No. 2
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. Januar
1859
neunundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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Neustrelitz. Von des Großherzogs Königlicher Hoheit ist der bisherige Landvogtei= und Justizamts= Auditor Franz Boccius in Schönberg zum Assessor com voto bei dem Großherzogl. Justizamte und der Großherzogl. Hypothekenbehörde im Fürstenthum Ratzeburg ernannt worden.
- In Italien und an der Donau stehen sich Oestreich und Frankreich immer im Wege. Grade jetzt hebt die italienische und die orientalische Frage wieder an. Drum sagte der Kaiser Napoleon dem Gesandten Oestreichs bei der Neujahsgratulation: "Ich bedaure, daß unsere Beziehungen zu Ihrer Regierung nicht eben so gut wie früher sind, aber ich bitte dem Kaiser zu sagen, daß meine Gefühle unverändert geblieben sind." Die Börse und die hohe Politik hat das gar nicht als Gratulation aufgefaßt. Auch der päbstliche Nuntius hatte sich einer noch weniger günstigen Aufnahme zu erfreuen, denn der Kaiser warf ihm einen kalten Blick zu und ließ ihn stehen. Das ist die Strafe dafür, daß der Pabst daheim die Oestreicher lieber sehen soll, als die Franzosen. Der portugiesische Gesandte mußte es auch hören, daß die Verhältnisse zwischen Frankreich und Portugal nicht ganz erwünscht wären.
- Am zweiten Weihnachtstage riefen ein paar Mailänder einem Soldaten zu: Cigarre weg! Der Oestreicher rauchte weiter. Wie der Wind hatte er ein paar Ohrfeigen weg, und die Cigarre lag am Boden. Er zog seinen Säbel, hieb ein und rief um Hülfe. Soldaten eilten heran, aber noch mehr Bürger. Es kam zum Kampf, die Soldaten waren verloren, wenn nicht neue militairische Hülfe mit gefälltem Bayonet eingeschritten wäre. Die Mailänder rissen das Pflaster auf und bombardirten mit den Steinen und die Truppen mußten sich, in eine Kirche zurückziehen.
- Uebrigens rüstet sich Oestreich; es verstärkt seine Armee in Italien, um allen etwaigen Vorkommenheiten entgegen treten zu können. Namentlich um die Versuche einer verbrecherischen Partei, die in dem lombardisch=venetianischen Königreich Ruhestörungen hervorrufen will, kräftig zu unterdrücken. Ein Armeekorps von 30,000 Mann ist bereits nach Italien abgegangen.
- Inmitten des europäischem Friedens und des diplomatischen Händedrückens von allen Seiten läßt es sich auch England angelegen sein, Haus und Heerd mit geeigneten Apparaten zu versehen, um möglichen Angriffen mit Energie begegnen zu können. Namentlich befestigt es seine Küsten, besonders die Themsemündung.
- Aus Rom sind die Nachrichten vom König von Preußen gut. Nur daß sich zu dem Leiden des Gehirns auch Leberleiden gefügt haben sollen. Das Kopfübel nimmt nicht zu, sondern fristet sich unter den milden Einflüssen Italiens. Es ist ihm oft viele Stunden lang im Verkehr nichts von Bedeutung anzumerken; dann aber tritt plötzlich ein Versagen des Bewußtseins und Gedächtnisses ein, das alle Unterhaltung stört. Sobald dieser Zustand vorüber ist, läßt derselbe keine Spuren zurück, und der Kranke kann alsdann wieder in seiner nächsten Umgebung verkehren.
- Die Berichte vom Kriegsschauplatz in Indien lauten für die englischen Waffen fortwährend günstig. Zwei neue Siege der englischen Waffen bringen den Aufstand seinem Ende näher. Die Wirkung der erlassenen Amnestie macht sich immer bemerklicher. Kürzlich fuhren zwei Engländer vom Civil durch Lukno, da sprang einer derselben plötzlich aus dem Wagen, faßte einen Hindu, der grade mit der Pfeife in der Hand aus einem Laden trat, an der Gurgel und rief seinem Gefährten zu, den Burschen festnehmen zu helfen, was auch gelang. Einige Worte klärten dem Freunde die Sache auf. In dem Hindu hatte der erstere Engländer den Mörder seiner ganzem Familie erkannt - Vater, Bruder, Weib und Kind hatte der Unmensch vor seinen Augen zusammengehauen, und er allein war dem Blutbade wie durch ein Wunder entkommen.
- Der Prinz von Wales, künftiger Thronerbe Englands, tritt demnächst eine größere Reise an und wird u. a. fünf Monate in Rom verweilen.
- Von den 45 Herrschern Europas sind 14 noch im vorigen Jahrhundert geboren. Darunter befinden sich vier Könige, nämlich: die Könige von Würtemberg (geb. 1781), der Belgier (geb. 1790), von Preußen (geb. 1795) und von Schweden (geb. 1799). Der älteste europäische Souverain ist der Großherzog von Mecklenburg=Strelitz (geb. 1779), der jüngste der unter Vormundschaft seiner Mutter stehende Herzog von Parma (geb. 1848).
- Neulich legte die Londoner Policei ihre Hand auf einen Lehrmeister in der Diebskunst, der Kindern und jungen Leuten in der Kunst, die Vorübergehenden und die Kaufläden auszuplündern, Unterricht ertheilte. Die Kinder erhielten in der Schule Kost und Logis und wurden, wenn sie gehörig eingelernt waren, auf "Arbeit" in die Stadt geschickt.
- Der Plan, im Jahr 1861 eine allgemeine Kunst= und Industrieausstellung in London zu organisiren, wird aller Wahrscheinlichkeit zu Stande

