No. 98
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. Dezember
1870
vierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1870 Nr. 98 Seite 1]

Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 30. v. M. wird auf Befehl der hohen Landes-Regierung zu Neustrelitz zur allgemeinen Kunde gebracht, daß nunmehr auch das einstweilen, zur Verhütung der Einschleppung der Rinderpest, noch aufrecht erhaltene Verbot der Ein- und Durchfuhr von lebendem und todtem Rindvieh aus dem Großherzogthume Mecklenburg-Schwerin über die diesseitige Landesgrenze, ebenso wie alle übrigen Maßregeln gegen die Einschleppung der Rinderpest, aufgehoben worden ist.
Schönberg, den 11. December 1870.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen. C. v. Oertzen.


Verkaufs-Proclam und Edictal-Ladung.
Zum öffentlich meistbietenden Verkaufe des dem Bürger Heinrich Johannsen hierselbst gehörigen, in der Barackenstraße unter Nr. 217 hierselbst belegenen Wohnhauses ist im Wege der Hülfsvollstreckung erster Termin auf den 9. Januar 1871, zweiter Termin auf den 6. Februar 1871 und dritter und letzter Termin auf den 6. März 1871 an hiesiger Gerichtsstelle angesetzt worden.
Es werden daher Kaufliebhaber geladen, sich an den gedachten Tagen Mittags 12 Uhr im Geschäftslocal des unterzeichneten Amtsgerichts einzufinden, daselbst der Publication der Verkaufsbedingungen und im dritten Termin des Zuschlags gewärtig zu sein.
Zugleich werden alle Diejenigen, welche dingliche Forderungen oder Ansprüche an das zu verkaufende Wohnhaus zu haben vermeinen, aufgefordert, solche bei Vermeidung der Ausschließung mit denselben in dem auf den 6. Februar 1871, Mittags 12 Uhr, angesetzten Professionstermine anzumelden und sofort gehörig zu bescheinigen.
Ratzeburg, den 28. November 1870.
Königlich Herzogliches Amtsgericht.
Sachau.
Bodmer.


Verkaufs-Proclam und Edictal-Ladung.
Zum öffentlich meistbietenden Verkaufe des dem früheren Lohndiener jetzigen Landbriefträger Johann Heinrich Schomann zu Helsingör gehörigen, hieselbst im Fischergang unter Nr. 275 belegenen Wohnhauses c. p. ist im Wege der Hülfsvollstreckung erster Termin auf den 13. Januar 1871, Mittags 12 Uhr, zweiter Termin auf den 10. Februar 1871, Mittags 12 Uhr, und dritter und letzter Termin auf den 11. März 1871, Mittags 12 Uhr, an hiesiger Gerichtsstelle angesetzt worden. Es werden daher Kaufliebhaber hiemit geladen, sich an den gedachten Tagen einzufinden, der Publication der Verkaufsbedingungen und im dritten Termine des Zuschlags gewärtig zu sein.
Zugleich werden alle Diejenigen, welche dingliche Forderungen oder Ansprüche an das zu verkaufende Wohnhaus c. p. zu haben glauben, ein für allemal und bei Vermeidung der Ausschließung geladen, solche Ansprüche in dem auf den 10. Februar 1871, Mittags 12 Uhr, im hiesigen Amtsgerichts-Locale angesetzten Professionstermine anzumelden und zu bescheinigen.
Ratzeburg, den 3. November 1870.
Königlich Herzogliches Amtsgericht.
Sachau.
Bodmer.


Bekanntmachung.
Die restirenden Beiträge zur Armensteuer müssen bis Ausgangs dieser Woche an die resp. Armenvorsteher bezahlt sein, weil nach Ablauf dieser Frist die Listen zur executiven Einforderung abgegeben werden sollen.
Schönberg, den 5. December 1870.
Die Armenbehörde.


Um einen Ueberblick über das bevorstehenden Antoniterminsgeschäft zu gewinnen, bitten wir, diejenigen größeren Kapitalpöste, welche im Antonitermine bei der Anstalt belegt werden sollen, baldmöglichst bei uns anzumelden und bemerken, daß wir die Anstaltsgelder selbstverständlich auch in hiesigen mit Hypothekenbüchern versehenen Grundstücken, wenn die Sicherheit eine für Kindergelder genügende ist, belegen werden.
Schönberg, den 19. November 1870.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Wigger. Burmeister. W. Saß. Aug. Spehr. C. Drevs.
Secretair : R. Rackow, Adv.


Gegen gute hypothekarische Sicherheit suche ich zu Antoni 1871 noch verschiedene Pöste von 200 bis 1200 Thlr., und bitte ich hierauf Reflectirende, sich baldigst bei mir melden zu wollen.
Schönberg, den 23. Nov. 1870.
Carl Bade.


Alle Diejenigen, welche im bevorstehenden Termine Gelder und Sparcassen-Bücher durch mich an die Sparcasse in Schwerin besorgt zu haben wünschen, werden ersucht, solche bist spätestens zu 21. Januar bei mir abzugeben.
J. P. Baade, Buchbinder.


