No. 9
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. Februar
1865
fünfunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1865 Nr. 9 Seite 1]

Es wird hierdurch zur Kenntniß der sämmtlichen Zunft=Genossenschaften gebracht, daß, nachdem der Amtmann Zimmermann in Ruhestand versetzt und als Zunftpatron entlassen worden, nunmehr der Amtsverwalter Hahn hieselbst wiederum zum Zunft=Beisitzer bestellt worden ist.
Schönberg, den 8. Februar 1865.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen.


- Die preußische Regierung soll die Oberbeamten zu Gutachten über die Aufhebung des Salzmonopols aufgefordert haben. Der betreffende Antragsteller im preuß. Abgeordnetenhause weist nach, wie dieses drückendste aller Monopole die Entwickelung der Landwirthschaft und der Gewerbe schwer beeinträchtigt. Kohlen, Eisen und Salz, meint er, müßten frei sein, wie die Luft; dann erst können wir mit England gleicher Schritt halten.
- Während die Gerüchte von einem bald zu erwartenden Friedensschluß zwischen dem Norden und Süden der Vereinigten Staaten Nordamerika's immer mehr an Wahrscheinlichkeit gewinnen, ziehen sich über den neuen Kaiser von Mexiko dunkle Wolken zusammen. Der republikanische Sinn der Amerikaner will kein neues Herrscherhaus im Nachbarstaate aufkommen lassen. Bei Gelegenheit der Verhandlungen im Senate zu Washington über die Errichtung von Consulaten in Mexiko, beantragte ein Senatsmitglied statt Mexiko "mexikanische Republik" zu setzen und fügte hinzu: es giebt in Mexiko zwei Regierungen, wir können nur die republikanische anerkennen, wir haben mit dem Kaiserreiche nichts zu thun. - Vielleicht gar, daß die jetzt noch im blutigen Kampfe befindlichen Heere sich unter einer Fahne, und zwar gegen das Kaiserreich Mexiko, vereinigen. Ob Napoleon seinen Schützling gegen einen solchen Feind schützen wird?
- Victor Emanuel hat seine bisherige Hauptstadt Turin verlassen und ist nach Florenz, der künftigen Hauptstadt von Italien, gereist. So bald sollte die Hauptstadt nicht verlegt werden, aber die Turiner machten's dem Könige zu arg. Bei dem letzten Hofballe wurden die Gäste des Königs auf dem Schloßplatze von der erbitterten Menge empfangen und zum Zurückfahren und Gehen gezwungen; wer doch in das Schloß marschirte, wurde auf dem Rückwege insultirt.
- In Paris geht das Gerücht, der Kaiser wolle bei seinen Lebzeiten seinen Sohn als Napoleon IV. auf den Thron setzen und ihn mit einem Regentschaftsrath umgeben, an dessen Spitze der Prinz Napoleon stehe.
- Die Gräfin Danner hat den Wittwenstand satt, sie will sich mit einem schwed. Grafen Silfwerstolpe wieder vermählen.
- In Braunschweig ist der Reiter Adam Müller, der letzte von den "Schwarzen Husaren" des Herzogs Friedrich Wilhelm, in seinem 83. Jahre zum großen Appel abberufen worden.
- Der Eisenbahn=Director Albert in Schwerin, der die dortigen Verkehrsverhältnisse vielleicht am besten beurtheilen kann, hat den Bau der Lübeck=Kleinener=Eisenbahn für eigene Rechnung den Actionairen der mecklenburgischen Eisenbahn empfohlen, er sieht das Unternehmen also als ein Gewinn verheißendes an; dies wurde nämlich kürzlich von anderer Seite in Abrede gestellt.
- Aus der Walachai ist in englische Seen ein Fisch eingeführt, der rasch wächst und 300 Pfund schwer werden kann und bei reichlichem Futter in vier Jahren 56 Pfund zunimmt. In seinen Gewohnheiten gleicht er viel unserm Aal.
- Seit dem 1. Februar ist der Aetna in Sicilien in bedenklicher Laune; er stößt ganze Ströme Lava aus.
- Miß Howard war, wie die Franzosen sagen, Louis Napoleons schöne Freundin, bis er Kaiser wurde und die Gräfin Eugenie Montijo zu seiner Gemahlin erhob. Da nahm sie sich, um ihren Namen zu verlieren, den Engländer Trelawny zum Manne. Der Engländer ließ sich die reiche Frau gefallen und reiste in der Welt umher und schickte nur immense Rechnungen seiner Frau nach Versailles. Frau Trelawny überlegte sich's, daß sie ohne Mann und Wechsel bequemer lebe und ließ sich scheiden, jedoch mit Behaltung des Namens, und nachdem sie die Skrupel der Richter beseitigt.
- In der Schweiz im Canton Wallis wird ein schmählicher Handel mit Kindern getrieben. Auf dem Bahnhofe zu Lausanne sah man kürzlich einen Auswanderer, der nach dem Senegal ging und 9 Mädchen von 8-13 Jahren bei sich führte. Es waren theils uneheliche, theils Waisenkinder, die er in einigen dortigen Gemeinden gekauft hatte.
- Die Nordschleswigsche Eisenbahn ist durch den Sturm seit dem 2. Februar so verschneit, daß man die Züge einstellen mußte, da das Schneeschaufeln ohne Erfolg blieb.
- Die ärztliche Praxis in Baiern ist für den ganzen Umfang des Landes freigegeben worden.
- Nur baar! Ein Handwerksbursche aus Sachsen kommt an eine Fähren: Mei kutester Herr Fährmann, möchten Se mich nicht die Gefälligkeit haben, mich dort rüber zu führen? Ich hawwe aber keen Geld und kann erst bezahlen, wenn ich

