No. 47
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. November
1860
dreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1860 Nr. 47 Seite 1]

- Die Rede, welche Se. königl. Hoheit der Großherzog Friedrich Wilhelm am 17. October zu Neubrandenburg an die zur Huldigung versammelten Stände gehalten, lautet wie folgt:
"Meine Herren von Ritter= und Landschaft, empfangen Sie meinen freundlichst gnädigen Gruß zuvor! Zu allen Zeiten habe ich mich glücklich gefühlt, mich in Ihrer Mitte und von Ihnen umgeben zu wissen; ich trete eben heute, Gottlob! nicht wie ein Fremder unter Sie, und auch Sie sind mir weder fremd noch neu, vielmehr zähle ich viele mir längst werth gewordene alte Bekannte unter Ihnen. Wie vielmehr muß ich mich freuen, daß Sie heute auf meine Ladung erschienen sind, heute, wo ich Sie habe hieher entbieten lassen, um als Ihr jetziger Landes= und Lehnsherr den Handschlag der Treue und des Gehorsams von Ihnen zu empfangen, wo ich nach dem Brauch meiner Vorfahren in der Regierung Ihnen Ihre alten Privilegien und Freiheiten bestätigen werde. - Mecklenburgs Stände haben von Alters her mit Treue zu ihrem Landesherrn gestanden und Freude und Leid mit ihnen getheilt. - Auch ich habe schon einen Beweis Ihrer Anhänglichkeit entgegengenommen und danke Ihnen hiedurch freundlichst sowohl für das Geschenk selbst, als besonders für die Gesinnungen, mit welchen es dargebracht wurde. - Noch mehr aber weiß ich Ihnen Dank und hat es meinem Herzen wohlgethan, daß Sie die tiefe Betrübniß so getreu und innig mit mir getheilt, welche über mich und mein Haus durch den unersetzlichen Verlust gekommen ist, der mich an diese Stelle berief. Denn wenn es etwas ist, was meinen herben Schmerz zu lindern vermag, so ist es Ihre und die allgemeine aufrichtige Trauer um den theuren Dahingeschiedenen. - Vom Höchsten bis zum Niedrigsten im Lande blieb kein Auge trocken, als vor fast 6 Wochen in dem bescheidenen Schweizerhäuschen im tiefsten Frieden stiller Waldeinsamkeit jene edle Hand auf ewig erkaltete, welche mit gleicher väterlicher Liebe mich und Sie, meine Herren, so lange gelenkt und fast 44 Jahre so weise und fürstlich, so milde und huldreich, so liebevoll und beglückend in diesem Lande geherrscht hat. - Aber klagen wir nicht, meine Herren, sondern danken wir Gott zusammen, daß er einer so edlen Natur, wie sie nur Selten auf Erden erscheint, vergönnt hat, über 81 Jahre hienieden zu wandeln und seine Mitmenschen zu beglücken und fast 44 Jahre eine so segensreiche Regierung zu führen. - O, möchte ich doch mit dem Throne, den ich von dem theuren Entschlafenen ererbte, auch Erbe werden aller der Liebe, die ihm so reichlich zuströmte!
"In der langen Zeit seit dem Regierungsantritt meines hochseligen Vaters, meine Herren, haben sich die Verhältnisse wesentlich geändert. Damals war Mecklenburg im Vereine mit Deutschland eben erst zwar aus einem siegreichen und ruhmgekrönten Kriege hervorgegangen, doch es hatte der größten Anstrengungen, der schwersten Opfer bedurft, um das Vaterland von schmählicher Fremdherrschaft zu befreien; viele Wunden waren geschlagen worden und zurückgeblieben, diese zu heilen war des hohen Verklärten schöne Aufgabe; mit welcher Liebe und wie er dieselbe gelöst - das, meine Herren, ist Ihnen genugsam bekannt; er hat unser Land auf eine bis dahin nicht gekannte Höhe des Wohlstandes erhoben Meine Aufgabe, mein eifrigstes Bestreben wird es sein, diesen Wohlstand, dies Wohlergehen noch mehr zu entwickeln und zu befördern, und dabei rechne ich, meine Herren Stände, auf Ihren Beistand, auf Ihre Unterstützung.
Doch, meine lieben Herren, wir wollen uns nicht verhehlen, daß auch uns böse Tage wieder nahen können. - Ein Geist der Unruhe scheint wieder durch die Luft zu ziehen; in fernen Landen wüthet der Krieg auf und nieder, die Revolution erhebt siegreich das Haupt, Throne stürzen um und Legitimität, Recht und Ordnung werden mit Füßen getreten. - Sollte der Himmel auch uns wieder Tage der Unruhe senden, so lassen Sie uns auch dann dem Beispiele des hohen Verklärten folgen, dessen Geist uns immer, wie heute, umwehen möge. Denn, meine Herren, wenn mein unvergeßlicher Vater die Thränen, die ihm nachgeweint werden, durch seine Menschenfreundlichkeit, durch sein Wohlwollen erwarb, durch die besondere, ihm eigenthümliche Weise, Alle zu beglücken, die sich ihm naheten; - wodurch, frage ich Sie, ist ihm die hohe Achtung und Verehrung geworden, die ihm nicht allein in ganz Mecklenburg, welches zunächst die Früchte seiner Beharrlichkeit brach, sondern die ihm in ganz Deutschland gezollt ward und sogar über dessen Grenzen hinaus, - ich bekomme täglich Beweise davon, - wodurch anders - frage ich, als durch sein unverbrüchliches Festhalten an historischem Recht,, an Legitimität, an gesetzlicher Ordnung und an unserer altehrwürdigen Verfassung! Mag diese Verfassung immerhin, wie alles Menschliche auf Erden, der Vervollkommnung fähig sein, so lassen Sie uns doch Gott danken, meine Herren, daß wir in einem Lande wohnen, in welchem ein uraltes angestammtes Fürstengeschlecht herrscht, welches tausend Bande an das Vaterland knüpfen, in welchem wir alte Stände haben und eine ehrwürdige Verfassung, unter denen Mecklenburg glücklich und reich geworden ist und geschützt ward vor so vielen

