No. 66
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Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. August
1865
fünfunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1865 Nr. 66 Seite 1]

- Bis zum 18. Septemb. müssen die in Gastein gefaßten und in Salzburg unterschriebenen Verträge über das fernere Provisorium in Schleswig=Holstein ausgeführt sein. Die definitive Lösung ist zur Zeit deshalb nicht gelungen, weil der Stein des Anstoßes die Erbfolgefrage war. Oesterreich wollte den Herzog von Augustenburg nicht fallen lassen und den vom Großherzog von Oldenburg erhobenen Anspruch nicht anerkennen; Preußen will dagegen von Herzog Friedrich nichts wissen. Außer der in der vorigen Nummer schon angeführten Theilung in der Verwaltung der Herzogthümer, behält Preußen von Holstein den Kieler Hafen, um ihn demnächst als Bundeshafen für eine zu gründende deutsche Flotte wieder abzutreten, ferner behält Preußen das Mitbesitzungsrecht in Rendsburg und baut mit Eigenthumsrecht den Canal von Eckerförde zur Nordsee, sowie eine Eisenbahn von Lübeck nach Rendsburg.
- Die bisherige Landesregierung in Schleswig=Holstein wird aufgelöst. Preußen erhält zwei Militairstraßen durch Holstein, eine von Lübeck auf Kiel, die andere von Hamburg auf Rendsburg, wie das Recht, preußische Postwagen mit eigenen Beamten auf beiden Linien durch Holstein gehen zu lassen.
- Bei dem deutschen Bundestage soll von Seiten der beiden deutschen Großmächte die Herstellung einer deutschen Flotte mit Kiel als Bundeshafen und die Erklärung Rendsburgs zur Bundesfestung beantragt werden.
- Der Feldmarsch=Lieutenant Baron von Gablenz ist an Stelle des Herrn von Halbhuber Zum Civilcommissar in Holstein ernannt und dort bereits eingetroffen.
- Napoleon hat seit dem Jahre 1838 sein lieblich gelegenes Arenenberg nicht wieder gesehen. Sein erster Gang war bei seiner Ankunft in die Kapelle, in der eine Statue seiner Mutter, die Königin Hortense steht. Die Sängervereine der Nachbarschaft brachten dem Kaiserpaar ein Ständchen dar. Nach 3tägigem Aufenthalte reisten die Herrschaften durch die Schweiz wieder nach Frankreich zurück.
- Nach der L.=Z. ist in Holstein die Lungenseuche ausgebrochen.
- Von der Stadt Königswart in Böhmen ist ein Drittel ein Raub der Flammen geworden. Das Feuer kam in einer Scheune aus. Kirche mit Thurm, das Pfarrhaus, die Schule und das Rathhaus sind ein Raub der Flammen geworden.
- Um den vielen Vogelhändlern, die es auf dem Thüringer Wald giebt, das Handwerk zu legen, wird vorgeschlagen, die Vögel, die in den Käfigen gehalten werden, ebenso gut zu versteuern, als die Hunde.
- Die Nachricht von der Teilnahme von Mecklenburgischer Artillerie und Cavallerie an dem Mannöver Lübeckischer Truppen bei Schlutup bestätigt sich nicht.
- Zu Paris ist eine Bande entdeckt worden, die falsche russische Banknoten angefertigt und ausgegeben hat.
- Am 18. August fand in Lossows Thierpark in Berlin eine Hundeausstellung statt. Am stärksten waren die Doggen vertreten. Die größte und schönste war eine dänische Dogge 1 1/2 Jahre alt, 40 Friedrichsdor. Eine andere, 2 Jahre alt, rehfarbig, kostete 20 Friedrichsdor. Sehr gering war die Zahl der Jagdhunde. An Pudeln und Neufundländern bot die Ausstellung ebenfalls wenig.
- Barnum, dessen Museum in New=York letzthin abgebrannt ist, hat seine Lebensbeschreibung herausgegeben, welche unstreitig die Quintessenz der Goldmacherkunst enthält und deren Lehrsätze sich vor Allem im Leben Barnum's selbst bestätigt haben, da er bekanntermaßen vom Betteljungen sich zum Millionär aufgeschwungen hat. Seine zehn Gebote des Reichwerdens sind die folgenden: 1) Wählt das Geschäft, das am meisten euren Neigungen entspricht. 2) Euer Wort sei euch stets heilig. 3) Was ihr immer thut, thut es mit eurer ganzen Kraft. 4) Macht niemals Gebrauch von berauschenden Getränken. 5) Hofft ohne Aberglauben. 6) Zersplittert eure Kräfte nicht. 7) Haltet stets gute Angestellte. 8) Seid sparsam. 9) Macht guten Gebrauch von der Publizität. 10) Zählt nur auf euch selbst.
- Ein schreckliches Unglück, welches abermals der Krinoline zugeschrieben werden muß, hat sich vor einigen Tagen in London ereignet. Drei Damen, so erzählt ein englisches Journal, hatten sich auf dem Dampfschiffe "Ohio" der Maschine zu sehr genähert. Das Kleid der einen wurde von der Maschine erfaßt und die Dame ward auf der Stelle getödtet. Die beiden Andern, die ihr zu Hülfe eilen wollten, hatten dasselbe Schicksal, bevor der Maschinist die Maschine zum Stillstehen bringen konnte.
- Man soll den Teufel nicht an die Wand malen. Die Wahrheit dieses Sprichwortes hat kürzlich ein Berliner Rentier erfahren müssen. Derselbe kam eines Abends aus einer Versammlung, in welcher über so Manches gesprochen worden war, was ihn in eine ernste Stimmung versetzt hatte und ihm hinterher auf dem Nachhausewege Anlaß zu mancherlei Betrachtungen und Gedanken Anlaß gab. Dabei fiel ihm denn auch ein, daß es doch eigentlich merkwürdig sei, wie er nun schon so alt geworden und man ihn noch niemals auch nur um die geringste Kleinigkeit bestohlen habe u. s. w. Wie empfindlich aber wurde er alsbald in diesem Ideengange gestört, als er, vor seiner Stammkneipe angekommen, die Uhr aus der Tasche ziehen will, um nachzusehen, ob die Zeit ihm noch erlaube

