No. 46
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. November
1860
dreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1860 Nr. 46 Seite 1]

- Aus Neustrelitz 12. Novbr. schreibt man der †Ztg.: Seit Mitte v. M. hatten am hiesigen großherzoglichen Hofe nach und nach verschiedene auswärtige Gesandte ihre Audienzen zur Ueberreichung ihrer neuen Creditive nach dem hier stattgehabten Regierungswechsel. Am 8. d. M. wurden zu diesem Zwecke der kön. preußische Gesandte Baron v. Richthofen und der kön. schwedische Gesandte Järta von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge empfangen. Der schwedische Gesandte überbrachte zugleich im Auftrage seines Souverains Sr. Königl. Hoheit dem Großherzoge die Insignien des Seraphinen=Ordens. Auch Se. Majestät der König von Dänemark übersandte vor einigen Wochen dem Großherzoge durch einen außerordentlichen Gesandten den Elephanten=Orden. Beider hoher Orden Ritter war auch der verstorbene Großherzog Georg während vieler Jahre gewesen. Bei dieser Gelegenheit wollen wir erwähnen, daß der Großherzog Georg bei seinem Tode auch wohl der älteste Ritter des Schwarzen Adler=Ordens gewesen ist. König Friedrich Wilhelm II. hatte diesen Orden am 19. Juli 1794, dem ersten Geburtstage, den die Königin Louise als Kronprinzessin von Preußen erlebte, ihrem Bruder, dem damaligen Erbprinzen von Mecklenburg=Strelitz, verliehen. Se. Königliche Hoheit besaß ihn also während eines Zeitraums von 66 Jahren.
- Was von den drei Potentaten und ihren Ministern in Warschau besprochen und beschlossen worden ist, darüber lassen sich noch immer nur Vermuthungen aufstellen; Gewißheit wird erst die Zukunft bringen, wenn entweder die Thatsachen reden oder die Kabinette selber genöthigt sein werden, Enthüllungen zu bringen, wie es nach dem Frieden von Villafranca der Fall gewesen ist. Einiges steht aber jetzt schon fest und reicht hin, um die Bedeutung der Conferenz zu durchschauen. So steht fest, daß die Vorgänge in Italien die Conferenz veranlaßt haben; eben so ist gewiß, daß die drei Mächte Rußland, Preußen und Oesterreich diese Vorgänge mißbilligen und die Anwendung der Volksabstimmung behufs der Einigung Italiens für unvereinbar mit dem bestehenden Völkerrechte ansehen. Die Herren in Warschau haben auch gewußt, daß ein Bündniß zu dem Zwecke, den Vorgängen in Italien mit Waffengewalt entgegenzutreten und die bisherigen Regierungen wieder herzustellen, das Nächste und Einfachste gewesen wäre, um ihre Anschauungen dort geltend zu machen; sie wußten aber auch, daß der Anwendung dieses Mittels verschiedene Umstände hindernd entgegenstehen. Denn das französische Kaiserthum beruht auf derselben Abstimmung, ein kriegerisches Einschreiten