No. 45
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. November
1860
dreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1860 Nr. 45 Seite 1]

                Auf Befehl hoher Großherzoglicher Landesregierung werden hierdurch sowohl die Zünfte in Schönberg, als alle sonstigen privilegirten und concessionirten Gesellschaften, Vereine und Einwohner des Fürstenthums Ratzeburg, welche unter der Regierung des Hochseligen Großherzogs Georg Königlichen Hoheit mit Privilegien oder Concessionen begnadigt worden sind, angewiesen, diese Urkunden, wes Inhalts und von welcher Art sie sein mögen, bei Verlust ihrer Privilegien und Concessionen, binnen 6 Wochen bei der Großherzoglichen Landvogtei einzureichen, welche dieselben sodann Zwecks ihrer Bestätigung an die Großherzogliche Landesregierung zu Neustrelitz einsenden wird.
                Schönberg, den 22. October 1860.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.         F. Boccius.


Neustrelitz, 4. Nov. Nachdem vor einigen Tagen der großherzogliche Oberlanddrost und Kammerherr Graf Eyben bei seiner Rückkehr aus Warschau von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzoge empfanget wurde, ist nunmehr die Reihe derjenigen außerordentlichen Missionen, welche Behufs der Notificirung des stattgehabten Regierungswechsels Allerhöchst befohlen waren, als geschlossen anzusehen. Der Oberlanddrost Graf Eyben wurde in Warschau von Seiner Majestät dem Kaiser von Rußland in besonderer Audienz empfangen und durch die Verleihung des Großkreuzes vom St. Stanislaus ausgezeichnet.
- Die Kaiserin=Mutter von Rußland ist am 1. Novbr. in St. Petersburg verstorben. Nachdem dieselbe, bereits seit längerer Zeit an leidender Gesundheit, am 23. vorigen Monats an den unmittelbaren Folgen einer Erkältung erkrankt war, hatte schon in den letzten Tagen der abnehmende Zustand der Kräfte der hohen Kranken kaum noch eine Hoffnung auf Erhaltung derselben gestattet. Der tödtliche Hintritt erfolgte Morgens 8 Uhr. Ihre Majestät die vollendete Kaisenn Alexandra Feodorowna von Rußland, vor ihrer Vermählung Prinzessin Friederike Luise Charlotte Wilhelmine von Preußen, war die älteste Tochter des Königs Friedrich Wilhelm von Preußen und der Königin Louise, gebornen Prinzessin von Mecklenburg=Strelitz. Die Verewigte hat ein Alter von 62 Jahren erreicht. An ihrem neunzehnten Geburtstage, den 13. Juli 1817, wurde sie mit dem damaligen Großfürsten Nikolaus von Rußland vermählt, mit welchem sie 1825 den russischen Thron bestieg. Im Jahr 1855, nach beinahe 38jähriger Ehe, verlor die Kaiserin ihren hohen Gemahl durch den Tod. Die Kaiserin war mit beiden großherzoglichen Häusern in Mecklenburg durch die engsten Bande der Verwandtschaft verbunden. Die Großherzogin Alexandrine war ihre treuliebende Schwester, der Großherzog Friedrich=Franz Kön. Hoheit, also ihr Neffe, und überdies der Enkel einer Schwester ihres Gemahls. In Mecklenburg=Strelitz war der hochselige Großherzog Georg ein Oheim der Kaiserin, die ihm sobald in die Ewigkeit folgte, während dessen Sohn, der Herzog Georg mit einer Nichte der Kaiserin vermählt ist. Die Kaiserin hinterläßt vier Söhne (Kaiser Alexander, die Großfürsten Constantin, Nikolaus und Michael) und zwei Töchter (Maria, die verwittwete Herzogin von Leuchtenberg, und Olga, Kronprinzessin von Würtemberg). Von diesen Söhnen und der älteren Tochter überleben sie 21 Enkelkinder, von welchen das jüngste, der Großfürst Paul Alexandrowitsch, nur einen Monat vor ihrem Tode, am 3. v. M., geboren ist.
- Die Oestreicher jubeln über ihren neuen Feldherrn, die Herren der Börse lassen die Papiere fallen. Ihnen bedeutet der Benedek Krieg. Rothschild hat eine ungeheure Massen Werthpapiere verkauft, als werde bald an den östreichischen Werthpapieren nicht Geld gewonnen, sondern verloren. Die Herren der Finanz erinnern sich dabei, daß das Haus mit der feinen Nase voriges Jahr seine Papiere zu einer Zeit verkaufte, da noch wenige Leute einen Krieg ahnten, und viel Geld einstrich.
- Der Kaiser der Franzosen hat auf die Nachricht von dem Einfall der Piemontesen in den Kirchenstaat seinen Gesandten von Turin abberufen und zugleich die Invasion des neapolitanischen Gebiets stark getadelt. Der Kaiser von Rußland hat in starken Ausdrücken seine Entrüstung über den Einmarsch der piemontesischen Truppen in Neapel ausgesprochen und seine Gesandtschaft von Turin zurückgezogen. Der Prinz=Regent von Preußen hat es ebenfalls für nothwendig befunden, Sardinien sein Mißfallen bezeugen zu lassen, hat es aber nicht nöthig befunden, den preußischen Gesandten von Turin abzuberufen.
- Napoleons sterblicher Theil ist seine Frau. Wenn alles Schweigen muß, sie läßt sich nicht einschüchtern, sie ist seine allergetreueste und allerbeharrlichste Opposition. Der Papst hat in der Kaiserin Eugenie seinen besten Verbündeten. Sie ist untröstlich, weint den ganzen Tag und wirft dem Kaiser vor, er habe durch seine unchristliche Politik den Zorn Gottes heraufbeschworen. Ueberall erblickt sie den Zorn, den Finger Gottes: in dem Tod ihrer Schwester, der Herzogin Alba, in dem Husten und Schnupfen ihres Kindes und in jeder Kinderkrank=

