No. 39
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. September
1860
dreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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                  Zur Untersuchung und Aushebung der aus dem Geburtsjahr 1839 in das Großherzogliche Militair zu stellenden Rekruten ist

Montag der 22. October d. J. et seq.

angesetzt und haben sich sämmtliche militairpflichtigen jungen Leute an diesem Tage Morgens 9 Uhr einzufinden und die ihnen zu behändigenden Gestellscheine unfehlbar wieder mitzubringen.
                  Schönberg, den 22. September 1860.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          F. Graf Eyben.


                  Mit Genehmigung hoher Großherzoglicher Landesregierung wird hiedurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht:

daß der diesjährige Herbstmarkt zu Schönberg vom 9. und 10. October auf den 30. und 31. desselben Monats verlegt worden ist.
                  Schönberg, den 24. September 1860.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          F. Graf Eyben.


Neustrelitz, 21. Sept. Dem Vernehmen nach haben Seine Königliche Hoheit der Großherzog geruht, den bisherigen Cavalier Allerhöchstseiner Gemahlin, Kammerherrn von Lühe, zum Oberhofmeister zu ernennen, auch denselben Zwecks Ueberbringung eines den stattgehabten Thronwechsel notificirenden Allerhöchsten Schreibens an den kaiserlichen Hof in Wien zu senden. In gleichem Allerhöchsten Auftrage hat sich der Oberjägermeister von Voß nach London, der Oberlanddrost und Kammerherr Graf Eyben nach St. Petersburg und der Hausmarschall von Dachröden nach Berlin und Sanssouci zu begeben. - Se. Hoheit der Herzog Georg und Ihre Kais. Hoheit die Herzogin Großfürstin Katharina werden dem Vernehmen nach noch mehrere Monate in Mecklenburg, und zwar theilweise in Remplin, verweilen. N. C.
Neustrelitz, 20. Sept. Von Sr. Königl. Hoheit dem Allerdurchlauchtigsten Großherzog ist dem Rath E. Fischer hieselbst das nachfolgende allergnädigste Handschreiben, zugekommen: "Lieber Rath Fischer! Seit dem Tage, an welchem die Trauerkunde von dem Hinscheiden des hochseligen Großherzogs Georg Königliche Hoheit, meines geliebten Herrn Vaters, sich verbreitet hat, namentlich an den Tagen der Einholung, der Ausstellung und der Beisetzung hat sich in allen Klassen der Bevölkerung Meiner hiesigen Residenzstadt eine so rege und den Stempel der vollen Aufrichtigkeit tragende Theilnahme an dem großen Verluste, den mit Mir das ganze Land erlitten hat, gezeigt, daß ich es Mir nicht versagen kann, Sie zu beauftragen, der gesammten Einwohnerschaft Meiner Residenzstadt auszusprechen, daß wenn etwas geeignet ist, Meinen Schmerz und den Meiner vielgeliebten Frau Mutter, der Großherzogin Königlichen Hoheit, über den Verlust des theuren Verklärten zu lindern, es diese rührende allgemeine, aufrichtige Theilnahme ist, die in dem hohen Verblichenen den liebevollsten Landesvater betrauert. Mit aufrichtiger Werthschätzung bin Ich

Ihr                 wohlgeneigter
                          Friedrich Wilhelm, G.=H. v. M.


- Die Lage in Italien kann noch ganz wunderlich werden. Garibaldi will von Rom aus die Einheit Italiens und Victor Emanuel als König ausrufen, dieser selber verkündigt, er werde Rom nicht angreifen, und Napoleon, er werde die Stadt und den Papst schützen. Da gilt's nun eine Art Wettlauf zwischen den guten Freunden. Die Sardinier eilen, reinen Tisch im Kirchenstaat zu machen und sich zwischen Garibaldi und den Papst zu stellen; denn sie können doch nicht zugeben, daß zwischen ihren gefährlichen Freunden und den Franzosen ein Kampf entbrennt. Die Franzosen wollen ihn gegen Garibaldi, gegen Victor Emanuel und wer es sei, schützen. Dazu wird die französische Besatzung verstärkt. Zwischen Lamoriciere und dem

