- Das in der Nacht vom Sonntage erfolgte plötzliche Hinscheiden Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin Anna von Mecklenburg=Schwerin im nicht vollendeten 22sten Jahre ihres Lebend, hat sowohl in Schwerin selbst, wie in ganz Mecklenburg die Gemüther auf's heftigste erschüttert und dies um so mehr, als das am Tage vorher ausgegebene Bulletin zu der Hoffnung auf eine baldige Genesung berechtigte. Am Sonnabend Abend jedoch steigerte sich das Fieber so sehr, daß eine nahe Gefahr befürchtet wurde. Erst in der Frühe des Sonntag Morgen erfuhren die Schweriner das in der Nacht erfolgte Ableben der hohen Frau und nicht lange dauerte es, so wehten Trauerflaggen nicht nur von Kirchen und andern öffentlichen Gebäuden, sondern auch von vielen Privathäusern.
I. K. H. starb am Kindbettfieber, nachdem sie, wie gemeldet, am 7. ds. Mts. einer Prinzessin das Leben gegeben hatte. Unsäglich schwer ist dieser neue Schlag für S. K. H. dem Großherzoge, dem die Vollendete in den elf Monaten ihres Zusammenlebens die traulichste und glücklichste Häuslichkeit zu schaffen gewußt hatte; nicht minder groß ist der Verlust der Kinder des Großherzogs aus erster Ehe, welche mit der zärtlichsten und vertrauenvollsten Liebe an der Großherzogin Anna hingen, und denen sie wirklich eine zweite Mutter war.
Die Leiche der hohen Hingeschiedenen wurde am Dienstag und an den beiden folgenden Tagen in der Kirche des Großherzoglichen Schlosses zu Schwerin en parade aufgestellt, wohin die hohe Leiche von 12 Kammerherren getragen wurde. Die feierliche Beisetzung in der heiligen Blutscapelle des Domes zu Schwerin wird am Sonnabend Nachmittag stattfinden.
- Aus Amerika sind während der Feiertage wichtige Nachrichten eingetroffen. Die Unionisten haben nach einer dreitägigen Schlacht Richmond, die Hauptstadt der Südstaaten genommen. General Grant hat die Armee des Generals Lee total geschlagen. Die Zahl der Todten auf Seiten der Conföderirten soll 15,000, die der Gefangenen 25,000 betragen. Es wurden über 100 Kanonen erbeutet. Grant hat seinen Gegner auf dem Fuße verfolgt und man zweifelt, daß er wieder neue Kräfte werde sammeln können. Der Süden ist des Krieges müde. Die Bedeutung, die diese Wiederherstellung und Kräftigung der Union hat, wird man weder in Paris noch in London verkennen. Der Friede wird hoffentlich nicht lange auf sich warten lassen.
- Dem jungen König von Griechenland wird es ungemüthlich in Athen, er will gleich nach Ostern eine Rundreise durch sein Land antreten und dann seinen Sommeraufenthalt in Corfu nehmen.
- Der türkische Sultan hat seinen neuen Sommerpalast bezogen, in welchem sich die Pracht der orientalischen Feenmärchen mit französischem Geschmack und englischem Comfort vereinigen soll. Zwei Deutsche haben die Parks und Gärten ringsum angelegt. Die Hofbeamten wohnen in einem Kranze von kleinen Sommerhäusern um den Palast her. Der Großherr sitzt in dem prächtigsten Gemach seines Palastes und läßt sich von einem französischen Maler für Louis Napoleon portraitiren. In Konstantinopel hatte man gar keinen Winter.
- In dem gesetzgebenden Körper zu Paris sind die besten Köpfe auf Seiten der Opposition zu finden, sie halten prächtige Reden, wenn's aber zur Abstimmung kommt, fallen sie doch glänzend durch. Die Mehrzahl ist gut kaiserlich und dagegen kann der beste Redner nicht aufkommen.
- In Constantinopel ist Nevrez Pascha, obschon er nicht lesen kann, zum Minister des öffentlichen Unterricht ernannt worden. Aecht türkisch.
- So gut werden wenige Geistliche gestellt sein, wie der katholische Bischof Heinrich von Passau. Man hat ihm nachgerechnet, daß er jährlich eine Einnahme von 100,000 fl. hat. Und da hat er nicht für Weib und Kinder zu sorgen.
- Die Elbe hat seit vielen Jahren nicht so große Ueberschwemmungen verursacht als diesmal.
- In Holland und der Schweiz geht es an die Abschaffung der Todesstrafe.
- Vor 12 Jahren wurde in Schlesien ein Viehhändler beraubt und ermordet und alle Nachforschungen nach dem Mörder blieben erfolglos. Die Tochter des Ermordeten heirathete einen Schlachtermeister. In diesen Tagen soll in dem Hause ein Umzug stattfinden und beim Einpacken der Sachen ihres Mannes kam der Frau eine Geldkatze ihres Vaters in die Hände, die sie ihm gestickt hatte und die seit seiner Ermordung verschwunden war. Ein dunkler Verdacht stieg in ihr auf und jetzt hat ihr Mann bereits eingestanden, den Mord vollbracht zu haben.
- Daß mit Gemälden sogar ein Profit zu machen ist, beweist die Auction der Bildergallerie, die der verstorbene Graf Pourtales in Paris besaß. Ihn kostete dieselbe 1,300,000 Franks. Bei der Auction wurden 2,820,000 Franks dafür gelöst, so daß die Erben 1 1/2 Mill. Profit haben.
- Die Hochheimer Champagnerfabrik hat in dem abgelaufenen Jahre ihren Actionairen eine Dividende von 10 Procent abgeworfen.
- Die Kissinger sind hocherfreut, daß im nächsten Monat sich wieder zwei Kaiserinnen, von Rußland und von Oesterreich, zur Trink= und Badecur bei ihnen einfinden werden.
- Nach Berichten aus Alexandrien vom 2. April hat sich der Vicekönig von Aegypten mit seiner Mutter, seiner ältesten Tochter, einem Theile seines Harems und seiner Astrologen in einem Fort eingeschlossen. Derselbe will nämlich die Sterne befragen, ob sie (die Sterne) die Reise, welche er im Monat Mai nach Paris und London machen will, billigen.

