No. 5
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 04. Februar
1859
neunundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1859 Nr. 5 Seite 1]

- Die Prinzessin Friedrich Wilhelm von Preußen ist am 27. Nachmittags 3 Uhr von einem Prinzen glücklich entbunden worden. Den Bewohnern Berlins wurde dies frohe Ereigniß durch Lösung der üblichen Kanonenschüsse verkündigt. In einer telegraphischen Depesche wurde die Nachricht um 3 Uhr 35 Min. nach London gemeldet, wo sie um 3 U. 45 M. eintraf, und um 4 U. 10 M. war die Rückantwort der Königin von England erfolgt. Um 4 Uhr erscholl von der Kuppel des königlichen Schlosses: "Nun danket Alle Gott!" und "Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren!" Bereits am Nachmittage, bald nach den Kanonensalven, schmückten sich viele Häuser mit preußischen und englischen Fahnen. Abends war die Stadt illuminirt. Als bald nach der Geburt ein General aus dem Palais des Prinzen Friedrich Wilhelm heraustrat, wurde er von der harrenden Menge umringt. Alles gut, Kinder, ein rüstiger derber Recrut, wie man es nur verlangen kann." Eine große Zahl von Gedichten besingt schon jetzt den kleinen Fritz. In einem derselben heißt es:
               Es heißt dich heut als kleinen Fritz
               Willkommen Hoch und Niedrig;
               Gelangst Du einst zum Herrschersitz,
               Werd' uns ein großer Friedrich!

Die ganze Dienerschaft des Prinzen Friedrich Wilhelm erhielt Wein, um die Gesundheit des Neugebornen zu trinken. Andern Tags ließ der Prinz die Dienerschaft ins Kinderzimmer treten und zeigte ihnen seinen Sohn, den er selber auf dem Arm trug. - Das Befinden der Prinzessin und des neugebornen Prinzen ist fortdauernd günstig.
In mehreren Theatern Londons und namentlich in Windsor, wo die Königin residirt, fanden freudige Demonstrationen statt. Alle Thürme stimmten Freudengeläute an; viele Häuser schmückten sich auch hier mit preußischen und englischen Fahnen, viele andere wurden erleuchtet. Die Zeitungen beglückwünschten England und Preußen herzlichst.
- Der Prinz=Regent von Preußen hat an die Deputirten der Abgeordneten, welche ihm die Adresse überbrachten, folgende bezeichnenden Worte gerichtet: Denken Sie stets bei Ihren Arbeiten daran, daß Ich nur an der Stelle Ihres Königs stehe, und wenn er mir auch auftrug, nur nach meiner gewissenhaften eigenen Ueberzeugung zu handeln, so dürfen wir doch nie vergessen, daß er nicht aufgehört hat, unser König und Herr zu sein, daß er jeden Augenblick in sein hohes Amt zurückkehren kann. Daher muß unsere Aufgabe sein, daß dann sein Ausspruch lautet: mein Bruder hat recht gehandelt! Daher wiederhole ich: wir wollen nur die bessernde Hand an des Königs Werke legen und weiter nichts!
- Ueber das Befinden des Königs von Preußen lauten die Nachrichten aus Rom fortwährend günstig. Derselbe zeigt das lebhafteste Verständniß, das Gedächtniß hat sehr zugenommen; auch soll er wieder mit mehr Lust und Ausdauer lesen.
- In Frankreich werden in allen Seehäfen die Kriegsrüstungen aller Friedensversicherungen ungeachtet im großartigsten Maßstab ausgeführt. In Brest und Cherbourg sind bereits alle Kriegsschiffe vollständig ausgerüstet und das Geschwader im mittelländischen Meer wird bedeutend verstärkt.
- Die Stimmung in Paris ist fortwährend äußerst gedrückt in Folge der offenen und geheimen Rüstungen. - Rothschild stieg die große Treppe in den Tuillerien zu Paris hinauf und begegnete einem Generaladjutanten des Kaisers, der herunter kam. Was giebts Neues? fragte Rothschild. "Das Kaiserthum ist der Friede!" rief achselzuckend der Officier. "Der Friede ist das Kaiserthum!" antwortete Rothschild auf der Stelle. Das treffende Schlagwort läuft, etwas zum Unbehagen des Autors, in Paris von Mund zu Mund.
- Prinz Napoleon ist ein ungeduldiger Herr und Bräutigam. Kaum verlobt, hielt er schon am 30. Januar Hochzeit. Morgens 10 Uhr war die Trauung in Turin vollzogen und um 1 Uhr reiste das neuvermählte Paar über Genua und Marseille nach Paris ab.
- In Paris giebts einen Gensdarmerie=General Delaru, den ließ Kaiser Napoleon kommen und sagte: Ich will wissen, ob die Bauern Krieg haben wollen; geben Sie Ihren Gensdarmen Auftrag, die Gesinnung der Bauern in Frankreich auszuforschen. Der General schrieb und telegraphirte und ein paar Tage darauf standen überall Bauern und Gensd'armen bei einander und disputirten über den Krieg in Italien. Die prächtigsten Schlag= und Stichwörter brachten die Gensdarmen zu Papier und in einer Woche wußte der Kaiser, der die Berichte selber las, daß neunzehntel seiner Bauern nichts von einem Krieg in Italien wissen wollten.
- Eine Uebersicht über die Zunahme der französischen Staatsschuld, deren Gewicht bei einem etwanigen Kriege sehr in Betracht kommt, ergiebt folgende Ziffern. Am Schlusse der großen Kriege Napoleons des Ersten belief sich die französische Staatsschuld auf 50 Millionen Pfund Sterling mit jährlich 2 1/2 Mill. Pf. Zinsen. Als 1830 die Bourbonen den Thron verloren, waren daraus 177 Mill. Pf. mit 8 Mill. Zinsen geworden. Beim Falle Louis Philipps war die jährliche Zinsenausgabe 10 Mill. Pf. und am 1. Januar 1851 stand der Schuldbetrag Frankreichs auf 211 Mill. Pf. Seit=

