No. 9
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. März
1860
dreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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Anstatt des verstorbenen Rathmanns Bockwoldt ist der Krämer Aug. Spehr zum Rathmann wieder ernannt und in den Magistrat eingeführt, und wird solches hiermit öffentlich bekannt gemacht.
           Schönberg, den 29. Februar 1860.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          F. Graf Eyben           C. L. v. Oertzen.


Neustrelitz, 25. Febr. Wir haben es bisher unterlassen, Nachrichten über den Gesundheitszustand Seiner Königlichen Hoheit des Großherzog zu geben, weil wir meinten, die natürlich so rege Theilnahme durch schwankende Berichte nicht unberechtigt beunruhigen zu dürfen. Wir sind aber nunmehr in den Stand gesetzt, aus sicherer Quelle zu melden, daß in dem Unwohlsein Seiner Königlichen Hoheit seit einiger Zeit ein günstiger Stillstand eingetreten ist, der die Hoffnung für die Erhaltung des geliebten Landesherrn wieder belebt hat. An Circulations=Störungen und Unterleibs=Stockungen erkrankt, haben Seine Königliche Hoheit sich in den letzten Tagen besser befunden und freier gefühlt, und es sind besonders der Appetit und Schlaf in befriedigendem Zustande.
Neustrelitz, 28. Febr. In dem Befinden Sr. Königlichen Hoheit unsers allerdurchlauchtigsten Großherzogs ist in den letzten Tagen keine wesentliche Veränderung eingetreten, doch hat sich in der Circulations=Störung einige Besserung gezeigt, obwohl der nächtliche Schlaf mehr unterbrochen als bisher gewesen ist. Der Appetit ist fortwährend zufriedenstellend. (N. Z.)


- Das Befinden des Königs von Preußen ist seit kurzem schlimmer gewordene die Anfälle der gänzlichen Abspannung und Theilnahmlosigkeit haben sich vermehrt und sind andauernder gewesen. Ein bestimmteres Urtheil sprechen die Aerzte noch immer nicht aus.
- Bei der Bundesversammlung ist ein Antrag auf Einführung eines gleichen Maßes und Gewichtes für ganz Deutschland gestellt, welcher aus den Würzburger Minister=Conferenzen hervorgegangen ist. Ein zweiter Antrag betrifft die von Preußen gestellte Revision der Bundes=Kriegsverfassung. - In der Elberfelder Zeitung wird von Berlin aus zu Gunsten einer Revision der militärischen Bundesmatrikel bemerkt: In einigen deutschen Staaten hat sich die Bevölkerung seit jener Feststellung beinahe verdoppelt. Baiern, welches 52,000 Mann als Bundescontingent stellt, müßte nach der Berechnung gewiegter Militairpersonen eigentlich 115,000 Mann stellen, wenn die Streitmacht, welche Preußen zur Sicherstellung Deutschlands unterhält, als Maßstab genommen würde. Sachsen hätte das Doppelte seines jetzigen Contingents zu stellen. Treten die neuen Einrichtungen im preußischen Heere, welche der Landesvertretung gegenwärtig vorliegen, ins Leben, so leistet Preußen verhältnißmäßig fast fünfmal so viel als die meisten andern deutschen Staaten.
- Wie verlautet, hat das St. Petersburger Cabinet über die an Oestreich gestellten englischen Ausgleichungsvorschläge in Betreff der italienischen Angelegenheit erklärt, daß es diesem englischen Project nicht beizutreten geneigt ist. Mit der Ablehnung desselben soll zugleich die Meinung ausgesprochen sein, daß es Sache aller Großmächte bleibe, gemeinsam die Grundlagen für die Regelung der Verhältnisse Italiens festzustellen. Zu diesem Zweck erachtet man russischer Seits die Berufung einer europäischen Conferenz für wünschenswerth. Wie verlautet, hat auch das preußische Cabinet eine im Wesentlichen ähnliche Erklärung abgegeben.
- Zwischen dem Bruder des Kaisers von Marokko und dem Marschall O'Donnell hat eine Unterredung stattgefunden. Die Conferenz war von langer Dauer, blieb aber resultatlos. Der Marschall hat einen von den Mauren verlangten Aufschub verweigert und den Waffenstillstand für beendet erklärt.
- In Konstantinopel hat eine Feuersbrunst 150 Häuser in Asche gelegt. Fast sämmtliche Consulatsgebäude sind niedergebrannt.
- Vor einigen Tagen haben in Berlin Schießübungen mit den neuen gezogenen Kanonen stattgefunden, und was über deren Tragweite und Sicherheit des Schusses verlautet, übersteigt noch weit die so hoch gespannten Erwartungen, welche man bisher davon hegte. Es wird versichert, daß bei gegebenen Ziel=Objekten mit diesem Geschosse eine volle Wirksamkeit des Schusses noch auf 4000 Schritte und darüber erzielt werden kann, so daß mit den sechspfündigen Feldstücken selbst noch auf die Entfernung einer halben deutschen Meile gegen