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heit. Napoleon küßt zwar den Pantoffel der Kaiserin nicht, so wenig wie den des Papstes, aber er begegnet seiner Frau wie einem kranken Kinde, mit Milde und Sanftmuth, die Gardinenpredigten ermüden ihn aber doch.
- Aus dem Schleswigschen gehen Gerüchte ein, daß die Lungenseuche des Rindviehes dort wieder zum Ausbruch gekommen sei; officiell ist darüber noch nichts bekannt gemacht.
- In Elberfeld heirathete eine von ihrem ersten Mann geschiedene Frau, die nach der Scheidung nochmals geheirathet hat und deren zweiter Mann gestorben war, den ersten Mann wieder.
- Der Wangeroger Kirchthurm, der vor den unaufhaltsam herandrängenden und bereits sein Fundament unterspülenden See nicht mehr gerettet werden kann, hat einen Riß von oben bis unten erhalten und ist seinem Einsturz nahe. Die Schiffe, welche die Einfahrt in die Weser und Jahde suchen, verlieren in ihm ein willkommenes Zeichen.
- Die älteste deutsche Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth feiert am 7. December d. J. ihr 25jähriges Jubiläum. Die Stamm=Actionaire sagen, es sei ein goldenes; denn der jährliche Durchschnitts=Ertrag sei 15 Procent. Das macht ihr keine andere nach.
- Auf der Newa in Petersburg war wieder Wettfahrt gehalten, voriges Jahr wie jeden Winter. An den leichten Schlitten geschirrt standen die edelsten stolzen Rosse, stampften ungeduldig den harten Boden, schnaubten aus den Nüstern und konnten das Zeichen nicht erwarten. Viel Volks stand ringsherum; denn das Zeitfahren ist ein Volksfest und jeder, der ein Pferd hat, darf mitfahren. Da hielt auch ein armes Bäuerlein mit seinem Gespann; es hatte von weither Holz in die Residenz gefahren und sah sich das Treiben an. Vor seinem elenden Schlitten waren drei kleine Pferde gespannt, zerzaust, schmutzig und zottig wie Bären, die Eiszapfen hingen ihnen am Leibe und mit den Schnauzen schnüffelten sie im Schnee. Eben traten die stolzen Racepferde an den prächtigen Schlitten in die Bahn, das Gesicht des Bäuerleins durchzuckte wie ein Blitz, er wirft einen Blick auf sein Gespann, ruft ihm zu und ergreift das Leitseil. Im Nu steht er in den Schranken der Bahn. Die kleinen Bären schütteln stolz die zottigen Häupter und wiehern als ob sie wüßten, daß sie die Ehre des Steppenpferdes zu retten hätten. Fort flogen auf ein Zeichen alle die Rosse, bald waren die Steppenpferde voran, wie der Wind zogen die kleinen Füßchen aus und langten zuerst am Ziele an. Um 1 Minute 10 Secunden hatte das bäuerliche Gespann all' das Halb= und Vollblut geschlagen. Der Rennpreis, ein prachtvolles silbernem Service vom besten Goldschmied der Residenz, gehörte dem Bauer. Er wickelte es ein in alten Lumpen und fuhr vergnügt von dannen; vergeblich boten ihm die Pferdeliebhaber 3000 Rubel für jedes seiner Pferde; er küßte sie und plauderte mit ihnen, aber feil waren sie ihm nicht; sie hatten ihn zum berühmten Manne gemacht.