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ein Seidel zu trinken: die Uhr war verschwunden, während noch ein Stück der schweren goldenen Kette an der Weste hing. Er konnte sich das Verschwinden der Uhr nicht anders erklären, als daß ein unbekannter Herr, mit dem er sich bei jener Versammlung in ein eifriges Gespräch vertieft hatte, ein eingeschlichner Taschendieb gewesen sein mußte. - Wer sollte da noch nicht an Ahnungen glauben?!
- Ein eigenthümliches Vorkommniß hielt einen Theil der Bevölkerung von Zürich in Angst und Schrecken, kürzlich ging nämlich einem Menageriebesitzer ein Krokodil durch, das er im Züricher See baden wollte, und nun wurden die zahlreichen Badeliebhaber des See's aus Furcht vor Verlust eines Gliedes, durch das gefräßige Unthier, dessen man bisher trotz aller Mühe nicht habhaft werden konnte, ängstlich.
- Nach Leipzig ist ein Frauentag ausgeschrieben, wo die Frauen über folgende Punkte berathen wollen: Industrie= und Kunstausstellungen weiblicher Arbeiten. Errichtung von Unterstützungs= und Pensionskassen, Zugänglichmachung der Hörsäle der Akademie und Universitäten für weibliche Talente, Errichtung weiblicher Oekonomie=, Handels= und Gewerbeschulen u. dgl. m. Aus den namhaftesten Städten Deutschlands sollen bereits nahe an 50 Anmeldungen eingetroffen sein.
- Ehe drei Jahre vergehen, sagte Napoleon neulich zu dem Seinepräfekten Hausmann, müssen alle Brunnen von Paris gesundes Trinkwasser liefern. Jetzt hat man das Werk in Angriff genommen und ein Theil der Anleihe von 250 Mill., welche die Stadt Paris aufgenommen hat, soll dazu verwendet werden.
- Die Heidelberger klagen, daß der Besuch ihrer Universität abgenommen habe und daß bei Weitem nicht mehr so viele Ausländer kommen als sonst. Auch die theologische Facultät stände in keinem hohen Ansehen mehr.
- Die deutschen Protestanten in Neapel haben nun auch ein schönes Gotteshaus erhalten und sind so glücklich, sich jeden Sonntag an Gesang und Predigt erbauen zu können.
- Ueber die Frage: "Wie Moosen auf Wiesen zu begegnen und ein reicher Graswuchs zu erzielen sei," sagt ein Corresspondent des "Schweizerboten": "Den verschiedenen Mitteln, die zu diesem Zwecke schon in Vorschlag gebracht worden sind, reihen wir eines an, das nach gemachter Erfahrung, besonders auf etwas schwammigen Wiesen alle andern übertrifft. Man fahre Sand oder auch stark sandigen Boden zu einem Haufen zusammen, begieße denselben täglich mit Jauche, damit er fortwährend durchfeuchtet ist. Nach jedesmaligem Begießen streue man dünn Gyps darüber. Derselbe hindert bekanntlich den stark riechenden Stoff der Jauche, genannt Ammoniak, am Verflüchtigen. Etwa alle acht Tage wühle man den Haufen tüchtig durcheinander. Hat man 4-5 Wochen lang den Sand täglich so gedüngt und gegypst, dann bringe man ihn auf die Wiese. Dort ausgestreut, wird der Sand seiner Schwere wegen das Moos niederdrücken und so demselben den Luftzutritt abschneiden. Die dem Sande durch die Jauche beigegebenen Düngerstoffe (Ammoniak und Kali) werden das Moos vollends ersticken. Seit 7 Jahren haben Landwirthe mit diesem Verfahren Versuche angestellt, deren Resultate so überraschend günstig waren, daß sich der so bereitete Sandkompost bei Allen, die die betreffenden Wiesen früher kannten und später sahen, des größten Beifalls zu erfreuen hat."
- Nachricht aus Holstein zufolge ist dort unter dem Rindvieh die Lungenseuche ausgebrochen.


