No. 10
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Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. Februar
1865
fünfunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1865 Nr. 10 Seite 1]

- Der Kampf, den das preußische Abgeordnetenhaus gegen die Regierung namentlich wegen der Militair=Reorganisation und des Budgets zu führen gedenkt, steht nahe bevor, da die betreffenden Angelegenheiten schon in den Special=Commissionen zur Berathung gebracht sind. Die Ansichten und Behauptungen, welche bisher in der Fortschrittspartei laut geworden sind, und welche auf eine große Entschiedenheit und Zähigkeit in der Behauptung des bisher eingenommenen Standpunktes schließen lassen, veranlassen die minist. Prov. Corr. zu einem Artikel, der mit dem Satze beginnt: Der Fortschrittspartei sind Preußens Finanzen zu gut geworden und mit den Worten schließt: sie will nicht, daß die Regierung in der glücklichen Finanzlage die Möglichkeit finde, eine kräftige und selbständige Politik trotz des Widerstrebens des Abgeordnetenhauses ruhmvoll durchzuführen, sie will nicht, daß das Land sich trotz des budgetlosen Zustandes glücklich fühle und erfreulich entwickele, - sie will nicht, daß unter einer von ihnen geschmähten Regierung der Wohlstand und die Ehre des Landes erblühen. Deshalb drängt sie dazu, daß das Abgeordnetenhaus die gute Finanzlage Preußens erschüttere und der bisherigen Entwickelung und Förderung von Handel und Wandel Hemmnisse bereite. Die Ueberschüsse und der Staatsschatz, um den uns die meisten Staaten beneiden, und alle unsere Steuerverhältnisse sollen in Frage gestellt werden, wenn die Regierung nicht zuvor dem Abgeordnetenhause nachgiebt etc.
- Vom Kriegsminister ist dem Abgeordnetenhause zwei wichtige Vorlagen gemacht worden, 1) die Militair=Novelle oder der Gesetzentwurf über die Verpflichtung zum Kriegsdienste und 2) der Gesetzentwurf, betr. die Versorgung der Militair=Invaliden und der Hinterbliebenen gefallener Soldaten. In dem ersten Entwurfe ist die Verpflichtung zum Kriegsdienst in der Armee, Flotte, im stehenden Heere und in der Landwehr von 19 auf 16 Jahre herabgesetzt; die Verpflichtung im stehenden Heere und in der Flotte dauert 7 Jahre, wovon die letzten 4 Jahre auf die Reservistenzeit fallen, in welcher der Soldat in die Heimath beurlaubt ist; die Verpflichtung bei Land= und Seewehr ist auf 9 Jahre vermindert, wovon 4 auf das erste Aufgebot, 5 auf das zweite kommen. Das Ausscheiden aus der Land= und Seewehr erfolgt mit dem vollendeten 36. Lebensjahre. Die Landwehr ersten Aufgebots soll künftig nur in sehr ernsten, das Vaterland bedrohenden Gefahren unter die Waffen gerufen werden.
- Die Waffenstillstands=Verhandlungen zwischen der Union und den Südstaaten sind abermals vollständig gescheitert, da Jefferson Davis die Unabhängigkeit des Südens als Grundlage aller Verhandlungen gefordert hat.