Zum bevorstehenden Antoni-Termine kann ich Gelder, die mir anvertraut werden, gegen die bekannte sichere Hypothek und zu fünf pro Cent unterbringen.
Schönberg, 12. December 1870.
Kindler, Advocat.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 98 Seite 2]

Zu den Weihnachtsgaben für unsere Truppen im Felde haben noch beigetragen: N. N. aus Pahlingen 3 P. Strümpfe, der Schulze Boie in Rabensdorf 2 Thlr. und der Landreiter Müller hieselbst 2 Thlr., während zum völligen Abschluß der Schönberger Sammlung noch eine Liste fehlt und daher erst in nächster Nummer das Weitere bekannt gemacht werden kann.
In so vielen Orten Mecklenburgs herrscht eine allgemeine Freude über den reichen Inhalt des jetzt an die mecklenburg. Truppen mit Weihnachtsgaben abgegangenen Extrazuges. Damit auch die Ratzeburger vollständig an dieser allgemeinen Freude theilnehmen können, bitten wir gewiß nicht vergebens um neue Gaben und Gelder für die nächste directe Beförderung an unsere braven vor dem Feinde stehenden Soldaten.
Schönberg, den 12. December 1870.
Die acht Hauswirthe und zwei Schönberger Bürger.


Weihnachtslichte in Wachs, Stearin u. Parafin.
Russische Stearinlichte.
Apollo-Kerzen in bester Qualität.
Parafinlichte (Natural), Pack à 7 1/2 ßl., bei Abnahme von 5 und 10 Pack billiger empfiehlt Aug. Spehr.


Eine größere Auswahl von angefangenen und fertigen Stickereien etc., sowie die verschiedensten Galanterie-Waaren in Holz, Leder und Papier, mit und ohne Stickerei-Einrichtung, Federkasten, Jugendschriften, Bilderbücher, Wünsche, Lampenschirme u. A. m. empfiehlt zu billigsten Preisen bestens Carl Bade.


Den geehrten Herrschaften Schönbergs und Umgegend die ergebenste Anzeige, daß ich mich hieselbst als Klempner niedergelassen habe, und bitte um geneigten Zuspruch.
Meine Wohnung ist in der Siemzerstraße im Hause des Hrn. Dettmann neben Hrn. Barbier Fick.
Peter Lenschow, Klempner.


Einem geehrten Publikum mache ich hiedurch die ergebenste Anzeige, daß ich von jetzt an wieder alle Arten von Brod und Backwerk selbst backe, sowie daß ich zum bevorstehenden Weihnachtsfeste eine große Auswahl von Tannenbaum-Confect, Zuckerpuppen und Pfeffernüssen stets vorräthig halte.
Mein Laden ist noch im Hause des Bauunternehmers Oldenburg vor dem Sabowerthore neben meinem vor einiger Zeit abgebrannten Wohnhause.
Bäckermeister Vielhaack.


Weihnachts-Ausstellung mit Spielwaaren für Kinder und sonstige zum Geschenke passende Gegenstände bei C. Schwedt.


Tannenbaum-Lichte in Wachs und Stearin, feine Tafellichte in Stearin und Parafin und Parafinlichte, das Packet zu 8 ßl., bei Abnahme größerer Quantitäten billiger bei C. Schwedt.


Schlittschuhe für Herren und Damen, Deutsche und Amerikanische, in großer Auswahl empfiehlt C. Schwedt.


Die heute von mir beigegebene literarische Beilage empfehle geneigter Beachtung.
Außerdem werden von mir besorgt und sind die resp. 1. Lieferungen zur Einsicht vorräthig:
Griesinger, der große Entscheidungskampf, à Lief. 7 ßl.
Schmidt, der Franzosenkrieg 1870, à Lief. 5 ßl.
Dörr, der deutsche Krieg gegen Frankreich, à Lief. 8 ßl.
Dresky, der Krieg zwischen Deutschland und Frankreich, à Lief. 12 ßl.
Hahn, der Krieg Deutschlands etc. à Lief. 8 ßl. Der Deutschen Heldenkampf 1870, à Lief 5 ßl.
Rüstow, der Krieg um die Rheingrenze 1870, à Lief. 32 ßl.
Fechner, der deutsch-französische Krieg 1870, à Lief. 8 ßl.
Hohenthal, Geschichte des jetzigen Krieges,
1. Theil: Von Ems bis Metz, 16 ßl.
2. Theil: von Metz bis Paris, 16 ßl.
Zschokke, Stunden der Andacht, à Lief. 7 ßl.
C. Sievers.


