No. 99
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. Dezember
1870
vierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1870 Nr. 99 Seite 1]

Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 30. v. M. wird auf Befehl der hohen Landes-Regierung zu Neustrelitz zur allgemeinen Kunde gebracht, daß nunmehr auch das einstweilen, zur Verhütung der Einschleppung der Rinderpest, noch aufrecht erhaltene Verbot der Ein- und Durchfuhr von lebendem und todtem Rindvieh aus dem Großherzogthume Mecklenburg-Schwerin über die diesseitige Landesgrenze, ebenso wie alle übrigen Maßregeln gegen die Einschleppung der Rinderpest, aufgehoben worden ist.
Schönberg, den 11. December 1870.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen. C. v. Oertzen.


Nachdem am heutigen Tage die halbmonatlichen Unterstützungsgelder an die bedürftigen Familien der einberufenen Reservisten und Landwehrmänner des hiesigen Fürstenthums ausbezahlt worden, wird hiedurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die nächste halbmonatliche Zahlung dieser Gelder am Dienstag den 20. December d. J., Morgens 9 Uhr, in der Wohnung des mitunterzeichneten Assessor von Oertzen stattfindet. Die Unterstützungsberechtigten haben sich zur genannten Stunde pünktlich daselbst einzufinden.
Es wird noch bemerkt, daß, sobald Reservisten, Ersatzreservisten und Landwehrmänner, deren Familien Unterstützungen aus der Kreis-Commissariats-Casse empfangen, in ihre Heimath entlassen worden, selbige diese ihre Entlassung vom Militair persönlich dem Assessor von Oertzen anzuzeigen haben.
Schönberg, den 6. December 1870.

Das Kreis-Commissariat des Fürstenthums Ratzeburg.
C. v. Oertzen. G. W. Wicke. H. Burmeister.


Nachdem der Krämer Matthias Klatt zu Selmsdorf unter dem Erbieten zur Güterabtretung sich heute insolvent erklärt hat, ist unter Vorbehalt der creditorischen Rechte der formelle Concurs über sein Vermögen eröffnet. Es ist daher ein Liquidations-Termin auf Montag den 27. Februar 1871, Morgens 10 Uhr, vor dem Großherzoglichen Justizamte hieselbst angesetzt, zu welchem Alle, welche aus irgend einem Grunde Ansprüche und Forderungen an den Cridar und dessen Vermögen, in specie an das zur Concursmasse gehörige, zu Selmsdorf belegene Wohnhaus c. p. zu haben vermeinen, zwecks Anmeldung ihrer Ansprüche und Vorlegung ihrer schriftlichen Beweismittel unter dem hiedurch ein für alle Mal angedroheten Nachtheile der Abweisung von der vorhandenen Masse und des Ausschlusses mit ihren Beweismitteln mit Ausnahme der von der Meldungspflicht ausgenommenen Hypothekgläubiger wegen ihrer intabulirten Kapitalpöste und laufenden Zinsen, hiemit peremtorisch geladen werden. Zugleich ist auch ein Termin auf Donnerstag den 23. März 1871, Morgens 10 Uhr, vor dem hiesigen Justizamte anberaumt zum Versuche gütlicher Aufgreifung des Debitwesens und event. zur Prioritätsausführung, zu welchem die Matthias Klatt'schen Gläubiger unter dem ein für alle Mal angekündigten Nachtheile der Einwilligung in die Gerichtswegen zu machenden Vergleichsvorschläge - wobei etwanige Ablehnungen oder Fristgesuche von Bevollmächtigten nur im Falle einer auf Widerspruch gerichteten Specialvollmacht, bloße schriftliche Erklärungen aber überall nicht berücksichtigt werden können - und der Ausschließung mit der Prioritäts-Deduction hiedurch geladen werden. Gleichzeitig sind auch Termine vor dem Justiz-Amte hieselbst anberaumt 1) zum Verkaufe des zur Masse gehörigen zu Selmsdorf belegenen Wohnhauses c. p. auf Montag den 27. Februar 1871, Morgens 11 Uhr, 2) zum Ueberbote auf Donnerstag den 23. März 1871, Morgens 11 Uhr, wozu Kaufliehaber hiedurch mit der Bemerkung geladen werden, daß die Besichtigung des Grundstücks nach vorausgegangener Meldung bei dem zum interimistischen Curator bonorum bestellten Krämer Buschow zu Selmsdorf jederzeit frei steht und die Verkaufsbedingungen 14 Tage vor dem Verkaufstermine auf der Justizamts-Registratur einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind.
Sämmtlichen Gläubigern wird freigelassen, in dem zur endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen auf Montag den 27. Februar 1871, Morgens 10 1/2 Uhr, anberaumten Termin zu erscheinen.
Schließlich wird bemerkt, daß die erforderlichen Sicherheitsmaßregeln in dieser Concurssache getroffen sind, und wird den etwanigen Matth. Klattschen Schuldnern hiedurch bei Strafe doppelter Zahlung aufgegeben, fortan nicht an den Cridar, sondern nur an das unterzeichnete Justiz-Amt Zahlung zu leisten.
Schönberg, 13. December 1870.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 99 Seite 2]

Am Dienstag den 27. December cr., Morgens von 9 Uhr an , soll im Kruge zu Gr. Mist in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

1 Kleiderschrank, 1 Chatulle, 1 Tisch, 2 eich. Koffer, 1 Lehnstuhl, 4 Rohrstühle, 1 vollständiges zweischläfriges Bett, 3 neue Kopfkissen, Frauenkleidungsstücke, 31 Bolzen flächsen Leinen, 11 Bolzen heeden Leinen, 3 Bolzen Tischzeug, Leinenzeug, ein Paar goldene Ohrringe.
Schlagsdorf, den 11. December 1870.
Krüger, Landreiter.