- Am 7. Februar ist das englische Parlament eröffnet worden.
- Die Stadt Wien ist von Berlin überflügelt worden. Wien zählt 550,241 Einwohner, Berlin 607,000.
- Der französische Hauptmann Bruxel diente im 20. Linienregiment und wurde in Algerien im Jahre 1831 von den Arabern gefangen genommen. In seinem Regimente glaubte man, es sei ihm der Kopf abgeschnitten, durch einen ganz besonderen Zufall war er diesem Schicksale aber entgangen. Auf Befehl des Stammoberhauptes, dessen Leute ihn gefangen hatten, wurde er 300 Stunden weit in's Innere gebracht, wo er zum Hüten des Viehs verwandt wurde. In dieser traurigen Lage verbrachte er volle 33 Jahre, ohne daß es ihm möglich war, seine Freiheit zu erlangen oder auch seiner Familie oder seinem Regimente Nachricht von seiner Existenz zukommen lassen zu können. Erst während des letzten Aufstandes, als die waffenfähige Mannschaft des Stammes, bei dem er verweilte, in den Kampf gezogen und deshalb die Aufsicht eine weniger strenge geworden war, gelang es ihm auf einem Kameele zu entkommen und die Westküste zu erreichen, von wo er auf einem Maltesischen Schiffe nach Cartagena in Spanien übergesetzt wurde. Von da begab er sich nach Dijon, wo sein Regiment steht, um nachzuweisen, daß er wirklich Bruxel sei.
- Die Modedamen in Paris tragen möglichst wirres Haar, aus welchem eine einzelne Locke bis zur Nase herabhängt; kleine Nasen stehen sich im Schatten, große werden beschattet. Die Franzosen nennen diese Frisur mal peigne, d. h. schlecht gekämmt; man mochte nachhelfen. Dazu werden möglichst kleine Hütchen getragen, welche mit ungeheuern Nadeln an dem Hinterkopf befestigt werden und wie Schwalbennester aussehen.
- Was für gute Zeiten die Klosterbrüder kurz vor der Reformation in deutschen Landen hatten, geht aus einem Sprüchwort hervor, das damals im Munde des Volkes war: "Wer einen Tag gut leben will, brate sich eine Gans, wer ein Jahr, nehme ein Weib; wer aber alle Tage und Jahre froh sein will, muß Mönch werden."
- Mademoiselle Paurelle, eine unbedeutende, aber hübsche Schauspielerin in Paris, paradirte neulich auf der Bühne in einem Kleide, das 6000 Fr. gekostet hatte, just so viel als ihre Gage für 2 Jahre beträgt und als vier Lieutenants oder zehn Schulmeister in einem Jahre zu verzehren haben. Die vornehmen Verehrer müssen die Kleider schaffen.
- Die Wölfe in Frankreich mehren sich in großartiger Weise; so haben in der Nähe von Lambex vier Wölfe eine 600 Stück starke Schafheerde angegriffen, 21 Stück erwürgt und 4 davon aufgefressen.
- Neues Gift. Der Bürgermeister eines Städtchens im Fulda'schen berichtete an die Behörde, daß dem Bürger N. N. sämmtliche Hühner mit "Postvorschuß" vergiftet worden seien. Die Staatsbe=

