No. 38
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. September
1860
dreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1860 Nr. 38 Seite 1]

- Neustrelitz, den 15. September. Wenn es möglich ist, in Tagen tiefer Trauer das menschliche Herz auch einem freudigen Eindrucke offen zu halten, der die Seele mit neuem Muthe für alles Schwere erfüllt, so haben wir in der letzten Zeit diesen wahren Trost im gerechtesten Schmerze wirklich empfunden. Wir haben eben die sterblichen Ueberreste unseres geliebten Landesherrn und Landesvaters, des Großherzogs Georg, in die Fürstengruft zu Mirow begleitet. Es ist nicht unsere Absicht, die Trauerfeierlichkeiten, die dies Ereigniß herbeiführte, hier im Einzelnen zu beschreiben. Das war schon in vielen Zeitungen beschrieben und zu lesen. Was aber nicht beschrieben und doch gelesen werden konnte in diesen Tagen, das war es und ist es, was in tiefer Trauer Freude, im herben Schmerze Muth macht. Das stand in den tausend und tausend Thränen, die ein treues Volk seinem dahingegangenen geliebten Fürsten nachweint. Wenn man, im Gegensatze zu der Schmach und Schande, die täglich in den Nachrichten aus dem fernen Süden von den Völkern zu uns herüberklingt, die in trauriger Verblendung ihren Fürsten Treue und Gehorsam mit dem schimpflichsten Verrathe brechen, hier einmal wieder hat sehen können, daß es noch Treue und Liebe eines Volkes zu seinem Fürsten giebt, die das Herz des Niedrigsten wie des Höchsten, des Kindes wie des Greises erfüllt, so ist das wohl auch ein Zeichen der Zeit, und ein um so schöneres, weil es anfängt, ein seltenes zu werden. Und wir haben es gesehen dieses Zeichen, und sehen es noch. Hier hat ein Fürst geendet, der nur im Wohlthun seine Freude, im Rechtthun seine Weisheit fand, und es verstand, in jedem Augenblicke seines langen schönen Lebens die volle ganze Fürstenwürde mit der reichsten einfachen Nächstenliebe in Einklang zu bringen. Und dieser Fürst wird betrauert und beweint wie ein Vater, und Niemand geht hier durch die lautlosen Straßen, der nicht fühlt, daß auch ihm am 6. September in dem kleinen Hause dort draußen etwas gestorben, das sein Eigenthum gewesen war in Liebe und Treue.
- Großherzog Georg Friedrich Carl Joseph von Mecklenburg=Strelitz war am 12. August 1779 zu Hannover geboren, der dritte Sohn des Großherzogs Carl Ludwig Friedrich, welcher zu der Zeit als Königlich Großbritannischer und Kurbraunschweigisch=Lüneburgischer Feldmarschall ein Commando in der kurhannoverschen Armee führte. Der Verewigte hat demnach ein Alter von 81 Jahren und 25 Tagen erreicht. Seine Mutter, des Vaters erste Gemahlin, war Prinzessin Friederike Caroline Louise von Hessen=Darmstadt, Tochter des Landgrafen Georg Wilhelm. Prinz Georg war das jüngste Kind dieser Ehe, aus welcher