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kommen, indem schon jetzt sehr namhafte Anerbietungen gemacht worden sind.
- Preuße mag seine Thaler nicht mehr beklebt und geflickt, zerrissen und zerlumpt in der Welt herumlaufen lassen; es hat vielmehr die betreffenden Behörden angewiesen, alle Kassenanweisungen, die sich in derlei bemitleidenswerther Lage befinden, anzuhalten und nach Berlin zu visiren, wo sie in die Lumpenmühle kommen.
- In Paris bewarb sich ein Millionair um die Hand eines jungen und schönen Fräuleins aus vornehmer Familie, das aber arm war. Ich verkaufe meine Jugend nicht, war die Antwort des Fräuleins, es ist kein Segen dabei. Vor kurzem kommt das Fräulein nach Hause und erklärt ihrer Mutter, sie sei bereit, die Wünsche ihres reichen Verehrers zu erhören, wenn er sich entschlösse, diese Hand mit hunderttausend Franks an die Armen zu bezahlen. Dann würden sich, sagte sie, so viele kleine Hände und so viele zitternden Hände alter und schwacher Männer und Frauen gen Himmel erheben und den Bund segnen, daß er glücklich werde. Es versteht sich von selbst, daß diese Summe auf der Stelle bezahlt wurde. Die Hochzeit soll nächstens stattfinden.
- Daß das Schlittschuhlaufen ein vorzügliches Mittel zur Beförderung der Gesundheit und Kräftigung des Körpers ist, findet bei dem schönen Geschlecht immer mehr Anerkennung; in Berlin mehrt sich die Zahl der jungen Damen, welche die Bewegung in der frischen Luft der in den heißen Ballsälen vorziehen. Viel haben dazu die in den letzen Wintern in der Stadt eröffneten Anstalten beigetragen, in welchen der Unterricht im Schliffschuhlaufen regelrecht ertheilt wird. Es haben an 200 Damen dasselbe bereits erlernt.


In der Prairie verirrt.