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große Zielpunkte, wie z. B. Schiffe, genügende Erfolge zu erzielen sein möchten, was bei Strandgefechten und der Vertheidigung von breiten Flußübergängen, wie nicht minder beim Angriff auf befestigte Orte von hoher Wichtigkeit erscheinen muß. In Betreff der gezogenen Vierundzwanzigpfünder glaubt man sich übrigens nach diesen ersten Resultaten mit vollster Wahrscheinlichkeit der Hoffnung hingeben zu dürfen, daß die Trag und Trefffähigkeit derselben der der englischen Armstrong=Geschütze, welche auf mehr als eine deutsche Meile angegeben wird, nicht nur nicht nachstehen, sondern dieselben noch übertreffen wird. Fünf Schuß binnen zwei Minuten werden bei den neuen Geschützen noch als eine mittelbare Geschwindigkeit des Feuerns bezeichnet, während bei den bisherigen glattläufigen von vorne zu ladenden Kanonen und Haubitzen eine Minute für den Schuß als die Durchschnitts=Geschwindigkeit berechnet wurde.
(Die höchstlange Lebensdauer in Mecklenburgs früherer Zeit). Bei Zeugenverhören der früheren Zeit sagen nicht ganz selten mecklenburgische Bauern bei ihrer Vernehmung aus: sie seien über hundert Jahr alt. Es ist wohl unzweifelhaft, daß in Mecklenburg noch gegen Ende des vorigen Jahrhunderts sich ein günstigeres Verhältniß über die höchstlange Lebensdauer der Menschen herausstellt, als gegenwärtig. Der Beweis findet sich in den Geburts= und Sterbelisten des mecklenburg=schwerinschen Staatskalenders. Aus den Jahrhängen 1787 bis 1793 sind die folgenden bemerkenswerthen Daten zu entnehmen. Unter den vom 30. Nov. bis dahin 1788 Verstorbenen befinden sich 9 über 90, 2 über 103 Jahr und eine Person 114 Jahr alt. Im Jahr 1788-89 starben 19 über 90, einer über 106 Jahr alt. 1789-90 bemerkte man 12 über 90, 1 über 100. Auffallender sind die Angaben des nächstfolgenden Jahres von 1790-91; es starben 16 über 90, 3 im Alter von 100 J., 1 von 103, 2 von 104, 1 von 105, 1 von 108. 1791-92 starben 24 über 90, 2 waren 100 J. 1792-93 19 über 90, 2 von 100, 1 von 101 und 1 von 105 J. Endlich kommen im J. 1793-94 vor: 18 über 90, 2 über 100 und 1 über 102 J. alt. Vergleicht man mit den vorstehenden Daten unter Berücksichtigung der Bevölkerungs=Verhältnisse der genannten Periode die entsprechenden Angaben aus den letzten Jahrzehnten unsers Jahrhunderts, so wird das Ergebniß wohl nicht zu Gunsten der Gegenwart ausfallen.
- Der Schnee auf dem Thüringer Walde ist so gewaltig, wie man ihn kaum noch gesehen zu haben sich erinnert. Manches Dorf ist so eingeschneit, daß man nur durch einen großen Schneetunnel in dasselbe und von diesem durch Nebentunnel zu den einzelnen Häusern gelangen kann. Von den Häusern selbst sieht man nichts als den Schornstein. Die Bewohner müssen den ganzen Tag Licht brennen.
- Anfang dieses Monats fand in Ratzeburg eine Versammlung von Gutsbesitzern und Pächtern des Fürstenthums Ratzeburg und des Herzogthums Lauenburg statt, welche über ihr Verhältniß zu der Kieler Hagel=Assecuranz beriethen. In dieser auf Gegenseitigkeit gegründeten Versicherungs=Gesellschaft hatten die an Zahl überwiegenden Holsteiner bisher die Ratzeburger und Lauenburger gern gesehen; denn die Beiträge waren ansehnlich, und Hagelschäden kamen erfahrungsmäßig in diesen Gegenden fast gar nicht vor. In den von Witzendorfschen Gütern am Schaalsee z. B. hat es seit Menschengedenken erst vor drei Jahren einen ernstlichen Hagelschlag gegeben. Nachdem jedoch im Lauf der letzten Jahre mehrere bedeutende Entschädigungen an Ratzeburger und Lauenburger haben gezahlt werden müssen, haben die Holsteiner das Verlangen gestellt, jene sollten entweder eine um das Doppelte erhöhte Prämie bezahlen oder aus dem Vereine ausscheiden. Das Ergebniß der Versammlung war eine energische Protestation der Ratzeburger und Lauenburger gegen diese ungerechte Zumuthung. (N. C.)


