No. 36
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. Mai
1865
fünfunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1865 Nr. 36 Seite 1]

- Der Kaiser von Frankreich hat eine Proclamation an das arabische Volk erlassen. Die Hauptsache dabei ist die darin liegende Bestätigung, daß von Algerien kein Fuß breit Landes aufgegeben werden soll, und daß die Eingebornen aufgefordert werden, sich dem Schicksal zu unterwerfen und Franzosen zu werden, da ihre Geschicke mit denen des schönen Frankreichs verknüpft sind, und es heißt (Cap. VII. el Araf, Vers 177): "Wen Gott lenkt, der ist wohlgelenkt." So schließt der Kaiser, nachdem er den Arabern vorher aus dem Koran erklärt hat: "Unterwerfet euch unter die vollbrachten Thatsachen! Euer Prophet spricht: "Gott giebt die Gewalt, wem er will!" Ich aber, der ich diese Gewalt von ihm habe, will sie zu eurem Segen und Wohlergehen üben." - Der Kaiser befiehlt als Allah's Erkorener, daß die Araber sich civilisiren und mit dem französischen Elemente sich verbinden sollen; wenn sie diese Wiedergeburt durchgemacht haben, so wird ihnen Macht und Größe. Mit einem Worte: Algerien soll europäisirt, es soll ein Neu=Frankreich werden. Wenn dem Kaiser dies gelingt, so hat er allerdings ein großes Werk vollbracht. Geld wird es in Haufen kosten, "doch Frankreich ist reich genug, um seinen Ruhm bezahlen zu können." - Dem kaiserlichen Prinzen will der Kaiser den Titel eines Königs von Algerien verleihen.
- Neustrelitz. Ihre Königliche Hoheit die Frau Großherzogin ist am 9. Mai von hier zu einem Condolenzbesuche nach Schwerin abgereist und wird sich von dort am 11. auf einige Wochen nach dem Süden begeben.
- Die Arbeitseinstellungen nehmen jetzt überall einen großen Maßstab an. So heißt es aus Paris, daß dort die Hutmacher, Hufschmiede, Stellmacher, Schuster, Weber, Färber, d. h. die Gesellen, spazierengehen, um ihren Brodherren höheren Lohn abzunöthigen. Die Gesellen, welche die Meister aus andern Gegenden kommen lassen, haben kaum 24 Stunden gearbeitet, so werden sie von den Pariser Grisetten in Beschlag genommen und von der Arbeit abgehalten. In den Provinzen kommen zu den freiwilligen Arbeitseinstellungen die unfreiwilligen, in Folge der Baumwollen= und Seidenwürmer=Krisis. schlimme Zeiten!
-Am Sonnabend gegen Abend entstand in einer zum Hofe Zarnevenz gehörenden Baracke, wahrscheinlich auf böswillige Weise Feuer, durch das 9 Familien obdachlos geworden und an ihrem Eigenthum beschädigt sind; sie sollen jedoch alle versichert sein.
- Aus einem Briefe vom 27. Decbr. 1628, den man in einem Archive in Dresden aufgefunden hat, geht hervor, daß schon Wallenstein den Gedanken eines Nord=Ostseekanals gehabt und auch bereits Einleitung getroffen hatte, ihn zur Ausführung zu bringen.
- Nach einem Telegramm aus Newyork wurde Lincolns Mörder, Wilkes Booth, in Maryland erschossen, da er seiner Gefangennahme sich hartnäckig widersetzte. Sein Mitschuldiger Harold wurde aber lebendig gefangen genommen.
- In Preußen kostet vom 15. d. M. ab eine telegraphische Depesche für eine Geldanweisung bis zu 25 Taler (Mecklenburg) - 1 Sgr. und von 25-50 Taler (Mecklenburg) -2 Sgr. Depeschengebühr.
- Das Städtchen Schauenstein in Oberfranken wurde am 25. vor. Mts. von einer furchtbaren Feuersbrunst heimgesucht. An 300 Gebäude wurden gänzlich zerstört und blieben nur die Kirche, das Rath= und Pfarrhaus, das Schloß und an 20 Privathäuser verschont.
- In dem abgeschlossenen Rechnungsjahr vom 6. November 1863/64 betrugen die Einnahmen des evangelischen Vereins der Gustav=Adolph=Stiftung 190,000 Thlr. Diese Höhe hat noch in keinem Jahre seines Bestehens der Verein erreicht.
- In der Württembergischen Kammer der Abgeordneten zeigte der Präsident am Schlusse der Sitzung an, daß auf dem Tische des Hauses eine Zukunftskarte von Deutschland aufgelegt sei. Die Abgeordneten umstanden in dichten Gruppen den Bogen Papier und studirten die seltsamen Linien desselben. Die Entrüstung stieg mit jedem Augenblick. Man fragte, wer es gewagt habe, diese Karte vorzulegen. Der Präsident antwortete, sie sei unter Kreuzband gesandt worden. Man gab den Rath, das Blatt öffentlich zu zerreißen oder durch Henkershand zu vernichten. Schließlich wurde die einfache Entfernung des landesverrätherischen Schriftstücks vorgezogen.
- In Solothurn fiel am vorletzten Dienstag ein fünfjähriges Knäblein in den Mühlbach. Sein bei ihm befindliches drei= bis vierjähriges Schwesterlein lief nicht etwa nach Hülfe, sondern blieb, konnte ein Beinchen des im Bache liegenden ergreifen, zerrte und zerrte, konnte dann mit der andern Hand das Kleid des Brüderchens am Oberkörper ergreifen und rief dann erst um Hülfe. - Befragt, erbat sich die Kleine als Belohnung ein Springseil.
- Bekanntlich müssen die Japanesen, wenn ihr Kaiser mit ihnen unzufrieden ist und ihnen einen Säbel schickt, sich den Bauch aufschlitzen. So hatte der Kaiser von Japan kürzlich Grund, mit einem seiner Offiziere unzufrieden zu sein, und sandte ihm den berühmten Säbel, mit welchem die Japanesen sich den Bauch aufschlitzen an dem Tage, der, wenn auch nicht ihr Schönster, so doch ihr letzter sein soll. Da dieser Offizier einen hohen Rang bekleidete und bis dahin seinem Fürsten nur Grund zur Zufriedenheit gegeben hatte, so sandte dieser ihm, um so viel als möglich die Wirkung eines unangenehmen Befehls zu mildern, durch seinen ersten Minister einen seiner eigenen mit Diamanten besetzten Säbel. Der Offizier wußte, was er zu thun und wie er ihn zu gebrauchen habe. Nachdem er das Instru=

