No. 62
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. August
1870
vierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1870 Nr. 62 Seite 1]

Nach einer Anzeige des Großherzoglichen Amtes Rehna vom 2. d. Mts. sind unter den Schafen des Hauswirths Düßler zu Volkenshagen die natürlichen Pocken ausgebrochen, welches zur Beachtung den diesseitigen Nachbar-Bewohnern bekannt gemacht wird.
Schönberg, den 4. August 1870.

Großherzogl. Mecklenburg. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen. C v. Oertzen.


- Die Nachricht von dem zweiten großen Siege der deutschen Truppen in der Schlacht bei Wörth haben wir unsern Lesern Sonntag Morgen, soweit dieselben zu erreichen waren, mittelst Extrablättern mitgetheilt. In dieser blutigen Schlacht, die die Südarmee unter dem Befehl des preuß. Kronprinzen dem Corps Mac Mahon lieferte, wurden nach vorläufiger Zählung weit über 4000 Gefangene gemacht und 2 Adler, 6 Mitrailleusen und 30 Geschütze erbeutet.
- Die Teten der preußischen Colonnen der Mittelarmee hatten sich am 5. der Saar genähert. Am 6. d. traf General v. Kamecke westlich Saarbrücken den Feind in einer starken Stellung auf den Bergen bei Spicheren und ging sofort zum Angriff über. Auf den Kanonendonner eilten Abtheilungen der Division Barneckow und Stülpnagel eben dahin. General v. Goeben übernahm das Commando, und gelang es nach sehr heftigem Kampfe die von Seiten des französischen Corps Frossard besetzte Position zu erstürmen. Mehrere 100 Gefangene vom Corps Frossard sind gemacht. Nach ihren Aussagen standen den Deutschen 4 Divisionen gegenüber. Das Ende des Kampfes ist bei völliger Dunkelheit erfolgt. Der Feind deckte seinen Rückzug durch starkes Geschützfeuer von Spicheren her. General Francois ist gefallen. Der Verlust namentlich an Offizieren ist groß. Der Feind hat zahlreiche Todte.
- Der Sieg über Mac Mahon's verstärkte Armee ist nach allen Zeitungsberichten vom Kriegsschauplätze ein totaler. Mac Mahon selbst soll verwundet sein.
- In Folge der Niederlagen in den Schlachten bei Wörth und Saarbrücken hat die ganze französische Armee kehrt gemacht, vielleicht kommts bei Metz zu einer Schlacht.
- Ein Telegramm der K. Z. aus Saarbrücken sagt, der gestrige (am 6.) Erfolg ist größer, als erwartet, die Bagage und das Zeltlager zweier Divisionen sind in den Händen der Deutschen, Forbach von ihnen besetzt.