Vermischte Anzeigen.

Um einen Ueberblick über das bevorstehenden Antoniterminsgeschäft zu gewinnen, bitten wir, diejenigen größeren Kapitalpöste, welche im Antonitermine bei der Anstalt belegt werden sollen, baldmöglichst bei uns anzumelden und bemerken, daß wir die Anstaltsgelder selbstverständlich auch in hiesigen mit Hypothekenbüchern versehenen Grundstücken, wenn die Sicherheit eine für Kindergelder genügende ist, belegen werden.
Schönberg, den 19. November 1870.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Wigger. Burmeister. W. Saß. Aug. Spehr. C. Drevs.
Secretair : R. Rackow, Adv.


Gegen gute hypothekarische Sicherheit suche ich zu Antoni 1871 noch verschiedene Pöste von 200 bis 1200 Thlr., und bitte ich hierauf Reflectirende, sich baldigst bei mir melden zu wollen.
Schönberg, den 23. Nov. 1870.

Carl Bade.


Alle Diejenigen, welche im bevorstehenden Termine Gelder und Sparcassen-Bücher durch mich an die Sparcasse in Schwerin besorgt zu haben wünschen, werden ersucht, solche bist spätestens zu 21. Januar bei mir abzugeben.
J. P. Baade, Buchbinder.


Zum bevorstehenden Antoni-Termine kann ich Gelder, die mir anvertraut werden, gegen die bekannte sichere Hypothek und zu fünf pro Cent unterbringen.
Schönberg, 12. December 1870.
Kindler, Advocat.


Für unsere Truppen im Felde sind noch eingegangen: Vom Schulzen Lenschow in Blüssen 2 T., 1 Unterhemd und 4 Leibbinden; vom Büdner Timm daselbst eine Flasche Rum; Ungenannt daselbst 4 P. Strümpfe.
Von den Herren Sammlern in Schönberg sind durch den Tabacksfabrikanten Stüve 14 T. 24 s.; Schneidermeister Bohnhof 6 T. 32 s.; Cantor Hempel 17 T. 24 s.; Schmiedemeister Kähler 20 T.; Uhrmacher Meyer 15 T. 40 s.; Tischlermeister W. Stüve 23 T. 20 s., Tischlermeister Flügge 15 T. abgeliefert, während der Färbermeister Breuel 2 T., Gastwirth Fick 2 T., Küster Woisin 1 T., Frau Pastorin Markgraf 24 s., Maurermeister Burmeister 2 T., Schlossermeister Schrep 1 T., Schneidermeister Garz 12 s., Schlachtermeister Witting 24 s., Tischlermeister Brockmöller 16 s., Particulier Fach 16 s., Georg Breuel jun. 24 s., Heinrich Breuel 1 T., N. N. 1 T. zusammen 12 T. 20 s., beigesteuert haben. - Vom Kaufmann C. L. C. jun. sind eingegangen 5 T. und von N. N. in Schönberg 2 T.
Im Ganzen haben wir an baarem Gelde hiernach erhalten laut der beiden vorhergehenden Nummern dieser Anzeigen 48 Thlr. 16 s., wozu die vorstehenden 134 T. 16 s. hinzukommen, zusammen 182 T. 32 s.
Da wir nun für die Weihnachtsgaben bezahlt haben 205 T. 6 1/2 s. und nachträglich noch für Strümpfe etc. 2 T. 34 s. = 207 T. 40 1/2 s., so ergiebt sich hieraus, daß unser Kassenvorrath völlig erschöpft ist. Dennoch hoffen wir, auch eine sich uns wiederum darbietende Gelegenheit zur directen Nachsendung an unsere Truppen nicht unbenutzt zu lassen und erbitten dazu namentlich die Beiträge derjenigen Hauswirthe, die sich bisher noch nicht an diesen Liebesgaben betheiligt haben.
Schönberg, den 15. December 1870.
Die acht Hauswirthe und zwei Schönberger Bürger.


Bei unserer Abreise von Schönberg sagen wir dem hiesigen Lazareth-Vorstande, dem Damen-Comité, dem Herrn Rath Dr. Marung und allen Bewohnern der Stadt Schönberg unsern aufrichtigsten Dank für die uns zu Theil gewordene freundliche Aufnahme.
Nicht minder danken wir dem Gastwirth Köster für die Aufwartung und Pflege.
Das Commando der Landwehrmänner, das am 24. Nov. in Schönberg eingetroffen ist.


