No. 17
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. Februar
1871
einundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1871 Nr. 17 Seite 1]

Die nächste Auszahlung der halbmonatlichen Unterstützungsgelder an die Ehefrauen der Reserve, Ersatzreserve- und Landwehrmänner des hiesigen Fürstenthums findet am Montag den 6. März d. J., Morgens 9 Uhr, in der Wohnung des Unterzeichneten statt.
Schönberg, den 25. Februar 1871.

Das Kreis-Commissariat.
C. v. Oertzen.


(Officiell.) Versailles, 26. Febr. Der Kaiserin-Königin in Berlin. Mit tiefbewegtem Herzen, mit Dankbarkeit gegen Gottes Gnade zeige ich Dir an, daß soeben die Friedenspräliminarien unterzeichnet sind. Nun ist noch die Einwilligung der Nationalversammlung in Bordeaux abzuwarten.
Wilhelm.
- Aus Paris wird unterm 25. Februar geschrieben: Gestern Morgen sollen Thiers und Favre eine Conferenz mir Graf Bismarck gehabt haben, in welcher die Friedenspräliminarien festgestellt wurden. Thiers soll dieselben heute der Friedens-Commission zur Ratification vorlegen. Die Friedensbedingungen sind noch unbekannt. "Rappel" zufolge dürfte Thiers und die Mitglieder der Commission heute nach Bordeaux abreisen; morgen (Sonntag) würden die Präliminarien der Nationalversammlung vorgelegt werden und man hofft, daß dieselbe ihre Zustimmung im Laufe der Sitzung sofort ertheilen werde, so daß eine neue Verlängerung des Waffenstillstandes nicht nöthig wäre. Allgemein betrachtet man das Zustandekommen des Friedens für vollkommen gesichert.
- Die Friedensverhandlungen in Versailles sind seit einigen Tagen im schönsten Zuge. Der alt Thiers zog seinen Frack an, nahm seinen Klapphut unter den Arm und machte dem deutschen Kaiser und dem Kronprinzen seine Aufwartung. Der alte Herr hat die Geschichte des Consulats und des Kaiserreichs geschrieben und weiß am besten, wie sein vergötterter erster Napoleon seine Friedensschlüsse machte. Der Imperator sagte seinen geschlagenen Feinden kurz und finster: so will ich's, so befehle ich's! und so ward's auch. Er hat jetzt gefunden, daß die deutschen Sieger viel freundlicher und mäßiger sind, aber nicht minder fest, und er hat seinen 15 Vertrauens- und Ueberwachungs-Herren aus der Nationalversammlung bereits erklärt: Meine Herren, wir müssen den Frieden und seine Bedingungen annehmen.
- Und sie haben sie angenommen diese Bedingungen, über die ganz Frankreich tobte. Der Telegraph trägt über die ganze Erde die goldenen Worte: Der Friede ist abgeschlossen! sind es auch vorerst nur die Friedens-Präliminarien, d. h. die Haupt-Bedingungen zum Frieden, die angenommen und unterzeichnet sind, so ist damit doch die Gewißheit ausgesprochen, daß der Kampf nicht fortgesetzt werden wird.
- Die Friedens-Präliminarien enthalten: Abtretung von Elsaß außer Belfort, von Deutsch-Lothringen einschl. Metz, eine Contribution von fünf Milliarden, wird in 3 Jahren gezahlt, und solange bleiben Theile Frankreichs außerhalb der neuen Grenze besetzt.
- Thiers, der jetzt an der Spitze Frankreichs steht, protestirt gegen den Einzug der Deutschen in Paris als eine Beschimpfung Frankreichs. Er selber hat aber vor wenigen Jahren den Einzug Napoleons in Berlin (nach der Schlacht von Jena) verherrlicht und hinzugefügt, daß das preuß. Volk dadurch nicht beleidigt worden sei. Seine Schilderung lautet: "Am 22. Octbr. 1806 hielt Napoleon seinen Einzug in Berlin als Triumphator wie Alexander und Cäsar. Napoleon zog ein, umgeben von seiner Garde, der die schönen Kürassieregimenter folgten. Die reich gekleidete kaiserliche Garde war an diesem Tage imposanter als je. Voraus die Grenadiere und Jäger zu Pferde, hinten abermals Grenadiere und Jäger zu Pferde, in der Mitte die Marschälle Berthier, Duroc, Augereau und in dieser Gruppe, isolirt aus Achtung, Napoleon in dem einfachen Anzuge, welchen er in den Tuilerien und auf dem Schlachtfelde trug. Napoleon, der Gegenstand der Blicke einer ungeheuren stummen Menge. So war das Schauspiel in der langen und breiten Berliner Gasse, die vom Charlottenburger Thore nach dem Palaste des Königs von Preußen führt." - Das sind jetzt 65 Jahre her. Ob Kaiser Wilhelm sich jetzt revanchiren wird, bleibt abzuwarten.
- Die neue französische Regierung will die Neubildung des französischen Militairwesens sofort in die Hand nehmen. Wie aus Bordeaux gemeldet wird, soll dieselbe nach folgenden Grundzügen vorgenommen werden: Die ganze bisher bestehende Armee wird aufgelöst. Die Offiziere der regulären Armee aller Grade können nur nach stattgehabter Prüfung ihre Stellungen wieder erhalten. Die Altersclasse von 1871 bildet den Kern der neuen Armee. Das Avancement findet nicht mehr nach dem Alter oder nach Gunst statt. Alle Grade, vom höchsten bis zum niedrigsten, können nur nach öffentlichem Examen erlangt werden. Alle Militairschulen werden in die Uebungslager verlegt. Auch wird eine vollständige Neubildung der Verwaltung beabsichtigt, die Zahl der Beamten soll vermindert werden.
- Wie der amtliche Versailler "Moniteur" (deutsches Organ) meldet, sind bis zum 25. d. 602 Feldgeschütze der Pariser Armee abgeliefert, während sich in den Forts 1357 Kanonen vorgefunden haben. Sämmtliche Geschütze sind in vollkommen brauchbarem Zustande.
- Ferner heißt es aus Bordeaux, daß die Deutschen den Mont Valerien (das stärkste der Pariser Forts) bis zur vollständigen Bezahlung der Kriegskosten besetzt halten.
- Meine Herren, schrieb Alphons Karr der Nationalversammlung in Bordeaux, ich habe gesehen wie die Armee Chanzy's aussah und habe auch gesehen, wie die Provinzen aussehen, die der Schauplatz der Märsche und Schlachten waren. Stimmen Sie über Krieg und Frieden ganz nach Ihrer Ueberzeugung, aber die, die für den Krieg stimmen, müssen eins thun: sie müssen ihren Namen in ein Register eintragen und aus diesem Register muß die französische Vorhut gebildet werden, die zuerst gegen den Feind marschirt.
- Napoleon wird Wilhelmshöhe, sobald der

