No. 6
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. Februar
1862
zweiunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1862 Nr. 6 Seite 1]

- Nach der im October 1860 stattgehabten Zahlung hat das Großherzogthum Mecklenburg=Strelitz 99,060 Einwohner, und zwar das Herzogthum 82,175, das Fürstenthum Ratzeburg 16,886 Seelen. Betrug nun im October 1851 die Gesammtzahl 99,628 Seelen und der Ueberschuß der Gebornen über die Gestorbenen von 1851-60 7435 Seelen, so hätten im October 1860 ohngefähr 107,000 Einwohner vorhanden sein müssen, falls keiner ausgewandert wäre; die Differenz zwischen dieser letztern Summe und dem wirklich gewonnenen Resultate giebt aber die Zahl der Auswanderer an, und somit haben in den neun Jahren von 1851-60 ohngefähr 8000 Personen das Großherzogthum verlassen. Hiervon kommen ungefähr 7000 Seelen auf das Land Stargard und 1000 Seelen auf das Fürstenthum Ratzeburg. Auf die einzelnen Landestheile vertheilen sich die 82,175 Einwohner dergestalt, daß 31,021 Seelen den Städten, 34,773 Seelen dem Domanio und 16,381 Seelen der Ritterschaft angehören. Von den Städten haben: Neustrelitz (incl. 527 Mann Militair) 7431 Einwohner, Brandenburg 6912, Friedland 5129, Strelitz 2992, Woldegk 2744, Fürstenberg 2390, Stargard 1902, Wesenberg 1521. - Der Viehstand des Landes bestand in 13,484 Pferden, 28,243 Haupt Rindvieh und in 215,261 Stück Schafvieh.
- Mecklenburg Schwerin hat nach der neuesten diesjährigen Volkszählung 518,449 Einwohner, also 1810 mehr wie im vorigen Jahr. Auf jede der 244 Quadratmeilen kommen 2240 Einwohner. An jedem Tage des zurückgelegten Kirchenjahres wurden etwas mehr als 49 Kinder geboren und fast 35 Seelen in die Ewigkeit gerufen. Unter den 17967 Gebornen waren 14197 eheliche und 3770 uneheliche, also ein uneheliches Kind auf noch nicht 4 eheliche. Von 17708 Müttern überstanden 17572 das Kindbett und 16991 christliche Kinder gelangten zur Taufe. Mit Inbegriff der vor der Taufe oder der Geburt verstorbenen Kinder betrug die ganze Sterblichkeit 13747, die Fruchtbarkeit dieses Jahrs behielt ein Uebergewicht von 4220. Unter den durch Unglücksfälle ums Leben Gekommenen waren 90 ertrunken (22 Seeleute), 41 todtgefallen, 13 von Pferden erschlagen und todtgefahren, 7 verbrannt, 9 erfroren, 17 durch leblose Gewalt, Bäume, Balken etc. erschlagen, 5 todtgefunden, 3 durch siedendes Wasser verbrannt, 10 ermordet, 8 in Sand= und Mergelgruben verschüttet, 3 vom Blitz erschlagen, 3 von Bollen gestoßen, 1 an einer Kartoffel erstickt, 47 hatten sich erhängt, 22 ersäuft, 4 sich erschossen, 3 sich den Hals abgeschnitten, 19 Selbstmörder. - Im hohen Alter starben 1510 Personen, darunter einer von 100 Jahren.
- Mason und Slidell, die Südcommissaire, deren Gefangennahme die halbe Welt in Aufruhr versetzte, sind jetzt unbemerkt in England angekommen. - Den beiden amerikanischen Kriegsdampfern Nashville und Tuscatora ist jetzt das englische Gastrecht gekündigt; sie sollen beide gleichzeitig Befehl erhalten haben, sich aus den Gewässern von Southampton zu entfernen. Sie mögen nun sehen, wie sie auf offener See mit einander fertig werden.
- In Sibirien ist seit Mitte December das Quecksilber gefroren, wozu eine Kälte von 40 Grad Reaumur gehört.
- Vor einiger Zeit wurde in Venedig eine Probe mit unterseeischen Minen angestellt. Zwei dieser furchtbaren Kisten wurden in einer Tiefe von 14 Fuß in den Meeresgrund versenkt; jede war mit 400 Pfund Pulver gefüllt, und bei der Explodirung der ersten Mine flog eine größere Brigg mit einer Wassersäule von 500 Fuß Höhe in die Luft und fiel in tausend Trümmern wieder herab. Ein zweites Schiff wurde in derselben Weise zertrümmert.
- In Homburg blüht das Glücksspiel im neuen Jahr ebenso lustig wie der Selbstmord. Jede Woche ein Todter durchschnittlich. Ein Reisender, der fremdes Geld verspielte, erhängte sich. Ein reicher nun völlig verarmter Russe erschoß sich. Ein Berliner benutzte den Teich neben dem Speisesaal, um aller Noth ein gewaltsames Ende zu machen. Ein Engländer vergiftete sich, weil er all sein Geld verspielt hatte.
- In Köln hat sich ein Artillerie=Sergeant mit einer Kanone erschossen. Er lud den Sechspfünder kunstgerecht, brauchte statt einer Cartouche einen mit Pulver gefüllten Tabacksbeutel, legte brennenden Schwamm auf das Zündloch, stellte sich einige Schritte vor die Mündung und erwartete unerschütterlich den Schuß. Liebesleid trieb ihn in den seltsamen Tod.
- Oberhalb Schandau in der sächsischen Schweiz stürzte am 25. Januar gegen Mittag, gerade als 24 Arbeiter in einer dicht an der Felswand angebauten Hütte frühstückten, der überhängende Sandsteinfels ein. Die 200 Ellen lange, 70 Ellen hohe und 12 Ellen hohe Steinwand schien Aller Grab zu sein. Zwei Tage arbeiteten 200 herbeigerufene Bergleute unermüdlich, aber ohne Hoffnung; am dritten Tage drangen sie zu den Verschütteten durch und - trafen alle noch lebend. Es wurde ein großes Jubelfest.
- In ganz Süddeutschland sind Flüsse und Ströme in Folge des andauernden Regens aus den Ufern getreten und richten zum Theil durch große

