No. 13
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. Februar
1865
fünfunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1865 Nr. 13 Seite 1]

- Eine Einigung über Schleswig und Holstein ist den beiden deutschen Mächten, denen die Herzogthümer in dem Wiener Frieden zugesprochen sind, noch nicht gelungen. Preußen zeigt Neigung zur Einverleibung derselben in seinen Staat, findet aber bei Oesterreich deswegen keine Unterstützung, weil dieses die dadurch vergrößerte Machtstellung in Deutschland befürchtet. Die übrigen europäischen Großmächte sehen den Verhandlungen darüber zwischen den beiden deutschen Mächten zu, ohne dieselben zu beeinflussen. Auch Napoleon hat in seiner Thronrede den Standpunkt strenger Neutralität in dieser Frage nicht verlassen; aber es scheint doch, daß er Preußen einen nicht mißzuverstehenden Wink hat geben wollen, wenn er das Recht der Bevölkerung, über die staatliche Zukunft mitzubestimmen, abermals betont hat. Und nicht minder bedeutsam mag es Manchem erscheinen, wenn Napoleon so nachdrücklich hervorhebt, daß die französischen Truppen bald von allen Seiten nach Frankreich zurückkehren würden. Braucht der französische Kaiser seine Truppen nicht mehr in Asien, Mexiko, Italien zu verwenden, nun so stehen sie ihm unter Umständen für andere Fälle zu Gebot, und dieser Umstand wird jedenfalls dazu beitragen, der Stimme Frankreichs in den Angelegenheiten, die Europa interessiren, erhöhtes Gewicht zu geben.
- In Paris soll jetzt ein großer Arbeitertag abgehalten werden. Der Kaiser hat den Präsidenten des Arbeitervereins zu Hannover eigens dazu einladen lassen und ihnen von Straßburg ab Gastfreundschaft angeboten. Er hat sich über diesen Verein im vorigen Jahre Bericht erstatten lassen und ist sehr davon befriedigt. Die Geladenen sind bereits nach Paris abgereist.
- Die feuerspeienden Berge Aetna und Vesuv wechseln einstweilen mit einander ab, um die Leute in Neapel und Sicilien in Schrecken zu setzen. Der Aetna speit aus vier Schlünden und hat bereits drei tiefe Thäler mit Lava ausgefüllt.
- In Berlin und Umgegend treten in diesem Winter die natürlichen Menschenblattern in beunruhigender Weise auf. Seit mehreren Jahren kehren sie immer wieder und sprechen allen Mitteln Hohn.
- Im Palaste Farnese zu Rom, den der vertriebene König Franz von Neapel bewohnt, geht es jetzt außerordentlich lebhaft zu. Man soll nichts anderes im Schilde führen, als eine Revolution auf der Insel Sicilien anzuschüren. Die schlauen Engländer haben wieder die Hände im Spiel.
- Der Krieg zwischen Paraguay und Brasilien hat begonnen. Eine paraguay'sche Flotte mit 2000 Mann an Bord hat den Befehl erhalten, sich der reichen brasilianischen Provinz Metto Grosso zu bemächtigen. Die Verkündigung der Freiheit aller schwarzen wird die erste Maßregel des Heeres von Paraguay sein.
- Im Zuchthause zu Brünn hat ein Sträfling vor einigen Tagen in einer Lotterie 40,000 fl. gewonnen.
- Die Kaiserin kommt in's Vaudevilletheater! So hieß es in Paris. Alle Räume des Theaters waren bis hinauf zum Juchhe voll gestopft. Die Kaiserin kam, aber nicht sie war die Gefeierte des Tages oder der Nacht, sondern eine schöne Dame, die nicht weit von ihr in einer Loge saß und sich durch ihre geschmackvolle Toilette und ihren Brillantschmuck auszeichnete. Ihr zur Seite saß ihr Gemahl, ein junger Mann, der vor Freude strahlte, daß sich aller Augen nach seiner schönen Ehehälfte und nicht nach der Kaiserin richteten. Der erste Akt war vorüber, und der glückliche Ehemann ging, um ein Glas Punsch zu trinken. Mittlerweile trat ein Cavalier der Kaiserin in die Loge und erbat sich zur Ansicht für die Kaiserin ein's von den prächtigen Ohrgehängen. Mit dem größten Vergnügen wird der Schmuck abgelöst. Der Mann kommt zurück und die Frau erzählt, was ihr für ein Heil widerfahren sei. Du bist betrogen, ein Gauner hat deinen Ohrenschmuck geraubt. Und so war es auch, denn die Kaiserin ließ versichern, daß sie keinen Cavalier gesendet habe. Tags darauf geht der Mann auf die Polizei, um den Raub zur Anzeige zu bringen. Er ist kaum nach Hause, da stellt sich ein Mitglied des Polizeiamtes ein und erbittet sich im Namen des Polizeichefs den andern Ohrring zur Vergleichung, denn man habe den Gauner eingezogen. Mit dem größten Vergnügen, antwortete der vorsichtige Gemahl und gibt auch den andern hin. "Du bist betrogen," sagt ihm seine schöne Frau. Und so war es. Der Schmuck war dahin und die Eheleute hatten sich nichts vorzuwerfen.
- Berlin. Eine ergreifende Scene trug sich bei dem letzten Lazarethbesuch des Königs zu. Der König erblickte einen Mann, der beide Arme und Beine verloren hatte. Der König fragte ihn, ob er irgend einen Wunsch habe. Der Verstümmelte antworteten Majestät lassen Sie mich erschießen.- Tief erschüttert antwortete der König, daß er diesen unchristlichen Wunsch nicht erfüllen könne. Hierauf brach der Unglückliche in Verwünschungen aus gegen den Arzt, der ihn geheilt hatte. Der König wandte sich ab und weinte.
- Der verstorbene Friedrich Gleich, Theaterdirektor, Buchhändler und Literat, kam einst auf der Reise in das Polizeibureau einer kleinen Stadt, um sich wegen seines Passes zu erkundigen. "Wie heißen Sie?" fuhr ihn der grobe Polizist an - "Gleich." - "Nun also?" - Gleich, Gleich!" - "Nun, so machen Sie doch, zum Donnerwetter!"- "Ja doch! Gleich!" - "Wie sie heißen, will ich wissen !" "Gleich!" - "Herr, machen Sie, daß Sie fortkommen!" - "Gleich," erwiderte der Schriftsteller trocken und zog sich zurück.
- Vor einigen Jahren gerieth die Lyoner Post während eines Unwetters in einen furchtbar ange=