Eine schwere Zunge.
[Erzählung]
(Fortsetzung.)

Eine schwere Zunge.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]

Verkaufsanzeigen.

Am Mittwoch, den 26. d. M., Mittags 12 Uhr, sollen im Hause der Schulzen=Wittwe Griehm in Herrnburg in öffentlicher Auction gegen gleich baare Bezahlung meistbietend verkauft werden:

Betten, Kleidungsstücke, Haus= und Wirthschaftsgeräth etc.

Am Freitag den 28. April, Morgens 10 Uhr sollen zu Torriesdorf meistbietend gegen baare Bezahlung verkauft werden:

sechs gute Milchkühe, diverse alte Mobilien, 100 Stück Milchbütten und was sich sonst noch vorfindet.

Vermischte Anzeigen.

Bekanntmachung.
Alle Diejenigen, welche gewilliget sind, ihre Feldfrüchte gegen Hagelschlag bei der Hagelversicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg zu versichern, werden hiemittelst ersucht, sich mit ihren desfallsigen Meldungen für das bereits angetretene Versicherungsjahr vom 1. März 1865 bis dahin 1866 an den Director dieser Anstalt, Herrn Kaufmann Boye hieselbst, - wo auch die Statuten dieser Gesellschaft eingesehen werden können - wenden zu wollen.
Schönberg, den 16. April 1864.
Die Direction der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.

Bekanntmachung.
Die zwischen dem 1. October 1864 und dem 31. März 1865 versichert gewesenen Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins der Landbewohner haben im Mai d. Js. die Hälfte ihres einfachen Ansatzes (ein halbes Simplum) als Beitrag zu bezahlen. - Es contribuiren versichert gewesene 95.533.372 Courant.
Lübeck den 19. April 1865.
Namens der Direction
Bruhn, Secretair des Vereins.

Eine sehr große Auswahl der neuesten französisch. gewirkten und deutschen Long=Shawls, Frühlings=Mäntel und Mantillen, wie auch die neuesten Kleiderstoffe empfehlen zu sehr billigen Preisen
U. Beermann & Co.
Lübeck, Klingberg 927.