[ => Original lesen: 1865 Nr. 36 Seite 2]

ment seiner Bestrafung ehrfurchtsvoll betrachtet, verläßt er ruhig sein Haus, geht zum Hafen, besteigt ein nach Havre segelndes französischer Schiff, macht eine glückliche Fahrt, kommt in Paris an und verkauft seinen Strafsäbel an einen Händler für 150,000 Fr.


Lydia.
[Erzählung]
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1865 Nr. 36 Seite 3]

Lydia.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]


Am Freitag, den 19. Mai, Vormittags 10 Uhr, sollen zu Zarnevenz verschiedene Cavelinge altes, theilweise angebranntes Bauholz, in öffentlicher Auction gegen baare Zahlung verkauft werden.
Schönberg, den 15. Mai 1865.
Seegert, Landreiter.


Zum bevorstehenden Johanny=Termine suche ich in hiesige Landstellen und gegen vollkommene hypothekarische Sicherheit zu 3 1/2 % Zinsen 13,600 Taler (Mecklenburg), in Pösten von 1000 Taler (Mecklenburg), 500 Taler (Mecklenburg), 400 und 300 Taler (Mecklenburg).
Capitalisten, die ihre Gelder sicher anlegen wollen, da mehrere die ersten Pöste im Hypothekenbuche sind, wollen mit mir weitere Rücksprache nehmen.
Schönberg, im Mai 1865.
J. P. Bade, Buchbinder.