Beethoven-Feier.
Sonnabend den 17. December als am 100jähr. Geburtstage Beethovens, findet im Saale des Herrn Luis Müller in Ratzeburg ein Grosses Concert, ausgeführt zu der zu diesem Zwecke verstärkten Veteranen-Capelle statt. Da ausschließlich Compositionen des großen Meisters zur Aufführung kommen, darf Unterzeichneter wohl auf zahlreiche Betheiligung rechnen. Billets sind bei Herrn Luis Müller, und in der Dom-Apotheke in Ratzeburg à 7 1/2 Sgr. zu haben. An der Casse 10 Sgr. Anfang 7 1/2 Uhr Abends. Der Eingang ist durch das Haus. Garderobe im kleinen Saal.
J. Winckler, Musik-Director.


Zum bevorstehenden Weihnachtsfeste empfehle ich dem geehrten Publikum gute schmackhafte Pfeffernüsse, braune und weiße Kuchen, Zuckerpuppen, sowie eine gute Auswahl an Tannenbaum-Confect. Um recht zahlreichen Besuch bittet Wolgast, Bäckermeister.


Weihnachtslichte in Wachs, Stearin u. Parafin. Russische Stearinlichte. Apollo-Kerzen in bester Qualität.
Parafinlichte (Natural), Pack à 7 1/2 ßl., bei Abnahme von 5 und 10 Pack billiger empfiehlt Aug. Spehr.


Eine größere Auswahl von angefangenen und fertigen Stickereien etc., sowie die verschiedensten Galanterie-Waaren in Holz, Leder und Papier, mit und ohne Stickerei-Einrichtung, Federkasten, Jugendschriften, Bilderbücher, Wünsche, Lampenschirme u. A. m. empfiehlt zu billigsten Preisen bestens Carl Bade.


Den geehrten Herrschaften Schönbergs und Umgegend die ergebenste Anzeige, daß ich mich hieselbst als Klempner niedergelassen habe, und bitte um geneigten Zuspruch.
Meine Wohnung ist in der Siemzerstraße im Hause des Hrn. Dettmann neben Hrn. Barbier Fick.
Peter Lenschow, Klempner.


Einem geehrten Publikum mache ich hiedurch die ergebenste Anzeige, daß ich von jetzt an wieder alle Arten von Brod und Backwerk selbst backe, sowie daß ich zum bevorstehenden Weihnachtsfeste eine große Auswahl von Tannenbaum-Confect, Zuckerpuppen und Pfeffernüssen stets vorräthig halte.
Mein Laden ist noch im Hause des Bauunternehmers Oldenburg vor dem Sabowerthore neben meinem vor einiger Zeit abgebrannten Wohnhause.
Bäckermeister Vielhaack.


Weihnachts-Ausstellung mit Spielwaaren für Kinder und sonstige zum Geschenke passende Gegenstände bei C. Schwedt.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 99 Seite 3]

Von mir werden besorgt und sind die resp. 1. Lieferungen zur Einsicht vorräthig:
Griesinger, der große Entscheidungskampf, à Lief. 7 ßl.
Schmidt, der Franzosenkrieg 1870, à Lief. 5 ßl.
Dörr, der deutsche Krieg gegen Frankreich, à Lief. 8 ßl.
Dresky, der Krieg zwischen Deutschland und Frankreich, à Lief. 12 ßl.
Hahn, der Krieg Deutschlands etc. à Lief. 8 ßl. Der Deutschen Heldenkampf 1870, à Lief 5 ßl.
Rüstow, der Krieg um die Rheingrenze 1870, à Lief. 32 ßl.
Fechner, der deutsch-französische Krieg 1870, à Lief. 8 ßl.
Hohenthal, Geschichte des jetzigen Krieges,
1. Theil: Von Ems bis Metz, 16 ßl.
2. Theil: von Metz bis Paris, 16 ßl.
Zschokke, Stunden der Andacht, à Lief. 7 ßl.
C. Sievers.


Meine Weihnachts-Ausstellung verbunden mit einem reichhaltigen Spielwaarenlager empfehle ich zu gef. Einkäufen ganz ergebenst.
Rehna, December 1870.
H. Schreiber.


Kornsäcke von schwerem Leinen mit und ohne Streifen zu 6 1/2 und 9 1/4 Thlr.
Gebrüder Schweigmann.


Einem geehrten hiesigen und auswärtigen Publikum die ergebene Anzeige, daß ich Freitag den 16. d. Mts. meine Weihnachts-Ausstellung eröffnen werde und empfehle ich mich mit einer reichhaltigen Auswahl auf das Geschmackvollste gearbeiteter Conditorei-Waaren zu möglichst billigen Preisen und bitte um geneigten Zuspruch.
Wwe. Greiff, Conditor.