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Friede abgeschlossen ist, verlassen und entweder in die Schweiz auf sein Schloß Arenenberg oder nach England gehen. Die Reiseanstalten sind bereits getroffen. In Paris hat Napoleon (vorläufig?) ausgespielt, Spottlieder auf ihn und seine Familie laufen in Masse um, an allen Schaufenstern ist er und Eugenie in der lächerlichsten und oft unfläthigsten Haltung ausgestellt. Sein Spitzname ist Badinguet.
- Rochefort, der Laternenmann, verlangt von der Nationalversammlung, daß sie sämmtliche Bonapartes des französischen Thrones für alle Zeiten verlustig erkläre. Er möchte den Sympathien der Bauern für spätere Zeiten einen Riegel vorschieben.
- In Paris stehen immer noch mehr Bewaffnete als vor Paris. Die Nationalgarde allein, der man ihre Waffen gelassen hat, zählt an 300,000 Mann und 25,000 Mann stark sind die bewaffneten Linientruppen. Vor Paris stehen 7 deutsche Armeecorps.
- Am 20. Febr. sind 10 schwer beladene Wagen voll Geld, die Pariser Contribution, bereits von Versailles nach Deutschland (via Lagny) abgegangen. Während Alles Frieden athmet, setzt ein großer Theil der französischen Presse die Angriffe auf Deutschland fort. Man will immer noch Krieg bis auf's Aeußerste in diesen Blättern. "Zwölfhundert Kisten mit Gewehren, Munition und Artilleriematerial sind aus New-York in Bordeaux angelangt," meldet der 'Ami de la France' triumphirend seinen Lesern. - "Unsere Fabriken im Süden stellen wöchentlich das Material einer Batterie her, die Kriegswerkstätten am Ocean gießen Kanonen und bauen Laffetten. Wir ziehen die Trümmer unserer Heere bei Bourges zusammen ; die Deutschen ihrerseits concentriren ihre Armeen bei Tours" - Die Schlächterei kann also im Sinne dieser Herren gleich wieder losgehen.
- Bayern soll von der Pariser Contribution 11 Millionen bereits erhalten haben.
- Von dem Umfange der Beute in diesem Kriege kann man sich einen Begriff machen, wenn man weiß, daß allein auf der Citadelle in Mainz 212,000 Chassepotgewehre liegen. Manche sind freilich mehr oder weniger beschädigt, viele aber auch noch gar nicht gebraucht. Noch besser, diesen Monat brachte man ganze Kisten von den schönsten Gewehren, die noch gar nicht ausgepackt worden waren, also so zu sagen, aus der Fabrik in deutsche Hände fielen. Manche schätzen die Zahl der erbeuteten Handfeuerwaffen auf eine Million, die noch nicht nach Deutschland gebrachten 200,000 Gewehre der Pariser Besatzung mit inbegriffen. Da ein Gewehr mit sonstigen Unkosten wohl auf 100 Franks zu stehen kommt, hat Frankreich allein hier schon 100 Millionen Verlust, die erbeuteten Schießvorräthe nicht inbegriffen.
- Die 'Süddeutsche Presse' in München meldet, es werde als ein weiteres günstiges Zeichen der Zusammengehörigkeit der deutschen Armeen ein für alle Grade gleiches Kriegsdenkzeichen gestiftet. Dasselbe werde in der Form dem Eisernen Kreuz ähnlich sein, aus Kanonenmetall der eroberten französischer Geschütze gegossen und an einem Bande mit deutschen Reichsfarben getragen werden. Die Stiftung dieses allgemeinen Denkzeichens wird durch den obersten Bundesfeldherrn, durch den König Wilhelm als Deutschen Kaiser erfolgen.
- Wie es aus Berlin heißt, soll nach der Rückkehr der Armeen eine allgemeine Landestrauer für die in diesem Feldzuge Gefallenen abgehalten werden.
- Im Jahre 1806 hat Franz II. von Oesterreich die deutsche Kaiserkrone niedergelegt; am 21. Februar d. J. hat der preußische Gesandte von Schweinitz dem Kaiser Franz Joseph in Wien ein eigenhändiges Schreiben des Königs von Preußen überreicht, in welchem er ihm anzeigt, daß er die deutsche Kaiserkrone angenommen habe.
- Von der Selbsterkenntniß, der Buße und dem Gebet scheinen die Franzosen keine absonderlichen Freunde zu sein. In der Nationalversammlung stellte Einer den Antrag, nach so vielen und schweren Unglücksfällen, die der selbstgewollte und vom Zaune gebrochene Krieg der Nation gebracht, sei es an der Zeit, Gott wieder zu suchen und ihn um seinen Schutz anzurufen. Für den Antrag stimmten 12 bei einer Anzahl von 700.
- Hamburg, immer in guten Werken thätig, hat den Bau eines großartigen Invalidenhauses beschlossen.
