlag im Falle eines annehmlichen Bots sofort im Verkaufs-Termine ertheilt werden wird, und der Käufer sogleich nach erhaltenem Zuschlag eine Conventionalpoen von 200 Thlr. Pr. Cour. zu zahlen hat.
Schönberg, den 8. März 1871.
Carl Oldenburg, Bauunternehmer.


Vermischte Anzeigen.

Die diesjährige ordentliche Märzversammlung des landwirthschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg wird am Donnerstag den 30. März d. J., Vormittags 11 Uhr, im Hause der Ackerbürgerwittwe Boye in Schönberg stattfinden.
Schönberg den 13. März 1871.
Namens des Vorstandes: C. Giehrke, Adv., d. Z Secretair.


Die Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt ist an jedem Mittwoch von 8 - 12 Uhr Vormittags geöffnet.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Wigger. Burmeister. W. Saß. Aug. Spehr. C. Drevs.
Secretair : R. Rackow, Adv.


Von der Sparcasse des Schweriner Vorschuß-Vereins bin ich beauftragt, Gelder von 16 ßl. anzunehmen, mit vier pro Cent jährlich zu verzinsen und für kleinere Pöste die Rückzahlung nach kurzer Frist, für Pöste über 100 Thlr. nach vierteljähriger Kündigung zu beschaffen. Alles ohne sonstige Kosten. Da der Schweriner Vorschuß-Verein über tausend Mitglieder zählt, die Jeder für die eingezahlten Gelder haften, so hat derselbe als durchaus sicher allseitig Vertrauen gefunden.
Schönberg, im Januar 1871.
Kindler. Advokat.


Gesucht wird gegen gute hypothekarische Sicherheit zu Ostern: 4 - 500 Thaler, zu Johannis: 2000 Thaler, 1800 Thlr., 1600 Thlr., 1500 Thlr., 1000 Thlr., sowie mehrere Pöste von 500 Thlr., 250 Thlr., 150 Thlr., 100 Thlr., und 50 Thlr.
Näheres bei Carl Bade.


Club im Hause des Herrn Aug. Spehr am Mittwoch den 22. März.
Mittagessen um 3 Uhr.


[ => Original lesen: 1871 Nr. 22 Seite 4]
Corinthen à Pfd. 5 1/2 ßl.
weiße Bohnen " " 2 1/2 "
getr. Birnen " " 3 "
Reismehl " " 3 1/2 "
bei größeren Quantitäten billiger,
Apfel pr. Schffl. 2 Mark (Lübeck) bis 1 Schilling (Mecklenburg)
Leim à Pfd. 8 Schilling (Mecklenburg)
empfiehlt H. Hein vor Schönberg.


Schwedische Dienstboten werden durch Unterzeichneten direct von Schweden nach Lübeck befördert. Mündliche Bestellungen nimmt auch der Gastwirth Herr Schleuß zum "schwarzen Adler" in Lübeck vor dem Holstenthore entgegen.
H. Voss.


Bundesfahnen, dreifarbig, nach neuester Verfügung, mit oder ohne Germania, waschächt. Auch Transparente sowie Sachen zur Illumination empfiehlt Bonner Fahnenfabrik in Bonn am Rhein.