[ => Original lesen: 1865 Nr. 9 Seite 2]

retour kommen thue! Nee, lieber Freund! In unserm Geschäft wird nur gepumpt, wenn's Schiff ä Loch hat!
- Vor einiger Zeit traf mit dem Dampfer von Dover ein Fremder in Havre ein, derselbe war elegant gekleidet und ließ eine schwere Bagage sich nachtragen. Er ließ sich einen Gasthof zeigen, dessen Adresse er bei sich trug, setzte sich an die Table d'Hote und speiste wie ein Lord. Beim Dessert wandte er sich an einen Nachbar, der während der Tafel sehr zuvorkommend gegen ihn gewesen war und fragte: "Können Sie mir einen Banquier nachweisen, bei dem ich Wechsel diskontiren kann?" -"Ich bin selbst Banquier und wenn es Wechsel von guten Firmen sind, werde ich solche gern annehmen." - "Ei, das ist herrlich, sollen wir gleich gehen?" Als die Beiden im Comptoir des Banquiers angekommen waren, zeigte der Fremde seine Wechsel vor. Der Banquier betrachtet solche anscheinend sehr aufmerksam, näherte sich der Thür verriegelte dieselbe und steckte die Wechsel in die Tasche. "Herr", sagte er, "Sie sind ein Schurke, ich war vor Ihrer Ankunft unterrichtet. Sie waren Cassirer des Hauses W. u. Co. in London, dessen Correspondent ich bin. Sie haben dem Hause 200,000 Frcs. in Wechseln entwendet, ich werde solche behalten." Der Fremde blieb ruhig und stumm, der Banquier fuhr fort: "Danken Sie es der Großmuth Ihrer ehemaligen Chefs. Sie hätten Sie an den Galgen bringen können, statt dessen haben sie sich an mich gewandt. Ich lauerte Sie ab bei Ihrer Landung, setzte mich mit Ihnen zu Tisch und vermuthete, daß Sie die Papiere versilbern würden. Dies traf ein. Die Großmuth des Hauses W. u. Co. will die Sache nicht nur verschweigen, sondern auch Ihrer Frau und Kinder wegen Ihnen die Mittel gewähren, ein ehrliches Leben führen zu können. Sie haben drei Kinder." "Fünf," murmelte der Fremde in kläglichen Tone, indem er Alles sonst zugab. "Ich bin beauftragt, Ihnen 30,000 Francs auszuzahlen, hier sind sie in Bankbillets; machen Sie, daß Sie fortkommen." Der Fremde entfernte sich mit den Bankbillets, er hat sich nie wieder blicken lassen. Alsbald schrieb der Banquier nach London, er habe sich seinem Auftrags entledigt, zugleich schickte er die Wechsel, die er an sich genommen, ein und bat, ihn für die ausgelegten 30,000 Frcs. zu entschädigen. Bald darauf empfing der Banquier einen Brief, worin es hieß, das Haus W. u. Co. sei gar nicht bestohlen, der Kassirer auf seinem Posten, die eingesandten Wechsel seien falsch. Die dem Schwindler übergebenen 30,000 Frcs. möge der Correspondent auf sein eigenes Verlust=Conto schreiben. Der Fremde hatte, wie sich herausstellte, selbst die Briefe an den Banquier geschrieben, sich selbst darin denuncirt und sich die 30,000 Frcs. zugesprochen.


