No. 16
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. Februar
1871
einundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1871 Nr. 16 Seite 1]

- Präsident der von der Nationalversammlung in Bordeaux gewählten französischen Regierung ist der alte Thiers geworden, er ist also das jetzige Oberhaupt des franz. Staates, er ist weder ein Freund Napoleons, noch der Orleans und hat sich für Erhaltung der Republik ausgesprochen, nicht für eine rothe, sondern für eine honnette Republik. Sein Programm entwickelt er mit den Worten: Der Friede erscheint mir unbedingt nothwendig und ich will nicht daran verzweifeln, daß die Unterhandlungen auf Grund ehrenvoller Bedingungen möglich sind.
-In Bezug auf den Verlauf der Friedensverhandlungen meldet der Telegraph, daß eine Commission von 15 Mitgliedern aus der Nationalversammlung in Bordeaux gewählt worden ist, welche zwischen den bereits nach Versailles gesandten Bevollmächtigten und der Versammlung vermitteln soll. Um einer vorzeitigen Discussion der Friedensfrage in Bordeaux vorzubeugen, hat Thiers der Versammlung den Vorschlag gemacht, sich während der Friedensverhandlungen zu vertagen.
- Heute, Freitag, läuft die verlängerte Waffenstillstandsfrist ab. Französische und engl. Zeitungen nehmen eine nochmalige Verlängerung, der Waffenruhe, mindestens bis zum 1. März, als sehr wahrscheinlich an. Erfolgt diese wirklich, so haben wir daraus zu erkennen, daß man auf deutscher Seite das Zustandekommen des Friedensschlusses als gesichert ansieht. Das Friedensprogramm in seinen festen Grundzügen muß vorher angenommen sein, sonst wird das deutsche Hauptquartier eine weitere Hinausschiebung des Waffenstillstandtermins nicht gewähren, die sonst nur zur Verzögerung der Entscheidung dienen und allerlei verkehrte Gedanken und Erwartungen von Neuem im französischem Volke erregen würde. Nach der Annahme der Präliminarien ist aber zur Herstellung des Friedensvertrages noch eine Ausarbeitung und Festsetzung der Einzelheiten nothwendig, und hierzu müßte man allerdings den Waffenstillstand verlängern.
- Der Waffenstillstand ist bis zum 26. Abends verlängert worden.
- Welches auch das Resultat der schwebenden Friedensverhandlungen sein möge, so viel ist gewiß, daß in Frankreich heute wohl Niemand mehr an die Wiederaufnahme des Kampfes denken kann. Es stehen heute drei deutsche Armeen im Felde, von denen die Nordarmee Goebens drei Corps, die Westarmee unter dem Prinzen Friedrich Carl vier Corps und die Südarmee unter Manteuffel fünf Armeecorps zählt. Von den sechs Armeecorps, welche noch um Paris stehen, können auch noch zwei bis drei Corps zu den operirenden Armeen gezogen werden. Und wenn Frankreich selbst noch eine Million Streiter auf die Beine bringen würde, es könnte Deutschland doch nicht mehr widerstehen. Würde demnach die Nationalversammlung die Friedensvorschläge des deutschen Reichskanzlers ablehnen, so hätte dies allerdings die Verlängerung des Krieges, jedoch nur um so viel Tage zu bedeuten, als die drei deutschen Armeen noch Eilmärsche zurückzulegen haben, um die Meeresküsten zu erreichen und somit ganz Frankreich zu occupiren. Die franz. Heerführer haben die Nationalversammlung davon überzeugt. - Die nächsten Tage müssen sehr viel entscheiden.
