No. 96
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. Dezember
1870
vierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1870 Nr. 96 Seite 1]Nachdem durch das Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinsche Regierungsblatt Nr. 118 von dem Großherzoglichen Ministerium, Abtheilung für Medicinal-Angelegenheiten, bereits unterm 10. d. M. bekannt gemacht ist, daß die Rinderpest im Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin erloschen, hat Großherzogliche Landesregierung zu Neustrelitz die Großherzogliche Landvogtei ermächtigt, die unterm 11. September d. J. erlassene Bekanntmachung, betreffend Maßregeln zur Verhütung der Einschleppung der Rinderpest, mit der Maßgabe hiedurch wieder aufzuheben, daß bis auf Weiteres nur noch die Ein- und Durchfuhr von lebendem und todtem Rindvieh aus dem Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin über die Grenze des Fürstentums Ratzeburg bei Vermeidung einer Strafe bis zu 50 Taler (Mecklenburg), event. angemessener Gefängnißstrafe verboten bleibt.
Schönberg, den 30. November 1870.
Großherzogl. Mecklenburg. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen. C. v. Oertzen.


Bekanntmachung.
Die Musterung der Militairpflichtigen des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg wird an den nachbenannten Tagen stattfinden und zwar in Schönberg im Hause der Gastwirthin Boye
am Dienstag den 3. Januar 1871 für Stadt Schönberg , Vogtei Schönberg, Vogtei Mannhagen, Dodow, Horst und Torriesdorf und die Zurückgestellten früherer Jahrgänge der gedachten Vogteien und Ortschaften;
am Mittwoch den 4. Januar 1871 für die Vogteien Rupensdorf, Schlagsdorf, Stove, sowie für die Zurückgestellten früherer Jahrgänge dieser Vogteien und das Classifications-Geschäft;
am Donnerstag den 5. Januar 1871
Loosung
jedes Mal Morgens 8 Uhr.
Es wird hierzu das Nachstehende bemerkt:
1. Zur Musterung haben sich bei Vermeidung der in den §§ 176 ff. der Militair-Ersatz-Instruction vom 26 März 1868 angedrohten Strafen zu gestellen:
a. alle in dem Jahre 1851 Geborenen, b. alle in den Jahren 1847 bis ultimo December 1850 und in früheren Jahren Geborenen, welche noch keine endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht erhalten haben, mithin die Zurückgestellten, disponibel Gebliebenen früherer Jahrgänge u. s. w. und zwar ad b. unter Mitbringung ihrer Loosungs- und Gestellungsscheine.
2. Die Ortsbehörden haben sämmtliche im Ort anwesende und in den Stammrollen verzeichnete resp. seit Aufstellung derselben zugegangene oder zugewanderte Militairpflichtige des laufenden Jahrgangs nicht minder die sub Nr. 16 aufgeführten Individuen zu dem betreffenden Tage, der festgesetzten Stunde und an den bestimmten Ort vor der Kreis-Ersatz-Commission zu beordern und dieselben entweder persönlich, oder durch einen genügend instruirten zuverlässigen Bevollmächtigten vorzustellen.
3. Auch ist Seitens der Ortsbehörden dafür Sorge zu tragen, daß in dem Musterungstermine die noch fehlenden Geburtsscheine derjenigen, welche nicht in der Geburtsliste stehen, zur Vorlage gebracht und ferner, daß über alle in den Stammrollen verzeichneten Individuen, welche inzwischen den Ort oder Bezirk verlassen haben, zuverlässige Nachrichten
über den gegenwärthigen Aufenthalt gegeben werden können. Inzwischen zugezogene oder zugewanderte Individuen können in den Stammrollen sofort, als Zugang nachgetragen werden.
Die Stammrollen sind im Musterungstermine wieder vorzulegen.
4. Alle zur Seemännischen Bevölkerung gehörigen Militairpflichtigen, nämlich:
a. Seeleute von Beruf, d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf See-, Küsten- oder Haff- Fahrzeugen oder Booten gefahren sind ;
b. See-, Küsten- oder Haff-Fischer, welche die Fischerei wenigstens ein Jahr lang gewerbsmäßig betrieben haben;
c. Schiffszimmerleute, welche zur See gefahren sind;
d. Maschinisten, Maschinisten-Assistenten und Heizer von See- und Flußdampfern, vergl. § 5 und 34 der Militair-Ersatz-Instruction, werden aufgefordert, die über ihre Fahrzeit, resp. über ihre gewerbliche Qualification Auskunft gebenden Papiere etc. zu beschaffen und bei ihrer Gestellung vorzulegen.
5. Gesuche um Zurückstellung vom Militairdienst, Reclamationen - vergl. § 42 ff. der Militair-Ersatz-Instruction - werden sofort im Musterungstermine entschieden werden. Die Ortsbehörden werden aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, daß derartige Gesuche nach Vorschrift des § 4 Nr. 13 der Verordnung vom 2 Mai 1868 gehörig vorbereitet und mit den nöthigen Attesten versehen, im Termine vorgelegt werden können. Auch sind in Fällen, wo die Kränklichkeit und Altersschwäche der Eltern den Reclamationsgrund bildet, oder wo erwachsene Brüder des Reclamirten zur Vertretung desselben in seinen häuslichen Verhältnissen nicht geeignet sein sollten, diese Personen mit zur Stelle zu beordern, soweit ihr Gesundheitszustand die Gestellung zuläßt, oder sonst ärztliche Atteste über ihren Gesundheitszustand beizubringen.
Wird den gesetzlichen Vorschriften über Anbringung der Reclamationen nicht genügt, oder werden derartige Gesuche erst nach dem Musterungstermine angebracht, so wird die Zurückweisung unausbleiblich erfolgen.
6. Das Vorhandensein von solchen Fehlern und Gebrechen, welche für den Arzt nicht sogleich erkennbar sind, z .B. Schwerhörigkeit, Blödsinn u. s. w. muß durch glaubhafte Atteste Seitens der Ortspolizeibehörde, des Ortsgeistlichen und sonstiger zuverlässiger Persönlichkeiten nachgewiesen werden.
Zur Nachweisung von Epilepsie wird auf die Bestimmung in § 74 Nr. 5 der Ersatz-Instruction aufmerksam gemacht.
7. Die Ortsbehörden haben die Militairpflich-