- Die Holländer lassen jetzt in Suhl neue Gewehre anfertigen, welche die Chassepotgewehre an Leichtigkeit und Schnelligkeit noch übertreffen sollen. Der Waffenfabrikant Beaumont in Mastricht hat sie erfunden; sie führen auch seinen Namen. Das Beaumontgewehr ist für Metallpatronen eingerichtet. Das preußische Kriegsministerium läßt bereits eine Anzahl Maschinen zur Herstellung der Metallpatronen bauen.
- Man wußte lange nicht, woher Rochfort das viele Geld nehme, um seine 'Laterne' und jetzt sein neuestes Blatt, das 'Loosungswort' zu unterhalten und in so großen Massen unentgeldlich unter das Volk zu werfen. Jetzt kommt es an den Tag. Das Geld haben die sonst sehr sparsamen Orleans reichlich gespendet, um die Bonapartes zu stürzen.
- Ueber das Treiben an der Brücke von Neuilly schreibt Wachenhusen der 'Köln. Ztg.': 'Es kommen die drolligsten Scenen alle Tage hier vor', erzählte mir der Wachthabende. 'Die Mädchen wenden alle nur denkbaren Künste an, um sich die Passage zu öffnen. Sie werfen uns die schmachtendsten Blicke zu, bitten uns in den süßesten Tönen um die Erlaubniß, die Brücke passiren zu dürfen, aber der Befehl ist einmal da! 'Und das Herz des Kriegers wäre so versteinerte, daß es gegen die Schönheit unempfindlich geworden?' - 'Nun, das gerade nicht, aber - - ' Da stand ein junges hübsches Ding im Vordergrunde der Menge und schmachtete den Wachthabenden so bittend, so flehend an, daß es einen Stein erweichen konnte. Sie hatte schon einmal gebeten, nur auf eine Stunde hinüber zu dürfen ; die Ordre war unerbittlich. Aber bei der Masse von Passanten konnt' es doch unmöglich auf eine, auf eine kleine unbedeutende Person ankommen! so dachte nämlich sie, die Bittende. Und als alles nicht verfangen wollte, was that die kleine Schlange? Sie hob, wie um den Saum ihres Kleides zu schützen, denselben bis über das Fußgelenk und zeigte dem Lieutenant einen reizenden Fuß. Dann, als auch das nicht helfen wollte, gerieth der Saum des Kleides wieder in Gefahr und sie zeigte dem Wachthabenden, was die Wäscherin so weiß gewaschen und was die Natur so schön geschaffen.- Eva, Eva! So hat sie's schon im Paradiese mit dem armen Adam gemacht, und ich glaube viel schlimmer noch! Ich müßte mich sehr irren, wenn die kleine Kokette nicht ihren Willen erreicht hätte. - So geht's jeden Tag, jede Stunde. Neulich kommt eine sehr elegant gekleidete Dame mit sehr degagirtem Wesen zu dem Wachthabenden auf die Brücke geschritten. "Monsieur!" sagte sie mit großem Eifer, "Sie sind Offizier, Sie sind ein Ehrenmann! Ich wende mich an diesen! Ich habe keinen Passierschein, aber ich muß dennoch hinüber - ich muß, verstehen Sie, denn ich habe Pflichten zu erfüllen, ich muß zu einem Rendezvous erscheinen, ich habe mein Wort gegeben. Sie werden mich hinüberlassen, ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, ich bin eine Dame comme il fau, und Sie werden nicht compromittirt werden!" Auch diese müßte kein Weib gewesen sein, wenn sie ihren Willen nicht durchgesetzt hätte! Als sie später am Arm eines eleganten Herrn zurückkehrte, stattete sie dem Wachthabenden in graziösester Weise ihren Dank ab, warf sich wieder in ihre Equipage und fuhr nach Paris hinein. Gleich zu Anfang des Waffenstillstandes, als die Passage eben erst geöffnet war, stand an der Brücke ein gut gekleideter Knabe, bat inständigst, hinüber zu dürfen, und begann bitterlich zu weinen, als der Posten ihn nicht passiren lassen wollte. Einer der Herren vom Hauptquartier rief ihm zu. Was fehlt Dir und warum weinst Du? - "Ach, sie wollen mich ja nicht über die Brücke lassen!" jammerte der Knabe. - Aber was willst Du denn hier hüben? - "Ich will ja nur Brot kaufen. Mich hungert und meine Eltern haben auch nichts zu essen!" klagte der Knabe. - Der Herr bat den Posten, den Knaben herüber führen zu dürfen mit dem Versprechen, ihn wieder zurückzubringen. Er führte den Kleinen zu einem Marketender. Hier zog der Kleine einige Goldstücke aus der Tasche, um zu bezahlen. Der Herr band ihm zwei Brode zusammen, legte sie ihm über die Schulter und führte ihn zurück. Darauf ward er von seinen Eltern, sehr fein gekleideten Personen, mit großer Freude empfangen und sammt den Broden im Triumphe davon geführt. - Ich könnte noch