- Manche der Mächte haben es sehr eilig gehabt, die neue Regierung in Frankreich anzuerkennen, so die Großmächte Oesterreich, England und Italien, wie auch Spanien und Portugal. Vielleicht hat man dabei an die Frankreich zu leistenden guten Dienste gedacht.
- Der Einmarsch der deutschen Truppen in Paris liegt den eitlen Bewohnern der cernirten Stadt wie ein Alp auf der Brust und sie suchen sich mit wüthendem Geschrei einander zu überreden, daß ihnen dieser letzte bittere Tropfen erspart bleiben werde. Je ärger und beleidigender sie aber toben, desto leichter können sie sich das Uebel zuziehen. Im Anfang schrieen sie: 'Ganz Europa hat seine Augen auf uns gerichtet!' Dann: 'Sind wir nicht göttlich?' und jetzt schreien sie: 'Die Preußen wagen nicht einzuziehen!' Die Erregung ist so groß, daß es wirklich beim Einmarsch zu Unruhen kommen kann. Es ist kaum möglich, die deutsche Armee in einem Tage durch Pans zu führen, auf dem Marsfelde Revüe zu halten und sie in ihre Quartiere, die oft viele Stunden weit von Paris liegen, zurückzuführen.
- Der Gedanke an den Einzug der Sieger in die französische Hauptstadt wird den Parisern, mit jedem Tage verdrießlicher, und die Blätter selbst die nicht ganz tollen, schüren ihren Aerger. Die 'France' macht plötzlich die Entdeckung, daß die Preußen zu einem Einmarsch in Paris nicht das mindeste Recht hätten, denn nicht sie, sondern der Hunger hätte Paris besiegt. "Der Parademarsch der deutschen Armee, sagt das frühere Tuilerienblatt, durch die Straßen von Paris, vor dem sie doch, militairisch genommen, das Gegentheil von einem Erfolg gehabt hat, würde in den Augen Europas Deutschland noch größere Schande machen, als er Frankreich demüthigt." Dann sollten die Franzosen ja eigentlich den Einzug wünschen! Dieses ewige Krähen des gallischen Hahnes, bemerkt dazu der Pariser Times-Correspondent, ist es gerade, was die Sympathien Derer zurückdrängt, die den Leuten sonst gern ihr Wohlwollen bezeigen möchten. Pater Huc erzählt in seinen Reisen durch China, eine Nacht sei er in einem chinesischen Gasthof durch das unermüdliche Geschrei eines Esels geweckt worden. Ich ließ den Wirth rufen und beklagte mich darüber. Der Wirth ging hinaus und in wenigen Minuten war das Thier still. Erstaunt über diese plötzliche Bemeisterung der eigensinnigen Bestie, fragte ich meinen Mann, wie er das angefangen habe. Nichts leichter, antwortete mein thierkundiger Wirth. Der Esel ist von Natur ein eingebildetes, eitles Thier. Nur um seine Würde zu behaupten und die Bewunderung herauszufordern, schreit er. So oft er aber schreit, streckt er auch seinen Schweif in horizontale Richtung aus. Man braucht daher nur einen Stein daran zu binden; dann fühlt er, daß sein Stolz gedemüthigt ist, und er läßt alsbald das Schreien. Diese Anekdote möchte ich respectvoll einer Abtheilung der Pariser Presse empfehlen, die sich bisher mehr durch Schreien als durch Tragen von Lasten ausgezeichnet und dadurch ihrem Lande großen Schaden zugefügt haben.
- Der deutsche Reichstag soll wahrscheinlich erst am 16. März eröffnet werden. Die Sitzungen