[ => Original lesen: 1870 Nr. 96 Seite 2]

tigen während der Hin- und Rückreise zu den Musterungen in Aufsicht zu halten, damit Klagen über Ungehörigkeiten der Ersatz-Mannschaften vermieden werden.
8. Die Loosung der zur jüngsten Altersklasse gehörigen der im Jahre 1851 geborenen Militairpflichtigen, findet nach beendigtem Geschäfte für sämmtliche Militairpflichtige des Aushebungsbezirks ohne Unterbrechung am Donnerstag den 5. Januar 1871 in Schönberg, Morgens 8 Uhr, statt.
Wenn die Militairpflichtigen dazu nicht erscheinen, so zieht ein Mitglied der Commission für sie das Loos.
Das Nichterscheinen im Loosungstermine hat keinerlei Nachtheil zur Folge.
9. Mannschaften der Reserve, welche auf Grund der Bestimmungen der hohen Großherzoglichen Landesregierung vom 2. Juni 1868 wegen ihrer häuslichen Verhältnisse zurückgestellt zu sein wünschen, haben sich mit ihren Papieren während der angesetzten Musterungstermine bei der Kreis-Ersatz-Commission zu melden.
Schönberg, den 1. December 1870.
Der Civil- Vorsitzende der Kreis-Ersatz-Comission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Wenn von mehreren Ortschaften versäumt ist, bei dem vielen Regen in diesem Herbst die gehörige Aufsicht über die Wege zu führen, so vernothwendigt sich eine sofortige Nachbesserung derselben.
Es wird deßhalb sämmtlichen Ortschaften, wo dies nicht bereits, geschehen, aufgegeben, sofort das Wasser aus den Wegen abzulassen und dieselben gehörig einzuebnen. Die Districtshusaren werden beauftragt werden, zur Anzeige zu bringen, wo dieser Anordnung nicht Folge geleistet wird. Schönberg, den 30. November 1870.
Großherzogl. Wege-Commission.
F. Graf Eyben.


Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß dem Hauswirths-Altentheiler Joachim Ollmann zu Schlagsdorf in der Person des Käthners Lühr und des Maurergesellen Büdner Saß ebendort Curatoren gerichtlich bestellt sind, und ersterer ohne Zustimmung der letzteren rechtsgültig sich nicht verpflichten kann.
Schönberg, 1. December 1870.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Zum öffentlich meistbietenden Verkaufe des zum Nachlasse des wailand Bäckers und Brenners Christian Seeler gehörigen, unter beschriebenen Wohnhauses Nr 65. c. p. Nr. 66 - an der Ecke der Gletzower- und Bülower-Straße - haben wir einen Termin auf Dienstag den 20 December d. J., Vormittags 11 Uhr, und einen zweiten und letzten Termin auf Sonnabend den 7. Januar 1871, Vormittags 11 Uhr, anberaumt, zu welchen wir Kaufliebhaber mit dem Bemerken einladen, daß die Verkaufsbedingungen im ersten Termine schließlich regulirt werden sollen und daraus nur hervorgehoben wird, daß die Tradition des Wohnhauses c. p. Ostern k. J. 1871 geschehen wird und daß bei dem auf den 2ten Termine erfolgenden reinen Zuschlage eine Anzahlung von 200 Thalern zu machen ist.
Das Wohnhaus wird in beiden Terminen sowohl mit den zur Zeit darin befindlichen Brennerei- und Brau-Utensilien, als ohne dieselben auf den Bot kommen.
Die Besichtigung des Grundstückes ist jederzeit gestattet.
Beschreibung des Seeler'schen Wohnhauses.
Das zu verkaufende Grundstück, in der besten Gegend der Stadt belegen und in gutem baulichen Stande, enthält außer sehr geräumigen Wohnlocalitäten, worunter ein Saal, Stallraum für 30 Pferde und 20 Kühe, bedeutenden Boden- und Kellerraum, einen Backofen und eine vollständige, nach neuester Construction eingerichtete Dampf-Brauerei und Brennerei. In dem Wohnhause ist seit Jahren mit gutem Erfolge Bäckerei, Brauerei und Brennerei, sowie Gastwirthschaft betrieben worden und eignet sich zu jedem sonstigen größeren gewerblichen Betriebe.
Rehna, den 26. October 1870.
Bürgermeister und Rath.


Verkauf-Proclam und Edictal-Ladung.
Zum öffentlich meistbietenden Verkaufe des dem Brenner Schuppenhauer hierselbst gehörigen, in der Fischerstraße Nr. 81 hierselbst belegene Wohnhauses c. p. ist im Wege der Hülfsvollstreckung erster Termin auf den 14. December d. J., Mittags 12 Uhr, zweiter Termin auf den 11. Januar 1871, Mittags 12 Uhr, und dritter und letzter Termin auf den 8. Februar 1871, Mittags 12 Uhr, an hiesiger Gerichtsstelle angesetzt worden.
Es werden daher Kaufliebhaber hiemit geladen, sich an den gedachten Tagen einzufinden, der Publication der Verkaufsbedingungen und im dritten Termine des Zuschlags gewärtig zu sein.
Zugleich werden alle Diejenigen, welche dingliche Forderungen oder Ansprüche an das zu verkaufende Wohnhaus c. p. zu haben glauben, ein für allemal und bei Vermeidung der Ausschließung geladen, solche Ansprüche in dem auf den 11. Januar 1871, Mittags 12 Uhr, im hiesigen Amtsgerichts-Locale angesetzten Professionstermine anzumelden und zu bescheinigen.
Ratzeburg, den 3. November 1870.
Königlich Herzogliches Amtsgericht.
Sachau.