- In Paris herrschte am 6. August enorme Aufregung in Folge betrügerisch ausgesprengter Siegesnachrichten. Große Menschenmassen bewegten sich vor dem Staatsministerium. Ollivier erschien und sprach beruhigende Worte. Abends erschien folgende vom gesammten Ministerrath unterzeichnete Proclamation: "Ihr seid mit Recht erregt über dieses hassenswerthe Manöver. Die Justiz hat eine Untersuchung eingeleitet (da mag ein schönes Resultat zu Tage gebracht werden! D. N.) Die Regierung ergreift die energischsten Maßregeln, damit solche Infamie sich nicht wieder erneuere. Im Namen des Vaterlandes und der heldenmüthigen Armee bitten wir euch, ruhig und geduldig zu sein und die Ordnung aufrecht zu erhalten. Unordnung in Paris wäre der Sieg Preußens. Sobald sichere Nachricht eintrifft, ob gute oder böse, wird sie sofort mitgetheilt werden. Laßt uns einig sein und in diesem Augenblicke nur einen Gedanken, einen Wunsch, ein Gefühl haben, den Triumph unserer Waffen."
- Vom 7. August, Mittags, wird aus Paris telegraphirt: Paris ist in Belagerungszustand erklärt die Kammer zum 11. August einberufen. - Die Spannung in Paris ist unbeschreiblich, Das dortige Amtsblatt beschränkt sich auf die Meldung, daß General Frossard im Rückzug begriffen sei. Details fehlen noch. Es scheint fast, so fährt das Amtsblatt fort, der Feind will uns auf unserm Territorium eine Schlacht anbieten, was große strategische Vortheile für uns haben würde.
- Der erste Transport französischer Gefangenen ist in Berlin am 6. Abends per Bahn angekommen, es waren wohl 50,000 Menschen auf den Beinen, sie zu sehen. Kein Hohn, keine Insulten begegnete den fremden, wehrlos gemachten Kriegern. Im Gegentheil, wer dazu konnte, reichte Cigarren und Erfrischungen in die Waggons, die mit Dank entgegengenommen wurden. Der befremdliche und fremdartige Eindruck aber, den die bunten Anzüge der rothhosigen Franzosen, Truppen aller erdenklichen Gattungen, noch mehr aber der eigenartige Typus der sonnverbrannten oder olivenfarbigen Gesichter der Turcos und Zuaven in ihren orientalischen Trachten erzeugten, wurde noch verstärkt durch die vortheilhaft sich abhebenden Gestalten der viel kräftigeren und männlich dreinschauenden deutschen Bedeckungsmannschaften, die übrigens größtentheils bereits gute Kameradschaft mit den ca. 500 französischen Soldaten geschlossen hatten, deren Einzug in Berlin freilich anders als sie gehofft, solchergestallt noch um 9 Tage früher erfolgte, als die großmäulige Wette, welche von der Pariser Zeitung 'Figaro! Namens des Advokaten Thomas in Paris angeboten war, bestimmt hatte. Auf dem Bahnhofe der Ostbahn angelangt, wurden die Gefangenen in den dort provisorisch zum Speisesaal umgewandelten Güterschuppen gebracht und gespeist. Ihre Mahlzeit bestand in einer kräftigen Reissuppe, einem Stück Brod und Speck. Mit derselben Kost mußten sich auch die Offiziere begnügen, welche an einer besonderen Tafel speisten. Die armen Turcos, deren wir ungefähr 30 zählten, und die durchaus nicht so verwildert aussahen, wie sie uns bisher oft geschildert wurden, kamen hierbei insofern schlicht weg, als ihre Religion - sie gehören bekanntlich dem Islam an! - ihnen Schweinefleisch

