No. 8
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 27. Januar
1871
einundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1871 Nr. 8 Seite 1]

Mit der heutigen Nummer wird Nr. 1 bis 3 des Bundesgesetzblattes versandt.


- Seitdem mit dem Beginne des neuen Jahres unsere Verstärkungen auf den verschiedenen Kriegstheatern größtentheils angelangt waren, hat der Kampf einen neuen und nach menschlicher Voraussicht nunmehr entscheidenden Charakter gewonnen. Die zwei Wochen vom 6. bis 20. Januar gehören zu den ereignißreichsten des ganzen Feldzuges. Seit den Schlachten vor Metz und bei Sedan sind niemals so gewaltige Schläge rasch auf einander gefolgt, niemals so ersichtlich glänzende Erfolge in der Feldaction errungen worden. Der Siegeszug des Prinzen Friedrich Carl von Vendome bis Le Mans am 6. bis 12. Januar, welcher mit der Auflösung der Chanzy'schen Armee und dem fluchtartigen Rückzuge ihrer Corps, theils nach Alencon im Norden, theils nach Laval und Rennes im Westen endigte; ferner die glänzende Vertheidigung der Positionen südwestlich von Belfort durch den General v. Werder am 15. bis 17. Januar, wo Bourbaki mit vierfacher Uebermacht unsere Linien vergeblich zu durchbrechen suchte und endlich in eiligem Rückzuge vor den über Gray und Dijon heranrückenden Pommern und Westphalen sich retten mußte; zuletzt der schöne Sieg des Generals v. Göben gegen die Nordarmee am 18.-20. Januar, den er gleich Werder noch vor der Ankunft der Hülfscorps der zweiten Armee gegen einen dreifach stärkeren Feind erfocht - diese heldenmüthigen Thaten legen vor aller Welt das Zeugniß ab, daß die deutschen Krieger an zäher Ausdauer, an beharrlicher Kraft eben so unübertroffen sind, wie an todesmuthiger Tapferkeit. Die Anstrengungen so vieler Monate haben ihre Energie an keiner Stelle gelähmt. Vielmehr scheinen mit der Dauer des Kampfes und der Schwierigkeit der Aufgaben ihre Leistungen noch gewachsen zu sein. Das ist ein Heer von Veteranen, so glänzend ausgestattet mit allen kriegerischen Tugenden, wie es die Welt nie großartiger gesehen hat. Das sind Führer so hervorragend durch strategische Einsicht und rasche Entschlossenheit, wie sie in so großer Zahl wohl selten als zuverlässige Werkzeuge dem großen Kriegsplane eines genialen Leiters gedient haben.
- Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt! heißt es von den Bayern. Sie sind die Jüngsten im neuen deutschen Reiche. Am 21. Januar haben die Abgeordneten in München die Verträge mit dem nordd. Bunde mit 102 gegen 48 Stimmen angenommen und sind in das deutsche Reich eingetreten. Die sonderbaren Männer, die sich Patrioten nennen, wehrten sich bis zum letzten Mann und wären nicht ein paar krank geworden und Einer ausgetreten, wer weiß, wie es stünde. Die Bewegung während und nach der folgenreichen Abstimmung war groß und tief und in das dreimalige Hoch auf den König stimmten schließlich Alle, Freunde und Gegner der Verträge, kräftig ein. Präsident Weiß ertheilte der ernsten Stunde tiefergriffen gleichsam seinen Segen. "Das Werk", das wir soeben vollendet, wird die schönsten Früchte tragen, einen für die deutsche Nation ehrenvollen Frieden, herzliche Eintracht unter den deutschen Völkern und Stämmen und unter den Parteien. Wir tragen unsern Zoll ab dem gesammten Vaterlande und unserm engern Vaterlande; denn nur wenn die Einzelstaaten blühen, fördern sie das Gesammtwohl."