Die zu Thandorf belegene Vollstelle mit Zubehör des verstorbenen Hauswirths Oldörp soll auf den Zeitraum von 16-17 Jahren verpachtet werden, und fordern wir Pachtliebhaber hiemit auf, sich mit uns, den unterzeichneten Vormündern Oldörp'scher Kinder und Erben, das Nähere in Vernehmen zu setzen. Es wird bemerkt, daß die zu verpachtende Oldörp'sche Stelle incl. Wiesen und Holz etwa 3 Last Aussaat groß ist und durchgängig Weizenboden enthält. Das Inventar, namentlich auch die Pferde und Kühe, darf als in gutem Stande befindlich bezeichnet werden.
Thandorf, den 2. Mai 1865.
Hausw. Jochen Heinr. Ziething.
Hausw. Jochen Ziething.


Reelle Loose mit Serien= und Gewinn=Nummern gegen die kleine Einlage von Thlr. 1 pr. Stück; 6 Stück zu Thlr. 5 zu der am 1. Juni d. J. stattfindenden Ziehung des k. k. Oesterr. Lotterie =Unternehmens vom Jahre 1864 mit Gewinne von fl. 250,000; 25,000; 15,000; 10,000; etc. werden nach Einsendung obiger Einlage sofort versandt durch das Bankhaus
Carl Heinr. Thiel in Frankfurt a. M.
P. S. Die Einlage kann auch durch Postvorschuß erhoben werden.


Bekanntmachung.
Alle Gläubiger an den Nachlaß des verstorbenen Karsten Gothknecht in Schönberg wollen sich binnen kurzer Zeit bei dem Unterzeichneten melden, indem später keine Zahlung mehr geleistet werden kann.
Schönberg.
J. H. Gothknecht.


[ => Original lesen: 1865 Nr. 36 Seite 4]

Einem geehrten musiktreibenden Publicum Schönberg's und Umgegend empfehle ich mein sehr wohl assortirtes seit 30 Jahren bestehendes
Musikalien-Leih-Institut
unter nachstehenden billigen Abonnements-Bedingungen bestens.
Jeder Theilnehmer zahlt:
a) Für 4 Werke jährlich 1 Taler (Mecklenburg) 17 1/2 Sgr. b) Für 8 Werke jährlich 3 Taler (Mecklenburg) 6 Sgr.
c) Wer jährlich 4 Taler (Mecklenburg) zahlt erhält 6 Werke zum Umtausch und für 2 Taler (Mecklenburg) Musikalien als Eigenthum.
d) Wer jährlich 6 Taler (Mecklenburg) zahlt erhält 8 Werke zum Umtausch und für 4 Taler (Mecklenburg) Musikalien als Eigenthum etc. etc.
Die Musikalien können nach Belieben gegen andere vertauscht werden.
= Ein Abonnement kann täglich beginnen. =
Ein completter Catalog wird gerne zur Ansicht versandt und stehen darin verzeichnete Musikalien. den geehrten Abonnenten zu Gebote. Durch Aufnahme neu erscheinender Werke wird das Leih-Institut fortdauernd vergrössert.
Sehr wünschenswerth und zweckmässig ist es, bei Umwechselung der Noten ein recht reichhaltiges (wenigstens die doppelte Anzahl der gewünschten Hefte) Verzeichniss der gewünschten Musikalien einzureichen und die speciell gerne zu erhaltenden Werke gefälligst zu unterstreichen. Durch dieses einfache und bei einem Leihinstitute, wenn auch alle guten und gangbaren Werke in vielen Exemplaren vertreten sind, durchaus wünschenswerthe Verfahren, wird jeder Abonnent stets die von ihm gewünschten Musikalien bekommen.
Um recht lebhafte Benutzung meines Leihinstitutes unter Zusicherung der promptesten Bedienung bittend, zeichne
Hochachtungsvoll
F. W. Kaibel's Kunst- und Musikalien-Handlung.
(Carl Ludwig Kaibel.)
Auswahlen neuer oder älterer Compositionen in jedem Genre werden mit Vergnügen jeder Zeit versandt und die billigsten Preise berechnet!