gegen dieselbe in Italien würde daher den Krieg mit Frankreich zur nothwendigen Folge haben. In diesem Kriege könnte England vielleicht nur auf der Seite Frankreichs stehen und letzteres würde, um seinen Gegnern möglichst Verlegenheiten zu bereiten, in Ungarn und Polen die Revolution zu Hülfe rufen. So dürfte der Versuch mittelst eines Bündnisses in Italien die alten Zustände herzustellen, zu einem allgemeinen Weltkrieg führen, dessen Ausgang nicht abzusehen wäre. Die schwere Verantwortung eines so furchtbaren Brandes wird Niemand auf sich laden wollen!
- Von den beiden festen Plätzen Capua und Gaeta, worüber König Franz von Neapel noch Herr war, ist Capua gefallen. Das Bombardement dieser Festung begann am 1. Nov. Morgens und endete am 2. Morgens; Nachmittags wurde die Capitulation abgeschlossen, nach welcher die ungefähr 9000 Mann starke Besatzung sich kriegsgefangen ergab. Die Truppen des Königs erhielten Abzug mit den Waffen, jedoch ohne Munition, mußten aber in Caserta das Gewehr strecken und wurden dann nach Neapel oder in ihre Heimath transportirt. Am 3. haben sich Piemontesen und Neapolitaner in großer Feldschlacht am Gagrigliano gemessen und Victor Emanuel errang einen glänzenden Sieg. Seine Truppen setzten über den Fluß, der ihnen mehrere Tage streitig gemacht worden war, griffen die Truppen Königs Franz mit Sturm an, trieben sie endlich in die Flucht und besetzten die wichtigen Stellungen, welche Gaeta beherrschen. Diese Festung ist zu Land und Wasser belagert; denn auch die piemontesische Flotte wirkt zur Belagerung mit. Im Hafen dieser Festung hält der französische Admiral Wache, um den König, sobald er auch diesen letzten Halt verlassen muß, dienstfertig in Empfang zu nehmen und ungefährdet in die Verbannung zu führen. - In ähnlicher Weise hat Napoleon den in Warschau versammelten Monarchen gegenüber sein Bedauern ausgesprochen, daß es in Italien so weit gekommen; er habe es nicht verhüten können. Daran hat er dann die Versicherung geknüpft, daß er die friedlichsten Gesinnungen hege, aber doch Sardinien in einem Angriff auf Oestreich unterstützen müsse, wenn dieses nicht versichere, daß es auch im Falle seines Sieges die Dinge in Italien so lassen wolle, wie sie unter Frankreichs Beihülfe geworden. - Auch ein englisches Linienschiff erschien im Hafen, der Capitain kam an's Land, um dem Kriegsminister seinen Besuch abzustatten und ihm von Seiten seines Admirals zu sagen, daß derselbe eins seiner Schiffe zur Verfügung stelle für den Fall, daß dieser eines solchen bedürfe. Der Kriegsminister antwortete ihm, er zweifle daran, daß der König von dem Anerbieten Gebrauch machen könne. Andern Tags ließ der König den Schiffscapitain verabschieden.