- Die Times erhält folgendes Telegramm aus Versailles vom 24. d.: Favre ist mit Capitulationsvorschlägen (24. Jan.) hier eingetroffen; er verlangt den Abzug der Garnison mit allen militairischen Ehren. Favre hat bereits den Grafen Bismarck gesprochen. Trochu ist krank, Vinoy commandirt. Die französischen Forderungen erscheinen unzulässig; die Feststellung der Bedingungen wird Zeit erfordern.
- Die Festung Longwy hat am 25. Jan. capitulirt; 4000 Gefangene und 200 Geschütze sind dabei genommen.
- Die Berufung des allgemeinen deutschen Reichstags ist jetzt auf den 9. März, der Tag der Wahl auf den 3. März festgesetzt. Der Bundesrath wird voraussichtlich zum 20. Februar berufen.
- Die Mitglieder der jetzt in London ohne einen Vertreter Frankreichs tagenden Conferenz wegen der Schwarze-Meer-Frage sollen übereingekommen sein, ausschließlich diese Frage zum Gegenstande ihrer Berathungen zu nehmen.
- Aus Versailles wird gemeldet, daß Graf Bismarck nunmehr an Stelle des bisherigen Titels 'Bundeskanzler' den Titel 'Reichskanzler' führt.
- Die Times knüpft an die Behauptung, daß Graf Bismarck seit dem 24. eine vollständige Annahme der deutschen Friedens-Bedingungen seitens der Kaiserin Eugenie unter Zustimmung des Kaisers Napoleons besitze, Betrachtungen, welche Bedenken gegen die Unterstützung der Wiedereinsetzung des Kaiserreichs durch Deutschland Ausdruck geben. Von anderer Seite verlautet hierüber nichts.
- Die Sympathien für Napoleon wachsen in Frankreich, so mehr sie für Gambetta abnehmen. Das Volk ist seiner eisernen Dictatur herzlich satt und sehnt sich nach Frieden. Man hört Stimmen: laßt die Großmäuler in Paris, die an keinen Gott glauben, machen, was sie wollen. Wir rufen Napoleon, daß er Frieden schließe, und unser Land nicht vollends zu Grunde gehe.
- Daß die besitzende Classe in Paris, die freilich in einer großen Minderheit in Paris weilt, für baldigen Frieden ist, geht aus mehreren Briefen und Documenten hervor. In einem Ballonbriefe heißt es u. A.: "Die Stadt ist sehr ruhig, was sich sehr leicht erklären läßt; die ganze Bevölkerung ist bis an die Kehle gefüllt mit Lebensmitteln und Geld, sie ist von dem Miethzins völlig befreit. Das ist Alles, was sie verlangt. Die ehrlichen Leute verlangen nach Frieden und sind die größten Gegner der Ementen; sie warten auf einen Erretter." - So lange die große Masse noch zu essen hat und ihren täglichen Sold wie die Nationalgarde, 3 Fr. pro Tag, erhält, liegt es im Interesse dieser Leute, die nie bessere Zeiten gesehen haben, zum Widerstande hinzudrängen. An dem Tage, an welchem Trochu den Wünschen der großen Masse nicht mehr nachkomme, wird er als Verräther seines Postens enthoben und die Herren Flourens und Consorten