[ => Original lesen: 1859 Nr. 5 Seite 2]

dem ist er nach und nach bis 1858 auf 337 Millionen Pfund gestiegen.
- Es gehen jetzt wieder starke Pferdetransporte aus Norddeutschland, insbesondere aus Mecklenburg nach Frankreich. Unter den Regierungen des Zollvereins ist die Frage wegen eines Verbots der Pferdeausfuhr angeregt. Oestreich hat dieselbe über die Grenze nach Italien bereits verboten.
- Der Großherzog von Schwerin hat den Premier=Lieutenant Baron v. Nettelbladt zum Gouverneur seiner beiden ältesten Prinzen ernannt.
- Uebermorgen ist deiner guten Schwiegermutter Geburtstag, du willst ihr eine Freude machen! dachte der Herr Schwiegersohn in Berlin in überwallendem Gefühl. Gedacht, gethan! Er trat in eine Porzellanhandlung und sah ein paar prächtige Tassen, nur waren leider die Henkel abgebrochen und lagen daneben. Ein glücklicher Gedanke fuhr dem Großmüthigen durch den Kopf; die zerbrochenen Tassen sammt Henkeln wurden um ein paar Groschen gekauft und der Kaufmann wurde beordert alles einzupacken und per Post da und dahin abzusenden. Der Kaufmann aber war ein Schalk, er packte sorgfältig die Tassen besonders ein und besonders die Henkel, und die überraschte Schwiegermutter konnte unmöglich, wie der großmüthige Schwiegersohn spekulirt hatte, auf den Gedanken gerathen, die Tassen seien unterwegs zerbrochen. - Die N. Pr. Z. bringt folgenden Zuruf an den Geber der Tassen:
      B. . .d, B. . .d. Du bist erkannt
      An Deinen Tassen ohne Henkel!
      Konntest Du nicht ohne Bedenken
      Deiner Schwiegermutter, geb. H. . .l,
      Auch ein altes, verbrauchtes Moderateurlämpchen schenken?