[ => Original lesen: 1860 Nr. 46 Seite 2]

- Die Belagerung Gaeta's hat bereits begonnen, die Festung ist zu Lande und zu Wasser eingeschlossen: denn auch die piemontesische Flotte wirkt dabei mit, von der französischen durchaus unbelästigt. In der Festung soll's an zwei sehr verschiedenen Dingen fehlen, an Wasser und an Pulver. Es liegt dort viel Artillerie, 600 Geschütze, außerdem sind dort die Depots aller Regimenter. Der König ist aber von alten unfähigen Leuten umgeben. Die höheren Kommando's sollen alle in schlechten Händen, unter den unteren Officieren aber viel Tüchtigkeit sein.
- König Victor Emanuel hat bereits seinen Einzug in Neapel gehalten. Die Anstalten, den König von Italien zu empfangen, waren außerordentlich; es sollen Millionen darauf verwendet sein. Garibaldi hat sich bald darnach vom König verabschiedet und ist, überhäuft mit Ehrenbezeugungen, nach Caprera, wo er eine hübsche Besitzung hat, abgereist, um als Privatmann zu leben.
- Die junge Kaiserin von Oestreich leidet an einer Brustkrankheit und wird daher längere Zeit auf Madeira sich aufhalten.
- In London ist der alte tapfere Admiral Napier gestorben, ein wunderlicher Kauz, wie sie selten waren. Es war ihm übel genommen, daß er im Krimkriege Kronstadt nicht genommen hat. Geboren war er 1780.
- Die königliche Familie in England ist in Sorge um den Prinzen von Wales. Derselbe hat die Rückreise von Newyork angetreten; ein Dampfer aber, der nach ihm in Newyork abfuhr, ist in London angekommen und hat nichts von dem prinzlichen Schiffe vernommen.
- Die verewigte Kaiserin von Rußland hatte als preußische Prinzessin eine Schweizerin zur Gouvernante, Madame Wildermatt, die einst in ihre Heimath reisen mußte, um eine ihr zugefallene Erbschaft in Besitz zu nehmen. Als sie wieder in Berlin angekommen war, zeigte sie ihrer erhabenen und schönen Gebieterin mehrere Schmucksachen, die sie durch jene Erbschaft erhalten. "Das ist ein sehr alter Ring, sagte die Prinzessin Charlotte, indem sie einen ganz kleinen alterthümlichen Ring an ihren Finger steckte. Er hat etwas Seltsames an sich. Vielleicht ist es gar ein Talisman." Sie wollte nun den Ring an Madame Wildermatt zurückgeben, konnte ihn aber nicht wieder von dem Finger ziehen. "Ich möchte ihn wohl behalten," setzte sie hinzu. Und sie behielt den geheimnißvollen Ring. Es verging einige Zeit. Einst wollte die Prinzessin jenen alten Ring genauer betrachten, und es gelang ihr, ihn von ihrem Finger abzuziehen. Auf der innern Fläche waren einige Worte eingeschnitten, die, obwohl ziemlich verwischt, doch noch zu lesen waren. Sie lauteten: "Kaiserin von Rußland." Es vergingen viele Tage. Es war von einer Verheirathung zwischen ihr und dem Großfürsten Nicolaus die Rede. Dieser Bruder Alexanders, der damals nicht nächster Thronfolger war, machte eine Reise nach Berlin, sah da die schöne Tochter des Königs von Preußen, und sein Entschluß stand fest. Bei Tafel saß er neben ihr und sprach von seiner nahen Abreise. "Es würde von Ihnen abhängen, daß ich hier bliebe," sagte der Großfürst. - "Was müßte ich dann thun? antwortete lächelnd die künftige Kaiserin von Rußland. - "Sie müßten meine Huldigungen nicht zurückweisen." - "Weiter nichts?" - "Mich in meinen Bestrebungen ermuthigen, Ihnen zu gefallen." - "Das ist schon schwieriger, der Augenblick ist nicht gut gewählt." - "Es brauchte nicht gesprochen zu werden, es genügte, wenn Sie mir ein Pfand geben. Sie haben da einen kleinen Ring, dessen Besitz mich glücklich machen würde. Wenn Sie mir denselben geben wollten?" - "Hier? Vor allen Leuten?" - "Es kann geschehen, ohne daß es Jemand bemerkt. Drücken Sie den Ring in ein Stückchen Brod, lassen Sie dies neben sich liegen, ich werde den Talisman an mich nehmen." - "Es ist wirklich ein Talisman. Ich ahnte es wohl." - Der Ring ging in die Hand des Großfürsten über, und die Ehe wurde bekanntlich geschlossen. Den geheimnißvollen Ring hat, wie man erzählt, der Erbe Alexanders nie abgelegt; da er ihn aber nicht an den Finger stecken konnte, so trug er ihn an einer Kette am Halse.