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sardinischen General kam es zur Schlacht. Nach hitzigem Kampfe wurden die Truppen Lamoriciere's geschlagen, jedoch gelang es ihm, durch die feindliche Armee sich durchzuschlagen und nach Ankona zu gelangen. Diese Festung wird trotz des Muthes des Generals Lamoricieres und seiner kleinen Armee unfehlbar verloren sein, da es zu Wasser und zu Lande belagert wird. Man ist sehr gespannt, was Garibaldi thut und wie weit er geht.
- Die östreichische Regierung übt gegenwärtig große Wachsamkeit auf ihre Küsten. Sämmtliche Marine=Officiere haben die Weisung erhalten, binnen 24 Stundete auf ihre Posten abzugehen. Man scheint von irgend einem Anschlage Garibaldi's gegen die östreichischen Küsten Kunde erhalten zu haben, und es werden die geeignetsten Vorkehrungen getroffen, um einem solchen Vorhaben kräftig zu begegnen.
- Garibaldi fordert vom König Victor Emanuel 30,000 Mann sardinischer Truppen, sowie die Entlassung Cavours und macht die Erfüllung dieser Forderungen zur unabweislichen Bedingung der Fortdauer des guten Einvernehmens zwischen sich und der piemontesischen Regierung.
- Bekanntlich hat der Vorstand der Armeeverpflegung Baron v. Eynatten in Wien nach Entdeckung zahlreicher Unterschleife im Herbst vorigen Jahrs sich entleibt. Jetzt ist in diesem Proceß das Urtheil erfolgt. Seine Frau, deren Verschwendung übrigens als Ursache seines Verbrechens angesehen wird, war in der Untersuchung verwickelt und ist nun vom Militairgericht abgeurtheilt. Der Spruch lautete auf 3 Jahre schweren Kerkers. Doch wurde das Urtheil im Gnadenwege in Berücksichtigung der unschuldigen Kinder in 3 Monate Arrest umgewandelt. Die Baronin hat ihre Strafe bereits angetreten. Der Proceß des gewesenen Creditanstalts=Directors Richter, der im Zusammenhange mit der Affaire steht, soll sich immer mehr verwickeln und noch Monate in Anspruch nehmen, bis er zur Schlußverhandlung kommen kann.
- Zur Herstellung des Schadens an Fensterscheiben, welche das letzte Hagelwetter in Leipzig angerichtet hat, waren 24,000 Centner Glas erforderlich, die eine Summe von 240,000 Thaler erforderten, wozu dann noch der Aufschlag der Glaser auf das Glas und die Arbeitslöhne kommen.
- Am 30. Aug. verunglückte unweit der Insel Gottland ein russisches Kriegsschiff, welches durch eine Explosion der Pulverkammer gänzlich vernichtet wurde. 76 Menschenleben gingen dabei zu Grunde, 36 wurden gerettet.
- Die Lüb. Domaine Niemark ist am 20. d. auf 20 Jahre an den Hrn. Drenckhahn für 10,475 Mark (Lübeck) verpachtet worden, während bisher nur 4600 Mark (Lübeck) jährliche Pacht gezahlt wurden.
- China hat jetzt doppelt so viel Einwohner als ganz Europa, nämlich 414 Millionen, wenn der jüngsten Volkszählung daselbst zu trauen ist. Freilich giebt es dort auch Dörfer, die dreimal volkreicher als München sind, und Leute genug, die auf dem Wasser wohnen, weil sie auf dem Lande keinen Platz finden.
- (Zur Gewerbefreiheit.) Der N. C. schreibt: Es ist ein gutes Zeichen, daß die Leute schon anfangen zu begreifen, wo das Geschrei der Zeit nach Gewerbefreiheit seine Quelle hat, und wer dieselbe seinem Geldbeutel dienstbar zu machen gewußt hat und ferner wissen wird. Das sind nämlich die Leute, die selber eine Arbeitsscheu haben, die unüberwindlich ist; die längst erkannt haben, daß sie mit der Arbeit in der Hand und mit den Leibeskräften viel weniger selbst ausrichten, als wenn sie anderer Menschen Kräfte für sich ausbeuten. Es sind die Leute, die in großen Städten große Magazine errichtet haben, welche der Schweiß derer füllt, die mit einem sehr geringen Lohn fürlieb nehmen müssen, während sie den Inhaber des Magazins reich machen; die den Meister auf die Art zum Gesellen herabdrücken, dem sie Arbeit geben für den von ihnen zugemessenen kärglichen Preis. Denn der Käufer geht am liebsten dahin, wo ihm eine große Auswahl mannigfacher Gewerbserzeugnisse vor das Auge gestellt sind; an den Handwerksmann in seiner Werkstatt, in der das erst entstehen soll, was er wünscht, und wo er also keine Auswahl hat, geht er also vorüber. Dahin zog sonst den Besteller das Vertrauen zu der Meisterschaft im Arbeiten, das Vertrauen zu der Gediegenheit des Materials. Nun aber läßt sich der meiste Mann viel weniger auf solch Vertrauen ein; er läßt sich viel lieber von dem geschwätzigen handelskundigen Wortmacher verleiten, als daß er dem wortkargen, des Ueberredens sich schämenden, Undeutsches und unchristliches Angreifen verschmähenden Zunfthandwerker sich überlasse.
Daraus folgt natürlich der Untergang des ehrbaren Handwerks, des selbstbewußten Meisterthums; das Kapital, das einen seltsamen Abfluß und Zusammenfluß in die Kassen der Menschenklasse zu suchen scheint, die es von je am besten verstanden hat, sich die Arbeit vom Leibe zu halten, - das Kapital richtet die Handwerksmeister zu Grunde. Daher ist zu verwundern, daß die Handwerker sich so verführen lassen, nach einer Freiheit zum Theil selber zu rufen, die sie so zu Knechten zu machen schon allenthalben den Anfang gemacht hat; zu verwundern, daß sie sich nicht allenthalben einer Bahn mit aller Macht widersetzen, die zu ihrem sicheren Untergange führt. Von dem großen Haufen, dem s. g. Publikum, ist weniger zu verwundern, daß er nicht begreift, wie auch er durch die Gewerbefreiheit dem möglichsten Betruge ausgesetzt ist.