Weihnachts-Ausstellung.
Den hochgeehrten Bewohnern von Schönberg und der Umgegend erlaube ich mir ganz ergebenst anzuzeigen, daß ich auch in diesem Jahre wiederum in meiner Weihnachts-Ausstellung mit einer vorzüglich großen Auswahl von besten und wohlfeilsten Confituren , sowohl für den Weihnachtsbaum als auch zu Weihnachtsgeschenken sich eignend, aufwarten kann. Außerdem empfehle zur geneigten Abnahme alle möglichen feinen Backwerke, braune Kuchen und Pfeffernüsse, und werden gefällige Bestellungen auf alle Sorten von Torten bestens und prompt ausgeführt.
Um geneigten Zuspruch bittet hochachtungsvoll Heinrich Freitag, Bäcker und Conditor.
Schönberg, den 14. Dec. 1870.


Zu Weihnachts-Einkäufen empfehlen unser complet sortirtes Lager. Zu gleicher Zeit geben eine Partie Resten und zurückgesetzte Waaren sehr billig.
Gebr. Schweigmann.


Einladung zur Betheiligung an den neu beginnenden Ziehungen der großen vom Staate genehmigten und garantirten Geldverloosung.
Der größte Gewinn beträgt im glücklichsten Falle:
100.000 Thlr.
Die Hauptpreise betragen:
Thaler 60.000, 40.000, 20.000, 16.000, 10.000, 2 à 8000, 3 à 6000, 3 à 4800, 1 à 4400, 3 à 4000, 2 à 3200, 4 à 2400, 7 à 2000, 16 à 1200, 106 à 800, 6 à 600, 5 à 480, 156 à 400, 206 à 200, 219 à 80, 10.800 à 44 etc. etc.
Über die Hälfte der Loose werden im Laufe der Ziehung mit Gewinnen gezogen; in Allem 23.000 Gewinne und kommen solche planmäßig innerhalb einiger Monate zur Entscheidung.
Gegen Einzahlung durch Postkarte oder unter Nachnahme des Betrages, versende ich "Originalloose" für die 1. Ziehung, welche amtlich planmäßig festgestellt, schon am 21. December d. J. stattfindet, zu folgenden Preisen:
Ein ganzes Originalloos Thlr. 2.
Ein halbes Originalloos Thlr. 1.
Ein viertel Originalloos 15 Sgr.,
unter Zusicherung promptster Bedienung.
Jeder Theilnehmer bekommt von mir die mit dem amtlichen Wappen versehenen Original-Loose pünktlich zugesandt, und sind solche nicht mit Promessen zu vergleichen.
Der Originalplan wird jeder Bestellung gratis beigefügt und den Interessenten die Gewinngelder nebst amtlicher Liste prompt übersandt.
Durch das Vertrauen, welches sich diese Loose rasch erworben haben, erwarte ich bedeutende Aufträge, solche werden bis zu den kleinsten Bestellungen selbst nach den entferntesten Gegenden prompt und verschwiegen ausgeführt.
Man beliebe sich daher baldigst und direct zu wenden an Adolph Haas, Staatseffecten-Handlung in Hamburg.


Meine Weihnachts-Ausstellung ist auch in diesem Jahr wieder eröffnet und auf das Vollständigste assortirt, und lade meine verehrten Gönner zum fleißigen Besuche hierdurch ergebenst ein.
C. Sievers.


Schlittschuhe für Herren und Damen, Deutsche und Amerikanische, in großer Auswahl empfiehlt C. Schwedt.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 99 Seite 4]

Im Ausverkauf empfehle Tuch und Buckskin à Elle 16 ßl. billiger als bisher, moderne Kleiderstoffe à Elle 4, 5 und 6 ßl., Werth 10 und 12 ßl., ächte Cattune à Elle 4 ßl., Werth 6 und 8 ßl., sowie alle wollenen Sachen, als Fanchon, Seelenwärmer, Damenwesten zu bedeutend heruntergesetzten Preisen, große dicke Double-Shawls 2 - 3 Thlr., Werth 6 Thlr., und viele andere Sachen.
Schönberg.
Ludwig Creutzfeldt.


Wilhelm Masch, 791. Lübeck, Breitestraße. 791.
empfiehlt zu Weihnachts-Einkäufen sein Lager von Leinen, Drellen und Weißwaaren, sowie fertiger Damen- und Herren-Wäsche zu festen billigsten Preisen.
NB. Bestellungen nach Maaß werden auf's Prompteste ausgeführt.


159. Frankfurter Stadt-Lotterie.
Nur 26.000 Loose bei 14.011 Preisen von fl. 200.000, 100.000, 50.000, 25.000, 20.000 etc.
Zur ersten Klasse, deren Ziehung am 28. December beginnt, empfehle ich unter meiner beliebten Devise:
= MariensGlück =
Ganze Original-Loose à 3 Thlr. 13 Sgr.
Halbe do. à 1 Thlr. 22 Sgr.
Viertel do. à - Thlr. 26. Sgr.
gegen Posteinzahlung oder Nachnahme.
Der amtlich bestellte Haupt-Collecteur J. H. Döll in Frankfurt a. M.


Fleischmühlen, Wurststopfmaschinen, Wringmaschinen, Rübenschneidemaschinen, Plättmaschinen, Waagen, nebst Gewichte aller Art etc. empfiehlt billigst Heinr. Pagels Lübeck, Breitestraße beim Markt 945.