Die Frau des Geschworenen.
[Erzählung]
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1865 Nr. 66 Seite 3]

Die Frau des Geschworenen.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]


[ => Original lesen: 1865 Nr. 66 Seite 4]

Logo Vieh-Versicherungs-Verein

Vieh-Versicherungs-Verein im Fürstenthum Ratzeburg.

Vom 11. Mai bis heute sind nachstehende Schäden bei unserem Verein angemeldet:
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
und werden unsere Mitglieder ersucht, zur Deckung dieser Schäden einen Beitrag von 24 Schillingen pro 100 Thlr. Versicherungssumme am Freitag, den 1. September d. J., Morgens 10 Uhr, im Gasthause der Madame Boye hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 20. August 1865.

Direction des Vieh-Versicherungs-Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg.


Nachdem am Freitag den 26. Morgens 5 1/2 Uhr das thätige Leben meines geliebten Mannes C. Kunau, nach längerem Leiden endete, bringt diese Trauerbotschaft seinen zahlreichen Freunden die betrübte Wittwe
Johanna Kunau.
Schönberg.


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Meteorologische Beobachtungen.
1865
Aug.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
25.
26.
27.
28.
38.35
40.81
39.12
36.50
10.5
6.4
8.8
8.0
14.4
18.0
18.4
20.2
ONO
SSW
SW
SSW
1
0
1
1
zieml. heit.
heiter.
völl. heit.
heiter.


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck
Weitzen-Taler (Mecklenburg)50 - 68Schilling (Mecklenburg)
Roggen-Taler (Mecklenburg)46 - 50Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)36 - 40Schilling (Mecklenburg)
Hafer Taler (Mecklenburg)32 - 36Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)50 - 52Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)- -Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)44 - 47Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapsaatTaler (Mecklenburg)28 - 29Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)27 - 28Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)18 - 19Mark (Lübeck)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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