[ => Original lesen: 1871 Nr. 16 Seite 2]

werden in den Räumen des Abgeordnetenhauses stattfinden.
- Graf Bismarck wünscht für den bevorstehenden Friedensabschluß die Absichten süddeutscher Staatsmänner zu vernehmen und hat zu dem Behufe Einladungen nach Versailles ergehen lassen.
- Ueber Elsaß werden sich die deutschen Verbündeten nicht streiten. Bayern stellt es entschieden in Abrede, daß es Stücke von Elsaß zur Abrundung verlangt habe. Elsaß wird wahrscheinlich eine Bundesverwaltung und einen Gouverneur bekommen.
- Die Festung Belfort wurde von dem tapfern Commandanten auf Befehl der französ. Regierung übergeben, die Uebergabe war eine Gegenleistung für die Verlängerung des Waffenstillstands; denn bei solchen Dingen heißt's: Aug' um Aug', Zahn um Zahn.
- Der in Versailles erscheinende "Moniteur officiel" warnt die Pariser Presse zum zweiten Male vor ihren zügellosen Angriffen gegen Deutschland und Preußen.
- Der Pariser 'Soir', welcher noch während der Belagerung so witzige Dinge von den preußischen Kanonen zu erzählen wußte, die nur 'Dumm, dumm!' zu sagen wußten, sucht jetzt eine solidere Sprache. Die Deutschen, liest man jetzt in dem genannten Blatte, behandeln uns so, wie wir ihre Väter behandelt haben. Das ist recht und billig, und wir tragen nur die Schuld unserer eigenen Thorheiten. Wir wissen heute, was uns die Helden, die olympischen Spiele, die Triumphbogen, die mit glorreichen Namen bedeckten Brücken und die aus, feindlichem Kanonenerz gegossenen Säulen, wie auf der Vendome-Säule zu lesen ist, gekostet haben. Wir wissen, mit wie viel Milliarden und mit welchen Strömen Blutes eines Tages man die Gloire bezahlen mag, unter dem Dache eines alten Museums das kleine Hütchen und den grauen Rock des Kaisers aufzubewahren, die man beim nächsten Hutmacher und Schneider um 30 Fr. kaufen kann.
- Am 20. Februar traf in Schönberg eine Kranken-Colonne von 73 Mann aus Kreuznach ein, es waren theils schwere theils leicht Verwundete und manche Kranke, die in dem hiesigen Lazarethe Aufnahme fanden. Wie es heißt wird das hiesige Lazareth am 1. März aufgehoben, es war während des Winters nur von einigen noch nicht geheilten Soldaten belegt.
- Neustrelitz, 18. Februar. Nach hier eingelaufenen Briefen hat das hiesige Bataillon am 7. d. M. Fecamp wieder verlassen und war auf dem Rückmarsche am 10. bei Regenwetter in Rouen eingerückt; folgenden Tags sollte der Weitermarsch nach Elboeuf angetreten werden.
Im Ganzen bestand der Verlust des Bataillons bis zum Waffenstillstande an Todten und Verwundeten in 112 Mann, darunter 41 Todte, von denen 22 in Lazarethen gestorben, 19 in Gefechten geblieben oder ihren Wunden erlegen sind. Die übrigen 71 Verwundeten befinden sich in den verschiedenen Lazaretten. (R. Z.)
- In den Verlustlisten nichtmecklenburgischer Truppen wird noch ein Schönberger genannt: Peter Bernhard Garz aus Schönberg, Füsilier im hohenzollernschen Füsilier-Regiment Nr. 40, 8. Compagnie, in der Schlacht bei St. Quentin, am 19. v. M., leicht verwundet: Granatschuß an der Hand.
- Da jetzt in Berlin die Uebertritte zum Judenthum häufiger vorkommen, weil der Mammon lockt, so hat der Oberkirchenrath in Berlin ein eigenes Formular erlassen, das in der Kirche verkündigt werden soll, so oft ein solcher Uebertritt stattfindet. Die Namen der Abgefallenen werden dabei genannt. Ob es durch diese Anordnung anders und besser wird, ist sehr zu bezweifeln.