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eine ganze Gallerie ähnlicher Fälle aufführen; aber sie alle beweisen, nur, daß Jugend und Schönheit durch die unzugänglichster Pässe führen und daß kein Polizeimeister, kein Commandant eine Kette zu ziehen vermag, die nicht ein Auge, ein Blick zu sprengen vermöchte!"
- In England, Frankreich, u. s. w. müssen die Eisenbahnen die Arme und Beine etc. der Passagiere bezahlen, die durch ihre Schuld Schaden leiden. In Deutschland wird es auch so werden. Dem Bundesrath liegt bereits ein Gesetzentwurf betreffend die Verbindlichkeit zum Schadensersatz für Körperverletzungen vor. Auch die Unternehmer von Bergwerken und Fabriken sollen zum Schadenersatz angehalten werden.
- Einem Feldpostbriefe aus Blois vom 19. d. Mts. entnehmen wir, daß diese Stadt von einem Theile des V. Corps besetzt ist. An der Loire herrscht nach diesem Briefe bereits der Frühling; Wetter wie bei uns im Mai. - In einem Briefe aus Tours an die 'Hamb. Nachr.' heißt es: 'Briefe aus der Heimath berichten uns von Schneestürmen, von 12 Grad Kälte, und wir leben hier im vollsten Frühling. Der Himmel hat sich in Sein Schönstes Blau gekleidet und die Sonne Scheint so warm, daß man bereits im einfachen Rock gehen muß. Der Rasen ist grün und an den Bäumen und Sträuchern quillen dicht und voll die Knospen, bereit, jede Stunde aufzubrechen. Jeden Nachmittag auf den Boulevards Spielt eine Regimentsmusik, vor einigen Tagen ein Wettrennen, das von unsern Cavallerieoffizieren veranstaltet war - die schönen Damen von Tours, beginnen bereits, die Trauer um Frankreich abzulegen und sich in die blendenden Farben des Frühlings zu kleiden; durch die Straßen, die Boulevards rollen bereits die offenen Equipagen, überall auf den Straßen werden große Veilchensträuße ausgeboten; das ganze Frühlingsleben ist in vollem Schwunge.'


