No. 68
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Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. August
1868
achtunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1868 Nr. 68 Seite 1]

Es wird hiermit bekannt gemacht, daß die Ausführung der Erdarbeiten für das Planum der Eisenbahn auf dem hiesigen Bauhofsfelde die einstweilige Verlegung des Weges nach Dassow nothwendig macht, welcher bis auf Weiteres von der Zarnewenzer Trift ab hinter der Brennerei weg bis zur alten Straße verlegt ist.
Schönberg, den 19. August 1868.

Großherzoglich=Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.


Unter Hinweis auf die Verordnung vom 7. August d. J. wird hierdurch gemeinkundig gemacht, daß im Dorfe Schwanbeck unter den Schafen die Pockenkrankheit ausgebrochen ist.
Schönberg, den 23. August 1868.

Großherzoglich=Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen. Seip.


- Schönberg. Ein Remonte=Commando des Magdeburger Dragoner =Regiments (1 Offizier, 1 Pferdearzt, 3 Unteroffiziere und 25 Gemeine mit 97 Pferden) traf am Sonntag Morgen aus ihrem letzten Nachtquartier Börzow hier ein, um zu übernachten und zog am Montag Morgen nach Lübeck weiter. Am selben Tage kam von Rehna eine Artillerie=Remonte=Abtheilung von derselben Stärke hier durch, um in Selmsdorf für eine Nacht Quartier zu nehmen. - Gleichfalls war in Schönberg Quartier für eine 4pfündige Batterie der 17. Division, bestehend aus 4 Offizieren, 69 Mann und 38 Pferden zum 23. August angesagt, auf welche die Quartiergeber jedoch an diesem Tage vergeblich warteten. Man vermuthet, daß hier ein Schreibfehler zu Grunde liegt, und statt des 23. der 25. oder 28. August gemeint ist. Ferner stehen in Schönberg in den nächsten Tagen noch mehrere Truppendurchzüge bevor. So z. B. zum 29. August eine 1/2 Batterie mit 2 Offizieren, 35 Mann und 19 Pferden, zum 3. September zwei halbe Batterien, die eine mit 1 Offizier, 34 Mann und 19 Pferden, die andere mit 2 Offizieren, 29 Mann und ebenfalls 19 Pferden.
- Die Lübecker Bäcker haben in voriger Woche eine Versammlung gehabt, um die Mittel zu berathen, wie sie sich bei den erhöhten Hefe= und Salzpreisen am zweckmäßigsten schadlos halten können. Sie sollen, wie wir hören, darin übereingekommen sein, künftig statt der bisher üblichen 5 Semmel nur 4 für einen Schilling zu geben, im Uebrigen aber das Gewicht beim Alten zu lassen. Ob ihnen die Polizei darin in der amtlichen Brodtaxe nicht andere Vorschriften machen wird, muß die Zeit lehren; jedenfalls dürfte ein Preisaufschlag von 20 % für die beiden Objecte ein sehr hoher sein.
- Beim Lübecker Bahnhof ereignete sich am Sonnabend Nachmittag ein Unglücksfall, der leicht hätte schwere Folgen nach sich ziehen können. Der Nachmittagszug nach Hamburg setzte sich gerade zum Abgang in Bewegung, die Ketten, welche die Passage während des Zugüberganges hindern, waren aufgezogen, als aus der Stadt kommend, ein mit zwei Pferden bespanntes Fuhrwerk daher kam. Der Fuhrmann hatte wahrscheinlich zu viel getrunken, er kehrte sich nicht an die Ketten, sprengte dieselben und wollte eben an der Locomotive vorbeifahren, als diese das Fuhrwerk erfaßt, dem einen Pferd den Kopf vom Rumpfe trennt, und es eine weite Strecke, bis der Zug zum Stehen gebracht war, mit sich fortschleift, während das andere Pferd stark in den Weichen beschädigt wurde, und bald nachher verendete. Der Fuhrmann kam mit dem Schreck davon und wird, außer dem Verlust seiner beiden Pferde, jedenfalls noch eine polizeiliche Strafe zu tragen haben.
- Die Veröffentlichung einiger Fragen und Aufgaben, welche die einjährigen Freiwilligen zur Bestehung ihrer Prüfung zu lösen haben, ist für die jungen Leute und deren Eltern sicher von großem Interesse.
Z. B. Deutsche Sprache: Aufsatz über das Thema: "Ein Thor ist, wer anstatt Erholung seiner Kräfte zu suchen, selber macht Erholung zum Geschäfte." Mathematik: 1) Wenn in London 112 engl. Pfd. St. 2. 16 sh. kosten und die Spesen bis hieher 12 1/2 % betragen, wie berechnet sich hiernach der Zollcentner in Thaler, wenn 100 engl. = 90,718 Zollpfund sind und der Kurs 119 2/3 steht? 2) Eine 2 und 4 Monate ausstehende Forderung belief sich mit Einschluß von 4 1/2 % Zinsen auf 1933 3/4 Thlr., was betrugen die Zinsen?
3) Formel 4) Wie groß ist die Seite eines [], dessen Inhalt um das 9/16fache größer wird, wenn man die Seite um 4' vergrößert? 5) Wenn die eine Kathete eines rechtwinkligen Dreiecks 17,3' hat und die andere 21,8' mißt, wie groß sind die Hypothenuse und der Inhalt des Dreiecks? Geographie: 1) Unter welcher Zone liegen die Vereinigten Staaten, welches sind deren Grenzen und Gebirge, deren größter Strom mit Nebenflüssen, wohin mündet dieser? Angabe der übrigen größeren Flüsse mit Mündung. Angabe der größten Stadt im Osten, Süden und Westen. 2) Der Rhein, sein Ursprung, seine Mündung und seine Arme, Angabe der größten Städte daran mit Staatenangabe, Nebenflüsse mit Ursprung. 3) Aeltere