[ => Original lesen: 1871 Nr. 8 Seite 2]

mögen alsdann die Zügel ergreifen. Diese Leute ohne Besitzthum sehen mit ungeheurem Gleichmuth und Hohn auf das Unglück herab, welches die Einwohner von Paris durch das Bombardement erleiden. Läge es allein in der Hand von Trochu und Favre, sie würden vielleicht die Hand zum Frieden bieten, allein der vielköpfige Haufe, der nichts zu verlieren hat, tritt ihren Entschlüssen in jedem Augenblicke hindernd in den Weg. Dies ist der Hauptgrund, warum man schwer einen Termin angeben kann, an welchem Paris seine Thore uns öffnen wird; nur der Hunger wird der entscheidende Hauptfactor sein.
- Aus Baden wird geschrieben: Es soll wirklich beabsichtigt gewesen sein, Garibaldi mit seinen Leuten einen Einfall in den badischen Schwarzwald versuchen zu lassen; aber man hat diesen abenteuerlichen Plan aufgegeben. Als Jemand Garibaldi sagte, "die Schwierigkeit läge nur darin, hineinzukommen", soll Garibaldi geantwortet haben: "die Schwierigkeit ist die, wieder von dort herauszukommen."
- Gambetta hat den Parisern fortwährend die lächerlichsten Fabeln aufzubinden. Dies geht aus einem Schreiben des Chefredacteurs des Pariser 'Gaulois' hervor, der an eine Brüsseler Zeitung schreibt: "Wir sind derart mit guten Nachrichten gesättigt, daß es fast unglaublich erscheint, und doch müssen wir uns vor der Wahrheit beugen. Wir werden also befreit werden. Frankreich ist überall siegreich, und bald werden wir uns wiedersehen, nachdem wir alle Barbaren aus Frankreich verjagt haben. Es ist kein Zweifel mehr vorhanden, welch immenses Glück!"
- Gambetta nöthigt die Franctireurs zum Eintritt in die Armee.
- Ungewarnt ist Napoleon nicht in's Unglück hineingerannt. Sein Militairbevollmächtigter Stoffel in Berlin war klüger als sein Name und hat den Kaiser vor dem preußischen Heer und Volk nachdrücklich gewarnt. "Auf der einen Seite eine lebenskräftige, energische unterrichtete Nation, wie keine andere in Europa, allerdings jeder liebenswürdigen und hochherzigen Eigenschaften baar, aber mit den tüchtigsten Eigenschaften ausgestattet, ehrgeizig bis zum Übermaß, ohne Gewissensscrupel, kühn und seit langer Zeit für das Militairregiment dressirt. Auf der andern Seite ein Mann, der 20 Jahre lang als Prinz und 10 Jahre als Regent und König alle seine Sorgfalt auf die Armee verwende und sich aus derselben ein furchtbares Instrument geschaffen hat." - "Hüten wir uns, in Frankreich zu glauben, daß wir es mit österreichischen Soldaten zu thun haben werden. Die preuß. Armee wird uns mit einer Kraft, mit einer Kühnheit und Kriegswissenschaft entgegentreten, die wir in Italien (1859) nicht gefunden haben. Ob die preuß. Truppen ihre regelrechte Manövrirfähigkeit vor dem Elan unserer Truppen beinhalten werden, weiß ich nicht; gegen die Oesterreicher ist uns der ungeordnete, ungestüme Angriff geglückt, die Sache kann aber anders ausfallen, wenn wir mit festen Truppen, wie die Preußen, es zu thun haben." So schreibt Stoffel in den geheimen Papieren, die in St. Cloud gefunden worden sind.
- Der Times-Correspondent im Hauptquartier des Großherzogs von Mecklenburg: "Seitdem ich den preußischen Armeen folge, habe ich nie einen schlagenderen Beweis von der absoluten Unfähigkeit der neuen französischen Aushebungen gesehen, als im Walde bei Connerre. Die Stellung - dichtes Unterholz mit schmalen Wegen und tiefen Gräben - wäre in der Hand weniger entschlossener Männer fast uneinnehmbar gewesen, aber sie wurde so gut wie garnicht vertheidigt. Amerikanische Rothhäute oder Neuseeländer hätten mehr geleistet. Es ist peinlich, so über ein Volk zu schreiben, das sich das kriegerischste von der Welt dünkte. Die letzten Rekrutenaushebungen sind für militairische Zwecke unbrauchbarer als Alles, was bisher mit den Deutschen in Berührung gekommen ist. Auf dem Schlachtfelde sah ich weit umher die Todten wie Schafe liegen. An der Hecke eines kleinen Ackers zählte ich 18 todte Franzosen gegen einen einzigen Deutschen. Ohne Zweifel waren sie in der Front oder im Rücken überrascht worden. Schlecht geführt, wie sie sind, werden sie die leichte Beute eines Ueberfalls. Durch das dichte