No. 9
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 31. Januar
1871
einundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1871 Nr. 9 Seite 1]

Die nächste Auszahlung der halbmonatlichen Unterstützungsgelder findet am Montag den 6. Februar d. J., Morgens 9 Uhr, in der Wohnung des Unterzeichneten statt.
Schönberg, den 29. Januar 1871.

Das Kreis-Commissariat.
C. v. Oertzen.


- Schönberg. Am Sonnabend den 28. Jan. war die Stadt durch das über London eingetroffene Telegramm "Paris hat capitulirt!" in nicht geringer freudiger Aufregung. Die Häuser schmückten sich mit Flaggen, die Musiker bliesen vom Thurm, Freudenschüsse fielen, daß manche Fensterscheibe zersprang und Jeder war in freudigster Stimmung. Leider ließ die officielle Bestätigung aus Versailles für den Tag auf sich warten und so mußte denn Abends die während des Tages vorbereitete Illumination unterbleiben, aber manche Flasche Wein wurde dennoch getrunken und manches patriotische Lied gesungen, denn lange konnte die officielle Bestätigung nicht ausbleiben. Am Sonntag Nachmittag traf dieselbe nun wirklich ein und am Abend zeigte es sich, daß die Vorfeier am Sonnabend der Feier am Sonntag keinen Abbruch gethan; das Ereigniß selbst war allerdings auch einer doppelten Feier werth. Mit dem Dunkelwerden erhellte sich ein Haus nach dem andern; wie alle Straßen im Lichtmeer glänzten, durchzogen die Musiker mit der "Wacht am Rhein" die Stadt und trotz der großen Kälte und des schneidenden Ostwindes wurden sie von Hunderten begleitet, die kräftig in die beliebten Melodien einstimmten. Kanonenschläge, Raketen, Leuchtkugeln und Freudenschüsse gaben ebenfalls der allseitigen freudigen Stimmung Ausdruck.
- Das officielle Telegramm des Kaisers an die Kaiserin über die Capitulation von Paris lautet also: "Versailles den 29. Januar. Gestern Abend ist ein 3wöchentlicher Waffenstillstand unterzeichnet. Linie und Mobile werden kriegsgefangen und in Paris internirt. Garde nationale setendaire übernimmt die Aufrechthaltung der Ordnung. Wir besetzen alle Forts. Paris bleibt cernirt und darf sich verpflegen, wenn die Waffen ausgeliefert sind. Eine Constituante wird nach Bordeaux in 14 Tagen berufen. Die Armeen im freien Felde behalten ihre respectiven Landstrecken besetzt, mit Neutralitätszonen zwischen sich. Dies ist der erste segensvolle Lohn für den Patriotismus, den Heldenmuth und die schweren Opfer. Ich danke Gott für diese neue Gnade, möge der Friede bald folgen. Wilhelm."
- Der zwischen Frankreich und Deutschland geschlossene Waffenstillstand dauert bis zum 19. Februar. Die Unterschriften erfolgten am 28. Januar Abends. Die Pariser Garnison mit Ausnahme der Nationalgarde streckt die Waffen, am 29. Januar Vormittags um 10 Uhr besetzen die deutschen Truppen die Forts.