[ => Original lesen: 1865 Nr. 13 Seite 2]

schwollenen Bergstrom und drei Passagiere und der Postillon ertranken. Unter den ertrunkenen befand sich der Musterzeichner Bouquet und dessen Erben strengten einen Prozeß gegen die Post an. Am 13. Januar d. J. erkannte ihnen das Civilgericht des Seine=Departement eine Entschädigung von 30,000 Franks zu.
- Graf Rechberg baut seine kürzlich nieder gebrannte alte Stammburg Hohenrechberg wieder auf. Bekanntlich zündete der Blitz das Schloß im vorigen Monat.
- Ole Bull, der berühmte norwegische Geiger, ist nach einem Menschenalter wieder in Berlin angekommen und aufgetreten.
- Es steht zu fürchten, daß unsere Advocaten nach England auswandern, wo juristischer Rath nach Pfunden und Centnern bezahlt wird. Unter 2 Guineen (13 Thlr. 16 Schilling (Mecklenburg) ) kann man einem Advocaten gar nicht geben und wenn er nur mit dem Kopfe genickt und geschüttelt hat; denn auch das wird als Kopfarbeit bezahlt. Und was für sonderbare Posten stehen auf englischen Advocatenrechnungen z. B. Erfrischungen. Der Advocat Parry, der Vertheidiger Franz Müllers, berechnete 28 Guineen allein für "tägliche Erfrischungen" während der öffentlichen Schlußverhandlungen. Der deutsche Rechtsschutzverein hatte nicht 1000, sondern gegen 3000 Pfund in diesem einzigen Processe zu zahlen.
- Auch in China geschehen Zeichen und Wunder. Als voriges Jahr Wanderer zur chinesischen Mauer kamen, prallten sie fast erschrocken zurück vor mächtigen schwarzen menschlichen Figuren, die mit heiterer Würde auf sie niederschauten. Götter der Barbaren riefen sie und bezeigten ihnen gerne ihre Ehrfurcht. Die Kunde von dem Wunder an dem uralten Heiligthum des Reichs durchlief das Land und Tausende von Wallfahrern besuchten die fremden Götter. In Berlin glaubt man nicht an Wunder und weiß andere Lösung. Das preußische Schiff Arcona kam auf seiner Reise um die Welt an der chinesischen Mauer vorüber; die jungen Officiere besuchten dieses Weltwunder und malten in guter Laune Schultze und Müller, das würdige Freundespaar ihres heimischen Kladderadatsch in Oelfarbe an die Mauer.