Nachstehende Werke sind durch jede Buchhandlung zu beziehen:
Volks-Atlas über alle Theile der Erde für Schule und Haus, herausgegeben von Dr. Ed. Amthor und Wilh. Ißleib. 12. Aufl. Preis 7 1/2 Sgr. = 27 Kr. S. W. = 10 Schill. Mit Gratis-Zugabe einer Spezialkarte des betreffenden Landes oder Provinz.
Die Gränzveränderungen fanden bereits Berücksichtigung.
Von diesem Atlas wurden binnen drei Jahren über 300,000 Exemplare verkauft, was wohl am besten für seine Brauchbarkeit spricht. Herr Regierungs- und Schulrath Ed. Bock in Königsberg sagte s. Z. in Nr. 18 des "Volksschulfreund" vom 28. August 1867 über denselben: "Der vorliegende Atlas enthält 24 Karten, nämlich die Erdkarte, die beiden Erdhälften, Europa, 4 von Deutschland, 9 von den übrigen Ländern Europa's, 6 von den anderen Erdtheilen und von Palästina. Jede Karte ist 7 1/2 Zoll hoch und 10 1/2 Zoll breit und entwirft ein durchaus deutliches und anschauliches Bild der betreffenden Erd- oder Landestheile. Die Schrift ist sehr leserlich, das Colorit lebendig und klar. Trotzdem, daß die Karten ziemlich genau sind, leiden sie doch nicht an Ueberfüllung. Die Gebirgszeichnung ist plastisch. Sonach stellt sich das geographische Bild anschaulich dar und erleichtert die Auffassung und das Aufsuchen des Einzelnen. Für den Schulgebrauch und auch sonst für den Gebrauch in Familien, z. B. für das Zeitungslesen oder zum Verständnisse geschichtlicher Werke ist dieser Volks-Atlas unbedingt zu empfehlen. Er erfüllt seinen Zweck vollkommen. Wir Wünschen ihm daher die weiteste Verbreitung, da er für den gewöhnlichen Gebrauch jeden anderen ersetzt und sich vor Allen durch einen außerordentlich billigen Preis auszeichnet; man erhält für 7 1/2 Sgr. 24 Karten; die einzelne Karte kostet also noch nicht 4 Pf.
Neueste Eisenbahn-Karte von Central-Europa in sechsfachem Farbendruck, bearbeitet von Wilh. Jßleib. Diese Karte (die beste und billigste dieser Art, welche zur Zeit existirt), kann sowohl als Reisekarte wie Wandkarte dienen. Die "Geraer Zeitung" sagt über diese Karte in Nr. 270: "Die neueste Eisenbahnkarte von Central-Europa nimmt von vornherein zunächst ebenso durch den geschmackvollen, wie zur schnellen Orientirung geeigneten Totalfarbendruck ungemein für sich ein. Rechnet man ferner hinzu, daß bei Entwerfung derselben mit der minutiösesten Genauigkeit nicht allein auf die gesammten vollendeten und im Bau begriffenen Eisenbahn-, sondern auf die Dampfschiffrouten Rücksicht genommen, ja sogar bei letzteren die Fahrdauer speciell angegeben ist, daß die Stärke des Papiers jeden beliebigen Nachtrag neuer Linien leicht und ohne Verunglimpfung des ganzen Blattes gestattet und daß der äußerst sorgsame Druck vor jedem Ineinander oder Verschwimmen schützt, so haben wir hiermit eine Masse Eigenschaften, welche diesem Kunstwerk unzweifelhaft den Vorrang sichern, welcher ihm vor vielen anderen gebührt.
Gera, Verlag von Ißleib & Rietzschel.


Mein auf dem Galgenmoor belegenes Ackerstück beabsichtige ich parcelenweise als Gartenland zu verpachten und ersuche ich Pachtliebhaber sich am Sonntag den 19. d. M. , Nachmittags 3 Uhr, an Ort und Stelle einzufinden.
Schönberg den 14. März 1871.
F. Fick.


Bairisches Bier auf 1/16, 1/8 und 1/4 Gebinden in vorzüglicher Qualität empfiehlt A. Schwiesow.


Sonnabend-Abend von 6 Uhr an: Bock-Bier vom Faß bei A. Schwiesow.


Gesucht werden zum 1. Mai
ein tüchtiges und erfahrenes Mädchen für die Küche. Lohn 40 Thlr.
ein Mädchen für die Kaffeeküche. Lohn 30 Thlr.
Bahnhofs-Restauration in Lübeck.


Von jetzt an sind alle Sorten Sämereien bei mir zu haben, späterhin alle Sorten Gemüsepflanzen.
Gärtner-Wittwe Prill.


Theater in Schönberg.
Sonntag den 19. März: Onkel Bräsig.
Montag den 20. März: Die zärtlichen Verwandten.
Die verehrlichen Bewohner Schönbergs und der Umgegend haben bei Gelegenheiten ihren Sinn für Theater gezeigt. Mein Repertoir und Leistungen sind von Ihrer Nachbarstadt Ratzeburg bekannt. Mein Aufenthalt kann sich nur auf 14 Tage beschränken - der Charwoche halber. - So wage ich zur freundlichen Theilnahme gehorsamst einzuladen.
Brede.


Diejenigen, welche in der bevorstehenden Frühjahrsbleiche Leinen bei mir bleichen lassen wollen, ersuche ich, dasselbe beim Herrn Gastwirth Fick in Schönberg niederlegen zu wollen, von wo ich dasselbe abholen werde. Ich bemerke noch, daß das Leinen mit reiner buchen Asche gebükt wird.
J. C. Wihe, Bleicher.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Freitag, den 17. März, Vormittags.
Passionspredigt: Pastor Fischer.

Sonntag. den 19. März.
Vormittags-Kirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittags-Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Meteorologische Beobachtungen.
März
1871.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
14.
15.
16.
36.41
33.05
34.59
4.8
0.5
-0.2
7.6
6.2
4.2
SW
NW
SW
1
1
1
trübe.
-
-

Am 14. auf 1 []' 26 Cubikz. Regen.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.14 1/2 - 15 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.15 1/2 - 16Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.20 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.12 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.5 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St.28 - 36 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.9 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Schweinskopf d. Pf.5 1/2 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Eier 9 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen19 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 - 13Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/2 - 12Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 1/2 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Wicken13 - 15Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 - 19Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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