[ => Original lesen: 1860 Nr. 47 Seite 2]

Irrthümern der Neuzeit. - Darum, meine Herren von Ritter= und Landschaft, lassen Sie uns im Verein mit meinem Vetter und dem Bruderlande Schwerin festhalten an dieser bewährten Verfassung und widerstehen den Stürmen der Zeit, und alle die unter Ihnen, meine Herren, welche wissen, daß ich, durch das Vertrauen meines verewigten Vaters in stürmischen Tagen in seinen Rath gezogen, seinen Entschlüssen nahe gestanden habe, bedürfen meiner Versicherung nicht, um von mir überzeugt zu sein, daß, wenn die Verfassung und Recht und Ordnung angetastet werden sollten, ich dieselben nach Kräften zu schützen suchen und wissen werde! - Gottlob! ich bin mir wohlbewußt des Ernstes meines mir von Gott gewordenen Berufes, und nehmen Sie schließlich die Versicherung hin, daß alle die Kräfte. die der Himmel mir gegeben und die er mir gelassen hat, mit freudiger Pflichttreue dem Wohle des Vaterlandes gewidmet sein sollen.
"Und jetzt, meine Herren von Ritter= und Landschaft, confirmire und bestätige ich Ihnen, nach dem Vorbild meiner Ahnherren alle Ihre privilegia und reversales, Gerechtigkeiten, Freiheiten und Gerechtsame, wie Sie dieselben von Alters her besessen haben und noch besitzen, und weise Sie an, Herr Geheimer Archivar, die Urschrift der von mir höchsteigenhändig unterschriebenen und mit meinem fürstlichen Siegel bekräftigten Confirmation zu verlesen, nachdem ich von dem Herrn Landrath die Antwort meiner Stände auf meine Anrede gehört haben werde, und will dann, meine Herren von Ritter= und Landschaft, als Ihr jetziger Erb=, Landes= und Lehnsherr, unter Vorbehalt der solennen eidlichen Erbhuldigung, Ihren Handschlag der Treue und des Gehorsams empfangen gegen mich und die altehrwürdige Verfassung."       (N. C.)