- Das Comittee der deutschen National=Lotterie in Dresden machte bekannt, daß die Zusendung und Verpackung der Gewinne nur durch den dazu ernannten und vereidigten Dresdner Spediteur Ed. Geucke erfolge. Die Gewinne werden mit dem Stempel oder Siegel der Lotterie und mit der Loosnummer versehen und die Versicherung der Colli auf der Eisenbahn wird vom Haupt=Bureau auf dessen Kosten übernommen. Dasselbe Bureau nimmt erst nach der Ziehung von einem noch zu veröffentlichen Tage an die Loose behufs der Ausantwortung der Gewinne an. Früher eingehende Loose werden zurückgeschickt. - Die Nummer des Looses, welches in der Schiller=Lotterie am 10. in Dresden, nach der in Nr. 44. dieser Blätter näher angegebenen Ziehungsweise, allein gezogen worden ist, also den Hauptgewinn, eine Garten=Villa bei Eisenach, gewonnen hat, und zugleich als erste Nummer die Reihenfolge der Gewinne angiebt, ist 97,417. Ausgegeben sind 660,000 Loose und eben so viel Gewinne vorhanden. Wer demnach etwa 97,500 hat, würde den Gewinn Nr. 84 erhalten, und wer Nr. 1. hat, den Gewinn Nr. 562,585, das Loos Nr. 97,416 aber den letzten Gewinn Nr. 660,000. - Die Ziehung fand Vormittags statt, zu welcher sich ein zahlreiches Publicum aus allen Ständen eingefunden. Im Namen des Hauptvereins, dessen Mitglieder alle anwesend waren, eröffnete Oberbürgermeister Pfotenhauer den Act durch eine Ansprache, worin er zugleich mittheilte, daß ein großherzoglich weimarscher Commissair anwesend sei, um demjenigen, welcher den ersten Gewinn (das Landgut bei Eisenach) erhalten würde, die erforderliche Legitimation sofort auszuhändigen. Nachdem die amtlichen Siegel, welche an die beiden Glücksräder - das eine enthielt 660 Nummern mit der Bezeichnung der Tausende, das andere 999 Nummern zur Bezeichnung der Hunderte- angelegt worden, als unverletzt recognoscirt waren, forderte der Vorsitzende zwei Waisenknaben auf, aus jedem der gehörig umgerollten Räder ein Loos zu ziehen. Der Eine zog 97 (also 97,000), der Andere 417, sodaß also 97,417 den ersten Gewinn erhält. Der Originalbrief von Schiller fiel auf Nr. 355,972; die Locke von Schillers Haar auf Nr. 508,432; Jahn's Haus auf Nr. 371,192. - Der erste Gewinn, die Villa, ist in eine Collection in Bielefeld gefallen.
- Im nördlichen Schleswig fand man in der Mitte eines mächtigen Hügels einen mit Steinen bedeckten, in einem Eichenstamm gehöhlten 5 Ellen langen und 5 Viertel breiten Sarg, der, obgleich augenscheinlich über ein Jahrtausend alt, doch vollkommen gut erhalten war. Nachdem der Deckel abgenommen war, fand man die Leiche ganz zusammengefallen, aber ganz deutlich in die Falten eines ganz groben Zeuges gehüllt. Der Stoff war noch so fest, daß dasselbe bei Seite gezogen werden konnte, ohne daß es zerriß. Die Hirnschale war noch ganz und mit starkem kohlschwarzem Haare besetzt. Mitten auf der Leiche fand sich ein Dolch aus Bronce, zu den Füßen stand eine Schale von merkwürdiger Arbeit, zu einer bedeutenden Feinheit gedreht, von geschmackvoller Form.
- (Wie man zu einer Gehaltzulage kommt.) Der Lehrer P. in der Grafschaft Mark hatte jüngst eine Visitation mit der lieben Jugend zu bestehen, und da fragt der Herr Rath schließlich, ob es kein Kopfrechnen gebe. Hiermit weiß der Lehrer alsbald aufzuwarten, indem er den Kindern ein Exempel aufgiebt: Ein Lehrer hat Frau und 5 Kinder und erhält jährlich 180 Thaler Gehalt, wie viel kommt da auf den Kopf? Die Aufgabe wurde von den Kindern schnell gelöst und der Schulrath fühlte kein weiteres Verlangen nach Rechenkünsten. Bei seinem Scheiden aus der Schule empfiehlt sich ihm der Lehrer mit den Worten: Herr, gedenke mein, wenn du in dein Reich kommst. Der hohe Herr muß doch wohl mit dem Resultat seiner Visitation