[ => Original lesen: 1865 Nr. 10 Seite 2]

hörde, dies unbegreiflich findend, ließ den Berichterstatter persönlich fordern, und stellte sich heraus, daß derselbe habe "Phosphorus" schreiben wollen.


Mittel gegen die Hundswuth.
Auszug aus einem Rescripte des preuß. Landrathes des Kreises Neumarkt in Schlesien.

1) Der Schäfer Vogt zu Pirschen, Kreis Neumarkt besitzt ein Geheimmittel gegen die Hundswuth, dessen Gebrauch sich in zahlreichen Fällen, sowohl als Cur= wie als Vorbeugungsmittel bewährt hat. Nachdem das Königl. Ministerium nach mehrfach vor längeren Jahren angestellten Versuchen von dem Ankauf des Mittels abstand, ist dem etc. Vogt gleichwohl auf eine Petition der betreffenden Kreisstände eine Allerhöchste Special=Concession zur Behandlung des Bisses wuthkranker Hunde ertheilt. 2) Das Mittel des etc. Vogt, aus einer Pille bestehend, kann nicht lange aufbewahrt, mithin nicht auf Vorrath verabfolgt werden, weil dessen Hauptbestandtheile (Maiwurm und Schlangenwurzel) frisch gesammelt wenden müssen. 3) Da die ersten Anzeichen der Hundswuth (unruhiger Schlaf, Mangel an Eßlust, innere Angst) frühestens 9-12 Tage, meistens erst vier bis fünf Wochen nach dem Bisse auftreten und mehrere Tage dauern, und das Mittel selbst noch im zweiten Stadium der Krankheit (beim Eintritt der Wuthanfälle und Wasserscheu) als erfolgreich sich gezeigt hat, so ist bei dem geregelten Post= und Telegraphen=Verkehr die rechtzeitige Beziehung des Mittels immerhin ermöglicht. Poststation für Pirschen ist Kostenblut, Telegraphenstation Neumarkt in Schlesien. 4) Die Pillen sind von dem etc. Vogt unter genauer Angabe des Zustandes, Alters, Geschlechts und der Constitution des Kranken für den Preis von 10 bis 15 Sgr. zu beziehen, einschließlich ausführlicher Gebrauchsanweisung. Die ärztliche Zustimmung zum Gebrauch ist den Anträgen beizufügen. 5) Vor Eintreffen des Mittels, resp. anderweiter ärztlicher Hülfe ist es gut, die Wunde mit gelindem Essig und Salz vermischt wiederholt auszuwaschen. 6) Nur wenn eine rechtzeitige Beziehung des Mittels unmöglich war und die 24- 48 Stunden dauernden Wuthanfälle bereits eingetreten sind, ist die Herbeirufung des etc. Vogt behufs Leitung der Cur und Beobachtung der Paroxysmen erforderlich. 7) Schließlich die Bemerkung, daß der etc. Vogt zur Zeit nicht geneigt ist, das Mittel zu veröffentlichen oder zu verkaufen.
Neumarkt in Schlesien.

Der königl. Landrath, v. Knebel=Doeberitz.


Der verhängnißvolle Schatten.
[Erzählung]
II.

[ => Original lesen: 1865 Nr. 10 Seite 3]

Der verhängnißvolle Schatten.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]


[ => Original lesen: 1865 Nr. 10 Seite 4]

Holzverkauf.
Unter den bekannten Bedingungen sollen am Sonnabend, den 18. Februar, in den Hohemeiler Tannen gegen baare Zahlung verkauft werden:

60 bis 80 Faden tannen Kluft= und Knüppelholz,
und wollen sich Kaufliebhaber Morgens 10 Uhr beim Hohemeiler Forstgehöfte einfinden.
Schönberg, den 13. Februar 1865.
Danckwarth.


Logo Vieh-Versicherungs-Verein
Vieh-Versicherungs-Verein Ratzeburg.

Vom 16. November v. J. bis heute sind nachstehende Schäden bei unserem Vereine angemeldet:
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Unsere Mitglieder werden ersucht, zur Deckung dieser Schäden einen Beitrag von 16 Schillingen pro 100 Thaler Versicherungssumme am Sonnabend, den 18. Februar d. J., Morgens 10 Uhr, im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 13. Februar 1865.

Direction des Vieh-Versicherungs-Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.


Die vermöge ihrer balsamischen Bestandtheile so höchst wohlthätig, verschönernd und erfrischend einwirkende Gebrüder Leder'sche balsamische Erdnußöl=Seife ist à Stück mit Gebr.=Anweis. 5 Schilling (Mecklenburg) - 4 Stück in einem Packet 16 Schilling (Mecklenburg) - fortwährend zu haben bei Wilh. Heincke.


Mit K. K. Oesterr. Privilegium und K. Preuß. Ministerial-Approbation.
Dr. Borchardt's aromatische Kräuterseife, zur Verschönerung und Verbesserung des Teints und erprobt gegen alle Hautunreinheiten; (in versiegelten Original=Päckchen à 10 Schilling (Mecklenburg))
Dr. Suin de Boutemardt's aromatisch. Zahn=Pasta, das universellste und zuverlässigste Erhaltungs= und Reinigungs=Mittel der Zähne und des Zahnfleisches; (in 1/1 und 1/2 Päckchen à 20 und 10 Schilling (Mecklenburg)).
Professor Dr. Lindes Vegetabilische Stangen=Pomade, erhöht den Glanz und die Elastizität der Haare, und eignet sich gleichzeitig zum Festhalten der Scheitel; (in Originalstücken à 12Schilling (Mecklenburg)).
Apotheker Sperati's Italienische Honigseife, zeichnet sich durch ihre belebende und erhaltende Einwirkung auf die Geschmeidigkeit und Weichheit der Haut aus; (in Päckchen zu 4 und 8 Schilling (Mecklenburg)).
Dr. Hartung's Chinarinden=Oel, zur Conservirung und Verschönerung der Haare; (in versiegelten und im Glase gestempelten Flaschen à 20Schilling (Mecklenburg)).
Dr. Hartung's Kräuter=Pomade, zur Wiedererweckung und Belebung des Haarwuchses; (in versiegelten und im Glase gestempelten Tiegeln à 20 Schilling (Mecklenburg)).

