No. 35
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 03. Mai
1870
vierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1870 Nr. 35 Seite 1]

- Domhof-Ratzeburg, 3. Mai. Am Donnerstag den 28. April, Abends 8 Uhr, fand im Saale der Domschule die Prämienvertheilung an die Gewerbeschüler statt. Von dem Herrn Propst Rußwurm, dem Herrn Amtsrichter Sachau und den Herrn Senatoren Stein und Seeler wurden die ausgelegten Arbeiten der Gewerbeschüler in Augenschein genommen. Der Gesangverein des Feierabend trug einige Lieder vor, darauf folgte der Bericht des Vorstandes. Vom 21. October v. J. bis zum 7. April a. c. haben 44 junge Leute wöchentlich an zwei Abenden am Unterricht im Zeichnen, Rechnen, mit Berücksichtigung des 1872 einzuführenden neuen Maßes und Gewichts, in Stylübungen und schriftlichen Arbeiten für das Geschäftsleben und im Schönschreiben; die ca. 24 activen Mitglieder des Gesangvereins wöchentlich an einem Abend an den Gesangübungen theilgenommen. Von den Gewerbeschülern wurden 5, welche ihre Lehrzeit vollendet und sich durch Fleiß und gutes Betragen derselben würdig gemacht mit Prämien-Wanderbüchern belohnt. Diese vom Herrn Amtsrichter Sachau überreicht. Dem Klempnerlehrling Johannes Bornhöft von der Bäk, dem Tischlerlehrling Johann Ollrogge aus Schlagbrügge, den Bäckerlehrling Ernst Priegnitz aus Ratzeburg, den Gärtnerlehrling Heinrich Petersen aus Bordesholm (Holstein) und dem Malerlehrling August Reinhard aus Mustin. Herr Amtsrichter Sachau richtete dann einige Worte der Aufmunterung an die Gewerbeschüler und der Anerkennung an die Lehrer der Gewerbeschule, sowie Herr Propst Rußwurm einige herzliche Worte an die Mitglieder des Gesangvereins. Mit einem passenden Gesangvortrage des Letzteren wurde die Feier geschlossen.
- Rehna. Der Hausirhandel scheint eine immer größere Ausdehnung anzunehmen. Das platte Land wird von Händlern fast überschwemmt, und es giebt eigentlich keinen Artikel mehr, welcher den Landleuten nicht im Hause zum Verkaufe angeboten würde. Selbst die Schuhmacher beginnen jetzt schon mit ihren Arbeiten zu hausiren. So war z. B. in diesen Tagen ein Grevesmühlener Schuster in Brützkow, um seine Waare feilzubieten. Das non plus ultra im wohlfeilen Verkauf lieferte jedenfalls kürzlich ein Handelsmann in Bentzin, welcher 3 Hosen, 2 Schürzen und 1 Kleid für 5 Taler (Mecklenburg) verkaufte. Fast unglaublich, aber doch wahr! Wie uns ein intelligenter Hamburger Kaufmann, welcher die mecklenburgischen Verhältnisse genau kannte, versicherte, sind die Verhältnisse augenblicklich nirgends so ungünstig, wie in Mecklenburg. Nirgends, sagte er, stände die Zahl der Kaufleute zu der der Kaufenden augenblicklich so ungünstig, als gerade hier. Ueberdies, meinte er, könne man in Rostock und Schwerin gegenwärtig billiger kaufen als in Hamburg. - Fast noch mehr heimgesucht werden die Landleute von den Aufkäufern. Es kommen an einem Tage nicht 2 und 3, sondern wohl 4 und 5. Die Lebensmittel werden dadurch nicht nur vertheuert, sie sind oft kaum für Geld und gute Worte zu haben. Namentlich bilden die Eier einen sehr raren Artikel.
- Dassow. Es sind jetzt Verhandlungen im Gange, um hier, sowie in Grevesmühlen, Telegraphenstationen zu errichten. Beide Orte sollen zusammen zwecks Herstellung der Bureaux, die einmalige Summe von 1000 Taler (Mecklenburg) aufbringen, wovon auf Dassow etwa 400 Taler (Mecklenburg) fallen würden. Wie wir hören, ist man geneigt, die Hälfte dieser Summe aus der Cämmereikasse herzugeben, während man die andere Hälfte durch freiwillige Beiträge zu decken hofft. Es wird diese Angelegenheit hier jetzt mit großem Interesse verfolgt, so daß an dem Zustandekommen derselben kaum zu zweifeln ist, und können wir uns nur freuen, durch Errichtung einer Station in das große Telegraphennetz mit hineingezogen zu werden, zumal, da es mit so geringen Kosten geschehen kann. Wenn es zunächst auch nur einzelne Geschäftsleute sind, welche von dieser Einrichtung einen reellen Nutzen haben, so dürfte der Telegraph, wenn die Station einmal da ist, doch auch zur Beförderung von Privatnachrichten benutzt werden, und zwar mehr, als man jetzt im Allgemeinen anzunehmen geneigt ist.
- Großes Aufsehen machen die Flugschriften der drei Bischöfe Hefele, Rauscher und Schwarzenberg gegen die päpstliche Unfehlbarkeit. In der Schrift des Cardinals Rauscher heißt es (eine sehr deutliche Anspielung auf den Papst): "Wer sich selbst erhöht wird erniedrigt werden." Der jesuitische 'Univers' in Paris findet diese Schriften sehr beklagenswerth und versichert, daß ein Bischof, als er sie gelesen, geweint habe. Das Jesuitenblatt 'Civilta' in Rom nennt den österreichischen Cardinal einfach einen unwissenden Schuljungen.
- In Berlin wird binnen Kurzem der Besuch des Königs von Bayern erwartet.