[ => Original lesen: 1860 Nr. 46 Seite 3]

zufrieden gewesen sein, denn, wie man hört, erfreute sich alsbald der schwer geprüfte Lehrer einer Gratification von 40 Thalern.
- (Der unsichtbare Steuermann.) Die Sage vom fliegenden Holländer, welche sich zum Schrecken aller altgläubigen Schiffsleute geisterhaft in den bekannten Meeren herumtrieb, hat bekanntlich viel Aufsehen gemacht. Diese Sage reducirt sich auf einen thatsächlichen Fall, der sich später vielfach wiederholt hat. Der "fliegende Holländer" war nämlich nichts weiter als ein unbemanntes Schiff, welches vom Zufall des Wellenspiels oder vom Sturm aus einer Meeresgegend in die andere getrieben ward und wohl manchmal den beängstigenden Eindruck eines durch Geisterhand geleiteten Fahrzeugs macht. Vor mehreren Jahren wurde im stillen Ocean in ähnlicher Weise ein getakeltes Kauffahrteischiff mit zerfetzten Segeln entdeckt, auf welchem kein Mensch war. Die dem Fahrzeug begegnenden Seeleute schlugen kein Kreuz, sondern enternten dasselbe und fand sich nach genauer Untersuchung, daß dies Schiff schon über drei Jahre auf dem Meere umhertrieb. Die Mannschaft hatte vermuthlich das Schiff im Sturme vorzeitig verlassen. Ein interessanter Fall dieser Art ereignete sich jüngst im Canal, in der Gegend von Calais. Die belgische Sloop "Graf Flandern" wurde sechs Meilen von Calais eine Beute des Sturmes. Das Steuer brach und die Mannschaft gab Nothzeichen, welche von dem aus London kommenden Packetboote "Sir Edward Banks" bemerkt wurden. Der Capitain des letzteren steuerte herbei und nahm die Sloop ins Schlepptau, welches jedoch nach wenigen Augenblicken riß. Die Sloop stürzte von Neuem in die Gefahr, von den empörten Wogen verschlungen zu werden. Schon gab die Mannschaft sich verloren, da führte die Vorsehung ein zweites Schiff zur Rettung herbei, "die heilige Barbara" von Calais. Auf dieses rettete sich die Mannschaft des "Grafen von Flandern" und gab die Sloop ihrem Schicksale Preis. Die gerettete Mannschaft hatte jedoch mit dem Schiffe "Sainte Barbe" kaum den Hafen von Calais erreicht, da erschien zum hellen Erstaunen aller Schiffsleute der "Graf von Flandern" kaum zweihundert Schritte vom westlichen Hafendamme. In dem Momente, wo die Sloop an der Spitze des Dammes zur zerschellen schien, trieb eine starke Welle sie nach dem Hafendamm in Süd=West. Zwanzig Schritte von dessen Spitze entfernt, gaben Wind und Wellen der verlassenen Sloop eine neue Richtung, warfen sie nach Süd=Süd=West und von hier aus mitten in den Hafen, als wäre sie vom besten Lootsen geführt worden. Mit lautem Jubel begrüßte das gesammte Schiffsvolk den wackern "Grafen v. Flandern", welchen die Vorsehung so wohl vor dem Verschlingen durch die Wellen schützte, wie sie seinen lebenden Namensbruder, den belgischen Thronfolger und künftigen König vor dem Verschlingen durch Napoleon schützen wird.
- Ein deutscher Reisender in Spanien beschreibt eine Cigarrenfabrik in Sevilla, in welcher ca. 5000 Arbeiterinnen (etwa 1000 junge Frauen und 4000 Mädchen) mit der Anfertigung von Glimmstengeln beschäftigt sind, und zwar alle auf einem Flecke, in ungeheueren und durch Säulen von einander geschiedenen Hallen und Sälen, so daß man das Ganze mit einem Blicke übersehen kann, was allerdings einen Anblick einzig in seiner Art gewähren soll. Der großen Hitze wegen sind die Arbeiter nur leicht bekleidet, und wenn man sich das Durcheinanderblitzen von 10,000 andalusischen Augen und das durcheinander Schwatzen und Lachen aus 5000 Kehlen und noch dazu südländischen Frauenkehlen vorstellt, so mag der Eindruck allerdings etwas betäubend sein. Früher waren ältere Männer als Aufseher angestellt, allein sie konnten es vor Aerger nicht aushalten, und so sind jetzt Aufseherinnen von passender Constitution dazu erwählt, doch soll ihr Amt kein leichtes und förmliche Complotte und Emeuten nicht seltenes unter dieser Armee von Cigarrendreherinnen sein.