Um ganz damit aufzuräumen, empfiehlt sich mit einer Auswahl von Wollwaaren unter Einkaufspreis, als:
Seelenwärmer von 8 ßl., Fanchons von 8 ßl., Shawls von 2 ßl. und Handschuhe von 2 ßl. an und erlaube mir ferner, alle in mein Putzgeschäft einschlagenden Artikel freundlichst in Erinnerung zu bringen, indem ich sehr billige Preise verspreche.
H. Bohnhoff.
Schönberg.


Krollhaarsohlen à Paar 6 ßl. und 7 ßl., Korksohlen à Paar 6 ßl. empfiehlt C. Schwedt.


Soeben empfing eine Sendung von Lampenschirmen und Wunschbogen sowie auch Bilderbücher und Jugendschriften in großer Auswahl und zu verschiedenen Preisen.
C. Sievers.


Weihnachts-Ausstellung mit Spielsachen zur Auswahl bestens bei H. Hein vor Schönberg.


Zu Weihnachtsgeschenken passend, besonders aber zum Schutz gegen kalte Füße halte ich mein großes Lager warm mit Pelz gefütterter und gepolsterter Winter-Holzpantoffeln für Herren, Damen und Kinder das Paar von 6 ßl. bis zu 1 Thlr. bestens empfohlen.
J. F. Eckmann.


Feinere Strick- und Ringelwollen sind noch zu billigen Preisen in neuer Auswahl wieder vorräthig.
Cal Bade.


Tannenbaum-Lichte in Wachs und Stearin, feine Tafellichte in Stearin und Parafin und Parafinlichte, das Packet zu 8 ßl., und Naturell-Parafinlichte das Packet zu 7 ßl. bei C. Schwedt.


Fleischschneide- und Wurststopfmaschinen bei C. Schwedt.


Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 42 und eine Beilage.


Redigiert, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 99 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 99 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 16. December 1870.


Empfehlende Erinnerung.
Dr. Borchardt's aromat.-medic.- Kräuterseife (à 6 Sgr)
Dr. S. de Boutemard's arom. Zahn-Pasta (à 6 u. 12 Sgr.)
Dr Hartung's Chinarinden-Oel (in Flaschen à 10 Sgr.)
Dr. Koch's krystall. Kräuter-Bonbons gegen Husten, Heiserkeit etc. (à 10 u. 5 Sgr.)
Dr. Hartung's Kräuter-Pomade (in Tiegeln à 10 Sgr.)
Apotheker Sperati's Italienische Honig-Seife (à 2 1/2 und 5 Sgr.)
Professor Dr. Linde's Vegetabil. Stangen-Pomade (à 7 1/2 Sgr.)
Schon ein kleiner Versuch genügt, um die Ueberzeugung von der Zweckmäßigkeit und Vortrefflichkeit dieser gemeinnützigen Artikel zu erlangen, und werden selbe in bekannter Güte stets ächt verkauft bei J. P. Bade in Schönberg.


Unterzeichneter empfiehlt sein reichhaltiges Lager von Geschäfts-, Wirthschafts- und Haushaltungsbüchern.
Ferner mache ich aufmerksam auf gute Schreib- und Postpapiere, aller Sorten Couverts, jegliche Comptoir-, Schul- und Schreib-Utensilien, Leder-, Galanterie- und Holzwaaren, Jugendschriften, Bilderbücher, Herme's Zeichenvorlagen, Adler's Schreibvorlagen u. s. w., u. s. w. Stempel des Papiers mit Firma oder Buchstaben stets gratis.
Briefliche Aufträge werden prompt ausgeführt. Wiederverkäufer erhalten entsprechenden Rabatt.
Ludw. Schmöcker, Buchbinderei, Buch- und Papierhandlung.
Lübeck.
171. Beckergrube. 171.


Von jetzt an sind alle Nummern Drainröhren wieder auf meiner Ziegelei vorräthig und empfehle ich dieselben den geehrten Landleuten hiemit bestens.
Zieglermeister Tretow vor Schönberg.


Wir machen hiedurch bekannt, daß das Holzholen, Absägen von Tannen und Moosholen aus unseren Holzkoppeln hiedurch verboten wird mit dem Bemerken, daß wir künftig genau aufpassen und jeden dabei Treffenden dem Gerichte zur Bestrafung anzeigen werden.
Die Dorfschaft Pahlingen.
Schulze Mette.


Wichtig für Viele!
In allen Branchen, insbesondere aber bei Bezug der allgemein beliebten Original-Loose, rechtfertigt sich das Vertrauen einerseits durch anerkannte Solidität der Firma, anderseits durch den sich hieraus ergebenden enormen Absatz. Die wegen ihrer Pünktlichkeit bekannte Staats-Effecten-Handlung Adolph Haas in Hamburg ist jedermann auf's Wärmste zu empfehlen, und machen wir auf die heute in unserem Blatte erschienene Annonce obigen Hauses besonders aufmerksam.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren:
8. Dec. Ein unehelicher Sohn in Torriesdorf.
9. Dec. Dem Arbeitsm. Oldörp in Petersberg eine Tochter.
10. Dec. Dem Arbeitsm. Jabs hies. eine Tochter.