Anzeigen.

Auf Verfügung des Großherzoglichen Kammer- und Forst-Collegii zu Neustrelitz wird hiedurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß vom heutigen Tage, 1. Mai 1870 an:
1) Das bisherige an der Chaussee von Dassow bis Selmsdorf in Zarnewenz befindliche Chausseehaus eingegangen ist und die betreffende Chausseegeld-Erhebung für diese Strecke nun in dem Chausseehause zu Selmsdorf stattfinden wird. Und
2) das für die diesseitige Strecke der Schwerin-Lübecker Chaussee, von Rodüchelsdorf bis Schönberg zu erhebende Chausseegeld nicht mehr wie bisher in Rodüchelsdorf, sondern vor Schönberg wird erhoben werden und zwar für alle von Rodüchelsdorf, Rabensdorf, Torriesdorf und Sabow kommenden und dahin reisenden Passanten für eine halbe Meile zu entrichten ist.
Schönberg, den 1. Mai 1870.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen-Amt.
F. Graf Eyben.


Verkaufs-Anzeigen.

Das zur Debitmasse des von hier entwichenen Kaufmanns H. M. Cohn gehörige Waarenlager bestehend in Tuch, Buckskin, diverse Kleiderzeuge und Tüchern, Cattun, Gardinen, Watten, {Fehlstelle}iber, Parchent, Stouts, Shirting, Leinen und Halb-

[ => Original lesen: 1870 Nr. 35 Seite 2]

leinen, Drell, Westen und Unterbeinkleidern, Sonnenschirmen, Corsets, Tischdecken, Zwirn, Seide, Wolle, Baumwolle, Mänteln, Jacken, Unterröcken, Crinolinen, Handschuhen, diverse Stickereien, Band, Besatz-Artikeln, Knöpfen, Wachstuch u.s.w., u.s.w.
Soll nebst der gut erhaltenen Manufacturladen-Einrichtung in Gemäßheit concursgerichtlicher Verfügung am Montag den 9. künftigen Monats Mai und an den folgenden Tagen jedesmal von 9 Uhr Morgens an, im Saale des Gastwirths Herrn Körner öffentlich meistbietend gegen sofortige, beim Zuschlage zu leistende Baarzahlung versteigert werden, wozu ich Kaufliebhaber hiedurch einlade.
Rehna, den 25. April 1870.
Bruse, Gerichts-Actuar.


Im Israelsdorfer Forstreviere werden vom 1. März an bis auf Weiteres Kiefern, Bohnenstangen, Baumpfähle, Latten und Schleete gegen baare Bezahlung abgegeben.
Vorherige Bestellungen werden Vormittags im Försterhause zu Israelsdorf entgegengenommen.


Vermischte Anzeigen.