- Ein Deutscher in Sidney in Australien schreibt von daher: Vor etwa sechs Monaten wurde eine sehr reiche Goldmine entdeckt, in einer großen Wildniß belegen. Gleich nach Entdeckung derselben trat der Winter ein, der dort sechs Monate dauert, während welcher sehr oft bei großer Kälte und furchtbaren Winden ungemein viel Schnee fällt. Dennoch haben es einige Männer gewagt, dort zu überwintern, konnten aber begreiflich nur wenig arbeiten. Die Nahrungsmittel sind dort außerordentlich theuer. Mit dem Monat October beginnt das Frühjahr, und man nimmt an, daß dort wenigstens 150,000 Menschen zusammen kommen werden, um Gold zu graben. Ich habe schon drei Knechte verloren, welche hingegangen sind. Kürzlich fand ein Mann sechs Zoll unter der Erde ein Stück Gold von 27 Pfund und viele Goldkörner bis zu 7 Pf. Gewicht wurden gefunden. Man glaubt mit Bestimmtheit, daß dies die reichste Goldmine ist, die bisjetzt in Australien entdeckt worden ist und daß sie Jahre lang Hunderttausende von Menschen beschäftigen wird. Meine ganze Nachbarschaft geht dahin, es wird kein Knecht und keine Magd mehr zu haben sein. Ich hatte eine Magd, die 220 Th. Lohn, und einen Knecht, der 280 Thaler bei freier Kost und Wohnung hatten. Beide heiratheten und gingen in die Goldgrube.
- Wahrheit ist ein gutes Ding. Aus Baden=Baden wird folgende Spielgeschichte berichtet: In der Nähe des Roulett=Tisches saßen ein reicher Franzose und seine Gemahlin als aufmerksame Zuschauer. "Wie wär's", sagte endlich die Dame laut scherzend zu ihrem Gemahl, "wenn ich einmal auf mein Alter spielte?" - "Ja", antwortete der Franzose, "das ist ausgemacht, eine Frau, die zum erstenmal ihre Alterszahl besetzt, gewinnt immer." Alles sieht auf die Nummer, welche die Dame besetzen werde. Sie zieht aus ihrer Börse zwei Louisdor und setzt dieselbe auf Dreißig. - "Sechsunddreißig!", lautet nach einer erwartungsvollen Pause der Ruf des Croupiers. "Siehst du?" sagte der alte Herr, sich an seine Frau wendend, "wärst du aufrichtig gewesen und hättest dein wahres Alter genannt, so hättest du 72 Louisdor gewonnen.
- In Newyork fand neulich ein Einbruch unter musikalischer Begleitung statt. Um 1 Uhr Nachts wurde die Familie des Dr. Miller durch eine Serenade geweckt, die unter ihren Fenstern erklang. Das Spiel dauerte ziemlich lange und die Familie, welche hocherfreut zuhörte, zog sich später wieder zur Ruhe zurück. Am andern Morgen fand man, daß Diebe die nach vorn gezogene Aufmerksamkeit der Hausbewohner benutzt hatten, um sie von hinten gründlich auszuplündern.


