No. 44
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. November
1861
einunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1861 Nr. 44 Seite 1]

- Aus dem Königreich Polen lauten die Nachrichten überaus trübe; in der Hauptstadt Warschau ist es noch verhältnißmäßig ruhig, in den Provinzen dagegen gährt und kocht es dergestalt, daß eine Revolution zu erwarten ist. Militair ist in Fülle vorhanden, und man will wissen, daß aus Petersburg der Befehl vorliege, Gesetz und Ordnung um jeden Preis in kürzester Zeit wieder herzustellen. Ein Sieg der Russen kann nur mit vielem Blutvergießen verknüpft sein. Die Polen haben den Muth noch keineswegs verloren; sie rechnen noch immer auf Bewegungen in Rußland selbst.
- In Ungarn, in Serbien, in Montenegro gährt's überall. Der Kaiser von Oestreich hat ein halbes Dutzend Obergespane in Ungarn entsetzt. Der Primas von Ungarn hat sich offen gegen die Rekrutirung und Besteurung ausgesprochen, falls nicht der Kaiser nach Ofen komme und die ungarische Verfassung feierlich anerkenne. Der Kaiser hat dieses Verlangen abgelehnt.
- Am Morgen des Krönungstages in Königsberg tritt ein alter Invalide an die Pforte des Schloßhofes. Da er keine Eintrittskarte besitzt, so ruft ihm die Wache ein lautes: Zurück! zu. Der alte Graubart richtet sich aber hoch auf und ruft: "Zurück? heute ist der 18. October; vor 48 Jahren hieß es an diesem Tage: Vorwärts!" Und vorwärts schreitet der Alte und betritt unangefochten den Schloßhof. - Bei dem Krönungsmahl gab's einen Nachtisch, wie er selten vorkommt. An jeden der 50 Krönungsgäste bei dem königlichen Banket wurden Krönungsmedaillen, jede zu 45 Th. werth, und im Moskowitersaal an die 800 Gäste Krönungsmedaillen a 2 1/2 Th. vertheilt. An die 50 Jungfrauen, welche das Königspaar beim Einzug begrüßten, hat die Königin werthvolle Brochen und Brustkreuze vertheilt, ebenso an die 112 Jungfrauen und Ehrenmütter in Berlin.
- Ein Spiel des Zufalls hatte in der Anordnung der Aufstellung der Gewerke in Berlin an einer Stelle, und zwar vor der Ehrenpforte auf dem Alexanderplatz, die Farbe der deutschen Fahne zusammengebracht. Dort standen die Schornsteinfeger, die Lohgärber und die Vergolder.
- Auf einem Balle, der zum Besten der deutschen Flotte abgehalten wurde, sagte ein Herr von gutem Gedächtniß zu seiner Tänzerin: Ach was, mir ist eine flotte Deutsche weit lieber als eine deutsche Flotte. Gute Geister begegnen sich, erwiderte die Tänzerin, mir ist ein deutscher Freier auch lieber als ein freier Deutscher.
- An dem Riesenpallast, der in London für die im nächsten Jahr anberaumte allgemeine Ausstellung errichtet wird, arbeiten täglich außer einem Heer von Dampfmaschinen, Krähnen und hydraulischen Pressen, 1200 Menschen an Ort und Stelle und vielleicht dreimal so viel in den verschiedenen zum Theil fern von London entlegenen Etablissements.
- In einem hohlen Eichenstamm hat ein polnischer Förster einen Franzosen von Anno 1812 entdeckt. Ueber dem Gerippe hingen noch Fetzen der französischen Uniform, die Knöpfe auf dem Boden zeigten noch den französischen Adler.
- Die Wiener Hausbesitzer haben sich von jeher als ganz absonderliche Originale gezeigt. So berichtet eine dortige Zeitung: In der Adlergasse erhielt ein alter Mann, ein Pensionist, die Aufkündigung. "Warum kündigen Sie mich", fragte er den Hausherrn; "war meine Miethe nicht stets in Ordnung, oder haben Sie sonst gegen mich etwas einzuwenden?" "Alles in Ordnung", erwiderte der Hausherr, "bis auf Eins. - Sie sind ein alter Herr, können bald sterben, und sehen Sie, ich mag keine Leiche im Haus." Und es blieb bei der Kündigung.
- Eine amerikanische Zeitung theilt folgendes Gespräch zwischen einer Dame, welche ein "Mädchen für Alles" brauchte, und einem Dienstmädchen mit. Biddy (auf dem Sopha sitzend): Ich höre, Sie suchen ein Dienstmädchen. - Dame: Ja. - Biddy: Haben Sie kaltes und warmes Wasser bequem durch das ganze Haus geführt? - Dame: Ja. - Biddy: Ist Gas in der Küche? - Dame: Ja. - Biddy: Befinden sich Teppiche im Zimmer des Dienstmädchens? - Dame: Ja. - Biddy: Haben Sie einen Bedienten, der das Feuer anmacht und die Schuhe putzt? - Dame: Das Mädchen macht das Feuer selbst an und putzt die Schuhe. - Biddy: Das ist recht fatal. Aber Ihr Haus gefällt mir sonst recht gut, die Küche sieht recht bequem aus, und ich denke, ich trete ein. Ich erwarte 9 Dollar Monatslohn, da ich nie für weniger arbeite. - Dame: Allein ich muß Ihnen eine Frage vorlegen: Können Sie Klavier spielen? - Biddy: Ach nein, das weniger, Madame. - Dame: Dann kann ich Sie nicht gebrauchen.