[ => Original lesen: 1862 Nr. 6 Seite 2]

Ueberschwemmung Störungen und Verheerungen an. Am bedrohlichsten lauten die Nachrichten aus Würtemberg. Ueberhaupt scheint die Wassersnoth große Dimensionen anzunehmen. Aus dem Süden und Westen kommen übereinstimmend von allen Seiten erregende Berichte.
- Ein sonderbares Zusammentreffen zufälliger Ereignisse hat im kurhessischen Städtchen Bergen bei Frankfurt die Einwohnerschaft in große Aufregung versetzt. Von den drei Kirchenältesten war das Gras auf dem Friedhofe gepachtet, bei der Ernte aber an Bäumchen, Gesträuchen, Blumen und Gewächsen, welche die Gräber schmückten und von den Angehörigen der Verstorbenen gepflegt wurden, aus schnöder Habsucht alles kahl abgesichelt worden. Eine namhafte Geldstrafe traf diesen Frevel. Kürzlich stirbt nun einer dieser Gestraften. Als die Glocken zum Leichenbegängnisse rufen, schweigt plötzlich die größte. Ihr Schwengel ist durch alle Stockwerke des Thurms in die Erde geschlagen. Wenige Minuten darauf springt die zweite Glocke mitten entzwei. Nur ein dünnes, klagendes Armensünder=Glöckchen bleibt noch übrig und läutet dem Frevler zu Grabe. Die Einwohner von Bergen glauben natürlich, die erzürnten Geister ihrer Todten protestirten, einen Kirchhofs=Schänder in ihre Mitte zu bekommen.


Eine Thüringer Wald=Novelle.
[Erzählung.]
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1862 Nr. 6 Seite 3]

Eine Thüringer Wald=Novelle.
[Erzählung.]
(Fortsetzung.)


Anzeigen.


Vorladungen.

Auf zulässig befundenen Antrag der Curatoren des Büdners Starr in Carlow werden alle Diejenigen, welche an den etc. Starr aus irgend einem Rechtsgrunde Ansprüche und Forderungen zu haben vermeinen, hiermit peremtorisch geladen, solche in dem auf

Dienstag den 25sten Februar 1862,
Morgens 11 Uhr,

anberaumten Termine anzumelden und zu rechtfertigen, widrigenfalls sie für immer damit ausgeschlossen und abgewiesen werden sollen.
Schönberg den 16. December 1861.

                          Großherz. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                     A. Dufft.


Verkaufsanzeigen.