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und neuere Provinzen Preußens mit Städten, Staaten und Grenzen des norddeutschen Bundes. Geschichte: 1) Wann wurde Rom gegründet? welches war seine erste Regierungsform und deren Ende? mit welchem Staate kämpfte Rom und war vollständig Sieger? welches waren die bedeutendsten Feldherrn beiderseits? wer war der erste Alleinherrscher und wann? wer von seinen Nachfolgern war der Grausamste? unter welchem von seinen Nachfolgern wurde Jerusalem zerstört? welcher von seinen Nachfolgern gab Religionsfreiheit und wurde selbst Christ? wer theilte zuerst die Herrschaft, wer später? unter wem und wann gingen beide Reiche unter? 2) Welcher Dynastie gehörte Friedrich Barbarossa an? wie lange regierte er? was war das wichtigste seiner Regierung? Naturgeschichte: 1) Wie werden die Naturkörper nach ihrer Organisation (Entwickelung) eingetheilt und wodurch unterscheiden sich die Thiere von den Pflanzend 2) Wodurch charakterisirt sich die Klasse der Säugethiere, und in welche Ordnungen wird dieselbe eingeheilt? 3) Wie ist der Bau des Herzens bei den verschiedenen Klassen der Wirbeltiere und wie ist der Blutkreislauf derselben? 4) Wodurch zeichnen sich die Einhufer aus? Es sind die einzelnen Arten derselben zu beschreiben. 5) Nach welchen Organen hat Linné die Pflanzen eingetheilt und wie heißen die 24 Klassen seines Systems?
- Der Bundesrath der Schweiz hat freundlich und klug den Kaiser Napolon vor einem Korb behütet. Er erklärte öffentlich, die Schweiz werde mit Frankreich weder ein Handels= noch Militair=Bündniß eingehen.
- Königin Victoria hat auf dem Bahnhofe in Basel für ein aus Kaffee, Butter, Brod und kaltem Fleisch bestehendes Frühstück für 30 Personen 700 Frcs., d. h. 23 Frcs. à Person zahlen müssen. Napoleon mag darnach berechnen, wie viel es kosten würde, wenn er die ganze Schweiz zum Frühstück verzehren wollte.
- Die neue Anleihe von 429 Mill. Frcs. in Frankreich war im Nu gezeichnet, ja sie wurde 10 mal überzeichnet. Das Geld muß baar eingezahlt werden; es gibt also noch viel Geld in Frankreich, das müssig liegt. "Ich hab's ja gesagt, - meinte Napoleon, - Frankreich ist nicht so runtergeführt, als es meine Feinde behaupten.
- Auf dem 10,000 Fuß hohen, das Susathal beherrschenden Wallfahrtsberg Roccamelone liegt eine kleine Capelle, "Mutter Gottes zum Schnee" genannt. Da hatten sich am 5. August abends 44 Wallfahrer versammelt, um das Namensfest der hl. Mutter zu feiern und in dem Kirchlein zu übernachten. Sie wurden von einem furchtbaren Gewitter überrascht, der Berg krachte in seinen Grundfesten, der Blitz schlug dreimal in einer halben Stunde auf das Kirchlein und erfüllte es mit Feuerschein und Schwefeldunst. Die Wallfahrer erwarteten den Tod, der Geistliche ertheilte ihnen die Absolution, aber der Sturm verzog sich wieder und Alle waren unbeschädigt, nur ein Mädchen trug einen blauen Fleck am Knie davon. Aehnliche Gebirgsstürme haben im Gebirgsstock des großen und kleinen Mont=Cenis furchtbare Verheerungen an Straßen etc. angerichtet.
- In Baltimore hat am 24. Juli eine furchtbare Ueberschwemmung gewüthet. Die Wogen des Jones=Flusses drangen in die Stadt und rissen Häuser und Brücken weg. Viele Menschen und Thiere sind ertrunken, die Verluste überhaupt belaufen sich auf Millionen.