Vor wenigen Tagen trat ein Mann in den dreißiger Jahren, hoch gewachsen, kräftig gebaut, mit wettergebräuntem Gesicht, die Cigarre im Munde, wie ein alter Bekannter zu mir in das Zimmer und begrüßte mich mit den Worten: "Ich soll Ihnen einen herzlichen Gruß von Ihrem Bruder sagen." Das klang, als habe der Mann einen Spaziergang gemacht und dabei den gesehen, der mich grüßen ließ, aber mein Bruder lebt in Greytown (San Juan) in Centralamerika. - "So kommen Sie aus Amerika?" fragte ich. - "Ja wohl; ich hole mir eine Frau in Sachsen. Auf der Brautfahrt besah ich mir aber erst Californien und als ich auf der Rückkehr von da in Greytown anlegte, lernte ich den deutschen Hafencapitain dort kennen." Man kann sich denken, daß wir lange plauderten. Der Reisende hatte sehr viel erlebt; er besuchte mich noch mehrmals und hat mir noch manch Abenteuer erzählt, auch das nachstehende, das ihm auf seiner Farm in Illinois an der Grenze der Prairie kurz vor seiner Abreise von dort begegnete. Ich lasse ihn reden, wie er mir erzählte:
"Wenn Sie die Sache ganz verstehen wollen, müssen Sie eine rechte Vorstellung von einer Prairie haben und beschreiben läßt sie sich nicht wohl. Sie hat auch darin, wie in Anderm, Aehnlichkeit mit dem Meere. Ihr Anblick macht einen ganz eigenthümlichen Eindruck, der wohl von der endlosen Ausdehnung herkommt und von dem Mangel irgend eines Gegenstandes, auf welchem das Auge ruhen kann. Ihre Unübersehbarkeit, die Oede in derselben, die Stille, die Gleichförmigkeit kann man nicht beschreiben und sie gehören doch dazu. Ihr Aussehen ist wie das eines plötzlich festgewordenen Meeres: der Boden hebt sich allmälig, wogenartig, zwei bis zehn Fuß hoch, dann folgt eine Vertiefung, wieder eine Erhöhung und so in endloser Aufeinanderfolge. Und diese ganze, meilenlange, meilenbreite Fläche ist über und über mit Gras bewachsen, ohne daß man nur die kleinste Stelle der nackten Erde sähe. Meile um Meile dehnt sich das endlose Gras aus, das je nach dem Boden oder nach der Art zwei Fuß bis über zwei Ellen hoch ist. Sie werden sich denken können, wie schwer es ist, in einer geraden Linie über die Prairie zu gehen, wo das Auge keinen Baum, keinen Berg als Richtpunkt hat. Auch habe ich mich in einem Jahr in der Prairie mehrmals verirrt, als in fünf Jahren im Urwalde. Vor Kurzem noch mußte ich zwei Stunden in der Prairie warten bis die Sterne aufgingen, um mich zurecht zu finden und ich war keine Viertelstunde weit von meiner Farm entfernt. Nun was ich Ihnen erzählen wollte.