[ => Original lesen: 1870 Nr. 62 Seite 2]

ebenso wie Wein verbietet. Hieran hatten die liebenswürdigen Damen des Comité, welche sich der Speisung der durchkommenden Truppen unterzogen, jedenfalls nicht gedacht. Man kann nicht sagen daß die Gefangenen einen günstigen Eindruck gemacht hätten, denn mit wenigen Ausnahmen waren, es kleine schwächliche Gestalten, denen man eine solche Bravour, wie sie in dem blutigen Treffen bei Weißenburg gezeigt haben sollen, kaum zutraut. Viele waren sogar mit Orden und Ehrenzeichen reich decorirt und manch alter Haudegen befand sich darunter, der schon bei Solferino mitgefochten. Unter den Turcos befanden sich einige recht kräftige, sehnige Gestalten mit intelligenten Gesichtern. Bei der katzenartigen Behendigkeit, die sie im Kampf mit regulären Truppen entwickeln, läßt sich recht gut glauben, daß es höchst gefährliche Gegner wären, wenn sie es nicht mit unseren wackern deutschen Kriegern zu thun hätten.
- In Berlin ist man ganz unbändig entzückt darüber, daß gleich beim ersten Zusammentreffen eine anständige Anzahl Turcos zu Gefangenen und damit der ganzen Popanzerei, welche mit diesen Söhnen Algeriens Zeit her getrieben worden ist, ein Ende gemacht wurde. Die Festung Graudenz, unsern Landsleuten durch Reuters 'Ut mine Festungstid' ein bekanntes Terrain, soll zur Aufnahme der französischen Kriegsgefangenen bestimmt sein; auch in Spandau werden Casematten zur Aufnahme von Kriegsgefangenen eingerichtet. Der bei Weißenburg mit vielem Blute erkaufte Sieg ist sowohl in strategischer Beziehung von hoher Bedeutung, weil er unserer Armee den Elsaß bis ziemlich gegen Straßburg hinab eröffnet - es ist der Vormarsch alsbald fortgesetzt worden - und den Franzosen alle Hoffnung, durch einen Rheinübergang den Krieg nach Baden und Württemberg hinüberzuspielen, völlig benimmt; es hat dieser Sieg außerdem eine moralische Bedeutung, die viel höher anzuschlagen ist!. Der um die neuen französischen Waffen gewobene Nymbus ist zerstört und dadurch, in der deutschen Armee das Vertrauen, mit den alten Waffen den Feind durch muthiges Vorgehen schlagen zu können, befestigt worden, während bei der französischen Armee dem übermüthigen Pochen auf die wunderthätigen Chassepots, die unwiderstehlichen Turcos und die mit einem wahren Schrecken ausgestatteten Mitrailleusen ein schnelles Ende bereitet worden ist.
- Die Gefahr einer französischen Landung klärt eine von dem preußischen Flottencapitain Werner herausgegebene Broschüre für nicht vorhanden. Es heißt dort: Landungsversuche von irgend welcher militairischer Bedeutung, d. h. mit einer Truppenzahl von 20-30,000 Mann mit sämmtlichem Zubehör der Cavallerie, Artillerie etc., lassen sich nur mit Hülfe einer Transportflotte ausführen. Sie kommen auch nicht wie ein Blitz aus heiterm Himmel, sondern erfordern viele Vorbereitungen, welche in unserer Zeit kein Geheimniß mehr bleiben können. Wir würden deshalb stets zeitig genug davon benachrichtigt werden, und dann kann der 'König Wilhelm' sie ganz allein unmöglich machen. Ein Commandant von Muth und Energie, und daran fehlte es unsern Seeoffizieren nicht, wird sich an Bord des 'König Wilhelm' gar nicht viel auf Kanonade einlassen, sondern ohne Weiteres die feindliche Flotte durchbrechen und die Transportschiffe niederrennen, die ihm bei einer überlegenen Geschwindigkeit nicht entgehen können. Er ist größer und schneller als irgend ein Schiff der französischen Flotte und hat einen für französische Geschütze undurchdringlichen Panzer, während seine neunzölligen Geschütze jeden französischen Panzer durchschlagen. Eine Landung an der Nordsee ist nicht zu befürchten. Elbe, Weser, Jahde und Ems sind durch Fortnahme der Seezeichen, Auslöschen der Feuerthürme, durch Verrammelung enger Fahrwasser, durch Turpedos und Strandbatterien für größere Flotten unpassirbar oder wenigstens so gefährlich zu machen, daß schwerlich ein feindlicher Admiral eine Landung wagen wurde. Der 'König Wilhelm' braucht aber die feindliche Flotte nicht in der Ostsee zu erwarten, er kann ihr in der Nordsee und bis vor ihre Häfen mit derselben Aussicht auf Erfolg entgegengehen. Es ist wahrscheinlich, daß Frankreich Alles aufbieten wird, um uns Schiffe entgegenzustellen, die dem 'König Wilhelm' ebenbürtig sind, vorläufig hat es aber noch keines derselben in Bau, und wir sind wenigstens noch drei, Jahre lang dafür sicher.