Der verhängnißvolle Schatten.
[Erzählung]
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1865 Nr. 13 Seite 3]

Der verhängnißvolle Schatten.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]


Verkaufsanzeigen.

Holzverkauf.
Unter den bekannten Bedingungen sollen gegen baare Zahlung meistbietend verkauft werden am Dienstag, den 28. Februar:
in den Palinger Tannen

23 1/2 Faden tannen Knüppelholz.

[ => Original lesen: 1865 Nr. 13 Seite 4]

Versammlung der Käufer Morgens 10 Uhr am Palinger Zuschlage auf dem Wege von Schlutup nach Palingen; am Donnerstag, den 2. März
in den Hohenmeiler Tannen

60 bis 80 Faden tannen Kluft= und Knüppelholz.
Versammlung der Käufer Morgens 10 Uhr beim Hohenmeiler Forstgehöfte.
Schönberg, den 23. Februar 1865.
Danckwarth.


Am Dienstag, den 28. d. M., Morgens von 9 Uhr an, sollen im hiesigen Kruge in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:
3 Laden, 1 neue Wiege, 1 silb. Taschenuhr, 2 Schränke, 1 Schiebkarre, 1 Backtrog, gute Manns= und Frauen=Kleidungsstücke, Fußzeug und allerlei Haus= und Küchengeräthe.
Carlow, den 22. Februar 1865.
Struck, Landreiter.


Gesucht zu Ostern: Ein mit guten Schulkenntnissen ausgerüsteter Lehrling von Chr. Callies.
Dassow.


Club im Haus des Herrn Aug. Spehr am Mittwoch, den 1. März 1865, Mittagsessen 3 Uhr.


Einfache und doppelte Bruchbänder, Suspensorien, Fundanellbinden, Runde= und Flügel=Mutterkränze zum Stellen, Milchpumpen, schwarze giftfreie Warzendeckel, Klystirspritzen, sehr gut zum Selbstklystiren, Wundspritzen zum jeglichen Gebrauch und echte giftfreie sehr starke Milchsauger sind stets zu haben bei Emil Jannicke, Bandagist u. Handschuhmacher.
Schönberg.


Von einer Lungentzündung, die mir wirklich schlecht geheilt war, behielt ich noch lange Zeit Athmungsbeschwerde und stellte sich vor einigen Wochen sogar wieder Blutspeien ein. Auf den Rath eines Freundes entnehme ich von Herrn Deckert in Thorn eine Flasche Mayer'schen weißen B.=Syrup, und da sich nach dessen Gebrauch das Blutspeien sofort legte und ich die gute Wirkung dieses Mittels schon gleich fühlte, kaufte ich noch eine zweite Flasche, nach deren Gebrauch ich mich jetzt so wohl und so leicht fühle, wie in meinen jungen Jahren. Dies zur Steuer der Wahrheit und auf den Wunsch des Kaufmanns Deckert.
Bromberger Vorstadt bei Thorn, 25. Juli 1864.
F. Tuzbock, Gastwirth.
Dieser weiße B.=Syrup aus der Fabrik von H. A. W. Mayer in Breslau ist stets ächt und frisch zu beziehen durch die alleinige Niederlage für Schönberg beim Buchbinder C. Sievers.