Die Marschen in Norddeutschland und Niederland.

Fettes Marschland, die Krone der Fruchtbarkeit, umzieht als ein breiter grüner Gürtel von Rügen in Jütland an, durch Schleswig, Holstein, Hannover, Oldenburg, Ostfriesland bis zur Mündung der Schelde die Nordseeküste und das Binnenland von der See, und drei Kräfte sind es, die diesen Saum geschaffen haben. Unter diesen sind zunächst die Flüsse zu nennen, welche der Nordsee zuströmen und hier ihr aus höheren Gegenden mitgebrachtes feines Erdmaterial absetzen; sodann ist die See in Betracht zu ziehen, deren Wogen das empfangene Material den Küstengegenden zurückgeben; und endlich ist es die Bevölkerung, welche den zu Inseln und fetten Schlammbänken angewachsenen und aufgehäuften Fruchtboden durch Dämme schützte und durch Anbau zu ihrem Nutzen verwendete.
Da die Nordsee eines der aufgeregtesten Meere der Erde ist, so konnte sich der ins Meer herabgeführte erdige Stoff nicht ruhig vor den Flußmündungen absetzen, wie es anderwärts geschieht, z. B. bei der Oder, sondern er wurde von den stürmischen Wogen erfaßt, nach allen Seiten umhergeschleudert und so auch gegen die links und rechts von der Mündung der Flüsse liegenden Küstenstriche geworfen. Er setzte sich demnach an kleinen Inseln, Halbinseln, Sandbänken der sehr weit hinaus seichten Nordsee; der Ansatz wuchs allmälig über die gewöhnliche Wogenhöhe hinaus und überkleidete sich mit Grün.
Dieser Thon, Lehm, Sand auch Torf und andere Pflanzentheile, Muscheln, Infusorien und überhaupt verschiedene thierische Ueberreste enthaltende Fruchtboden ist das Marschland. Dasselbe lockte die Bewohner der Geest zu Ansiedelungen, und zwar schlugen sie ihre Wohnungen, damit sowohl sie selbst als auch der Viehstand vor Ueberschwemmungen geschützt wären, entweder auf ursprünglich höheren oder künstlich erhöhten Stellen auf, welche Wurten (auch Warfen, Werfen und Warten) heißen. Diese Einrichtung erhöhten Wohnens wurde auch später beibehalten, obwohl es dann, nachdem man von der Natur sich vor der See zu schützen gelernt hatte, weniger nöthig war.
Da der Mensch sah, wie solch fruchtbares Land dann am ungestörtesten anwachse, wenn von der See her vor demselben, durch die Winde aus den