- Zur Berathung über die Vorschläge der Würzburger Konferenz hinsichtlich der Bundeskriegsverfassung soll in Berlin eine Commission östreichischer und preußischer Generale zusammentreten.
- In der Küstenbefestigungs=Angelegenheit waren drei bestimmte Anträge von Preußen und andern deutschen Küstenstaaten dem deutschen Bunde vorgelegt. Da diese Anträge auf das ausführlichste begründet sind, so glaubte man sich zu der Voraussetzung berechtigt, daß der kürzeste Weg zur Erledigung dieser dringenden Angelegenheit eingeschlagen werden würde. Diese Annahme hat sich indeß keineswegs verwirklicht, vielmehr hat es leider den Anschein, daß diese Angelegenheit dasselbe Schicksal wie die Verbesserung der Bundeskriegsverfassung am Bunde treffen werde.
- Die Nachrichten über das Befinden des Königs von Preußen lauten sehr beunruhigend; die Kräfte des hohen Patienten nehmen auffallend ab und steht ein unglücklicher Ausgang der Krankheit zu befürchten.
- Der mecklenburgische Landtag ist am 15. zu Malchin in der Kirche, nach voraufgegangenem Gottesdienste, in herkömmlicher Weise eröffnet.
- Der Ausgang der Dinge in Süditalien wird kaum mehr zweifelhaft sein, aber mit Spannung muß man auf den jungen König von Neapel blicken, in welcher Art er seine Herrschaft zu Ende gehen lassen wird. Je mehr die Gefahren für ihn sich mehren, desto mehr steigt der Muth und die Entschlossenheit desselben, welcher fest entschlossen bleibt, bis aufs Aeußerste sich zu vertheidigen. Es befinden sich außer dem König Franz auch die Königin, seine fünf Brüder und vier Schwestern und seine Mutter gegenwärtig in Gaeta. Er behält nur die zur Besetzung der Festung nöthige Truppenzahl bei sich. Die Gesandten der fremden Mächte bleiben ebenfalls bei ihm; sie werden sich im äußersten Nothfalle an Bord ihrer betreffenden Kriegsschiffe zurückziehen.
- Die Stadt und Festung Gaeta liegt zehn Meilen von Neapel auf dem Ende einer Landzunge, hat 10,000 Einwohner und gehört durch ihre Lage, sowie die dort ausgeführten Befestigungswerke zu den stärksten Plätzen Europas. Die Stadt soll älter wie Rom sein. Obgleich weder im Innern des Landes, noch an der Vereinigung wichtiger Straßen belegen, hat ihr Besitz doch oft den Ausgang eines Krieges entschieden, und war daher in früherer und späterer Zeit der letzte Zweck hartnäckiger Kämpfe. Vornehmlich sind zwei Belagerungen, von 1806 und 1815, in der Kriegsgeschichte wegen der langen Gegenwehr der Festung denkwürdig geworden. Nach den jetzigen Verhältnissen, unter denen die Stadt einer Belagerung entgegensieht, hat dieselbe große Aehnlichkeit mit der vom Jahr 1815. Auch damals war die Stadt von der Land= und Seeseite eingeschlossen, auch damals waren manche Schwierigeren, die in der Unzuverlässigkeit der Truppen und der großen Abneigung derselben ihren Grund hatten, zu besiegen. Die Stadt ist gegenwärtig mit einer nöthigen Anzahl Geschütz und mit Vorräthen jeglicher Art wohl versehen. Bei der Entschlossenheit und Einsicht die der König bisjetzt in allen seinen militairischen Unternehmungen an den Tag gelegt, dürfen sich die Piemontesen vielleicht auf eine längere Belagerung gefaßt machen. Bei der Ueberlegenheit der Piemontesen an Zahl und Kriegsgewandtheit ist jedoch ein Erfolg der königlichen Waffen kaum zu hoffen.