Anzeigen.

Verkaufs-Proclam und Edictal-Ladung.
Zum öffentlichen meistbietenden Verkaufe der dem Gärtner Hermann Eggers zu St. Georgsberg gehörigen, daselbst belegenen im Schuld- und Pfandprotocoll des Amts Ratzeburg -vol. VI. fol. 8. pag. 85 - verzeichneten Brinksitzer- und Meierstelle ist im Wege der Hülfsvollstreckung erster Termin auf den 14. März 1871, zweiter Termin auf den 11. April 1871, und dritter und letzter Termin auf den 9. Mai 1871 an hiesiger Gerichtsstelle angesetzt worden. Es werden daher Kaufliebhaber geladen, sich an den gedachten Tagen Mittags 12 Uhr im Geschäftslocal des unterzeichneten Amtsgerichts einzufinden, daselbst der Publication der Verkaufsbedingungen und im dritten Termine des Zuschlags gewärtig zu sein.
Zugleich werden alle diejenigen, welche dingliche Forderungen oder Ansprüche an die zu verkaufenden Brinksitzer und Meierstelle zu haben vermeinen, angefordert, solche bei Vermeidung der Ausschließung mit denselben in dem auf den 11. April 1871, Mittags 12 Uhr angesetzten Professionstermine anzumelden und sofort gehörig zu bescheinigen.
Ratzeburg, den 30. Januar 1871.
Königlich Herzogliches Amtsgericht.
Sachau.
Bodmer.


