No. 15
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 03. März
1865
fünfunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1865 Nr. 15 Seite 1]

- Die preußischen Forderungen in Betreff der Herzogthümer sind folgende: Die Territorialhoheit über Rendsburg, die Insel List und die Ufer des künftigen Nord=Ostseecanals, das Recht Matrosen auszuheben, die unbeschränkte Verfügung über die Truppen der Herzogthümer im Kriegsfalle, die Stellung derselben unter preußischen Oberbefehl im Frieden, die Verwaltung des Post=, Zoll= und Telegraphenwesens, die Vortheile aus dem Nordostseecanal und der Eintritt der Herzogthümer in den Zollverein. - Wenn diese Forderungen die Anerkennung Oesterreichs finden, so will Preußen die Herzogthümer einen selbständigen Staat werden lassen. - Dem deutschen Bunde spricht Preußen dann die Entscheidung zu, wer in Holstein regieren soll, über Schleswig hätten Oesterreich und Preußen zu bestimmen.
- Als Veranlassung zu dem Schloßbrande in Braunschweig hält man eine Explosion von Heizröhren. Des Hofballes wegen, um die Räumlichkeiten gehörig zu erwärmen, wurden die Räumlichkeiten mit ungewöhnlich heißer Luft beladen, und so entstand möglicherweise an einer stark benutzten Stelle eine Sprengung. Wie schnell das Feuer um sich griff, beweist der Umstand, daß die ganze Garderobe, die Wäsche und die Bibliothek des Herzogs in wenig Minuten von den Flammen verzehrt war und Se. Hoheit nach dem Balle an Kleidern nichts besaß, als was er eben trug. Des Herzogs Papiere in dem "feuerfesten" Schranke sollen sämmtlich verbrannt, die Goldstücke in Klumpen geschmolzen, die Diamanten unversehrt sein. Das Schloß war nicht versichert, auch die Mobilien sollen nicht versichert gewesen sein.
- Die Grabeskirche in Jerusalem ist so baufällig, daß alle Reparaturen nichts mehr helfen wollen. Die Kaiserin Eugenie hat daher den Plan gefaßt, eine neue Kirche welche allen christlichen Bekenntnissen Raum biete, mit Hülfe aller europäischen Fürstenfrauen aufbauen zu lassen. Die Einladung zur Betheiligung ist bereits an mehrere Königinnen ergangen. Die Königin von Hannover soll geantwortet haben, daß dieser Gedanke dem Wunsche ihrer Seele ganz entsprochen habe.
- Der Papst will es mit zwei Kaisern zugleich aufnehmen, mit dem Kaiser Napoleon und mit dem Kaiser Max von Mexiko. Mit jenem ist er unzufrieden, weil er seine Truppen aus dem Kirchenstaat ziehen will und mit diesem, weil er die Kirchengüter zu Staatseigenthum erklärt. Die Bulle ist ausgearbeitet und soll in dem nächsten Consistorium zum Vortrag kommen.
- Der König von Italien hat sich mit Turin wieder ausgesöhnt. Er ist auf vieles Bitten wieder dahin zurückgekehrt und von den Arbeitern und der Nationalgarde mit großem Jubel empfangen.
- Der deutsche Bundestag wird am 15. Juni seinen 50. Geburtstag feiern.
- Davis, der Präsident der amerikanischen Südstaaten hat auf den 10. März einen allgemeinen Buß= und Bettag ausgeschrieben.
- In einer Stadt von Unterfranken sollen die ersten Störche angekommen sein.
- Am 1. Mai 1867 wird in paris wieder eine Weltausstellung für Kunst, Gewerbe und Landwirthschaft stattfinden. Prinz Napoleon ist zum Präsidenten der Commission ernannt worden.
- Der größte Arbeiterfreund im Königreich Hannover ist Georg Egestorff. Er beschäftigt mehr als 2000 Arbeiter und sorgt für sie. Er verausgabt jährlich 700,000 Thlr. und gibt 45,000 Thlr. Steuern. Er ist auch der Begründer der Volksspeiseanstalten. Jetzt hat er an eine Freischule für 80 Arbeiterkinder errichtet und ein Capital von 8,000 Thalern niedergelegt, um von den Zinsen die Lehrer zu besolden.
- Im Circus Carré in Berlin zeigt sich gegenwärtig die Schwester der Julia Pastrana, Zenona Pastrana. Dieses merkwürdige Naturkind hat unlängst in den Vereinigten Staaten durch ihre monströse Körperform das größte Aufsehen gemacht. Zenona Pastrana ist das vollkommene Ebenbild ihrer Schwester. Sie ist 16 Jahr alt, 5 Fuß groß, ebenmäßig und gut gebaut; ihr Kopf ist mit langen, seidenweichen, schwarzen Haaren bedeckt, statt der Stirn und Kopfhaut umschließt den ganzen Schädel eine mehrere Linien dicke Fleischwulst. Die Augenbraunen sind sehr stark und zusammengewachsen, die Augenlider groß und schwer und bedecken zum Theil die großen schwarzen Augen, die Nase bildet ein dicker, breiter Fleischklumpen ohne Knorpel, der Mund ist normal mit aufgeworfener, aber nicht, wie bei der Julia, hervorstehender Oberlippe. Das ganze Gesicht ist mit dichten, schwarzbraunen Haaren besetzt und ziert namentlich die Oberlippe und das Kinn ein voller schwarzbrauner Bart. Mit Ausnahme der Brust, der inneren Hand und der Fußsohle ist der ganze Körper mit Haaren bewachsen, Füße und Hände sind klein.
- Der Marschall Castellane hatte die Gewohnheit, sich sehr viel um das Privatleben seiner Offiziere zu kümmern. Diese seine Eigenschaft war sehr bekannt, und als einst ein Regiment von einer andern Stadt nach Lyon, wo er das Commando führte, beschlossen die Offiziere, ihm seine Wißbegierde dieser Art für immer zu verleiden. Der Marschall gab dem neuen Regimente eine Abendgesellschaft, ging von einer Gruppe zur andern, und hielt plötzlich einen Offizier an, den er auszufragen begann, ob ihm die neue Garnison gefalle, ob er Liebschaften, Schulden, Familie habe etc. "Mein Vater ist im Invalidenhause", entgegnete der Offi=