- In Prag hat man Regenschirme aus Kautschuk angefertigt, die man ganz bequem in die Tasche stecken kann.
- Der Mangel an Frauen und Mädchen steigt immer mehr. Als kürzlich ein Auswandererschiff, welches Frauenzimmer an Bord hatte, in St. Francisco ankam, hatte man davon schon lange vorher Kunde, und Tausende von Menschen, darunter besonders junge, heirathslustige Männer erwarteten das Schiff. Als man endlich dasselbe in Sicht bekommen hatte und es sich bereitete Anker zu werfen und die Landungsboote auszusetzen, stürzten sich etliche 30 junge Leute in die See und schwammen dem Schiffe zu, um ihren am Ufer harrenden Nebenbuhlern zuvorzukommen. Sie erreichten das Schiff, wurden an Bord gezogen und brachten ihre Heirath augenblicklich ins Reine, zum großen Verdruß der am Lande auf dem Trockenen Sitzengeblienen, welche leer ausgingen. Leider kostete diese gewaltige Freierei dreien der jungen Männer das Leben, indem sie unterwegs im Wasser von den Haifischen, wahrscheinlich neidischen Wasserhagestolzen, die kein eheliches Glück dulden wollen, verschlungen wurden. Einem vierten wurde grade im Augenblicke, da er an Bord kletterte, von einem Haifisch der linke Fuß abgebissen, wodurch der Californier sich verhindert sah, auf Freiersfüßen zu gehen.
- Beim Berliner Kreisgericht schwebt gegenwärtig ein Ehescheidungsproceß, dessen Parteien bereits das 75ste Lebensjahr überschritten haben. Die Frau hat wegen Ehebruchs geklagt.
- In Serbien ist der Hauptreichthum der Bewohner das Vieh; es giebt dort Hirtenstämme, welche Sommer und Winter ausschließlich sich mit ihren Heerden beschäftigen. In ihren ungeheuren Eichenwäldern unterhalten die Serben besonders Schweineheerden, und zwar in so großer Anzahl daß sie die Haupthülfsquellen des Landes ausmachen und dem Volk zur Zeit des Krieges hinlänglich Geld liefern, um die Kosten des Feldzugs und den Ankauf von Munition zu decken. Man sagt daher, daß die Türken anstatt die Serben zu bekämpfen, sich gegen ihre Schweine wenden und die Wälder, welche dieselben ernähren, vernichten sollten.
- Der Winter scheint in diesem Jahr sich nach Süden gewendet zu haben. So tritt er z. B. in Algier sehr heftig auf; der Schnee liegt dort mehrere Fuß hoch.
Bauernregeln. 1) Wenn die Katze im Februar in der Sonne liegt, Im April sie wieder hinter den Ofen kriecht. 2) Wenns der Hornung gnädig macht, Bringt der Lenz den Frost bei Nacht. 3) Januar warm, daß Gott erbarm! Februar warm, zweimal erbarm! 4) Wenn im Februar die Mücken schwärmen, Muß man im März die Ohren wärmen. 5) Wenns im Februar nicht tüchtig wintert, kommt die Kälte um Ostern. 6) Im Februar sieht der Bauer lieber einen hungrigen Wolf, als einen Mann im Hemde auf dem Felde arbeiten.
7) Nordwinde im Februar sind vorzüglich gut, bleiben sie aber aus, so pflegen sie gemeiniglich im April zu kommen und nachtheilige Folge zu haben.
8) Lichtmeß im Klee, Ostern im Schnee. 9) Lichtmeß hell, muß der Bauer sein schnell. 10) Lichtmeß dunkel, macht den Bauer zum Junker. 11) Lichtmeß Sonnenschein, bringt viel Schnee herein. 12) Lichtmeß hell und klar, bringt ein gutes Flachsjahr. 13) Besser der Wolf, als der Sonnen Licht Zu Lichtmeß in den Schafstall bricht. 14) Mattheis (24.) brichts Eis, Hat er keins, so macht er eins.