Gestorben:
8. Dec. Joachim Peter Bruhn, Arbeitsm. zu Lindow, 44 J. 4 M. alt.
10. Dec. Anna Maria Töllner, geb. Dreyer, Arbeitsm.-Frau a. d. hies. Bauhofe, 44 J. 3 M. alt.
14. Dec. Peter H. Joach. Enst und Johann Ch. August Heitmann, Zwillingssöhne des Lederhändlers Heitmann vor Schönberg 2 M. alt.

Proclamirt:
Johann Mathias Maaß aus Rupensdorf, künftiger Erbpächter zu Gr. Steinrade, und Wittwe Caroline Catharina Dorothea Maaß zu Gr. Steinrade, geb. Schöning.

Sonntag den 18. December.
Vormittags-Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags-Kirche: fällt aus.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Meteorologische Beobachtungen.
Dec.
1870.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
13.
14.
15.
33.69
31.41
33.37
-2.0
0.5
3.4
2.2
3.9
6.2
SSW
SSO
WSW
1
0
1
bedeckt.
-
trübe.

Am 14. auf 1 []' 59 Cubikz. Regen.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.14 - 14 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.15 - 15 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.36 - 44 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.22 - 24 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.16 - 18 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.12 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.5 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Gänse pr. Pfd.9 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St.28 - 36 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.9 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 1/2 Schilling (Mecklenburg).


Getreidepreise in Lübeck

(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen18 - 19Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 - 13Mark (Lübeck)10Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/2 - 12Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 1/2 - 11 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat29 - 30Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen28 - 29Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 - 19Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


- Nach Briefen vom Strelitzischen Bataillon bildet dasselbe, mit einem Bataillon der 22. Division, einer Schwadron Dragoner und 2 Geschützen eine fliegende Collonne in der Gegend von Le Mans unter dem General von Rauch und hat bisher keine Feinde angetroffen. Es geht hieraus hervor, daß das Strelitzer Bataillon nicht die verlustreichen Kämpfe, wie die anderen Mecklenb. Truppen mitgemacht hat. - Versailles, 13. Dec. Blois ist von diesseitigen Truppen am 13. besetzt.
- In einem uns vorliegenden Briefe eines Mecklenburg-Strelitzers aus Orleans vom 6. Dec. heißt es. "Ich bin unendlich weich gestimmt; wie ich mir hier das Denkmal der Jungfrau von Orleans besah, zog das übriggebliebene Häuflein der Schweriner Jäger an mir vorüber; sie kamen aus der Kirche, wo sie Gott, für ihre Erhaltung gedankt. Es war ein betrübender Anblick und manches Auge voll Thränen."
- Versailles, 7. Dec. Die täglich sich vermehrende Zahl der in Orleans eingebrachten Gefangenen von der Loirearmee betrug gestern schon nahe an 20,000, während die ersten Angaben nach oberflächlicher Schätzung eine weit geringere Ziffer meldeten. Hr. Gambetta ist abermals durch einen Zufall der Gefangennahme entronnen. Er wollte sich von Tours nach Orleans begeben; unterwegs traf er plötzlich auf ein fliehendes Detachement derselben, das an seinem Wagen vorübereilte, und gleich darauf sprengte ein Trupp nachsetzender Ulanen von der Division des Prinzen Albrecht hinterdrein. Mit Mühe gelang es dem französischen Kriegsminister, sich durch Einschlagen eines Seitenpfades zu retten, ehe sie erfuhren, welch' seltenes Wild in den Weg gekommen war, ohne daß sie eine Ahnung davon hatten.
- Pfalzburg hat sich am 12. Dec. auf Gnade und Ungnade ergeben. Diese Festung liegt auf einem 1160 Fuß hohen Berge. Sie war seit längerer Zeit cernirt, doch ist mit der Beschießung erst in den letzten Tagen Ernst gemacht worden, Pfalzburg liegt in dem deutschen Theile von Lothringen, nähe an der Grenze von Elsaß (Zabern) und hat in sofern Bedeutung, als es den Eingang zu einem Defilé in den Vogesen bildet.
- In Pfalzburg wurden gefangen genommen 52 Offiziere, 1939 Mann und 65 Geschütze.
- Alle elsässischen Gerichtshöfe haben auf's Neue, wie sie sagen, auf Befehl der Regierung in Tours, ihre Thätigkeit eingestellt. Es ist also augenblicklich kein Rechtsspruch mehr im Elsaß zu erreichen.
- Die provisorische Regierung in Frankreich hat ihren Sitz von Tours nach Bordeaux verlegt. Gambetta, der Dictator, hat sich von ihr getrennt und ist zum Heere gegangen; man sagt aber, er habe um freies Geleite nach Versailles nachgesucht, um einen Waffenstillstand zu verhandeln. Seine Kollegen sollen seine Dictatur satt haben und er ihnen das Prävenire spielen wollen.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 99 Seite 6]