- Die Pariser Bataillone der Mobilgarde haben bei ihrer Abfahrt nach Chalons die Republik leben lassen. Sie riefen: Nach Cayenne mit den Ministern! Nieder mit Ollivier, dem Verräther!
- Der alte Moltke ist der Generalstabschef aller deutschen Armeen im Kriege gegen Frankreich, nach seinen Plänen wird dieser Riesenkrieg geführt. Seinen Ruf eines ersten Strategen, eines Denkers der Schlachten, erwarb er sich im Jahre 1866. Er entwarf den Feldzugsplan, der damals auf starken Widerspruch der Generale stieß, weil er von den Traditionen der Kriegszüge des alten Fritz abwich. Ein militärischer Schriftsteller (Blankenburg) schildert Moltke so: 'Er ist ein sonnenklarer Kopf und besitzt die Kunst des Vereinfachens des Gegebenen, des Trennens der Hauptsache von den Nebensachen in hohem Grade, es gelingt ihm stets, aus dem Wirrwarr der Möglichkeiten das Richtige oder doch das Wahrscheinliche herauszuschälen und die Ergebnisse seines Denkens, die Wahrscheinlichkeit seiner Voraussetzungen und die Richtigkeit seiner Schlüsse jedem gesunden Menschenverstande plausibel zu machen. Eine seiner trefflichsten Eigenschaften ist es, daß er in seinen Dispositionen nur Ziele und große Gesichtspunkte (Directiven) angibt und dem Ermessen und der Einsicht der Feldherren weiteren Spielraum läßt. Besonders glänzend ist er, wo es sich um Aufgaben scharfen Denkens und schwieriger Combinationen handelt, weniger da, wo sich unmittelbar kriegerischer Instinkt geltend machen muß.' Das ist Moltke, der den Krieg wider Frankreich leitet, es handelt sich jetzt um größere und schwierigere Arbeiten als im Jahre 1866, aber Generale und Soldaten folgen ihm mit unbedingtem Vertrauen, die ganze deutsche Volkskraft hat sich ihm zur Verfügung gestellt, er wird seine ungeheure Aufgabe zum Wohle Deutschlands lösen. (Moltke ist ein Mecklenburger, am 26. October 1800 geboren).
- Graf Bismarck hat durch Circulardepesche vom 29. Juli an die Gesandten Deutschlands die gesammte Napoleon'sche Politik so öffentlich und nachdrücklich gebrandmarkt, daß Jedermann bekennt,
er habe die Schiffe hinter sich verbrennen wollen. Es muß ein Kampf werden auf Leben und Tod. Er führt den Beweis, daß Napoleons Politik nach allen Seiten raublustig, untreu und verrätherisch war, daß sie ihre lüsternen Blicke nach den deutschen Mosel- und Rheinlanden, nach Mainz, nach Luxemburg und Belgien, nach der französischen Schweiz und nach Piemont warf, daß sie Preußen aufforderte, gemeinsam über Oesterreich herzufallen und ihm gegen Ueberlassung des Landstrichs zwischen Mosel und Rhein eine Vergrößerung in Deutschland antrug, die das Doppelte der Annexionen von 1866 betrug, Napoleon zeigte sich in dem deutsch-dänischen Kriege Preußen günstig, nicht aus Wohlwollen, sondern weil er Preußen zu einem Raubbündniß geneigt machen wollte. Mit Besorgniß verfolgte er das Zusammengehen von Preußen und Oesterreich, schürte den Zwiespalt beider Mächte und bot endlich im Mai 1866 in Berlin eine Allianz an, durch welche er sich verpflichtete, 30 Tage nach dem Beginn der Feindseligkeiten zwischen Preußen und Oesterreich seinerseits über Oesterreich mit 300,000 Mann herzufallen. Er wollte Preußen die Annexion von 7-8 Mill. Köpfen in Deutschland (ohne Maingrenze) gewähren, und Preußen sollte ihm dafür die preußischen Lande zwischen Mosel und Rhein, Birkenfeld, Homburg, Rheinhessen und die bayerische Pfalz überliefern. Fast drohend wiederholte er diese Versuchung im Juni 1866, und speculirte nun, abgewiesen, auf die Niederlage Preußens. Statt dessen kam der Sieg von Sadowa. Im August hatte dann Napoleon die Stirn, Mainz und die deutschen Vorlande westlich unter Drohung des Krieges zu fordern. Allein, da er zu schwach war, Krieg zu führen, erklärte er sein Verlangen für einen bloßen Einfall Benedetti's. Im Frühjahr 1867 (Luxemburger Handel) verlangte er Belgien und Luxemburg, wird aber jedesmal hingehalten und schließlich abgewiesen. Bismarck schließt seine Depesche, die für ganz Europa bestimmt ist: .Ich habe den Eindruck, daß nur die definitive Ueberzeugung Napoleons, es sei mit uns (Preußen) keine Grenzerweiterung Frankreichs zu erreichen, den Kaiser zu dem Entschlusse geführt hat, eine solche gegen uns zu erstreben. Ich habe sogar Grund zu glau-