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noch flachen und seichten, oft vom Wasser entblößten Meeresstrichen Sandhöhen, Sandwälle zusammengeweht und festgebaut, und wenn solches Land auf der von dem Meere ab gewendeten Seite einer kleinen Insel angesetzt und dadurch geschützt wurde, so baute er aus Sand unter Beimischung festen Materials Dämme oder Deiche, um sich sein Besitzthum zu sichern und von den sogenannten Watten (Schoren) zu trennen. (Die Watten sind weit in das offene Meer sich hinausziehende flache Striche amphibischer Natur, die bald überfluthet, bald von der Ebbe blosgelegt, vielfach von Stromläufern zerrissen, immer aber den Stürmen ausgesetzt sind; man kann zur Ebbezeit leicht von einer Insel zur andern waten, daher der Name "Watt".) - Diese Dämme erreichen eine Höhe von 10 bis 20 Fuß ja im Lande Hadeln, zwischen den Mündungen der Elbe und Weser, gar 40 Fuß.
Während nun nach innen zu das Marschland an der Geest endete, erhielt es nach außen zu, nach der offenen See hin, häufig noch einen neuen Ansatz und zwar an der Außenseite des Deiches ganz in der Art, wie früher an der Außenseite des ursprünglichen Geestufers. Wollte man den neu angeschwemmten Fruchtboden ebenfalls sichern, so waren nach der See hin auch neue Dämme nöthig, die denselben von den Watten abschlossen, und so entstand im Laufe der Jahrhunderte, indem sich dieses Verhältniß an vielen Stellen wiederholte, ein sehr zusammengesetztes Deichsystem; es gab und gibt Binnen=, Haf= und Seedeiche u. s. w., welche wieder durch Seitenarme vielfach verbunden sind.
Die zwischen den Deichen liegenden Abtheilungen des angeschwemmten Landes haben meist die Formen eines regelmäßigen Vierecks von 500 bis 1000 Morgen und heißen in Holland und Ostfriesland Polder oder Groden, im Norden der Elbe aber Köge (Einzahl Kog). Die ungemeine Ergiebigkeit derselben wurde durch Wassergräben, welche die Felder einschließen und entwässern, durch Schleusen, die sich den abfließenden Binnengewässern öffnen, u. s. w. noch vermehrt.
Die Wohnungen der Marschbewohner sind weit und breit zerstreut; doch befinden sich die größeren Orte, die Hauptorte ganzer Marschbezirke, wie gewiß anfangs schon, auf dem Rande der Geest, und zwar nicht des Schutzes, sondern der gesünderen und für die Bewirthschaftung des ganzen Gutes bequemeren Lage wegen; denn auf diese Weise kann die Marschkulter mit der Kultur der anliegenden Geest desto leichter verbunden und überwacht werden.
Auf die Wurten wird Alles mit hinaufgezogen, was die Feuchtigkeit der Wiesengründe, die neben Ackerstücken von beinahe unerschöpflicher Fruchtbarkeit den Marschboden einnehmen, nicht verträgt, namentlich der Gemüsegarten. Im Sommer sind die Wurten alle von dem in der Blüthe stehenden Senfsamen gelb gefärbt. Auch sieht man hie und da einen Baum auf dem Gipfel des Hügels neben dem Hause. Sonst ist in der Marsch nirgends ein Baum oder Busch zu erblicken.