- Nach einem Telegramm der Times kamen am 27. bei den sächs. Vorposten Hunderte von Franzosen an und begehrten unter der Behauptung, daß der Waffenstillstand abgeschlossen sei, als Deserteure aufgenommen zu werden. (Es muß doch sehr ungemüthlich augenblicklich in Paris sein.)
- Daily Telegraph in London widerspricht der Nachricht der Times, daß Napoleon zu den Bismarck'schen Friedensbedingungen seine Zustimmung erklärt habe. Das Blatt meldet ferner, Graf Bismarck habe als Friedensbedingungen die Abtretung zweier Provinzen und einer Colonialbesitzung, ferner die Zahlung von 4 Milliarden Kriegskosten und die Auslieferung von 20 Kriegsschiffen gefordert. Andere Blätter melden, daß Graf Bismarck und Jules Favre über die wesentlichsten Bedingungen einverstanden sind.
- Eine Extra-Ausgabe der "Independance belge" veröffentlicht ein über London bezogenes Telegramm aus Bordeaux vom 28. Januar, in welchem versichert wird, daß die Nachrichten über die zwischen Graf Bismarck und Jules Favre geführten Capitulationsverhandlungen die Mitglieder der Regierungs-Abtheilung in Bordeaux wie ein Blitzstrahl getroffen habe. - Gambetta hätte nach der Angabe der "Independance" sofort seine Entlassung eingereicht.
- General Trochu in Paris hält Wort, er wird von Frankreich weder einen Fuß Landes noch einen Stein abtreten, er ist lieber selber abgetreten. Der letzte mißglückte Ausfall hat ihm den Hals gebrochen. Er wurde von den Parisern mit Vorwürfen überhäuft, er habe zu wenig Kanonen in's Gefecht gebracht, er habe versäumt, Versailles selber anzugreifen u. s. w. Da legte er seine Stelle als Kriegsminister und Obergeneral nieder.
- General v. Werder ist zu außerordentlicher Popularität gelangt. Daß er dem vielmals überlegenen Bourbaki bei Belfort nicht nur Stand gehalten, sondern ihn auch verfolgt hat, übertraf alle Erwartungen, und der Jubel in Berlin war groß. Man kennt in Berlin ein privates Telegramm des Königs an die Königin: "Werder zu belohnen, überschreitet die Grenzen meiner Macht." Die Berliner sammeln zu einem Ehrendegen und zugleich zu Geschenken für die brave Landwehr und ihre Familien. Die fliegenden Buchhändler riefen ihre Telegramme so aus: "Großer Sieg! Werder Buhbakin (Bourbaki) furchtbar verhauen ohne Manteuffel." Ohne Manteuffel, d. h. ehe er kam und den Oberbefehl übernahm; daß war eine Hauptfreude, denn die Berliner haben auf Manteuffel einen alten Zahn.
- Wie das Ansehen der Preußen und Deutschen überhaupt durch die großen Heldenthaten in diesem Kriege in Europa gestiegen ist, davon giebt uns Pf. Liebetrut aus Charlottenburg, der im vorigen Herbste eine Reise durch Dalmatien, Montenegro, die griechischen Inseln und Griechenland gemacht hat, eine anschauliche Schilderung. Ueberall sei er mit großer Auszeichnung empfangen worden. Er habe nicht genug von dem tapfern König Guielmos und von Kyros Bismarck erzählen können, in einem Mönchsklöster hätte er die ganze Stammtafel der preußischen Königsfamilie aufzeichnen müssen, das Preußenlied würde von den Militärmusikern mit