Auctions-Anzeige.
Die auf Mittwoch den 1. März angesetzte Auction im Boye'schen Gasthause findet an diesem Tage nicht, sondern an einem späteren bekannt zu machenden Tage statt.
Seegert, Landreiter.


Vermischte Anzeigen.

Es wird gebeten, alle noch nicht angemeldeten Forderungen an die unterschriebene Commission spätestens bis zum 1. März c. gelangen zu lassen. Später eingehende Anmeldungen können keine Berücksichtigung finden.
Schönberg, 22. Februar 1871.
C. Eggers. Rath Dr. Marung.
Pr.-Lieutenant. Physicus.


Der Unterzeichnete erlaubt sich, die aus Feldberg eingegangene Empfangsbescheinigung:
Von dem Local-Delegirten für das Fürstenthum Ratzeburg, Herrn Landvogtei-Assessor v. Oertzen in Schönberg, sind mir als zweite Rate der Hauscollecte für die Kosten der freiwilligen Krankenpflege
500 Thlr. Zwecks Beförderung an das Central-Comite der deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger in Berlin heute übersendet worden, worüber ich hiedurch mit dem herzlichsten Danke quittire.
Feldberg den 23. Februar 1871.
Der Landes Delegirte für die freiwillige Krankenpflege im Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz.
v. Oertzen.
500 Thlr.
hiermit zur öffentlichen Kenntniß zu bringen.
Schönberg, 25. Februar 1871.
Der Delegirte für die freiwillige Krankenpflege im Fürstenthum Ratzeburg.
C. v. Oertzen.


Demnächst erscheint "Die Wahrheit in Betreff der Verfassung des Fürstenthums Ratzeburg."
Preis 10 ßl.
Da diese Broschüre gewissen Agitationen mit sehr scharfer Kritik entgegentritt, und großes Aufsehen erregen wird, so bitte rechtzeitig zu bestellen.
M. Schmidt's Buchhandlung, Ratzeburg.


Zu verkaufen ein neues Harmonium (kleine Orgel), passend für kleine Kirchen oder Schulen bei O. J. F. Soltau, Instrumentenmacher in Ratzeburg.


F. Schlüter in Ratzeburg empfiehlt zu billigsten Preisen seine Fabrikate, wie:
Selters, Sodawasser und Brauselimonade angelegentlichst.
Niederlage hält zu Fabrikpreisen Aug. Spehr in Schönberg.