Von der Ober-Vormundschaft und meinen Geschwistern bin ich beauftragt, Zwecks Regulirung des Nachlasses meines seligen Vaters, die ausstehenden Forderungen desselben mit Ausnahme der ungekündigten Hypothek-Pöste einzuziehen, und ersuche ich daher Alle, welche demselben noch schulden, ihre Zahlungen innerhalb 6 Wochen, mithin bis zum 3. Mai d. J. zu zahlen.
Gleichzeitig fordere ich Diejenigen auf, welche noch Ansprüche an den Nachlaß desselben haben, diese ebenfalls binnen 6 Wochen einzureichen und Zahlung entgegen zu nehmen.
Schönberg den 21 März 1870.
Carl Bade.


Sollte noch jemand Forderungen an die verstorbene Madame Uffhausen haben, der melde sich innerhalb 14 Tagen beim Herrn Baumeister Rickmann.
Schönberg, den 2. Mai 1870.


Nachdem ich die Halbhüfner Mustin'sche Stelle zu Schlagsdorf käuflich an mich gebracht und die Bewirtschaftung derselben seit Ostern d. J. übernommen habe, so ersuche ich alle diejenigen, welche Kapitalforderungen an die von mir erkaufte Stelle zusteht, sich bei mir zu melden, um Beredung wegen der Zinszahlungen zu treffen, und auch darüber, ob die resp. Pöste fernerhin bei mir stehen bleiben oder gekündigt werden sollen.
Schlagsdorf den 25. April 1870.
Halbhüfner Johann Heinrich Ollmann.


Mir sind um Ostern 3 weiße Hammel entlaufen, die im rechten Oher eine Schlitze haben und im linken ein Stück herausgeschnitten ist. Wer mir dieselben wiederbringt oder sichere Auskunft darüber geben kann, erhält 5 Thlr. Belohnung beim Hauswirth Wiese in Rieps.


Sommerkohl, Winterkohl und Blumenkohl, später Sellerie, Porro und Runkelrüben-Pflanzen bei Hartwig Brüchmann.


Zum bevorstehnden Markte ist mir von Herrn Conditor Prahl in Lübeck wieder der Verkauf seiner Conditoreiwaaren übertragen und empfehle dieselben zur geneigten Abnahme.
Schönberg im Mai 1870.
C. J. W. Burmeister.


Ich mache den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend die ergebenste Mittheilung, daß ich von jetzt an beim Webermeister Hrn. Baumann am Markt wohne, und bitte zugleich, mir das geschenkte Zutrauen auch ferner erhalten zu wollen. Mein Bestreben wird sein, meine Arbeit reell und gut abzuliefern.
Achtungvoll C. Rahn sen., Schuhmachermeister.
Schönberg, den 26. April 1870.


Mein Lager von Tapeten und Borden sowie von Rouleaux in vielen geschmackvollen Mustern empfehle ich dem geehrten Publikum zur Abnahme bestens.
Maler Wolgast.


Zur gütigen Beachtung.
Einem geehrten hiesigen und auswärtigen Publikum die ergebene Anzeige, daß ich mich hieselbst als Schuhmacher etablirt habe und empfehle mich daher zur Anfertigung aller in diesem Fache vorkommenden Arbeiten bestens.
Es wird mein ernstes Bestreben sein, meine werthen Gönner sowohld durch prompte Bedienung als auch durch solide und dauerhaft verfertigte Arbeit zu befriedigen.
Hochachtungsvoll Wilhelm Schabacker.
N.B. Meine Wohnung ist neben dem Hause des Herrn Klempnermeisters Lenschow, Siemzerstraße.