[ => Original lesen: 1871 Nr. 9 Seite 2]

Vorliebe gespielt und auf den Inseln wäre alles Volk zusammengelaufen, als es geheißen, ein Prussos wäre da.
- Die Straßburger haben ihrem tapfern und ehrenwerthen Commandanten Uhrich das Ehrenbürgerrecht zugeschickt.
- In Bordeaux protestirt der Erzbischof gegen die Benutzung zweier Kirchen zu Lazarethen, während in den Theatern ungehindert gespielt werde.
- Die geistlichen Herren in Rom möchten sich den neuen deutschen Kaiser annectiren. Ein in dem Buon Senso in Rom erschienener Aufsatz sucht mit großer Gelehrsamkeit nachzuweisen, daß das Haus Hohenzollern römischen Ursprungs sei. Schon Elias Rischerio berichte in seinem 1592 in Frankfurt gedruckten genealogischen Werke, daß das Stammhaupt der Familie Hohenzollern Petrus Colonna, einer der letzten Abkömmlinge der Grafen von Tusculum gewesen sei; einer seiner Nachkommen, Burghardt, der Vater des ersten Friedrich, sei nach Schwaben ausgewandert und habe von seiner Burg den Namen Zoellern angekommen, aus welchem später Hohenzollern geworden sei u. s. w. Der alte Fritz sagte in seiner Geschichte von Brandenburg über solche Düfteleien: "Wenig kommt darauf an, daß die Grafen von Hohenzollern von den Colonnas, von Wittekind, von den Guelfen oder einem andern Stamme entspringen. Mich dünkt, daß alle Menschen von einer gleichen Race herstammen."
- In Hamburg ist der französische Abbe Meunier aus Lyon mit noch zwei Begleitern verhaftet worden. Er hat sich unter dem Vorwande, die gefangenen französischen Offiziere zu besuchen, eingeschlichen und sie zur Flucht zu verleiten gesucht indem er sie kraft seiner geistlichen Würde von dem gegebenen Ehrenwort entbunden hat. Man fand bei ihm eine Summe von 45,000 Fr. und bei seinen Begleitern 3000 Thlr.
- Am Freitag Abend v. W. wurden uns Folgendes mit der Bitte um Aufnahme zugesandt: Ein Schweriner Gardist, der aus dem Potsdamer Lazareth entlassen und sich kürzlich in Lübeck beim Ersatz-Bataillon gestellt hat, brachte die Weissagung einer alten Frau mit, wie solche schon im December v. J. im dortigen Lazarethe erzählt wurde, nämlich: "Am 5. Jan. werde ich sterben, am 18. Jan. wird der König zum Kaiser ausgerufen, am 28. Januar wird Paris capituliren und am 5. Februar wird der Friede ausgerufen werden." Verstorben soll diese Weissagerin wirklich am 5. Jan. sein, und die beiden folgenden Daten sind merkwürdigerweise ebenfalls eingetroffen; was aber die Unterzeichnung des Friedens anbetrifft, so werden wir wohl noch einige Tage länger auf dieselbe warten müssen, da erst Mitte Februar in Frankreich die Constituante nach Bordeaux berufen wird, die sich dann über den Frieden aussprechen soll.
- Aeußerem Anschein nach lebt der Kaiser Napoleon zu Wilhelmshöhe in aller Zurückgezogenheit, als ob er die Außenwelt gar nicht mehr beachte, und es wird alles vermieden, was nach außen einige Aufmerksamkeit erregen könnte. Gleich jedem anderen politischen Gefangenen, der seine Einsamkeit unterbrechen will, erscheint er mehrmals, des Tages an einem geöffneten Fenster mit einer Schale in der Hand, streut auf die Fensterbank Stückchen Backwerk, welches in dieser Jahreszeit geschäftig ihn umflatternde Vögel begierig abnehmen. So wie er das Fenster öffnet, sind ganze Massen derselben da, vorab die frechen Sperlinge. Nun, der Gerechte erbarmt sich des Viehes! Nachdem er sich dieses Vergnügen bereitet, den Vögeln diese Liebesgaben gereicht hat, macht er oft einen kurzen Spaziergang. Ehe er das Schloß verläßt, werden die Schildwachen benachrichtigt, daß der Kaiser kommt, damit sie pflichtschuldigst nach Ordre das Gewehr präsentiren können, was sonst vielleicht unterbleiben würde, da jener in Civilkleidung erscheint. So nach außen. Im Innern mag es doch wohl anders sein und ein regeres politisches Leben geführt werden. Depeschen und Briefe kommen und gehen, ebenso wie die hervorragendsten Diplomaten des ehemaligen Kaiserreichs. In den letzten Tagen war der Marquis v. Lavalette zu Wilhelmshöhe im Schloß. Wie man hört, ist derselbe von hier über Brüssel ins deutsche Hauptquartier gereist. Daß dieser Diplomat ebenso wie seine Collegen hierhergekommen sind, nur um ihren Herrn und Meister zu begrüßen, ist nicht gut anzunehmen. Die Kaiserin hat ihr und ihres Sohnes Bild, welche sehr gut ausgefallen sein sollen, zum Neujahrsgeschenk geschickt.