Die Häuser sind hier in ganz anderer Art gebaut wie in der Geest: sie sind nur einstöckig, von Ziegeln, lang, ohne viel Holzaufwand; über den niedrigen Thüren ist immer ein kleiner schmaler Bogen, der Schneeweiß angekalkt ist. Neben den Thüren findet man zwei eiserne Ringe angeschlagen, um Reitpferde daran anzubinden; denn bei der Wegelosigkeit der Marsch im Herbst und Winter reiten die Bewohner lieber zu einander, als daß sie gehen.
Einen eigenthümlichen Anblick in der Landschaft gewähren die Deiche, die sich in langen Linien durch die Wiesen strecken. Weil sie erhaben und daher trockener sind, als die tieferliegenden Marschen, so legt man gerne auf ihrem Rücken Wege an. Die Wagen, Fußgänger und Reiter auf demselben gewähren in der Ferne einen eigenthümlichen Anblick. Sie sehen in der Ferne gespenstisch aus, und man begreift, warum die Marschbewohner so oft Gespenster auf den Deichen herumwandeln sehen.
Geest, Marsch und Watten, welche Gegensätze! Erstere, die Geest, ist im Verhältniß zur Marsch ziemlich hochgelegen, hügelig, mit Quellen und Bächen, hier und da ein Wald, mit schönen Baumpartieen versehen, oft haidig, sandig, stellenweise bebaut, im Ganzen minder fruchtbar.
Darauf folgt die niedrigere, ebene, flache Marsch, kahl, fast völlig baumlos, ohne Steine, ohne Quellen und Flüsse, von Deichen und schnurgraden Kanälen durchzogen, ein ununterbrochener fetter, höchst fruchtbarer Erdstrich, Acker an Acker, Wiese an Wiese, letztere im Sommer bis spät in den Herbst mit Heerden weidender Rinder bedeckt, ein wahres Paradies für diese Thierwelt.
Darauf endlich und dem fluthenden Meere am nächsten die Watten. Welcher Contrast derselben gegen die Marschen, und wieder das volle und grünende Leben der letzteren! "Hier in den Marschen, sagt der Naturforscher, ist die üppigste Fruchtbarkeit, der herrlichste Anbau, dort auf den Watten die completeste Wüstenei; hier in den Marschen ein neugewonnener frischer Boden, dort in den Watten das Gerippe uralten, untergegangenen Landes; hier in den Marschen das Walten der raffinirtesten Menschenkunst, dort in den Watten das Schalten roher, zerstörender Naturkräfte; hier in den Marschen die Glockentöne der neugebauten Kirchen und der Jubel zu fröhlichem Besitz gelangter Menschen, dort in den Watten die Todesstille über dem Grabe verschütteter Habe und ertränkter Geschlechter; hier in den Marschen die Furcht vor dem Verlust des Ergriffenen, dort über den Watten die Hoffnung der neuen Auferstehung über den Landschaften schwebend. Die Watten sind der lange Kirchhof der Marschen, und die Marschen sind Kog an Kog ein eben so langer Triumphzug der Menschen über die Natur."
Aber dieser Triumphzug ist nicht ohne die Mühen und Gefahren von vielen Jahrhunderten, nicht ohne das furchtbare Opfer von vielen Jahrtausenden von Menschenleben, welche in die Tiefen der Gewässer gezogen wurden, errungen worden. Nach einer Wahrscheinlichkeitsberechnung beträgt die Zahl der in jenen Küstengegenden durch die Fluthen verschlungenen Menschenleben über eine Million, so daß es kaum einen zweiten Küstenstrich in Europa gibt, an welchem so viele Menschen durch das Wasser zu Grunde gegangen sind.