außerdem, bei dem schon am 22. Mai 1782 erfolgenden Tode der Mutter, vier Töchter hinterblieben: Charlotte Georgine Friederike Louise, die nachmalige Herzogin von Sachsen=Hildburghausen; Therese Mathilde Amalie, die nachmalige Fürstin von Thurn und Taxis; Louise Auguste Wilhelmine Amalie, die unvergeßliche Königin von Preußen, und Friederike Caroline Sophie Alexandrine, die letztverstorbene Königin von Hannover. Der Vater schloß eine zweite Ehe mit der Schwester seiner verstorbenen Gemahlin, der Prinzessin Charlotte Wilhelmine Christiane Louise von Hessen=Darmstadt, verlor aber auch diese schon nach drei Jahren (12. December 1785) durch den Tod. Aus dieser zweiten Ehe war nur der Herzog Carl Ludwig August von Mecklenburg=Strelitz geboren, der eine der höchsten Stellungen in der Königlich Preußischen Armee einnahm und am 21. September 1837 in Berlin starb. Zum zweiten Male verwittwet, verlegte der Prinz Carl Ludwig Friedrich seinen Wohnsitz von Hannover nach Darmstadt, wo nun der Prinz Georg seit seinem sechsten Jahre unter der Leitung einer trefflichen hochgebildeten Großmutter eine ausgezeichnete Ausbildung genoß. Fünfzehn Jahre alt, kam derselbe 1794 nach Neustrelitz, wo, nach dem Tode Herzogs Adolph Friedrich IV., sein Vater zur Regierung gelangt war. Die hier fortgesetzte wissenschaftliche Ausbildung vollendete Prinz Georg auf der Universität zu Rostock, welche er 1799 verließ, um sich mehrere Jahre an dem Königlichen Hofe zu Berlin aufzuhalten, wo seine Schwestern Louise und Friederike, die erstere mit dem Könige Friedrich Wilhelm III. die letztere (nachmalige Königin von Hannover) mit dem Prinzen Friedrich Ludwig von Preußen, vermählt waren. Im Jahre 1802 unternahm der Erbprinz Georg, einem Lieblingswunsche folgend, eine Reise nach Italien und widmet den Heimathstätten der Kunst einen zweijährigen Besuch. In die Heimath zurückgekehrt, sah er sich durch die Folgen der Kriegsereignisse, welche Preußens Fall herbeiführten und der geliebten Schwester den Todeskeim in's Herz gaben, zu politischer Thätigkeit aufgerufen. Der Prinz ging nach Paris zu Verhandlungen mit dem französischen Cabinet, deren Resultat der Beitritt des Herzogthums zum Rheinbunde war. Es ist bekannt, daß die mecklenburgischen Herzöge unter den deutschen Fürsten die ersten waren, die sich von den erniedrigenden Fesseln des Rheinbundes lös'ten. Erbprinz Georg war in dieser Richtung im Cabinet thätig, wie sein Bruder, der Prinz Carl, im Felde. Im Jahre 1814 ging er nach Wien, um auf dem europäischen Congresse die Interessen des Herzogthums zu vertreten. Sein Vater, der erste Großherzog, überlebte die Wiederherstellung des Rechts und der Selbstständigkeit nur wenige Jahre. Sein Tod berief am 6. November 1816 den Erbgroßherzog Georg zur Regierung des Herzogthums,

