No. 61
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Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. August
1870
vierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1870 Nr. 61 Seite 1]

In Gemäßheit der Verordnung vom 7. August 1868 wird hiemit bekannt gemacht, daß unter den Schafen des Erbpächters Schön in Lauen die Pocken ausgebrochen sind.
Schönberg, den 2. August 1870.

Großherzogl. Mecklenburg. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen. C v. Oertzen.


Es wird hiedurch bekannt gemacht, daß die Unterzeichneten durch die Regiminal-Rescripte resp. vom 2. November v. und 16. Juli d. J. zu Mitgliedern des Kreiscommissariats für das Fürstenthum Ratzeburg bestellt sind.
Die unterstützungsbedürftigen Familien der im hiesigen Fürstenthume zum Dienst einberufenen Reserve - Ersatzreserve - und Landwehrmannschaften der norddeutschen Bundesarmee haben sich bei dem mitunterzeichneten Assessor von Oertzen zu melden. Bei jeder Meldung sind möglichst genaue schriftliche, von den Ortsvorstehern auszustellende Belege über die Unterstützungsbedürftigkeit überhaupt, sowie über das Maaß derselben beizubringen , und werden die Betreffenden an einem später bekannt zu machenden Tage den Bescheid erhalten, ob und in welchem Umfange die Unterstützung gewährt ist.
Schönberg, den 29. Juli 1870.

Das Kreis-Commissariat für das Fürstenthum Ratzeburg.
C. v. Oertzen, Assessor.
G. W. Wicke, Amtmann.
H. Burmeister, Hausw. zu Rodenberg.


- Vom Rhein wird die Nachricht verbreitet, daß Saarbrücken von den Franzosen besetzt sei. Man kann es als keinen Erfolg der Franzosen ansehen, wenn ein offener (unbefestigter) Ort, wie Saarbrücken, in welchem sich nur ein einziges Bataillon befand, aus strategischen Gründen für einen Augenblick aufgegeben wird, das kommt im Großen und Ganzen gewiß wenig in Betracht.
- Am Tage der Abreise des Königs von Preußen zur Armee versammelte derselbe Mittags 12 Uhr die sämmtlichen Minister nochmals, um ihnen ein ebenso herzliches als ernstes Lebewohl zu sagen. Der König sprach wiederholt seine große Genugthuung über die einmüthige patriotische Begeisterung seines Volkes aus und fügte dann ungefähr hinzu: es werde vor Allem die Aufgabe der Minister sein, diesen einmüthigen Geist auch ferner zu fördern, besonders auch in Tagen, wo etwa, was Gott verhüten möge, auch ungünstige Nachrichten eintreffen sollten. Unser Heer und unser Volk seien durch den so überaus glücklichen Erfolg von 1866 verwöhnt; aber man müsse auch auf Revers gefaßt sein, dann vor Allem müsse sich der ernste Geist unseres Volkes bewähren, um auch der Armee und denen, die bei ihr sind, eine moralische Stütze zu sein.
- Wie man nicht anders erwarten konnte, macht sich in der Haltung Englands bereits ein Umschwung bemerkbar. Die öffentliche Meinung ist dort zu sehr gegen Frankreich erregt, als daß die Regierung an ihrer schwächlichen Politik auf die Dauer festzuhalten vermochte. Energische Einreden der Opposition im Parlament haben denn auch schon Erklärungen der Regierung hervorgerufen, welche weit von den in der vorigen Woche abgegebenen abweichen. Die directe Lieferung von Kohlen an Kriegsschiffe wird jetzt für straffällig erklärt, während früher die Entscheidung den Priesengerichten der Kriegsführenden zustehen sollte. Gleichzeitig sind Schritte zur Erhöhung der britischen Wehrfähigkeit gethan. Die 'Times' fordert noch weitergehende Maßregeln namentlich das Verbot der Ausfuhr von Waffen und Schießbedarf.
- Die Enthüllung von Napoleons Perfidie ist auch eine Schlacht und zwar eine Preußen gewonnene. Diese Enthüllung ist für Napoleon ein Stoß in's Herz, und in das Lager der Neutralen, der Oesterreicher, der Holländer, der Belgier und Engländer muß sie wie eine Bombe eingeschlagen haben. Der treulose Napoleon, der angebliche Beschützer der süddeutschen Selbstständigkeit, bietet Preußen ganz Deutschland an, er bietet Preußen 300,000 Soldaten gegen Oesterreich an, um Luxemburg und Belgien für sich einzustecken. Die Sache ist wahr, in Paris hat man den Vertrag schwarz auf weiß, in Paris leugnet man ihn nicht ab und schiebt nur die ganze Verantwortlichkeit auf den franz. Gesandten Benedetti, Kaiser Napoleon, sagt man, habe derlei officiell nie gebilligt. Hält man in Paris die Welt für dumm genug, zu glauben, Benedetti wage eine so wichtige Verhandlung ohne des Kaisers persönliche Ermächtigung? Die Maske ist gefallen, man rennt genau die "civilisatorischen Zwecke", für welche Frankreich den Frieden gebrochen hat.
- Die preußischen Generalstabs-Offiziere sind außer dem alten Moltke, der Alles leitet, der General Blumenthal, Generalmajor v. Sperling und Oberst Stiehle. Blumenthal zeichnete sich 1866 als Chef des kronprinzl. Generalstabes sehr aus, Sperling ist noch wenig bekannt und soll ein sehr tüchtiger und besonnener Offizier sein. Große Erwartungen hegt man von Stiehle, dem jüngsten dieser vier Männer. Er soll eine militärisch-wissenschaftliche Capazität ersten Ranges sein, ruhig, klar und von raschestem Überblick. Man scheint ihn dem Prinzen Friedrich Carl, der das Centrum commandirt, als Generalstabschef beigegeben zu haben, damit seine Kaltblütigkeit und Ruhe dem Feuer des Prinzen die Wage hält. Blumenthal ist dem Kronprinzen, Sperling dem alten Steinmetz zugetheilt.