- Die Bevölkerung der Vereinigten Staaten ist in der Zeit von 1860 bis 1866 von 30,445,080 auf 34,505,882 Köpfe, also um mehr als den zehnten Theil gestiegen. Am meisten in den 13 Staaten im Westen und am Stillen Ocean (um 2,336,587), so daß die Bevölkerung dieser weiten, vor 2 Menschenaltern größtentheils noch unbesiedelten Landstrecken, denen die deutsche Einwanderung sich vorzugsweise zuwendet, jetzt 11,869,440 Seelen beträgt. Die 13 Südstaaten haben wohl in Folge des Krieges und seiner Nachwehen einen Rückgang ihrer Bevölkerung um 690,308 Einwohner erfahren; dieselbe beträgt nur noch 9,598,709 Einwohner.
- Man glaubt's kaum und doch ist's wahr, daß ein Fuhrmann in Magdeburg einen Bund Stroh im Stalle anzündete, um die Fliegen zu verbrennen. Die Fliegen retteten sich , aber der Stall brannte ab und Pferd und Ziege wurden mit Noth gerettet.
- Ein Österreichischer Reiteroffizier hat in Folge einer Wette den 3 Stunden langen, zum Theil durch Wald führenden Weg von Neusiedl am See bis in's Brucker Lager mit verbundenen Augen zu Fuß zurückgelegt.
- Vor einem Wiener Gerichtshofe steht Elisabeth Cieslowa, ein junges, schönes Bauernweib, beschuldigt, daß sie, um sich an ihrem Mann zu rächen, das eigene Haus in Brand gesteckt habe. Sie ist dieser That geständig, kann jedoch nicht begreifen, daß die Brandstiftung unter solchen Umständen ein Verbrechen ist. Ihre Anschauung darüber äußert sie folgendermaßen: "Meine Herren, es ist ja doch höchst dumm, Einen in der Benutzung seines Eigenthums zu beschränken. Wenn ich mein Hemd zerreiße, so kann mir Niemand was dafür sagen, es ist ja mein Eigenthum. Das Haus, das ich verbrannt, war auch mein Eigenthum." Die Frage, warum sie ihr eigenes Haus der Feuersbrunst preisgab, beantwortet die Beschuldigte kurz und bündig: "Aus Rache." Sie wurde zu 5 Jahren schweren Kerkers verurtheilt.
- Ein englisches Blatt zählt die reichsten Leute der Erde auf. An der Spitze steht weder ein König noch ein Kaiser, auch Niemand aus Europa, sondern ein Bürger der neuen Welt, ein Gewerbsmann in Nordamerika, dessen jährliche Renten 49 Mill. Frcs. betragen; dann folgt ein russischer Bojar. Der Dritte ist ein Engländer, der in Ostindien begütert ist. Rothschild, den man gewöhnlich für den Krösus der Menschheit hält' kommt erst in der elften Reihe.
- In Bideford bei London gelang es kürzlich einer mächtigen Riesenschlange, welche in der daselbst weilenden Wombwell'schen Menagerie die Hauptanziehungskraft ausübte und unter dem Namen "der Tasmanische Teufel" allgemein bekannt war, aus ihrem durch Versehen des Wärters offen gelassenen Käfig zu entschlüpfen. Die Schaubude sollte eben geschlossen werden, als sich ein lauter Schreckensruf verbreitete, der "Teufel" sei entwichene Das Thier bewegte sich durch die entsetzte Menschenmenge hindurch, nahm seinen Weg in die Stadt hinein und von da nach dem Quai, wo es sich kühn in das Wasser stürzte. Böte gingen sofort zur Aufsuchung der Schlange aus, aber da es schon dunkel war, blieben alle Versuche erfolglos. Während ihrer Gefangenschaft ist die Schlange bereits dreimal entwichen, wurde aber immer wieder aufgefangen. Diesmal aber scheint sie in den Fluthen ihren Tod gefunden zu haben, denn auch in den folgenden Tagen konnte keine Nachricht über ihren Verbleib gegeben werden. Die Menageriebesitzer erleiden dadurch einen schweren Verlust.