Anzeigen.


Am Sonnabend                                     
den 17. November d. J.

findet der diesjährige Forstschreibtag zum Verkauf von Eichen und Buchen aus den herrschaftlichen Forsten statt, und können Kaufliebhaber am gedachten Tage, Mittags 12 Uhr, auf der Amtsstube sich hier einfinden.
Schönberg, den 7. November 1860.

                          Großherzoglich Meckl. Domainen=Amt und Forst.
                          F. Graf Eyben.       Danckwarth.


Vorladung.

Mittelst eines unterm heutigen Tage erlassenen Proclams sind alle Diejenigen, welche aus einem Erbrechte oder aus einem sonstigen Rechtsgrunde Forderungen oder Ansprüche an die Verlassenschaft weil. Schmiedegesellen Johann Heinrich Wilhelm Pöhls zu haben glauben, zur Anmeldung und Bescheinigung derselben auf den

3. Januar k. J.

und zwar unter Androhung der Präclusion zu Rathhaufe hieselbst verabladet worden.
Ratzeburg den 10. November 1860.

Königlicher Stadtcommissarius,
Bürgermeister und Rath.
(L. S.)                           In fidem
                                        Richter, Stadtsecretair.


Mastverpachtung.

Es soll der Betrieb der Mast mit Schweinen in den Holzungen Baalen, Garnsee, Steinorth und Seebruch verpachtet werden und wollen sich Pachtliebhaber beim Unterzeichneten melden.
Schönberg den 4. November 1860.

                                                    Danckwarth.


Vermischte Anzeigen.

Die diesjährige ordentliche Herbst=Versammlung des landwirthschaftlichen Vereines für das Fürstenthum Ratzeburg findet

am Donnerstag den 29. d. M.
Morgens 10 1/2 Uhr,

beim Gastwirth Ackerbürger Boye hieselbst statt.
Die Gegenstände der Verhandlung werden den Mitgliedern anderweitig bekannt gemacht werden.
Schönberg, den 15. November 1860.

                                                    F. Boccius,
                                                    als Secretair des Vereins.


In der am 12. d. M. stattgefundenen General=Versammlung des Vorstandes der Hagel=Assecuranz=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg ist ein Beitrag zu den gewöhnlichen Kosten von Zwei (2) Schillingen Preuß. Cour. von je Hundert Thalern der Versicherungssumme beliebet worden, demnach sämmtliche Mitglieder genannter Gesellschaft hiedurch ersucht werden, den Belauf solchen Geldes - ohne weitere Benachrichtigung als diese -

am 3ten December, als dem Montage nach dem 1sten Adventssonntage dieses Jahres, Vormittags 10 Uhr, im Hause des Kaufmanns Herrn Boye hieselbst einzahlen zu wollen.
Schönberg den 13. November 1860.

                          Die Direction der Hagel=Assecuranz=Gesellschaft.


Sterbefall.
(Verspätet.)

Den am 5. d. in Hannover durch einen Unglücksfall herbeigeführten Tod ihres geliebten Sohnes Rudolph Rickmann zeigen hiedurch an die tief betrübten Eltern

                                                    Rickmann und Frau.

Schönberg im Novbr. 1860.