Zucker-Riesen-Runkel-Rüben-Saamen.
Von einem Verwandten aus Ungarn erhielt ich 500 p Zucker-Riesen-Runkel-Rüben-Saamen. Diese Rüben werden auf mildem Boden 20 bis 30 Pfd. à Stück schwer, sind sehr blätterreich, mit krausen Blättern und gelbem Fleisch. Die Blähung kann alle 6 Tage geschehen, da die Rübe sehr wurzelfest ist, liefert somit den 3fachen Nutzen der hier sonst eingeführten Rüben.
Bestellungen werden Gebrauchsanweisungen beigefügt. Das Pfd. Saamen kostet 20 Sgr. oder 32 ßl. Briefe und Gelder franco.
Schwerin.
Aug. Reich, Waisenstr. 7.


[ => Original lesen: 1871 Nr. 17 Seite 4]

Es liegt so nah, anzunehmen, daß die Mehrzahl der Bewohner des Fürstenthums Ratzeburg, noch nicht wisse: wem sie bei der bevorstehenden Wahl eines Reichstagsabgeordneten ihre Stimme geben will, und um so leichter wird es einer gewissen, den Conservativen entgegen stehenden Partei, mit ihrem Vorschlage durchzudringen, wenn sie demnächst, wie in früheren Jahren, auf geheim gehaltenen, aber dennoch nicht ganz unbekannt gebliebenen Wegen bei ihren Anhängern mit ihrem Candidaten hervortritt.
Wir halten deshalb uns verpflichtet: alle diejenigen wahlberechtigten Einwohner dieses Landes denen darum zu thun ist, und daran gelegen sein muß, den Beweis zu liefern, daß die von jedem Ratzeburger echten Schrot und Korns schon mit der Muttermilch eingesogene conservative Gesinnung trotz aller Zersplitterung der Ansichten hier im Lande noch immer die überwiegende sei, öffentlich hiemit aufzufordern:
Mit uns den bereits von der conservativen Partei im Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz in Vorschlag gebrachten Drost von Oertzen in Feldberg zum Reichstagsabgeordneten zu wählen.
Wir lernten diesen Mann kennen, als er vor kurzer Zeit von hoher Großherzoglicher Landes-Regierung nach Schönberg delegirt war, und hatten Gelegenheit in seiner Persönlichkeit das bestätigt zu finden, was der ihm vorangegangene Ruf uns bekundet hatte.
Daher tragen wir denn auch kein Bedenken, öffentlich es auszusprechen: daß der Drost von Oertzen-Feldberg ein sehr unterrichteter, umsichtiger, biederer und offener Ehrenmann ist, dessen Willenskraft und Redegabe uns dafür bürgt, daß er nicht wie andere, frühere Abgeordnete, sich scheuen werde, eine jede, auch im Reichstage ihm gebotene Gelegenheit zu benutzen, für das Wohl und das Beste des Landes, welches er vertritt, nach Kräften zu wirken. So wählet denn, Ihr Ratzeburger, dem Urtheile mehrerer Mitbewohner dieses Landes vertrauend, die hier keinen andern Zweck vor Augen haben, als Euch auf einen durchaus befähigten Mann für die Wahl hinzuweisen, Alle zum Reichstagsabgeordneten den Drost v. Oertzen in Feldberg.
Mehrere conservative Bewohner des Fürstenthums Ratzeburg.


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Ich suche zu sofort oder Ostern einen gewandten Laufburschen, sowie auch einen zuverlässigen Knecht zu allen häuslichen Arbeiten.
Schönberg, den 22. Februar 1871.
Aug. Spehr.


W. Kolls, Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Gesucht wird zu Ostern eine kleine Wohnung, bestehend aus einer Stube, Kammer, Küche etc., für eine ältere Frau passend. Näheres in der Expedition d. Bl.


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weiße Bohnen " " 2 1/2 "
getr. Birnen " " 3 "
Reismehl " " 3 1/2 "
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Apfel pr. Schffl. 2 Mark (Lübeck) bis 1 Schilling (Mecklenburg)
Leim à Pfd. 8 Schilling (Mecklenburg)
empfiehlt H. Hein vor Schönberg.