- In ihrem 100sten Lebensjahre verstarb am Donnerstage v. W., d. 24. October, Mittags 1 Uhr, zu Carlow die Altentheilerin Margaretha Dorothea verwittwete Starr geb. Kreutzfeld, das älteste Mitglied der Carlower Gemeinde und vielleicht die älteste Bewohnerin unsers Fürstenthums Ratzeburg. Die Verstorbene ward am 21. September 1762 zu Kuhlrade geboren in der Ehe des wail. dortigen

[ => Original lesen: 1861 Nr. 44 Seite 2]

Hauswirths Hinrich Kreutzfeld und dessen Ehefrau Catharina Margaretha, einer Tochter des damaligen Schulzen Kreutzfeld zu Kuhlrade, und am 23. selbigen Monats erhielt sie die heilige Taufe. - Sie verheirathete sich am 28. October 1785 mit dem wailand Schustermeister und Büdner Johann Gottfried Starr in Carlow, den sie nach 53jähriger Ehe am 1. October 1838, als derselbe im 80. Lebensjahre stand, durch den Tod verlor. Von da an lebte sie noch 23 Jahre im Wittwenstande. - Die 5 Kinder ihrer Ehe, 4 Söhne und 1 Tochter, sind ebenfalls vor ihr heimgegangen, aber Enkel und Urenkel standen an ihrem Sarge. Am Montage dieser Woche, den 28. Octbr. in den Nachmittagsstunden ward die irdische Hülle der ehrwürdigen, hochbetagten Greisin öffentlich feierlichst zur Erde bestattet, geleitet von vielen Verwandten, Freunden und andern Mitchristen, die sich freiwillig dem Leichenzuge angeschlossen hatten. Herr Archivrath Pastor Masch aus Demern, welcher auf Ersuchen freundlichst die Leiche mit zu Grabe geleitete, sprach ein erhebendes Gebet am Sarge im Sterbehause; Pastor Pumplün in Carlow sprach Schriftworte am Grabe und hielt nach geschehener Bestattung die Leichenpredigt in der Kirche, über PS. 91, 16.: "Ich will ihn sättigen mit langem Leben, und will ihm zeigen mein Heil." - Merkwürdigerweise wurde der Verstorbenen an demselben Tage und an derselben heiligen Stätte die Gedächtnißpredigt gehalten, wo sie vor 76 Jahren als Braut am Traualtare stand.


Der Prellschuß.
[Erzählung.]
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1861 Nr. 44 Seite 3]

Der Prellschuß.
[Erzählung.]
(Fortsetzung.)


Anzeigen.


Verkaufsanzeigen.

Es ist ausgeklagter Schulden halber zum öffentlichen meistbietenden Verkaufe der, dem Vorbürger Rothländer seither zuständig gewesenen, auf dem Dermine sub Nr. 29 hieselbst belegenen Ackerkoppel von 20 Morgen 5 []Ruthen, erster Termin auf Freitag

den 29. k. M.,

zweiter Termin auf Freitag

den 27. December d. J.,

und dritter und letzter Termin auf Donnerstag

den 23. Januar 1862

zu Rathhause hieselbst angesetzt, und sind zugleich alle diejenigen, welche dingliche Forderungen an die zu verkaufende Ackerkoppel zu haben glauben, verabladet und befehligt, solche, unter Androhung der Präclusion, in dem auf den

29. k. M.

angesetzten Profession=Termine Vormittags 11 Uhr anzumelden und sofort gehörig zu bescheinigen.
Ratzeburg den 23. October 1861.