Achtzehn Jahre in Ostindien.
An kein Land, außer an Palästina, knüpft sich ein solches Interesse wie an Ostindien. Alle Nachrichten, die über Natur und Volksleben nach dem Abendlande dringen, können von der Wirklichkeit auch nicht die entfernteste Vorstellung geben. Ostindien hat eine Länge von 400 und eine Breite von 300 deutschen Meilen mit 300 Millionen Einwohnern. Vom Himalaya, dem großen Grenzgebirge im Norden, strömt der Ganges herab, windet sich 150 Meilen im Gebirge und durchströmt dann in einer Strecke von 250 Meilen die an herrlichen Südfrüchten überreiche Ebene, überall Nebenflüsse aufnehmend, die zum Theil den Rhein an Größe übertreffen und von denen keiner kleiner ist, als die Themse. In jedem Augenblick wälzt er 40000 Cubikfuß Wasser ins Meer und eine Schlammmasse, die ungeheuer ist. Bei dem tropischen Clima wird jedes Gras sogleich ein Schilfrohr, jede Pflanze ein Baum, jeder Baum ein Wald. In dieser paradiesischen Gangesgegend sieht man hoch auf einer Stange das Bild des Ram und darunter einen Fakir, der von den Millionen angebetet wird. Man tritt heran und spricht mit ihm über Religion. Er hört zuerst stumm zu, nimmt aber bald ein Gebetbuch zur Hand und murmelt einige unverständliche Gebete. Gott kennt er nicht, von Sünde weiß er sich frei; denn Sünde ist ihm nur, etwas Lebendiges zu tödten. Daher sind dem Hindu die Europäer die größten Sünder. Reiche Hindus bauen aus Religiosität Krankenhäuser für Vieh, deren eins in Bombay 4-500 Thiere faßt. Und einige Brahmanen gehen nie ohne Schleier aus, damit sie nicht etwa ein Insect tödten, welches ihnen in Nase oder Mund fliegen könnte. Hält man dem Hindu das Christenthum entgegen, so wundert er sich, daß man ihm glauben machen wolle, daß seine so alte Religion, die durch ihr langes Bestehen als göttlich autorisirt sei, durch das neue Institut des Christenthums ersetzt werden müsse.
Die wunderbarste Einrichtung ist die Kasteneintheilung. Es giebt vier Kasten: Brahmanen (Priester), Kschatrijas (Krieger), Weisjas (Gewerbtreibende) und Sudras (Arbeiter), jede wieder mit 10-20 Unterabtheilungen. Selbst die Glieder der einen Unterabtheilung dürfen nicht mit denen einer andern aus derselben Kaste essen; denn in dem, was in den Mund eingehet, nicht in dem, was aus dem Munde gehet, besteht dem Hindu die Sünde. Daher verwendet er die größte Sorgfalt darauf, das Kochwasser an einem abgesonderten heiligen Orte zu bewahren, damit ja Keiner aus einer andern Kaste es berühre. Und wenn beim Wasser=

[ => Original lesen: 1859 Nr. 5 Seite 3]