Eine Frau, eine Landsmännin, kam eines Tages zu mir lange vor Sonnenaufgang und bat mich um Hülfe oder vielmehr um die Hülfe meines Hundes, den mir die Spitzbuben in Californien nun gestohlen haben. Ihr kleiner Sohn war von der Farm verschwunden und hatte sich in der Prairie verirrt. Sie wissen vielleicht, was es heißt, sich in einem Walde verirren, aber das ist gar nichts im Verhältniß zu dem Sichverirren in den Prairien. So lange ich dort wohnte, verirrten sich zwei Männer in ihr; Einer wurde von den Wölfen gefressen, von dem Andern hat man niemals wieder gehört. Ein Kind von fünf Jahren nun vollends kann nur hier und da über das Gras hinwegsehen und dann nie weit um sich. Bäume, nach denen man sich richten könnte, gibt es nicht, dagegen Wege genug zum Irreführen, Wege, welche die Indianer oder die Büffel machten, und die von einem fernen Walde oder Flusse zu einem andern führen. Jeder falsche Weg aber ist ein Weg zum Verderben und der Gefahren sind so viele, daß man noch gar nicht an Wölfe zu denken braucht.
"Vergebens setzte ich der armen Frau auseinander, daß mein Hund kein Spürhund sei und keiner andern Menschenspur folgen werde, als der meinigen; sie wollte oder konnte nicht glauben, daß mein Hund nicht Alles thun werde, was ich ihm heiße, und ich bereute es fast, etwas gesagt zu haben, das die Hoffnung in der geängstigten Brust der Mutter niederschlagen konnte. Ich hatte es wahrhaftig nicht gethan, um mir eine Mühe zu ersparen, denn ich wäre auf jeden Fall mit ihr gegangen.
"Ich ging mit ihr. Unterwegs erzählte sie mir, ihr kleiner Knabe habe vor der Thür des Hauses gespielt, während sie den Männern das Essen auf die Prairiefelder getragen. Als sie zurückgekommen, sei er nicht da gewesen; sie sei in die Prairie hineingelaufen, um ihn zu suchen und habe ihn gerufen, bis die Männer sie gehört hätten und zu ihr gekommen wären, ihr suchen zu helfen; sie hätten die ganze Nacht gesucht, aber keine Spur von dem Kinde gefunden und als es endlich Morgen geworden, sei sie in ihrer Verzweiflung zu mir gegangen, damit ich mit meinem Hunde ihr Kind suchen helfe. Wir erreichten ihr Haus als die ersten Morgenstrahlen darauf schienen. An der Thür standen ein paar kleine Holzschuhe, die der kleine Hans hatte stehen lassen. Auf den Fußwegen sahen wir bereits hie und da Leute gehen, um noch einen Tag nach dem Kinde zu suchen.
Mein Plan war bald gemacht. Ich nahm einige Kleidungsstücke von dem Knaben, hielt sie dem Hunde hin und suchte ihm begreiflich zu machen, was ich von ihm verlangte. Er beroch sie, weil ich's ihm hieß, aber ohne ein Interesse dabei zu verrathen und sah nach meinem Gewehre, das ich in die Ecke gestellt hatte. Ich ließ es stehen und ging mit ihm hinaus. Auf der Schwelle beroch er die Schuhe des Knaben und darüber freute ich mich. Das Kind war nun schon achtzehn Stunden fort und die Spur von seinen Fußtapfen in der Nähe des Hauses ließ sich schwerlich auffinden, wenn ich dem Hunde auch hätte begreiflich machen können, daß er derselben folgen solle. Die Wege nach den Nachbarn und die nähere Umgegend des Hauses waren schon durchsucht worden und So nahm ich mir vor, sogleich in die Prairie hinauszugehen. Der Hund folgte mir, sah aber gelegent=