Der bestrafte Spaßmacher.
[Erzählung.]

[ => Original lesen: 1860 Nr. 9 Seite 3]

Der bestrafte Spaßmacher.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1860 Nr. 9 Seite 4]

Der bestrafte Spaßmacher.
[Erzählung.]
[Schluß.]


Anzeigen.


Verkaufsanzeigen.

Unter den bekannten Bedingungen sollen gegen baare Zahlung meistbietend verkauft werden:

1. Am Mittwoch den 7. März,
im Rupensdorfer Holze:

15 Faden buchen Kluft=, Knüppel= und Olmholz,
  2 1/2 Faden birken Kluft= und Knüppelholz,
  2 Faden eichen Olm,
  2 Faden espen Holz,
    1/2 Faden ellern Knüppel und
  8 Faden tannen Kluft= und Knüppelholz,
und wollen sich Käufer Morgens 9 Uhr bei der Schönberger Ziegelei versammeln.

2. Donnerstag den 8. März,
in den Schönberger Eichen, Sülsdorfer und Mahlzower Zuschlag:

6 1/2 Faden eichen Kluft= und Knüppelholz,
2 Faden tannen Holz und
2 1/2 Faden ellern Knüppelholz.
Versammlungsort der Käufer Morgens 9 Uhr am Schlagbaum der Schönberger Eichen.

3. Freitag den 9. März,
im Niendorfer Zuschlag:

  1/2 Faden ellern Knüppelholz,
4 Faden tannen Holz.
Versammlungsort der Käufer Morgens 10 Uhr auf der Chaussee am Schlagbaum des Niendorfer Zuschlags.

4. Sonnabend den 10. März,
in den Hohenmeiler Tannen:

79 Faden tannen Klüfte und
30 Faden tannen Knüppelholz.
Versammlungsort der Käufer Morgens 9 Uhr beim Hohenmeiler Forstgehöfte.