- Garibaldi soll wirklich abgedankt, alle ihm vom König Victor Emanuel gebotenen Würden und Orden abgelehnt haben. Er hat in einem offenen Briefe von seinen treuen Waffengefährten Abschied genommen und die Hoffnung ausgesprochen, das Schwert bald wieder ergreifen zu können. Seine Truppen sind zum größten Theil aufgelöst.
- Es ist vor Kurzem ein Mordversuch gegen Garibaldi versucht worden. Ein in seinem Stab aufgenommener neapolitanischer Officier feuerte in des Generals eigener Stube ein Pistol auf ihn ab. Der Schuß wurde durch einen andern zufällig anwesenden Officier noch rechtzeitig abgewandt und die Kugel flog durch die Decke der Stube. Garibaldi befahl, ohne vom Stuhl aufzustehen, dem Officier den Degen abzunehmen und ihn sofort laufen zu lassen. Der Mörder gestand, daß er dem General schon seit zwei Monaten nach dem Leben trachte.
- Die arme Kaiserin von Oestreich, die seit ihrer dritten Entbindung an einem trockenen Husten leidet, hat ihre Reise nach Madeira angetreten. Ihr hoher Gemahl begleitete sie bis Bamberg, wo Nachtlager gehalten wurde. Von hier reist die Kaiserin über Frankfurt, den Rhein hinab nach Ostende, wo sie sich auf einem englischen Schiff nach Madeira einschifft.
- Sehr merkwürdig lauten die Nachrichten über die zweite reisende Kaiserin, über Napoleons Gemahlin Eugenie. Sie ist plötzlich nach England und Schottland gereist, angeblich zur Herstellung ihrer Gesundheit, welche eine Luftveränderung nothwendig macht. Sie macht die Reise im tiefsten Incognito. In London traf sie Abends ein und wurde nicht vom französischen Gesandten, sondern vom General=Consul empfangen. Andern Tags besah sie sich London zu Fuß und zu Miethwagen. Sie reiste gerade an ihrem Geburtsage von Paris ab, was hier zu besonders seltsamen Gerüchten Veranlassung gab.
- Die Stellung des Kaisers von Frankreich zum Papste soll im höchsten Grade gespannt sein.
- Louis Napoleon ist ein guter Rechenmeister. Er versteht sich in der Politik aufs Rechnen gerade so gut wie jener merkwürdige Dase im Zahlenrechnen, der zu seiner Zeit die Welt durch die Leichtigkeit in Erstaunen setzte, mit welcher er unter die riesigsten Multiplications=Exempel in aller Gemüthlichkeit und scheinbar ohne sich erst viel besinnen zu müssen, das Product schreiben konnte. So sitzt Napoleon in seinem Cabinet, beobachtet in aller Stille die Dinge, wie sie sind, hört ganz ruhig zu, was andere Leute meinen und ohne daß es Jemand merkt, ist in seinem Kopf ein Facit fertig, das sich über die großen europäischen Verhältnisse weit hinzieht.