Zur Enthüllung des Thaer=Denkmals

theilt die †Z. folgendes mit: Für erfahrne und unterrichtete Landwirthe bedarf es keines Nachweises über die Gründe, weshalb es dem im Jahre 1828 verstorbenen k. preuß. Regierungsrathe Dr. Thaer, Besitzer des Rittergutes Möglin, in Berlin ein Denkmal zu setzen eine heilige Pflicht war. Da aber jüngeren Leuten unmöglich genügend bekannt sein kann, welches Verdienst dieser edle Mann sich um unsern Staat, um ganz Deutschland, ja um das ganze menschliche Geschlecht erworben hat, so halte ich für meine Pflicht, eine kurze Uebersicht seiner Leistungen zu geben.
Im nördlichen Deutschland war in Folge der früheren Römerherrschaft deren Methode des Ackerbaues, welche unter dem Namen der "Dreifelderwirthschaft" bekannt ist, herrschend geworden. Der Grund und Boden ganzer Gemeinden war nach diesem Systeme an die einzelnen Grundbesitzer vertheilt. Ein jeder hatte sein Ackerland, seine Wiesen und Hutungen in einzelnen Stücken in der ganzen Feldmark, je nach der wechselnden Beschaffenheit des Bodens, vertheilt liegen. Um mit einer geringen Zahl von Hirten auszukommen, fand eine gemeinschaftliche Benutzung der Weiden statt. Die Folge dieser Einrichtung war, daß eine gemeinschaftliche Behandlung des Ackerlandes allgemeine Regel war, und nur die Gärten konnten nach der Willkür des Einzelnen benutzt werden. Ein solcher Ackerbaubetrieb schloß jeden Fortschritt aus. Wo die natürliche Beschaffenheit des Bodens eine günstige war, da konnte die Bevölkerung, wenn sie sich nicht vermehrte, ihr Dasein fristen. Bei mangelhafter Bodenbeschaffenheit, und wenn die Menschen sich mehrten, reichten die Bodenerzeugnisse zur Beschaffung der Bedürfnisse nicht aus. Die großen Güter wurden seit alter Zeit durch die Hofedienste bewirthschaftet, welche die kleinen Grundbesitzer zu leisten hatten. Damit sie dienstfähig blieben, waren ihnen von den Grundherren Weideberechtigungen und andere zur Entnahme des Holzes in den Forsten eingeräumt, so daß es außer den Gärten nur wenig Grundstücke gab, über welche der Besitzer frei verfügen konnte. Die preußischen Regenten waren von jeher von der Wahrheit durchdrungen, daß die Landeswohlfahrt von der zweckmäßigen Benutzung des Bodens abhängig sei. Sie benutzten daher ihre Do=