Man biete dem Glücke die Hand!
ev. 250.000 als höchsten Gewinn bietet die neueste große Geld-Verloosung, welche von der hohen Regierung genehmigt und garantirt ist.
Es werden nur Gewinne gezogen und zwar planmäßig kommen in wenigen Monaten 26.900 Gewinne zur sicheren Entscheidung, darunter befinden sich Haupttreffer von a250.000, 150.000, 100.000, 50.000, 40.000, 30.000, 25.000, 2 mal 20.000, 3 mal 15.000, 4 mal 12.000, 4 mal 10.000, 5 mal 8000, 7 mal 6000, 21 mal 5000, 35 mal 3000, 126 mal 2000, 205 mal 1000, 255 mal 500, 350 mal 200, 13.200 mal 110 etc.
Die nächste 2. Gewinnziehung dieser großen vom Staate garantirten Geld-Verloosung ist amtlich festgestellt und findet schon am 18. und 19. Mai 1870 statt und kostet hierzu
1 ganzes Original-Staats-Loos nur Thlr. 4. - Sgr.
1 halbes Original-Staats-Loos nur Thlr. 2. - Sgr.
1 viertel Original-Staats-Loos nur Thlr. 1 - Sgr.
gegen Einsendung, Posteinzahlung oder Nachnahme des Betrages.
Alle Aufträge werden sofort mit der größten Sorgfalt ausgeführt und erhält Jedermann von uns Original-Staats-Loose selbst in Händen.
Den Bestellungen werden die erforderlichen amtlichen Pläne gratis beigefügt, und nach ihrer Ziehung senden wir unseren Interessenten unaufgefordert amtliche Listen.
Die Auszahlung der Gewinne erfolgt stets prompt unter Staats-Garantie und kann durch directe Zusendungen oder auf Verlangen der Interessenten durch unsere Verbindungen an allen größeren Plätzen Deutschlands veranlaßt werden.
Unser Debit ist stets vom Glücke begünstigt und hatten wir erst vor Kurzem wiederum unter vielen anderen bedeutenden Gewinnen 3 mal die ersten Haupttreffer in drei Ziehungen laut officiellen Beweisen erlangt und unseren Interessenten selbst ausgezahlt.
Voraussichtlich kann bei einem solchen auf der solidesten Basis gegründeten Unternehmen überall auf eine sehr rege Betheiligung mit Bestimmtheit gerechnet werden, man beliebe daher schon der nahen Ziehung halber alle Aufträge baldigst direct zu richten an S. Steindecker & Comp., Bank- und Wechsel-Geschäft in Hamburg.
Ein- und Verkauf aller Arten Staatsobligationen, Eisenbahn-Actien und Anlehens-Loose.
Um Irrungen vorzubeugen, bemerken wir ausdrücklich, daß keine ähnliche vom Staate wirklich garantirte Geld-Verloosung vor obigen amtlich planmäßig festgestellten Ziehungstermin stattfindet, und um allen Anforderungen möglichst entsprechen zu können, beliebe man gef. Aufträge für unsere Original-Staatsloose baldigst uns direct zugehen zu lassen. D. O.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 35 Seite 3]

Dr. med. Hoffmann`s weißer Kräuter-Brust-Syrup, unübertroffenes Hausmittel gegen alle Leiden der Respirationsorgane, als: Heiserkeit, Verschleimung, Husten, Keuchhusten, Entzündung des Kehlkopfes, ist in Flaschen à 1 Thlr., 24 ßl. und 12 ßl. stets ächt zu haben bei Herrn Aug. Spehr in Schönberg.
Unterstehender Beweis zeugt für die Bewährtheit des Dr. med. Hoffmann`s weißer Kräuter-Brust-Syrup.
Allen an Husten, Brustschmerzen etc. Leidenden kann ich mit Recht Dr. med. Hoffmann`s Kräuter-Brust-Syrup empfehlen, da derselbe bei meinen Kindern eine sehr schnelle Besserung bewirkte.
Geegeritz, den 21 Januar 1870. Moring. Gutsbesitzer.
Auf jeder Flasche befindet sich der Glasstempel Dr. med. Hoffmann.


Epileptische Krämpfe (Fallsucht) heilt brieflich der Specialarzt für Epilepsie Doctor O. Killisch in Berlin, Jetzt: Luisenstraße 6. - Bereits über Hundert geheilt.


Fabrik künstlicher Düngstoffe von A. Lamek, Marienthal bei Wandsbeck, empfiehlt zur bevorstehenden Frühlingssaatzeit ihre bekannten wirksamen Düngstoffe den geehrten Herren Landleuten angelegentlichst Blutdünger, Superphosphat, Gedämpftes staubfreies Knochenmehl (garantirt rein und unverfälscht.)
Preis Crt. Mark (Lübeck) 8 (3 1/5 Thlr. Pr. Crt.) pr. Centner excl. Sack pr. comptant franco Hamburg oder Altonaer Bahnhof.