Einladung zur Betheiligung an den neu beginnenden Ziehungen der großen vom Staate genehmigten und garantirten Geldverloosung.
Der größte Gewinn beträgt im glücklichsten Falle:
100.000 Thlr.
Die Hauptpreise betragen:
Thaler 60.000, 40.000, 20.000, 16.000, 10.000, 2 à 8000, 3 à 6000, 3 à 4800, 1 à 4400, 3 à 4000, 2 à 3200, 4 à 2400, 7 à 2000, 16 à 1200, 106 à 800, 6 à 600, 5 à 480, 156 à 400, 206 à 200, 219 à 80, 10.800 à 44 etc. etc.
Über die Hälfte der Loose werden im Laufe der Ziehung mit Gewinnen gezogen; in Allem 23.000 Gewinne und kommen solche planmäßig innerhalb einiger Monate zur Entscheidung.
Gegen Einzahlung durch Postkarte oder unter Nachnahme des Betrages, versende ich "Originalloose" für die 1. Ziehung, welche amtlich planmäßig festgestellt, schon am 21. December d. J. stattfindet, zu folgenden Preisen:
Ein ganzes Originalloos Thlr. 2.
Ein halbes Originalloos Thlr. 1.
Ein viertel Originalloos 15 Sgr.,
unter Zusicherung promptster Bedienung.
Jeder Theilnehmer bekommt von mir die mit dem amtlichen Wappen vesehenen Original-Loose pünktlich zugesandt, und sind solche nicht mit Promessen zu vergleichen.
Der Originalplan wird jeder Bestellung gratis beigefügt und den Interessenten die Gewinngelder nebst amtlicher Liste prompt übersandt.
Durch das Vertrauen, welches sich diese Loose rasch erworben haben, erwarte ich bedeutende Aufträge, solche werden bis zu den kleinsten Bestellungen selbst nach den entferntesten Gegenden prompt und verschwiegen ausgeführt.
Man beliebe sich daher baldigst und direct zu wenden an Adolph Haas, Staatseffecten-Handlung in Hamburg.


Meine Weihnachts-Ausstellung ist auch in diesem Jahr wieder eröffnet und auf das Vollständigste assortirt, und lade meine verehrten Gönner zum fleißigen Besuche hierdurch ergebenst ein.
C. Sievers.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 98 Seite 3]Meine Weihnachts-Ausstellung verbunden mit einem reichhaltigen Spielwaarenlager empfehle ich zu gef. Einkäufen ganz ergebenst.
Rehna, December 1870.
H. Schreiber.


Kornsäcke von schwerem Leinen mit und ohne Streifen zu 6 1/2 und 9 1/4 Thlr.
Gebrüder Schweigmann.


Neue Citronen, Succade, Cand. und trockene Pomeranzenschalen, Avola-Mandel, Bittere Mandel, Gereinigte Pottasche, Krachmandel, Neue Traubrosinen, Sardellen empfiehlt Aug. Spehr.


Einem geehrten hiesigen und auswärtigen Publikum die ergebene Anzeige, daß ich Freitag den 16. d. Mts. meine Weihnachts-Ausstellung eröffnen werde und empfehle ich mich mit einer reichhaltigen Auswahl auf das Geschmackvollste gearbeiteter Conditorei-Waaren zu möglichst billigen Preisen und bitte um geneigten Zuspruch.
Wwe. Greiff, Conditor.


Wichtig für Viele!
In allen Branchen, insbesondere aber bei Bezug der allgemein beliebten Original-Loose, rechtfertigt sich das Vertrauen einerseits durch anerkannte Solidität der Firma, anderseits durch den sich hieraus ergebenden enormen Absatz. Die wegen ihrer Pünktlichkeit bekannte Staats-Effecten-Handlung Adolph Haas in Hamburg ist jedermann auf's Wärmste zu empfehlen, und machen wir auf die heute in unserem Blatte erschienene Annonce obigen Hauses besonders aufmerksam.


Weihnachts-Ausstellung.
Den hochgeehrten Bewohnern von Schönberg und der Umgegend erlaube ich mir ganz ergebenst anzuzeigen, daß ich auch in diesem Jahre wiederum in meiner Weihnachts-Ausstellung mit einer vorzüglich großen Auswahl von besten und wohlfeilsten Confituren , sowohl für den Weihnachtsbaum als auch zu Weihnachtsgeschenken sich eignend, aufwarten kann. Außerdem empfehle zur geneigten Abnahme alle möglichen feinen Backwerke, braune Kuchen und Pfeffernüsse, und werden gefällige Bestellungen auf alle Sorten von Torten bestens und prompt ausgeführt.
Um geneigten Zuspruch bittet hochachtungsvoll Heinrich Freitag, Bäcker und Conditor.
Schönberg, den 14. Dec. 1870.


Zu Weihnachts-Einkäufen empfehlen unser complet sortirtes Lager. Zu gleicher Zeit geben eine Partie Resten und zurückgesetzte Waaren sehr billig.
Gebr. Schweigmann.


Wir machen den Landmeistern hiedurch bekannt, daß nach Beschluß des letzten Hauptquartals der Tischlermeister und unter Zustimmung der Behörde die Statuten des bisherigen Möbelamtsmagazins außer Kraft gesetzt und dies Magazin künftig unter dem Namen "Möbelmagazin der vereinigten Tischlermeister" fortgeführt wird.
Die vereinigten Tischlermeister.