- Aus Charmes, 4. Feb., schreibt ein Wehrmann des Landwehr-Bataillions Düsseldorf: 'Wie bekannt, werden bei den in Frankreich von den Deutschen occupirten Bahnstrecken einzelne Notable aus den Ortschaften zur Sicherheit der Züge als Geißel mit auf die Locomotive genommen. So sind auch hier in Charmes die hervorragendsten und reichsten Persönlichkeiten dazu bestimmt. Alle hatten sich in dieses Loos ohne Widerstand gefügt, nur den Friedensrichter nicht, welcher sich bisher auf die eine oder andere Art zu 'drücken' gewußt hatte. Als aber seine prahlerischen Ausdrücke, als: die Prussiens würden ihn nie dazu bringen' u. s. w., an geeigneter Stelle bekannt wurden, da war auch sein Schicksal entschieden. Nachdem er der gestrigen Aufforderung, sich heute Morgen 8 Uhr auf dem Bahnhofe zu stellen, nicht Folge geleistet hatte, wurde er von dem hier als Polizei fungirenden Unteroffizier unter Beistand von 5 Soldaten der Wache vorerst mit großer Mühe aus dem Bette geholt und dann ein anstrengender Versuch gemacht, ihn anzukleiden, welcher indeß, trotz aller Zureden seiner Familie und trotz der nöthigen Einsprache des Gewehrkolbens, gänzlich mißlungen ist. Unter diesen Umständen, und da die Zeit drängte, blieb dem Unteroffizier nichts anderes übrig, als den Friedensrichter, den er unter, jeden Umständen zur Stelle schaffen mußte, in demselben Kostüme, wie er ihn aus dem Bette geholt, wegzutransportiren. Und so geschah es. Wenige Minuten später sah man, wie der Unteroffizier in voller Ordonnanz-Uniform den Richter von Charmes, welcher nur mit einem Hemde bekleidet war, am hellen Tage durch den belebtesten Theil der Stadt dem Commandanten zuführte. Die dem Hartnäckigen noch im letzten Augenblicke angebotenen Schuhe hatte er verweigert, und so durchschritt er barfüßig in stolzer Haltung und mit trotzigen Blicken die Straßen. Ob er während seiner vierstündigen Gefangenschaft die Nutzlosigkeit seines Wiederstandes eingesehen, oder aber ob ihm die etwas stark sommerliche Kleidung für die jetzige Jahreszeit nicht passend erschienen, genug, er vervollständigte dieselbe durch einen vollständigen Winteranzug. Nachmittags auf dem Bahnhofe mußte man ihn mit Gewalt aus dem Coupe, in das er sich der Vorschrift zuwider gesetzt hatte, herausholen, bei welcher Gelegenheit er noch einen Soldaten in die Hand gebissen. So mußte er denn seinen Platz auf der Locomotive in den Kohlen nehmen, wo ihm noch von den Maschinisten unter unzweideutigen Geberden ein Topf mit Theer und der entsprechende Pinsel vorgezeigt wurde. Ein Akt ähnlicher Art wurde kürzlich in Nancy abgespielt. Diese Stadt sollte nämlich zum Wiederaufbau der gesprengten Brücke bei Toul 500 Arbeiter stellen, was jedoch nicht geschehen war. Statt indeß den Befehl unter Drohungen zu erneuern, veranstaltete der preuß. Kommandant der Stadt auf dem Stanislausplatze ein großes Militairconzert, und zwar um 3 Uhr Nachmittags, eine Zeit, wo der größte Theil der Bevölkerung in den Kaffehäusern oder auf der Promenade zu sein pflegt. Bei den rauschenden Klängen der Musik war der Platz von Neugierigen angefüllt, als, o Schrecken, sich dieselben plötzlich eingeschlossen und von preußischem Militair umzingelt sahen. Das Konzert war bald zu Ende. Das starke Geschlecht, von dem zarten abgesondert, wurde sofort, ohne Rücksicht auf Stand und Rang, zum Bahnhofe transportirt und in einen bereitstehenden Zug nach Toul verladen, wo man dasselbe in den folgenden Tagen, theils in Lackstiefeln und Glacehandschuhen, mit Spaten und Hacke versehen oder in Schiebkarren an der Brücke arbeiten sah. Nur einige Wenige, welche gegen theures Geld Ersatzleute stellen mußten, waren entlassen worden.
- Stroußberg hat nun wirklich auch sein prachtvoll eingerichtetes Haus in der Wilhelmsstraße verkauft. Er will Berlin verlassen und sich auf seine Güter nach Böhmen zurückziehen.