Der verhängnißvolle Schatten.
[Erzählung]
I.

[ => Original lesen: 1865 Nr. 9 Seite 3]

Der verhängnißvolle Schatten.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]


Verkaufs=Anzeigen.

Holzverkauf
Am Sonnabend, den 11. Februar, sollen gegen baare Zahlung im Heidenholze:

19 Faden buchen Knüppel= und Olmholz
unter den bekannten Bedingungen meistbietend verkauft werden und wollen sich Käufer Morgens 10 Uhr beim Holländer=Hause der Meierei Selmsdorf einfinden.
Schönberg, den 4. Februar 1865.
Danckwarth.


Bekanntmachung.
Der volle Beitrag zur Armensteuer ist fördersamst an die resp. Armenvorsteher, in Schönberg an den Schlachtermeister Danl. Stockfisch, Tischlermeister Heinrich Stüve und Bäckermeister Joh. Pöhls jun. und auf dem Lande an die Hauswirthe Burmeister in Rodenberg, Maas in Mahlzow, Joach. Oldörp in Boitin=Resdorf und Meyer in Falkenhagen zu bezahlen.
Schönberg den 9. Februar 1865.
Die Armenbehörde.


Vermischte Anzeigen.

Die diesjährige ordentliche März=Versammlung des landwirthschaftlichen Vereins f. d. Fürstenthum Ratzeburg wird am Donnerstag den 16. März d. J., Vormittags 11 Uhr, im Hause der Ackerbürgerwittwe Boye in Schönberg stattfinden.
Schönberg den 9. Februar 1865.
Namens des Vorstandes
R. Rackow, Adv. d. Z. Secretair.


Club im Haus des Herrn Aug. Spehr am Mittwoch, den 15. Februar 1865, Mittagsessen 3 Uhr.


[ => Original lesen: 1865 Nr. 9 Seite 4]

Um den Rest der diesjährigen Winter=Mäntel zu räumen, verkaufe ich solche von jetzt an zu Einkaufspreisen.
Aug. Groth.


Heftige Brustschmerzen und namentlich des Nachts auftretende Hustenanfälle raubten mir seit mehreren Jahren Schlaf und Appetit. - Auf den Rath des Herrn Deckert hier kaufte ich den weißen B.=Syrup aus der Fabrik von G. A. W. Mayer in Breslau und schon nach Verbrauch 1/4 Flasche fühlte ich bedeutende Linderung; drei solcher Flaschchen haben mich nun vollständig hergestellt.
Jedem ähnlich Leidenden kann ich dieses Mittel auf's Wärmste empfehlen.
Thorn, 8. August 1864. Adolph Molderke, Kaufmann.
Dieser weiße B.=Syrup aus der Fabrik von H. A. W. Mayer in Breslau ist stets ächt und frisch zu beziehen durch die alleinige Niederlage für Schönberg beim Buchbinder C. Sievers.


Guano-Depot der Peruanischen Regierung in Hamburg.
Wir zeigen hiedurch an, dass unsere Guano-Preise unverändert sind, wie folgt:
Bco.Mark (Lübeck) 160 - pr. 2000 Pfund brutto Hamb. gewicht oder 20 Zoll-Centner, bei Abnahme von 60000 Pfund
Bco. 174. - pr. 2000 Pfund Brutto Hamb. Gewicht oder 20 Zoll-Centner, bei Abnahme von 2000 Pfund bis 60,000 Pfund,
in Säcken, zahlbar pr. comptant, ohne Vergütung von Thara, Gutgewicht, Abschlag oder Decort.
Hamburg, Januar 1865.
J. D. Mutzenbecher Söhne.