Einen klaren Beweis der heilkräftigen Wirkung des Hoff'schen Malztextrakt=Gesundheitsbieres
bietet das nachstehende Schreiben von geschätzter Hand: Herrn Hoflieferanten Hoff in Berlin, Neue Wilhelmsstr. 1.
Gnesen, 15. Dezbr. 1864.
Sehr gern bestätige ich die gute Wirkung Ihres Fabrikats, des Malzextrakt=Gesundheitsbiers, das auch bei meiner Frau sich vollkommen bewährte, indem sie, durch Brust= und Lungenleiden ganz entkräftet, nach dem Genusse Ihres Gesundheitsbiers wieder zu Kräften kommt und vom Husten und Auswurf nicht in dem Maße wie früher gequält wird. Ich bitte Sie, eine gleiche Sendung von 50 Flaschen dieses Extraktes und eine zweite von 30 Flaschen für einen andern Patienten, der die gute Wirkung des Bieres bei meiner Frau wahrnehmend, solches verlangt, durch - - - mir recht bald gefälligst zukommen zu lassen.
Leopold Lüer. Berlin, den 27. Novbr. 1864.
"Nachdem ich schon vor 2 Jahren 6 Wochen lang Ihr treffliches Malzbier getrunken habe, sehe ich mich genöthigt, wieder zu demselben meine Zuflucht zu nehmen. Ein schon seit Wochen anhaltender Magenhusten bei starker Verschleimung hat mir viel Kräfte gekostet und hoffe ich, durch Gebrauch Ihres stärkenden Bieres die mir zu meinem Berufe nöthige Kräftigung wieder zu erlangen."
Wilh. Hensel, Domkandidat im Königl. Domstift hierselbst, Oranienburgerstr. 46.
J. Hoff's. Präparate sind zu beziehen durch Herrn Wilh. Heincke in Schönberg.


Meteorologische Beobachtungen in Schönberg.
Febr.
1865
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
21.
22.
23.
37.12
40.81
41.35
-5.8
-8.8
-8.0
-2.8
-1.0
-0.4
NNW
NW
S
1
1
1
trübe.
heiter.
wolkig.

Am 21. Abd. 10 Uhr ein Nordlicht.
* Das Vorzeichen - vor den Ziffern der höchsten Wärme vom 17. bis 20. Febr. mußte fehlen. (Druckfehler.)


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck
Weitzen-Taler (Mecklenburg)40 - 52Schilling (Mecklenburg)
Roggen-Taler (Mecklenburg)36 - 40Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)30 - 34Schilling (Mecklenburg)
HaferTaler (Mecklenburg)26 - 28Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)40 - 48Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)44 - 64Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)40 - 44Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapsaatTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)17 - 19Mark (Lübeck)
Butter13Schilling (Mecklenburg)pr.Pfund
Kartoffeln pr. Faß6Schilling (Mecklenburg).


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren: D. 10. Februar dem Schuhmachermeister Hagen hies. ein Sohn. - D. 11. ein unehel. Sohn zu Westerbeck. D. 12. dem künftigen Schulzen Grevsmühl zu Retelsdorf ein Sohn. - Zwei unehel. Söhne (Zwillinge) vor Schönberg. - D. 15. dem Arbtsm. Wienck hies. ein Sohn. - D. 16. dem Webermeister Trehms vor Schönberg ein Sohn. - D 15. dem Arbtsm. Wilms zu Resdorf ein Sohn. - D. 18. dem Schleifer Peters hies. eine Tochter. - D. 22. eine unehel. Tochter vor Schönberg.

Gestorben: D. 13. Februar Hans Jochim Kalkhorst, Hirte zu Kl. Bünsdorf, 71 J. alt. - Maria Elisabeth Höpke, Arbm.tochter zu Gr. Siemz, 5 Wochen alt. - Den 16. Febr. Peter Heinrich Hundt, Maurergesell zu Kl. Siemz, 23 J. 7 M. a. - D. 16. Dorothea Sophia Freitag, geb. Schleuß Tischlermeisterswittwe hieselbst, 83 J. 9 M. alt.

Sonntag, den 26. Februar.
Vormittagspredigt: Pastor Fischer.
Nachmittagspredigt: Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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