Eßkartoffeln,

feine schönschmeckende, hat einige hundert Scheffel zu verkaufen

                                                    J. H. Kindt in Rehna.


[ => Original lesen: 1860 Nr. 46 Seite 4]

Am Mittwoch den 21. d.M. findet in meinem Locale der erste Landwirthschaftliche Club für diesen Winter wiederum statt.
Ich erlaube mir die geehrten Mitglieder dazu ergebenst einzuladen.
Das Mittagessen findet um 3 Uhr Nachmittags statt.

                                                    Aug. Spehr.

Schönberg den 15. Novbr. 1860.


Empfehlende Erinnerung.

Dr. Borchardt's aromat.=mediz. Kräuter=Seife, (à 10 Schilling (Mecklenburg) pr. Pack.)
Dr. S. de Boutemard's aromat. Zahn=Pasta, (à 10 und 20 Schilling (Mecklenburg)).
Dr. Hartung's Chinarinden=Oel, (in versiegelten Flaschen à 20Schilling (Mecklenburg)).
Dr. Hartung's Kräuter=Pomade, (in versiegelten Tiegeln à 20 Schilling (Mecklenburg).
Apotheker Sperati's Italien. Honig=Seife, (in Originalstücken, à 4 und 8 Schilling (Mecklenburg)).
Professor Dr. Lindes Vegetabilische Stangen=Pomade, (à 12 Schilling (Mecklenburg) pr. St.)
Die innere Solidität der obengenannten privilegirten Spezialitäten erläßt jede ausführlichere Anpreisung = schon ein kleiner Versuch genügt, um die Ueberzeugung von der Zweckmäßigkeit und Vortrefflichkeit dieser gemeinnützigen Artikel zu erlangen. = Prospekte und Gebrauchs=Anweisungen werden gratis verabreicht, sowie die Mittel selbst in bekannter Gute stets ächt verkauft bei

J. P. Bade in Schönberg.


Gummigaloschen  prima Sorte mit steifen Kappen, für Herren und Damen, empfiehlt

Schönberg.                                                    Aug. Spehr.


fl. 200,000 oder Thlr. 114,386 p. C.

fl. 100,000, 50,000, 30,000, 25,000, 2 von 20,000, 2 von 15,000, 12,000, 2 von 10,000, bietet die 139. große Geldverloosung der freien Stadt Frankfurt am Main. Dieselbe ist vom Staate garantirt und die Ziehungen werden von der Staatsbehörde geleitet. Die Ziehung 1ster Klasse ist am 28. und 29. November. Hiezu erlasse ich ganze Loose à fl. 6 oder Thlr. 3 1/2, halbe à fl. 3 oder Thlr. 1 3/4, viertel à fl. 1 30 kr. oder Thlr. 1, achtel à 45 kr. oder 1/2 Thlr. Auskunft und Pläne gratis durch

                                                    Franz Fabricius,
                                                    Staat=Effecten=Handlung in Frankfurt a. M.


Deutsche National=Lotterie.

In den letzten Tagen dieses Monats werde ich eine bis dahin bei mir eingegangene Anzahl Loose der deutschen National=Lotterie zur Erhebung der Gewinne nach Dresden senden, und ersuche ich diejenigen meiner Interessenten, sowie Alle, welche diese Gelegenheit mitbenutzen wollen, mir ihre Loose gegen Quittung bis zum 28. Novbr. d. J. einzuliefern.
Die Ankunft der Gewinne wird sofort in diesem Blatte angezeigt, und können dieselben dann gegen Erstattung der geringen Unkosten (Verpackungsgebühren) in Empfang genommen werden.
Lübeck d. 1. Nov. 1860.

                          Johs. John, Aegidienstraße Nr. 696.


Filzschuhe mit Gummisohlen empfiehlt das Paar zu 32 Schilling (Mecklenburg)

                                                    Aug. Spehr.

Schönberg.