[ => Original lesen: 1870 Nr. 61 Seite 2]

- Der Commandirende der Nordarmee, S. K. H. der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, hat sich nach mehrtägigem Aufenthalt in Hamburg am 31. Juli nach Kiel begeben.
- Die französ. Flotte, aus 8 Schiffen bestehend, ist am 2. August, 4 Uhr Nachmittags, an Frederikshaven (Nordjütland) südwärts vorbeipassirt, wird sich also wahrscheinlich nach dem Sunde begeben.
- Aus Saarbrücken heißt es unterm 31. Juli:
Lieutenant v. Voigt, der bei Forbach die Feldwache hatte, wurde gestern, als er Abends gegen Blittersdorf vorritt, aus dem Waldabhange für seine eigene Person mit einem franz. Kugelregen ausgezeichnet. Nach seiner Aeußerung hat er minutenlang dem Schnellfeuer der Franzosen, das peletonweise auf ihn fiel, sich nicht entziehen können. Hunderte von Schüssen, mindestens 30 Gewehre auf eine Person und kein Treffer! Auch bei der gestrigen Vormittagsaffaire machten wir wieder die Beobachtung, daß der Schlechteste unserer Füsiliere sich schämen würde, so zu schießen, wie der beste jener Schützen, Man muß es sehen und hören, mit welcher Ruhe, mit welchem absichtlichen Phlegma unsere Soldaten das Brrrr! des französischem Schnellfeuers durch einzelne aber tactmäßige Schüsse erwiedern, ohne sich irgendwie beirren zu lassen. Trotzdem die Franzosen sich noch nicht ans ihren Wäldern hervorgewagt, trotzdem sie an den Bäumen eine vortreffliche Deckung finden, ziehen sie jedesmal den Kürzeren und kriechen in ihre Verstecke zurück. Auf der Chaussee wurden gestern die so verschwendeten franz. Kugeln in Menge gefunden.
- In Mühlhausen hat man bei einem passirenden Eisenbahnzuge, der mit Turcos gefüllt war, ein halbes Dutzend Todte und Verwundete, auch Offiziere, in einem Waggon vorgefunden, die von einem Massacre der Truppen unter sich herrührten.
- Thiers sagte vor wenigen Tagen erst zu verschiedenen Freunden, die von jeher Gegner der von ihm durchgesetzten Befestigung von Paris gewesen waren: "Wer weiß, ob Sie nicht in 3 Wochen sich überglücklich schätzen werden, die Mauern, welche Sie mir so oft zum Vorwurf gemacht haben, zu besitzen."
- Der König von Preußen zeichnete eine halbe Million zur Bundesanleihe.
-Der Kreis der Neutralen rings um die Kämpfenden ist ungeheuer; die Neutralität ist ein weiter Mantel, in dessen tausend Falten alles Mögliche lauert. Am bedenklichsten steht's mit der Neutralität Italiens. Das Volk verlangt sie drohend, die Minister haben sie mit dunklen, zweideutigen Worten dem Parlamente zugesagt, aber die Thatsachen sehen anders aus. General Lamarmora, der französische Parteigänger, ist im französischen Hauptquartiere angekommen, immer mehr Truppen werden ausgehoben, 10,000 Pferde und 1500 Maulesel für die Artillerie angekauft und ungeheure Haferlieferungen abgeschlossen. Man sagt, die Hülfe Italiens solle eintreten, wenn Napoleon in den