- Ein junger Ulanenoffizier vom Rhein wird mit seinen Leuten nach einem in der Nähe von Amiens belegenen Orte zur Requisition von Pferden gesandt. Das Geschäft geht friedlich vor sich: der Offizier selbst kehrt bei dem Schwiegervater des Maire ein, mit dem er in Betreff eines Pferdes einig wurde, und in dessen Wohnung er die Nacht zubringen wollte. Der Hausherr, welcher allein war, setzte ihm zu essen vor, holte eine Flasche Wein, und blieb mit seinem freilich ungebetenen Gast, welcher in früher Jugend längere Zeit in Frankreich verweilt hatte und der Landessprache vollkommen mächtig war, im Gespräch beisammen, bis letzterer, ermüdet, zur Ruhe zu gehen wünschte, und um ein Nachtlicht bat. Der Andere antwortet: die auf dem Tisch stehende Lampe sei die einzige im Hause; wenn er ihn aber in einen benachbarten Laden begleiten wolle, werde er erhalten, was er brauche. Die Beiden gehen selbander aus, und indem sie einen unbebauten Platz überschreiten, faßt der Franzose, ein kräftiger Mann von 50 Jahren, plötzlich den Nichtsahnenden bei der Gurgel, wirft ihn zu Boden, ringt mit ihm um den Revolver und kniet ihm auf die Brust, indem er ihn zu ersticken sucht. Der Offizier ruft laut um Hülfe, während er alles aufbietet, sich seines Gegners zu entledigen. Einige seiner Leute hören sein Geschrei, eilen herbei und fassen den Menschen, dem es nicht mehr gelungen war, als Hülfe nahte, sich von seinem Opfer loszumachen. Man führte ihn nach dem Hause, welches die Mannschaft als Wache benutzte; im Eintreten ergreift er ein an die Wand gelehntes Gewehr und verwundet den Officier mit dem Bajonnett am Arme. Folge des meuchelmörderischen Attentats war seine sofortige Erschießung.
- Dem Briefe eines mecklenburgischen Freiwilligen im ersten Garderegiment zu Fuß, datirt aus Ecouen (vor Paris), 13. Jan., entnimmt die 'Voss. Ztg.' Folgendes: . . . Mir haben meine Heldenthaten gestern ein großes Avancement eingetragen; ich bin nämlich mit Ueberspringung des Gefreitengrades plötzlich und mit einem Male zum Unterofficier befördert. Das kam wie ein Blitz aus heiterm Himmel und zwar auf dem Felde, in der vorgeschobenen Vorpostenkette, bin ich zum Ritter geschlagen. so kann der Zufall mit dem Menschen spielen und selbst aus mir noch einen k. k. Garde-Unterofficier machen. Die Geschichte ging nämlich so vor sich: ich ging unsere Vorposten durch und hielt mich an einem detachirten Poster auf, um die Wirkung unsrer Granaten, das Einschlagen derselben in dem feindlichen Lager zu beobachten. Da kommt die ganze Suite unserer Officiere anmarschirt: Regiments- und Bataillons-Commandeure nebst Adjutanten und Compagnie-Officieren. Ich also herunter von meinem Observationsposten und stramm Front gemacht. Nach einer Weile naht sich mir der Regiments-Commandeur und redet mich mit äußerster Liebenswürdigkeit an, und es entspinnt sich zwischen uns folgendes Gespräch: O.-L.: Wie kommt es, daß sie jetzt noch als einjähriger Freiwilliger dienen? -Ich bin Kriegs-Freiwilliger, Herr Oberst-Lieutenant, kein Einjährig-Freiwilliger. - O.-L.: Waren sie sonst schon Soldat? - Ich: Ich war niemals dienstpflichtig, Herr Regiments-Commandeur, Mecklenburger von Geburt, looste ich mich frei von aller Militairpflicht. - O.-L.: Wie alt sind Sie denn schon? - Ich: Bereits 36 Jahre. - Er: Da sehe ich einen vortrefflichen Mann vor mir! Das ist brav, seinem Vaterlande so zu dienen! Was sind Sie, wo wohnen Sie? u. s. w. - Ich: Schriftsteller (Botaniker) habe meinen Aufenthalt in Berlin. - Er: Lebt Ihr Vater noch - was ist derselbe? - Ich: Mein Vater ist Geh. Hofrath; ob er noch lebt, weiß ich nicht: ein Greis von 83 Jahren kann jede Minute von hinnen scheiden; hat mit seinen 3 Brüdern die Freiheitskriege mitgemacht. Er: Es freut mich aufrichtig, sie kennen gelernt zu haben. - Mir herzhaft die Hand schüttelnd ging er davon mit seinem Gefolge. Nach hundert Schritten kehrt die ganze Gesellschaft um,, während ich ruhig wieder meine Beobachtungen anstelle und mein Hauptmann ruft mich: der Oberst-Lieutenant wolle mich noch einmal sprechen. Ich marschire also stramm auf ihn los und mache Front. Er redet mich sehr