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lich verwundert nach dem Hause zurück, in dem ich die Flinte gelassen hatte.
"Wir waren etwa eine Viertelstunde weit von dem Hause entfernt, als ich den Hund wieder zu mir rief und ihm verständlich zu machen suchte, was ich wünschte. Er beschnoberte den Strumpf des Knaben, den ich mitgenommen hatte und sah mich an, als wolle er aus meinem Gesichte erkennen, was er mit dem Strumpfe solle. Dann lief er in einer Richtung fort und sah sich nach mir um, als wolle er sich überzeugen, ob er es recht gemacht habe. Ich rief ihn zurück und hielt ihm wieder den Strumpf vor, vergebens wie es schien, denn er lief nun in einer andern Richtung fort und sah sich um, wie um zu fragen, ob es so recht sei. Ich rief ihn wieder zurück und er ging verlegen und verdrießlich neben mir.
"Die Nachbarn hatten sich unterdeß nach allen Richtungen hin zerstreut zu dem fast hoffnungslosen Suchen, denn der Knabe konnte unterdeß Stunden lang gelaufen sein. So gingen wir lange Zeit. Ich versuchte von Zeit zu Zeit, dem Hunde begreiflich zu machen, was man von ihm erwarte, immer vergebens. Endlich blieb er stehen, beschnoberte den Boden, sah erfreut aus, lief hin und her, um eine frischere Spur zu finden, blickte zu mir empor und lief langsam fort. Die Nase dicht am Boden haltend. Wir folgten ihm, ich zum erstenmale mit der Hoffnung, daß er doch wohl endlich verstanden habe, was er thun solle. Er beschnoberte ein großes Gras; ein Hirsch konnte nicht dort gegangen sein, da wir keine Fährte sahen. Er ging weiter und weiter, beroch einen jeden Grasbüschel, blieb stehen und schnoberte lange. Die Mutter war dicht neben mir und fragte jede Minute: "Hat er die Spur? Wird er das Kind finden?" Die Fährte war jedoch nicht warm, wovon sie auch herrühren mochte, denn er blieb stehen, lief in weitem Kreise umher und kehrte an dieselbe Stelle zurück; er hatte die Spur verloren. Er machte einen neuen Versuch in weiterm Kreise; nichts. Er bellte ärgerlich, und verfolge im scharfem Trab seine eigene Spur wohl zweihundert Ellen weit zurück. Da blieb er stehen, beschnoberte den Boden, kam an einen Büffelweg und ging langsam und bedächtig über denselben quer hinüber, dann rasch vorwärts, er hatte offenbar die Spur, die er suchte. Denken Sie sich recht lebhaft die arme Mutter. Sie verwendete kein Auge von dem Hunde und folgte jeder seiner Bewegungen. Sie hoffte bereits und ich hatte nicht den Muth, durch Zweifel und Bedenken sie zu stören. Der Hund lief immer noch voraus und ich hatte die einzige Noth jetzt, die ungeduldige Mutter zurückzuhalten, damit sie dem Hunde nicht vorlaufe und so die Spur verderbe.
"Von allen Seiten her kamen die übrigen suchenden Nachbarn auf uns zu. Wir blieben in gehöriger Entfernung von dem Hunde und Aller Augen folgten ihm. Er hatte offenbar die Spur, aber sie war schwach; er wußte was er sollte. Stunden lang folgte er so der Spur des Knaben, die sich bald hier hin bald dort hin wendete, und aller Zweifel hörte auch bald auf: da auf einer alten Büffelfährte zeigte sich deutlich die Fußtapfe eines Kindes. Ich stellte rasch meinen Fuß darauf, damit die Mutter sie nicht sehe, weil ich fürchtete, ihr Eifer werde sich dann nicht mehr zügeln lassen und den Hund stören, der unsere einzige Hoffnung war. Aber meine Bemühung war vergebens; sie. hatte meine Bewegung gesehen, lief vor und sah eine andere Fußtapfe. Ich hielt sie fest, ehe sie dieselbe erreichte und während sie in einem Tone, den ich in meinem Leben nicht vergesse und der nur aus einer geängstigten Mutterbrust kommen kann, aufschrie: "Das ist seine Spur! Mein Kind! Mein Kind!" betrachtete ich mit Jägerauge und Aufmerksamkeit die Fußtapfe. Es war der deutliche Abdruck eines Kinderfußes im weichen Staube. Die Aufgabe, ihm zu folgen, war nicht leicht, da der Knabe auf dem Büffelwege fortgegangen war. Der Weg, auf dem wir gingen, war vielleicht schon seit hundert Jahren von Büffeln und Indianern gegangen. Auf dem Gipfel eines Berges blieb der Hund stehen; die Mutter und ich standen neben ihm. Gewiß war da das Kind gewesen, um sich umzusehen, wo das Haus des Vaters stehe. Vergebliche Hoffnung! Von da aus war keine Spur von einer menschlichen Wohnung zu sehen. Er war oben auf dem Gipfel rund umgegangen, um nach allen Seiten hinzusehen.
"Aber wieder war er fort und - wohin? Der Hund suchte und suchte lange, bis er an der Seite des Hügels hinunter in das grüne Gras hineinlief, so schnell, daß wir, ich und die Mutter, kaum mit ihm Schritt halten konnten. Er führte uns an einen kleinen Bach, an dem wahrscheinlich der Knabe getrunken hatte. Da plötzlich änderte sich das Wesen des Hundes. Er hielt die Nase nicht mehr an dem Boden, um der Spur zu folgen, er hob den Kopf empor, streckte den Hals und ging fest und sicher weiter. Ich bemerkte diese Veränderung sogleich und kannte ihre Bedeutung, wagte aber nicht der Mutter etwas davon zu sagen. Aber was entginge einer Mutter, die ihr Kind sucht? Sie bemerkte, daß der Hund sicher nach einer Stelle zu ging, rief aus: "Er hat es gefunden! Er bat es!" stürzte an mir vorbei, als fliege sie und im nächsten Augenblick hörte ich des Knaben Angst= und der Mutter Freudenschrei. Wir waren bald bei ihr und der Hund schien ihr fast den Anspruch auf ihr Kind streitig zu machen, theilte aber ihre Freude, sprang an mir an, lief zu dem Kinde, das die Mutter an ihre Brust drückte, leckte ihm die Füße und bellte vor Freude."