[ => Original lesen: 1865 Nr. 15 Seite 2]

zier erröthend. - "Ein Tapferer, einer meiner Waffengefährten, gut, und Ihre Mutter?" - "Sie ist todt, Marschall." - "Verzeihen Sie, mein Freund, daß ich so traurige Erinnerungen erweckt habe, und sie haben weder Bruder noch Schwester?" - Der Offizier seufzt schwer. "Um Verzeihung, Marschall, doch, ich habe eine Schwester." - "Ach, und was macht sie, ist sie verheiratet?" - "Mein Gott, nein, nein . . sie . . sie ist auf Abwege gerathen." - "O weh, da habe ich einen unglücklichen Griff gethan," denkt der Marschall, und wendet sich verlegen an einen andern Offizier, dem er die nämlichen Fragen verlegt. Der zweite Offizier antwortete ihm ganz in derselben Weise, daß sein Vater bei den Invaliden, seine Mutter gestorben und die Schwester auf Abwege gerathen sei. "Das ist ja ein ganz eigenthümliches Zusammentreffen, denkt der alte Castellane bei sich - "nun, möglich ist es schon, es begegnen Einem oft seltsame Dinge." Damit wendet er sich an einen Dritten Offizier, der ihm dieselben Antworten giebt, wie der erste und zweite. Jetzt stieg ihm ein Argwohn auf, und er packt ziemlich barsch einen vierten Offizier am Arm, den er anschreit: "Lebt Ihr Vater noch?" - "Marschall, er ist im Inv . . . " - "Genug! ich weiß schon, und Ihre Mutter ist todt, Ihre Schwester ist auf Abwege gerathen, nicht wahr?" ruft er mit immer steigender Wuth. "Meine Herren, sie haben alle zusammen einen Monat Arrest wegen - Familienangelegenheiten!"
- Die Erben eines reichen Kaufmanns in Naumburg, auf eine reiche Baarschaft hoffend, hatten nach dem Tode ihres Verwandten außer dem großen massiven Wohnhause nichts weiter vorgefunden, als ein Packet Kassenbillets, etwa im Betrage von 500-600 Thalern, welche aber bei näherer Besichtigung längst außer Cours gesetzt waren. Wo aber war denn das Vermögen des Verstorbenen hingekommen? Das war eine Frage, die sich Niemand erklären konnte und auf die selbst eine sorgfältige Durchsuchung aller Räume des weitläufigen Gebäudes keinen Aufschluß gab. Die Erben haben seitdem Alles aufgeboten, um hinter das Geheimniß zu kommen, aber vergebens. Sie zögerten sogar mit der Veräußerung des Grundstücks, weil sie immer noch des Glaubens waren, daß der Schatz irgendwo darin verbogen sei. Endlich erinnerte man sich nun, daß der Erblasser in seinem letzten Willen die Bedingung gestellt hatte, daß er in seinem Hausrock begraben werde. Nichts war da natürlicher, daß sein ganzes in Papier bestehendes Vermögen in diesem Schlafrock verborgen war. Man suchte sich daher die Erlaubniß zur Oeffnung des Grabes auszuwirken, was man denn auch erlangt hat, und wirklich fanden sich in dem Hausrock des Verstorbenen zwischen Futter und Ueberzeug Staatspapiere im Werthe von 14,000 Thalern eingenäht so hat man den verschwundenen Schatz doch noch entdeckt.