- Die Stadt Havre nimmt Proviant ein und rüstet sich zur energischen Vertheidigung; sie ist aber nur von der Seeseite stark befestigt.
- "Heute ist Rasttag!" hieß es in Artenay. Plötzlich aber wurde allarmirt und ein armer Jäger - es lag Schnee in den Straßen - trat in weißen, Unterhosen an. Der Aermste hatte die Hose zum Schneider gethan und dieser sie eben zertrennt, als allarmirt wurde. Zum Glücke hatte er zwei Unterhosen übereinander gezogen. Wie die Geschichte weiter geht, verrät Wachenhusen nicht.
- In Rouen (nächst Bordeaux, Havre und Marseille die bedeutendste Handelsstadt von ganz Frankreich) sollen bedeutende Vorräthe von Taback, Lebensmitteln aller Art erbeutet worden sein, die unserer Armee vortreffliche Dienste leisten werden. Die geschlagene französische Nordarmee scheint sich vornehmlich nach Arras und Lille zurückgezogen zu haben, um sich wo möglich unter dem Schutze der dortigen Festungen neu zu formiren. Das 1. Armeecorps von der Armee des Generals v. Manteuffel wird solche schon in Schach halten und dem 8. Armeecorps freies Spiel in der Normandie lassen.
- Sicherem Vernehmen nach wird man sich in Versailles mit der Regierung der nationalen Vertheidigung in Paris in keine Unterhandlungen irgend welcher Art mehr einlassen, so lange diese Regierung im Widerspruch mit allen Gesetzen der Moral und des Völkerrechts sich nicht entblödet, die zahlreichen französischen Officiere, welche mit Verletzung ihres Ehrenwortes der Kriegsgefangenschaft wieder entwichen sind, wieder in den activen Dienst zu setzen.
- Der neue deutsche Kaiser bleibt nach wie vor König von Preußen und alle Beamte des Königreichs nennen sich königliche Beamte. Dagegen werden alle die Beamten des deutschen Reichs kaiserliche genannt, welche unmittelbar unter dem deutschen Reichsoberhaupte stehen, wie die Postbeamten die Telegraphenbeamter, die Gesandten und Consuln.
- Der in Paris befindliche Correspondent der 'Daily News' schreibt nach den Ereignissen vom 29. November bis 2. December seinem Blatte Folgendes: Was jetzt kommen wird, ist schwer zu errathen. Wenn nicht eine von den Armeen in den Provinzen die Preußen vom Rücken her angreift, dann kann ein neuer Ausfall nur in einer neuen Niedermetzelung endigen, und die Generale müssen des wissen; aber auf der andern Seite werden die Pariser sich nicht zufriedengeben, bis alle Linientruppen und Mobilen außerhalb der Mauern getödtet sind, damit gesagt werden könne, der Widerstand von Paris sei ein heroischer gewesen. Wenn ich Trochu wäre, dann würde ich einen Ausfall von ausschließlich Nationalgarden organisiren, um diesen Herren einmal zu zeigen, wie verschieden es ist, zu kämpfen und in einer Uniform durch die Straßen der Hauptstadt zu stolzieren. - In Folgendem einige Preise von Kostbarkeiten: Ragout vom Küchelchen 16 Fr., do. von Kaninchen 12 Fr. , ein Huhn 28 Fr., ein Truthahn 60 Fr., eine Gans 45 Fr., ein Blumenkohl 3 Fr., ein Kopfkohl 4 Fr., Hundefleisch 2 Fr. per Pfd., eine Katze (abgezogen) 5 Fr., eine Ratte 1 Fr., eine fette do. 1 Fr. 50 Ct. Fast alle Thiere des Jardin de Plantes sind verzehrt worden, im Durchschnitt sind sie mit 7 Fr. per Pfd. und Känguruh mit 12 Fr. bezahlt worden.
- Aus Berlin schreibt man, daß wohl 60 % und darüber aller in den bisherigen Verlustlisten aufgeführten Verwundeten, Leicht- und Schwerverwundete zusammengefaßt, geheilt und entweder zum Regiment zurückgekehrt oder den Ersatzbataillonen überwiesen worden sind.
- Das Pariser 'Journal officiel' macht jetzt selbst in Galgenhumor, den Parisern ihre Lage zu Gemüthe zu führen. In der Nummer vom 30. November schildert Gautier in humoristischer Weise das Schaufenster des Maison Chevrt. Die Menge drängt sich vor diesen Schaufenstern, in denen früher prächtige Früchte, seltenes Wild und ungeheure Fische prangten, und die jetzt nur mit einer Anzahl von Blechbüchsen mit Conserven geschmückt sind. Aber was vor Allem den Enthusiasmus der Menge erregt, ist ein kleines Stück frischer Butter, ungefähr ein halbes Kilogramm, welches im Triumph auf einer Schüssel zur Schau gestellt war. Der gelbe Block, den die Goldbarrenlotterie ausstellte, ist niemals mit Augen betrachtet worden, die mehr Bewunderung gezeigt, mehr vor Verlangen geglänzt, mehr vor Lüsternheit gefunkelt hätten. Diesen feurigen Blicken