Holz rücken die Deutschen, ohne ein Schuß zu thun und auf ihre auf's Gerathewohl gegebenen Salven zu antworten, auf sie los, eröffnen dann, wenn sie nahe genug sind, aus einer Richtung, wo man sie nicht vermuthet, ein wohlgenährtes Feuer und stürzen alsdann mit jenem demoralisirenden Hurrah, bei dem die Herzen der armen Mobilen vor Entsetzen beben, auf sie ein. Wie es scheint, warteten die Mobilen hier gar nicht das feindliche Feuer ab; die dicht liegenden Leichen gehörten, wie in den Gefechten bei Orleans fast nur der Linie an; Mobile sieht man selten anders, als Gefangene. Die Richtung ihrer Flucht war an den unzähligen Spuren zu erkennen, die wie Hasenspuren im Schnee leicht zu erkennen waren. Von allen Seiten sah man diese Spuren nach dem Punkt zusammenlaufen, wo der einzige Ausgang war; hier sah man Chassepots, Gewehre, Mäntel, Tornister in ganzen Haufen liegen. Gestern sah ich ein ganzes Bataillon Mobiler, an die 1000 Mann, die mit allen ihren Offizieren sich ergeben hatten. Viele Gefangene machen durchaus keinen Hehl aus ihrer Freude, daß sie auf diese Weise Kopf und Kragen in Sicherheit gebracht haben; einer war darüber vor Jubel förmlich außer sich. Unter lautem Lachen schüttelte er den deutschen Soldaten die Hände, als ob sie die besten Freunde wären.
- Ueber die Ausdauer und Schnelligkeit unserer Truppen im Marschiren schreibt ein englischer militairischer Berichterstatter beim Prinzen Friedrich Carl: Innerhalb 24 Stunden vom 16. bis 17. December legte das 9. Corps einen Weg von 12 preußischen Meilen zurück, eine in der Kriegsgeschichte gewiß einzig dastehende Leistung, wenn man bedenkt, daß die Hälfte für ein Corps von Infanterie, Cavallerie und Artillerie sehr viel ist.
- Unter den in den Gefechten, die mit der Einnahme von le Mans zusammenhängen, Gefallenen befindet sich auch der nach dem dänischen Feldzuge wegen seiner Tapferkeit oft genannte Artilleriehauptmann Stoephasius.
- Der General-Lieutenant v. Rosenberg-Gruszczinski, vor Jahren Commandeur des Strelitzer Bataillons, ist am 10. Jan. an Stelle des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin zum General-Gouverneur von Rheims ernannt worden.
- Man zerbrach sich den Kopf, welche Devise man in das neue Grafenwappen des Generals v. Moltke setzen sollte und schlug endlich vor: Echt und Recht, Rath und That. Nein, sagte König Wilhelm, passender ist: 'Erst wägen, dann wagen.' Und so geschah's.
- England will die Mitrailleuse in seine Armee einführen. Die bestellten 360 Stück dieser Waffe werden in Nordamerika angefertigt.
- Eine preußische Pickelhaube war seit einigen Tagen in der Pesther Dorotheagasse in einer Huthandlung ausgestellt mit einem Zettel auf welchem die Worte standen: "Bei Orleans von den Franzosen erbeutet." Neulich trat ein Preuße in das Gewölbe und verlangte die Pickelhaube zu kaufen. Man antwortete ihm, dieselbe sei nicht käuflich; der Preuße jedoch ließ nicht ab und wollte den Preis wissen. Man nannte endlich 20 fl., worauf er den Kaufpreis sofort hinlegte und sich mit der sein Nationalgefühl verletzenden Trophäe entfernte.
- In Paris haben die Wäscherinnen in Ermangelung des Brennmaterials ihr Geschäft eingestellt. Seit 14 Tagen haben die Angestellten in der Post und in den Ministerien keine Servietten und Handtücher mehr erhalten.
- Der Vesuv speit seit einigen Tagen Feuer und Flammen, sein Ausbruch bot am 12. Januar ein prachtvolles Schauspiel dar.
- Ein Commis in Debreczin fährt um Mitternacht aus tiefem Schlaf empor: Hat's nicht geklopft? - Ja, da pochts wieder am Fenster - Was ist? - Auf, aber schnell! - Der Commis öffnet und prallt zurück, da draußen stehen zwei Husaren, der eine hält ihm die Pistole vor und sagt: Rasch den Brief her, den ein Fräulein Ihnen gestern geschrieben hat - oder! - Der Commis holt den Brief und langt ihn hinaus. Gottlob, es ging gut ab! Ein Eifersüchtiger jedenfalls! - Andern Tags erhielt er folgenden Brief: "Sie waren so unritterlich, mit der Liebe eines Mädchens zu prahlen und ihren Brief herumzuzeigen. Heute Nacht habe ich mir mit Hülfe einer Freundin meinen Brief wieder geholt. Die Pistole war von - Chocolade, Rosa."