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ben, daß wenn diese Veröffentlichung jetzt unterblieben wäre, nach Vollendung der französischen und unserer Rüstung uns von Frankreich das Anerbieten gemacht sein würde, gemeinsam an der Spitze einer Million gerüsteter Streiter dem bisher unbewaffneten Europa gegenüber die uns früher gemachten Vorschläge durchzuführen, d. h. vor oder nach der ersten Schlacht Frieden zu schließen auf Kosten Belgiens.'
- Wir glauben unsern Lesern folgende Mittheilung des preuß. ' Staatsanz.' wiedergeben zu müssen, die in den Spalten des officiellen Blattes zu finden jedenfalls von Bedeutung ist. Dasselbe berichtet: Beweise von der regsten Theilnahme unserer Landsleute in den Vereinigten Staaten Nordamerika's geben die dortigen Zeitungen und Privatberichte. Allgemein ist die Entrüstung über Frankreichs Arroganz und die Billigung der von Preußen eingenommenen ruhigen Haltung. Voll Zuversicht sieht man dem Sturze der Napoleonischen Dynastie entgegen, und glaubt auf die Nachricht, daß König Wilhelm sein Quartier in den Tuilerien aufgeschlagen, nicht mehr lange warten zu dürfen.
- Die 'Elberfelder Ztg.' berichtet, daß von Paris eingegangenen Nachrichten zufolge die französische Regierung den Handelsvertrag mit dem Zollverein außer Kraft gesetzt habe, und mithin die Einführung deutscher Waaren nach Frankreich unmöglich geworden sei. Eine Ausnahme hiervon finde nur bei solchen Waaren statt, welche bereits vor dem 19. Juli in französischen Entrépot sich befanden, oder zu jenem Zeitpunkte in einem neutralen Hafen nach Frankreich verladen waren. In Elberfelder Handelskreisen hoffe man, daß die Zollvereinsregierung reciproke Maßregeln ergreifen werde.
- Das Bundeskanzleramt macht auf Grund des Ergebnisses der auf die fünfprocentige Bundesanleihe erfolgen Zeichnungen nun bekannt, daß eine Reduction der Zeichnungen nicht stattfindet, die erfolgten Zeichnungen vielmehr zum vollen Betrage berücksichtigt werden.
- Es bestätigt sich, daß Oesterreich das Concordat vollständig gekündigt hat, und zwar als einzig mögliche Antwort auf die Verkündigung der Unfehlbarkeit des Papstes. Die Regierung hat die 15 österreichischen Landtage und den Reichsrath einberufen.
- Die wackern Wiener sammeln feurige Kohlen auf den preußischen Häuptern. Sie haben bereits 15 Centner Charpie, 4 Centner Compressen und 3000 Binden für die Verwundenen nach Berlin geschickt.
- Die Steine reden. Vom uralten Thurme auf dem Kyffhäuser flatterte am 28. Juli plötzlich das schwarz-weiß-rothe Banner, erleuchtete weithin in das Land und rief viele Leute herbei. War Kaiser Rothbart endlich erlöst und wiedergekehrt? fliegen die krächzenden Raben nicht mehr um den Berg? Das Banner ist ein schönes Zeichen, daß ganz Deutschland aufgestanden ist wider den alten Erbfeind, und aufgerichtet hat es in aller Stille ein Berliner, Namens Roller. Es war ein tapferes Kunststück; denn der uralte Thurm, der letzte Rest der Kaiserburg, ist morsch und geborsten und wird mit eisernen Klammern mühsam gehalten, er hat keinen Eingang und steigt mit seinen vier kahlen Mauern 80 Fuß glatt in die Höhe. Es kostete 12 Stunden harter gefährlicher Arbeit, um den 30 Fuß langen Birkenstamm oben aufzupflanzen und an ihm das 20 Ellen lange und 6 Ellen breite norddeutsche Banner.