Am Montag den 12. December, von Morgens 9 Uhr an, soll im Hause des Ackerbürgers Spehr hieselbst öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden, als:

1 Eckschrank, 1 großer Kleiderschrank, 2 Sopha, 1 Ausziehtisch und andere Tische, 1 Chatulle, Stühle, Küchenschrank und Borten, 1 Decimalwaage mit 15 divers. Gewichten, 1 Komode, 1 Waschkomode, Bettstellen und Betten, 3 kupferne Töpfe, 1 dito Teekessel, 1 dito Bratpfanne, 1 Fleischhackmachine, 1 Koffer, mehrere Lichtformen, 6 silberne Theelöffel, 1 Handwagen, 1 Bierzapfmaschine, verschiedenes Küchengeräthe, Mannskleidungsstücke, einige Küben und andere Sachen mehr.
Schönberg, den 5. December 1870.
Seegert, Landreiter.


Bekanntmachung.
Die restirenden Beiträge zur Armensteuer müssen bis Ausgangs dieser Woche an die resp. Armenvorsteher bezahlt sein, weil nach Ablauf dieser Frist die Listen zur executiven Einforderung abgegeben werden sollen.
Schönberg, den 5. December 1870.
Die Armenbehörde.


Um einen Ueberblick über das bevorstehenden Antoniterminsgeschäft zu gewinnen, bitten wir, diejenigen größeren Kapitalpöste, welche im Antonitermine bei der Anstalt belegt werden sollen, baldmöglichst bei uns anzumelden und bemerken, daß wir die Anstaltsgelder selbstverständlich auch in hiesigen mit Hypothekenbüchern versehenen Grundstücken, wenn die Sicherheit eine für Kindergelder genügende ist, belegen werden.
Schönberg, den 19. November 1870.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Wigger. Burmeister. W. Saß. Aug. Spehr. C. Drevs.
Secretair : R. Rackow, Adv.


Zu Antoni 1871 werden in Grundstücke des hiesigen Fürstenthums, über welche bereits Hypothekenbücher niedergelegt sind, 16.000 Thaler in Pösten von 400 bis 1000 Thlr. gesucht, und wird für die sämmtlichen Pöste die beste Priorität, welche auch für curandische Gelder genügt, gewährt.
Die Herren Capitalisten und Vormünder, welche von dieser Gelegenheit, Gelder unterzubringen, Gebrauch machen wollen, werden ersucht, sich baldigst zu melden bei A. Dufft, Actuar.
Schönberg, den 14. Nov. 1870.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 96 Seite 3]

Einladung zur Betheiligung an den neu beginnenden Ziehungen der großen vom Staate genehmigten und garantirten Geldverloosung.
Der größte Gewinn beträgt im glücklichsten Falle:
100.000 Thlr.
Die Hauptpreise betragen:
Thaler 60.000, 40.000, 20.000, 16.000, 10.000, 2 à 8000, 3 à 6000, 3 à 4800, 1 à 4400, 3 à 4000, 2 à 3200, 4 à 2400, 7 à 2000, 16 à 1200, 106 à 800, 6 à 600, 5 à 480, 156 à 400, 206 à 200, 219 à 80, 10.800 à 44 etc. etc.
Über die Hälfte der Loose werden im Laufe der Ziehung mit Gewinnen gezogen; in Allem 23.000 Gewinne und kommen solche planmäßig innerhalb einiger Monate zur Entscheidung.
Gegen Einzahlung durch Postkarte oder unter Nachnahme des Betrages, versende ich "Originalloose" für die 1. Ziehung, welche amtlich planmäßig festgestellt, schon am 21. December d. J. stattfindet, zu folgenden Preisen:
Ein ganzes Originalloos Thlr. 2.
Ein halbes Originalloos Thlr. 1.
Ein viertel Originalloos 15 Sgr.,
unter Zusicherung promptster Bedienung.
Jeder Theilnehmer bekommt von mir die mit dem amtlichen Wappen versehenen Original-Loose pünktlich zugesandt, und sind solche nicht mit Promessen zu vergleichen.
Der Originalplan wird jeder Bestellung gratis beigefügt und den Interessenten die Gewinngelder nebst amtlicher Liste prompt übersandt.
Durch das Vertrauen, welches sich diese Loose rasch erworben haben, erwarte ich bedeutende Aufträge, solche werden bis zu den kleinsten Bestellungen selbst nach den entferntesten Gegenden prompt und verschwiegen ausgeführt.
Man beliebe sich daher baldigst und direct zu wenden an Adolph Haas, Staatseffecten-Handlung in Hamburg.


Donnerstag den 8. d. Mts. ist in meinem Weinlocale "geschlossene Gesellschaft".
Bernh. Drenkhahn.


Gegen gute hypothekarische Sicherheit suche ich zu Antoni 1871 noch verschiedene Pöste von 200 bis 1200 Thlr., und bitte ich hierauf Reflectirende, sich baldigst bei mir melden zu wollen.
Schönberg, den 23. Nov. 1870.
Carl Bade.


Neue Citronen, Succade, Cand. und trockene Pomeranzenschalen, Avola-Mandel, Bittere Mandel, Gereinigte Pottasche, Krachmandel, Neue Traubrosinen, Sardellen empfiehlt Aug. Spehr.