Königlicher Stadtcommissarius
Bürgermeister und Rath.
(L. S.)                           In fidem                          
                                        Richter, Stadtsecretair.


Am Montag den 11. Novbr., Morgens 9 Uhr, sollen aus dem Nachlaß der verstorbenen Landreiter=Wittwe Stüve in ihrem früheren Hause folgende Gegenstände öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden:

1 Secretair, Sopha, Tische, Stühle, Komode, Bettstellen, Bettzeug, Kleidungsstücke, Haus= und Küchengeräthe, circa zwei Faden kleingemachtes trockenes Buchenholz und was sich sonst vorfindet.


Bekanntmachung.

Wegen Dämmung ist die Straße neben der Kirche auf 14 Tage gesperrt. Fuhrwerke müssen während dieser Zeit über den Kirchhof dem Küsterhause vorbei fahren.
Schönberg, den 31. October 1861.

                          Bürgermeister und Rath.


Vermischte Anzeigen.

Bekanntmachung.

Die zwischen dem 1. April und dem 30. September 1861 versichert gewesenen Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins der Landbewohner haben im November d. Js. ihren vollen einfachen Ansatz (1 Simplum) als Beitrag zu bezahlen. - Es contribuiren versichert gewesene 99.460.939 Mark (Lübeck) Courant.
Lübeck den 12. October 1861.

                          Namens der Direction
                                                                              Bruhn,
                                                                              Secretair des Vereins.


Stearinlichte, russische, belgische und deutsche,
a Paket 13, 14 und 16 Schilling (Mecklenburg),
empfiehlt                                                    Aug. Spehr.


Gut genährte Schlacht=Pferde

werden von jetzt an wieder mit den höchsten Preisen bezahlt. Und können auf Verlangen jederzeit sofort geschlachtet werden bei

Ratzeburg.                                                      G. Brunnenberg,
concessionirter Roßschlachter.


[ => Original lesen: 1861 Nr. 44 Seite 4]

Der erste                                                    
Landwirthschaftliche Club

für diesen Winter im Hause des Hrn. Aug. Spehr findet am Mittwoch den 13. Novbr. statt.
Schönberg den 31. Oct. 1861.


Spar=Stangen=Lampen a St. 2 Taler (Mecklenburg) 16 Schilling (Mecklenburg)
Kugel=Stall=Laternen a St. 40 Schilling (Mecklenburg),

empfiehlt                                                     Aug. Spehr.                          


Am 15. November 1861.
Große Ziehung der
Baierischen Eisenbahn=Loose

Jedes Loos muß im Laufe der Ziehungen gewinnen. Gewinne des Anlehens fl. 25,000, fl. 20,000, fl. 18,000, fl. 16,000 fl. 15,000, fl. 14,000, fl. 12,000, fl. 10,000, fl. 8000, fl. 7000, fl. 6000, fl. 5000, fl. 3000 etc. etc. Niedrigster Gewinn fl. 8.

Zahlbar in Silbermünzen.
  1  Loos  hierzu kostet nur Thaler   1.
  6 Loose hierzu kosten nur Thaler   5.
14 Loose hierzu kosten nur Thaler 10.

Durch den billigen Preis der Loose ist es jedem möglich sich hierbei zu betheiligen und sind Bestellungen unter Beifügung des Betrags oder gegen Postnachnahme direct an das Handlungshaus B. Schottenfels in Frankfurt a. Main zu senden.
Die beliebten Nummern von 1 bis 100 sind noch vorräthig.


Bremer Cigarren
in ganz vorzüglicher Qualität

bei                                                                                J. F. Eckmann,
Schönberg,
vor dem Sabowerthore.


Herren=, Damen= und Kinder=
Gummi=Galoschen,
Filz=, Tuch= und Ledertuch=Schuhe,                          
billigst bei                                                    Aug. Spehr.