Wir machen hiedurch bekannt, daß das Holzholen, Absägen von Tannen und Moosholen aus unseren Holzkoppeln hiedurch verboten wird mit dem Bemerken, daß wir künftig genau aufpassen und jeden dabei Treffenden dem Gerichte zur Bestrafung anzeigen werden.
Die Dorfschaft Pahlingen.
Schulze Mette.


Für mein Tuch-, Manufactur- und Modewaarengeschäft suche ich zu Ostern k. J., am liebsten sogleich, einen mit den nöthigen Schulkenntnissen versehenen jungen Meschen als Lehrling.
Schönberg, 1870.
Heinrich Creutzfeldt.


Zum bevorstehenden Weihnachtsfeste empfehle dem geehrten Publikum mein gut und billig sortirtes Manufactur-Waaren-Lager, wie Tuche, Buckskins, Paletotstoffe, Düffels, Leinen, Fanchons, Seelenwärmer, Shawls u. s. w. Ferner Ausverkauf einer großen Auswahl Kleiderstoffe in guten Mustern von 4 ßl. an, sowie eine Anzahl vorjähriger Mäntel und Umschlagtücher ebenfalls zu sehr billigen Preisen.
August Groth.


Wilhelm Masch, 791. Lübeck, Breitestraße. 791.
empfiehlt zu Weihnachts-Einkäufen sein Lager von Leinen, Drellen und Weißwaaren, sowie fertiger Damen- und Herren-Wäsche zu festen billigsten Preisen.
NB. Bestellungen nach Maaß werden auf's Prompteste ausgeführt.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 98 Seite 4]

Im Ausverkauf empfehle Tuch und Buckskin à Elle 16 ßl. billiger als bisher, moderne Kleiderstoffe à Elle 4, 5 und 6 ßl., Werth 10 und 12 ßl., ächte Cattune à Elle 4 ßl., Werth 6 und 8 ßl., sowie alle wollenen Sachen, als Fanchon, Seelenwärmer, Damenwesten zu bedeutend heruntergesetzten Preisen, große dicke Double-Shawls 2 - 3 Thlr., Werth 6 Thlr., und viele andere Sachen.
Schönberg.
Ludwig Creutzfeldt.


159. Frankfurter Stadt-Lotterie.
Nur 26.000 Loose bei 14.011 Preisen von fl. 200.000, 100.000, 50.000, 25.000, 20.000 etc.
Zur ersten Klasse, deren Ziehung am 28. December beginnt, empfehle ich unter meiner beliebten Devise:
= Mariens Glück =
Ganze Original-Loose à 3 Thlr. 13 Sgr.
Halbe do. à 1 Thlr. 22 Sgr.
Viertel do. à - Thlr. 26. Sgr.
gegen Posteinzahlung oder Nachnahme.
Der amtlich bestellte Haupt-Collecteur J. H. Döll in Frankfurt a. M.


Bilanz der Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank in Schwerin pro ultimo November 1870

Activa. Passiva.
Lebensversicherungs-Prämien und Einlagen 24,899 - 9   162,454 10 3
Spar-Bank-Einlagen 1,339,161 4 6   2,721,351 25 3
Belegungen 3,937,215 12 3   2,196,097 33 -
Konto pro Diverse 426,688 33 6   376,150 45 3
Agenturen-Konto 1,983,393 5 6   1,948,302 18 6
Kasse 2,022,455 8 -   1,964,229 7 3
Fonds, Gewinn- und Verlust-Konto 115,841 46 9   481,068 19 9
---------- ----------- ---- --   ------------ ---- --
Crt. Taler (Mecklenburg) 9,849,6543,305,291 15 3   9,849,654 15 3
Umsatz und Bestände.1869.
Am Schluß des Jahres.
 1870.
Am Schluß des November.
Gesammt-Umsatz 23,267,500 19 -   18,636,559 33 -
Werbendes Kapital 1,785,534 13 -   1,884,972 3 3
Zinstragendes Kapital 1,709,998 36 6   1,791,655 15 6
Lebens-, Sterbekassen- und Leibrenten-Versicherungen 2,001,998 35 -   2,116,033 28 -

Schwerin, den 3. Dec. 1870.

Mecklenburgische Lebensversicherungs- und Spar-Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director. C. L. F. Soltau, General-Agent.


Die Mecklenburgische Lebensversicherungs- und Spar-Bank in Schwerin schließt Lebensversicherungen, Leibrentenversicherungen, Kapital-Einlage-, Darlehns- und alle sonstigen Geld-, Inkasso- und Commissions-Geschäfte durch die unterzeichnete Agentur zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts-Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar-Bank-Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte näherer Auskunft bereitwillig ertheilt. Die von der Gesellschaft an die Lebensversicherten zur Vertheilung disponirten mittleren Dividenden betragen für die drei letzten Jahre resp. 36, 36 und 32 Procent der eingezahlten Prämie.
Haupt-Agentur Schönberg.
Carl Bade.