[ => Original lesen: 1860 Nr. 47 Seite 3]

Und er begreift nicht bloß, wo alles hinaus will, was geschieht, sondern wie zufällig thut er dies und das, damit alles dahinaus muß, wohin er's haben will.
- Der Prinz von Wales ist endlich in England angekommen. Die Seefahrt über den Ocean war sehr stürmisch gewesen, das Geschwader hatte mit hartnäckigen Nordostwinden zu kämpfen, daher zog sich die Fahrt so in die Länge, daß die Mannschaft bald auf schmale Kost gesetzt worden wäre.
(Die landwirthschaftlichen Lehranstalten Mecklenburgs). Im Großherzogthum Mecklenburg=Schwerin besteht zu Karlshof bei Rostock ein landwirthschaftliches Privat=Lehr=Institut, dessen Inhaber und Director Herr Kracht ist. An der Landes=Universität zu Rostock befindet sich eine landwirthschaftliche Professur, welche dem Professor Becker übertragen worden. - Im Großherzogthum Mecklenburg=Strelitz besteht eine Bauerschule zu Roggentin im Amte Mirow, deren Vorsteher und Leiter Herr Becker ist. Demselben ist zur Errichtung dieser Anstalt von dem großherzoglichen Kammer= und Forst=Collegium in Neustrelitz eine Bauerhufe in Pacht gegeben und die nöthigen Wirthschaftsgebäude sammt Wohnung zur Aufnahme von 5 bis 6 Zöglingen (aus dem Bauernstande des Amts Mirow) hergestellt. Die Hauptaufgabe der Bauerschule ist, die Bauersöhne, welche dereinst die väterliche Hufe erhalten, zur intelligenten Bewirthschaftung derselben zu führen. Der Lehrgang ist dreijährig. Die Schüler haben für die beiden ersten Jahre 30 Th. zu zahlen; dagegen erhalten sie im dritten Jahre einen angemessenen Lohn. In dieser Bauerschule wird nur auf Unterweisung der Zöglinge in der einfachen Bewirthschaftung einer Bauernhufe gehalten. Hauptgesichtspunkte sind dabei: tüchtige Bestellung des Ackers, richtige Fruchtfolge, Beobachtung verständiger Grundsätze bei Anzucht und Ausnutzung des Viehes. Die im Winter übrig bleibende Zeit wird zur Unterweisung und Uebung der jungen. Leute im Rechnen und Schreiben, in der Buch= und Rechnungführung benutzt und werden sie besonders dazu angehalten, über die bezüglichen Grundsätze nachzudenken, damit sie über deren Gründe und Wirkungen ins Klare kommen. Die Ackerfläche, welche dem Inhaber der Anstalt zur Verfügung steht, beträgt 32,400 Quadratruthen.      (N.C.)
- In Berlin sind zur Zeit 110 Maurermeister mit 4000 Gesellen und Lehrlingen, 113 Zimmermeister mit 1800 Ges. und Lehrlingen und 166 Arbeitern, 250 Tischlermeister mit 4400 Ges. und Lehrlingen, 150 Schmiedemeister mit 500 Ges. u. Lehrl., und 150 Schlossermeister mit 1500 Ges. u. Lehrl. thätig. Die Weberei, insbesondere Wollenweberei beschäftigt auf 5000 Webestühlen 1472 Webermeister mit 2300 Ges., 1100 Lehrlingen und Arbeiterinnen, so wie 600 Kinder; ferner auf 400 Stühlen 120 Tuchmachermeister mit 300 Gesellen und Lehrlingen, und endlich auf 600 Stühlen 280 Raschmachermeister mit 312 Ges. und 250 Lehrlingen u. Kindern. Die Seidenfabrikation beschäftigt immer noch 350 Seidenwirkermeister mit 600 Ges. und Lehrl.
- Durch die Nachlässigkeit eines Schäfers war am 4. Nov. bei Reutlingen ein Theil einer Schafheerde auf die Schienen gekommen, als eben der Zug daherbrauste. 15 Schafe wurden von der Locomotive zermalmt. Die Locomotive kam blutbespritzt und mit Woll= und Fleischstücken behangen auf dem Bahnhof an.
- Der Hagelschaden=Versicherungs=Verein für Mecklenburg in Grevismühlen hat in diesem Jahr für 47 Hagelschäden 21,893 Th. zu zahlen, wozu ein Beitrag von 13 Schill. pr. 100 Th. erforderlich ist. Versichert waren 5,155,537 Scheffel Getreide zu dem Werth von 8,369,392 Th. - Nach der neuesten Zählung beläuft sich die Einwohnerzahl von Grevismühlen mit Einschluß der Poischower Mühle, der Frohnerei und Ziegelei auf 3685 Personen (22 weniger als im vorigen Jahre.)
- Das Getreidegeschäft ist matt. Amerika, das Mittel= und schwarze Meer und namentlich auch Nantes und Bordeaux, machen noch fortwährend starke Abladungen nach Großbritannien.
- Die Anzahl der Schiffe, welche während der Stürme am 3. und 4. Octbr. an den Küsten von Holland, Dänemark und Schweden strandeten, beläuft sich im Ganzen auf 76 aus aller Herren Länder. Gegen 50 Menschen haben an jenen beiden Tagen das Leben verloren.
- Ein Verfahren, Obst mit Zeichnungen zu versehen, ist folgendes: Es werden besonders schöne Früchte zur Zeit, wenn dieselben sich färben, mit den in Papier fein ausgeschnittenen Buchstaben oder Zeichnungen beklebt. Wenn später das Papier von. der Oberfläche des Obstes, z. B. der Pfirsiche, des Apfels, der Birne oder Pflaume herabgenommen wird, erscheint die bedeckt gewesene Stelle in lebhaftem Weiß.