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mainen häufig dazu, um nachahmungswerthe Beispiele in diesem Sinne zu geben. Es wurden aus Gegenden, wo ein verbesserter Ackerbau herrschend geworden war, auf Domainengrundstücken Colonien gegründet, welche für die alten Bewohner Musterwirthschaften gründeten. Auch die Aufhebung der Hofedienste und der beschränkten Weideberechtigungen kam auf den Domainen früher zur Ausführung, als durch die späteren gesetzlichen Bestimmungen. Bevor diese erlassen werden konnten, mußte die ländliche Bevölkerung eine völlig andere Anschauung von ihren Verhältnissen erhalten, um mit Vertrauen und Muth die bisherige vieljährige Bodenbenutzung aufzugeben. Die Nothwendigkeit dazu hatte sich schon vor fast 100 Jahren herausgestellt, welches durch das Aufsehen bewiesen wird, das die Lehre veranlaßte, die Brache müsse abgeschafft und zum Anbau des Klees verwendet werden. Nachdem sich herausgestellt hatte, daß diese Maßregel für die Dauer keine Hülfe gewährte, so wurden wissenschaftlich gebildete Männer veranlaßt, dem für die Menschheit hochwichtigen Gegenstande mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Thaer, ein geborner Hanoveraner, zum richtigen Betriebe der Landwirthschaft begabt, erwarb bei der Stadt Celle ein kleines Landgut und nahm Einsicht von den Erfolgen, welche in Großbritannien durch Einführung der Fruchtwechselwirthschaft erlangt worden waren. Durch die Herausgabe seiner Schrift: "Anleitung zur Kenntniß der englischen Landwirthschaft" wurden Besitzer großer Herrschaften zu Reisen nach England veranlaßt, um Kenntniß von dem dortigen Ackerbaubetriebe zu nehmen und die persönliche Bekanntschaft Thaers und seiner bei Celle gegründeten Lehranstalt zu machen. Diesen Besitzern großer Güter, dem Adel, der damals allein die Besitzfähigkeit zu Rittergütern hatte, ist das größte Verdienst um den verbesserten Zustand der deutschen Landwirthschaft zuzurechnen. Sie hatten die Ueberzeugung gewonnen, daß durch die freie Benutzung des Bodens nicht bloß die kleinen und abhängigen Grundbesitzer, sondern auch die scheinbar bevorrechteten gewinnen würden, vorausgesetzt, daß ein anderer Betrieb vorherrschend wäre. Von diesen Männern wurde auch zuerst die Wahrheit erkannt, daß das landwirthschaftliche Gewerbe nur durch wissenschaftlichen betrieb seinen Zweck erfüllen könne, und daß es für Preußen eine Nothwendigkeit sei, einen so genialen Lehrer der Landwirthschaft wie Thaer war, ins Land zu ziehen. Der hochselige König von Preußen verordnete daher Anfangs dieses Jahrhunderts, daß von der Domaine Wollup im Oderbruche ein Theil an Thaer gegeben würde unter der Bedingung, daß er sich ein passendes Gut zur Anlage einer höhern Lehranstalt ankaufe. Dies war die Veranlassung, daß im Jahr 1804 Möglin von ihm erworben und 1806 die dortige Akademie des Landbaues begründet wurde. Diese Anstalt ist die Veranlassung zur Errichtung ähnlicher Institute in Deutschland geworden, welche wesentlich darauf eingewirkt haben, daß der Ackerbaubetrieb ein zweckmäßiger geworden ist. Da sich einflußreiche, hochgebildete Männer der Landwirthschaft widmeten, fand die Wahrheit Eingang, daß dieses Gewerbe die Grundlage aller übrigen Gewerbe sei, und daß ein zweckmäßiger Betrieb desselben den größten Einfluß auf das Wohl aller Einwohner ausübe. Folgende Thatsachen rechtfertigen die Behauptung. Seit dem Jahre 1816 ist die Bevölkerung des Preußischen Staats von 10,319,993 Personen bis zum Jahre 1858 auf 17,672,609 gestiegen, also in 42 Jahren um 7,362,616, So daß sich annehmen läßt, in einem halben Jahrhundert werde die Menschenzahl sich verdoppeln. Erwägt man, daß bei dieser Zunahme der Bevölkerung während der Zeit, daß sich der Einfluß des verbesserten Ackerbaues geltend gemacht hat, Hungerperioden, wie sie früher öfter eintraten, nicht vorgekommen sind, und daß die Bedürfnisse der Menschen an Kleidern und Nahrungsmitteln sehr gestiegen sind und dennoch befriedigt werden konnten, so bedarf es keines weiteren Beweises von den wohlthätigen Erfolgen des verbesserten Ackerbaues, welches wir zum großen Theil dem Manne Verdanken, dem dieses Denkmal gewidmet ist.


Anzeigen.


Am Sonnabend                                     
den 17. November d. J.

findet der diesjährige Forstschreibtag zum Verkauf von Eichen und Buchen aus den herrschaftlichen Forsten statt, und können Kaufliebhaber am gedachten Tage, Mittags 12 Uhr, auf der Amtsstube sich hier einfinden.
Schönberg, den 7. November 1860.

                          Großherzoglich Meckl. Domainen=Amt und Forst.
                          F. Graf Eyben.       Danckwarth.


Vorladung.