Im Auftrage der Erben der verstorbenen Landreiter Stüveschen Eheleute setze ich zum Verkauf des zu dieser Erbschaftsmasse gehörenden Wohnhauses nebst Nebengebäude, Garten und Wiese Termin auf

Montag den 10. Februar d. J.,
Morgens 10 Uhr,

im Hause der Frau Ackerbürgerwittwe Boie hieselbst an, wozu ich Kaufliebhaber bitte sich zahlreich einzufinden und die Verkaufsbedingungen zuvor bei den Herren Schlössermeister Schrep oder Uhrmacher Vogel einzusehen.
Schönberg, den 22. Januar 1862.

                                                    Kindler, Advokat,
                                                    als öffentlicher Notar.


Am Montag den 10. Februar d. J., Vormittags von 9 1/2 Uhr an, sollen im hiesigen Kruge in öffentlicher Auction gegen sofortige Baarzahlung verkauft werden:

3 Laden, 2 Schränke, 1 Bettstelle, Betten, Manns= und Frauen=Kleidungsstücke, Kaufmanns=Packtonnen u. s. w.
Carlow, den 29. Januar 1862.

                                                    Struck.


Vermischte Anzeigen.

Die                                                    
Generalversammlung des landwirthschaftlichen Vereins

für das Herzogthum Lauenburg findet nicht am 12. Februar, sondern

am 12. März d. J.

in Ratzeburg Morgens 11 Uhr statt.


Zur Berichtigung im Hohenmeiler Forsthause für gekauftes Holz und Torf ist Dienstag der 18te d. M. festgesetzt.

                                                    H. Boldt.


Zu Rosenhagen bei Dassow stehen an 20 große Tausend vorzüglichen Dachrohrs zum Verkauf.


[ => Original lesen: 1862 Nr. 6 Seite 4]

Für Gicht= und Rheumatismus=Leidende empfehle

Waldwoll=Watten,
Waldwoll=Oel und Spiritus,
Waldwoll=Strümpfe, Unterhemden und Mützen,

und sehr schöne wollene Watten, der Gesundheit sehr zuträglich.

                                                    Ludwig Creutzfeldt.


Den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend erlaube ich mir die ergebene Anzeige, daß mein Lager von allen Sorten Uhren jetzt auf das vollständigste completirt ist und empfehle ich namentlich als gut und sehr preiswürdig

eine Partie goldener, silberner Ancre= und Cylinder=Uhren.

Indem ich jeden Auftrag reell und prompt auszuführen verspreche, bitte ich um geneigten Zuspruch.

                                                    Heinrich Meyer,
                                                    Uhrmacher.


Sehr schöne graue vorigjährige Mäntel und wollene Kragen empfiehlt zu bedeutend heruntergesetzten Preisen.

                                                    Ludwig Creutzfeldt.

Auch empfehle sehr schöne, neue diesjährige Mäntel.


Montag den 27. d. und folgenden Tage:

Ausverkauf
von Manufactur= u. Seidenwaaren, Mänteln, Mantillen, Jacken etc.
zu bedeutend herabgesetzten Preisen.
U. Beermann,
Lübeck, Klingberg 927.


Nachdem ich längere Zeit bei einem bewährten Opticus in Rostock in der Anfertigung der verschiedenen optischen Instrumente Unterricht genommen, bin ich nunmehr im Stande selbständig in diesem Fache zu arbeiten und verfehle nicht den hochgeehrten Bewohnern des Fürstenthums ergebenst anzuzeigen, daß ich mich jetzt als

Uhrmacher, Opticus und Mechaniker

hieselbst etablirt habe. Meine Wohnung ist im Hause meines Vaters und halte ich mein Lager von allen Gattungen Taschenuhren, Pariser und Wiener Pendulen, amerikanischen und Schwarzwälder Uhren, besonders

starke silberne Cylinder= und Ancer=Uhren,

die ich eigends für hiesige Gegend anfertigen ließ, bestens empfohlen. Ferner eine Auswahl von selbstverfertigten Barometern, Barometer=Coutroleuren, Thermometern, Alkoholometern, Brillen, Lorgnetten, Lesegläsern, Loupen für Uhrmacher und Botaniker, Leinewandprobern, Fernröhren, Theaterperspectiven, holländischen Kornwaagen, genauen Waagebalken, Waagschalen, Wasserwaagen zum Drainiren, Reißzeugen von vorzüglicher Qualität, einzelnen Zirkeln, Reißfedern, Federzirkeln, Winkeln, Transporteuren etc.
Es wird mein eifrigstes Bestreben sein, mir durch gewissenhafte und prompte Ausführung meiner Arbeiten die Zufriedenheit der geschätzten Auftraggeber zu erwerben.