Seit einiger Zeit ist über meine Koppel nach dem Kuhlrader Moor ein Schleichsteig angelegt, welchen ich hiemit ernstlichst verbiete. Zuwiderhandelnde werde ich unnachsichtig dem Gerichte zur Bestrafung anzeigen.
Hauswirth Fasch in Kuhlrade.


Meteorologische Beobachtungen.
Dec.
1870.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
9.
10.
11.
12.
36.68
37.29
36.50
34.72
-0.8
-1.0
-5.6
-5.0
1.6
0.8
-0.6
-2.2
ONO
NNW
WNW
OSO
1
0
0
1
trübe.
bedeckt.
zieml. heit.
-

Am 10. 26 Cubikz. Schnee auf 1 []'.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.14 - 14 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.14 1/2 - 15 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.36 - 44 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.24 - 26 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.16 - 18 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.12 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.5 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Gänse pr. Pfd.8 1/2 - 9 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St.28 - 32 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.10 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 1/2 Schilling (Mecklenburg).


Getreidepreise in Lübeck

(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen18 - 18Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 - 13Mark (Lübeck)10Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/2 - 12Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 1/2 - 11 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen111/2 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat29 - 30Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen28 - 29Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 1/2 - 19Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)


Hiezu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 98 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 98 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 13. December 1870.