Anzeigen.

Vorladung.
In Sachen betreffend den Nachlaß des am 24. November 1797 verstorbenen Hirten Heinrich Meyer zu Kleinfeldt, hiesigen Fürstenthums, haben die Vormünder der fünf minorennen Kinder des am 29. Februar c. hieselbst verstorbenen Arbeitsmanns Peter Heinrich Meyer: Maria, Heinrich, Wilhelm, August, Johannes, Geschwister Meyer, nämlich der Maschinenbauer Kleinfeldt und der Bäckermeister Hinzelmann hieselbst, sowie der Gelbgießer, jetzt Arbeitsmann Heinrich Dreyer, dessen Schwester, die Ehefrau des Schneiders Richter, Doris geb. Dreyer, beide letzteren zu Lübeck, ihr resp. ihrer Curanden Erbrecht an der Heinrich Meyer'schen Verlassenschaft bescheinigt. Nach Angabe dieser Erbinteressenten ist der ab intestato verstorbene Hirte Heinrich Meyer zu Kleinfeldt nur von zwei Töchtern beerbt worden, nämlich der Ehefrau des Arbeitsmanns Asmus Meyer zu Schwanbeck, Marie geb. Meyer, und der Ehefrau des Kornträgers Dreyer zu Lübeck, Elisabeth geb. Meyer. Die erstere von beiden hat als einzigen Intestaterben den Vater der obigen Curanden, den Arbeitsmann Peter Heinrich Meyer, der von seinen fünf Kindern ab intestato beerbt ist, und die letztere als einzige Intestaterben ihre beiden obigen Kinder, den Arbeitsmann Dreyer und die verehelichte Schneider Richter geb. Dreyer zu Lübeck, hinterlassen.
Zum Zweck der Ermittelung etwa vorhandener weiterer Erben des Hirten Heinrich Meyer zu Kleinfeldt ist nun ein Liquidations-Termin auf Donnerstag den 8. September d. J., Vormittags 10 Uhr, vor unterzeichnetem Großherzoglichen Justizamt anberaumt, wozu alle, welche außer den obigen Erben an den Nachlaß des Hirten Heinrich Meyer zu Kleinfeldt Erbansprüche zuhaben vermeinen, zur Anmeldung und Bescheinigung solcher Ansprüche hiedurch unter dem Nachtheile peremtorisch geladen werden, daß die obigen Extrahenten und die sich etwa Meldenden und Legitimirenden für die rechten Erben werden angenommen, ihnen als solchen der Nachlaß überlassen, und das Erbenzeugniß ausgestellt werden soll, sowie daß die sich nach der Präclusion melden den näheren oder gleich nahen Erben alle Handlungen und Dispositionen derjenigen, welche in die Erbschaft getreten, anzuerkennen und zu übernehmen schuldig sein sollen.
Schönberg, den 23. Juni 1870.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Das bei dem ehemaligen Gericht Zecher deponirt gewesene, inzwischen in Asservation des unterzeichneten Amtsgerichts gelangte Testament der verwittweten Uffhausen, geb. Drenckhahn auf dem Domhofe bei Ratzeburg soll , nachdem die Hinterlegerin des Testaments inzwischen verstorben,
den 8. September 1870, Mittags 12 Uhr im Amtsgerichtslocale hierselbst publicirt werden.
Ratzeburg den 24. Juli 1870.
Königlich Herzogliches Amtsgericht.
Sachau.
Bodmer.


Vermischte Anzeigen.

Vom Frauencommitte sind 90 Pfd. Charpie etc. nebst 4 Thlr. pr. Crt. an das Central-Committe in Schwerin abgesandt.