Durch Zufall.
8/4 breite graue Tuche, à Elle 44 (Werth 1 8 ),
8/4 breite dunkelbraune Tuche, à Elle 44 bis 1 (Werth 1 bis 1 12 ),
9/4 Schöne kornblaue Tuche, à Elle 1 6 bis 1 20 (Werth 1 20 bis 1 40 ),
9/4 und 10/4 breite helle modefarbene Sommerstoffe zu Röcken, Paletot und Beinkleider, à Elle 1 8 (Werth 1 24 ), 1 12 (Werth 1 32 ), 1 32 (Werth 2 Thl. 12 ), 1 Thlr. 16 (Werth 1 Thlr. 32 ),
braune Zephyr 1 Thlr. (Werth 1 Thlr. 16 ), sowie ausgezeichnete schwarze Tuche von 4 an, schwarze Buckskins, à Elle 5 bei Ludwig Creutzfeldt.

Englische Milchsatten empfiehlt billigst J. F. Eckmann.

Gute Reißzeuge, sowie Stück= und Heerzirkel, Reißfedern, unter Garantie für jedes einzelne Stück, Curven Lineale, Druckstifte, alle Sorten Fabersche Bleifedern, Kreiden, Schreib= und Zeichenfedern, Federkasten in Pappe, Holz und Zinkblech von 3 an, billige Tuschkasten bis zu den feinsten und besten Sorten, echte Ackermann'sche Gummifarben, blaue und rothe Dinten u. s. w. empfiehlt zu billigen Preisen J. P. Bade.

Frischen Seifenstein empfiehlt J. F. Eckmann.

Nachdem ich mich als Schlossermeister hier etablirt und das Geschäft des weiland Schlossermeisters J. H. Abels hieselbst übernommen, so halte ich mich einem hochgeehrten Publicum Schönbergs und Umgegend bestens empfohlen, und wird es mein Bestreben sein, durch gute und dauerhafte Arbeit das Vertrauen meiner geehrten Gönner zu erhalten.
Meine Wohnung ist in dem Hause der Wittwe Abels, Siemzerstraße Nr. 155.
Ergebenst
Carl Ollmann, Schlossermeister, J. H. Abels Nachfolger.

Alle im Buchhandel erscheinenden Werke, Zeitschriften etc. werden stets ohne Frachtaufschlag zu den bemerkten Ladenpreisen besorgt, bereits erschienene größere, namentlich klassische Werke, wie Schiller, Göthe, Shakespeare, Körner u. s. w. bedeutend wohlfeiler. Alle Sorten Schulbücher, Atlanten etc. in soliden Einbänden, sowie Hermes und Adler Zeichen und Schreibhefte sind stets zu billigen Preisen vorräthig bei J. P. Bade.

Mit schönen frischen Newcastler Schmiedekohlen, die Tonne 40 Schill. pr. contant, halte ich mich bestens empfohlen.
P. H. Schrep, Schlössermeister.

Industrie-Ausstellung
am Thierschautage, den 26, Mai 1865 zu Schönberg.
Mit der am Tage der Thierschau zu Schönberg stattfindenden Industrie=Ausstellung soll mit Erlaubniß der Großherzoglichen Landvogtei eine Verloosung von daselbst angekauften Industrie=Gegenständen verbunden werden.
Es werden daher alle Diejenigen, welche Erzeugnisse der einheimischen Industrie zur Ausstellung liefern wollen, ersucht, solche am 25. Mai Abends oder spätestens bis zum 26. Mai bis 9 Uhr Morgens bei unterzeichnetem Comite einzuliefern und zwar in das eigens zu diesem Zweck aufgestellte Zelt auf dem Baubrink.
Jeder Aussteller hat seine Ausstellungsgegenstände mit seinem Namen zu versehen und den Preis dabei zu notiren, wofür es käuflich.
Jeder Aussteller muß seine Ausstellungsgegenstände selbst beaufsichtigen oder durch sichere Personen beaufsichtigen lassen, da das Comite in keiner Beziehung eine Garantie übernehmen kann, wiewohl ein zuverlässiger Wächter im Zelte angestellt ist.
Jeder Aussteller muß sich den Anordnungen der Mitglieder des Industrie=Comite hinsichtlich der Aufstellung fügen.
Loose zur Industrie=Ausstellung à 16 , sind bei den unterzeichneten Mitgliedern des Comite fortwährend zu haben, wie auch am Tage der Thierschau im Comitezelte.
Alle Aussteller werden gebeten, zum Zweck der Gewinnung von Platz möglichst früh die Ausstellungs=Gegenstände bei dem Herrn Lichtfabrikanten Spehr in Schönberg anzumelden, wo sie dann zugleich eine Karte zum freien Eintritt in die Ausstellungsräume entgegennehmen können.
Die Gewinnliste wird am Dienstage, den 30. Mai durch die hiesigen Anzeigen publicirt werden.
Schönberg den 27. März 1865.
G. W. Wicke. H. Oldörp. J. P. H. Spehr. G. Drevs.