- (Officiell.) Versailles, 10. Dec. Nach den Kämpfen der letzten Tage sollte den an der Loire befindlichen Truppen für den 10. d. M. Ruhe gewährt werden. Der Feind versuchte jedoch am Morgen mit starken Kräften die Offensive wieder zu ergreifen, wurde aber in einem bis zum Abend währenden, vorzugsweise durch Artillerie geführten Gefechte zurückgewiesen. Diesseitige Verluste sehr unbedeutend. Einige Hundert Gefangene sind in unseren Händen. General v. Manteuffel meldet, daß Dieppe von Truppen seiner Armee am 9. Abends besetzt worden sei. Ein Theil der dritten Feld-Eisenbahn-Abtheilung nebst 50 Mann Infanterie sind in Ham überfallen und aufgehoben worden. v. Podbielski.
- Der Reichstag in Berlin hat die Bundesverträge mit Bayern, Baden, Hessen und Württemberg angenommen. Der Main ist damit überbrückt, die Zertheilung Deutschlands, welche der Krieg von 1866 geschaffen, hört auf, und dem Auslande gegenüber steht Deutschland groß und mächtig da, der innere Hader ist ausgeglichen. -In der Sitzung am 10. wurde noch die Verfassungsänderung durch Einfügung der Worte Reich und Kaiser angenommen. Darauf wurde eine Adresse an den König angenommen, zu deren Ueberreichung eine Deputation von 30 Mitgliedern gewählt wurde. Der Präsident des Bundeskanzleramtes, Delbrück, verkündet darauf Reichstagsschließung.
- Vom bayerischen Landtag, der in diesen Tagen zusammentritt, werden 10 Mill. Gulden zur Fortsetzung des Krieges verlangt.
- Aus Versailles vom 7. d. Mts. wird gemeldet: Dem Vernehmen nach enthielt das gestern von hier an General Trochu abgegangene schreiben, in welchem demselben die Niederlage der Loire-Armee und die Besetzung von Orleans gemeldet wird, keine Aufforderung zur Uebergabe, sondern nur den Vorschlag, einen Officier aus Paris nach Orleans zu senden, um sich von der Sachlage zu überzeugen. General Trochu hat das ihm gestellte Anerbieten abgelehnt.
- Dem Könige von Preußen gehen aus ganz Deutschland eine ungemein große Anzahl von Glückwunschadressen zur Kaiserwürde zu.
- Die Aachener stellen bereits die Forderung auf, daß der deutsche Kaiser in ihrer Stadt gekrönt werde. Aachen sei von Karl dem Großen selber als Krönungsstadt belehnt worden und die Uebertragung der Krönung nach Frankfurt sei eine "Vergewaltigung" Aachens gewesen.
- Neuerer Bestimmung zufolge sollen die im Felde befindlichen Truppen zum Schutze gegen die Kälte anstatt der Pelze warm gefütterte Tuchmäntel, die mit einer Capuze versehen sind, erhalten. Abgesehen davon, daß diese sich viel billiger beschaffen lassen als jene, welche bei einem so großen Bedarf zu gewöhnlichen Preisen nicht zu haben sind, so sollten dieselben sich auch weit besser bewähren und haben außerdem den Vorzug, daß sie noch nach dem Kriege als Wachtmäntel benutzt werden können. Alle Lieferungen auf Pelze, soweit sie nicht bereits definitiv abgeschlossen waren, sind in Folge dessen rückgängig und dagegen Bestellungen auf Tuchmäntel gemacht worden, die zum großen Theil innerhalb 14 Tagen geliefert werden müssen.
- Aus Versailles vom 4. December schreibt man der "Weser-Ztg.": Die Aufstellung der 300 Belagerungsgeschütze ist erfolgt und Villa Coublay ist nun unser Wanderziel geworden, um den Belagerungspark dort bewundern zu können. Das Bombardement kann jetzt in jedem Augenblick auf Allerhöchste Ordre vor sich gehen, da die nöthige Munition herbeigeschafft ist und jedes Geschütz über 100 Schüsse disponiren kann. (Wir knüpfen hieran folgende anscheinend officiöse Correspondenz der Schles. Ztg. aus Berlin: "Von unsern Strategen ist in diesem Kriege Alles mit solcher Weisheit und Umsicht angelegt, daß derselbe von den Strategen aller Nationen in den kommenden Jahrhunderten als ein Musterkrieg studirt werden kann. Um so unpassender ist es, wenn jetzt die Ungeduld über das Ausbleiben des Bombardements von Paris vielfach so weit geht, daß man selbst den Grafen Moltke zu meistern beginnt und das Unterbleiben des Bombardements auf Einflüsse zurückführt, die nur in Dingen des Friedens eine Berechtigung haben. Ich bin in der Lage zu versichern, daß solche Vermuthungen rein aus der Luft gegriffen sind, und daß das bisherige Unterbleiben des Bombardements sich hinlänglich aus den militairischen Gesichtspunkten erklärt, welche hier entscheiden müssen. Wenn die Entscheidung gekommen sein wird, wird man sehen, daß auch die Maßregeln vor Paris sehr wohl begründet waren und nur das Interesse Deutschlands verfolgten. Uebrigens versteht es sich von selbst, daß sie nur vom König und seinen Räthen ausgingen.")
- Aus München wird zu der Kaiserfrage berichtet, König Ludwig II. beabsichtige, sobald die Zustimmungen der übrigen Bundesfürsten daselbst eingelaufen seien, dem Könige von Preußen den Kaisertitel persönlich nach Versailles zu überbringen. Der große Gala-Königs-Train soll infolge einer an die General-Direction der Verkehrsanstalten aus dem königlichen Cabinet ergangenen Verfügung bereits in heizbaren Zustand versetzt werden.
- Der militairische Correspondent der 'Elberf. Ztg.' schreibt: Der Krieg soll, wie versichert wird, unmittelbar im Anschluß an die letzten großen Ereignisse unmittelbar in raschen und gewaltigen Schlägen zu Ende geführt werden. Es werden dazu außer der schon im Süden und Norden von Paris operirenden ersten und zweiten deutschen Armee auch noch Theile der gegenwärtig vor der französischen Hauptstadt concentrirten dritten und vierten Armee in Verwendung treten. Als ein bedingendes Moment hierzu wird außer der schnellen und totalen Niederwerfung der noch im Felde stehenden feindlichen Streitkräfte namentlich auch noch der Umstand geltend gemacht, die ganz ausgezehrte Gegend um Paris möglichst von den dort angehäuften Truppenmassen zu befreien, um so gleicherweise mit der Capitulation dieser Stadt sowohl deren Verpflegung, wie die der eigenen Armee leichter und besser bewirken zu können. Die früher verkündete Absicht, mit dem Falle von Paris für den größten Theil der deutschen Armeen eine längere Winterruhe eintreten zu lassen, wird als aufgegeben betrachtet. Eine Aufstellung neuer größerer feindlicher Truppenmassen steht gegenwärtig unbedingt vor Monaten nicht zu erwarten und dürfte darnach die Besitznahme der wichtigsten Hauptpunkte des südlichen, westlichen und nordwestlichen Theiles von Frankreichs wohl kaum noch größern Schwierigkeiten unterliegen, während bei einer Verzögerung der Kriegsoperationen dem Feinde allerdings die Möglichkeit erwachsen würde, sich aus dem in der Ausführung begriffenen Massenaufgebot neu zu verstärken und den Widerstand noch längere Zeit fortzusetzen. Ebenso sollen die aufgenommenen Belagerungen mit aller Entschiedenheit ihrem Abschlusse zugeführt werden.
- Amtlichen Nachrichten zufolge hat sich in neuerer Zeit der Gesundheitszustand der Truppen im Felde günstigst gestaltet. Ruhranfälle kommen fast gar nicht mehr vor. Der Typhus hat an Ausdehnung wie an gefährlichem Character verloren. Die Zahl der übrigen Krankheitsfälle hat sich ebenfalls verringert. In den Lazarethen befinden sich etwa 10,000 Kranke weniger als am Ende des October.
- Nach einer kriegsministeriellen Bestimmung sollen vom Beginne des Armee-Ersatzgeschäftes pro 1871 an die Ersatzbehörden bei allen Neueintragungen in den Aushebungslisten das Metersystem zu Grunde legen.
- General Aurelles hat seine Entlassung genommen und bekommen. Gambetta setzt so viele Generale ab, daß er zuletzt selber kommandiren muß.
- Die franz. Zeitung Siecle stimmt sehr verführerische Klagelieder über den Elsaß an. Sie

