No. 14
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. Februar
1865
fünfunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1865 Nr. 14 Seite 1]

- Die Abgeordneten der deutschen Arbeitervereine sind in Paris angekommen und von dem Präsidenten der politechnischen Gesellschaft in einer warmen Anrede empfangen worden. Er hob namentlich den Charakter der Brüderlichkeit hervor und betonte die Worte: der blinde Haß wird durch die Unwissenheit unterhalten, durch die Bildung aber wieder zerstört. Professor Ruhlmann aus Göttingen dankte im Namen der Deutschen und wußte den Franzosen manch Schmeichelhaftes, wie sie es gerne hören, zu sagen. Darauf nahm der Minister des öffentlichen Unterrichts das Wort und dankte dem deutschen Gelehrten für die schönen Worte, die er gesprochen. "Sie haben die Gewogenheit gehabt, sagte er, uns zu sagen, daß Deutschland sich glücklich schätze, von Frankreich seine Gelehrten, Mechaniker und Maschinenbauer zu entlehnen, gestatten sie dem Minister des öffentlichen Unterrichts, Ihnen zu erklären, daß sein lebhaftester Wunsch der ist, von Deutschland das Wissen und das Talent seiner Lehrer und namentlich jene wohlthätige Gesetzgebung zu entlehnen, kraft welcher Ihr Land mit Stolz sagen kann, daß keines seiner Kinder in der Unwissenheit verbleibt." Darauf wurden dem deutschen Professor die Insignien eines Offiziers des öffentlichen Unterrichts, ein goldgestickter Palmzweig, der am Rockkragen getragen wird, mit den Worten übergeben: Nehmen sie diese goldene Palme mit über den Rhein, Herr Doctor, und zeigen sie dieselbe Ihren Landsleuten als einen Beweis der brüderlichen Gesinnung, von der Frankreich für Ihr großes Vaterland beseelt ist.
- Der Friedenskaiser Napoleon hat dem gesetzgebenden Körper einen Gesetzentwurf in Betreff der Aushebung von 100,000 Mann Recruten vorgelegt. Man kann diese verlangte Aushebung durchaus nicht mit dem Wahlspruch des Kaisers in Einklang bringen. Zur Zeit des Krimkrieges wurden 20,000 Mann weniger ausgehoben. - Kladderadatsch meinte L'empire c'est la phrase.
- Der Submarineingenieur Bauer ist in Danzig eingetroffen, um mit dem technischen Director der königlichen Werft wegen des Baues von unterseeischen Fahrzeugen zu conferiren.
- Die Namen von 72 Landwehroffizieren, die größtentheils dem Beamtenstande angehören und die sich im schleswig=holsteinischen Feldzuge so ausgezeichnet haben, daß sie entweder decorirt oder belobt worden sind, sind auf Befehl des Königs öffentlich bekannt gemacht worden, um bei Besetzung von offenen Stellen besonders berücksichtigt zu werden.
- Das schöne herzogliche Residenzschloß, die Zierde Braunschweigs, ist am 23. und 24. d. M. ein Raub der Flammen geworden. Abends 8 Uhr, als der Hofball, der einzige, der alljährlich stattfindet, seinen Anfang nahm, und der Herzog seine Wohngemächer eben verlassen hatte, entstand im Arbeitszimmer des Herzogs Feuer. Man hielt dasselbe nicht für gefährlich und der Herzog wünschte nicht, daß der Ball unterbrochen werde. Eine halbe Stunde nachher glaubte man des Feuers Herr zu werden und die vor dem Schlosse aufgelaufene Menschenmenge verlief sich. Der Rauch durchdrang jedoch die Corridore, drang in den Ballsaal, während die Flammen plötzlich aus mehreren Fenstern des vom Herzog bewohnten rechten Flügels schlug. Nun erkannte man den Ernst der Lage. Die Ballgäste verließen das Schloß. Man sah die Damen in ihren leichten Balltoiletten zu Fuß, in Begleitung der Herren, nach Hause gehen. Die Löschmannschaften eilten herbei, aber ihre Unzulänglichkeit stellte sich bald heraus. Die Flammen griffen immer weiter um sich. Gegen 12 Uhr Nachts war das Feuer bis zur Mitte des Schlosses vorgedrungen und nicht lange dauerte es, so stürzte das schöne Kunstwerk, die Quadriga, das erst seit einem Jahre das Schloß zierte, hinab in den Schutt. Bei der furchtbaren Schnelligkeit, mit der das Feuer um sich griff, konnte nicht viel gerettet werden. Das ganze Land nimmt den innigsten Antheil an dem Verluste, der den Herzog durch diesen Brand getroffen, nicht weniger Theilnahme schenkt man dem Meister Howald, der zehn Jahre an der Quadriga arbeitete, und nun seine Arbeit in Schutt begraben sieht. Das alte Schloß brannte bei den Unruhen im Jahre 1830 nieder, und das neue, unter der Regierung des jetzt regierenden Herzogs erbaut, war eines der schönsten Schlösser.
- Um der Noth abzuhelfen, die in Spanien herrscht, hat die Königin drei Viertel ihrer Hausgüter hergegeben, um sie zum Besten der Nation zu veräußern.
- Der Kaiser von Mexiko hat einen mexikanischen Adlerorden errichtet. Das Großkreuz mit der Kette hat er folgenden Souveränen zugesandt: Napoleon, Pedro von Brasilien, Alexander von Rußland, Franz Joseph von Oesterreich und Victor Emanuel.
- Die hannoversche Regierung hat den Andreasberger Bergleuten die Erlaubniß ertheilt, nach Hannover auszuwandern, um dort den Bergbau zu leiten. Es ist ihnen Reisegeld und Heimathsrecht auf fünf Jahre zugesichert.
- Unlängst wollte der Knecht des Fuhrmanns Zabel zu Lüdjenburg im östlichen Holstein seinem Wagen den Hemmschuh anlegen, glitt dabei aus und fiel so unglücklich, daß der schwer beladene Wagen über ihn wegging. Obgleich dem Manne die Schulter aus dem Gelenke und der Brustkasten völlig eingedrückt war, so arbeitete er sich doch noch wieder auf den Wagen, fuhr zur Stadt, spannte selbst die Pferde ab und fütterte sie, und dann erst zeigte er seinem Herrn an, was geschehen war. Es wurde sofort ein Arzt gerufen, derselbe erklärte in=