holen einmal das Gefäß, selbst der ärmsten Frau, von einem Gliede einer andern Kaste berührt wird, so wirft sie es sogleich fort. Ebenso darf kein Europäer das Haus eines Hindu betreten. Er betet den Europäer an mit der Stirn auf dessen Schuhen und nennt ihn die Verkörperung des lebendigen Gottes, aber sein Haus darf er nicht berühren. Kommt es von Seiten eines mit den Gebräuchen des Landes noch Unbekannten einmal vor, so muß das ganze Haus durch Blut gereinigt werden. Gewöhnlich kochen die Hindus draußen, und es ist wunderlich zu sehen, wie man zunächst einen Kreis zieht, seine Kleider und Schuhe ablegt, sich Hände und Gesicht wäscht, dann in den Kreis tritt und sich beschaulich hinsetzt, zusehend, wie es kocht. Kommt ein Europäer oder Jemand aus einer andern Kaste dem Kreise nah, so sucht er ihn durch Schreien abzuhalten; betritt aber einer den Kreis, so wirft er Alles fort, weil Alles unrein ist. Bei Verlust der Seligkeit darf Niemand mit einem aus einer andern Kaste essen. Das so tief eingewurzelte Kastenwesen ist ein wahrer Fluch für das Land. Denn damit hängen alle Greuel zusammen: das Verbrennen der Weiber, das lebendige Begraben von jungem Mädchen, die nicht genügend ausgestattet werden können. Das Wort Gottes kann hier allein helfen. Auf die Forderung der englischen Regierung haben sich die Häuptlinge des Landes verpflichtet, dem Verderben eine Grenze zu setzen, aber im Geheimen besteht das Unwesen fort. Wenn das Christenthum das phantasiereiche Volk der Hindus lebenskräftig wird durchdrungen haben, wird ein, wenn auch nicht kräftiges, denn das verhindert das Klima und der schwache Körperbau, so doch an Eifer und Ernst und allen weiblichen Tugenden vortreffliches Volk hervorgehen, ein Volk, wie man es im Abendlande vergeblich sucht.
Das Christentum muß siegen und ein unermeßlicher Fortschritt ist durch die letzte Militair=Revolution bewirkt worden. Vor 18 Jahren brüstete man sich noch: "Wie könnt ihr Wenigen hoffen, hier immer zu bleiben? euch in einer Nacht zu tödten, ist ein Leichtes" u. s. w. Jetzt haben sich Hunderttausende wie ein Mann erhoben, und die Wenigen haben Thaten ausgeführt, über die man staunt und nach Jahrhunderten noch mehr staunen wird. Die Proklamation der Königin hat einen gewaltigen Eindruck gemacht; ihr Vertrauen auf den Sieg der Wahrheit macht viele bedenklich. Wenn auch die Religion der Hindus so verderbt ist, daß man in der Sprache nicht einmal die Worte "Dank," "Reinheit des Herzens" und "Keuschheit des Wandels" ausdrücken kann, so verderbt, daß Heuchelei Tugend, Offenheit ein Laster ist, und Niemand seinem Vater trauen kann: so fängt man jetzt doch an, die Früchte des Christenthums zu erkennen. Es gibt ein Sprüchwort: "Ein Engländer, ein Wort." Allein auf des Europäers Wort kann man sich verlassen. Früher konnte man nicht zehn Meilen reisen, ohne geplündert oder gemordet zu werden, jetzt kann man von oben bis unten reisen, ohne auch nur irgendwie belästigt zu werden. Die Einrichtung von Hospitälern Englischerseits, die früher als arger Frevel galt, sofern man damit dem Willen Gottes widerstrebe, der die Krankheit ja geschickt, wirkt jetzt schon segensreich für die Verbreitung des Christenthums mit.
Außer den Hindus gibt es noch andere Stämme, die von den Einwanderern in die Gebirge zurückgedrängt wurden, unter denen sich die Kools auszeichnen. Unter ihnen wirkten Geßners Missionare sieben Jahre vergeblich. Plötzlich aber begann es sich unter ihnen zu regen. Vor der Rebellion gab es schon 50 christliche Dörfer unter ihnen, jetzt schon 230, und diese Bewegung wird nicht stillstehen, bis der letzte Kool getauft ist. Wie einst die alten Germanen, mit denen sie in Tugend (Keuschheit und Wahrheitsliebe) und Laster (Spiel und Trunksucht) die größte Aehnlichkeit haben, das sittlich morsche Römische Volk vom gänzlichen Untergange retteten: So werden binnen Kurzem auch die Kools in das eigentliche Indien eindringen und als wirksames Salz überall Segen verbreiten.


Anzeigen.


Vorladungen.

Nachdem der Schlächtermeister Steinfath in Carlow seine Zahlungsunfähigkeit erklärt hat und ihm die beanspruchte Rechtswohlthat der Güterabtretung, mit Vorbehalt der creditorischen Rechte zugestanden, auch demzufolge der formelle Concurs über das abgetretene Vermögen desselben erkannt worden ist, so ist, nach getroffener Verfügung zur Sicherstellung der Masse, zur Feststellung des Schuldenstandes, zur Erklärung über die angemeldeten Forderungen, zum Versuch der Güte, zur Wahl eines definitiv zu bestellenden Güterpflegers, eventuell zur Production der Originalien und zur Erstigkeitsausführung, ein Termin auf

Dienstag, den 22. März d. J.,
Morgens 11 Uhr,

anberaumt worden, zu welchem Alle, welche aus irgend einem Grunde Ansprüche und Forderungen an den gedachten Gemeinschuldner und das den Gläubigern desselben abgetretene Vermögen haben, bei Vermeidung des Ausschlusses von der vorhandenen Concursmasse, resp. der anzunehmende Zustimmung zu den Erklärungen und Beschlüssen der erscheinenden Gläubiger, des Verlustes des Beweises mit schriftlichen Beweismitteln und des Ausschlusses mit der Erstigkeitsausführung - peremtorisch hiemit geladen werden.
Schönberg, den 7. Januar 1859.

                          Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
(L. S.)                                                     Reinhardt.