Weibliche Verschwiegenheit.

Zu Ende des siebenjährigen Krieges lag in einer bekannten preußischen Handels= und Fabrikstadt Westphalens, diesseits des Rheins, ein Regiment französischer Fußjäger in Garnison, als es, nach dem zwischen Preußen und Frankreich geschlossenen Frieden, Befehl erhielt, unverzüglich die Stadt zu verlassen und in sein Vaterland zurückzukehren. Da das Regiment vor seinem Abzuge sowohl im Orte selbst als in der benachbarten Gegend für erhaltene Bedürfnisse mehrere Auszahlungen zu machen hatte, so wurde einige Tage vor dem bestimmten Ausmarsch ein junger Offizier, der die Stelle eines Adjutanten beim commandirenden Obristen versah, nach einer zwei Stunden entlegenen Stadt, Namens A . . . . abgefertigt, um daselbst mehrere Forderungen zu berichtigen und abzuschließen. Es war in den schönsten Tagen des Sommers, daher es um so leichter ihm möglich war, nach beendigtem Geschäft die kleine Reise schon um Mittag beendigt zu haben, und wahrscheinlich in dieser Voraussetzung machte sich der Franzose schon vor Tagesanbruch auf den Weg. Da er ihn schon zu verschiedenen Malen zurückgelegt hatte, so trat er wohlgemuth und ohne weitere Begleitung seine Wanderung an, ob er sich gleich mit Waffen wohl versehen hatte. Der Weg