Anzeigen.


Vorladungen.

Mittelst eines unterm heutigen Tage erlassenen Proclams sind alle Diejenige, welche Forderungen oder Ansprüche irgend einer Art an die Verlassenschaft weiland hiesigen Vorbürgers und Holzwärters Busekist, insonderheit an das dazu gehörige, auf dem Dermine sub No. 3. belegene Wohnhaus und die beiden dazu gehörigen, auf dem Dermine sub No. 5. und 6. belegenen Acker=Koppeln zu haben vermeinen, peremtorisch und bei Strafe der Präclusion verabladet und befehligt, solche im Professionstermine am

29. k. M.

auf hiesiger Rathsstube anzumelden und sofort gehörig zu bescheinigen.
Ratzeburg den 18. October 1860.

Königlicher Stadtcommissarius
Bürgermeister und Rath.
In fidem
                                           Richter, Stadtsecretair.


Der bereits im Jahr 1854 mit Tode abgegangene Erbzinsmann Claus Peter Kock zu Neuvorwerk hat in einem beim hiesigen Gerichte deponirten Testament gemeinschaftlich mit seiner unlängst verstorbenen Wittwe, Engel geb. Ovendiek bestimmt, daß ihr gemeinsamer Nachlaß nach dem Tode des Längstlebenden ihren beiderseitigen Geschwisterkindern zu gleichen Theilen zufallen solle. Da die eingesetzten Erben hieselbst unbekannt sind, so ist der Schulze Reincke zu Vorwerk zum curator hereditatis jacentis bestellt und laden wir auf seinen Antrag hiemit alle diejenigen, welche

a) aus Erbrecht, oder
b) aus Schuld
Ansprüche an den gedachten Nachlaß, insbesondere an die dazu gehörende, in Neuvorwerk belegene Erbzinsstelle zu haben vermeinen, diese in dem auf

Sonnabend den 2. Februar 1861,
Vormittags 11 Uhr,

angesetzten Liquidationstermine bestimmt und gehörig bescheinigt vor uns anzumelden und zwar sub praejud. pro omni

ad a) daß die sich Meldenden und Legitimirenden für die rechten Erben angenommen, ihnen als solche der Nachlaß überlassen und das Erbenzeugniß ausgestellt werden solle, die sich nach der Präclusion meldenden näheren oder gleich nahen Erben alle Handlungen und Dispositionen derjenigen, die in die Erbschaft getreten, anzuerkennen und zu übernehmen schuldig sein sollen,
ad b) des Ausschlusses und der Abweisung von der Masse.