Schutzmarke Dr. Hartung's Kraeuter-Pomade

Dr. Hartung's Kräuter=Pomade (pr. Tiegel 20 Schilling (Mecklenburg)) zur Wiedererweckung u. Belebung des Haarwuchses,
und
Dr. Hartung's Chinarinden=Oel

(pr. Flasche 20 Schilling (Mecklenburg)) zur Conservirung und Verschönerung der Haare, können noch immer als die vorzüglichsten und wirksamsten unter allen bis jetzt erschienenen derartigen Mitteln mit Recht empfohlen werden, und ist der solide Fortbestand seit länger als einem Jahrzehnt der zuverlässigste Beweis für deren Güte und Zweckdienlichkeit.
Das alleinige Depot für Schönberg befindet sich unverändert bei

J. P. Bade.

Schutzmarke Dr. Hartung's Chinarinden-Oel


Sirop de Capillaire,
gegen Brust= und Hals=Uebel a Flasche 12 Schilling (Mecklenburg),
bei                                                    Aug. Spehr.


900 Scheffel gute Eßkartoffeln

a Scheffel 60 Pfund, hat zum Preise von 40 Schilling (Mecklenburg) pro Scheffel zu verkaufen

Dassow.                                                     Karl Schulz.


Nur 25 Silbergroschen

baar oder gegen Post=Nachnahme kostet bei unterzeichnetem Bankhause ein viertel Originallos zu der am 20. und 21. November stattfindenden Ziehung der großen

Staats-Gewinne-Verloosung,
welche letztere in ihrer Gesammtheit mehr wie 14000 Gewinne enthält, worunter solche von
event. Thlr. 114,000, 57,000, 28,500, 17,000, 14,300, 11,400, 8570, 6860, 5700, 2300, 1700, 1140, 570 etc. etc. -

(Ganze Loose kosten 3 Thlr. 10 Sgr. und halbe 1 Thlr. 20 Sgr.). Die Gewinne werden baar in Vereinssilber Thaler durch unterzeichnetes Bankhaus in allen Städten Deutschlands ausbezahlt, welches überhaupt Ziehungslisten und Pläne gratis versendet. - Man beliebe sich daher direct zu wenden an

                                                    Stirn & Greim,  in Franfurt a./M.


Tricot=Unterjacken und Unterhosen, Luxemburger Gesundheits=Unterjacken, sowie englische Strickwolle in verschiedener Qualität, bei

                                                    Aug. Spehr.


Neben einer großen Auswahl moderner Umschlagetücher empfehle ich noch schöne seidene gestickte blanke Tücher.

Schönberg.                                                     Ludwig Creutzfeldt.


U. Beermann & Co.
Lübeck, Klingberg 927.

empfehlen ihr sehr reichhaltiges Lager der

neuesten Winter=Mäntel und Jacken,

zu den billigsten Preisen.


Transparent=Seife a St. 12 Schilling (Mecklenburg),
Gall=Seife, zum Reinigen aller Kleiderstoffe von Fett und Theerflecken nebst Gebrauchsanweisung, a St. 3 Schilling (Mecklenburg),
Aromatisch=medicinische Kräuter=Seife a St. 6 Schilling (Mecklenburg) Eau de Cologne, Haaröl, Haarpomade, sowie verschiedene andere Toilette=Gegenstände, billigst

bei                                                    Aug. Spehr.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.

In der Woche vom 24. bis 31. Octbr.

Geboren: D. 24. dem Sattlermeister Friedrichs hies. ein Sohn. - D. 23. dem Hauswirth Retelsdorf in Resdorf eine Tochter.
Copulirt: D. 25. Johann Heinr. Eggert, Arbeitsm. in Torriesdorf, und Caty M. D. Holst daselbst. - D. 25. Johann Joch. Bockwold, Arbeitsm. vor Schönberg, und Catharina Dor. Magd. Bötzow zu Klocksdorf.- D. 25. Friedrich Wilhelm Theodor Volckmann, Brettschneider hies., und Cath. Maria Elise Witting hies.

Anzeige.

Sonntag, den 4. November, Reformationsfest. Collekte für die Bibelgesellschaft.


Getreide und Markt=Preise in Lübeck
am 30. October 1861.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 40-48 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg)   6-18 Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg) 16-20 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen 40-47 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 50-52 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 25-26 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 40-44 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 24-25 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 12-28 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 18-19 Mark (Lübeck)
Butter 14 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, pr. Faß 8 u. 9 Schilling (Mecklenburg).


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


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