Anzeigen.


Vermischte Anzeigen.

Vermählungs=Anzeige.

Dr. Carl Hempel.
Elisabeth Hempel,
geb. Rüdiger.
Saratow.
(Rußland.)
                                                     Selmsdorf.


Der in Ludwigslust bestehende

Militair=Stellvertreter=Verein für Dienstpflichtige in Mecklenburg=Strelitz,

welcher mit einer beim hiesigen Großherzoglichen Gerichte deponirten Caution von zehn Tausend Thalern Court. Garantie leistet und außerdem noch einer gerichtlichen Rechnungs=Revision unterliegt, wird hierdurch bei 125 Thlr. Court. Einkauf und Rückzahlung des Ueberschusses, allen Militairpflichtigen im Fürstenthum Ratzeburg, welche sich durch Zahlung des vierten oder dritten Theils der ganzen Stellvertretersumme befreien wollen, bestens empfohlen.
Vereins=Statuten sind unentgeldlich bei dem Unterzeichneten und beim Herrn Advocaten Dufft in Schönberg zu haben, welcher Letztere zur Vermittelung der Vereinsgeschäfte bereit ist.
Ludwigslust im August 1860.

Der Vereins=Vorstand:

Levy,
Rentier.
            Steinohrt,
Großh. Telegr.=Stations=Vorstand.


[ => Original lesen: 1860 Nr. 39 Seite 4]

Ein schöner Landhof

von 14000 []Ruthen Areal, mit neuen netten Gebäuden, 2 Schönen Pferden, 8 Kühen, 3 Schweinen u. s. w., mit gutem und completem Inventare soll mit vollständiger Ernte besonderer Umstände wegen rasch verkauft werden. Forderung 4800 Taler (Mecklenburg). Anzahlung 1800 bis 1900 Taler (Mecklenburg).
Reflectanten hierauf belieben sich an Madame Louise Seyfarth, geb. Schröder, Schauenburger Straße Nr. 16. in Hamburg (welche die speciellste Auskunft über dieses Eigenthum gegen portofreie Anfragen unentgeltlich ertheilt) zu wenden.


Geburts=Anzeige.

Heute wurden wir durch die Geburt einer gesunden Tochter hocherfreut.
Carlow, 22. September 1860.

                                                    Güttner und Frau.


Johs. Wencker in Lübeck,
247. obere Glockengießerstraße. 247.
Möbel-, Spiegel- und Polster-Waaren-Magazin
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Reichhaltig assortirtes Lager aller dahinschlagenden Gegenstände. - Gediegene elegante Arbeit. - Preise billig und fest.


Wir machen hiermit bekannt, daß der Krugtag der Schuhmachergesellen am Montag nach Michaelis, dem 1. October, stattfindet, und fordern sämmtliche Mitbrüder auf, am gedachten Tage zu erscheinen.
Schönberg, d. 13. September 1860.

                                                    Die Vorsteher und Altgesell
                                                    der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft.


Empfehlende Erinnerung.

Dr. Borchardt's aromat.=mediz. Kräuter=Seife, (à 10 Schilling (Mecklenburg) pr. Pack.)
Dr. S. de Boutemard's aromat. Zahn=Pasta, (à 10 und 20 Schilling (Mecklenburg)).
Dr. Hartung's Chinarinden=Oel, (in versiegelten Flaschen à 20Schilling (Mecklenburg)).
Dr. Hartung's Kräuter=Pomade, (in versiegelten Tiegeln à 20 Schilling (Mecklenburg).
Apotheker Sperati's Italien. Honig=Seife, (in Originalstücken, à 4 und 8 Schilling (Mecklenburg)).
Professor Dr. Lindes Vegetabilische Stangen=Pomade, (à 12 Schilling (Mecklenburg) pr. St.)
Die innere Solidität der obengenannten privilegirten Spezialitäten erläßt jede ausführlichere Anpreisung = schon ein kleiner Versuch genügt, um die Ueberzeugung von der Zweckmäßigkeit und Vortrefflichkeit dieser gemeinnützigen Artikel zu erlangen. = Prospekte und Gebrauchs=Anweisungen werden gratis verabreicht, sowie die Mittel selbst in bekannter Gute stets ächt verkauft bei

J. P. Bade in Schönberg.


Im Laufe der nächsten Woche werde ich mein

Stickerei= und Galanterie=Geschäft,

sowie den Handel mit Schreib= und Zeichnen=Materialien eröffnen, und empfehle ich dasselbe einem geehrten Publikum unter Zusicherung billiger Preise bestens. Eine geschmackvolle Auswahl von Stick= und Häkelmustern, so wie vorzügliche Stick=Wolle, =Seide, =Baumwolle, =Chenille, Perlen, Canevas, Galanteriewaaren u. s. w. sind stets vorräthig.
Meine Wohnung befindet sich im Hause des Herrn Schlossermeister Abels.