Alle Diejenigen, welche Forderungen oder Ansprüche an eine, von dem Schlossermeister Peters unterm 25sten Juni 1835 an den Kanzleiboten Gehrcken über 300 Taler (Mecklenburg) N2/3 ausgestellte, später nur noch über 100 Taler (Mecklenburg) N2/3 validirende, jedoch verloren gegangene Schuldverschreibung zu haben vermeinen, sind, bei Strafe der Präclusion, zur Anmeldung und Bescheinigung derselben auf den

17ten März d. J.

zu Rathhause hieselbst verabladet.
Ratzeburg den 28. Januar 1859.

Königlicher Stadt=Commissarius.
Bürgermeister und Rath.
In fidem
(L. S.)                                                     Richter,
                                                                Stadtsecretair.


In Sachen betreffend das Debitwesen des Schneiders Koopmann zu Rottensdorf ist zur Publikation des Prioritäts=Erkenntnisses Termin auf

Freitag den 11ten d. M. Februar,
Vormittags 11 Uhr,

anberaumt, wozu alle nicht präcludirte Schneider Koopmann'sche Gläubiger hierdurch geladen werden.
Schönberg, den 15. Januar 1859.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
(L. S.)                                                     Reinhardt.


In der Debitsache des Oelmüllers Spehr zur Maurinmühle ist zur Publication der Prioritäts=Urtel Termin auf

Dienstag den 22sten d. Mts.,
Morgens 11 Uhr,

anberaumt, zu welchem alle nicht präcludirten Spehrschen Gläubiger hierdurch vorgeladen werden.
Schönberg d. 3. Februar 1859.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
(L. S.)                                                     Reinhardt.


[ => Original lesen: 1859 Nr. 5 Seite 4]

Verkaufsanzeigen.

Die Erben des wailand Herrn Cammer=Ingenieur Peeck zu Gostorf haben mich beauftragt, das ihnen gehörige, zu Gostorf Domanial=Amts Grevesmühlen sub No. 15. gelegene Erbpachtgehöft öffentlich meistbietend zu verkaufen, und setze ich dazu einen einzigen Termin auf

den 4. März d. J., Morgens 11 Uhr,

hieselbst im Hause des Gastwirth Brockmüller hiemit an.
Der Superficialflächen=Inhalt des zu verkaufenden Gehöfts ist 10,092 []R. Acker 3ter und 4ter Classe und der Canon beträgt 85 Scheffel.
Das Gehöft liegt getrennt vom Dorfe Gostorf in der Nähe von Grevesmühlen und die sämmtlichen Gebäude, incl. des auf's Beste eingerichteten Wohnhauses, bei welchem sich ein großer Garten mit vielen schönen und tragbaren Obstbäumen befindet, sind im baulichen Zustande.
Diese kleine Landstelle, die an Ort und Stelle zu jeder Zeit zu besehen ist, gewährt einen angenehmen Wohnsitz. - Die Verkaufsbedingungen liegen hier bei mir zur Einsicht, können auch abschriftlich mitgetheilt werden.
Grevesmühlen, den 1. Februar 1859.

                                                    Advocat Balck.


Hausverkauf.

Der Unterzeichnete beabsichtigt sein hiesiges Anwesen, auf welchem er das Geschäft der Böterei zwischen hier und Lübeck mit reichlicher Kundschaft und gutem Erfolg bisher betrieben, Zwecks Veränderung des Wohnorts, öffentlich meistbietend oder unter der Hand, zu verkaufen, als:

1) ein Wohnhaus, sub Nr. 162. am Ende der Wasserstraße hieselbst belegen, enthaltend:
a. unten, 3 geräumige Stuben, 2 Kammern, eine geräumige Diele, Küche und 2 Keller.
b. oben, 3 geräumige Stuben, Vorplatz, 2 Kammern, Küche, Speisekammer und Bodenraum. - Fast sämmtliche Zimmer des Hauses sind neu tapezirt, die Fußböden gemalt, die untere Diele und Küche mit Sandsteinfliesen ausgelegt; und sämmtliche Stuben mit guten Oefen versehen.
c. einen geräumigen Hofplatz mit Einfahrt, nebst einem Pferde= und 3 andern Ställen.
2) ein Nebenhaus, enthaltend: 1 Stube mit Alkoven, Küche, Speisekammer und Bodenraum; dabei ein kleiner Hofplatz mit Schweinstall;
3) der halbe Antheil an einem Waarenspeicher am See belegen;
4) der halbe Antheil an ein noch neues, 8 Last tragendes Boot, nebst Zubehör, als Mast, Segel, Tauwerk etc.
Zum öffentlich meistbietenden Verkauf, vorbehältlich meiner Genehmigung, hat auf meinen desfallsigen Antrag der wohllöbliche Magistrat hiesiger Stadt einen einzigsten Termin auf

den 24sten Februar d. J.