ersten Schlachten nicht glücklich sei. Die Blätter sagen im Sinne der Regierung: wir rüsten gegen die Revolution; die Revolution aber erhebt sich nur gegen das Bündniß mit Frankreich. Rom scheint den italienischen Rüstungen nicht zu trauen, es macht sein Heer auch mobil. - Dänemark hat ebenfalls seine Neutralität angekündigt; aber Heer und Flotte sind bereit, seine Lootsen führen die französischen Schiffe. Sein General Raslöff war acht Tage bei Napoleon, ist soeben nach Copenhagen zurück und zwei außerordentliche Gesandte Napoleons sind ihm auf dem Fuße gefolgt. Doch sollen England und Rußland die Dänen bei der Neutralität festzuhalten suchen. Auch Oesterreich hat seine Neutralität zugesagt, aber nicht für alle Falle. Minister Andrassy erklärte im ungarischen Parlamente: In den maßgebenden Kreise halte man es für unnütz und schädlich, daß Oesterreich in Deutschland seine Stellung wieder erkämpfen solle. Kaiserin Elisabeth hat sich gegen einen Krieg mit Deutschland ausgesprochen und die deutsche Presse erklärt es für Wahnsinn, an einem Raubkriege Frankreichs theilzunehmen. Von einer Alliance zwischen England, Oesterreich und Italien ist die Rede mit dem Zwecke, nach der ersten Schlacht den Frieden zu erzwingen.
- Die Deutschen in Oesterreich erheben laut ihre Stimmen für Deutschland. In Graz und Brunn erlassen zahlreiche Notable Aufrufe: 'Niemals unser Schwert wider Deutschland! Der deutsche Geist kennt keinen Schlagbaum! Auf, sammelt für die Verwundeten deutschen Brüder!'
- Die berühmtesten Berliner Operateure sind bereits auf den Kriegsschauplatz an den Rhein berufen worden. Dr. Wilms, vom Krankenhaus Bethanien sehr gut bekannt, ist Generalarzt der süddeutschen Armee geworden. - Der französische Generalstab requirirte von der Stadt Metz allein 40,000 Betten, welche in Lagerspitälern um die Stadt herum aufgestellt werden sollen. Er rechnet also auf sehr blutige Schlachten. - In Paris werden Maßregeln gegen eine Belagerung vorbereitet.
- Mancher brave Soldat hat sein Leben lassen müssen, noch ehe er auf den Kriegsschauplatz kam. In Wallhausen (Erfurt) z. B. stießen zwei Eisenbahnzüge so unglücklich zusammen, daß von einem Fusilierbataillon 7 Mann getödtet und 40 verwundet wurden.
- König Ludwig von Bayern hat drei Schlösser zu Lazarethen eingerichtet: Ludwigshöhe in der Pfalz, Triesdorf und Veitshöchheim, außerdem den Orangeriesaal in Ansbach. Viele bayerische Offiziere haben Rom verlassen, um für ihr Vaterland zu kämpfen. In der bayerischen Armee dient auch der Herzog Friedrich von Augustenburg.
- In Leipzig überreichte der Dichter Müller v. d. Werra dem durchreisenden Kronprinzen von Preußen ein schönes Gedicht: "Barbarossa's Erwachen" Der Kronprinz dankte und unterhielt sich einige Zeit mit dem Dichter, der ihm von seiner ägyptischen Reise her bekannt war.