In Folge unseres Aufrufes sind ferner gesammelt: 1) aus der Dorfschaft Rüschenbeck 10 Thlr., 2) aus Sülsdorf (Schönberg) nachträglich 2 Thlr., 3) Dorfschaft Lübseehagen 5 Thlr. 8 ßl., 4) Gr. Mist 17 Thlr. 36 ßl., 5) Kl. Mist 15 Thlr., 6) aus Lenschow 1 Thlr., 7) Dorfschaft Schlag-Sülsdorf 33 Thlr. 20 ßl., 8) Rieps 45 Thlr. 16 ßl., 9) Wendorf 6 Thlr. 20 ßl., 10) Campow mit Hohenleuchte 8 Thlr. 36 ßl. 11) Thandorf 18 Thlr. 44 ßl., 12) Schlagbrügge 14 Thlr. 32 ßl. 13) Dorfschaft und Hof Schlagsdorf 28 Thlr. 20 ßl., 14) Neschow 12 Thlr. 4 ßl. 15) Gr. Rünz 12 Thlr. 8 ßl. 16) Demern 10 Thlr. 8 ßl. 17) Schattingsdorf 8 Thlr. 32 ßl. 18) Pogetz 10 Thlr. 28 ßl., 19) Kuhlrade 5 Thlr. 36 ßl., 20) aus Petersberg von zwei Hauswirthen 6 Thlr., 21) aus Mahlzow nachträglich 2 Thlr., 22) Dorfschaft Bardowieck 11 Thlr. 6 ßl., 23) Dorfschaft Klocksdorf 11 Thlr. 34 ßl. und ein großes Packet Leinwand, 24) Cronscamp 11 Thlr. 16 ßl. und ein großes Packet Leinwand, 25) Grieben 19 Thlr. und fünf Packete Leinwand, 26) aus einem Schönberger Hause 10 Thlr., 27) aus Torriesdorf ein Packet Charpie. Zusammen 337 Thlr. 20 ßl.
Aus Schwanbeck ist irrthümlich in dem vorigen Verzeichniß als nachträglich eingegangen 1 Thlr. zu viel angegeben.
Die beiden ersten Verzeichnisse ergeben hiernach 603 Thlr. 29 ßl.
Dazu die vorstehenden 337 Thlr. 20 ßl.
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Bisher zusammen 941 Thlr. 1 ßl.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 62 Seite 4]

Die Leinwand ist dem Damen-Verein zur Unterstützung für das hier zu errichtende Lazareth überwiesen.
Schönberg, den 8. August 1870.
Färbermeister G. Breuel sen., Uhrmacher H. Meyer und die acht Hauswirthe in den Districten.
(Fortsetzung folgt.)


Demnächst erscheint im Verlage von M. Schmidt in Ratzeburg

Predigt
an dem
außerordentlichen Bußtage den 27. Juli 1870,
gehalten
In der Domkirche zu Ratzeburg
von
Propst Russwurm.
Preis 4 ßl.

Da der Ertrag für arme Familien, deren Ernährer in den Kampf gerufen wurden, bestimmt ist, darf wohl die Bitte um recht zahlreiche Bestellungen auf obige Predigt ausgesprochen werden.


Allen, die meinen lieben Mann zu seiner letzten Ruhestätte begleitet haben, sage ich in meinem und meiner Kinder Namen herzlichen Dank.
Kl. Mist, den 8. August 1870.
Elis. Woisin, geb. Renzow.


Erntehandschuhe in großer Auswahl und in verschiedenen Sorten sind stets zu haben bei Emil Jannicke, Handschuhmacher und Bandagist.


Jedem Bandwurm entfernt binnen 2 bis 4 Stunden vollständig, schmerz- und gefahrlos; ebenso sicher beseitigt auch Bleichesucht und Flechten und zwar brieflich Voigt, Arzt zu Croppenstedt (Preußen).


Wir haben zur Zeit mehrere Schiffe mit groben schottischen Steinkohlen hier und empfehlen uns damit aus den resp. Schiffen zu verhältnißmäßig sehr billigem Preise.
Lübeck.
Fr. Krüger & Co.


Eisenbahn Bekanntmachung.