Zahnweh Nervöses Zahnweh wird augenblicklich gestillt durch Dr. Gräfströms schwedische Zahntropfen á Flacon 7 1/2 Sgr. ächt zu haben in Schönberg bei Carl Bade.


In dem "Kalender für das Fürstenthum Ratzeburg" ist der diesjährige Frühjahrs-Markt irrthümlich auf den 7. März verzeichnet, während derselbe, wie alljährlich, erst am Dienstag nach Cantate, den 9. Mai, abgehalten wird.


Für Confirmanden schwarze und couleurte Kleiderzeuge - neue Sachen - Umschlagtücher, weiße abgepaßte Unterrockszeuge, schwarzes Seidenzeug - in schöner Qualität - schwarzes Tuch und Buckskin, halbwollene Rocks- und Hosenzeuge u. s. w. empfiehlt zu äußerst billigen Preisen August Creutzfeldt.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren:
9. Febr. Dem Schuhmachermeister Möller hieselbst eine Tochter.
11. Febr. Dem Arbeitsm. Staaß vor Schönberg ein Sohn.
10. Febr. Ein unehelicher Sohn vor Schönberg.
11. Febr. Eine uneheliche Tochter in Schönberg.
Dem Schäfer Timmermann zu Dargow eine Tochter hies.
15. Febr. Dem Arbeitsm. Piper zu B.-Resdorf ein Sohn.
Dem Anerben Gastwirth Boye hieselbst eine Tochter.
16. Febr. Dem Tischlermeister Oldenburg in Schönberg ein Sohn.
19. Febr. Dem Arbeitsm. Math. Heinr. Renzow vor Schönberg ein Sohn.
Dem Arbeitsm. Voigt zu Maltzow ein Sohn.

Gestorben:
12. Febr. N. N. Bade, Tochter hieselbst, 1 Tag alt.
14. Febr. Johanna Maria Elisabet Eggert, Arbeitsm.-Tochter vor Schönberg, 23 Tage alt.
Carl Hartwig Friedrich Kegel, Glaser und Maler hieselbst, 48 J. 11 M. alt.
18. Febr. Carl Curt Ludwig Wittmütz, studiosus juris, vor Schönberg, 25 J. 9 M. alt.
20. Febr. Marie Luise Rickhoff, Arbeitsm.-Tochter zu Torriesdorf, 3 Wochen alt.
21. Febr. Elisabet Eggert, Arbeitsm.-Frau vor Schönberg, geb. Reyer aus Selmsdorf, 40 J. 3 M. alt.
22. Febr. Johann Wilh. Heinr. Carl Puls, Eisenbahnwärters-Sohn vor Schönberg, 2 M. alt.

Copulirt:
21. Febr. Hans Heinr. Adolf Eckmann, Zimmergesell zur Lockwischer Mühle, und Charlotte Catharina Maria Krohn zu Hof Lockwisch, geb. zu Johannstorf.
24. Febr. Johann Jochen Woisin, verw. Zimmergesell hieselbst, und Catharina Sofia Henrietta Mett zu Westerbeck.

Der auf den 3. März fallende erste Buß- und Bettag ist wegen der auf diesen Tag angesetzten Reichstagswahl auf den 5. März verlegt.


Meteorologische Beobachtungen.
Feb.
1871.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
24.
25.
26.
27.
37.61
37.18
39.51
33.96
1.9
4.4
2.6
1.2
5.7
6.1
6.1
7.2
W
W
SSW
SW
3
3
1
2
trübe.
-
-
-


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.13 1/2 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.14 1/2 - 15Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.36 - 48 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.30 - 32 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 20 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.12 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.5 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St.28 - 36 Schilling (Mecklenburg),
Flickgans d. St.24 - 30 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.9 1/2 - 10 Schilling (Mecklenburg),
Schweinskopf d. Pf.5 1/2 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen17 1/2 - 19Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 1/2 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/2 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 1/4 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Wicken14 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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