Ueber die Fechtweise der Franzosen hat Prinz Friedrich Carl vor Jahren schon eine jetzt doppelt interessante Schrift veröffentlicht. Der Prinz weist nach, daß die sog. neufranz. Kampfweise durchaus nichts Neues bietet; daß namentlich unter der Führung des Generals Moreau die Soldaten der Republik ganz ähnlich gefochten haben, daß die Art der Sicherung ihrer Flanken, die oft echelonmäßige Aufstellung ihrer Kolonnen nichts anderes als die schräge Schlachtordnung Friedrichs d. Gr. sei, und daß das furchtbare, die Ohren betäubende Geschrei, mit welchem die französischen Soldaten auf den Feind stürzen, ein wieder hervorgeholter, jetzt systematisch betriebener altnationaler Kampfbeginn ist, mit dem die gallischen Völker einst dem Feind einen Schrecken eingeflößt haben. Sie suchen durch ihre Manier möglichst zu überraschen, und es ist leicht möglich, daß sie in einem Kampfe gegen Deutschland anders fechten, als dies in Italien der Fall war. Der Grundsatz ist jedoch herauszuerkennen, daß sie selbst in der Vertheidigung noch möglichst angreifend zu verfahren suchen. So wurde General Forey bei Montebello von den Oesterreichern überrascht und war bei Weitem der Schwächere. Trotzdem ging er gleich zum Augriff vor und verließ sich auf erwarteten Succurs, der auch eintraf. Das Tirailleur-System betrachten die Franzosen nur als Notbehelf. Von der Meinung ausgehend, daß das Tirailleur-Gefecht keine Entscheidung herbeiführe und nur Zeitverlust verursache, unterlassen sie dessen Anwendung oft, oder benutzen sie nur dazu, um durch Scheinbares Zurückweichen die feindlichen Kolonnen zum ungestümen Vorrücken zu verlocken, welche dann von den verschiedenen fächerartig aufgestellten französischen Trupps völlig umzingelt und aufgehoben werden. Hierbei gilt der Grundsatz, mehr Gefangene zu machen, als zu tödten, weil in derselben Zeit dreimal mehr gefangen als getödtet werden können. Bei den gezogenen Gewehren sind die Distancen von 150 und 200 bis 400 Schritt die gefährlichsten Distancen, die nähern sind viel weniger gefährlich, weil hier die Kugeln meist über die Köpfe weggehen. Deßhalb lassen sich die Franzosen auf jene Distancen gewöhnlich auf kein Gefecht ein, sondern durchrennen sie im jähen Lauf gegen den Feind, auf den sie dann wie Wilde mit dem Bajonnet in der Regel in dessen Flanken fallen und durch Schrecken und Ueberraschung siegen. (Als der Prinz dies niederschrieb, hatten die Franzosen bekanntlich noch keine Chassepots). Der Prinz sagt sehr richtig: Sind die deutschen Truppen auf diesen Kampfbeginn vorbreitet, so wird er nicht den Schrecken mehr einflößen, und umsichtige Führer werden sich auch nicht mehr scheuen, dem Feinde darin zuvorzukommen. Nächtliche Gefechte sollen die Franzosen sehr scheuen, weil ihre gewöhnliche Unordnung dann noch entscheidender wirkt. Ueberhaupt besteht ihre Schwäche darin, daß ihr Rückzug immer mit Unordnung geschieht. Rückwärts