Englischen Portland Cement aus der Fabrik von Otto Trechmann, Hartlepool, in Originaltonnen und Packung unter Garantie.
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Arnold Riesland, Lübeck, obere Johannisstraße Nr. 6., Joh.=Quart.


Unterzeichneter empfiehlt zum Schönberger Jahrmarkt sich mit sehr schmackhaftem Kuchen und Pfeffernüssen, Makronen, Pariser Pflastersteinen, Theebrod, Marzipan, sowie mit allen in diesem Fache vorkommenden Artikeln. Obige Waaren sind in einer mit meiner Firma versehenen Bude, Ecke der Marienstraße, zu haben.
Wilhm. Prahl, Conditor aus Lübeck.


Die auf dem Hofe Lockwisch zu Kauf gestellten rothen Kartoffeln sind verkauft.


Zum bevorstehenden Frühjahrsmarkt halte ich mein wohlassortirtes Lager von Tuch=, Düffel, Buckskins und Westen, schwarzen und couleurten Orleans und Paramattas, Cattunen u. Kleiderzeugen von 4 Schilling (Mecklenburg) an, Umschlagetüchern aller Art, 10/4, 8/4 und 6/4 Seidenzeugen u. Atlas, schwarzen und bunten seidenen Schürzen, schwarzen und bunten Bändern etc., unter reellster und billigster Bedienung bestens empfohlen.
Schönberg, 1865.
Heinrich Creutzfeldt, Siemzerstraße Nr 97.


Vom 16. Mai d. J. an sind wiederum Mauersteine auf meiner Ziegelei zu haben, und nehme ich Bestellungen entgegen.
Lüdersdorf, den 11. Mai 1865.
J. Köhncke.


Am Dienstag und Mittwoch nach Pfingsten, den 6. u. 7. Juni, beide Tage Nachmittags, wird bei mir
Scheibenschießen
stattfinden, wozu ich Schießliebhaber hiedurch einlade. - Büchsen werden frei geliefert. Ein Satz von 3 Schüssen kostet 16 Schilling (Mecklenburg).
Ergebenst Krüger Jabs. Schlag=Resdorf.


Mit allen Kohlsorten: als Rosenkohl, Savoyenkohl, Blumenkohl, Rothenkohl, Sommer= und Winter=Kohlrabi, Spitzkohl und plattem Winterkohl; 8 Tage später Runkelrübenpflanzen und 14 Tage später Sellerie=, Porro= und Tabackspflanzen empfiehlt sich
Bäckermeister Oldenburg.


Wegen Neupflasterung ist die Dorfstraße vom 15. Mai an für Fuhrwerk gesperrt. Dasselbe hat während der Zeit den Weg über die Hofstelle des Pfarrackerpächters Pumplün einzuschlagen, doch haben sich die Besitzer der Fuhrwerke daselbst des Rauchens von Cigarren oder Pfeifen zu enthalten.
Die Dorfschaft Carlow.


Die Professor Louis Wundram'schen Kräuter, welche sich gegen hartnäckige Flechten Scropheln, Drüsen, offene Wunden, Gicht etc. Seit 30 Jahren heilkräftig bewiesen haben, im Frühjahr besonders wirksam sind, und über welche eine Broschüre gratis zu erhalten ist, können stets gegen Nachnahme bezogen werden.
Adresse für Briefe ist:
Professor Louis Wundram Hamburg, Hotel Belvedere.


Meteorologische Beobachtungen in Schönberg.
Mai.
1865
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
12.
13.
14.
15.
36.62
38.63
36.56
33.44
7.7
5.5
8.0
10.4
12.7
15.5
18.4
17.3
WSW
SW
SO
SW
1
1
1
1
zieml. heit.
-
heiter.
-

Am 11. 5. 9, am 12. 17. 9 Kubikz. Regen auf 1 Quadratz.


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck
Weitzen-Taler (Mecklenburg)40 - 55Schilling (Mecklenburg)
Roggen-Taler (Mecklenburg)40 - 42Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)32 - 35Schilling (Mecklenburg)
Hafer Taler (Mecklenburg)28 - 33Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)40 - 45Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)44 - 72Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)40 - 44Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapsaatTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)17 - 18Mark (Lübeck)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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