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als er in dem Alter von 37 Jahren stand. In dem nächsten Jahre, an seinem achtunddreißigsten Geburtstage (12. August 1817) schloß er das Band der Ehe mit der Prinzessin Marie Wilhelmine Friederike von Hessen=Kassel, einer Tochter des Landgrafen Friedrich von Hessen=Kassel. Es kann hier nicht unsere Absicht sein, die Regierungsthätigkeit des verewigten Großherzogs eingehend zu charakterisiren. Wir erinnern nur an die zahlreichen Verbesserungen der Landescultur in jeder Beziehung, die Neuordnung des Schulwesens, die thätige Aufhülfe der Wissenschaften und Künste, die Aufhebung der Leibeigenschaft, die zahlreichen wohlthätigen und gemeinnützigen Anstalten, welche Großherzog Georg, im Verein mit der Großherzogin Marie begründet hat. Seine Werke folgen ihm nach!
Der nunmehrige Großherzog Friedrich Wilhelm Carl Georg Ernst Adolph Gustav ist geboren am 17. October 1819, also 41 Jahre alt. Vermählt seit dem 28. Juni 1843 mit Prinzessin Auguste Caroline Charlotte, des Herzogs von Cambridge Tochter, hat derselbe einen Sohn, den nunmehrigen Erbgroßherzog Georg Adolph Friedrich August Victor Ernst Adalbert Gustav Wilhelm Wellington, geboren am 22. Juli 1848. (N. C.)
- Nach dem N. C. war der Großherzog Georg von Mecklenburg=Strelitz, seit durch den Hamburger Vertrag 1701 das mecklenburgische Fürstenhaus in die beiden regierenden Häuser Schwerin und Strelitz geschieden worden, der fünfte Beherrscher des Strelitzer Landes. Der erste Herzog war Adolph Friedrich II. 1701-1708, ihm folgte sein Sohn Herzog Adolph Friedrich III. 1708-1752. Der dritte Herzog, Adolph Friedrich IV. 1752-1794 und der vierte Herzog und erste Großherzog Karl Ludwig Friedrich 1794-1816, waren des dritten Herzogs Neffen, Söhne des Prinzen Karl Ludwig Friedrich zu Mirow. Der letztverstorbene Großherzog Georg 1816-1860 war bekanntlich ein Sohn des Großherzogs Karl Ludwig Friedrich. Des jetzigen Großherzogs Friedrich Wilhelm Königl. Hoheit sind also der sechste Strelitz'sche Regent.
- Neustrelitz, 14. Sept. Unter den zahlreichen Auswärtigen, welche bei den gestrigen Trauerfeierlichkeiten hier anwesend waren, machten sich die Mitglieder der Neubrandenburger Schützenzunft nicht blos durch ihre große Zahl (über 80) und Kleidung (eine dunkle Jäger=Uniform mit Käppi's), sondern auch durch ihre gute Haltung und exacten Bewegungen bemerklich. Ihre Königliche Hoheit die Frau Großherzogin=Mutter hatte die Gnade, noch am gestrigen Vormittage drei chargirte Mitglieder dieser Zunft zu sich zu bescheiden, um ihnen zu sagen, einen wie wohlthuenden Eindruck es auf Allerhöchst sie gemacht habe, daß der erlittene schmerzliche Verlust eine so große Theilnahme bei der Einwohnerschaft Neubrandenburgs gefunden, und ihnen zu danken, daß sie dies durch eine so zahlreiche Betheiligung an der heutigen Feierlichkeit zu erkennen gegeben hätten. Die drei befohlenen Mitglieder konnten nach ihrer Rückkehr aus dem Schlosse kaum Worte finden, um auszusprechen, wie tief sie von dieser Huld und Gnade der schmerz= und leiderfüllten trauernden Fürstin gerührt und ergriffen waren.
- Die fürstlich strelitzische Gruft ist in Mirow, der alten Johanniter=Comthurei, welche Heinrich Borwin II. an die Brüder des Johanniterspitals zu Ackon 1226 schenkte. Der Name ist wendisch und bedeutet so viel als Friedensort. Die Johanniter breiteten sich von hier mächtig im Lande aus. Der westphälische Friede brachte die Comthurei schließlich an die Herzöge, deren mehrere hier Residenz hielten, auch Adolph Friedrich II. der Stifter der Strelitzer Linie (1701); bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts war Mirow Fürstensitz. Das Schloß, auf dem alten festen Burgplatz des Herzogs Karl in den Jahren 1743 bis 1749 gebaut, ist ein ansehnliches Haus mit mehreren Flügeln in freundlicher Umgebung. Die Kirche ist bald nach dem großen Brande von 1730, der den ganzen Flecken darnieder legte, neu gebaut, ein nach dem Maßstabe jener Zeit schönes Gotteshaus. Von ihr aus führt die Pforte zum Großherzoglichen Erbgewölbe, das 1817 erweitert worden. Hier stehen die Särge des Fürstenhauses in langer Folge, der älteste trägt die Jahreszahl 1675 und den Namen Johann Georg's, hier hat auch die Leiche des Großherzogs ihre Stätte gefunden, in dem Friedensort den Friedensort. Der Flecken Mirow, der ein Amt, eine Präpositur und das Seminar hat, liegt im südwestlichen Theile des Landes in sandig ebner Gegend, etwa drei Meilen von Strelitz. Der Weg dahin führt durch einsames Land und große Tannenwaldungen.