[ => Original lesen: 1870 Nr. 61 Seite 3]

gelegene Positionen besetzen sie selten, ebenso vermeiden sie es sehr, stehenden Fußes zu fechten. Das sind Umstände, welche die andern Führer benützen müssen. Ueberhaupt hofft der Prinz, daß wenn die deutschen Truppen die Fechtweise der Franzosen zweckmäßig beachten und danach auch nach Umständen, bis zum jüngsten Offizier herab, ohne Besorgniß um die Verantwortlichkeit handeln, die Franzosen nicht zu fürchten seien.
- Ein Pariser Haus bestellte von einer Berliner Kunsthandlung Copien von den Photographien der preußisch-deutschen Generale. Die Antwort lautete umgehend: Copien nicht vorhanden, werden Ihnen die Originale schicken! - Ein Breslauer Kaufmann wurde von einem Pariser Hause um Einsendung von 400 Frcs. (die noch nicht fällig waren) gemahnt. Antwort: Mein Sohn ist soeben ins Heer eingetreten und wird Ihnen pünktlich am Verfalltage (in 6 Wochen) die Summe persönlich überbringen.


Der bekannte Medicinalrath Dr. Schmalz aus Dresden befindet sich jetzt in unserer Gegend und wird, wie aus der heutigen Nummer hervorgeht, den 2. bis 5. August in Lübeck, den 6. bis 9. August in Rostock, den 10. bis 13. August in Schwerin sich aufhalten, um Gehör- und Sprachkranken Rath zu ertheilen. Im Interesse der Leidenden erlauben wir uns, hierauf noch besonders aufmerksam zu machen, mit der Bemerkung, daß zu den Gehörkranken auch diejenigen Personen gehören, welche an dem so ungemein lästigen Ohrenbrausen, Sausen, Singen, Klingen u.dgl. leiden.


Antragsmäßig soll über das zu Mannhagen am Möllner Wege belegene Wohnhaus c. p. des Krämers Johann August Wilhelm Schulze daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden , und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Donnerstag den 18. Oktober 1870, Morgens 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, 30. Juli 1870.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Vermischte Anzeigen.

Weitere Einzahlungen in Veranlassung unseres Aufrufes sind erfolgt:
1. von der Dorfschaft Blüssen 22 Thlr, 24 ßl., 2. Gr. Bünsdorf 25 Thlr., 3. Rodenberg 20 Thlr., 4. Rottensdorf 4 Thlr. 28 ßl. 5. Pahlingen 14 Thlr. 16 ßl. und ein Packet Leinwand, 6. Sabow 8 Thlr. 44 ßl., 7. Lindow 11 Thlr. 28 ßl., 8. Gr. Siemz 14 Thlr. 32 ßl., 9. Ungenannt 3 Thlr. 12 ßl., 10. Schwanbeck nachträglich 3 Thlr. 11 ßl., 11. Rupensdorf 21 Thlr. 24 ßl., 12. Schönberg nachträglich bei den Sammlern Herrn Tabacksfabrikanten Stüve 4 Thlr. 4 ßl. und Uhrmacher H. Meyer 2 Thlr. 26 ßl., 13. Mahlzow 16 Thlr. 24 ßl. 14. Menzendorf 12 Thlr. 4 ßl., 15. Zarnewenz 10 Thlr. 44 ßl. = 195 Thlr. 33 ßl., dazu laut voriger Nummer 408 Thlr. 44 ßl. daher bis jetzt zusammen 604 Thlr. 29 ßl.
Wie wir das aus Pahlingen erhaltene Packet Leinwand dem hiesigen Damen-Committe für das hier zu errichtende Lazareth überwiesen haben, so bitten wir recht dringend, den übrigen Sammlern in Schönberg und uns anderweitige Gaben dieser Art zur Verwendung zu demselben Zwecke zukommen zu lassen.
Schönberg, den 4. August 1870.