Zur Winter-Saison halte Bettzeuge von 10 ßl., die Elle an, Bettdrelle und Bettparchend, Düffel, Tuch und Buckskins, Flanell und Wollenzeuge, unter Garantie reellster und billigster Bedienung bestens empfohlen J. J. Schäper.


Eine größere Auswahl von angefangenen und fertigen Stickereien etc., sowie die verschiedensten Galanterie-Waaren in Holz, Leder und Papier, mit und ohne Stickerei-Einrichtung, Federkasten, Jugendschriften, Bilderbücher, Wünsche, Lampenschirme u. A. m. empfiehlt zu billigsten Preisen bestens Carl Bade.


Allen, die meiner verstorbenen Frau das Geleit zu ihrem Grabe gegeben haben, sage ich hiedurch meinen aufrichtigsten dank!
Wilhelm Volkmann.
Schönberg, den 5. December 1870.


Soeben empfing eine Sendung von Lampenschirmen und Wunschbogen sowie auch Bilderbücher und Jugendschriften in großer Auswahl und zu verschiedenen Preisen.
C. Sievers.


Zum bevorstehenden Weihnachtsfeste empfehle dem geehrten Publikum mein gut und billig sortirtes Manufactur-Waaren-Lager, wie Tuche, Buckskins, Paletotstoffe, Düffels, Leinen, Fanchons, Seelenwärmer, Shawls u. s. w. Ferner Ausverkauf einer großen Auswahl Kleiderstoffe in guten Mustern von 4 ßl. an, sowie eine Anzahl vorjähriger Mäntel und Umschlagtücher ebenfalls zu sehr billigen Preisen.
August Groth.


Im Ausverkauf empfehle Tuch und Buckskin à Elle 16 ßl. billiger als bisher, moderne Kleiderstoffe à Elle 4, 5 und 6 ßl., Werth 10 und 12 ßl., ächte Cattune à Elle 4 ßl., Werth 6 und 8 ßl., sowie alle wollenen Sachen, als Fanchon, Seelenwärmer, Damenwesten zu bedeutend heruntergesetzten Preisen, große dicke Double-Shawls 2 - 3 Thlr., Werth 6 Thlr., und viele andere Sachen.
Schönberg. Ludwig Creutzfeldt.


Dr. Pattisons Gichtwatte
Das bewährte Heilmittel gegen Gicht und Rheumatismen aller Art, als: Gesichts-, Brust-, Hals- und Zahnschmerzen, Kopf-, Hand-, und Kniegicht, Gliederreißen, Rücken- und Lendenweh u.s.w. In Paketen zu 12 Schill. und halben zu 7 Schill. bei Wilh. Heincke.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 96 Seite 4]
Campos-Caffee à Pfd. 11 ßl.
Campinos-Caffee à Pfd. 12 "
Maracaibo-Caffee, leicht beschädigt, im Geschmack Java-Caffee ähnlich 12 "
fein fein Maracaibo-Caffee, im Geschmack Java-Caffee ähnlich 13 "
Afrikanischer Caffee, feinschmeckend 13 "
Guatemala-Caffee 13 "
fein fein Guatemala-Caffee 18 "
Savanilla-Caffee 14 "
fein Laguayra-Caffee 14 "
fein Portorico-Caffee 16 "
fein Java-Caffee 16 "
fein fein braun Java-Caffee 17 "
empfiehlt Aug. Spehr.
Schönberg, den 28. Nov. 1870.


Zum Anbringen von Stickereien halte vorräthig und empfehle: Garderobenhalter, Schlüsselhalter, Handtuchhalter, Brieftaschen, Cigarrenetuis, Portemonaies, Briefbeschwerer, Cigarrengestelle, Cigarrenkasten, Nähsteine u. s. w.
C. Sievers.


Um ganz damit aufzuräumen, empfiehlt sich mit einer Auswahl von Wollwaaren unter Einkaufspreis, als: Seelenwärmer von 8 ßl., Fanchons von 8 ßl., Shawls von 2 ßl. und Handschuhe von 2 ßl. an und erlaube mir ferner, alle in mein Putzgeschäft einschlagenden Artikel freundlichst in Erinnerung zu bringen, indem ich sehr billige Preise verspreche.
H. Bohnhoff.
Schönberg.


Feinere Strick- und Ringelwollen sind noch zu billigen Preisen in neuer Auswahl wieder vorräthig.
Cal Bade.


Zahnweh Nervöses Zahnweh wird augenblicklich gestillt durch Dr. Gräfströms schwedische Zahntropfen à Flacon 7 1/2 Sgr. ächt zu haben in Schönberg bei Carl Bade.


Meine Weihnachts-Ausstellung verbunden mit einem reichhaltigen Spielwaarenlager empfehle ich zu gef. Einkäufen ganz ergebenst.
Rehna, December 1870.
H. Schreiber.


Wir machen den Landmeistern hiedurch bekannt, daß nach Beschluß des letzten Hauptquartals der Tischlermeister und unter Zustimmung der Behörde die Statuten des bisherigen Möbelamtsmagazins außer Kraft gesetzt und dies Magazin künftig unter dem Namen "Möbelmagazin der vereinigten Tischlermeister" fortgeführt wird.
Die vereinigten Tischlermeister.


Seit einiger Zeit ist über meine Koppel nach dem Kuhlrader Moor ein Schleichsteig angelegt, welchen ich hiemit ernstlichst verbiete. Zuwiderhandelnde werde ich unnachsichtig dem Gerichte zur Bestrafung anzeigen.
Hauswirth Fasch in Kuhlrade.