Patrimonialgericht Lütgenhof zu Dassow den 13. November 1860.


[ => Original lesen: 1860 Nr. 47 Seite 4]

Verkaufsanzeigen.

Holzverkauf.

Am Mittwoch den 28. November sollen in den Hohenmeiler Tannen unter den bekannten Bedingungen

      50 Faden tannen Kluftholz,
und 50 Faden tannen Knüppelholz,
und in den Palinger Tannen
        8 Faden tannen Knüppelholz
gegen baare Zahlung meistbietend verkauft werden, und wollen sich Kaufliebhaber Morgens 9 Uhr beim Forsthof Hohenmeile einfinden.
Schönberg den 21. November 1860.

                                                    Danckwarth.


Vermischte Anzeigen.

Die diesjährige ordentliche Herbst=Versammlung des landwirthschaftlichen Vereines für das Fürstenthum Ratzeburg findet

am Donnerstag den 29. d. M.,
Morgens 10 1/2 Uhr

beim Gastwirth Ackerbürger Boye hieselbst statt.
Zur Verhandlung kommen - nachdem die Rechnungen über die Vereinskasse pro November 1859/60, und über die Thierschau 1860 abgelegt sein werden - nachstehende Fragen:

1) Ob und wie ist es zu erreichen, daß der Lohn für die ländlichen Dienstboten und Tagelöhner im Fürstenthum überall möglichst gleich hoch gestellt werde?
2) Ist der Tabakbau im Fürstenthum Ratzeburg zu empfehlen und wodurch kann der Verein denselben fördern?
3) Welches ist die beste Art, den Dünger aufzubewahren?
4) Wie ist die so lästige Ackerdiestel zu vertilgen?
           Außerdem werden
5) die Mitglieder des Vereines gebeten, ihre Erfahrungen über Drainirung und deren Wirkung mitzutheilen.
Schönberg, den 22. November 1860.

Namens des Vorstandes:
                          F. Boccius,
                          als Secretair des Vereins.


      Die

Mecklenburgische
Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebens=, Leibrenten= und Sterbekassen=Versicherungen, Zeitrenten=, Darlehns=, Einlage= und sonstige Geldgeschäfte ab, und verzinst alle Kapital=Einlagen von mindestens 50 Taler (Mecklenburg) mit 3 1/4 Procent für's Jahr, durch die unterzeichneten Agenturen.

Agentur Schönberg und Dassow.

J. P. Bade,
Buchbinder.
                                J. P. Oldörp,
Schul= und Siechenmeister.


fl. 200,000 oder Thlr. 114,386 p. C.

fl. 100,000, 50,000, 30,000, 25,000, 2 von 20,000, 2 von 15,000, 12,000, 2 von 10,000, bietet die 139. große Geldverloosung der freien Stadt Frankfurt am Main. Dieselbe ist vom Staate garantirt und die Ziehungen werden von der Staatsbehörde geleitet. Die Ziehung 1ster Klasse ist am 28. und 29. November. Hiezu erlasse ich ganze Loose à fl. 6 oder Thlr. 3 1/2, halbe à fl. 3 oder Thlr. 1 3/4, viertel à fl. 1 30 kr. oder Thlr. 1, achtel à 45 kr. oder 1/2 Thlr. Auskunft und Pläne gratis durch

                                                    Franz Fabricius,
                                                    Staat=Effecten=Handlung in Frankfurt a. M.


Eßkartoffeln,

feine schönschmeckende, hat einige hundert Scheffel zu verkaufen

                                                    J. H. Kindt in Rehna.


Zum bevorstehenden Antoni=Termine sind gegen hypothekarische Sicherheit wieder mehrere Geldpöste von 1400 Taler (Mecklenburg), 1200 Taler (Mecklenburg), 400 Taler (Mecklenburg), 300 Taler (Mecklenburg) und 200 Taler (Mecklenburg) zu haben. Näheres bei

                                                    J. P. Bade.


Ein neuer leichter                          
Ein= und Zweispänner=Wagen

auf Federn steht zu verkaufen. Wo? erfährt man in der Expedition dieser Blätter.