[ => Original lesen: 1871 Nr. 8 Seite 3]

Anzeigen.

Bekanntmachung.
Auf Antrag des Extrahenten, Hufners Wulff zu Giesendorf, ist das Subhastationsverfahren über das dem Bürger Heinrich Johannsen hierselbst gehörige, in der Barackenstraße unter Nr. 217 belegene Wohnhaus eingestellt und der auf den 6. Februar 1871, Mittags 12 Uhr, anberaumte zweite Verkaufs- und Anmeldetermin von Forderungen, sowie der auf den 6. März 1871, Mittags 12 Uhr, an hiesiger Gerichtsstelle anberaumte dritte Verkaufstermin des Johannsen'schen Grundstücks aufgehoben.
Ratzeburg, den 13. Januar 1871.
Königlich Herzogliches Amtsgericht.
Sachau.
Bodmer.


Holzverkauf.
Es sollen gegen gleich baare Zahlung meistbietend verkauft werden:
am Dienstag den 31. Januar im Garnsee bei Ziethen unter den bekannten Bedingungen;

38 1/2 Faden buchen Kluft- und Olmholz,
16 Faden tannen Kluft- und Knüppelholz,
und bei freier Concurrenz
48 Cavelinge buchen Durchforstungsholz.
Versammlung der Käufer Morgens halb 10 Uhr am Schlagbaum des Garnsee.
Am Donnerstag den 2. Februar in den Hohenmeiler Tannen unter den bekannten Bedingungen
60 Faden tannen Kluft- und Knüppelholz.
Versammlung der Käufer Morgens halb 10 Uhr beim Hohenmeiler Forsthofe.


Vermischte Anzeigen.

Vom 1. Februar c. ab werden auf der Beschälstation Schönberg zur Benutzung des pferdezüchtenden Publikums die Großherzoglichen Landbeschäler
Kihg Nero,
Waidemuth,
Y. Nero,
Badminton
aufgestellt sein.
Neustrelitz, den 15 Januar 1871.
Großherzogl. Marstall-Amt.


Von der Sparcasse des Schweriner Vorschuß-Vereins bin ich beauftragt, Gelder von 16 ßl. an bis zu jeder beliebigen Summe anzunehmen, mit vier pro Cent jährlich zu verzinsen und Pöste bis 5 Thlr. sofort, bis 100 Thlr. nach dreimonatlicher und über 100 Thlr. nach sechsmonatiger Kündigung zurückzuzahlen; alles ohne sonstige Kosten. Da der Schweriner Vorschuß-Verein über tausend Mitglieder zählt, die Jeder für die eingezahlten Gelder haften, so hat derselbe als durchaus sicher allseitig Vertrauen gefunden.
Schönberg, im Januar 1871.
Kindler. Advokat.


Für unsere Soldaten in Frankreich und jetzt zunächst für deren zurückgelassenen Frauen und Kinder, haben wir noch erhalten:
1) aus Petersberg vom Hauswirth Beckmann 2 T. und vom Hauswirth Oldörp 2 T.;
2) aus Schönberg vom Pferdehändler A. Kniep 2 T., und
3) aus Sülsdorf vom Arbeitsm. Klatt 2 P. Strümpfe und 2 P. Pulswärmer.
Wir bitten um fernere gütige Beiträge.
Schönberg, den 26. Januar 1871.
Die acht Hauswirthe und zwei Schönberger Bürger.


Ein kräftiger, gewandter Junge - am liebsten vom Lande - wird zu Ostern gesucht zur Erlernung der Gärtnerei von Carl Sörensen, Handelsgärtner.


Knaben, welche zu Ostern d. J. das hiesige Gymnasium oder die Domschule besuchen sollen, finden bei mir freundliche Aufnahme, sowie Anleitung und Nachhülfe bei ihren Schularbeiten.
Auch nehme ich Anmeldungen neuer Schüler für die unter meiner Leitung stehende Domschule zum Ostertermine schon jetzt entgegen.
J. H. Voß. Lehrer.
Domhof-Ratzeburg, den 19. Jan. 1871.