gesellten sich auch zärtliche Erinnerungen glücklicherer Zeiten. - Man hat den Muth, die Hingebung, die Selbstverleugnung, den Patriotismus von Paris gerühmt. Ein einziges Wort genügt: "Paris wird ohne Butter fertig."
- Die Londoner 'Pall Mall Gazette' ist sehr schlecht auf die Regierungs-Delegation zu Tours, nunmehr Bordeaux, zu sprechen, weil sie die Ausfuhr von Eiern und Butter verboten hat. England importiere jährlich für ca. 7 Mill. Pfd. Sterling Eier und Butter vom Continent, davon mindestens ein Drittel aus Frankreich. Die Million Eier, die London täglich consumire, werde zu 99 pCt. französischen Ursprungs sein. Das Ausfuhrverbot Gambetta's bringe daher eine wahre Calamität in England zuwege, und man müsse sich wundern, daß besonnene Männer wie Glais-Bizoin, Cremieur und Fourichon einen solchen Erlaß mitunterzeichnet hätten. England habe Frankreich eine so wohlwollende Neutralität bewiesen, daß es wirklich schwarzer Undank sei , dieselbe mit einem Verbot der Ausfuhr von Eiern und Butter zu entgelten.
- Ein Correspondent des 'Daily Telegraph' schreibt unter dem 1. d. Mts. aus Amiens: Die Bevölkerung ist angenehm überrascht zu finden, daß die preußischen Soldaten ganz und gar nicht so "méchants" (abscheulich) sind, wie man dieselben sich dachte. Die Leute fangen thatsächlich an zu sagen, daß sie "fort gentis" (sehr gesittet) sind, und ein höchst cordiales Einvernehmen scheint bereits zu bestehen. Die Soldaten murren ein wenig über die Preise der Artikel und versuchen dieselben ihrer eigenen Idee vom Werth eines Artikels mehr anzupassen. Z. B. während ich gestern in einem Laden weilte, trat ein preußischer Soldat mit seinen Kameraden herein, um ein Portemonnaie zu kaufen. Des Kameraden Französisch war sehr beschränkt. Zuerst zog er eine Handvoll Geld aus der Tasche und, es der etwas furchtsamen Verkäuferin entgegenhaltend, sagte er: "Portemonnaies?" "Oui Monsieur, mais je pense, qu'ils seront trop cher pour vous." (Ja wohl, mein Herr, aber ich glaube, daß dieselben für sie zu theuer sein werden.) Da diese Rede nicht verstanden wurde, brachte der Soldat ein Phrasenbuch mit Französisch auf der einen und Deutsch auf der andern Seite zum Vorschein. Aber unglücklicher Weise war der gegenwärtige Fall darin nicht vorgesehen. Nach einer kurzen Berathung wurde die Conversation wieder eröffnet: "Nous voulons portemonnaies." (Wir wünschen Portemonnaies.) "Oui Monsieur, mai trop cher." (Ja, mein Herr, aber zu theuer.) "Nicht "cher, donnez à nous vite" (Geben Sie uns schnell.) "Eh bien Monsieur, celu-ci est de six francs." (Sehr wohl, mein Herr, dies hier kostet sechs Francs.) "Six francs! Donnerwetter! Das kostet bei uns blos zehn Silbergroschen!" rief der Füsilier indignirt aus, das unglückliche Portemonnaie auf den Ladentisch werfend. Ich kam jetzt zu seinem Beistande herbei und erhandelte das Portemonnaie für ihn um 3 Frcs. Die Ladenbesitzer versuchen in wahrhaft scandalöser Weise die Soldaten zu übertheuern, deren ehrliche, gutmüthige Gesichter, wenn sie ihr Geld hinzahlen, eine Studie für den Pinsel Frith's oder Ward's wären.
- Aus Frankreich ist in vergangener Woche ein Transport von Mauleseln und Reitpferden in Berlin eingetroffen, welche vom Prinzen Friedrich Carl angekauft, für dessen Marstall bestimmt sind.
- Friedrich der Große ließ bekanntlich einst ein an den Straßenecken angeschlagenes Pasquill gegen ihn niedriger hängen, "damit es Jedermann lesen könne." Dasselbe thut jetzt die italienische Regierung. Sie hat, nachdem sie - so drückt sie sich aus - sich von der Echtheit des päpstlichen Bannfluches gegen Victor Emanuel überzeugt, die Veröffentlichung desselben im Amtsblatt verfügt.
- Unter den gefangenen Franzofen in Bayern sind viele so arm, daß sie nicht einmal das Porto für Briefe aus der Heimath bezahlen können. Der humane Postminister hat aber löblicher Weise angeordnet, daß diese Briefe nicht als unbestellbar (wie es Vorschrift) zurückgesendet, sondern den Armen unentgeldlich verabfolgt werden. Das Porto wird aufgeschrieben und auf die große Kriegsrechnung gesetzt.
- Die Verlegung der Residenz Victor Emanuels nach Rom ist auf den 31. März 1871 festgesetzt.


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