Ammoniakalisches Superphosphat aus Peru-Guano,
dessen Fabrikation uns von den Herren J. D. Mutzenbecher Söhne und Aug. Jos. Schön & Co., unter specieller Controlle derselben, gestattet ist, mit ca. 11 pCt. Stickstoff und 10 pCt. löslicher Phosphorsäure (allseitig als das rationellste aller existierenden Düngemittel anerkannt) offeriren.
Hamburg, 1865.
Ohlendorff & Co.


Carlotta Pattis Conzert
Sonnabend den 18. Februar, um 7 Uhr, im großen Saale des Casino zu Lübeck.
Carlotta Patti, Vieuxtemps, Brassin und Ferranti werden an einem und demselben Abende auftreten. Jede Nummer des reichhaltigen Programms wird von einem Künstler ersten Ranges vertreten und wird auf diese Weise ein Ensemble erzielt, wie es bisher dem europäischen Publikum noch nicht vorgeführt worden ist.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren: Den 26. Januar. Ein unehel. Sohn vor Schönberg. - Zwei unehel. Söhne (Zwill.) in Schönberg.

Gestorben: Den 28. Januar. A. Caroline M. Lüth, Schneidermstr.tochter hies., 7 J. 5 M. a. - August Peter Creutzfeldt in Schönberg, 2 Tage a. - Anna Cathar. Ollrogge, Schulmeisterswittwe in Petersberg, 78 J. 3 M. a. - D. 31. A. M. S. E. Bockwold, Arbm.tochter hieselbst, 2 J. 8 M. a. - D. 1. Febr. Fried. Wilh. Catharine Steinfatt, Schneidermstr.tochter vor Schönberg, 3 J. 10 M. a. - D. 4. Febr. J. H. M. Johannes Bade, Arbm.Sohn hies., 4 J. 8 M. a. -D. 6. Febr. H. W. Heinrich Bade, Arbm.Sohn hies., 10 J. 7 M. a.

Copulirt: D. 3. Febr. Carl Georg Emil Nicola, Zieglermeister zu Gr. Parin, und Caroline Sophie Friederike Seegert vor Schönberg.

Sonntag, den 12. Februar.
Vormittagspredigt: Pastor Fischer.
Nachmittagspredigt: Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck
Weitzen-Taler (Mecklenburg)36 - 52Schilling (Mecklenburg)
Roggen-Taler (Mecklenburg)36 - 40Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)30 - 34Schilling (Mecklenburg)
HaferTaler (Mecklenburg)24 - 28Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)36 - 46Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)40 - 64Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)40 - 44Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapsaatTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)17 - 19
Butter11Schilling (Mecklenburg)pr.Pfund
Kartoffeln pr. Faß6Schilling (Mecklenburg).


Aus Bielefeld
ging nachstehendes geschätztes Anerkennungsschreiben an den Königl. Hoflieferanten Herrn Johann Hoff, Neue Wilhelmsstr. 1
in Berlin, ein.

"Nachdem ich Ihr ausgezeichnetes Gesundheitsbier bereits mehrfach in meiner Familie mit günstigem Erfolge angewandt habe, gab ich dasselbe einem seit 3 Monaten allem Anschein nach an der Abzehrungskrankheit leidenden armen Tischler, der seit der angegebenen Zeit vor Schwäche nicht mehr arbeiten konnte und mit seiner Familie nur noch von mildthätiger Unterstützung lebt, als Stärkungsmittel, und bereits nach Verbrauch einer Anzahl Flaschen zeigte sich eine solche merkliche Veränderung, daß zu hoffen steht, der Erkrankte, welcher in seinen gesunden Tagen ein tüchtiger und fleißigem Arbeiter und Ernährer seiner Familie war, werde bei andauerndem Gebrauch Ihres Gesundheitsbieres ganz wieder hergestellt und arbeitsfähig werden."
Delius, Major a. D.

Niederlage in Schönberg bei Herrn Wilh. Heincke.


Meteorologische Beobachtungen in Schönberg.
Febr.
1872
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
7.
8.
9.
40.48
33.29
37.81
-11.8
-8.0
-7.6
-3.4
-5.2
-1.0
OSO
O
NO
1
1
3
völl. heiter.
bedeckt, Schnee.*
-

*Auf einen Quadratfuß Paris. fiel so viel Schnee, daß daraus 46 Kubikzoll Wasser wurden; also Regenhöhe fast 4 Par. Lin.


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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