Anzeigen.


Bekanntmachung.

Es sind beim Bataillon noch einige Stellen durch Stellvertreter zu besetzen; wer daher noch Lust hat, sich die Stellvertreter=Prämie von 200 Taler (Mecklenburg), wovon er sofort 15 Handgeld erhält, zu erdienen, kann sich beim Bataillons=Commando melden.
Neustrelitz den 6. Januar 1859.

                          v. Rosenberg=Gruszczynski,
                          Oberstlieutenant und Commandeur
                          des Großherzoglich Mecklenburg Strelitzschen Bataillons.


Vorladungen.

Nachdem der Schlächtermeister Steinfath in Carlow seine Zahlungsunfähigkeit erklärt hat und ihm die beanspruchte Rechtswohlthat der Güterabtretung, mit Vorbehalt der creditorischen Rechte zugestanden, auch demzufolge der formelle Concurs über das abgetretene Vermögen desselben erkannt worden ist, so ist, nach getroffener Verfügung zur Sicherstellung der Masse, zur Feststellung des Schuldenstandes, zur Erklärung über die angemeldeten Forderungen, zum Versuch der Güte, zur Wahl eines definitiv zu bestellenden Güterpflegers, eventuell zur Production der Originalien und zur Erstigkeitsausführung, ein Termin auf

Freitag, den 18. März d. J.,
Morgens 11 Uhr,

anberaumt worden, zu welchem Alle, welche aus irgend einem Grunde Ansprüche und Forderungen an den gedachten Gemeinschuldner und das den Gläubigern desselben abgetretene Vermögen haben, bei Vermeidung des Ausschlusses von der vorhandenen Concursmasse, resp. der anzunehmenden Zustimmung zu den Erklärungen und Beschlüssen der erscheinenden Gläubiger, des Verlustes des Beweises mit schriftlichen Beweismitteln und des Ausschlusses mit der Erstigkeitsausführung - peremtorisch hiemit geladen werden.
Schönberg, den 7. Januar 1859.

                          Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
(L. S.)                                                     Reinhardt.


[ => Original lesen: 1859 Nr. 2 Seite 4]

Verkaufsanzeigen.

Holzverkauf.

Am Dienstag den 18. Januar sollen im Selmsdorfer Kirchenholze meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden:

  3 Faden Buchen Olm,
11 1/2 Faden Buchen Knüppelholz,
  5 Faden Buchen Stamm= und
16 Fuder Buchen Zweigholz,
und wollen sich Kaufliebhaber Morgens 10 Uhr am Schlagbaum des genannten Holzes einfinden.
Schönberg den 13. Jan. 1859.

                                                    Danckwarth.


Holzverkauf.


Am Mittwoch den 19. Januar sollen im Rupensdorfer Holze unter den bekannten Bedingungen meistbietend gegen baare Zahlung

60 Faden buchen Kluftholz,
15 Faden buchen Knüppelholz,
  7 Faden buchen Olm,
  9 Faden eichen Kluft= u. Knüppelholz und
10 Faden ellern Kluft= und Knüppelholz
verkauft werden und wollen sich Kaufliebhaber Morgens 9 Uhr bei der Schönberger Ziegelei einfinden.
Schönberg den 13. Jan. 1859.

                                                    Danckwarth.


Bekanntmachung.

Die Bewohner des Schönberger Armendistricts werden aufgefordert, die Armensteuer zum vollen Betrag an die resp. Vorsteher: Tischlermeister W. Stüve, Kürschner Garz und Stellmacher Badstein in Schönberg, und in den Dörfern an die Hauswirthe: Bohnhof in Großen Siemz, Spehr in Retelsdorf, Roxin in Grieben und Joachim Voß in Wahlsdorf, zu bezahlen.
Schönberg den 13. Januar 1859.

                                                    Die Armenbehörde.


Vermischte Anzeigen.

Durch Beschluß der heutigen Directions=Versammlung ist der Landvogtei=Copiist Baumast zum Secretair bei dem Versicherungs=Verein gegen die Lungenseuche des Rindviehs ernannt worden, und haben bei ihm alle diejenigen Einwohner des Fürstenthums sich bis zum 1. Februar zu melden, welche, ohne bisher schon dem Verein beigetreten zu sein, Mitglieder desselben zu werden beabsichtigen. Alle sich später Meldenden haben die durch die Statuten bestimmten Nachtheile zu tragen. Später wird die Direction die Tage bekannt machen, an welchen die Zahl des zu versichernden Viehs und die Versicherungs=Summen selbst eingetragen werden sollen.
Schönberg den 13. Januar 1859.