5. Mittwoch den 14. März,
im Heidenholz,

  3 Faden buchen Knüppel= und Olmholz und
24 Faden buchen Stämme.
Versammlungsort der Käufer Morgens 10 Uhr beim Holländerhause der Meierei Selmsdorf.
Schönberg den 1. März 1860.

                                                    Danckwarth.


Vermischte Anzeigen.

Landwirthschaftlicher Club
im Hause des Herrn August Spehr
am Mittwoch den 7. März 1860.


Gold=Rahmen und Tapeten=Leisten,
auch Rouleaux,
zu billigen Preisen, empfiehlt                          
                                                    Aug. Spehr.


Von den berühmten Waldwoll=Unterhemden, Strümpfen, Mützen, Oel und Seifen gegen Gicht und Rheumatismus habe ich jetzt auch Lager; ferner empfehle ich englisches Leinen, Maschinen=Garn, Gummi=Galoschen in allen Sorten, mit und ohne steife Kappen, so wie fertige Mäntel und Mantillen. für Confirmanden billige Tuche und Kleiderzeuge aller Art; Paramattas und Orleans von 6 Schilling (Mecklenburg) an, Double=Shwals von 2 Taler (Mecklenburg) an.

                                                    Ludwig Creutzfeldt.


Die neuesten

Muster von Tapeten und Borden

in großer und schöner Auswahl sind soeben wieder eingetroffen und empfehle diesen Artikel zur geneigten Abnahme bestens.

                                                    Aug. Spehr.


J. H. Sommer,
Beckergrube, Fünfhausenecke Nr. 136 in Lübeck,
empfiehlt sein reichhaltiges Lager von
Herrenkleidern.

              Röcke von 10 Mark (Lübeck) an bis 40 Mark (Lübeck)
              Hosen von 2 Mark (Lübeck) an bis 20 Mark (Lübeck)
              Westen von 2 Mark (Lübeck) 4Schilling (Mecklenburg) an bis 12 Mark (Lübeck) 8Schilling (Mecklenburg).


Für Confirmanden

empfehle ich schöne schwarzblaue Tuche, Buckskins und Düffels zu Besonders billigen Preisen.
Auch erhielt ich Sendungen von den neuesten

blanken und schwarzen Bändern.

Ein Parthei Double=Shawls und Umschlagetücher zu heruntergesetzten Preisen.
Um fleißigen Besuch bittet

                                                    J. Burchard.

Rehna, Februar 1860.


Staffholz, Speichenholz, Felgen und Armhölzer sind jederzeit vorräthig

                                                    bei H. Wulff
                                                    in Einhaus bei Ratzeburg.


Ich bin gewilligt, mein an der Schweriner Chaussee, neben dem Hause des Arbeitsmanns Vitense belegenes Ackerstück zu 3 Hausplätzen zu verkaufen, und fordere Kaufliebhaber auf, sich dieserhalb an mich zu wenden.
Schönberg den 16. Februar 1860.

                                                    Webermeister J. P. Threms.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.

In der Woche vom 24. Febr. bis 1. März

Geboren. D. 23. eine unehel. todtgeb. Tochter zu Kl. Siemz. - Dem Arbtsm. Lenschow zu Torriesdorf ein S. - Dem Schmied Teege zu Lockwisch eine T. - D. 26. dem Arbtsm. Joch. Maaß hies. eine T.
Gestorben: D. 26. Engel Bohnhoff, Wittwe und Altentheilerin zu Gr. Siemz, 63 J., Lungenschlag. - D. 28. Catharina Elisab. Maaß, Büdnerswittwe zu Olndorf, 74 J. 2. M., Altersschwäche.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck
am 29. Februar 1860.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 18-27 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 28-40 Schilling (Mecklenburg),
Roggen - Taler (Mecklenburg) 50-56 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 42-46 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 42-46 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 21-22 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 35-38 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 20-21 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg)   4-10 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 15-16 Mark (Lübeck)
Butter 9 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, d. Faß 5 u. 6 Schilling (Mecklenburg).


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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