Wichtig für Viele!
In allen Branchen, insbesondere aber bei Bezug der allgemein beliebten Original-Loose, rechtfertigt sich das Vertrauen einerseits durch anerkannte Solidität der Firma, anderseits durch den sich hieraus ergebenden enormen Absatz. Die wegen ihrer Pünktlichkeit bekannte Staats-Effecten-Handlung Adolph Haas in Hamburg ist jedermann auf's Wärmste zu empfehlen, und machen wir auf die heute in unserem Blatte erschienene Annonce obigen Hauses besonders aufmerksam.


100.000 Preuß. Thl. als größten Gewinn im glücklichen Falle, sowie ferner in sieben Abtheilungen zur Auszahlung gelangende Gewinne von 60.000, 40.000, 20.000, 16.000, 10.000, 2 à 8000, 3 à 6000, 3 à 4800, 1 à 4400, 3 à 4000, 2 à 3200, 4 à 2400, 7 à 2000, 16 à 1200, 106 à 800, 156 à 400, 206 à 200, 229 à 80, 10.800 à 44 Thaler‚ etc. etc. enthält die von hoher Staatsregierung genehmigte und garantirte große Geld-Verloosung.
Für die Ziehung erster Classe am 21. December d. J. versende ich gegen Einsendung des Vertrages am bequemsten per Postanweisung oder per Postvorschuß selbst nach weitester Entfernung
Ganze Originalloose à 2 Taler (Mecklenburg),
Halbe Originalloose à 1 Taler (Mecklenburg),
Viertel Originalloose à 15 Sgr.
Amtliche Pläne, sowie mit Staatswappen versehene Ziehungslisten gratis.
Prompte Bedienung wird zugesichert und wolle man der nahen Ziehung wegen gefällige Aufträge ehestens senden an das vom Glück besonders bevorzugte Bankhaus Siegmund Heckscher, Hamburg.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren:
17. Nov. Dem Zieglermeister Tretow vor Schönberg ein Sohn.
18. Nov. Dem Bahnwärter Stegmann bei Rottensdorf ein Sohn.
21. Nov. Dem Klempnermeister Lenschow vor Schönberg eine Tochter.
Dem Maurergesell Meyer aus Schwanbeck ein Sohn.
22. Nov. Dem Büdner Holst zu Bechelsdorf ein Sohn.
24. Nov. Dem Arbeitsmann Bade zu Petersberg ein Sohn.
26. Nov. Dem Arbeitsmann Lender vor Schönberg ein Sohn.
29. Nov. Eine uneheliche Tochter in Schönberg.
1. Dec. Dem Schieferdecker Behrens hieselbst ein Sohn.

Gestorben:
22. Nov. Paul Georg Joh. Peter Boye, Uhrmachers-Sohn vor Schönberg, 17 Tage alt.
27. Nov. Trine Fischer, geb. Harms aus Falkenhagen, Brodträgers-Wwe. vor Schönberg, angebl. 72 J. alt.
30 Nov. Catharina Maria Elise Volkmann, geb. Witting, Maschinen-Arbeiters-Frau vor Schönberg, 33 J. 10 M. alt.

Copulirt:
22. Nov. Johann Asmus Wilhelm Jürß aus Prieschendorf, Arbeitsm. hieselbst, und verwittw. Sophia Henrica Christiana Warncke hieselbst, geb. Fehmerling aus Rühn.
Johann Wilhelm Asmus Boye, künftiger Hauswirth zu Retelsdorf und Elisabet Anna Catharina Spehr daselbst.
2. Dec. Johann Heinrich Friedrich Pusback aus Neu-Horst, angehender Arbeitsm. zu Bechelsdorf, und Dorothea Schuhmacher zu Bechelsdorf, gebürtig aus Neu-Horst.
Hans Heinrich Dahncke aus Bentzin, Uhrmacher hieselbst, und Wilhelmine Marie Catharina Kniep hieselbst.
Johann Joachim Jürgen Laudan aus Loosen, Arbeitsm. vor Schönberg, und Marie Elisabet Krohn vor Schönberg.


Meteorologische Beobachtungen.
Dec.
1870.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
2.
3.
4.
5.
41.92
39.02
40.43
39.13
-2.5
-7.5
-7.8
-1.8
-0.9
-1.9
-1.6
1.7
NNW
ONO
W
N
0
1
0
0
heiter.
-
bedeckt.
trübe.

Am 2. und 3. 11 und 6 Cubikz. Schnee auf 1 []'.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.14 1/2 - 15 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.15 - 16 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.32 - 40 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.20 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.14 - 16 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.10 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Gänse pr. Pfd.8 1/2 - 9 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St.32 - 36 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.10 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 1/2 Schilling (Mecklenburg).


Getreidepreise in Lübeck

(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen17 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 1/2 - 13Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/2 - 12Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 1/2 - 11 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen11 1/2 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat29 - 30Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen28 - 29Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat19 - 19Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Hiezu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 96 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 96 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 6. December 1870.