[ => Original lesen: 1871 Nr. 9 Seite 3]

freundlich an: Der Hauptmann giebt Ihnen das beste Zeugniß; Sie sind tadellos im Dienste gewesen, ein guter Soldat. Wollen sie ein braver Unterofficier sein, kann ich mich darauf verlassen? - Ich: Zu Befehl, Herr Oberst-Lieutenant! - Er: Sie sind Unterofficier. - Herzhaft giebt er mir die Hand, das ganze Gefolge nach ihm und gratulirt. Sie gehen davon und ich bleibe als wirklicher k. k. Garde-Unterofficier höchst überrascht auf meinem Platze stehen. Ich kann offen gestehen, daß ich, wenn solches Avancement nach der Schablone gegangen, am liebsten der freiwillige Füsilier ohne alle Veränderung geblichen wäre. Aber die Art und Weise des Ritterschlags hat mich doch erfreut und angenehm berührt, und die Ueberspringung des Gefreitengrades hat mir Genugthuung gewährt. Anfangs fürchtete ich wohl, daß diese ganze außergewöhnliche Beförderung mir in der Compagnie Neid und Mißgunst eintragen möge; zu meiner Freude aber hat die ganze Compagnie dies Ereigniß mit ungeheuchelter Freude begrüßt und selbst eine Genugthuung darin gefunden. Der Dienst an und für sich wird sich nicht erleichtern - vielleicht schwieriger werden; einstweilen aber beim Feldwebel liegen etc.
- Einige lose Vögel in Aachen, der französischen Sprache mächtig, machten sich nach Brüssel und gaben sich dort für durchgebrannte französische Offiziere aus. Sie wurden mit offenen Armen aufgenommen, in den ersten Gasthöfen einlogirt und schließlich zur Weiterreise nach Frankreich jeder mit 30 Thalern beschenkt. Sie sackten das Geld ein und flogen wieder nach Aachen, wo sie das Geld verjubelten.
- In Smyrna wurde ein Wirth Haki Efendi hingerichtet, welcher ein Geschäft daraus gemacht hatte, Reisende in sein Haus zu locken, umzubringen und zu berauben. In seinem tiefen Hausbrunnen wurden nicht weniger als 18 Erdrosselte gefunden.
- Die hübschen Mädchen in einem Dörfchen bei H. interessirte die Nachricht am meisten, daß der König von Preußen Schatz-Anweisungen in Menge ausgebe. Sie kicherten viel und fanden es recht hübsch von, dem hohen Herrn, daß er den vielen preußischen Mädchen, die ihre Schätze in dem bösen, bösen Krieg verloren haben und auch allen andern in dieser männerarmen Zeit Anweisungen auf Schätze austheile. Sie meinten sogar, er solle es als neuer Kaiser in ganz Deutschland thun, aber sie wollten sich doch lieber ihre Schätze selber aussuchen, sie getrauten sich das; denn sie seien hübsch und ihre Mittel erlaubten ihnen das.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Thandorf belegene Büdnerstelle c. p. des Sattlermeisters Hans Jochen Holst daselbst giebt das Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg auf das am 24. d. Mts. abgehaltene Liquidations-Protocoll, nachdem die öffentliche gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hierdurch den Bescheid:
daß alle weder in dem Liquidationstermine am 24. d. Mts. noch bis jetzt angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht aufgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke Sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Von Rechts wegen!
Schönberg, den 25. Januar 1871.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuches über die zu Herrnburg belegene Büdnerstelle c. p. des Bäckermeisters Heinrich Schröder daselbst giebt das Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg auf das am 23. d. Mts. abgehaltene Liquidations-Protocoll, nachdem die öffentliche gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hiermit den Bescheid:
daß alle weder in dem Liquidationstermine, am 23. d. Mts. noch bis jetzt angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke Sowohl gegen den jetzigen als kündigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Von Rechts wegen!
Schönberg, den 24. Januar 1871.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Verkaufs-Proclam und Edictal-Ladung.
Zum öffentlichen meistbietenden Verkaufe der dem Käthner Johann Heinrich Gründer zu Grönau gehörigen, daselbst belegenen Käthner- und Meierstelle ist im Wege der Hülfsvollstreckung erster Termin auf den 15. Februar d. J., Mittags 12 Uhr, zweiter Termin auf den 15. März d. J., Mittags 12 Uhr, und dritter und letzter Termin auf den 12. April d. J., Mittags 12 Uhr, an hiesiger Gerichtsstelle angesetzt worden. Es werden daher Kaufliebhaber geladen, sich an den gedachten Tagen im Geschäftslocal des unterzeichneten Amtsgerichts einzufinden, daselbst der Publication der Verkaufsbedingungen und im dritten Termine des Zuschlages gewärtig zu sein.
Zugleich werden alle Diejenigen, welche dingliche Forderungen oder Ansprüche an die zu verkaufenden Grundstücke zu haben vermeinen, aufgefordert, solche bei Vermeidung der Ausschließung mit denselben in dem auf den 15. März d. J., Mittags 12 Uhr, angesetzten Professionstermine anzumelden und sofort gehörig zu bescheinigen.
Ratzeburg, den 4. Januar 1871.
Königlich Herzogliches Amtsgericht.
Sachau.
Bodmer.