[ => Original lesen: 1865 Nr. 14 Seite 2]

deß, daß Hülfe nicht möglich sei, und ein paar Stunden später hatte er auch bereits seinen Geist aufgegeben.
- Eine seltene Ehrlichkeit. Im Jahre 1857 kam der Reisende eines Berliner großen Handlungshauses nach Homburg und verlor an der dortigen Spielbank seine ganze Reisekasse im Betrage von 8000 fl. Es war das ihm anvertraute Gut seines Handlungshauses. Der Unglückliche flüchtete nach Amerika. Neun Jahre waren seitdem verflossen, Niemand dachte mehr an den Reisenden; seine alte Mutter beweinte ihn als todt; die reichen Prinzipale hatten längst ihren Verlust verschmerzt, - da trifft vor Kurzem ein Brief mit einer Summe von 9000 fl. an dieselben aus Amerika von jenem Reisenden ein. Er schickt ihnen den damals zugefügten Schaden und schreibt, daß er ein wohlhabender Mann geworden sei, der seine damalige That bereue und um Verzeihung bitte. Er wünscht nur, daß sein Name geschont und keine Anzeige bei der Polizei gemacht werde. Ferner bittet er, seiner Mutter 1000 fl. abzugeben und ihm das Conto der von ihm noch zu bezahlenden Zinsen nach seinem neuen Wohnorte zu schicken. - Der Wunsch des ehemaligen Reisenden ist buchstäblich erfüllt worden.
- Bezüglich der Erkennung der in neuester Zeit im geschäftlichen Leben wieder vielfach circulirenden falschen Banknoten und Kassen=Anweisungen dürfte auf ein von dem Professor Dove in Berlin angegebenes, nie trügendes einfaches Experiment aufmerksam zu machen sein. Man legt nämlich in ein Stereoscop einen falschen und einen echten Kassenschein neben einander und wird eine vollständige Gleichheit nie herausfinden. Jederzeit werden bei den unechten Scheinen einige Zeichen und Buchstaben über die Fläche hervortreten, ein Kennzeichen, an dem auch die geschickteste Fälschung scheitern muß. In vielen Banquiergeschäften wird dies Verfahren bereits angewendet.


Der verhängnißvolle Schatten.
[Erzählung]
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1865 Nr. 14 Seite 3]

Der verhängnißvolle Schatten.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]


[ => Original lesen: 1865 Nr. 14 Seite 4]

Verkaufsanzeigen.

Am Montage den 6. März, Morgens 9 Uhr, soll in der Wohnung der Frau Ackerbürgerwittwe Boye hieselbst:

ca. 1500-1600 Ellen Kleider= und andere Stoffe
in Cavelingen von einzelnen Kleidern und Röcken, gegen sofortige Baarzahlung öffentlich meistbietend verkauft werden.
Sollten die Waaren am Montage nicht verkauft werden, so wird die Auction am folgenden Tage fortgesetzt.
Seegert, Landreiter.


Heute Nachmittag 2 Uhr wurden wir durch die Geburt eines gesunden Knaben erfreut, was wir Freunden und Bekannten statt jeder besonderen Meldung hiedurch anzeigen.
A. Rußwurm und Frau.
Lockwisch den 25. Februar 1865.


Durch die Geburt eines kräftigen Knaben wurden erfreut C. L. Creutzfeldt u. Frau.
Schönberg, den 26. Februar 1865.


Flachs, das Pfund 8-10 Schilling (Mecklenburg), und einige Scheffel Aepfel hat zu verkaufen Hein vor Schönberg.


Ein Knecht zum Füttern der Kühe und Pferde sucht zu Ostern Müller Stove.