H. J. Lange's Kleider-Magazin hält eine bedeutende Anzahl Röcke, Beinkleider und Westen, zu den verschiedensten Preisen stets vorräthig, die ich einem geehrten Publikum unter Zusicherung reeler und billiger Bedienung bestens empfehle.
Schönberg 1870.
H. J. Lange.


Bekanntmachung.
Der diesjährige Frühjahrs-Beitrag der Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungs-Vereins für Landbewohner ist zwischen dem 17. und 31. Mai d. J. Mit 3/4 Simplum - drei Viertel des einfachen Ansatzes - auf dem hiesigen Bürau zu entrichten.
Lübeck, den 9. April 1870.
Namens der Direction: Bruhn, Secretair.


W. Kolls, Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Am Montag und Dienstag den 23. und 24. Mai wird bei mir ein Scheibenschießen nach werthvollen Gewinnen stattfinden, wozu ich meine geehrten Gönner und Freunde hiedurch einlade, indem ich um zahlreichen Besuch bitte.
Büchsen, Pulver und Blei werden von mir gehalten.
Krüger Jabs in Schl.-Resdorf.


Meteorologische Beobachtungen.
April
1870.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
29.
30.
1.
2.
33.66
33.79
31.75
32.80
3.0
2.8
5.0
4.4
8.2
5.6
9.0
9.2
W
SSW
SSW
SSW
1
1
2
1
wolkig.
bedeckt.
trübe.
wolkig.

Am 30. April, 1. und 2. Mai 4, 22 und 26 Cubikz. Regen auf 1 []'.


Zinsfuß für Darlehen aus der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt in Schönberg 5 %.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.12 1/2 - 13 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.13 - 13 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.24 - 26 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 20 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.14 - 15 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.6 - 7 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.9 1/2 - 10 Schilling (Mecklenburg),
Schweinskopf d. Pf.6 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Eier 8 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.6 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(pro Sack in Lüb. Crt.)
 PfundMark (Lübeck)Schilling (Mecklenburg)
Weizen23016-17-
Roggen22013 1/2-1312
Gerste20010 1/2-11-
Hafer1709-98
Erbsen20013-15-
Wicken240----
Buchweizen20013-14-
Winter=Rapssaat200--
Winter=Rübsen200--
Schlagleinsaat20018-19-


[ => Original lesen: 1870 Nr. 35 Seite 4]

Geschäfts-Eröffnung.

Hierdurch beehre ich mich, dem geehrten Publikum Schönbergs und der Umgegend die ergebene Mittheilung zu machen, daß ich am hiesigen Platze, Siemzerstraße im Hause des Herrn Heincke, ein

Tuch-, Manufactur- und Modewaren-Geschäft.

gegründet habe und am Sonntag den 1. Mai dasselbe eröffnen werde.

Durch persönliche Einkäufe in Leipzig, Berlin und Hamburg, sowie durch directe Verbindung mit Paris, welche mir durch verwandtschaftliche Beziehungen gesichert bleiben, bin ich in der Lage, dem geehrten Publikum stets das Neueste und Geschmackvollste vorzulegen und sämmtliche französische Artikel, z.B. gewirkte Lang-Shawls, Seidenzeuge, Handschuhe etc. zu Fabrikpreisen abzugeben.

Indem ich stets bemüht sein werde, das Zutrauen der mich beehrenden zu erwerben und zu erhalten, empfehle ich mich mein neubegründetes Geschäft der Geneigtheit und dem Wohlwollen des geehrten Publikums und zeichne

Hochachtungsvoll und ergebenst
J. Borchardt.

Schönberg, den 3. Mai 1870.


(Hiezu eine Beilage.)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 35 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 35 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 3. Mai 1870.