Mittelst eines unterm heutigen Tage erlassenen Proclams sind alle Diejenige, welche Forderungen oder Ansprüche irgend einer Art an die Verlassenschaft weiland hiesigen Vorbürgers und Holzwärters Busekist, insonderheit an das dazu gehörige, auf dem Dermine sub No. 3. belegene Wohnhaus und die beiden dazu gehörigen, auf dem Dermine sub No. 5. und 6. belegenen Acker=Koppeln zu haben vermeinen, peremtorisch und bei Strafe der Präclusion verabladet und befehligt, solche im Professionstermine am

29. k. M.

auf hiesiger Rathsstube anzumelden und sofort gehörig zu bescheinigen.
Ratzeburg den 18. October 1860.

Königlicher Stadtcommissarius
Bürgermeister und Rath.
In fidem
                                           Richter, Stadtsecretair.


Präclusivbescheid.

In Sachen betreffend die Niederlegung von Hypothekenbüchern über die in der Ladung vom 20. August d. J. näher bezeichneten Grundstücke

1) des Walkmüllers Heinrich Jürgen Detlef Vorbeck zur Römnitz,
2) des Handelsmanns August Lorenz Kniep zu Schönberg, und
3) des Buchdruckers Ludwig Bicker zu Schönberg, giebt

das Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg

reproductis ad acta proclamatibus cum documentis aff- et refixionis, nec num insertionis, auf die am 30. October 1860 abgehaltenen Termins=Protocolle hierdurch den

Bescheid:

daß alle weder in den Liquidationsterminen noch bisjetzt nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken sowohl gegen die jetzigen als künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.

Von Rechts Wegen!

Schönberg, den 2. November 1860.

                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                     Reinhardt.


Mastverpachtung.

Es soll der Betrieb der Mast mit Schweinen in den Holzungen Baalen, Garnsee, Steinorth und Seebruch verpachtet werden und wollen sich Pachtliebhaber beim Unterzeichneten melden.
Schönberg den 4. November 1860.

                                                    Danckwarth.


Vermischte Anzeigen.

Die diesjährige ordentliche Herbstversammlung des landwirthschaftlichen Vereins des Herzogthums Lauenburg findet im Hôtel zum Rathskeller in Ratzeburg am

Mittwoch den 21. November,

Morgens 11 Uhr statt.


[ => Original lesen: 1860 Nr. 45 Seite 4]

Johs. Wencker in Lübeck,
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Eßkartoffeln,

feine schönschmeckende, hat einige hundert Scheffel zu verkaufen

                                                    J. H. Kindt in Rehna.


Alle Diejenigen, welche an den verstorbenen Hauswirth Badstein in Petersberg noch Forderungen haben, werden hiermit aufgefordert, solche bei uns, den unterzeichneten Vormündern Badstein'scher Kinder und Erben, binnen 14 Tagen anzumelden.
Ausgenommen von der Anmeldung sind Diejenigen, deren Forderungen in des Verstorbenen Hypothekenbuche eingetragen stehen.
Petersberg, den 9. November 1860.

                                                    Hauswirthe Beckmann
                                                                und Lenschow.


fl. 200,000 oder Thlr. 114,386 p. C.

fl. 100,000, 50,000, 30,000, 25,000, 2 von 20,000, 2 von 15,000, 12,000, 2 von 10,000, bietet die 139. große Geldverloosung der freien Stadt Frankfurt am Main. Dieselbe ist vom Staate garantirt und die Ziehungen werden von der Staatsbehörde geleitet. Die Ziehung 1ster Klasse ist am 28. und 29. November. Hiezu erlasse ich ganze Loose à fl. 6 oder Thlr. 3 1/2, halbe à fl. 3 oder Thlr. 1 3/4, viertel à fl. 1 30 kr. oder Thlr. 1, achtel à 45 kr. oder 1/2 Thlr. Auskunft und Pläne gratis durch

                                                    Franz Fabricius,
                                                    Staat=Effecten=Handlung in Frankfurt a. M.


Deutsche National=Lotterie.

In den letzten Tagen dieses Monats werde ich eine bis dahin bei mir eingegangene Anzahl Loose der deutschen National=Lotterie zur Erhebung der Gewinne nach Dresden senden, und ersuche ich diejenigen meiner Interessenten, sowie Alle, welche diese Gelegenheit mitbenutzen wollen, mir ihre Loose gegen Quittung bis zum 28. Novbr. d. J. einzuliefern.
Die Ankunft der Gewinne wird sofort in diesem Blatte angezeigt, und können dieselben dann gegen Erstattung der geringen Unkosten (Verpackungsgebühren) in Empfang genommen werden.
Lübeck d. 1. Nov. 1860.