- Garibaldi ist als Sieger in Neapel eingezogen; er ist von der Bevölkerung mit Jubel empfangen worden, und hat sofort Victor Emanuel zum König von Italien ausgerufen. Der König von Neapel hat sich nach der Seefestung Gaeta an der Gränze seines Reiches geflüchtet. Ein Königreich von 9 Millionen Einwohnern hat er verloren. Die Flotte, die er mitnehmen wollte, hat den Gehorsam verweigert und ist zu Garibaldi übergegangen; nur zwei Fregatten sind dem König treu geblieben. Gaeta gehört zu den festesten Plätzen Europas; es liegt auf einer Erdzunge zwischen Neapel und Terracina, ist nur durch einen schmalen befestigten Erdstreifen mit dem festen Lande zusammen. Seit 400 Jahren hat es viele, zum Theil berühmte Belagerungen ausgehalten und ist meist durch Verrath gefallen. - Im benachbarten Kirchenstaat ist der Aufstand in mehreren Städten am mittelländ. Meere und an der neapolitan. Grenze ausgebrochen, die Aufständischen haben Gesandte an Victor Emanuel geschickt, seine Hülfe zu erbitten. Die sardinischen Truppen sind bald darauf in den Kirchenstaat eingerückt. Die sardinische Regierung schickte ein Ultimatum an den Papst und forderte Entlassung der fremden Truppen. Der Papst gab eine abschlägliche Antwort.
- Mit einem winziger Häuflein Getreuer und Muthiger zog Garibaldi vor wenigen Monden aus, landete wie durch ein Wunder an der Küste Siciliens, schlug in raschem Siegeslauf die 70,000 Soldaten des Königs, eroberte Städte und Festungen und setzte auf das Festland über. In drei Wochen legte er den langen Weg von Reggio nach Neapel zurück, dem König halfen nicht seine Soldaten, nicht seine zahlreichen großen und kleinen Schiffe. Garibaldi zog in der Residenz als Sieger ein, der König als ein Flüchtling aus. Der Abfall Aller war zur Seuche geworden. Bei Reggio in Calabrien, wo Garibaldi landete, kommandirte General Briganti, er verrieth König und Heer um 50,000 Ducati, wie man erzählt, an Garibaldi und wurde von den eigenen Soldaten ermordet. General Nunzianti, durch die Gunst des vorigen Königs mächtig und reich geworden, verrieth den Sohn seines Wohlthäters im letzten Augenblick, er ging zum Feinde über und versuchte seine Soldaten durch Proclamationen dazu zu verleiten. Die Officiere trauten den Soldaten, die Soldaten den Officieren nicht. So war kein Kampf möglich. Die Officiere drängten den König zur Flucht, man glaubt, im Interesse Victor Emanuels und einer unblutigen Entscheidung. In der Stadt Potenza halfen die Weiber, um den Ort gegen die königlichen Truppen zu verbarrikadiren; die Bürger bewaffneten sich mit Piken, wo Gewehre fehlten, Priester und Mönche hingen sich Gewehr und Patrontasche über, um die Stadt vertheidigen zu helfen.
- Der König von Neapel ist 25 Jahr alt, und die junge Königin, die er mit ins Exil führt, die deutsche (baiersche, Schwester der Kaiserin von Oestreich) Prinzeß, sie ist noch nicht 19 Jahre.
- Mit Interesse hört man, daß die junge Königin von Neapel die muthigste am Hofe in Neapel war. Sie, die Vernachlässigte, war es, die dem König Entschlossenheit einhauchte. Es ist ein eigenthümlicher Zug, der mehrfach bei deutschen Fürstinnen zu Tage trat, daß in Augenblicken der Prüfung ihre Seele sich erhebt, welche in dem Grade erstarkt, wie das Herz des Mannes erlahmt.
- Während der Anwesenheit des Kaisers Napoleon in Toulon hat ein Mann eine Pistole auf ihn abgeschossen. Eine Frau gab dem Arm des