- Die Kämpfe bei Paris sind nach der Schlacht vom 30. Nov. am 2. Dec. fortgesetzt und an diesem Tage hat die 17. Division (Mecklenburger und Hanseaten) unter Führung des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin und in Verbindung mit dem ersten bayerischen Armeecorps und der 4. Cavallerie-Division einen ruhmvollen Tag gehabt. Morgens 8 Uhr rückten die Truppen aus ihren Quartieren, griffen den Feind bei Bazoches-les-Hautes an und drängten ihn zurück, wobei ,das Dorf Poupry mit Sturm genommen wurde. Viele Hundert Gefangene sind eingebracht und 11 Geschütze im Feuer genommen. Der feindliche Verlust ist bedeutend, während der diesseitige Verlust viel geringer ist. Der Kampf hat 3 Meilen nordwestlich von Orleans stattgefunden. - Vor Paris ist der Feind an demselben Tage, also am 2. Dec., wieder nach Osten ausgebrochen, aber nach achtstündigem heißen Kampf von Neuem zurückgeworfen, wobei zwei von ihm seit dem Ausfall am 30. Nov. noch besetzte Orte von den Deutschen wieder genommen wurden. An diesem Tage waren es Württemberger Preußen und Sachsen, die den Stoß auszuhalten hatten. Die bei dieser Gelegenheit in die Hände der Deutschen gefallenen Leichtverwundeten sollten nach Paris zurückgeschickt werden, um dort geheilt zu werden, sie weigerten sich jedoch und baten bei den Deutschen als Gefangene bleiben zu dürfen.
- Unterm 4. telegraphirt der König Wilhelm an die Königin: Gestern hat Prinz Friedrich Carl mit dem 3. und 9. Corps den Feind bei Chevilly und Chilleues in den Orleans-Wald geworfen und 2 Kanonen genommen.
- Versailles den 4. Dec., 12 Uhr Nachts. Nach zweitägiger Schlacht der 2. und mecklb. Armee hat das Corps Manstein die Vorstadt St. Jean und den Bahnhof von Orleans heute Abend genommen. Die andern Corps stehen bereit, morgen die Stadt zu nehmen 30 Geschütze und über 1000 Gefangene. Unser Verlust ist mäßig. Die Division Wrangel verlor am meisten. Hier ist heute Alles ruhig. Wilhelm.
- Vom Kriegsschauplatze laufen fortwährend Telegramme über heftige Kämpfe vor Paris und gegen die Loire-Armee ein, bei welchen die Deutschen immer Sieger blieben; es scheint sich dabei um den letzten Verzweiflungscoup seitens der Franzosen zu handeln, dem wohl die Capitulation von Paris auf dem Fuße folgen dürfte, wenn die Franzosen nicht besser gegen die deutschen Heere reussiren sollten. Man will wissen, daß, wenn Trochu nach diesen fruchtlosen Versuchen dennoch nicht capituliren sollte, das Bombardement von Paris seinen Anfang nehmen werde; wenigstens hat die 'Magdeb. Ztg.' aus zuverlässiger Quelle eine derartige Mittheilung erhalten. Ein Kriterium dafür, wie es jetzt mit der Widerstandsfähigkeit der französischen Streitkräfte steht, bildet jedenfalls Gambetta's neueste Ansprache an die Armee von le Mans, von welcher er nicht einmal ein Vorgehen erwartet, sondern welche er beschwört, daß sie nur standhalten möge. Interessant ist im übrigen auch eine Stelle in der neuesten Proclamation des Generals Ducrot, an welcher derselbe vor der ganzen Nation schwört, nach Paris nur todt oder siegreich zurückzukehren. Der Herr General wird diesmal sein Wort wohl halten können, da zwischen der Stadt und der Cernirungsarmee Terrain genug für seinen Aufenthalt vorhanden ist, falls er nicht siegen oder sterben sollte.
- Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin berichtete die durch seine Division am 2. Decbr. erzielten erfreulichen Erfolge sofort an die Senate von Lübeck, Hamburg und Bremen, weil die Soldaten dieser Gebiete außer den Mecklenburgern ebenfalls zur 17. Division gehören und fügte am Schluß der Depesche hinzu, daß die hanseatischen Regimenter sich gleich alten erprobten Regimentern im Kampfe bewährt hätten.
- Das frühere französische Lager bei Chalons soll jetzt auf's Neue hergerichtet werden und zu Aufnahme von Gefangenen nach der Capitulation von Paris dienen. Voraussichtlich kommen dadurch wieder über 100,000 Mann in unsere Gefangenschaft und diese sollen nicht mehr nach Deutschland gebracht werden.
- Die Regierung in Paris requirirt jetzt alle Specereiwaaren, um sie rationenweis käuflich abzugeben. Eßwaaren jeder Art werden ebenfalls requirirt, so daß nur noch Katzen, Hunde und Ratten frei verkauft werden können. Die Ratten werden mit 30 Centimes (ca. 2 1/2 Sgr.) das Stück verkauft und eine halbe Katze wird je nach der Größe mit 3-4 Frcs. bezahlt.
- Sehr artig ist der Bischof von Orleans nicht gegen den König von Preußen. In seinem jüngstem Hirtenbriefe vergleicht er ihn mit dem Hunnenkönig Attila, der auch mit seinem wilden Horden bis Orleans vorgedrungen sei, aber trotzdem wieder habe umkehren müssen. Attila, fährt er fort, habe seine Barbarenhorden nach den cathalaunischen Feldern geführt, wo sie den Gnadestoß bekommen hätten.
- Froschweiler, das evangelische Pfarrdorf bei Wörth hat durch die Schlacht am 6. August arg gelitten. Das ganze Feld ist zu einem großen Gottesacker geworden. Acker, Wiese und Weinberge sind zertreten und verwüstet. Viele Häuser, Scheunen und Höfe sind zerschossen, 8 Wohnhäuser und 17 Scheunen mit allen Vorräthen niedergebrannt. Auch die Kirche ist ein Raub der Flammen geworden. 180 Stück Rindvieh, alle Schweine, Hühner, Heu und Stroh ist requirirt und fortgenommen worden. Der Pfarrer Klein wendet sich an die Liebe der deutschen Brüder, um die schwere Wunde heilen zu helfen.
- In den Pariser Markthallen werden jetzt auch Raben, das Stück zu 5 Fr. verkauft. Gebraten sollen sie nicht gut sein, aber gekocht mit Kohl und einer Sauce bereitet, eine sehr gute Speise abgeben.
- Für Berlin sind in diesen Tagen neue Ordres zur Einberufung von Landwehrmännern ergangen, welche zum Theil bis in die letzten Jahrgänge, bis zu Altersclassen von 38-39jährigen reichen. Wie verlautet, sind diese Einberufungen nur durch den Dienst in den Festungen zur Bewachung der vermehrten Anzahl von Gefangenen hervorgerufen.
- Die in Lübeck befindlichen französischen Offiziere müssen wöchentlich einmal zum Appell im Gerichtsgebäude antreten und Abends um 9 Uhr in ihren Wohnungen sein. Entschiedene Klagen über ihr Verhalten sind im Ganzen nicht lautbar geworden, doch macht das Betragen der gemeinen Soldaten auf der Straße keinen angenehmen Eindruck, indem sie oft beim Begegnen deutscher Offiziere und auch Unteroffiziere dieselben offenbar absichtlich ignoren und auch sonst Trotz und Verbissenheit deutlich zu erkennen geben.
- Von der norddeutschen Armee sind die Verlustlisten Nr. 1-109 ausgegeben. Darnach sind todt 802 Offiziere, 10,499 Soldaten; verwundet 2426 Offiziere und 50,249 Soldaten; Vermißt 24 Offiziere und 7872 Soldaten.
- Die bei Thionville gefangenen Mobilgardisten sind größtenteils in ihre Heimath entlassen. Sie waren darüber so erfreut, daß sie mit dem Rufe: "Vive le roi de Prusse!" abzogen.
- Zusammenstellungen des General-Postamtes über den Feldpostverkehr ergeben folgendes Resultat. In dem Zeitraum vom 16. Juli bis 15. November sind befördert worden: 1) gewöhnliche Briefe und Correspondenzkarten von der Heimat nach der Armee und umgekehrt, sowie im Verkehr der Truppentheile untereinander 49,200,000 Stück (durchschnittlich täglich 400,000 Stück); 2) Gelder in Dienstangelegenheiten 27,675,000 Thlr. (für Kriegskassen etc.), durchschnittlich täglich 225,000 Thlr.; 3) Gelder in Privatangelegenheiten des Militärs etc.: a) nach der Armee 2,706,000 Thlr. (durchschnittlich täglich 22,000 Thlr.); b) von der Armee 1,150,000 Thlr. (durchschnittlich täglich 9345 Thlr.); 4) Packete in Militärdienstangelegenheiten 30,750 Stück (durchschnitt-