zu Rathhause hieselbst angesetzt, wo zuerst Wohn= und Nebenhaus einzeln oder zusammen, und sodann Boot und Speicher verkauft werden sollen.
Kaufliebhaber können die Gebäude etc. jederzeit in Augenschein nehmen; sowie die Verkaufsbedingungen bei mir oder dem Herrn Stadtsecretair hieselbst einsehen.
Ratzeburg, im Januar 1859.

                                                    L. Röper, Böter.


Am Donnerstag, den 10. Februar d. J, Morgens 10 Uhr, sollen die zum Nachlasse des verstorbenen Gerichtsraths Reinhold gehörenden Bücher öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung im Reinhold'schen Hause hieselbst verkauft werden.
Schönberg, den 27. Januar 1859.

                          Dr. Wittmütz,
                          als Vormund resp. Bevollmächtigter Reinhold'scher Erben.


Vermischte Anzeigen.

Auf der Station Schönberg werden zur allgemeinen Benutzung für die Dauer der diesjährigen Deckzeit vom 6. Februar ab folgende Großherzogliche Landbeschäler aufgestellt:

Solimann, dunkelbrauner Hengst,
Norfolk, brauner Hengst,
Alba, Schimmel=Hengst,
Schuffler, dunkelbrauner Hengst,
Schönberg, den 27. Januar 1859.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Der fünfte Club im Hause des Herrn Aug. Spehr findet am Mittwoch den 9. Februar statt.


Mit Bauholz, Brettern, Mauersteinen, Drains, Portland Cement, Gottländischem und Lüneburger Kron=Kalk, schwedischen Nägeln und Theer
empfehlen sich bestens

                                                    Moritz Stein & Bartels.

Ratzeburg, Januar 1859.


Beste weiße Talglichte
à Pfund 10 Schilling (Mecklenburg), in LPfund billiger,

bei                                                    Fr. C. Schlebusch.


25,000 sehr gute Mauersteine

sind noch bei J. Köhncke in Lüdersdorf zu kaufen.


2 Thaler Belohnung

gebe ich demjenigen, der mir den Thäter zur gerichtlichen Bestrafung namhaft machen kann, der von den auf meinem Acker gepflanzten jungen Weiden die Ruthen abschneidet. Ferner mache ich bekannt, daß alle, die ich unbefugterweise auf meinem Acker treffe, zur gerichtlichen Bestrafung angezeigt werden.
Schönberg den 20. Januar 1858.

                                                    Ackerbürger Boye.


Hiemit zeige ich an, daß alles Gehen über meine Koppeln längs des Klocksdorfer Sees verboten ist; ich werde alle, die ich darauf betreffe, zur gerichtlichen Bestrafung anzeigen.

                                                    Schulze Arndt in Klocksdorf.


Hiedurch zeigen wir an, daß der Fußsteig von Pogetz nach der Maurinmühle über unsern Acker aufgehoben ist.

                                                    Hauswirth Gerds,                          
                                                    Schustermeister Creutzfeldt, in Pogetz.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.
In der Woche vom 28. Januar bis 3. Februar

Geboren: D. 29. dem Maurergesellen Törber hieselbst eine T.
- D. 2. dem Arbtsm. Wigger vor Schönberg eine T.
- D. 3. ein unehel. S. hies.
Gestorben: D. 31. Anne Cathar. Grete Schulz hies. Näherin, 25 J. a., Lungenschwindsucht.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck
am 2. Febr. 1859.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 10-16 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 32-40 Schilling (Mecklenburg),
Roggen - Taler (Mecklenburg) 42-46 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 34-38 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 38-39 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 24-25 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 32-37 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 19-20 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 10-16 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 17-18 Mark (Lübeck)
Butter 10 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, d. Faß 3 Schilling (Mecklenburg).
Fette Schweine, 100 Pfund 30 Mark.


(Hiezu: Officieller Anzeiger No. 1)


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD