No. 45
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 11. November
1859
neunundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1859 Nr. 45 Seite 1]

- Die Besserung in dem Befinden des Königs von Preußen schreitet in den letzten Wochen regelmäßig und stetig fort und die Körperkräfte haben sichtlich zugenommen. - Die preußische Regierung erklärt in einer dem Bundestag übergebenen Denkschrift wegen der kurhessischen Verfassung die Wiedereinführung der Verfassung von 1831 für geboten, welche vom Bundestag 1852 aufgehoben worden.
- Die französische Expedition gegen die marokkanischen Stämme hat einen guten Erfolg, nur hat die Cholera unter den Truppen stark gewüthet, indem sie an 2000 Mann dahinraffte. Bei den Marokkanern scheint dieser Krieg ein Religionskrieg zu sein. Der Tod des letzten Sultan hat den ganzen muselmännischen Fanatismus entfesselt, welcher in ganz Nordafrika und sogar in Algerien seine Verbindungen hat. - In Spanien ist die Begeisterung für diesen Krieg groß, nur fehlt es an Geld. Es gehen Geschenke von Einzelnen und Körperschaften aus allen Classen der Gesellschaft ein, um der Regierung zu Hülfe zu kommen. An dem Tage, wo der spanische Consul Tanger verließ, wurde das Consulats=Gebäude geplündert und fast gänzlich zerstört.
- Die Nationalversammlung der Romagna hat mit Stimmeneinheit den Prinzen Eugen von Savoyen=Carignan zum Regenten erwählt. - Das unglückliche Parma ist seit einigen Monaten in den Händen des Pöbels und der Rothen. Der Meuchelmord wird als eine Vergeltung oder als Uebereilung angesehen. Wer in demselben Zeugniß abgiebt, ist ein verlorner Mann. Der Pöbel, unter dem Vorwande der Bürgergarde, kann sich jeden Augenblick bewaffnet in der Stärke von 5000 Mann aufstellen. Diese Vaterlandskämpfer sind die Anhänger der neuen Regierung und erhalten die Gutgesinnten in Schrecken. Man kennt die Mörder des Grafen Anviti, allein es finden sich aus Furcht keine Zeugen vor, und ohne Zugrundelegung von Zeugenaussagen zieht die Justiz nicht.
- Von dem verunglückten Royal Charter sind bisjetzt im Ganzen nur 45 Leichen an den Strand gespült worden. Seine bedeutende Goldfracht zu retten ist Aussicht. Diese eigentliche Goldladung, welche in einer starken eisernen Kiste eingeschlossen, liegt vielleicht noch beisammen auf dem Meeresgrunde und kann von Tauchern aufgefunden werden. Was von Goldsäcken bisher ausgeworfen ist, ist Eigenthum von Passagieren. - Das englische Riesenschiff Great Eastern ist in Southampton angekommen. Ueber diese seine dritte Probefahrt lauten die Berichte günstig. Er legte 18 engl. Meilen in einer Stunde zurück. Von mittelmäßig starken Wellen, durch welche andere Schiffe wie Spielbälle hin und hergeschleudert werden, wird der Great Eastern nicht merklich aus seinem Gleichgewicht gebracht.
- Von Paris hat sich die abgeschmackte Mode, Goldstücke in den Ohren, goldene Münzen als Knöpfe und vergoldete Zwanziger als Brochen zu tragen, unter der Frauenwelt verbreitet. Manch feine Dame würde die Nase darüber rümpfen, wenn sie wüßte, daß dies eine alte Bauernmode ist. In Franken tragen seit Jahrhunderten die wohlhabenden Bauern als Knöpfe Zwölfer, Zwanziger, ja selbst Viertels= und halbe Kronen auf Westen und Röcken, die Frauen und Mädchen Zwanziger und Ducaten als Halsgehänge. Unter der altbaierischen Landbevölkerung sieht man häufig Gold= und Silberstücke als Frauenschmuck; goldene Knöpfe sind nicht selten, auch Dukaten in den Ohrringen kommen vor. Unsere Damen können die Sache noch weiter treiben, sie können Doppellouisd'or in den Ohren tragen, worauf noch kein Bauermädchen verfallen ist.
- Aus den meisten Gegenden Deutschlands, aus Polen und Rußland wird über den diesjährigen Wildreichthum berichtet, namentlich der Familie Lampe, deren reichlicher Hochzeitssegen sich besonders in Mecklenburg sichtlich macht. In Schwerin wurden sogar in öffentlicher Auction die Hasen zu Hunderten verkauft.
Schönberg. Auch hier, wie in allen deutschen Städten, wurde der hundertjährige Geburtstag Schillers am 10. Nov. gefeiert. In der Realschule beleuchtete Herr Director Dr. Wittmütz in einer Festrede die Bedeutung des Tages und einige Schüler declamirten zwei seiner Gedichte. - Der hiesige "Sonnabends=Verein" hatte zu dieser Feier einen geselligen Abend veranstaltet, an welchem Vorträge aus Schillers Werken mit Compositionen zu einigen seiner Gedichte abwechselten. Es war hierzu der Saal des Gastwirths Hrn. Fick angemessen geschmückt und die Büste Schillers, mit einem Lorbeerkranz geziert, aufgestellt.
- Das Pr. W. berichtet über die jetzige Thätigkeit der Dampf=Dreschmaschine des Hrn. Jeppe in Rostock. Sie wird benutzt, um die in diesem Jahr nothwendig gewordenen Miethen rasch auszudreschen, und so das Korn den Einwirkungen des Winters zu entziehen. Der frühere Anspruch: Miethenkorn ist nur halbes Korn, hat also mittlerweile seine Bedeutung für uns verloren. Die Dampfmaschine kann ohne Besorgniß von Feuersgefahr dicht an der Miethe aufgestellt werden, da sie so eingerichtet ist, daß nie ein Funke aus dem Schorn=