Der verhängnißvolle Schatten.
[Erzählung]
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1865 Nr. 15 Seite 3]

Der verhängnißvolle Schatten.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]


Verkaufs=Anzeigen.

Holzverkauf.
Unter den bekanntem Bedingungen sollen gegen baare Zahlung Mittwoch den 8. März im Lankower Zuschlage und im Baalen:

30 Faden tannen Kluft= und Knüppelholz
meistbietend verkauft werden und wollen sich Kaufliebhaber Morgens 10 Uhr am Schlagbaum der Lankower Zuschlages auf dem Wege von Gr. Molzahn nach Lankow einfinden.
Schönberg den 1. März 1865.
Danckwarth.


[ => Original lesen: 1865 Nr. 15 Seite 4]

Vermischte Anzeigen.

Die diesjährige ordentliche März=Versammlung des landwirthschaftlichen Vereins f. d. Fürstenthum Ratzeburg wird am Donnerstag den 16. März d. J., Vormittags 11 Uhr, im Hause der Ackerbürgerwittwe Boye in Schönberg stattfinden.
Schönberg den 9. Februar 1865.
Namens des Vorstandes
R. Rackow, Adv. d. Z. Secretair.


Melis in Broden à Pfund 5 3/4 u. 6 Schilling (Mecklenburg)
Raffinade in Broden à 6 1/4 u. 6 1/2 Schilling (Mecklenburg) .
Bei Abnahme von mehreren Broden der Preis billiger.
Petroleum á Pfund 6 Schilling (Mecklenburg) empfiehlt
C. L. Creutzfeldt.


Für Confirmanden schöne schwarze Tuche und Bukskins, schwarze Kleiderstoffe in Thybet, Rips, Crêpe, Orleans und Paramatta, schwarze Seidenzeuge, Mantillen, sowie die neuesten Umschlagtücher bei Ludwig Creutzfeldt.


Die ächten nach der Composition des Königl. Professor Dr. Albers zu Bonn angefertigten rheinischen Brust=Caramellen sind in versiegelten rosarothen Düten zu 8 Schillingen - auf deren Vorderseite sich die bildliche Darstellung "Vater Rhein und die Mosel" befindet - stets zu haben bei
Wilh. Heincke.