Alle Diejenigen, welche an den verstorbenen Hauswirth Badstein in Petersberg noch Forderungen haben, werden hiermit aufgefordert, solche bei uns, den unterzeichneten Vormündern Badstein'scher Kinder und Erben, binnen 14 Tagen anzumelden.
Ausgenommen von der Anmeldung sind Diejenigen, deren Forderungen in des Verstorbenen Hypothekenbuche eingetragen stehen.
Petersberg, den 9. November 1860.

                                                    Hauswirthe Beckmann
                                                                und Lenschow.


U. Beermann &. Co.,
Lübeck, Klingberg 927.,
empfehlen außer ihrem reichhaltigen Lager von
Manufactur=Waaren
eine sehr bedeutende Auswahl der neuesten
Herbst= und Wintermäntel.


Der
Kalender
für das
Fürstenthum Ratzeburg
auf das Jahr
1861
ist bei mir und beim Herrn Buchbinder Bade für 3 Schilling (Mecklenburg) zu haben.
                                                               L. Bicker.


Das von mir als Meisterstück angefertigte Mahagony Cylinder=Büreau beabsichtige ich am Sonntag den 9. December, Nachmittags 3 Uhr, im Saale des Herrn Gastwirth Boye zu verloosen und sind Loose daselbst zu haben, die ich einem geehrten Publikum bestens empfohlen halte. - Das Loos kostet 16 Schilling (Mecklenburg).

                                                    J. Grevsmühl, Tischlermeister.

Schönberg November 1860.


Den geehrten Bewohnern Schönbergs zeige ich hiedurch gehorsamst an, daß ich am Dienstag und Freitag jeder Woche nach Lübeck fahre, und empfehle ich mich zur Besorgung aller Geschäfte daselbst; auch empfehle ich mich zu allen sonstigen Gelegenheitsfuhren bestens.

Schönberg.                                                     Wilhelm Willfahrt, Sabowerstr.
                                                                         im ehemal. Tischler Freitag'schen Hause.


Bei Strafe gerichtlicher Ahndung verbieten wir hierdurch den Schleichsteig über unsere Ackerstücke, von dem neuen Kirchhof bis zu der Küsterkoppel.

Selmsdorf.                                                      Bäckermeister Lenschow.
Hauswirth Klüßmann.
Wittwe Lohse.


Ergebenste Einladung zum
Ball
am Dienstage den 27sten November
Mummendorf,                           bei                          J. Bunge.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.

In der Woche vom 8. bis 15. Nov.

Geboren: D. 15. dem Arbm. Nevermann hies. ein S.
Gestorben: D. 6. Joach. Maaß hies., Sohn der Arbeitsmannstochter E. Maaß aus Ollendorf, 7 Monate alt. - D. 6. Doris Charl. L. Witting, Schlächtertochter hies., 20 Wochen a. - D. 9. Joachim H. Maaß, Arbtsm. zu Ollendorf, 31 J. 2 M. a. - D. 13. Anne Else Lenschow. Hauswirthin zu Sabow, 53 J. 4 M. alt.
Copulirt: D. 9. Hans J. P. Hansen, Arbm. hies., und Anna C. Renzow in Gr. Bünsdorf. - Joach. F. Franck, Arbm. hies. und Anna Mannerow hies. - Johann J. Staaß, Arbm. hies., und Cath. M. Woisin zu Petersberg. - Hans H. Maaß, Arbtsm. hies., und Cath. Marg. Eckmann zu Kl. Bünsdorf.


Getreide und Markt=Preise in Lübeck
am 14. November 1860.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 20-30 Taler (Mecklenburg),     Wicken - Taler (Mecklenburg) - - - Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg)   6-12 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 40-44 Schilling (Mecklenburg),
Gerste 1 Taler (Mecklenburg)   2-  4 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 22-23 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 28-36 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 21-22 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg)   8-18 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 17-18 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, d. Faß 6 u. 7 Schilling (Mecklenburg).


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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