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stein kommen kann. Die stehet durch einen breiten Riemen, der über das an derselben befindliche Schwungrad geht, mit der Dreschmaschine in Verbindung und setzt dieselbe durch eben diesen Riemen in Bewegung. Das Korn wird von der Miethe auf die Maschine gegeben und oben, wo eine dazu passende Vorrichtung vorhanden ist, eingelegt. Das Stroh fliegt auf der der Dampfmaschine entgegengesetzten Seite hinaus und wird dort von Arbeitern gleich wieder in eine Miethe gesetzt. Auf derjenigen Seite, welche der Kornmiethe abgekehrt ist, befinden sich verschiedene Oeffnungen. Aus der einen strömt das vollkommen reine Korn in einen vorgehängten Sack und ist So eingerichtet, daß während der volle Sack weggenommen und ein leerer wieder vorgehängt wird, kein Körnchen verloren gehen kann. Aus zwei andern Oeffnungen kommt der Hinterweizen und das geringere Korn; unter die Maschine fallen Kaff und Bulstern, welches beides darunter herausgeharkt und in Haufen gesetzt wird, um später nach Hause gefahren zu werden. Es liefert auf diese Weise die Maschine durchaus reines Korn und werden täglich, je nach der Länge der Tage und der Löhnung des Korns, 4 bis 500 Scheffel Rostocker Maaß Weizen, anderes Korn, je nach dem es lohnt, in Verhältniß gedroschen. - Die Dampfmaschine hat einen Sauger und pumpt sich das nöthige Wasser durch eine kleine angebrachte und mit in Bewegung gesetzte Pumpe während der Arbeit ein, so daß kein Aufenthalt entstehet. - Man miethet diese Maschine, welche ganz englisches Fabrikat ist, und zahlt für den Tag in der ersten Zeit des Herbstes, also in den längeren Tagen, 20 Taler (Mecklenburg), später 15 Taler (Mecklenburg) und endlich 10 Taler (Mecklenburg). Regentage werden natürlich nicht mitgerechnet. Dabei hat man den Maschinenmeister zu beköstigen und die nöthige Feurung zu liefern. Die Kosten des Gebrauches dieser Maschine, zu welcher man natürlich lauter eigene Arbeiter stellt, scheinen vielleicht groß zu sein, stehen aber in gar keinem Verhältniß zu dem Verlust, den man fönst durch Miethenkorn erleiden mußte.
- Der diesjährige Beitrag zur Aufbringung der Jagdschäden des Versicherungs=Vereins in Grevesmühlen ist auf 40 Schilling pro Hundert Thaler Versicherungswerth festgesetzt. Es sind versichert gewesen 4,448,519 Scheffel Getreide zum Werthe von 5,852,211 Th. Der Verein hat für 86 Hagelschäden, einschließlich von 1600 Th. Unkosten, die Summe von 49,057 Th. zu ersetzen.
- In der Allg. Z. war kürzlich folgende Bitte zu lesen: Es würde mir von unendlichem Werthe sein, aus allen Städten, wo der hundertjährige Geburtstag meines theuren Vaters gefeiert wird, die gedruckten Programme, Festgedichte, Reden zu besitzen, und ich stelle die ergebenste Bitte an alle Schiller=Comittees, mir dieselben gütigst zu übersenden, um sie als ein theures Andenken für die Familie aufzubewahren. Greifenberg am Bonnland in Unterfranken (Königreich Baiern) im October 1859. Emilie Freifrau v. Gleichen=Rußwurm, geb. v. Schiller.


Anzeigen.


Vorladungen.

Der Kaufmann Christian Vock hieselbst hat die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über sein an der Siemzerstraße sub Nr. 151 belegenes Wohnhaus c. p. beantragt, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an dem proclamirten Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das anzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung peremtorisch und unter dem Nachtheil, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen, zum

Donnerstag den 19. Januar k. J.,

Morgens 11 Uhr, vor unterzeichnetes Justizamt geladen.
Schönberg den 10. November 1859.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                                                    Reinhardt.


Präclusivbescheid.

In Sachen, betreffend die Errichtung eines Hypothekenbuchs über die Vollstelle c. p. des Hauswirths W. Wieschendorf zu Pogez, giebt

das Großherzogl. Justizamt der Landvogtei
des Fürstenthums Ratzeburg

auf das am 17. October d. J. abgehaltene Liquidationsprotocoll, nachdem die vorschriftsmäßigen Proclamata zu den Acten docirt worden, hiermit zum

Bescheid:

daß unter Vollstreckung des ladungsmäßig angedrohten Nachtheils, alle bisher nicht angemeldeten Realansprüche und Forderungen, soweit sie von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommen, sowohl gegen den jetzigen. als auch gegen alle künftigen Besitzer der vorbezeichneten Vollstelle c. p. hiermit für erloschen erklärt werden.

Von Rechts Wegen!

Schönberg, den 8. November 1859.

                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                     Reinhardt.


Vermischte Anzeigen.

Bekanntmachung.

Die statutenmäßige diesjährige Herbstversammlung des landwirthschaftlichen Vereines für das Fürstenthum Ratzeburg findet am

Dienstag den 29. d. M.,
Morgens 1/2 11 Uhr,

im Saale des Gastwirths Boye hieselbst statt.
Die Gegenstände der Verhandlungen werden den Mitgliedern anderweitig bekannt gemacht werden.
Schönberg, 10. November 1859.

Namens des Vorstandes
                          F. Boccius, d. Z. Secretair.


Verlobungsanzeige.
Heinrich Stame
r
Maria Diemissen, geb. Sick.
Mechow.                                                     Schlagsdorf.


Malaga Traubrosinen und Krachmandeln
empfiehlt                                                    Fr. C. Schlebusch.


FRANKFURTER BRAT- und LEBERWÜRSTE
1ma Qualität (geräuchert) täglicher Versandt.

Nachdem für diese Delicatessen die Saison eingetreten ist, sind solche von nun an wieder wie gewöhnlich in anerkannter Güte von Unterzeichnetem gegen franco Einsendung des Betrags direct zu beziehen.

Bratwürste kosten 4 Taler (Mecklenburg) pr. Kiste von 11 Pfd (oder 44 Stück) mit Verpackung.
Leberwürste kosten 4 1/2 Taler (Mecklenburg) pr. Kiste mit Verpackung.
                                                    J. P. Greim, in Frankfurt a. M.


Das Mäntel=Lager                          
U. Beermann & Co.,
Lübeck, Klingberg 927,
empfiehlt die                                                    
neuesten Herbst= und Winter=Mäntel
in sehr bedeutender Auswahl.                                             


[ => Original lesen: 1859 Nr. 45 Seite 3]

Am 30. November und 1. December 1859
Ziehung der Badischen und Kurhessischen Prämien-Anlehen.

Hauptgewinne des Badischen Anlehens sind: 14mal fl. 50,000, 54mal fl. 40,000, 12mal fl. 35,000, 23mal fl. 15,000, 55mal fl. 10,000, 40mal fl. 5000, 58mal fl. 4000, 366mal fl. 2000, 1944mal fl. 1000, 1770mal fl. 250. Diejenigen d. Kurhess. sind: Th. 40,000, 36,000, 32,000, 8000, 4000, 2000 etc.

Jedes Obligationsloos der vorerwähnten Anlehen muß einen Gewinn erhalten. - Pläne werden Jedermann auf Verlangen gratis und franco übersand, ebenso Ziehungslisten gleich nach der Ziehung. - Um der billigsten Bedingungen und der reellsten Behandlung versichert zu sein, beliebe man sich bei Aufträgen direct zu richten an

                                                    Stirn & Greim,
                                                    Bank= und Staats=Effecten=Geschäft
                                                    in Frankfurt a. /M. Zeil 33.


J. Burchard aus Rehna

empfiehlt sich dem geehrten Publicum zum bevorstehenden Markt mit einer großen Auswahl

Tuch= Mode= und Manufactur=Waaren.

So eben von der Leipziger Messe zurück und im Besitze meiner neuen Waaren, bin ich im Stande, recht schöne und moderne Sachen zu billigen Preisen vorzulegen, und bitte nur um recht fleißigen Besuch.

Besonders empfehle ich:                          
starke und feine schwarzblaue Tuche, Düffels und Buckskins
zu sehr billigen Preisen,
eine hübsche Auswahl fertiger Tuchmäntel, neuester Façon,
von 10 Taler (Mecklenburg) an.
Die neuesten Muster                          
blanker, Brocat= und schwarzer Doppel=Bänder. Im Hause des Sattlers Herrn Baer am Markt.                                                    
                          Achtungsvoll
                                                    J. Burchard.


Einem sehr geehrten hiesigen und auswärtigen Publicum empfehle meine auf der Leipziger Messe eingekaufte

Auswahl von Kleiderzeugen, Tuch und Bukskin, den neuesten Umschlagtüchern, fertigen Mänteln u. s. w.,
zu billigen Preisen.

Schönberg.                                                                               Ludwig Creutzfeldt.


Moritz Stein
aus
Ratzeburg
empfiehlt zum bevorstehenden Markte sein bekanntes
Tuch= u. Manufactur=Waarenlager.

Sein Stand ist in dem Hause des Posthalters Herrn Fick.


G. A. Levissohn
(Marcus Nachf.)
aus Rehna

empfiehlt zum diesjährigen Schönberger Herbst=Markte sein bekanntes

Tuch= und Manufactur=Waarenlager,

durch persönliche Einkäufe auf mehreren Meßplätzen für Stadt= und Landbewohner vollkommen neu assortirt, reelle und billige Bedienung zusichernd, ganz ergebenst.
Sein Stand ist wie immer vor dem Gasthause des Herrn Fick, Ecke der Marienstraße.


Cheshire=Käse, weißer und grüner Schweizerkäse,
gelber Gesundheitskäse, schöner Rohmkäse
bei                                                    Fr. E. Schlebusch.


Dem geehrten Publikum Schönbergs und der Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich das diesjährige Herbstmarkt wieder mit meinem Lager, welches ich erst durch Einkäufe in Leipzig, Frankfurt, Berlin und Hamburg auf das vollständigste assortirte, besuchen werde. Mein Lager befindet sich vor dem Hause des Gastwirths Hrn. Fick.

Hochachtungsvoll                          
                                                    H. Rohde aus Rehna.

NB. Poil de Chèvre und Wollenkleiderstoffe 5-6 Schilling (Mecklenburg).


Den Bewohnern Schönbergs und der Umgegend mache ich die ergebenste Anzeige, daß ich zum bevorstehenden Jahrmarkt mit meinen Hanftaschen in verschiedenen Sorten, nebst allen möglichen Seilerwaaren, gut gearbeitet, wieder eintreffen werde, und bitte auch diesmal um zahlreichen Besuch. Mein Stand ist in einer Bude mit meiner Firma versehen.

                          G. Kammerhoff, Seilermeister,
                          aus Ratzeburg.


Karl Kindt
aus Rehna

empfiehlt sich zum diesjährigen Schönberger Frühjahrs=Markt mit einer großen

Auswahl Schuhzeug für Damen,

darunter namentlich Zeug= und Leder=Kamaschenstiefel in allen Größen, hohe Schnürstiefel, Morgenschuhe und lackirte Schuhe, und Kinder=Arbeit in verschiedenen Sorten; alles in geschmackvollster Façon.
Sein Stand ist wie gewöhnlich vor dem Hause des Hrn. Kaufmann Boye; die Bude ist mit seiner Firma versehen.


Besten East India Pale Ale und Edinburger Ale bei

                          Fr. C. Schlebusch.


[ => Original lesen: 1859 Nr. 45 Seite 4]

Zum bevorstehenden Schönberger Markte empfehle ich mein reichhaltiges

Schuh=Waaren=Lager.

Es enthält allerlei Sorten Kamaschenstiefel von braunem, grünem und schwarzem Leder, so wie alle Arten von hohen und niedrigen Schuhen, Kinderstiefeln, Pantoffeln und eine Parthie beste Patent Gummischuhe. Da ich mit allen in dieses Fach einschlagenden Artikeln wohl versehen bin und alle Arbeiten dauerhaft und geschmackvoll sind, so hoffe ich um so mehr auf zahlreichen Zuspruch. Mein Stand ist wie früher vor der Apotheke und ist die Bude mit meiner Firma versehen.

                                                    J. Schleuß,
                                                    Schuhmacher aus Rehna.


Den bevorstehenden Jahrmarkt werde ich mit fein und dauerhaft gearbeiteten Schuhmacher=Waaren, Herren= und Damenstiefel aller Art, besuchen und empfehle ich dieselben den geehrten Bewohnern Schönbergs und der Umgegend zum Ankauf bestens. Mein Stand ist vor dem Hause des Herrn Apotheker Saß, und meine Bude mit meiner Firma versehen.

                                                    H. Spuhr aus Rehna.


Trüffeln, Spitzmurcheln und Champignons bei
Schönberg.                                                     Fr. C. Schlebusch.


Mein Omnibus fährt des Jahrmarktes wegen statt Dienstag am Montag nächster Woche nach Lübeck.

                                                    F. Fick.


Das von mir verspielte Meisterstück hat der Hauswirth J. P. Oldenburg in Herrnburg auf Nr. 35 gewonnen.

                                                    M. Fick, Tischlermeister.


Holländische Häringe, Sardellen und Anchovis bei
Schönberg.                                                     Fr. C. Schlebusch.


Von einem Hauswirthe aus hiesiger Gemeinde sind mir 4 Taler (Mecklenburg); von einem Käthner einer andern Gemeinde 24 Taler (Mecklenburg) für die armen Cholera=Waisen in Goldberg übergeben und von mir an den Magistrat daselbst laut Postscheins abgeschickt, von dem ich auch über die beiden letzten Sendungen von 18 Taler (Mecklenburg) und 10 Taler (Mecklenburg) 24 Schilling (Mecklenburg) Quitung erhalten habe. Schönberg d. 10. Novbr. 1859.

                                                    Kindler.