[ => Original lesen: 1870 Nr. 98 Seite 6]

sagt: "Wie werden die Berliner Schlemmer das fruchtbare Elsaß aushungern! seine schwere Gerste, seinen reichen Hopfen, seine Weine seinen schönen Flachs, seinen fetten Kohl, seinem würzigen Taback, feine fetten Gänse, seine ungeheuern Schweinheerden! Frankreich verlangt vom Elsaß nichts als seine Hingebung" (und seine Gänseleberpasteten). Das stärkste Stück ist, daß Siecle beweisen will, Elsaß habe niemals zu Deutschland gehört.
- Weißenburg und Wörth bis Orleans und Paris Ein Siegeszug der deutschen Truppen! und dennoch folgende Anrede Glais-Bizoins, des republikanischen Regierungsmitgliedes, an die Reste der Loire-Armee: "Ich will Euch keine Complimente machen, meine Freunde, aber dessen dürft Ihr sicher sein, da Ihr viel mehr werth seid als Eure Feinde. Jeder französische Soldat wiegt zwei Preußen und drei Bayern auf."
- In Paris wird's finster, denn das Gas ist ziemlich ausgegangen. Die Gäste in den Restaurationen müssen ihre Ratten-Pasteten und ihr Katzen-Wildpret im Dunkeln verzehren, und das ist noch ein Glück; denn im Dunkeln hört der gute und schlechte Geschmack auf, wie ein berühmter Fürst behauptet hat. Die Gutschmecker haben bereits sämmtliches Geflügel des Pflanzegartens und sogar die beiden Bären verzehrt, die Fürst Cusa dem Garten schenkte. Ein Salatkopf in den Warmhäusern wird theurer bezahlt als die schönste Blume.
- Mac Mahon in Wiesbaden erklärt, ihm habe der Postmeister in Weißenburg nichts unterschlagen, am wenigsten 2 Mill. Francs.
- Der Degen des alten Fritz ist das Erste, was die Preußen sich in Paris holen wollen. Die Franzosen haben diesen Degen im Jahre 1806 von dem Grabe des Königs in Potsdam genommen und nach Paris gebracht. Als die Preußen 1813 und 1815 ihren Gegenbesuch machten, war der Degen so gut versteckt, daß ihn Niemand finden konnte. Kaum aber waren sie fort, so kam er in dem Dom der Invaliden zum Vorschein. Es gibt übrigens, wie dieser aus den Kriegsdepeschen ersehen haben, jungen Nachwuchs des alten Fritz. Hat doch der Prinz Carl seinen Sohn, den Feldmarschall Friedrich Carl in einen Fritz Carl umgetauft, wir wissen nicht, ob nur der telegraphischen Kürze wegen.
- Waren die Franzosen so klug gewesen, daheim zu bleiben und ihre Einquartierung gut zu empfangen, statt zu flüchten und Hab und Gut im Stich zu lassen, sie wären besser gefahren. Häufig traf man in Dörfern und Städten, durch welche deutsche Truppenzüge stattgefunden hatten, an den Haustüren Inschriften, die kurzen Worten, aber mit großen kräftigen Kreidestrichen als Instruction für die nachfolgende Einquartierung dienen konnten. sehr oft konnte man lesen: "Achtung dem Hause! Hier wohnen gute Leute!!" oder "Schonung diesen Bewohnern. Was sie hatten, gaben sie freiwillig!" oder "Guter Mann, böses Weib! Schöner Wein und schlechtes Essen !" Nicht selten war auch angeschrieben: "Warnung! Hier darf nicht requirirt werden, denn hier war ein gutes Quartier!"
- Daß Unehrlichkeit, wenn sie nicht ihren eigenen Herrn schlagen soll, wenigstens ein bischen Menschenverstand erfordert, hat dieser Tage ein Dienstmädchen in Berlin erfahren. Beim Aufräumen des Zimmers ihrer Herrschaft fand das Mädchen auf einem Tische unter werthlosen Papieren einen Hundertthalerschein. "Wo solche Scheine wie Spreu herumliegen, da ist Ueberfluß," dachte die glückliche Finderin und versenkte den Schein in ihre Kleidertasche. Niemand schien das Verschwinden der Banknote bemerkt zu haben, und Auguste Tonne, so heißt das Mädchen, sann nunmehr auf Mittel, den Schein umzuwechseln. Am Montag Nachmittag, wahrend der Abwesenheit ihrer Herrschaft, begab sie sich nach einem Confectionsgeschäft, um Einkäufe zu machen; so glaubte sie ihren Zweck am besten erreichen zu können. Nachdem sie von allem gekauft, was ein Mädchenherz erfreuen kann, hatte sie eine Rechnung von 25 Thlr. zu bezahlen und präsentirte dem Geschäftsinhaber ihren Hundertthalerschein, den derselbe auch dankend annahm und in ein Nebenzimmer trat, um ihr, wie sie meinte, 75 Thaler herauszubezahlen. Anstatt dessen erschien jedoch ein Schutzmann, der sie ohne weiteres verhaftete. Der vermeintliche Hundertthalerschein war nämlich nichts weiter, als eine jener Empfehlungskarten, wie sie Taschenspieler und dergleichen Künstler scherzweise an ihr Publikum zu vertheilen pflegen und die eine große Aehnlichkeit mit solchen Scheinen haben. Auf dem für das Mädchen so verhängnißvoll gewordenen Papier befanden sich in Wasserdruck die Worte: "Souvenir de Mellini!"