Anzeigen.

Der Johann Joachim Nicolaus Falk, geboren am 17. April 1847 zum Hammer hiesigen Fürstenthums, unehelicher Sohn der angeblich später nach Hamburg gezogenen Marie Christiane Dorothea Falk vom Hammer, welcher sich bereits im Herbste 1868 zur Erfüllung seiner Militairpflicht hätte stellen müssen, sich aber bisher nicht gestellt hat, wird in Gemäßheit der Verordnung vom 23. December 1870, betreffend das Verfahren gegen ausgetretene Militairpflichtige etc., edictaliter hierdurch geladen, in dem auf Dienstag den 6. Juni d. J. Morgens 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Justizamte anstehenden Termine sich einzufinden, unter dem Nachtheil, daß er im Falle seines Ausbleibens in dem anberaumten Termine dem Befinden nach des angeschuldigten

[ => Original lesen: 1871 Nr. 16 Seite 3]

Vergehens für überführt angenommen gegen ihn auf die gesetzliche Strafe wird erkannt werden. Schönberg, den 16. Februar 1871.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Auctions-Anzeige.

Am Mittwoch den 1. März von Morgens 9 Uhr an sollen in öffentlicher Auction gegen gleich baare Bezahlung in dem Hause der Frau Gastwirthin Boye hieselbst aus dem Nachlasse des verstorbenen Directors Dr. Wittmütz folgende Gegenstände verkauft werden, als: 2 Sopha's, Tische, Stühle, Schränke, Commoden, Spiegel, Bettstellen, Gartenbänke, Küchen- und Gartengeräthe, Flaschen etc. etc., sowie die Bibliothek des Verstorbenen.
Schönberg, den 24. Februar 1871.
Seegert, Landreiter.


Vermischte Anzeigen.

Es wird gebeten, alle noch nicht angemeldeten Forderungen an die unterschriebene Commission spätestens bis zum 1. März c. gelangen zu lassen. Später eingehende Anmeldungen können keine Berücksichtigung finden.
Schönberg, 22. Februar 1871.
C. Eggers. Rath Dr. Marung.
Pr.-Lieutenant. Physicus.


In einer vielfach verbreiteten, von dem Herrn Th. A. Richter im Namen der vereinigten liberalen Wahl-Committen erlassenen Ansprache an die Mecklenburg-Strelitzer, de dato Friedland den 12. Februar d. J., heißt es unter Anderem: "Der Candidat aller Freisinnigen in Mecklenburg-Strelitz ist der Gutsbesitzer Pogge auf Blankenhof, der für unser Land seit Gründung des Norddeutschen Bundes unser bewährter Vertreter im Reichstage gewesen ist, mit Ausnahme der einen Session, in welcher wir durch die unglückseligen Rechenfehler im Feldberger Amte um unsere rechtliche Vertretung gekommen waren, der unser volles Vertrauen besitzt und der sich bereit erklärt hat, auch im neuen deutschen Reichstage uns zu Vertreten." Ich halte mich zur Steuer der Wahrheit für verpflichtet, hierdurch zu constatiren, daß die obige Angabe, es sei bei einer früherem Reichstagswahl "durch die unglückseligen Rechenfehler im Feldberger Amte" ein der Kandidatur des Herrn Gutsbesitzers Pogge auf Blankenhof schädliches Resultat herbeigeführt worden, völlig unwahr und aus der Luft gegriffen ist. Es ist allerdings bei jener Wahl das ursprüngliche Wahlresultat durch Beschluß des Reichstages berichtigt worden, das Amt Feldberg ist jedoch dabei gänzlich und durchaus unbetheiligt gewesen. Jedermann wird erkennen, zu welchen Zwecken der Herr Th. A. Richter das "Feldberger Amt" in seine Ansprache hineingezogen und darin anzugreifen gesucht hat. Er würde seiner Sache besser gedient haben, wenn er sich strenge bei der Wahrheit gehalten hätte.
Feldberg, den 16. Februar 1871.
von Oertzen, Drost.