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zwischen diesen beiden Städten führt durch eine fortlaufende Kette von Gebirgen, die man beständig auf= und herabzusteigen genöthigt ist; er gewährt dem Auge eine Menge romantischer und höchst pittoresker Partieen, und erinnert, wenn auch in kleinerm Maßstabe, an manche bewunderte Gegenden der Schweiz. Mit nur geringer Aufmerksamkeit ist er jedoch nicht leicht zu verfehlen, da neben der gewöhnlichen Fahrstraße sich auch ein Fußsteg hinwendet, auf welchem man fast unausgesetzt hin= und hergehende Wanderer antrifft. Indeß, wie der Erfolg zeigt, hat der Unvorsichtige dennoch den einzigen Abweg, wo es möglich ist, sich in diesen Gebirgsgegenden zu verlieren, nicht beachtet, und ist auf diese Weise in den, mehrere Meilen in's Gevierte sich erstreckenden Bälvenwald gerathen, in welchem er auf eine so traurige Weise ein Opfer seines Schicksals geworden ist. Schon hat die Sonne den höchsten Stand erreicht, und schon irrt der Bedauernswürdige, ohne einen Ausweg vor sich zu sehen, unter den dunklen Eichen und dem immer mehr sich verschlingenden Gestrüpp umher; kein Pfad, kein menschlicher Fußtritt ist zu entdecken, und sein unaufhörliches Rufen um Hülfe verhallt ungehört, weil in dieser wilden Waldgegend nur selten sich ein menschliches Wesen erblicken läßt.
Jedoch nach vielen vergeblichen Anstrengungen, sich dieser Verlegenheit zu entwinden, wobei man sich die Gemüthsstimmung des jungen feurigen Franzosen vergegenwärtigen muß, scheint endlich der Augenblick gekommen zu sein, der ihn aus dieser peinlichen Lage befreien und die unangenehmen Ereignisse des heutigen Tages beendigen sollte. Zu seiner nicht geringen Freude wird er am Abhange eines gegenüberliegenden Berges einen jungen Bauer gewahr, der beschäftigt ist, mit einer Harke Moos aus der Erde zu reißen und es auf einen Haufen zu werfen. So viel Mühe er sich auch gibt, sich dem Burschen als einen Verirrten erkennen zu geben, so scheint dieser auf seinen wiederholten Zuruf doch nicht achten zu wollen, bis es ihm endlich gelingt, sich durch das Gebüsch und Gestrüpp hindurch zu arbeiten und in die Nähe des Bauern zu gelangen. Dieser aber, über den unerwarteten Anblick eines Soldaten höchlich erschreckt, will es versuchen, davon zu laufen; allein der flinkere Franzose erhascht ihn bald wieder; unter der Androhung, ihn auf der Stelle niederzuschießen, befiehlt er ihm, ihn auf den rechten Weg nach A. . . . zu bringen.
Der Weg nach A . . . . sei ihm unbekannt, - entgegnete der junge Bauer, er sei an diesem Orte nie gewesen, wenn er aber bis gegen Abend bei ihm verweilen wolle, so würde sein Hofherr, den er alsdann erwarte, um das gesammelte Moos abzuholen, ihm schon den rechten Weg bezeichnen können, der wisse hier überall Bescheid.
"Wo sich der Hofherr denn aufhalte?" war die Gegenrede des ungeduldigen Franzosen.
"Der Hof liegt im Walde, etwa eine Stunde von dort, - entgegnete der Bursche.
So müßte er ihn ohne Verweilen dorthin begleiten, - verlangte der aufgebrachte junge Kriegsmann, halb wüthend.
Das sei unmöglich, - widersprach der Bauer; er dürfe sein Vieh, welches hier im Walde weide, nicht verlassen, und er würde seinen Herrn dadurch in Schaden setzen, auch müßte er einen bestimmten Vorrath von Moos liefern, sonst gebe es Schläge.
Allein die Entschuldigungen und Weigerungen des jungen Hirten steigerten nur den Zorn des Franzosen bis zur höchsten Wuth. Er zieht den Säbel und droht, ihn zu durchbohren, wofern er nicht augenblicklich Folge leiste. Jetzt war kein Ausweg für den erschrockenen Burschen mehr übrig, er mußte gehorchen, sein Vieh dem Schicksale preisgeben, und die für seinen Begleiter und für ihn selbst so unglückliche Wanderung antreten.
Aber auch diese, freilich nur erzwungene Nachgiebigkeit von Seiten des jungen Hirten konnte die einmal aufgeregte Heftigkeit des Franzmanns nicht besänftigen. Viel zu langsam schritt ihm der Bauer in seinen unbehülflichen Holzschuhen vorwärts, unter unaufhörlichem Fluchen und Schimpfen versuchte er es, dem trägen Gesellen Beine zu machen, und als alle Ermahnungen nichts fruchteten, ging er zu Thätlichkeiten über, indem er ihn mit der flachen Klinge derb über den Rücken schlug. Der bis jetzt gleichmüthige Bursche machte ihm, so gut es möglich war, verständlich, daß er derlei Artigkeiten unterlassen möge, indem er außer Stande wäre, sich schneller fortzubewegen; allein diese Vorstellungen fanden bei dem aufgebrachten Franzosen keinen Eingang, sondern erbitterten ihn nur noch mehr. Vollends wie sein Wegweiser einen Versuch zu entrinnen wagte, ließ er ihm seine ganze Wuth empfinden. Mit entblößtem Degen versetzt er ihm einige Stiche in die nackten Waden und in die nur wenig bekleideten Lenden, die dem armen Burschen ein jämmerliches Angstgeschrei auspreßten, ihn aber auch in die wüthendste Stimmung gegen seinen Quäler versetzten. Er bedeutete ihm, diesen Versuch nicht noch einmal zu wiederholen, als dieser aber unerachtet dessen sein Maltraitiren fortsetzt, schlägt er mit seiner mit Eisen stark beschlagenen Harke um sich, und trifft den unglücklichen Offizier, der eine solche Gegenwehr wohl nicht ahnete, dergestalt an die Schläfe, daß er, ohne weiter einen Laut von sich zu geben, entseelt zu Boden sinkt.
(Schluß folgt.)


Anzeigen.

Vorladung.

Antragsmäßig soll über das dem Handelsmann Friedrich Hein zu Schönberg gehörige, daselbst an der Ratzeburger Chaussee sub Nr. 129 belegene Wohnhaus c. p. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Freitag den 4. September d. J., Vormittags 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel richtig und vollständig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 8. Juni 1868.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Vermischte Anzeigen.

Die heute Nachmittag 4 1/2 Uhr erfolgte glückliche Entbindung meiner lieben Frau Therese geb. Boege von einem gesunden Mädchen beehre ich mich hiermit ergebenst anzuzeigen.
Schönberg, den 23. August 1868.
Iwan Seip,
Großherzogl. Justizamts=Assessor.


Dem Herrn über Leben und Tod hat es gefallen, meinen lieben Mann, Johann Wendt, im beinahe vollendeten 84. Lebensjahre gestern nach längerem Leiden zu sich zu rufen. - Den vielen Gönnern und Freunden des Entschlafenen statt besonderer Meldung diese Traueranzeige von der betrübten Wittwe
Henriette Wendt, geb. Schleiermacher.
Schönberg, den 24. August 1868.


Verlobungs-Anzeige.
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Franz Heitmann,
Louise Köhler.
Schönberg, den 23. August 1868.


[ => Original lesen: 1868 Nr. 68 Seite 4]

Herrmann Berendsohn-Hamburg.
Hierdurch beehre ich mich, den hochgeschätzten S. T. Damen anzuzeigen, daß in Folge der veränderten Geschäftsverhältnisse, die durch den Zollanschluß entstanden, ich mich entschlossen, um den bisher erzielten bedeutenden Umsatz in beiden Großherzogthümern auch ferner zu erhalten, resp. zu vergrößern, für die Folge sämmtliche Artikel des Seiden-, Mode- & Manufacturwaarenfaches zu gleich niedrigen Preisen wie in dem auch ferner zollfrei bleibenden Hamburg den S. T. Auftraggebern und zwar zollfrei zu liefern, indem künftig an der in Hamburg etablirten Zollabfertigungsstelle für das ins Ausland reisende Publikum von mir der Zoll für zu versendende Waaren getragen und berichtigt wird, daß also den S. T. resp. Auftraggebern weder Kosten noch Weitläufigkeiten beim Empfang der Waaren verursacht werden. - - Da mithin nach wie vor die geehrten Besteller ihre Waaren zu solchen billigen Preisen, wie sie nur in Hamburg, als Stapelplatz französischer, englischer und deutscher Manufacturen, gestellt werden können, beziehen können, so schmeichle ich mir, das mir bewiesene langjährige Vertrauen bei vorkommendem Bedarf erhalten zu sehen und werde auch ferner durch sorgfältige, reelle und billige Bedienung allen Ansprüchen zu genügen suchen, indem ich die Ehre habe zu zeichnen
mit größter Hochachtung
Hamburg, im August 1868.
Herrmann Berendsohn.
P. S. Mein Herbst=Preis=Courant wird demnächst in diesem Blatte erscheinen.


Zu dem am Sonntag den 30. d. M. von mir auf vielfaches Verlangen veranstalteten Vogelschießen nach Industrie=Gewinnen auf dem hiesigen Schützenplatze erlaube ich mir, meine verehrten Gönner und Freunde freundlichst einzuladen - Nachmittags Harmonie= und Abends Tanz=Musik.
Wittwe Krüger.


Wichtig für Bierbrauereibesitzer!
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Nur was ächt ist, bewährt sich!
Schaal sauer und trübe gewordene Lager=, sowie auch neue Schenkbiere werden längstens in 24 Stunden durch ein unschädliches Mittel, unter Garantie, glanzhell, fein mousirend und schmackhaft wieder hergestellt. Bei Bestellung bitte um genaue Angabe der Zahl der Fässer und des Maaß=Inhaltes jedes einzelnen Fasses. Versendungen nehme der Kürze wegen nach.
Einsendung von einer Flasche des kranken Bieres wäre erwünscht. Mustersendung sowie Briefe bitte zu frankiren. Nähere Auskunft ertheilt

Aug. Sigerist, Mengen (Württemberg).


Anzeige.
Da ich dem Geschäfte meines verstorbenen Schwagers, des Walkmüllers Fritz Dorbeck, auf dem Dermin bei Ratzeburg zur Zufriedenheit der geehrten Herrn Kunden nach seinem Tode vorgestanden und jetzt dasselbe allein übernommen habe, so bitte ich dieselben, mir auch ferner ihr gütiges Zutrauen zu schenken und mich mit ihren Aufträgen beehren zu wollen.
Dermin bei Ratzeburg, 22. Aug. 1868.
Heinrich Holz, Walkmüller.


Gesucht zu Michaelis: eine Köchin und ein Stallknecht auf Hof Stove.


Unter Leitung eines zuverlässigen, geschickten Geschäftsführers werde ich das Geschäft meines seligen Mannes unverändert fortführen und ersuche alle geehrten Gönner und Freunde desselben, das dem Verstorbenen in reichem Maaße geschenkte Vertrauen mir gütigst erhalten zu wollen. - Mit einer großen Auswahl der verschiedensten Uhren zu möglichst billigen Preisen ist das Geschäft stets versehen. Reparaturen werden auf das Sorgfältigste ausgeführt. Die den Käufern neuer Uhren von meinem verstorbenen Manne ertheilte mehrjährige Garantie wird selbstverständlich von mir aufrecht erhalten und beim Ankauf neuer Uhren auch ferner von mir gegeben.
Schönberg den 20. August 1868.
Louise Rohr geb. Maaß.


Bei mir können sofort 12 - 16 Arbeiter zum Rammen bei der Eisenbahnbrücke bei Schönberg angestellt werden.
C. Egert.


Zur Besorgung von wirklich echtem Probsteier Saatroggen - von welchem Proben zu Diensten stehen empfiehlt Wilh. Heincke.


Meteorologische Beobachtungen.
1868
Aug.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
21.
22.
23.
24.
36.25
34.20
31.61
34.52
12.8
12.5
11.8
10.1
19.0
18.7
15.6
15.2
W
SSW
SSW
W
1
1
2
2
zieml. heit.
-
wolkig.
-

Am 21. und 23. 2 und 3 Cubikz. Reg. auf 1 []'


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund15 1/2 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund15 1/2 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St.16 - 18 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 14 Schilling (Mecklenburg).
Küken, d. St.8 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfd.9 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfd.10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 7 - 8 St.4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß7 - 8 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weizen22 - 22Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen18 - 18Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Gerste15 - 15Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer13 - 13Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Erbsen18 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat21 - 21Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen20 - 20Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat19 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit von L. Bicker in Schönberg.


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