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lich täglich 250 Stück); 5) im Wege des Postdebit bezogen (besonders couvertirte) Zeitungen 460,200 Exemplare (durchschnittlich täglich 3640 Exemplare); 6) an Privatpäckereien sind in dem Zeitraum vom 15. October bis incl. 18. November nach genauer Zählung befördert worden 724,923 Stück (durchschnittlich täglich 20,712 Stück). Dieselben waren in 45,052 Packetsäcke verpackt; zu ihrer Fortschaffung waren 323 Bahnwaggons und viele Hunderte von Pferdefahrzeugen erforderlich.
- Die Rattenfänger in Paris machen jetzt ein gutes Geschäft. Man schätzt die Zahl der Ratten in der Weltstadt auf 20 Mill. Die Ratten werden in Champagner gekocht und sehr stark gewürzt. Da sollen sie delicat schmecken. Ein Eßwaarenhändler in Paris hat lebendige Ratten, die in Käfigen eingesperrt sind, zu verkaufen.
- Man hat in Straßburg eine heimliche Postexpedition entdeckt, welche eine geregelte Communication zwischen Straßburg und Tours über Basel organisirt hatte. Man hat nun auch die Briefträger abgefaßt, welche den Dienst der Vermittelung versehen, und drei derselben, aus Molsheim, sind verhaftet worden. Auch drei der Personen hat man erwischt, welche sich damit beschäftigten, Placate von lügnerischem Inhalte über angeblich große Siege der Franzosen an die Häuser zu kleben.
- Die Königin Victoria hat vor einigen Tagen der Kaiserin Eugenie in Chiselhurst einen Besuch gemacht.
- An die französischen Kriegsgefangenen in Erfurt kamen seither Weinfässer aus Frankreich. Beim Abladen bemerkte man, daß ein Faß ungewöhnlich schwer war. Man sah nach und fand, daß das Faß statt mit Wein mit lauter neuen sechsläufigen Revolvern gefüllt war. Da gilt es auf der Hut zu sein.
- Von der neuen Bundesanleihe sollen 50 Mill. Thaler zu 95 in Subscription vergeben werden. Auf 35 Mill. hat eine Gesellschaft eine feste Offerte gemacht und der Rest von 16 Mill. soll vor der Hand in Reserve behalten werden.
- Rußland will gleichfalls die allgemeine Militairpflicht einführen; es sind Commissionen vom Kaiser eingesetzt, welche die dazu nöthigen Gesetze ausarbeiten sollen.
- Einer der französischen Kriegsgefangenen ist auf dem besten Wege, ein guter Preuße zu werden. In einem bei Spandau belegenen Dorfe waren mehrere Gefangene, unter denen sich der Sohn wohlhabender Bauersleute aus dem Elsaß befand, mit Feldarbeit beschäftigt. Der junge hübsche Mann fing mit der einzigen Tochter seines Arbeitgebers einen Liebeshandel an, der so weit gediehen ist, daß in Folge eines Einverständnisses der beiderseitigen Eltern, nach erfolgter Entlassung des Bräutigams aus der Gefangenschaft, die Verlobung stattfinden soll. Der Vater der Braut wird alsdann dem Schwiegersohn die Wirthschaft übergeben.
- Lesenswerth ist ein Bericht des Times-Correspondenten aus dem Hauptquartier in Versailles über das Staatsdiner, das König Wilhelm am 21. Nov. zur Feier des Geburtstages der Kronprinzessin seinen fürstlichen und andern Gästen gab, unter denen natürlich der englische Gesandte, Mr. Odo Russel nicht fehlte. Der Correspondent, der gleich den übrigen Mitgliedern des journalistischen Stabes der Times den neuerwachten französischen Schrullen seines Blattes resp. seiner Regierung einige Rechnung hatte tragen müssen, nimmt diese Gelegenheit wahr, der Größe Deutschlands seine unverfälschteste Huldigung darzubringen; - auch er scheint also die Widerstandsfähigkeit von Paris und Frankreich überhaupt dem Ende nahe zu glauben. - "Die Tafelstunde war um 5 Uhr. Auf die Minute trat der König in den Saal, wo seine Gäste bereits versammelt waren. Er trug viele Orden an seiner breiten Brust, aber angenehm einem englischen Auge war das Band des Bathordens, das unter allen hervorleuchtete. Der Feldmarschall-Kronprinz trug die Insignien desselben Ordens, dazu das eiserne Kreuz 1. Klasse und den pour le mérite-Orden. Der Saal strahlte von reichen und reichdecorirten Uniformen. Die