                          Johs. John, Aegidienstraße Nr. 696.


U. Beermann &. Co.,
Lübeck, Klingberg 927.,
empfehlen außer ihrem reichhaltigen Lager von
Manufactur=Waaren
eine sehr bedeutende Auswahl der neuesten
Herbst= und Wintermäntel.


Das von mir als Meisterstück angefertigte Mahagony Cylinder=Büreau beabsichtige ich am Sonntag den 9. December, Nachmittags 3 Uhr, im Saale des Herrn Gastwirth Boye zu verloosen und sind Loose daselbst zu haben, die ich einem geehrten Publikum bestens empfohlen halte. - Das Loos kostet 16 Schilling (Mecklenburg).

                                                    J. Grevsmühl, Tischlermeister.

Schönberg November 1860.


Cementtröge

sind vorräthig und werden auf Verlangen in allen Größen angefertigt von

Grieben.                                                      J. Lenschow,
    Maurergeselle.


Der
Kalender
für das
Fürstenthum Ratzeburg
auf das Jahr
1861
ist bei mir und beim Herrn Buchbinder Bade für 3 Schilling (Mecklenburg) zu haben.
                                                               L. Bicker.


Bei Strafe gerichtlicher Ahndung verbieten wir hierdurch den Schleichsteig über unsere Ackerstücke, von dem neuen Kirchhof bis zu der Küsterkoppel.

Selmsdorf.                                                      Bäckermeister Lenschow.
Hauswirth Klüßmann.
Wittwe Lohse.


Backtafel für die Stadt Schönberg

Weizen=Milch=Brod. Pfd. Loth.   Pfd.   Loth.
Ein 2 Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eine Dreilings=Semmel, soll wägen - 15
Ein Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod desgleichen -   7 1/2
Ferner:
fünf große Milch=Semmel oder für 2 Schillinge - 15
fünf kleine Milch=Semmel oder für 1 Schilling -   7 1/2
Roggen=Brod von gebeuteltem Mehl, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eines halben Dreilings werth, soll wägen:
ein 8 Schillings=Brod 4   4
ein 4 Schillings=Brod 2   2
ein 2 Schillings=Brod 1   1
Grob Hausbacken=Brod ohne Aufbrod:
ein 8 Schillings=Brod 6 12
ein 4 Schillings=Brod 3   6
ein 2 Schillings=Brod 1 19

Schönberg, den 7. November 1860.                          
                                                    Bürgermeister und Rath.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.

In der Woche vom 1. bis 8. Nov.

Geboren: Den 3. dem Kaufm. Klatt vor Schönberg ein S. - den 5. dem künft. Hausw. Lenschow in Sabow e. S. - den 4. dem Arbm. Beck a. d. hies. Bauhofe ein S. - dem Schlachterm. G. Ladendorf hies. ein S.
Copulirt: Den 2. J. M. Fr. Schröder, Zimmergesell hies. und Anna Cath. Kramp zu Rabensdorf. - J. H. Tapp, Arbm. vor Schönberg, und Anna C. M. S. Maaß zu Selmsdorf. - H. F. W. Willfahrt, Fuhrmann hies., und Cath. M. Parbs hies. - J. H. Steffen, Chaussee=Aufseher zu Kl. Siemz, u. Cath. D. E. Nagel das. - H. C. F. Bünger, Mühlenpächter zu Kücknitz, und Helene F. S. Köhler hies.


Getreide und Markt=Preise in Lübeck
am 7. November 1860.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 24-34 Taler (Mecklenburg),     Wicken - Taler (Mecklenburg) - - - Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg)   6-12 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 40-46 Schilling (Mecklenburg),
Gerste 1 Taler (Mecklenburg)   2-  6 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 22-23 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 32-36 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 21-22 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg)   8-18 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 17-18 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, d. Faß 6 u. 7 Schilling (Mecklenburg).


(Hiezu: Officieller Anzeiger No. 11.)


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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