Im Namen der Direction
                                                    F. Graf Eyben.


5 Stück noch gut erhaltene eichene Fensterluchten mit Fenstern stehen zum Verkauf bei C. L. Creutzfeldt, Sabowerstraße.


Empfehlung.

Gute große ausgebrannte Mauersteine, Dachpfannen, Holfter, Zungen, Brunnen=Fliesen, Gesimmssteine u. s. w.
Frischen Gottländischen Stücken= und Lüneburger Krohn=Kalk, Portland=Cement, schwedische Nägel u. s. w. sind zum billigen Preise zu haben bei

                                                    H. Röper , Holz=Handlung.

Ratzeburg 1858.


Der Potsdamer
Vieh-Versicherungs=Verein,

seit 1849 auf Gegenseitigkeit bestehend, versichert Pferde gegen 3 1/3 %, Lohnfuhrpferde 5 % des Taxwerthes, und Schweine und Ziegen gegen 24 Sgr. = 39 Schilling (Mecklenburg) Pr. Cour. pro Stück.
Die Entschädigung wird nicht nur im Fall des Todes, derselbe mag naturgemäß oder durch momentane Unfälle, als Beinbruch, Feuersbrunst, Blitzschlag etc. entstehen, sondern auch dann geleistet, wenn ein Thier in Folge einer Krankheit oder eines Unfalls lebend zu jedem Gebrauch unfähig wird.
Durch den Concurs der Magdeburger Actien=Vieh=Versicherungs=Gesellschaft ist wohl genügend bewiesen, daß nur Gegenseitigkeit wahrhafte Sicherstellung der Entschädigung bei Vieh=Verlusten bietet, und sind Statuten obigen Vereins bei Unterzeichnetem, der zur Vermittelung von Versicherungs=Anträgen und sonst erwünschter Auskunft stets gerne bereit ist, gratis zu haben.

Schönberg.                                                     C. Egert, Agent.


Mit guten Talglichten

in allen Größen a Pf. 10 Schilling (Mecklenburg), in Liespf. billiger, empfehle ich mich ergebenst
Auch tausche ich Lichte um gegen Talg.

Schönberg.                                                     C. Schwedt.


Beste weiße Talglichte
à Pfund 10 Schilling (Mecklenburg), in LPfund billiger,

bei                                                    Fr. C. Schlebusch.


Gefunden: Ein Portemonnais mit etwas Geld. Näherer in der Exped. d. Bl.


Verloren, am 13.: Zwei Erntereepe, wovon eins noch neu und wenig gebraucht. Der ehrliche Finder wird gebeten, solche in der Exped. d. Blätter gegen eine Belohnung zurückzugeben.


Zu verkaufen. Eine noch fast neue, gut erhaltene A. und B.=Clarinette ist billig zu verkaufen. Wo? erfährt man in der Expedition dieser Blätter.


Es sind seit längerer Zeit über meine Koppeln Schleichsteige nach Ollendorf und Törp und nach der Morienmühle angelegt, die ich nicht nur hierdurch verbiete, sondern ich werde auch diejenigen, welche ich inskünftige darauf betreffe, zur Bestrafung dem Gerichte anzeigen.

                                                    Hausw. Oldörp zu Neschow.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.
In der Woche vom 7.-13. Januar

Geboren: D. 9. dem Bäckermeister Hagen hieselbst eine T. Dem Webermeister Bumann hies. ein S. - D. 11. dem Schulzen Kähler in Kl. Siemz ein S. - Zwei unehel. Kinder.
Gestorben: D. 7. Catharine Engel Greiff hieselbst, 68 J. a.

Anzeige.

Wegen der Vacanz zu Ratzeburg fällt am nächsten Sonntag d. 16. Januar der Nachmittagsgottesdienst aus.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck
am 12. Jan. 1859.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 10-19 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 24-32 Schilling (Mecklenburg),
Roggen - Taler (Mecklenburg) 44-47 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 32-36 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 36-38 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 24-25 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 32-36 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 18-19 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 8-16 Schilling (Mecklenburg),     Schlagleinsaat 17-18 Mark (Lübeck)
Butter 11 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, d. Faß 3 Schilling (Mecklenburg).
Fette Schweine, 100 Pfund 30 Mark.


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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