Der Unterzeichnete erlaubt sich, hiemit zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, daß die allgemeine Haus-Collecte zum Besten Verwundeter und erkrankter Krieger im Felde bis zum gestrigen Tage die Summe von 1550 Thlr. Cour. eingebracht hat.
Bevor mit dieser Sammlung begonnen wurde, haben die nachstehend aufgeführten Herren die Güte gehabt, dem Unterzeichneten für die Zwecke der freiwilligen Krankenpflege zu übergeben:
1. der Herr Pastor prim. Kämpffer hieselbst 40 Taler (Mecklenburg)
2. der Herr Amtmann Kaiser zu Stove 50 Taler (Mecklenburg)
3. der Herr Rath Dr. Marung hieselbst 25 Taler (Mecklenburg)
4. der Herr Amtmann Drevs zu Bauhof-Schönberg 25 Taler (Mecklenburg)
5. der Herr Pastor Archivrath Masch zu Demern 5 Taler (Mecklenburg)
6. N. N. Taler (Mecklenburg) k
-------------------
Summa 150 Taler (Mecklenburg)
Dieser Gesammtbetrag von 1700 Thlr. Cour. ist gestern dem Landes-Delegirten Herrn Drost von Oertzen zu Feldberg übersandt worden. Die von dort erbetene Empfangsbescheinigung wird demnächst, das Verzeichniß der Gaben aus den einzelnen Ortschaften des Fürstenthums aber erst nach Beendigung der Sammlung mitgetheilt werden.
Da die Zahl derjenigen Geber, welche sich zu monatlichen Beiträgen verpflichtet, bis jetzt eine verhältnißmäßig nicht große ist, so werden dieselben hierdurch ergebenst ersucht, diese ihre Beiträge dem Unterzeichneten direct zugehen zu lassen, damit er sodann die Uebersendung nach Feldberg besorge.
Für die rege Theilnahme an dem begonnenen Liebeswerke sei allen verehrten gütigen Gebern hiermit der herzliche Dank ausgesprochen. Mögen auch ferner reichliche Gaben zur Förderung der guten Sache eingehen!
Schönberg, 29. Januar 1871.
Der Delegirte für die freiwillige Krankenpflege im Fürstenthume Ratzeburg.
C. v. Oertzen.