                                                    Carl Bade.


Portraits des hochseligen Großherzogs,
sowie des ganzen Großherzoglichen Hauses,
sind zu den bekannten Ladenpreisen stets vorräthig
bei                                                    J. P. Bade.


Ein gut erhaltenes Fortepiano ist billig zu verkaufen. Wo? ist zu erfragen in der Expedition dieser Blätter.


Ein junger Mensch, der Lust hat das Böttcherhandwerk zu erlernen, kann sogleich oder zu Weihnacht bei mir angestellt werden.
Carlow den 24. Septbr. 1860.

                                                    Wilhelm Galster, Böttchermeister.


Ein Hausknecht, der lesen und etwas schreiben kann, findet sofort Anstellung beim Postmeister Saß in Schönberg.


Einem geehrten Publikum machen wir die ergebenste Anzeige, daß am Montag den 22. October ein Scheibenschießen beim Krüger Ahrnt in Neschow nach folgenden Gewinnen stattfindet:

1. Gewinn ein Reitsattel mit Zaum und Peitsche, 2. ein Lehnstuhl, 3. ein dito, 4. ein Tisch, 5. ein dito, 6. eine Uhr, 7. zwei Rohrstühle, 8. ein Tisch, 9. ein Spiegel, 10. ein Rohrstuhl, 11. ein dito, 12. ein messingener Leuchter, 13. ein dito.
Der Zusatz ist 16 Schilling (Mecklenburg). Büchsen werden frei gehalten. Wir bitten um zahlreichen Besuch.

                                                    W. Dencker, Tischlermeister.
                                                    Krüger Ahrnt in Neschow.


Backtafel für die Stadt Schönberg

Weizen=Milch=Brod. Pfd. Loth.   Pfd.   Loth.
Ein 2 Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eine Dreilings=Semmel, soll wägen - 13
Ein Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod desgleichen -   6 1/2
Ferner:
fünf große Milch=Semmel oder für 2 Schillinge - 13
fünf kleine Milch=Semmel oder für 1 Schilling -   6 1/2
Roggen=Brod von gebeuteltem Mehl, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eines halben Dreilings werth, soll wägen:
ein 8 Schillings=Brod 4 12
ein 4 Schillings=Brod 2   6
ein 2 Schillings=Brod 1   3
Grob Hausbacken=Brod ohne Aufbrod:
ein 8 Schillings=Brod 7 --
ein 4 Schillings=Brod 3 16
ein 2 Schillings=Brod 1 24

Schönberg, den 27. September 1860.                          
                                                    Bürgermeister und Rath.


Zinszahlung
für freiwillige Anleihen in Lübeck an der Kriegsstube:
Dienstag d. 2. October,
Freitag    d. 5. October,
Dienstag d. 9. October.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.

In der Woche vom 21.-27. Sept.

Geboren: Den 22. dem Einwohner Chr. Buschow hies. ein S. D. 24. dem Arbm. Kalkhorst zu Westerbeck eine T.
Gestorben: D. 23. Asmus Heinrich Gode, Wittwer und Arbm. zu Niendorf, 74 J. 7 M. a., Altersschwäche.


Getreide und Markt=Preise in Lübeck
am 26. September 1860.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 24-32 Taler (Mecklenburg),     Wicken - Taler (Mecklenburg) - - - Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg)   4-  8 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 36-46 Schilling (Mecklenburg),
Gerste 1 Taler (Mecklenburg)   1-  2 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 22-23 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 36-40 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 21-22 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg)   4-12 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 17-18 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, d. Faß 6 u. 7 Schilling (Mecklenburg).


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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