Wegen Militairtransporte wird am Mittwoch den 10. August d. J.
der Personzug: Abgang von Güstrow 9 Uhr 43
Min. Abends, Ankunft in Malchin 10 Uhr 52 Min. Abends nicht abgefertigt und werden
am Donnerstag den 11. August d. J. auf den Großherzogl. Friedrich-Franz-Eisenbahnen überall nur folgende Züge abgelassen werden:
1. die sämmtlichen Züge zwischen Schwerin und Hagenow
2. der Personenzug: Abgang von Rostock 6 Uhr 24 Min. Morg. Ankunft in Schwerin 9 Uhr 2 Min. Vorm. mit den Anschlüssen von und nach Güstrow.
3. der Personenzug: Abgang von Schwerin 7 Uhr 23 Min. Abends. Ankunft in Rostock 9 Uhr 59 Min. Abends. mit den Anschlüssen von und nach Wismar, sowie von und nach Güstrow.
4. der Personenzug: Abgang von Schwerin 7 Uhr 55 Min. Morg. Ankunst in Lübeck 10 Uhr 8 Min. Vorm.
5. der Personenzug: Abgang von Lübeck 6 Uhr - Min. Abends. Ankunft in Schwerin 8 Uhr 26 Min. Abends.
Ferner werden am Freitag den 12. August d. J. ausfallen:
1. der gemischte Zug: Abgang von Schwerin 5 Uhr - Min. Morgens. Ankunft in Bützow 7 Uhr- Min. Morg. mit den Anschlüssen von und nach Wismar.
2. der Personenzug: Abgang von Schwerin 7 Uhr 55 Min. Morg. Ankunft in Lübeck 10 Uhr 8 Min. Morgens.
3. der Personenzug: Abgang von Lübeck 10 Uhr 38 Min. Morgens, Ankunft in Schwerin 12 Uhr 54 Min. Nachm.
Schwerin, den 8. August 1870.
Großherzogl. Eisenbahn-Direction.


Holzarbeiter werden gesucht von C. Egert.


Gehör- und Sprachkranken, sowie den an Ohr-Rauschen, Zischen, Klingen, Klopfen und dergleichen Leidenden, wird Medicinalrath Dr. Schmalz aus Dresden, welcher seit 40 Jahren mit den genannten Krankheiten ausschließlich sich beschäftigt, und die Ohren ohne jede Belästigung der Kranken untersucht, den 2. bis 5. August in Lübeck (Europäischer Hof), - den 6. bis 9. August in Rostock (Hôtel de Russie), - den 10. bis 13. August in Schwerin (Hôtel du Nord) Rath ertheilen: 9 - 1 Uhr.


Seit einiger Zeit ist ein Steig über meine Wiese an der Maurine bei der Lütgenhöfer Ziegelei angelegt, den ich hiermit verbiete, und werde ich Alle, die künftig darauf unbefugter Weise betroffen werden, unnachsichtlich dem Gerichte zur Bestrafung anzeigen.
Hauswirth Peter Meier in Mahlzow.


Auf vorstehende Anzeige Bezug nehmend, verbiete ich alles Fahren mit Kähnen in meinem Graben, der die Scheide zwischen meiner Wiese und der des Hauswirths Peter Meier in Mahlzow an der Maurine bildet, und werde ich Uebertretungen dieses Verbots gleichfalls dem Gerichte zur Bestrafung anzeigen.
Hauswirth Hans Meier in Mahlzow.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.12 - 12 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.12 1/2 - 13 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.18 - 20 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.14 - 16 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.10 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.9 1/2 - 10 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Eier 7-8 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 - 6 Schilling (Mecklenburg).


Getreide-Preise in Lübeck.

(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen17 1/2 - 18Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 1/2- 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/4 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer14 - 14 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen13 - 14Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat23 - 23Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen22 - 22Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat19 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Meteorologische Beobachtungen.
Aug.
1870.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
5.
6.
7.
8.
35.18
36.13
36.52
36.44
15.0
13.3
13.1
11.5
17.7
21.0
20.0
16.6
SSW
NO
NO
NO
1
0
1
1
trübe.
wolkig.
-
-


Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 27.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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