Schönberg.                                                      Hochachtungsvoll            
Ludwig Vogel.


Gutes Mecklenburger Flachs,
das metrische Pfund 10 Schilling (Mecklenburg) pr. Ct.
bei größeren Parthien billiger, bei                                                    
                                                    G. F. Sager,
                                                    große Burgstraße Nr. 721
                                                    in Lübeck.


fl. 200,000 Hauptgewinn
der Oesterreichischen Obligationen.
Ziehung am 1. April 1862.
Jedes Loos muss im Laufe der Ziehungen
gewinnen.
Gewinne fl. 200,000, fl. 40,000, fl. 20,000, fl. 10,000, fl. 5000, fl. 2500, fl. 1000 etc.
Kleinster Gewinn fl. 135.

1 Loos hierzu kostet 3 Th., 4 Loose 10 Th., 9 Loose 20 Th., 20 Loose 40 Th.

                                                    B. Schottenfels,
                                                    Banquier Frankfurt a. M.


Ein Pianoforte soll wegen Mangel an Platz billig verkauft werden bei Dunkelgoth in Lockwisch.


Zur Erlernung der Landwirthschaft, unter Leitung eines practischen Landmanns, kann sofort oder zu Ostern d. J. ein junger Mann, gegen mäßiges Kostgeld, placirt werden. Nähere Nachweisung hierüber ertheilt

                                                    der Postmeister Saß
                                                    in Schönberg.


Zu Ostern d. J. kann ein gewandter Hausknecht zum Briefbestellen und häuslichen Arbeiten eintreten beim

                                                    beim Postmeister Saß
                                                    in Schönberg.


Ein Knabe rechtlicher Eltern, der Lust hat die Maler=Profession zu erlernen, kann zu Ostern einen Platz finden. Wo? sagt die Expedition d. Blätter.


Mein vierjähriger brauner Hengst deckt auch in diesem Jahr fremde Stuten für 2 Taler (Mecklenburg) und 16 Schilling (Mecklenburg) an den Knecht. Stuten, die nicht abschlagen, können von 9 zu 9 Tagen wieder beigebracht werden.

                                                    Hauswirth Blomberg in Sülsdorf.


Backtafel für die Stadt Schönberg

Weizen=Milch=Brod. Pfd. Loth.   Pfd.   Loth.
Ein 2 Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eine Dreilings=Semmel, soll wägen - 15
Ein Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod desgleichen -   7 1/2
Ferner:
fünf große Milch=Semmel oder für 2 Schillinge - 15
fünf kleine Milch=Semmel oder für 1 Schilling -   7 1/2
Roggen=Brod von gebeuteltem Mehl, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eines halben Dreilings werth, soll wägen:
ein 8 Schillings=Brod 3 22
ein 4 Schillings=Brod 1 27
ein 2 Schillings=Brod - 29 1/2
Grob Hausbacken=Brod ohne Aufbrod:
ein 8 Schillings=Brod 5 22
ein 4 Schillings=Brod 2 27
ein 2 Schillings=Brod 1 13 1/2

Schönberg, den 5. Februar 1862.                          
                                                    Bürgermeister und Rath.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.

In der Woche vom 30. Jan. bis 6. Februar

Geboren: D. 3. Febr. dem Bürstenmacher Licht hies. ein S. - 1 unehel. Tochter.
Gestorben: D. 30. Jan. Anna Dor. Kegel, Böttchermeisterwittwe hies., 63 J. a. - D. 1. Februar Christine Eckner, Maurerfrau hies., 51 1/2 J. alt. - D. 3ten Heinrich Oldenburg, Altentheiler in Raddingsdorf, 89 J. alt. - D. 4. Heinr. Willfahrt, Fuhrmann hies., 29 J. alt.


Getreide und Markt=Preise in Lübeck
am 5. Februar 1862.

Weitzen 1 Taler (Mecklenburg) 28-42 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg)   4-16 Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg) 14-18 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 44-50 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 49-50 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 25-26 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 36-44 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 24-25 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg)   8-20 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 18-19 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, pr. Faß 8 u. 9 Schilling (Mecklenburg).


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


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