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Mörders in dem Augenblicke, wo er schießen wollte, einen Stoß; diesem Umstande ist es zu danken, daß der Schuß fehl ging und Niemand verwundet wurde. Der Mann ist verhaftet, man glaubt, er sei wahnsinnig. - Blauer Himmel lacht über Frankreich seit der Kaiser auf Reisen ist. Die Pariser spotten über das schöne Wetter, das ihnen die Abreise Napoleons gebracht hat; der Herr Postmeister im Landstädtchen wußte den blauen Himmel noch besser zu verwenden. Wie stehts mit der Ernte? fragte ihn der Kaiser als umgespannt wurde. Ach, Sire, sagte der Schalk, hätten Sie Ihre Reise doch vierzehn Tage früher angetreten!
- Auf dem preußischen Handwerkertag zu Berlin war unter andern die Frage, ob vollständige Gewerbefreiheit dem Handwerker räthlich sei, durchgesprochen, aber verneint. Die versammelten Handwerksmeister, ihrer über 500, wollten nichts von ihr wissen, weil sie das Handwerk zu Grunde richten würde. Die beiden Fragen, ob die Prüfung zum selbstständigen Gewerbetrieb nothwendig sei und namentlich eine Gesellenprüfung, wurde fast einstimmig bejaht.
- Eine eigenthümliche Schwierigkeit stellt sich bei der Verloosung der deutschen National=Lotterie in Dresden heraus, an welche wohl schwerlich Jemand zuvor gedacht hat. Werden täglich tausend Nummern gezogen, wo den Tag zu 10 Arbeitsstunden gerechnet, auf die Minute fast zwei Nummern kommen, so dauert die Ziehung der 650,000 Nummern, die abgesetzt sind, 650 Tage oder ungefähr zwei Jahre. Nun wird man allerdings mehre Büreau's errichten, welche die Arbeit unter sich theilen; aber auch wenn die Ziehung in sieben Sektionen vorgenommen wird, wird sie dennoch 100 Tage erfordern. Noch riesenhafter aber stellen sich die Dimensionen der Ziehungslisten heraus. Auch bei möglichst kurzer Bezeichnung der Gewinnste würde die Octavseite, dreispaltig, kaum mehr als 190, der Bogen also etwa 3000 Nummern fassen; die ganze Liste würde demnach einen Oktavband von 211 Bogen füllen. Sollte nun jeder Loosbesitzer ein Exemplar dieser Riesen=Ziehungsliste erhalten, so würden dazu nöthig sein 274,300 Ries Papier, im Betrag zu circa 136,000 Thaler, wozu noch Satz und Druckkosten kommen würden, so daß die Herstellung der Ziehungsliste ein Kapital von 150,000 Thaler verschlingen dürfte. Man wird sich daher vermuthlich darauf beschränken, nur die größeren Gewinne über einen Thaler öffentlich bekannt zu machen. Der Herkulesarbeit der Verpackung und Versendung der Gewinnste ist ebenfalls noch zu berücksichtigen.
- (England's Getreidebedarf im Jahre 1860 bis 1861.) Die überaus ungünstige Sommerwitterung dieses Jahres hat in England, dessen ohnedies sehr fetter und schwerer Boden keinen Ueberschuß von Regen vertragen kann, eine mangelhafte Ernte zur Folge gehabt, und englische Oeconomen fangen bereits an, die Summen zu berechnen, die man in diesem Jahre nach dem Auslande wird senden müssen, um für die eigene Bevölkerung den Bedarf an Brodfrucht, d. h. an Weizen und Weizenmehl, zu decken. Obwohl die Ernten der drei vorangegangenen Jahre nichts weniger als schlecht waren, sind doch im Jahre 1858 über 5 Millionen Quarters und im Jahre 1859 nahe an 5 Millionen Quarters Weizen und Mehl, oder ungefähr der fünfte Theil dessen, was das Land jährlich von diesem Producte verzehrt, in England eingeführt worden. Im vorigen Jahre hat der Werth des gesammten in England eingeführten Getreides, mit Einschluß des Weizens 18,042,063 Pfd. St. (120 Mill. Thaler) betragen. Im Jahre 1860 bis 1861 dürfte sich der Werth dieser Einfuhr auf mehr als 25 Mill. Pfd. Strl. (175 Mill. Thlr.) belaufen. In den beiden letzten Jahren füllte England von Frankreich allein 2,014,923 Quarters Weizen und 4,326,438 Centner Mehl ein; Preußen sandte in demselben Zeitraume 1,397,691 Charters Weizen, aber gar kein Mehl. Frankreich hat in diesem Jahre ebenfalls eine mangelhafte Ernte, bewirbt Sich daher mit England zugleich in den preußischen und russischen Ostseehäfen, sowie in Nordamerika um Getreidezufuhren. In Kanada und in den nördlichen Theilen der Vereinigten Staaten ist die Ernte so glänzend ausgefallen, daß es dort an Material zur Ausfuhr nicht fehlen wird. Einen großen Theil des Bedarfes denkt man durch englische Manufacture zu bezahlen, da es erfahrungsmäßig ist, daß in solchen Jahren, wo England sehr viele auswärtige Producte einführt, dafür auch um so mehr einheimische Erzeugnisse ausgeführt werden.