- Der Ausschuß des Protestantenvereins auf der Wartburg weist in einer Ansprache an das deutsche protestantische Volk auf die Kühnheit hin, mit welcher Papstthum und Jesuitismus der Geschichte und Bildung von drei Jahrhunderten Hohn sprechen, er gesteht aber auch beschämt, daß die protestantische Kirche selber verstrickt liege in den Banden einer babylonischen Gefangenschaft. Sie habe ihre Päpstlein und in den erstarrten Glaubenssätzen des 4. und 5. Jahrhunderts ihre Unfehlbarkeitslehren.
- Die Katholiken in Polen und Litthauen sollen in ihren Kirchen deutsch predigen, singen und beten. Als der betr. kaiserliche Befehl (Ukas) in Wilna eintraf, stieg der Dekan Peotrowitsch auf die Kanzel, stellte auf jeder Seite der Kanzel zwei brennende Kerzen auf, verlas den Ukas und verbrannte ihn vor der versammelten Gemeinde, die ihm zujauchzte. Die neue Gottesdienstordnung zündete er ebenfalls an den Wachskerzen an, verbrannte sie und schloß mit einer donnernden Rede, in der er den Bann wider alle Helfershelfer der Russen schleuderte. Andern Tages wurde er von Kosacken abgeholt und nach Sibirien geführt.
- Nach der Volkszählung von 1867 betrug die Bevölkerung Preußens 23,971,000 Köpfe. Von der Landwirtschaft lebten 11,809,000 Personen, also die Hälfte; vom Berg- und Hüttenbau 628,000, von Industrie und Bauwesen 2,964,000, von Handel 830,000, vom Verkehr (Eisenbahn, Post etc.) 1,264,000, von persönlichen Diensten, 2,017,000, von Erziehung und Unterricht 226,000, Armee und Flotte 291,000, ohne Beruf 802,000. - In den Städten leben 7,452,000, auf dem Lande dagegen 16,568,000.
- In Folge der Postverträge mit Nordamerika und England kostet vom 1. Juli an ein Brief zwischen Norddeutschland und Nordamerika wenn er über Hamburg oder Bremen geht 3 Sgr., wenn er über England geht 4 Sgr.
- Die Stadt Wien zählte am 31. December 1867 476,000 Einwohner, am 31. December 1869 war die Zahl auf 622,000 gestiegen.
- Mancher Erfinder und Bittsteller setzt seine letzte Hoffnung auf den Reichstag. Es sind wunderliche Leute unter ihnen. Ein hannoverscher Privatlehrer z. B. macht Vorschläge zur Errichtung eines Instituts, das dem Staate jährlich 12 Mill. Thaler einbringen soll. Man erfährt nicht, was das für ein Institut ist. - Ein Herr Schlegel in Bunzlau bittet um die ihm noch fehlende Million zu einer wichtigen Erfindung. Herr Müller in Berlin bittet, den Herausgeber der 'Nordd. Post' so lange unschädlich zu machen, bis er wieder Anstand und Sitte gelernt hat. Herr Itzig in Frankfurt bittet die Polizei zu maßregeln, weil sie ihm sein Lumpengeschäft erschwert u. s. w.
- Ein Wütherich ist gottlob weniger in der Welt: der Dictator Lopez in Paraguay. Dieser Schreckensmann, der seit Jahren Krieg mit Brasilien führte, wurde neulich in seinem Lager überrumpelt und auf der Flucht erschlagen. Sein Tod rettete vielen das Leben, sogar seiner eigenen Mutter und seinen Schwestern, sie sollten gerade an dem Tage hingerichtet werden, da er selber fiel. Seinen Regierungsantritt feierte Lopez seiner Zeit mit der Hinrichtung, von mehr als hundert Leuten, wie anderwärts eine neue Aera mit Begnadigungen gefeiert wird. Lopez neue Aera hielt aber Wort, das Köpfen Spießen und Pfählen hörte unter ihm nicht auf. Paraguay athmet seit seinem Tode zum erstenmale wieder auf.
- Kunstreiter Renz erlebte dieser Tage eine große Ueberraschung. Bei seinem Umzug von Berlin nach Leipzig zur Messe empfingen ihn in Jüterbogk sämmtliche Offiziere des 3ten Feldartillerieregiments zu Pferde und ließen ihre Musik schönsten Weisen spielen. Als der Zug abging gaben ihm mehrere Offiziere noch das Ehrengeleite. Es war der Dank dafür, daß Renz den Soldaten freien Eintritt in seinen Zirkus gewährt hatte.
- Beim Abbruch einesBauernhauses fand man einen Schatz von 800 Gulden. Die Münzen waren alle aus der neuesten Zeit und offenbar 1866 vor den Preußen versteckt worden.


Aus der guten alten Zeit.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1870 Nr. 35 Seite 6]

Aus der guten alten Zeit.
(Fortsetzung.)


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