Zum Nähen in Tuch, Buckskin, Doublestoffen, Weißzeug, sowie Kleiderstoffen in Seide, Wolle, Baumwolle, als auch Mull, Gaze etc.

Zum Steppen, Litzeneinnähen, Litzenaufnähen, Faltennähen, Einfassen, Säumen, Kräuseln etc.

erfreut sich trotz der verhältnismäßig kurzen Zeit ihrer Einführung, auch am hiesigen Platze der lebhaftesten Anerkennung, da dieselbe vor andern, als die solideste und zweckmäßigste für alle im Haushalte vorkommenden Näharbeiten sich erwiesen hat.
Ebenso kommen diese Maschinen in größerer und eigenthümlicher Construktion auch namentlich für Gewerbetreibende jeder Art zur Geltung, weßhalb wir dieselben nicht genug für diese Zwecke empfehlen können.
Böning & Oldermann, Lübeck, Schüsselbuden Nr. 200.

Auf dem Hofe Lockwisch ist Leinsaamen zur Saat á 3 , zu kaufen.

Mit einer guten Auswahl von Herren= und Knabenmützen, sowie zur Aufbewahrung von Pelzsachen während des Sommers empfiehlt sich F. Hülsemann, Kürschner.

Schulanzeige.
Der Unterricht in der Domschule beginnt wieder am Montag den 24. April. Diejenigen Eltern, welche ihre Kinder unserer Schule anzuvertrauen wünschen, werden gebeten, dieselben bis zum Sonntag den 23. d. M. bei dem Unterzeichneten anzumelden.
Domhof den 12. April 1865.
J. G. Willers.

Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren: D. 5. April. Ein unehel. Sohn zu Raddingsdorf. - D. 6. Dem Schuhmachermstr. Schmalfeldt hies. eine T. - D. 7. Dem Arbm. Lüth zu Lockwisch eine T. - D. 8. Dem Hausw. Maaß zu Sabow eine T. - Ein unehel. Sohn in Schönberg. - D. 10. Eine todtgeb. unehel. T. zu Retelsdorf. - D. 11. Dem Arbm. Koth vor Schönberg ein S. - D. 12. Dem Hausw. Boye zu Bechelsdorf eine T. - D. 14. Dem Webermeister Kähler vor Schönberg ein S. - D. 16. Dem Arbm. Burmeister vor Schönberg eine T.

Gestorben: D. 8. April. Caroline Wilhelmine Präfke, geb. Oldenburg, Bürgersfrau vor Schönberg, 36 J. alt. D. 11. Louis Hans Peter Eckmann, Kaufmannssohn vor Schönberg, 8 1/2 Monat a. - Louise M. Wilh. Franck, Arbm.tochter zu Sabow, 1 J. 7 M. a. - Joach. Peter Storm, Arbm.Sohn zu Lindow, 5 M. a.

Sonntag, den 23. April.
Frühpredigt: Pastor Kaempffer.
Vormittagspredigt: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.

Getreide= und Markt=Preise in Lübeck
Weitzen	-		40 - 54
Roggen	-		38 - 41
Gerste	-		32 - 34
Hafer			24 - 29
Erbsen			40 - 47
Wicken			44 - 72
Buchweizen			40 - 44
Winter=Rapsaat			19 20
Rübsen			19 20
Schlagleinsaat			17 - 19

(Hiezu: Officieller Anzeiger Nr. 6.)

Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.