Anzeigen.


Bekanntmachung
wegen der Meldung zu Stellvertretern.

1) Wer Lust hat, Stellvertreter zu werden, kann sich bis zum 1. December beim Militair=Commando oder während der Loosung bei dem zur Aushebung kommandirten Offizier persönlich melden. - Ueber diese Meldung erhält der Stellvertreter eine bindende Bescheinigung.
2) Der Stellvertreter verpflichtet sich, wie jeder Soldat 6 1/2 Jahr zu dienen, wovon im Frieden 2 Jahre bei der Fahne. Er kann entweder bereits gedient haben und verabschiedet sein, oder sich freigeloos't haben; muß indeß zwischen 17 und 28 Jahr alt sein. Wer sich als Freiwilliger meldet, kann erst von da ab als Stellvertreter angenommen werden, wenn er sich nach erreichtem militairpflichtigen Alter freigeloos't oder nachdem er 6 1/2 Jahr gedient hat.
3) Der Stellvertreter muß die erforderlichen Papiere, Geburtsschein, Freiloosungsschein, Abschied, Führungsattest etc. beibringen.
Nur wer völlig gesund, unverheirathet und von guter Führung ist, wird angenommen.
4) Der Stellvertreter erhält bei seinem Eintritt ein Handgeld von 15 Taler (Mecklenburg) und nach zurückgelegter Dienstverpflichtung 185 Taler (Mecklenburg), welche ihm während der Dienstzeit mit 2 1/2 Procent verzinst werden.
5) Wer sich als Noncombattanten=Stellvertreter meldet hat im Frieden bei der Fahne nicht zu dienen, erhält indeß kein Handgeld und nach vollendeter Dienstverpflichtung 100 Taler (Mecklenburg), welche ihm ebenfalls mit 2 1/2 Procent verzinst werden.
6) Die Einstellung der Stellvertreter geschieht in der Regel bei der Einstellung der Rekruten im October.
7) Wer bei der Fahne gedient hat, und bereits verabschiedet ist, kann sich auch als Stellvertreter für solche melden, welchen es ausnahmsweise gestattet wird, während der Dienstverpflichtung sich vertreten zu lassen. In diesem Falle übernimmt der Stellvertreter nur einen Theil der Verpflichtung, erhält dagegen auch nur einen Theil der Stellvertreterprämie.
Neustrelitz den 5. September 1860.

                          B. v. Nettelbladt,
                          Major und zeitiger Commandeur.


Vorladung.

Antragsmäßig sollen über nachbenannte Grundstücke, als:

1.) das dem Buchdrucker Ludwig Bicker hieselbst gehörende, am Markt sub No. 106. belegene Wohnhaus c. p. und die auf dem Galgenmoor belegene Acker=Parcele No. 31.;
2) die dem Walkmüller Heinrich Jürgen Detlof Vorbeck zur Römnitz gehörende Walkmühle c. p., und
3) das dem Handelsmann August Lorenz Kniep hieselbst gehörende, an der Siemzerstraße sub No. 108 belegene Wohnhaus c. p.,
Hypothekenbücher niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in die anzulegenden Hypothekenbücher verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag den 30. October d. J.,
Morgens 10 Uhr,

[ => Original lesen: 1860 Nr. 38 Seite 4]

peremtorisch unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel richtig und vollständig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 20. August 1860.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                     Reinhardt.


Bekanntmachung.

Da die unter'm 8. März d. J. verkündigte Armensteuer nicht hinreichend befunden ist, den Anforderungen zu genügen, so werden die Bewohner des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert, den vollen Beitrag noch einmal an die resp. Armenvorsteher ehestens zu zahlen.
Schönberg den 6. September 1860.

Die Armenbehörde.


Vermischte Anzeigen.

Schwarz Siegellack, das Pfund 24 Schilling (Mecklenburg), 36 Schilling (Mecklenburg), und 1Taler (Mecklenburg) 8 Schilling (Mecklenburg), oder per Stück 1 1/2 Schilling (Mecklenburg), 2 1/2 Schilling (Mecklenburg) und 4 Schilling (Mecklenburg) empfiehlt

                                                    J. P. Bade.


Sehr schöne neue Fett=Häringe
                          bei                                                    Fr. C. Schlebusch.