Feuerversicherungsbank für Deutschland zu Gotha.
Zufolge der Mittheilung der Feuerversicherungsbank für Deutschland zu Gotha wird dieselbe nach vorläufiger Berechnung ihren Theilnehmern für 1870 ca. 73 Procent ihrer Prämieneinlagen als Ersparniß zurückgegeben.
Die genaue Berechnung des Antheils für jeden Theilnehmer der Bank, sowie der vollständige Rechnungsabschluß derselben für 1870 wird am Ende des Monates Mai d. J. erfolgen.
Zur Annahme von Versicherungen für die Feuerversicherungsbank bin ich jederzeit bereit.
Schönberg, den 6. Januar 1871.
Chr. Schrep, Agent der Feuerversicherungsbank f. D.


Zu verkaufen ein neues Harmonium (kleine Orgel), passend für kleine Kirchen oder Schulen bei O. J. F. Soltau, Instrumentenmacher in Ratzeburg.


F. Schlüter in Ratzeburg empfiehlt zu billigsten Preisen seine Fabrikate, wie:
Selters, Sodawasser und Brauselimonade angelegentlichst.
Niederlage hält zu Fabrikpreisen Aug. Spehr in Schönberg.


Grüne Koch-Erbsen empfiehlt A. Wigger.


2 bis 3 Kinder vom Lande, die die hiesige Schule zu besuchen wünschen, können bei mäßigem Kostgeld in einer bürgerlichen Familie freundliche Aufnahme finden. Näheres in der Exped. d. Bl.


Am Montag den 16. Januar sind vier Ellen weiß heeden Leinen in Schönberg von einem Knecht verloren worden. Der Finder wird ersucht, dieselben in der Expedition d. Bl. abzugeben.


Verloren von Lübeck nach Rünz eine Stange starkes vierkantiges Eisen. Der Finder wird gebeten, sich beim Productenhändler Meiburg in Kl. Mist zu melden.


Zur Verschneidung von Alleen, Obstbäumen, Weinstöcken etc. empfiehlt sich der Unterzeichnete, und ersucht ergebenst diejenigen geehrten Herrschaften, Besitzer u. s. w. , die geneigt sind, ihm selbiges übertragen zu wollen, ihn freundlichst binnen Kurzem davon in Kenntniß zu setzen.
Hochachtungsvoll
Carl Sörensen, Handelsgärtner.


Ich mache hiedurch bekannt, daß ich meine Schankwirthschaft nicht mehr fortsetzen werde.
Holländerwittwe Hamann in Demern.


Die berühmte preisgekrönte Anilin-Dinte von C. Haselhorst in Dresden in
1/1 1/2 1/4 und 1/8 Flaschen

à 10 Sgr. 6 Sgr. 3 Sgr. 2 Sgr.
ist nur allein ächt zu haben bei J. P. Bade.


[ => Original lesen: 1871 Nr. 8 Seite 4]

MOGUNTIA, Feuer-Versicherungs-Gesellschaft in Mainz.
Wir erlauben uns hiemit die ergebene Anzeige zu machen, daß wir dem Herrn A. Schwiesow in Schönberg die Vertretung unserer Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg übertragen haben.
Mainz, den 20 Januar 1871.
Die Direction.
-----------------
Auf obige Annonce bezugnehmend, empfehle ich mich zur Annahme von Versicherungen gegen Feuersgefahr auf Gebäude, Mobilien, landwirtschaftliche Gegenstände, Waaren etc. zu billigen Prämien.
Schönberg, den 23. Januar 1871.
A. Schwiesow.


Es ist in der Natur des Alters begründet, daß auch die Athmungsorgane durch trägeren Blutumlauf, Schleimanhäufung u. s. w. theilweise ihren Dienst versagen. Dadurch entstehen Kurzathmigkeit, Verschleimung, chronische Katarrhe und ähnliche Unannehmlichkeiten. Es giebt aber ein sehr natürliches, einfaches Mittel, um sich von diesen fatalen Beschwerden möglichst zu befreien. Ein solches Mittel, welches die Lunge anfeuchtet, die Trockenheit mildert, den Schleim löst, ist der bekannte L. W. Eger'sche Fenchelhonig-Extract, erfunden und allein fabricirt von L. W. Egers in Breslau, und nur echt zu haben beim Buchbinder Sievers in Schönberg.