Dabei empfing ich einen ausführlichen Bericht, der wie alle übrigen Papiere bei Herrn Bicker zur Einsicht bereit liegt und aus dem ich folgende Einzelnheiten anführe:
"Von der Krankheit ganz verschont sind kaum 100 Personen; viele Kranke haben gar keine Schmerzen gehabt und sind sanft eingeschlafen; die in der ersten Zeit Erkrankten sind sämmtlich gestorben; eine Tasse Pfeffermünzthee und dann ein Schweiß von einigen Stunden, war das beste Mittel. Nach Abzug der Geflüchteten werden nur 6 Häuser ganz verschont geblieben sein. An zweien Sonntagen mußte der Gottesdienst wegen Krankheit der Geistlichen ausfallen; anfänglich fehlte es an Aerzten, endlich kamen aber noch 2 Mediciner und ein Wasserarzt. Die Honorationen haben sich meistentheils vom Wasserarzt behandeln lassen. Gleich im Anfange erkrankten mehrere Tischler; es trat also Mangel an Särgen ein und wurden deshalb die Leichen häufig nicht entfernt; die Seuche erhielt dadurch neue Nahrung. Hierauf schickten Dobbertin, Schwerin etc. Särge und waren solche mehrfach auf den Straßen aufgestapelt, von wo dieselben von den Bedürftigen auf Schiebkarren abgeholt wurden. Im neuen Schützenhause wurde für die Kranken oder Verwais'ten gekocht; zuweilen sind täglich über 500 Portionen vertheilt. - Soviel von allen Seiten auch an Lebensmitteln aus der Nachbarschaft und so bedeutende baare Summen auch eingegangen sind, so bleiben doch von den 170 minorennen Kindern, die ihren Vater, oder Vater und Mutter, und von den 60 Kindern, die ihre Mutter verloren haben, 110 der Armenkasse zur Last, die mindestens dafür jährlich 1300 Taler (Mecklenburg) Kostgeld verwenden muß. Unsere jährliche Armenkassen=Einnahme betrug bisjetzt 900 Taler (Mecklenburg) und jetzt schafft nicht das Doppelte, und die ganze Einnahme kömmt aus den Taschen der Einwohner. Während der Schreckenstage nahm der erste beste Nachbar, sobald die Eltern gestorben waren, die Kinder zu sich, und keins hat Noth gelitten, selbst das Vieh der Gestorbenen hat seine Aufwartung fast 14 Tage lang erhalten. In einem Hause sind 8, in zwei andern 6 Personen; aus 7 Häusern sind 47 Leichen und aus 12 andern 48 beerdigt. Meistentheils hat die Seuche gesunde und starke Leute weggerafft und selbst die beiden stärksten Männer, einen Schachtmeister und einen Schlachtermeister; für den letzteren hat keins der Särge gepaßt. - Von Anfang August bis Mitte October kam kein Mensch oder Fuhrwerk zur Stadt, und umgekehrt durfte kein Goldberger in ein benachbartes Dorf oder in Dobbertin kommen; aller Verkehr war vorbei. Während der Schreckenstage herrschte eine dumpfe Verzweiflung. Jemand, mit dem man gestern zusammen gewesen, wurde heute Morgen schon hinausgefahren - - etc.


Backtafel für die Stadt Schönberg

Weizen=Milch=Brod. Pfd. Loth.   Pfd.   Loth.
Ein 2 Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eine Dreilings=Semmel, soll wägen - 21
Ein Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod desgleichen - 10 1/2
Ferner:
fünf große Milch=Semmel oder für 2 Schillinge - 21
fünf kleine Milch=Semmel oder für 1 Schilling - 10 1/2
Roggen=Brod von gebeuteltem Mehl, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eines halben Dreilings werth, soll wägen:
ein 8 Schillings=Brod 4 12
ein 4 Schillings=Brod 2   6
ein 2 Schillings=Brod 1   3
Grob Hausbacken=Brod ohne Aufbrod:
ein 8 Schillings=Brod 7 -
ein 4 Schillings=Brod 3 16
ein 2 Schillings=Brod 1 24

Schönberg, den 7. Nov. 1859.                          
                                                    Bürgermeister und Rath.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde
Vom 4. bis 10. Novbr.

Geboren: D. 7. dem Uhrmacher Hagemeister hies. eine T. - D. 8. eine unehel. Sohn auf hies. Bauhofe.
Gestorben: D. 1. Doroth. Margar. Wilhelmine Schleuß, Drechslerwittwe hies., 62 J. 9 M, a., Nervenschlag. - D. 6. Thies Maaß, Witwer und Schneidermeister in Törpt, 79 J. 8 M alt, Altersschwäche.
Copulirt: D. 4. Hans Jochen Wilms, Arbm. zu B.=Resdorf, und Anna Elisab. Magdal. Retelsdorf daselbst. - D. 10. Hans Jochen Maaß, hiesig. Arbm., und Anna Maria Cathar. Evert zu Falkenhagen.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck
am 9. Novbr. 1859.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 16-20 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 24-26 Schilling (Mecklenburg),
Roggen - Taler (Mecklenburg) 50-54 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 36-40 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 40-42 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 19-20 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 33-38 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 18-19 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 4-14 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 15-16 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, d. Faß 5 u. 6 Schilling (Mecklenburg).


(Hiezu: Officieller Anzeiger No. 15)


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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