- Ein Walfisch in der Jahde. Vom Bord des "Arminius", 3. Dec., erhält die Weser-Ztg." folgenden Brief: Heute Morgen sahen wir vom Schiff aus einen Gegenstand im Fahrwasser der Außen- Jahde treiben, aus dem wir uns keinen rechten Vers machen konnten. Es sah aus, als wäre eine große rothe Boje im Treiben, an der ein großer Gegenstand, etwa in der Größe einer gekenterten Kuff, befindlich war. Doch war die Form so absonderlich, der schwarze Gegenstand sei ein gekentertes Fahrzeug oder ein abgetriebenes Wrack, nicht stichhaltig erschien. In größerer Nähe zeigten sich eine groß Zahl parallel gehender Rifles, als wären eiserne schienen sehr sorgfältig neben einander gelegt. Sollte die gestern wieder gemeldete französische Flotte eine Art Torpedo-Fahrzeug in der Nacht haben in die Jahde treiben lassen? Vielleicht ist es ein Luftballon, wie ein solcher ja in Christiania niedergefallen sein soll, die rothe Boje ist vielleicht das Schiffchen desselben und die armen Passagiere sind ertrunken. Oder sollte es ein großer Fisch sein, aber wie käme ein Walfisch in die Jahde und was ist schließlich die rothe Boje? Der Gegenstand unserer Vermuthungen trieb allmählig gerade unsern Schiffen gegenüber (beim Schillig) auf das Ufer, wo er mit der Ebbe trocken fallen mußte. Bald war ein Boot da vom "König Wilhelm", und dieses sicherte sich alsbald eine angenehme Beute als Weihnachtsextraordinarium für die Mannschaft, denn in der That, der treibende Gegenstand war ein Walfisch, den ich gemessen, und dessen Länge 63 Fuß, sein größter Durchmesser 12 Fuß, die Breite der Schwanzfloße 10 Fuß beträgt. Der Körper war noch Warm, eine von der Harpune herrührende Wunde fand sich nicht vor, es liegt also die Vermuthung nahe, daß der Fisch in der Verfolgung her der Ebbe auf flaches Wasser gekommen ist und sich nicht wieder frei machen konnte. In der Anstrengung wieder flott zu werden, scheint er den Gegenstand ausgespieen zu haben, der uns als eine rothe Boje erschienen war. Es ist dies eine Art Sack mit ca. 3 Zoll dicker Fettschicht, der mit Luft und einer röthlichen Jauche angefüllt war und dessen Durchmesser ca. 8 bis 10 Fuß beträgt. Der Bauch ist weißlich mit vielen mehrere Zoll breiten Rifles, ähnlich den Zügen der gezogenen Geschütze, ganz und gar überzogen. Der Kopf ist lang und spitz. Daß der Fang schleunigst auf Land gezogen wurde, versteht sich von selbst. Der Erlös aus dem zu gewinnenden Thran, der auf ca. 500 Thaler geschätzt wird, fällt natürlich der Mannschaft zu, die mit einem sonderbaren Behagen den ungewöhnlichen Burschen abzuschälen beginnt. Das Skelett dürfte vielleicht für ein Museum erwünscht sein, weshalb eine bezügliche Anfrage nach Berlin gerichtet ist.
- Gesindenoth in Amerika. In einer Newyorker Zeitung finden wir folgenden Schmerzensruf: "Die Jagd auf den Hippopotamus an den Ufern des Nil, auf den Alligator in der Bai von Louisiana, auf den Löwen in Numidien, auf den Gorilla in Senegambien, auf den Tiger in Bengalen, den Bären in Schweden und den Wolf in den Steppen Rußlands - jede solche Jagd ist ein reines Kinderspiel gegen eine Jagd nach einem treuen, fleißigen und bescheidenen Dienstboten!"
- Nach vom Salzsee eingetroffenen Nachrichten soll Brigham Young der Jüngere, der hoffnungsvolle Sprößling des gegenwärtigen Oberhauptes der Mormonen, beabsichtigen, sich demnächst mit einem ganzen Mädchenpensionate zu verehelichen.
- In Florenz ist ein indischer Fürst 21 Jahre alt gestorben. Er war mit einem großen Gefolge nach Europa gekommen, um die Hauptstädte kennen zu lernen. Seine Leiche wurde am Ufer des Arno verbrannt. Die Asche und Kohlenstücke wurden in den Fluß gestreut, die Knochenüberreste in eine Urne gethan, versiegelt und mit einer rothen Decke überhangen.
- Die Paßkarten für das Jahr 1871 sind auf blaßrothes Papier gedruckt.


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