bayerischen, württembergischen, britischen, russischen waren sehr glänzend und zahlreich, Zahlreicher noch die Träger der Uniformen der Pickelhaube in ihrem soliden Reichtum. Doch was bedeuten Tressen, Farben, Metall und Band im Vergleich zu den Männern selbst, deren Namen ewig leben werden! Wer wird in hundert Jahren darnach fragen, welche Insignien die Gäste des Königs trugen, der da Kaiser sein kann, wenn er will, der die Glorien Karls des Großen wieder lebendig gemacht, indem er den patriotischen Träumen von Jahrhunderten die wachende Wirklichkeit der Einheit und Kraft gegeben und sein Volk in zwei großen Kriegen zu Siegen geführt hat, vor denen die Erfolge der größten Heerführer verbleichen? - Das Diner war vortrefflich; wer seit 2 Monaten unter der grausamen Verfolgung der Versailler Hotelbesitzer in Geist und Fleisch geseufzt hatte, konnte einmal sein Herz erlaben 'frischem Steinbutt mit Hummer', 'Wildschweinskopf mit Cumberlandsauce' und anderen Köstlichkeiten, darunter Tackeray's 'Blume des reinsten Weins'. Gegen 6 Uhr erklang eine Fanfare von der Halle: der König erhob sich mit dem vollen Glase, wandte sich zu dem Kronprinzen, der neben ihm saß, und brachte die 'Gesundheit der Kronprinzessin von Preußen' aus. Der Kronprinz erhob sich mit seinem Vater, stieß mit ihm an, und gleichzeitig stand Jedermann auf und leerte seinen Pocal. Es war dies der einzige Toast des Abends. Das Diner dauerte eine Stunde, dann hob der König die Tafel auf und begab sich in den Drawing-Room, wo Kaffee und Thee servirt waren; Rauchen war nicht erlaubt, - keine geringe Prüfung für die alten Krieger, die jede Mahlzeit nur als eine Vorbereitung für den Genuß einer Cigarre ansehen. - Gegen die anwesenden Engländer war der Kronprinz außerordentlich gnädig, und es konnte natürlich alle Unterthanen der Königin Victoria nur hoch erfreuen, die Worte zu vernehmen, mit denen der Erbe des jetzt größten Thrones in Europa, seine Gesinnungen gegen das Haus, dem er so eng und fest verknüpft ist, aussprach. Gebe der Himmel, daß wir noch viele Jahre diesen Geburtstag feiern, und hoffen wir, daß er in friedlichen Zeiten unter dem Gesumme Millionen gewerbfleißiger Menschen begangen wird, wo keine Thränen von Wittwen und Waisen, kein Kriegslärm die Freuden der Stunde trübt."
- In Versailles ist die Aufregung groß, denn das Bier ist ausgegangen. Ein Offizier soll Graf Bismarck ernstlich, den Vorschlag gemacht haben, 100 Ochsen nach Paris zu senden, während letzteres verpflichtet sein soll, 100 Ctr. Malz nach Versailles zu liefern. Die Wallfahrt geht jetzt nach Sevres, wo in der großen Brauerei bayerische Soldaten ein ganz vorzügliches Bier brauen und uns an Auerbachs Keller gemahnen: "Das Vaterland verleiht die besten Gaben."
- (Tragikomik im Kriege.) Ein in der Cernirungsarmee vor Paris stehender Reserve-Offizier in Breslau hatte sich kürzlich an seine Eltern mit der dringenden Bitte gewendet, ihm möglichst bald ein Paar recht dauerhafte, bis an die Knie reichende Wasserstiefeln zuzusenden. Die Eltern kaufen ein Paar rindslederne Stiefeln, müssen aber jeden Stiefel in ein besonderes Packet verpacken, da sie zusammen das vorschriftsmäßige Gewicht von 4 p übersteigen. Die beiden Packete werden richtig adressirt zur Post gegeben, dieser Tage trifft aber ein Schreiben des Sohnes bei den Eltern ein, daß er nur eines derselben empfangen, das andere aber entweder in die Hände eines raubsüchtigen Freischützen gefallen oder auch sonstwie verloren gegangen. Die Eltern wollen gerne einen andern Stiefel nachschicken, müssen aber erst anfragen, ob der linke oder rechte abhanden gekommen ist.
- Kaiser Franz Joseph ist als Jäger glücklicher als sein berühmter Ahne Max. Er hat jüngst die 1000ste Gemse erlegt, ohne sich einmal verstiegen zu haben. Victor Emanuel ist nach ihm der eifrigste Jäger, er hat's zu 852 Gemsen gebracht. Vergangen aber hat er sich manchmal.


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