Färbermeister G. Breuel sen., Uhrmacher H. Meyer und die acht Hauswirthe in den Districten.
(Fortsetzung folgt.)
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Aus der Verordnung, betreffend die Unterstützung der bedürftigen Familien zum Dienst einberufener Mannschaften der Ersatz-Reserve und Landwehr (Offic. Anzeiger Nr. 25, Schönberg den 28. Sept. 1869):

§ 3. Die Verpflichtung zur Unterstützung dieser Familien wird den Kreisen auferlegt.
§ 4. Die Unterstützungsbedürftigkeit der Familie muß in jedem einzelnen Falle nachgewiesen werden.
§ 5. Gewährt wird mindestens
a. für die Ehefrau monatlich 1 Thlr. 10 Sgr.
b. für jedes Kind unter 14 Jahren monatlich 15 Sgr.
§ 10. Die Unterstützung wird den Familien in halbmonatlichen Raten praenumerando verabreicht, beginnt mit dem Abmarsch des zum Dienst Einberufenen und endigt mit dessen Rückkehr. Unterstützungen der Privatvereine und einzelner Privatpersonen dürfen auf die bewilligte Kreis-Unterstützung nicht angerechnet werden.


Gelder, die mir anvertraut werden, kann ich freilich fortwährend zu der bekannten großen hypothekarischen Sicherheit und zu fünf pro Cent verzinslich unterbringen, möchte jedoch rathen, jetzt solche Gelder zu der durch die hiesigen Anzeigen angekündigten Bundesanleihe zu verwenden und dadurch den Beweis zu liefern, daß wir in dem festen Vertrauen auf Deutschlands gerechte Sache die größte Sicherheit finden.
Schönberg, den 1. August 1870.
Kindler, Advocat.


Wir haben zur Zeit mehrere Schiffe mit groben schottischen Steinkohlen hier und empfehlen uns damit aus den resp. Schiffen zu verhältnißmäßig sehr billigem Preise.
Lübeck. Fr. Krüger & Co.


Zu Michalis habe ich noch eine Wohnung, bestehend aus einer Stube, Schlafstube, Kammer, Kochplatz und Sparherd, Vorplatz, zwei Abseiten, Keller, etwas Hofplatz, zu vermiethen. Näheres zu erfragen in der Exped. d. Bl.


Mein Lager von Tapeten und Borden sowie von Rouleaux in vielen geschmackvollen Mustern empfehle ich dem geehrten Publikum zur Abnahme bestens.
Maler Wolgast.


Kornsäcke in Drell und Leinen empfiehlt H. Kallmeyer.
Ratzeburg.


In der gegenwärtigen Erntezeit sieht man in den Sraßen Schönbergs häufig Arbeitsleute mit ihren Sensen, die sie oft für die Vorübergehenden so gefährlich auf der Schulter tragen, einhergehen, daß man nicht genug bewundern kann, wie namentlich die Kinder an solchen scharfen Instrumenten noch immer glücklich vorbeikommen. An anderen Orten dürfen die Sensen nur in sicheren Futteralen auf Straßen getragen werden. Wir wollen die Arbeitsleute zur Verhütung von Unglücksfällen hiermit aufmerksam machen, doch wenigstens die Spitze der Sense mit der Hand zu fassen.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 61 Seite 4]