Dem Herrn G. A. Mayer in Breslau kann ich mit Freuden bezeugen, daß sein von ihm fabricirter weißer B.=Syrup, welchen ich vom Kaufmann Herrn C. Rehfeld bezogen habe, nicht nur den glänzendsten Erfolg, sondern sogar ein Wunder an mir zur Folge hatte. Ich litt, so lange ich denken kann, an einem furchtbaren Husten, welcher mir sehr beschwerlich war. Dieser Husten wiederholte sich jeden Winter und sogar die mindeste Erkältung in anderer Jahreszeit machte mich leidend daran. Alle dagegen angewandten Mittel bleiben erfolglos, bis mir endlich der Mayer'sche weiße B.=Syrup dringend angerathen wurde. Und fast ein Wunder, kann ich sagen, nach dem Gebrauch von nur 2 halben Flaschen verließ mich das schreckliche Leiden und ist bis heute solches nicht wiedergekehrt.
Indem ich nun hier meinen Dank ausspreche, kann ich gleichzeitig die erstaunliche Wirkung dieses Syrups jedem ähnlich Leidenden empfehlen. Unruhstadt, Provinz Posen, 15. Octbr. 1864.
J. Riedel, Frau des Königl. Distrikts=Commissarius in Unruhstadt.
Dieser weiße B.=Syrup aus der Fabrik von H. A. W. Mayer in Breslau ist stets ächt und frisch zu beziehen durch die alleinige Niederlage für Schönberg beim Buchbinder C. Sievers. Preis 1/2 Flasche 1 Taler (Mecklenburg), 1/4 Flasche 24 Schilling (Mecklenburg) .


Am Montag, den 27. Februar, ist ein Umschlagetuch gefunden worden. Der Eigenthümer kann dasselbe gegen Erstattung der Insertions=Gebühren zurückerhalten bei Töpferwittwe Brämer.
Schönberg, den 2. März 1865.


Nachdem ich mich hieselbst als Schneidermeister etablirt habe, empfehle ich mich den geehrten Landleuten zur Anfertigung aller Herrenkleidungsstücke und verspreche prompte und reelle Bedienung.
Schneidermeister H. Ollrogge in Boitinresdorf.


Nach beendigter Inventur habe ich nachstehende Artikel zu Einkaufspreisen und darunter abzugeben:

1 Partie Kleiderstoffe, à Elle 5, 6, 7 und 8 Schilling (Mecklenburg) .
1 Partie Wollstoffe, zu Jacken und Mäntel passend, die Elle von 28 Schilling (Mecklenburg) an;
sowie mein bekanntes Manufacturwaaren=Geschäft unter Zusicherung reellster Bedienung bestens empfohlen halte.
Ergebenst Wilhelm Abels, Schönberg, im März 1865.


Einfache und doppelte Bruchbänder, Suspensorien, Fundanellbinden, Runde= und Flügel=Mutterkränze zum Stellen, Milchpumpen, schwarze giftfreie Warzendeckel, Klystirspritzen, sehr gut zum Selbstklystiren, Wundspritzen zum jeglichen Gebrauch und echte giftfreie sehr starke Milchsauger sind stets zu haben bei Emil Jannicke, Bandagist u. Handschuhmacher.
Schönberg.


Photographische Portraits
= im Visitenkarten Format =
nach der Natur aufgenommen von
Carlotta Patti
H. Vieuxtemps, Brassin & Ferranti
à 10 und 12 Schilling (Mecklenburg)
Photographien (en Visites) von Regenten, Regentinnen, Dichter, Componisten, Schauspieler, Statuetten,
Genre Bilder, religiöse Bilder
= à 5 und Schilling (Mecklenburg) =
empfiehlt in grosser Auswahl und versendet zur Ansicht und Wahl
F. W. Kaibel's, Kunst-Handlung in Lübeck.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Sonntag, den 5. März.
Vormittagspredigt: Pastor Kaempffer.
Nachmittagspredigt: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Meteorologische Beobachtungen in Schönberg.

Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
28.Fbr.
1.März
2.März
34.30
32.00
33.61
-1.5
0.5
0.5
1.7
3.5
2.5
O
O
O
0
0
0
wolkig.
Nebel, bedeckt
Nebel, bedeckt


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck
Weitzen-Taler (Mecklenburg)40 - 52Schilling (Mecklenburg)
Roggen-Taler (Mecklenburg)36 - 40Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)32 - 34Schilling (Mecklenburg)
HaferTaler (Mecklenburg)24 - 29Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)40 - 48Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)44 - 72Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)40 - 44Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapsaatTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)17 - 19Mark (Lübeck)
Butter13Schilling (Mecklenburg)pr.Pfund
Kartoffeln pr. Faß6Schilling (Mecklenburg).


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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