Zu verkaufen wegen Mangel an Platz: Eine sehr gut erhaltene Zeugmangel. Wo? ist zu erfragen in der Expedition dieser Blätter.


Es steht ein neuer buchen Backtrog von 4 bis 5 Scheffel groß zu Verkaufen beim Kesselschläger F. Beckmann auf der Beek.


Den geehrten Bewohnern Schönbergs zeige ich hiedurch gehorsamst an, daß ich am Dienstag und Freitag jeder Woche nach Lübeck fahre, und empfehle ich mich zur Besorgung aller Geschäfte daselbst; auch empfehle ich mich zu allen sonstigen Gelegenheitsfuhren bestens.

Schönberg.                                                     Wilhelm Willfahrt, Sabowerstr.
                                                                         im ehemal. Tischler Freitag'schen Hause.


Wir zeigen hierdurch an, daß der Knecht P. Claasen hieselbst von uns beauftragt ist, die Aufsicht über unsere Holzkoppeln, Hägen und Zäune zu führen. Derselbe wird alle Unbefugte, die er daran betreffen wird, uns zur gerichtlichen Bestrafung anzeigen.

                                                    Dorfschaft Gr. Bünsdorf.


Backtafel für die Stadt Schönberg

Weizen=Milch=Brod. Pfd. Loth.   Pfd.   Loth.
Ein 2 Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eine Dreilings=Semmel, soll wägen - 16 1/2
Ein Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod desgleichen -   8 1/4
Ferner:
fünf große Milch=Semmel oder für 2 Schillinge - 16 1/2
fünf kleine Milch=Semmel oder für 1 Schilling -   8 1/4
Roggen=Brod von gebeuteltem Mehl, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eines halben Dreilings werth, soll wägen:
ein 8 Schillings=Brod 4   5
ein 4 Schillings=Brod 2   2 1/2
ein 2 Schillings=Brod 1   1 1/4
Grob Hausbacken=Brod ohne Aufbrod:
ein 8 Schillings=Brod 6 16
ein 4 Schillings=Brod 3   8
ein 2 Schillings=Brod 1 20

Schönberg, den 21. November 1860.                          
                                                    Bürgermeister und Rath.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.

In der Woche vom 16. bis 22. Nov.

Geboren: Den 15. dem Tischlerm. Dettmann hies. ein todtgeb. Sohn. - D. 16. dem künftigen Schulzen Maaß zu Rupensdorf ein Sohn. - Dem Arbm. Hans Joach. Heinr. Wienck hies. ein S.
Gestorben: D. 15. Peter Burmeister, Arbtsm. in Retelsdorf. 71 J. a.. Altersschwäche.
Copulirt: Jochim Heinr. Christian Kähler, hies. Maurergesell zu Kl. Siemz, und Cath. Elisab. Hundt zu Lindow. - Joach Heinr. Ehlers, Büdner und Drechslermeister zu B.=Resdorf und Anna Catharina Oldörp daselbst. - Jochen Heinrich Lenschow, hiesiger Arbtsm. zu Rupensdorf, und Trine Lise Köster zu Bechelsdorf. - Johann Jochim Peters, Instrumentenschleifer hieselbst, und Catharina Elisab. Wienck zu Carlow.


Getreide und Markt=Preise in Lübeck
am 21. November 1860.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 20-28 Taler (Mecklenburg),     Wicken - Taler (Mecklenburg) - - - Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg)   4-10 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 40-44 Schilling (Mecklenburg),
Gerste 1 Taler (Mecklenburg)   1-  2 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 22-23 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 28-34 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 21-22 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg)   8-18 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 17-18 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, d. Faß 6 u. 7 Schilling (Mecklenburg).


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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