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Wir machen hiermit bekannt, daß der Krugtag der Schuhmachergesellen am Montag nach Michaelis, dem 1. October, stattfindet, und fordern sämmtliche Mitbrüder auf, am gedachten Tage zu erscheinen.
Schönberg, d. 13. September 1860.

                                                    Die Vorsteher und Altgesell
                                                    der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft.


      Die

Mecklenburgische
Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebens=, Leibrenten= und Sterbekassen=Versicherungen, Zeitrenten=, Darlehns=, Einlage= und sonstige Geldgeschäfte ab, und verzinst alle Kapital=Einlagen von mindestens 50 Taler (Mecklenburg) mit 3 1/4 Procent für's Jahr, durch die unterzeichneten Agenturen.

Agentur Schönberg und Dassow.

J. P. Bade,
Buchbinder.
                                J. P. Oldörp,
Schul= und Siechenmeister.


Der in Ludwigslust bestehende

Militair=Stellvertreter=Verein für Dienstpflichtige in Mecklenburg=Strelitz,

welcher mit einer beim hiesigen Großherzoglichen Gerichte deponirten Caution von zehn Tausend Thalern Court. Garantie leistet und außerdem noch einer gerichtlichen Rechnungs=Revision unterliegt, wird hierdurch bei 125 Thlr. Court. Einkauf und Rückzahlung des Ueberschusses, allen Militairpflichtigen im Fürstenthum Ratzeburg, welche sich durch Zahlung des vierten oder dritten Theils der ganzen Stellvertretersumme befreien wollen, bestens empfohlen.
Vereins=Statuten sind unentgeldlich bei dem Unterzeichneten und beim Herrn Advocaten Dufft in Schönberg zu haben, welcher Letztere zur Vermittelung der Vereinsgeschäfte bereit ist.
Ludwigslust im August 1860.

Der Vereins=Vorstand:

Levy,
Rentier.
            Steinohrt,
Großh. Telegr.=Stations=Vorstand.


Mein Transport                          
dänischer Füllen

wird am Freitag den 28. September bei der Wittwe Groth zum Verkauf eintreffen, welchen ich den geehrten Landleuten hiermit empfehle

                                                    C. Gasau aus Holstein.


Nachdem für die Abgebrannten in Ziercke noch eingegangen von 2 Ungenannten in Lübseerhagen und Schönberg 2 Taler (Mecklenburg), sind an die Committe in Neustrelitz übersandt in Summa = 147 Taler (Mecklenburg) 36 Schilling (Mecklenburg), nebst einigen Kleidungsstücken und ist von dort dafür herzlichen Dank gesagt mit den Worten: "Der Herr lohne den lieben Ratzeburgern ihre reiche Gabe mit seinem besten Segen."
Schönberg den 13. Sept. 1860.

                                                    G. Grapow.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.

In der Woche vom 13.-20. Septbr.

Geboren: Den 15. dem Webermeister Scheper in Schönberg eine Tochter. - D. 16. dem Schneidermeister Schrep vor Schönberg ein Sohn. - D. 18. dem Kupferschmied Meß in Schönberg ein Sohn.
Gestorben: D. 16. Adolph Burmeister, Schuhmachermeistersohn in Schönberg, 2 J. 11 M. alt.
Copulirt: D. 14. Matthias Heinr. Bohnhoff, Schneidermeister in Schönberg und Anna Catharina Christ. Scheer in Schönberg.

Anzeige.

Sonntag, den 23. September, wird in hiesiger Gemeinde das Aerndtedankfest gefeiert werden.


Getreide und Markt=Preise in Lübeck
am 19. September 1860.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 24-32 Taler (Mecklenburg),     Wicken - Taler (Mecklenburg) - - - Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg)   4-10 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 44-48 Schilling (Mecklenburg),
Gerste 1 Taler (Mecklenburg)   1-  2 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 22-23 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 36-40 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 21-22 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg)   4-12 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 17-18 Mark (Lübeck)
Butter 10 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, d. Faß 6 u. 7 Schilling (Mecklenburg).


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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