Es liegt so nah, anzunehmen, daß die Mehrzahl der Bewohner des Fürstenthums Ratzeburg, noch nicht wisse: wem sie bei der bevorstehenden Wahl eines Reichstagsabgeordneten ihre Stimme geben will, und um so leichter wird es einer gewissen, den Conservativen entgegen stehenden Partei, mit ihrem Vorschlage durchzudringen, wenn sie demnächst, wie in früheren Jahren, auf geheim gehaltenen, aber dennoch nicht ganz unbekannt gebliebenen Wegen bei ihren Anhängern mit ihrem Candidaten hervortritt.
Wir halten deshalb uns verpflichtet: alle diejenigen wahlberechtigten Einwohner dieses Landes denen darum zu thun ist, und daran gelegen sein muß, den Beweis zu liefern, daß die von jedem Ratzeburger echten Schrot und Korns schon mit der Muttermilch eingesogene conservative Gesinnung trotz aller Zersplitterung der Ansichten hier im Lande noch immer die überwiegende sei, öffentlich hiemit aufzufordern:
Mit uns den bereits von der conservativen Partei im Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz in Vorschlag gebrachten Drost von Oertzen in Feldberg zum Reichstagsabgeordneten zu wählen.
Wir lernten diesen Mann kennen, als er vor kurzer Zeit von hoher Großherzoglicher Landes-Regierung nach Schönberg delegirt war, und hatten Gelegenheit in seiner Persönlichkeit das bestätigt zu finden, was der ihm vorangegangene Ruf uns bekundet hatte.
Daher tragen wir denn auch kein Bedenken, öffentlich es auszusprechen: daß der Drost von Oertzen-Feldberg ein sehr unterrichteter, umsichtiger, biederer und offener Ehrenmann ist, dessen Willenskraft und Redegabe uns dafür bürgt, daß er nicht wie andere, frühere Abgeordnete, sich scheuen werde, eine jede, auch im Reichstage ihm gebotene Gelegenheit zu benutzen, für das Wohl und das Beste des Landes, welches er vertritt, nach Kräften zu wirken. So wählet denn, Ihr Ratzeburger, dem Urtheile mehrerer Mitbewohner dieses Landes vertrauend, die hier keinen andern Zweck vor Augen haben, als Euch auf einen durchaus befähigten Mann für die Wahl hinzuweisen, Alle zum Reichstagsabgeordneten den Drost v. Oertzen in Feldberg.
Mehrere conservative Bewohner des Fürstenthums Ratzeburg.


Bekanntmachung.
Die Zahlung der Armensteuer zum vollen Beitrag ist nothwendig, und werden die Bewohner des Schönberger Armen-Districtes hiemit aufgefordert selbige an die resp. Vorsteher in Schönberg, Schuhmachermeister Aug. Lenschow, Webermeister Oldörp und Sattlermeister Bonhoff, in den Dörfern an die Hauswirthe Joach. Wigger in Kl. Bünsdorf, Heinr. Voß in Petersberg, Ollrogge in Menzendorf und Ollrogge in Boitin-Resdorf fördersamt zu bezahlen.
Schönberg, den 9. Februar 1871.
Die Armenbehörde.


Die Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt ist an jedem Mittwoch von 8 - 12 Uhr Vormittags geöffnet.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Wigger. Burmeister. W. Saß. Aug. Spehr. C. Drevs.
Secretair : R. Rackow, Adv.


Von der Sparcasse des Schweriner Vorschuß-Vereins bin ich beauftragt, Gelder von 16 ßl. an bis zu jeder beliebigen Summe anzunehmen, mit vier pro Cent jährlich zu verzinsen und Pöste bis 5 Thlr. sofort, bis 100 Thlr. nach dreimonatlicher und über 100 Thlr. nach sechsmonatiger Kündigung zurückzuzahlen; alles ohne sonstige Kosten. Da der Schweriner Vorschuß-Verein über tausend Mitglieder zählt, die Jeder für die eingezahlten Gelder haften, so hat derselbe als durchaus sicher allseitig Vertrauen gefunden.
Schönberg, im Januar 1871.
Kindler. Advokat.


Von Ostern an kann ich einen Knaben in Pension nehmen.
Schönberg, den 16. Februar 1871.
Dr. Juling, Mathematiker.


Von unserem bisherigen Reichstags-Abgeordneten, dem Herrn Gutsbesitzer Pogge auf Blankenhof, bin ich benachrichtigt, daß derselbe am nächsten Sonntag den 26. Februar, Nachmittags 3 Uhr, bei der Frau Ackerbürgerwittwe Boye hieselbst eine Versammlung abhalten wird zur Besprechung der bevorstehenden Reichstagswahl, wozu die Wähler hiedurch eingeladen werden.
Schönberg den 20. Februar 1871.
Kindler, Advocat.


[ => Original lesen: 1871 Nr. 16 Seite 4]

Für Confirmanden schwarze und couleurte Kleiderzeuge - neue Sachen - Umschlagtücher, weiße abgepaßte Unterrockszeuge, schwarzes Seidenzeug - in schöner Qualität - schwarzes Tuch und Buckskin, halbwollene Rocks- und Hosenzeuge u. s. w. empfiehlt zu äußerst billigen Preisen August Creutzfeldt.