Germania.
Lebens-Versicherungs-Actien-Gesellschaft zu Stettin.
Versicherung gegen Kriegsgefahr.
Der Beitritt zu der von der "Germania" gebildeten und verwalteten "Gesellschaft für Versicherung gegen Kriegsgefahr" steht allen Personen frei, welche in irgend einer Weise an dem gegenwärtigen Kriege zu Wasser oder zu Lande thätigen Antheil zu nehmen haben, gleichviel, welcher Waffe, welchem Dienstgrade, welcher Stellung sie angehören, gleichviel, ob sie bei der "Germania" bereits versichert sind, oder nicht. Die näheren Bestimmungen über die Einrichtung dieser "Gesellschaft für Versicherung gegen Kriegsgefahr" können bei jedem Vertreter der "Germania" eingesehen werden. Zur Ertheilung jeder gewünschten Auskunft und zur Vermittlung des Beitrittes zu der "Germania" erklärt sich bereit Wilh. Heincke, Agent der "Germania".
Schönberg, den 18. Juli 1870.


Bekanntmachung.
Die deutsche landwirtschaftliche Versicherungs-Gesellschaft für Vieh, Hagel- und Frostschäden, in Verbindung mit der deutschen landwirtschaftlichen Credit-Bank in Berlin, auf Gegenseitigkeit gegründet, und wird durch die unterzeichnete Agentur zur Versicherungsnahme bei normalen Prämien, coulanter und voller Entschädigung nach Taxe, sowie Gewährung eines Credits von 100-2000 Thlr. hiermit zur allgemeinen Betheiligung bestens empfohlen.
Die Agentur Ziethen im Fürstenthum Ratzeburg, den 28. Juni 1870.
H. Wulff, Agent.


Ohne Medicin und ohne Diät erfolgt die Heilung, resp. Linderung aller nervösen Schmerzen, durch die Wirkung der Galvano-therapeutischen Apparate.
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Fürstenstraße 22.


Ein schwarzseidener Regenschirm mit geschnitzter Krücke (in Form einer Oese) wir seit einiger Zeit vermißt; sollte derselbe irgendwo stehen geblieben sein, so bittet man ihn abzugeben an J. Borchardt.


Von Illustrirte Berichte vom Kriegsschauplatze ist Nr. 2 erschienen und bei mir zu haben.
C. Sievers.


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ist nur allein ächt zu haben bei J. P. Bade.


Unseren tiefgefühlten Dank allen Denen, die meiner lieben Frau und unserer guten Mutter das letzte Geleite nach ihrer Ruhestätte erwiesen haben.
H. Badstein und Kinder.


Kirchliche Nachrichten.
Gemeinde Schönberg.

Sonntag den 7. August.
Früh-Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags-Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Meteorologische Beobachtungen.
Aug.
1870.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
2.
3.
4.
35.72
35.27
33.97
12.0
13.0
14.8
21.4
21.4
23.1
SSW
SO
NO
1
1
1
wolkig.
trübe.
zieml. heit.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.12 1/2 - 13 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.13 - 13 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.18 - 20 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.14 - 16 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.10 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.9 1/2 - 10 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Eier 7 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 - 6 Schilling (Mecklenburg).


Getreide-Preise in Lübeck.

(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen17 1/2 - 18Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 1/2- 14Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/4 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer14 - 14 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen13 - 14Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat23 - 23Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen22 - 22Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat19 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 26.


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 61 Seite 5]

Nach Meiner Heimkehr ist es Mir die nächste und zugleich eine wahrhaft theure Pflicht, die Leiden und Entbehrungen mildern zu helfen, welchen unsere hinausgezogenen Truppen und ihre Zurückgelassenen entgegengehen.