[ => Original lesen: 1871 Nr. 9 Seite 4]

Zu Ostern d. J. wird eine Aufnahme neuer Zöglinge in das Großherzogliche Schullehrer-Seminar hieselbst stattfinden und wird die Aufnahmeprüfung Donnerstag den 23. Februar d. J., von Morgens 8 Uhr an, abgehalten werden.
Bei der Aufnahme werden solche junge Leute, die im laufender Jahre ihr 18. Lebens Jahr zurücklegen, in erster Linie berücksichtigt werden.
Die Meldung, welche bis zum 15. Februar einzureichen ist, geschieht durch Einsendung eines von dem Seminar-Aspiranten selber angefertigten und geschriebenen Lebenslaufes, worin namentlich über den Gang der Vorbildung, den bisherigen Aufenthalt und die etwaige Dienststellung berichtet wird. Diejenigen Aspiranten, welche öffentliche Schulen in Städten besucht haben, haben ein Abgangszeugniß von der zuletzt besuchten Schule beizufügen. Außerdem ist von einem Jeden beizuringen: ein Taufschein, ein Zeugniß des competenten Physicus über die gesunde Beschaffenheit der Brust, des Gesichts und Gehörs; ein von dem betreffenden Prediger ausstellendes Zeugniß über sittliche Befähigung und untadelhafte Führung; endlich eine vom Vater oder Vormunde vollzogene, von der Ortsobrigkeit beglaubigte Bescheinigung über das Vorhandensein der erforderlichen Geldmittel zur Bestreitung des Pensionsgeldes - 5 Rthlr. Gold Eintrittsgeld und jährlich 25 Thlr. Crt. - auf drei Jahre.
Mirow, den 21. Januar 1871.
Beckström, Seminar-Director.


Am 17. d. M., Vormittags 10 Uhr, starb auf den Höhen von Luze, unweit Belfort, mein innig geliebter Sohn, Schwiegersohn, Bruder und Schwager, der Königl. Preuß. Hauptmann im 3. Artillerie-Regiment (General-Feldzeugmeister), Commandeur der 2. leichten Reserve-Batterie, Otto Fischer, den Tod für König und Vaterland. Ein Granatsplitter, der ihn mitten ins Herz traf, machte seinem Leben augenblicklich ein Ende.
Um stilles Beileid bittend zeigen theilnehmenden Verwandten und Bekannten dies ergebenst an die trauernden Hinterbliebenen.
Markendorf, Woldegk, Gr. Dratow, den 25. Januar 1871.


Gesucht wird zu Ostern ein Knabe rechtlicher Eltern zur Erlernung der Müllerei von H. Rocksien, Lockwischer-Mühle.


Von der Sparcasse des Schweriner Vorschuß-Vereins bin ich beauftragt, Gelder von 16 ßl. an bis zu jeder beliebigen Summe anzunehmen, mit vier pro Cent jährlich zu verzinsen und Pöste bis 5 Thlr. sofort, bis 100 Thlr. nach dreimonatlicher und über 100 Thlr. nach sechsmonatiger Kündigung zurückzuzahlen; alles ohne sonstige Kosten. Da der Schweriner Vorschuß-Verein über tausend Mitglieder zählt, die Jeder für die eingezahlten Gelder haften, so hat derselbe als durchaus sicher allseitig Vertrauen gefunden.
Schönberg, im Januar 1871.
Kindler. Advokat.


Club im Hause des Herrn Aug. Spehr am Mittwoch den 8. Februar. Mittagessen um 3 Uhr.


Donnerstag den 2. d. Mts. ist in meinem Weinlocale "geschlossene Gesellschaft".
Bernh. Drenkhahn.