Künstliche Mineralwasser.
Seit Anfang dieses Jahres werden in der Dom=Apotheke zu Ratzeburg künstliche Mineralwasser fabricirt und sind Selters= und Soda=Wasser à Flasche 4 1/2 Schilling (Mecklenburg) , das Dutzend 1 Taler (Mecklenburg) stets vorräthig.
Für leere Flaschen werden 1 1/2 Schilling (Mecklenburg) vergütet.
Schlüter.


Die vermöge ihrer balsamischen Bestandtheile so höchst wohlthätig, verschönernd und erfrischend einwirkende Gebrüder Leder'sche balsamische Erdnußöl=Seife ist à Stück mit Gebr.=Anweis. 5 Schilling (Mecklenburg) - 4 Stück in einem Packet 16 Schilling (Mecklenburg) - fortwährend zu haben bei Wilh. Heincke.


Die Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank in Schwerin

schließt Lebensversicherungen, Leibrentenversicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Kommissions=Geschäfte durch die unterzeichnete Agentur zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt. Die in den letzten drei Jahren zur Vertheilung zurückgestellten, mittleren Dividenden der Lebensversicherten betragen respective 36 %, 40 % und 36 % der eingezahlten Prämie.
Agentur Schönberg.
J. P. Bade.


Billige Futterstoffe
Reismehl Ct. Mark (Lübeck) 4 1/2 -5 p. 100 Pfund. p. comp. ohne Decort.
Palmkernkuchen Ct. Mark (Lübeck) 3 3/4 p. 100 Pfund. p. comp. ohne Decort.
Schrot, Gries, Kleie etc. offerirt
J. v. Bostel,
Brauerstr. 27, Hamburg.


Ein Sohn rechtlicher Eltern, der Lust hat das Cigarrenmachen zu erlernen, kann Ostern in die Lehre treten bei H. Krellenberg.
Schönberg.


Unser vor dem Siemzerthore neben dem Hause des Zimmergesellen Schrep belegenes Wohnhaus, bebsichtigen wir zu verkaufen. Näheres bei
Bäckermeister J. Greif und Drechslermeister Schleuß.


Melis in Broden à Pfund 5 3/4 u. 6 Schilling (Mecklenburg)
Raffinade in Broden à 6 1/4 u. 6 1/2 Schilling (Mecklenburg) .
Bei Abnahme von mehreren Broden der Preis billiger.
Petroleum á Pfund 6 Schilling (Mecklenburg) empfiehlt
C. L. Creutzfeldt.


Gesucht zu Ostern: Ein mit guten Schulkenntnissen ausgerüsteter Lehrling von Chr. Callies.
Dassow.


Gutschmeckender gemahlener Caffee à Pfund 12 Schilling (Mecklenburg) bei C. L. Creutzfeldt.


Die von mir zu veranstaltende Verloosung von Schuhmacherarbeiten wird eingetretener Umstände wegen erst am Sonntage den 12. März stattfinden.
Schuhmachermeister Wienck.


Verloosung von Kunstwerken für die evangelische Kirche in Salzburg.

Vor nunmehr zwei Jahren erging von der Salzburger evangelischen Gemeinde ein Hülferuf, sie bei der Erbauung einer Kirche zu unterstützen. Demzufolge bildete sich hier ein Centralausschuß, um durch Sammlung und Verloosung von Kunstwerken die Mittel zu jenem Zweck zu beschaffen. Die deutschen Künstler und einzelne Kunstfreunde haben unserm Aufrufe bereitwillig entsprochen und indem sie die Mittel boten, den Gedanken zur That werden zu lassen, ein Zeugniß edelster Humanität gegeben.
Auch in Schwerin hat sich ein Comité unter dem Vorsitz der Herren Oberhofprediger Jahn, Superintendent Karsten und Kammerath Baron von Nettelbladt gebildet, von diesen Loose überall hin versandt und sind solche in Schönberg beim Buchbinder Bade für 32 Schilling (Mecklenburg) zu haben.
Wer immer seinen Glauben treu und heilig, wer die Freiheit seiner Ueberzeugung und seines Gewissens für sein unantastbares Gut hält, der wird die Hand bieten und ächt brüderliche Liebe bethätigen.


Meteorologische Beobachtungen in Schönberg.
Febr.
1865
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
24.
25.
26.
27.
36.10
37.38
37.63
35.13
-0.7
0.0
-0.8
0.3
2.3
3.2
1.5
1.6
SSW
W
SW
NW
1
0
1
1
trübe.
Nebel, trübe.
-
trübe.


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck
Weitzen-Taler (Mecklenburg)40 - 52Schilling (Mecklenburg)
Roggen-Taler (Mecklenburg)36 - 40Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)30 - 34Schilling (Mecklenburg)
HaferTaler (Mecklenburg)26 - 28Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)40 - 48Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)44 - 64Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)40 - 44Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapsaatTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)17 - 19Mark (Lübeck)
Butter13Schilling (Mecklenburg)pr.Pfund
Kartoffeln pr. Faß6Schilling (Mecklenburg).


Hiezu: Offizieller Anzeiger Nr. 2.


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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