In diesem Sinne einige Ich Mich aus vollstem Herzen zu gleicher Liebesthätigkeit mit denen, welche dieses Werk der Liebe mit Mir beginnen wollen, und übernehme das Patronat eines Landes-Vereins zunächst für Pflege der verwundeten und erkrankten Mecklenburgischen Krieger, für Unterstützung der Zurückgelassenen derselben und für Nachbesorgung der kleineren Ausrüstungs-Gegenstände, indem Ich zugleich allen denen herzlich danke, welche schon vor Meiner Rückkehr die ersten Bedürfnisse für unsere ausrückenden Truppen mit ihrer trefflichen Thätigkeit beschafft haben.

Als Landesmutter richte Ich an alle Opferwilligen des Landes insbesondere aber an unsere Frauen und Jungfrauen, die Bitte, uns mit Gaben und Leistungen für unsere Zwecke zu Hülfe zu kommen, sowie an die bereite entstandenen Hülfsvereine die Aufforderung, durch freundliches Zusammenwirken mit uns die uns gesteckte Aufgabe zu fördern.

Wer wollte nicht gern für unsre Landessöhne und für die zurückgelassenen Ihrigen sorgen! Ich weiß, Ich werde nicht vergeblich rufen.

Neustrelitz, den 29. Juli 1870.

Augusta Caroline.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Aufruf.

Mit Freude einigen sich die Unterzeichneten unter dem Patronat Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin zum Verstande eines

Landes-Vereins

zunächst für Pflege der verwunden und erkrankten Mecklenburgischen Krieger, für Unterstützung der Zurückgelassenen derselben, und für Nachbesorgung der kleinen Ausrüstungs-Gegenstände.

Erkennend daß es neben der fortdauernden Thätigkeit der bereits entstandenen Local- Hülfsvereine eines Organs bedarf, um in unserem ganzen Lande die erforderliche Hülfe zu beleben und zu fördern, haben sie es sich zur Aufgabe gestellt, dieses Organ unter der Leitung ihrer hohen Patronin zu bilden, und in diesem Sinne fordern sie auf, daß zunächst an allen Orten des Landes, wo dies nicht schon geschehen ist, Frauen und Jungfrauen zusammentreten, um Leinen, Charpie, Binden, Bekleidungs- und Erfrischungsgegenstände zu beschaffen, daß aber auch die Männer dabei mit Rath und That nicht zurückbleiben.

Wo ein Local-Verein unserer Vermittelung bedarf, die wir durch unsere Verbindung mit dem Berliner Central. Comité und dem Königlich Preußischen Commissarius in Berlin eher als die Local-Vereine selbst werden schaffen können, sind wir bereit, dieselbe eintreten zu lassen; wir sind zu jeder Auskunft erbötig und werden auch direct an uns ergehende Gaben an Natural- Gegenständen wie an Geldbeiträgen entgegennehmen und weiter befördern, insbesondere auch unsere Thätigkeit auf die Pflege in den Lazarethen verwenden, welche gegenwärtig zu Neubrandenburg, Friedland, Woldegk und Schönberg in der Entstehung begriffen sind. Der Vorstand wird mit dem hiesigen Kreis-Commissariate wegen Verpflegung der Zurückgelassenen in steter Verbindung sich halten.

Sendungen und Schreiben an den Vorstand sind an den Geschäftsführer desselben, Rath Horn hieselbst, zu richten.

Das Local des Landes-Vereins ist hieselbst im Palais.

Neustrelitz, den 29, Juli 1870.

Ministerin von Hammerstein. Oberjägermeisterin von Voss. Justizräthin Blanck. Frau von Seckendorff. Frau Kohn. Frau Rust. Frau Villatte. Vice-Landmarschall von Dewitz zu Cölpin. Kammerherr von Fabrice zu Alt-Strelitz. Domainen-Pächter Wendland zu Watzkendorf. Obermedicinalrath Peters. Buchhändler Barnewitz. Rath Horn.
(Unter Vorbehalt der weiteren Vervollständigung des Vorstandes.)

 

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Hofbuchdruckerei von G. F. Spalding & Sohn.


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