Joh. H. Habich & Co., Celle, Mitglieder der Habich'schen Familie, in deren alleinigem Besitze sich die Fabrik-Geheimnisse der eingegangenen alten Firma: J. H. Habich's Sohn befinden, setzen die Fabrikation von Kau-, Rauch-, Schnupftaback und Cigarren unter der Firma: Joh. Hr. Habich & Co. fort. Die Fabrikate von der alten renommirten Qualität, von den bewährtsten Werkmeistern der früheren Firma angefertigt, werden bestens empfohlen und können sofort geliefert werden.
Aufträge werden brieflich erbeten.
Celle, Jan. 1871.


Wegen Aufgabe meines Manufacturwaaren-Geschäfts werden sämmtliche Sachen zu Einkaufspreisen gegen baare Zahlung verkauft.
Ratzeburg.
Moritz Stein.


Corinthen à Pfd. 5 1/2 ßl.
weiße Bohnen " " 2 1/2 "
getr. Birnen " " 3 "
Reismehl " " 3 1/2 "
bei größeren Quantitäten billiger,
Apfel pr. Schffl. 2 Mark (Lübeck) bis 1 Schilling (Mecklenburg)
Leim à Pfd. 8 Schilling (Mecklenburg)
empfiehlt H. Hein vor Schönberg.


Unser vollständig sortirtes Tuch- und Manufacturwaarenlager empfehlen zu fleißigen Einkäufen angelegentlichst Gebrüder Burchard.


Schwarzes 9/4 breit. feines Tuch, reine Wolle, à Elle 1 Thlr., sowie 9/4 breiten schwarzen Buckskins in schwerer rein wollener Waare, à Elle 1 Thlr. 24 ßl. bei Gebrüder Burchard.


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Soeben traf eine neue Sendung sehr hübscher Umschlagetücher und Jaquetts ein, welche zur geneigten Abnahme bestens empfohlen halten Gebrüder Burchard.


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Ganz besonders guten Stouts und Halbleinen, sowie sämmtliche Futtersachen empfehlen Gebrüder Burchard.


Alle Arten schwarze Fransen, Besätze und Knöpfe halten stets in großer Auswahl vorräthig Gebrüder Burchard.


L. W. Egers'scher Fenchelhonig-Extract, das vernünftigste Mittel gegen katarrhalische Beschwerden, Husten, Heiserkeit, Verschleimung, Kurzathmigkeit, ganz besonders aber für Kinder, bei katarrhalischen oder entzündlichen Zuständen des Halses und der Brust, Keuch- und Krampfhusten etc. Jede Flasche trägt Siegel, Facsimile und die im Glase eingebrannte Firma seines Erfinders und Fabrikanten L. W. Egers in Breslau. Die Anerkennungen zählen nach Tausenden. Schon im Jahre 1862 hatten Se. Majestät, der glorreiche König Wilhelm von Preußen die Gnade, denselben während eines katarrhalischen Unwohlseins Allerhuldreichst entgegen zu nehmen und dem Erfinder den Allerhöchsten Dank aussprechen zu lassen. Es wäre überflüssig, dieses Mittel zu annonciren, wenn nicht so viele Nachahmungen auf die Täuschung des Publikums speculirten. Die alleinige Verkaufsstelle ist in Schönberg nur beim Buchbinder Sievers.


Ich suche zu sofort oder Ostern einen gewandten Laufburschen, sowie auch einen zuverlässigen Knecht zu allen häuslichen Arbeiten.
Schönberg, den 22. Februar 1871.
Aug. Spehr.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Sonntag den 26. Februar.
Vormittags-Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags-Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.13 1/2 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.14 1/2 - 15Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.36 - 48 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.30 - 32 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 20 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.12 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.5 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St.28 - 36 Schilling (Mecklenburg),
Flickgans d. St.24 - 32 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.9 1/2 - 10 Schilling (Mecklenburg),
Schweinskopf d. Pf.5 1/2 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen17 1/2 - 19Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 1/2 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/2 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 1/4 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Wicken14 - 16Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 13.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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