Ein kräftiger, gewandter Junge - am liebsten vom Lande - wird zu Ostern gesucht zur Erlernung der Gärtnerei von Carl Sörensen, Handelsgärtner.


Zur Verschneidung von Alleen, Obstbäumen, Weinstöcken etc. empfiehlt sich der Unterzeichnete, und ersucht ergebenst diejenigen geehrten Herrschaften, Besitzer u. s. w. , die geneigt sind, ihm selbiges übertragen zu wollen, ihn freundlichst binnen Kurzem davon in Kenntniß zu setzen.
Hochachtungsvoll
Carl Sörensen, Handelsgärtner.


Zu verkaufen ein neues Harmonium (kleine Orgel), passend für kleine Kirchen oder Schulen bei O. J. F. Soltau, Instrumentenmacher in Ratzeburg.


Knaben, welche zu Ostern d. J. das hiesige Gymnasium oder die Domschule besuchen sollen, finden bei mir freundliche Aufnahme, sowie Anleitung und Nachhülfe bei ihren Schularbeiten.
Auch nehme ich Anmeldungen neuer Schüler für die unter meiner Leitung stehende Domschule zum Ostertermine schon jetzt entgegen.
J. H. Voß. Lehrer.
Domhof-Ratzeburg, den 19. Jan. 1871.


MOGUNTIA, Feuer-Versicherungs-Gesellschaft in Mainz.
Wir erlauben uns hiemit die ergebene Anzeige zu machen, daß wir dem Herrn A. Schwiesow in Schönberg die Vertretung unserer Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg übertragen haben.
Mainz, den 20 Januar 1871.
Die Direction.
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Auf obige Annonce bezugnehmend, empfehle ich mich zur Annahme von Versicherungen gegen Feuersgefahr auf Gebäude, Mobilien, landwirtschaftliche Gegenstände, Waaren etc. zu billigen Prämien.
Schönberg, den 23. Januar 1871.
A. Schwiesow.


Vom 23. Januar bis Mitte Februar diesjähriger Ausverkauf bei Ludwig Wendt, Lübeck.


Meteorologische Beobachtungen.
Jan.
1871.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
27.
28.
29.
30.
38.60
38.09
40.96
42.42
-8.0
-1.5
-8.0
-10.5
-0.6
-0.2
-4.0
-6.5
ONO
ONO
ONO
ONO
1
1
1
1
trübe.
-
heiter.
-

Am 27. und 28. auf 1 []' 8 und 2 Cbkz. Schnee.


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen17 1/2 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 - 12Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/2 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 - 11Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken11 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 7 und eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1871 Nr. 9 Seite 5]

Beilage zu den Wöchentlichen Anzeigen
für das Fürstenthum Ratzeburg

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Bilanz

des

siebenzehnten Rechnungsjahres

der

Mecklenburgischen Lebensversicherungs= und Spar=Bank

vom

1. Januar bis 31. Dezember 1870.

 

Vignette

[ => Original lesen: 1871 Nr. 9 Seite 6]

Das unterzeichnete Direktorium der Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank bringt den Abschluß des soeben vollendeten siebenzehnten Rechnungsjahres der Bank hiedurch zur öffentlichen Kenntniß:

[Tabelle siehe Originalabbildung]

[ => Original lesen: 1871 Nr. 9 Seite 7]

Verlust- und Gewinn-Konto.

[Tabelle siehe Originalabbildung]

Vertheilung des Gewinns.

[Tabelle siehe Originalabbildung]

[ => Original lesen: 1871 Nr. 9 Seite 8]

Die Übersicht über den Umsatz und die Bestände dieses siebenzehnten Rechnungsjahres zur Vergleichung mit demjenigen der beiden voraufgegangenen Jahre ist folgende:

Umsatz und Bestände

[Tabelle siehe Originalabbildung]

Zusammenstellung der Sicherheits=Fonds und Reserven.

[Tabelle siehe Originalabbildung]

Schwerin, den 15. Januar 1871.

Mecklenburgische Lebensversicherungs- und Spar-Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director. C. L. F. Soltau, General-Agent.


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