Im Ausverkauf empfehle bunte breite Seidenbänder für Landleute à Elle 8 ßl., Werth 16 ßl., schwarze Brocat-Bänder à Elle 4 ßl., gestickte bunte seiden Tücher 2 1/2 Thlr., schwarz seiden Umschlagtücher sehr billig, wollene Umschlag- und kleinere Tücher, Buckskin und Tuch à 16 ßl. billiger wie früher, Düffel, Biber, Leinen Handtuchdrell, alle Arten Futter und viele Sachen mehr.
Ludwig Creutzfeld.


Vom 23. Januar bis Mitte Februar diesjähriger Ausverkauf bei Ludwig Wendt, Lübeck.


Fleischmühlen, Wurststopfmaschinen, Wringmaschinen, Rübenschneidemaschinen, Plättmaschinen, Waagen, nebst Gewichte aller Art etc. empfiehlt billigst Heinr. Pagels Lübeck, Breitestraße beim Markt 945.


Dr. Pattisons Gichtwatte.
Das bewährte Heilmittel gegen Gicht und Rheumatismen aller Art, als: Gesichts-, Brust-, Hals- und Zahnschmerzen, Kopf-, Hand-, und Kniegicht, Gliederreißen, Rücken- und Lendenweh u.s.w. In Paketen zu 12 Schill. und halben zu 7 Schill. bei Wilh. Heincke.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren:
14. Jan. Dem Tischlermeister Fick hieselbst eine Tochter.
15. Jan. Dem Zimmergesell Freitag vor Schönberg ein Sohn.
21. Jan. Ein Unehelicher Sohn in Rupensdorf.
22. Jan. Dem Arbeitsm. Eggert vor Schönberg eine Tochter.
Dem Arbeitsm. Boye vor Schönberg eine Tochter.
23. Jan. Dem Schlossermeister Hagen vor Schönberg ein Sohn.

Gestorben:
20. Jan. Johann Peter Friedrich Müller, verwittw. Schustermeister hieselbst, 67 J. 6 M. alt.
Joachim Heinrich Kreutzfeldt, Arbeitsm. hieselbst, 68 J. 3 M. alt.
22. Jan. Wilhelm H. J. J. H. Lüders in Niendorf, 1 J. 6 M. alt.
25. Jan. Hans Jochen Baars, verw. Hausw. zu Niendorf, 87 J. 8 M. alt.

Copulirt:
13. Jan. Johann Christian Jacobs, Arbeitsm. vor Schönberg, und Marie Sofie Elisabet Bornemann zu Lockwisch.
17. Jan. Hans Joachim Werner, Arbeitsm. hieselbst, und Anna Catharina Marie Arndt (aus Selmsdorf) hieselbst.
24. Jan. Johann Friedrich Ernst Reich aus Kuttlau, Arbeitsm. hieselbst, und Sofia Maria Elisabet Alten hieselbst.
Johann Christian Timmermann aus Bresahn, Schäfer zu Dargow, und Wilhelmine Christiane Maria Fahl hieselbst.

Sonntag den 29. Januar.
Vormittags-Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags-Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Meteorologische Beobachtungen.
Jan.
1871.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
24
25.
26.
40.19
38.98
37.03
-7.2
-5.3
-3.2
-2.8
-1.9
-3.2
ONO
ONO
ONO
0
1
1
bedeckt.
trübe.
heiter.

Am 26. auf 1 []' 16 Cubikz. Schnee.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.12 - 13 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.13 1/2 - 14 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.36 - 44 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.30 - 34 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 20 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.12 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.5 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St.28 - 36 Schilling (Mecklenburg),
Flickgans d. St.24 - 30 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.10 Schilling (Mecklenburg),
Schweinskopf d. Pf.6 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Eier 4 - 5 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen17 1/2 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 - 12Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/2 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 - 11Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken11 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Hiezu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1871 Nr. 8 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 8 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 27. Januar 1871.


Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Behörde ist von der hohen Großherzoglichen Landes-Regierung beauftragt worden, hiedurch zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, daß die Wählerlisten in den einzelnen Gemeinden auszulegen sind. Demgemäß werden dieselben vom 29. d. M. an nicht in den am 19. Januar bekanntgemachten Localen, sondern vielmehr in den einzelnen Ortschaften und zwar in den Wohnungen der Ortsvorstände, wie dies noch in ortsüblicher Weise bekannt gemacht werden wird, ausliegen.
Schönberg, den 26. Januar 1871.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen. C. v. Oertzen.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD