No. 67
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. September
1865
fünfunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1865 Nr. 67 Seite 1]

Alle im Jahre 1844, und zwar vom 1. Januar bis 31. December, beide Tage einschließlich, gebornen jungen Leute männlichen Geschlechts werden, um Zwecks der bevorstehenden Militair=Aushebung angeschrieben zu werden, hiermit geladen, am Freitag,
den 15. September, Morgens 9 Uhr
vor Großherzoglicher Landvogtei zu erscheinen, zugleich auch angewiesen, unfehlbar ihre Taufscheine mitzubringen.
Für diejenigen jungen Leute, welche auf Wanderung oder sonst behindert sind, am gedachten Tage persönlich zu erscheinen, muß einer der Angehörigen, oder der Vormund sich einfinden und den Taufschein produciren.
Schönberg, den 28. August 1865.
Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen. Seip.


Publicandum.

Auf allerhöchsten Befehl soll im Fürstenthume Ratzeburg für das Jahr vom 1. Juli 1865 bis dahin 1866 zur Unterhaltung des Bundes=Contingents, sowie zur Unterstützung der Chausseebauten nach dem unterm 5. Oktober 1853 erlassenen und durch den officiellen Anzeiger Nr. 13 publicirten Edicte eine Steuer erhoben und damit fördersamst angefangen werden, welches zur allgemeinen Nachachtung und mit dem Anfügen bekannt gemacht wird, daß der 1. d. M. September als Normaltag für die Bestimmung des status quo, wonach die Steuer zu bezahlen festgesetzt ist.
Diejenigen Landesbewohner, deren Dienstleute zu Michaelis d. J. ihren Dienst verlassen, haben von denselben die edictmäßige Steuer - sofern solche bis dahin nicht eingezahlt worden - zurückzubehalten und am Zahlungstage mit zu berichtigen.
Schönberg, den 31. August 1865.
Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen. Seip.


- Herr v. Bismarck soll bei seiner Anwesenheit in München und Stuttgart bereits Grundzüge einer mit Oesterreich gemeinschaftlich beim Bunde zu beantragenden Bundesreform vorgelegt haben, welche nicht nur die Militairorganisation des Bundes, sondern auch andere wesentliche Institutionen der Bundesverfassung organisch umgestalten würde. Der preußische Premierminister soll dabei das Einvernehmen zwischen den leitenden Bundesmächten als in der Hauptsache bereits gesichert dargestellt haben.
- Durch das Gasteiner Uebereinkommen zwischen Preußen und Oesterreich wird indirect auch Mecklenburg stark berührt. Die Bestimmung des Art. 6, wonach die Herzogthümer dem Zollverein beitreten sollen, schließt, sobald sie in's Leben tritt, unsere letzte binnenländische Grenze ab; unserem Handels= und Gewerbestande wird es also noch mehr als bisher erschwert sein, seinen Verkehr über die mecklenburgischen Grenzen zu erstrecken. Wir dürfen wohl annehmen, daß hiermit der Anlaß gegeben sein wird, auch den unverzüglichen Anschluß Mecklenburgs an den deutschen Zollverein wieder in Erwägung zu ziehen. (R. Z.)
- Durch die Cholera ist Jerusalem in das größte Elend versetzt. Das Land ist abgesperrt, und Hunger, Krankheit und Elend sind die täglichen Gäste in den Mauern Jerusalems, Hebrons, Zephats und Tiberias.
- Nach einer kürzlich herausgegebenen Brochüre zählt Frankreich in seinen außereuropäischen Besitzungen 5,173,000 Einwohner, Spanien nahe ebenso viel, England 200 Mill., die Niederlande 17 1/2 Mill., Portugal 3 Mill. und Dänemark 120,000.
- Am 21. Septbr. werden in der Gegend von Grevesmühlen die Manövres der mecklenburgischen Division beginnen.
- Der Mangel an Stroh in Folge der schlechten Ernte wird immer fühlbarer und steigert die Preise desselben täglich. In Berlin bezahlt man das Bund bereits mit 16 Schillingen.
- Am 26. Abends wurde in Doberan von einem Gutsbesitzer H. die Bank gesprengt. Er gewann in dem noir, von ihm selbst besetzt, über 10 mal hinter einander. Sein Gewinn soll sich etwa auf 1000 Louisd'or belaufen. Trotzdem macht die Bank in diesem Jahre bedeutenden Gewinn.
- Die Wiener Verleger der Deutschen Aus=

[ => Original lesen: 1865 Nr. 67 Seite 2]

gabe des "Leben Cäsars", von Louis Napoleon, die Buchhändler Karl Gerolds Söhne, haben für die brillante Ausstattung des genannten Werkes von dem Kaiser der Franzosen das Ritterkreuz der Ehrenlegion erhalten.
- Napoleon hat in Arenenberg 30,000 Frcs. zur Unterstützung für die umliegenden Dörfer zurückgelassen.
- Ein bekannter Leichtfuß in Berlin fragte neulich in einem Gasthof den Kellner: Was bin ich schuldig? Wie kann ich das wissen, entgegnete der Gefragte, ich bekomme einen Thaler von Ihnen.
- Dieser Tage kam zu einem Bauern in dem Dorfe H. in Böhmen ein gut gekleideter junger Mann und gab vor, daß er aus dem 6 Meilen entfernten Dorfe B. sei, daß er einen großen Grundbesitz nebst einem bedeutenden Weinberge besitze und eine Braut suche. Der heirathslustige Mann wurde natürlich in dem Bauerhofe gut aufgenommen, bewirthet, und da er nicht nur dem Mädchen, sondern auch der herbeigerufenen Verwandtschaft gefiel, so wurde über seine Bewerbung im Familienrathe beschlossen, daß der Bauer sammt Tochter und dem Brautwerber nach B fahren sollen, damit sich die ersteren persönlich von dem Stande der Dinge überzeugen. Dieser Beschluß wurde den Tag darauf zur That, und die Braut unterließ nicht, sich mit all ihrem Geschmeide, im Werthe von 600 Thlr. auszuschmücken, um in ihrem zukünftigen Wohnorte, gleich bei ihrem ersten Erscheinen einen guten Eindruck zu machen. Als die heirathslustige Gesellschaft in die Nähe von Obristwi gelangte, fordert der Brautwerber den Brautvater auf, des schlechten Weges wegen allein zu fahren, er werde mit der Braut einen viel kürzeren Fußweg einschlagen und ihm noch zuvorkommen. Der aufgeforderte hatte nichts dagegen einzuwenden und fuhr langsam weiter bis in das Dorf B., wo er leider bald erfuhr, daß die Angaben des Brautwerbers falsch seien. Er fuhr gleich nach Obristwi zurück und es wurde ihm dort mitgetheilt, daß das Brautpaar dort einen ganz andern Weg eingeschlagen habe, als den, der nach B. führt. Der unglückliche Vater nahm amtliche Hülfe in Anspruch und fand endlich seine Tochter ermordet und ihrer Schmucksachen beraubt. Von dem Mörder war keine Spur zu finden.
- Die Mädchen in der Schweiz haben bis heute das Blumenorakel, wenn sie der Kuhblume die Blätter ausrupfen: Ledig si? Hochzig han? In's Klösterli gan? In Deutschland sagen sie: Er liebt mich? Von Herzen? Mit Schmerzen? Ein wenig? Oder gar nicht?
- Eine sechzehnjährige hübsche Pariserin ist verflossenen Sonnabend ein Opfer ihrer emancipirten Gewohnheiten geworden. Sie lag Nachmittags mit der brennenden Cigarette im Munde am Fenster eines Hotel garni und dampfte lustig in die Welt hinein, ohne auf den leichten Stoff Acht zu geben, den sie durch die herabfallenden Funken ihrer Cigarette gefährdete. Plötzlich stößt sie einen gellenden Schrei aus und man sieht ihre Robe in hellen Flammen. Das Mädchen verliert fast die Besinnung, stürmt aus dem Zimmer, eilt, durch den Luftzug den Brand immer heller anfachend, die Stiegen hinab und ruft dabei um Hülfe. Man eilt hinzu, um die Flammen zu löschen; aber schon hat das unglückliche Mädchen den Oberkörper in lebensgefährlicher Weise verbrannt. Der Vorfall hat Sensation erregt und in der Zahl der Pariser Raucherinnen dürfte vielleicht jetzt rasch eine Abnahme bemerkbar werden.


Die Frau des Geschworenen.
[Erzählung]
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1865 Nr. 67 Seite 3]

Die Frau des Geschworenen.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]


Vorladung.

Antragsmäßig sollen über nachbenannte Grundstücke, als

1. die dem Halbhüfner Peter Meyer zu Neschow gehörende Halbhüfnerstelle c. pert.
2. das dem Rademachermeister Joachim Badstein zu Selmsdorf gehörende Wohnhaus c. pert.
3. das dem Krämer Christian Vock zu Schönberg gehörende, an der Siemzerstraße sub No. 86 belegene Wohnhaus c. p. und den an der Wasserstraße belegenen Garten,
4. das den Schustermeister Maaß'schen Minorennen zu Schönberg gehörende, vor dem Siemzer Thor sub No. 120 belegene Wohnhaus c. p. und die im Galgenmoor belegene halbe Parcele No. 42,
5. die dem Maler Friedrich Westphal zu Schönberg gehörenden, an der Lübecker Straße sub No. 2 und No. 2b belegenen beiden Wohnhäuser c. p. - die zu einem gemeinsam zu verschuldenden Güter=Complexe vereinigt worden sind -
Hypothekenbücher niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeiden und deren Eintragung in die anzulegenden Hypothekenbücher verlangen, zu deren Anmeldung auf

[ => Original lesen: 1865 Nr. 67 Seite 4]

Freitag, den 8. September d. J., Morgens 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel richtig und vollständig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 19. Juni 1865.
Großherz. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) O. Reinhardt.

Bekanntmachung.
Eine nochmalige Hebung der Armensteuer zum vollen Beitrag hat sich als nothwendig ergeben. Die Bewohner des Schönberger=Armendistrictes werden daher aufgefordert, solche an die resp. Armenvorsteher zu berichtigen.
Die Armen=Behörde.
Schönberg, den 21. August 1865.


Da der Bäckermeister C. Oldenburg hieselbst sich ein neues Wohnhaus auf seiner Gartenkoppel erbaut hat, so beabsichtigt er sein an der Siemzer=Straße belegenes massives Wohnhaus unter der Hand zu verkaufen und hat mich dazu beauftragt. Kaufliebhaber wollen daher die näheren Bedingungen bei mir erfragen, aus denen ich nur bemerke, daß eine geringe Anzahlung genügt.
Kindler, Advocat.
Schönberg, den 23. August 1865.


Hülfe für Hämorrhoidal und Unterleibsleiden.
Seit geraumer Zeit litt ich an großer Magenschwäche und Verschleimung, welche Uebel noch durch Stuhlverstopfung und öfteren Blutandrang nach dem Kopfe wahrhaft unerträglich wurden. Durch mehrwöchentlichen regelmäßigen Gebrauch des bekannten L. W. Egers'schen Fenchel=Honig=Extracts wurde ich von meinen Leiden vollkommen befreit, was ich hiermit wahrheitsgetreu bestätige.
Breslau, 7. März 1865.
M. Tichaue, Kaufmann.
Einzig und allein echt bei C. Sievers in Schönberg.


Für das so ehrenvolle Grabgeleite meines seligen Mannes allen Theilnehmern meinen innigsten Dank.
Wwe. Johanne Kunau.


Die heftigsten Zahnschmerzen
beseitigen augenblicklich unfehlbar die berühmten
Tooth-Ache Drops.
Verkauf in Originalgläsern à 12 Schilling (Mecklenburg) od. 7 1/2 Sgr. in Schönberg bei J. P. Bade.
Aehnliche Anzeigen beruhen auf Anmaßung und Fälschung.


Am Mittwoche den 6. September, von Nachmittags 5 Uhr an
Harmonie-Musik
von den hiesigen Vereins=Musikern.
Entrée à Person 4 Schilling (Mecklenburg). - Kinder die Hälfte.
Um eine rege Theilnahme bittet
J. Köster, Gastwirth.
Schönberg, den 31. August 1865.


Nach Eröffnung der Lübeck=Hamburger=Eisenbahn halte ich mein Speditionsgeschäft unter prompter und billiger Bedienung bestens empfohlen.
Carl Amann.
Lübeck im August 1865.


Am Donnerstag, den 7. September, wird beim Herrn Krüger Robrahn zu Carlow ein
Concert für Blasmusik
stattfinden, welches von 18 Musikern ausgeführt wird. Entrée à Person 8 Schilling (Mecklenburg). - Kinder die Hälfte.
Anfang Nachmittag 5 Uhr. Ende 8 Uhr.
Um zahlreichen Besuch bitten sämmtliche Vereins=Musiker.
Schönberg, im August 1865.
Das Programm wird in der nächsten Nummer bekannt gemacht.


Wegen Neupflasterung der Dorfstraße ist diese bis auf Weiteres gesperrt.
Die Dorfschaft Lockwisch.


Unsern geehrten Bewohnern hiesigen Fürstenthums die ergebene Anzeige, daß ich durch Hülfe meines Sohnes, welcher die Tuchmacherei erlernt und in den Fabriken Mittel=Deutschlands gearbeitet hat, von jetzt an durch meine Maschinen auch Wolle kratze und spinne und auf Verlangen Zeug verfertige und dieses gewalkt liefre, auch Garn zum Strichen sogleich doublire. Für reelle Waare hafte ich und bitte um recht zahlreichen Besuch
W. Klodt, Webermeister.
Schönberg, den 24. August 1865.


Photographien der Schönberger Kirche mit dem projectirten neuen Thurme sind zu haben bei Wilh. Heincke.

Die Gesammt=Einnahme für diese Bilder ist zum Besten des Thurmbaufonds bestimmt.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Sonntag, den 3. September.
Frühkirche: Pastor Fischer.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Meteorologische Beobachtungen.
1865
Aug.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
29.
30.
31.
35.48
37.43
38.78
12.2
8.0
6.0
16.8
14.8
14.0
WSW
WNW
W
1
1
1
trübe.*)
zieml. heit.*
trübe.

*) Am Vorm. wenig Regen.


Markt=Preise in Lübeck.
(Nach Angabe des Marktvogtes.)
Butter, Meckl. d. Pfund Pf.15 1/2 - 16 Schilling (Mecklenburg),
Eier 8 u. 9 St. für4 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.32 - 36 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.12 - 20 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.12 - 18 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.5 - 8 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck
Weitzen-Taler (Mecklenburg)52 - 70Schilling (Mecklenburg)
Roggen-Taler (Mecklenburg)50 - 52Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)36 - 40Schilling (Mecklenburg)
Hafer Taler (Mecklenburg)32 - 34Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)50 - 52Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)- -Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)40 - 44Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapsaatTaler (Mecklenburg)28 - 29Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)27 - 28Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)17 - 19Mark (Lübeck)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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