Aecht werden die obigen, durch ihre anerkannte Solidität und Zweckmäßigkeit auch in hiesiger Gegend so beliebt gewordenen Artikel in Schönberg nach wie vor nur allein verkauft bei J. P. Bade.


Verlosung von Kunstwerken für die evangelische Kirche in Salzburg.

Vor nunmehr zwei Jahren erging von der Salzburger evangelischen Gemeinde ein Hülferuf, sie bei der Erbauung einer Kirche zu unterstützen. Demzufolge bildete sich hier ein Centralausschuß, um durch Sammlung und Verloosung von Kunstwerken die Mittel zu jenem Zweck zu beschaffen. Die deutschen Künstler und einzelne Kunstfreunde haben unserm Aufrufe bereitwillig entsprochen und indem sie die Mittel boten, den Gedanken zur That werden zu lassen, ein Zeugniß edelster Humanität gegeben.
Auch in Schwerin hat sich ein Comité unter dem Vorsitz der Herren Oberhofprediger Jahn, Superintendent Karsten und Kammerath Baron von Nettelbladt gebildet, von diesen Loose überall hin versandt und sind solche in Schönberg beim Buchbinder Bade für 32 Schilling (Mecklenburg) zu haben.
Wer immer seinen Glauben treu und heilig, wer die Freiheit seiner Ueberzeugung und seines Gewissens für sein unantastbares Gut hält, der wird die Hand bieten und ächt brüderliche Liebe bethätigen.


Ein Sohn rechtlicher Eltern, der Lust hat das Cigarrenmachen zu erlernen, kann Ostern in die Lehre treten bei H. Krellenberg.
Schönberg.


Neuer Beweis über die heilkräftige Wirkung des Hoff'schen Malzextrakt=Gesundheitsbiers (aus der Brauerei Neue Wilhelmsstr. 1.)
Tecklenburg, den 23. August 1864.
"Die kleine Quantität Ihres Gesundheitsbiers, welche Sie mir jüngst auf meinen Wunsch überschickten, hat bei meinem schwächlichen Töchterchen eine so vortreffliche Wirkung hervorgerufen, daß ich Sie ersuchen muß, mir gefälligst recht bald noch 12 Flaschen zukommen zu lassen etc."
Freiherr zu Inn= und Knyphausen.
Niederlage in Schönberg bei Herrn Wilh. Heincke.


Meteorologische Beobachtungen in Schönberg.
Febr.
1872
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
10.
11.
12.
13.
41.93
43.14
41.56
42.4
-7.6
-8.8
-8.6
-10.4
-4.2
-2.4
-3.6
-6.4
N
ONO
ONO
ONO
1
2
1
1
wolkig.
ziem. heiter.
trübe.
ziem. heiter.

Am 9ten 28.4 am 10ten 13.7 Kubikzoll Wasser aus dem pro. Quadratfuß gefall. Schnee. - Am 13. Nm. 2 Uhr 2 Nebensonnen.


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck
Weitzen-Taler (Mecklenburg)36 - 52Schilling (Mecklenburg)
Roggen-Taler (Mecklenburg)36 - 40Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)30 - 34Schilling (Mecklenburg)
HaferTaler (Mecklenburg)24 - 28Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)36 - 46Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)40 - 64Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)40 - 44Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapsaatTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)17 - 19
Butter12Schilling (Mecklenburg)pr.Pfund
Kartoffeln pr. Faß6Schilling (Mecklenburg).


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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