No. 3
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. Januar
1859
neunundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1859 Nr. 3 Seite 1]

- Am 12. Januar, Mittags, ist der preußische Landtag eröffnet worden. Die Thronrede des Prinz=Regenten ist vorsichtig und gemessen. Zwei Stellen sind hervorragend. Die Finanzen stehen so günstig, daß keine neue Steuern nöthig sind, um die Gehalte der Staatsdiener zu erhöhen und den neuern und gesteigerten Anforderungen auf anderem Gebiete Genüge zu leisten. - "In der friedlichen Natur der Beziehungen Preußens zum Auslande ist keine Veränderung eingetreten. Insbesondere bestehen zu den andern Großmächten unsere freundschaftlichen Verhältnisse ungetrübt fort." Der fortdauernden energischen Wahrung der Rechte "der unter dem Scepter des Königs von Dänemark stehenden deutschen Herzogthümer" wird besonders gedacht. - Mit besonderer Betonung sprach der Prinz=Regent den Schlußsatz: "Meine Herren! Als ich vor wenigen Monaten von dieser Stelle zum ersten Male als Regent zu den Vertretern des Vaterlandes sprach, forderte ich dieselben auf, mit mir die Fahne Preußens hoch zu tragen. Auf dieser Fahne steht: Königthum von Gottes Gnaden, Festhalten an Gesetz und Verfassung, Treue des Volks und des siegbewußten Heeres, Gerechtigkeit, Wahrheit, Vertrauen, Gottesfurcht. Wohlan, meine Herren! Helfen Sie mir diese Fahne hoch tragen. Wer ihr folgt, der folgt mir!" - Der allgemeine Zustand des Landes wird mit Genugthuung als ein befriedigender bezeichnet.
- Berlin. Die Kanonen, welche der Residenz ein bevorstehendes frohes Ereigniß verkündigen sollen, werden aus naheliegenden Gründen nicht wie früher im Lustgarten, sondern vor der Artillerie=Caserne ihren Standpunkt erhalten. (Das heißt: Der Lustgarten liegt dem Schlosse zu nahe, in welchem die junge Prinzessin Friedrich Wilhelm ihr Wochenbett halten wird.)
- In Piemont träumt und spricht man von nichts als Krieg mit Oestreich. Im Heer ist unruhige Bewegung, die Nationalgarde setzt sich auf Kriegsfuß und Garibaldi, der römische Heerführer von 1848, soll sie commandiren.
- Aus Turin heißt es: Wir leben inmitten einer außerordentlichen Aufregung. Die Rüstungen in der Lombardei und die täglich sich wiederholende Ankunft von Streitkräften versetzen uns in ängstliche Spannung. An der lombardischen Gränze wimmelt es von Truppen, und viel Kriegsmaterial ist daselbst aufgehäuft. Der Geist der östreichischen Truppen wird als ein vortrefflicher geschildert. Die Officiere und Soldaten brennen vor Kampfeslust, und sonderbarerweise mehr mit den Franzosen als mit den Piemontesen.
- Aus Wien liegen Nachrichten vor, als ob der Erzherzog= Gouverneur, der die Milde vertrat, Mailand verlassen und Graf Gyulai als Oberbefehlshaber der Armee auftreten werde. Die Mailänder wissen, was das bedeutet, von früherher; den andern Leuten erklärt man: das bedeutet, "Oestreich zieht die Glacehandschuhe aus" und "vier Regimenter marschiren nicht nach Mailand, um dort Parade zu machen." Wenn's zum Krieg kommt, wird der alte Heß commandiren.
- In Frankreich soll die Bevölkerung in der Provinz sich gegen die Kriegseventualität aussprechen; auch erregen die Kriegsaussichten im Auslande eben keine große Freude. Ueberhaupt bringt der Kriegslärm eine außerordentliche Verwirrung in den Geschäften hervor. Die französische Regierung soll in Marseille bedeutende Ankäufe von Weizen machen lassen.
- Die Kaiserin=Mutter von Rußland hat sich von ihrer Krankheit bereits vollkommen wieder erholt.
- In Großbritannien betrug vom 1. Januar bis 31. Oktober 1858 die Einfuhr an Getreide 8,459,095 Quarters, 1857 6,709,803 Qrtrs. - In Archangel betrug 1858 die Ausfuhr an Getreide 24,046 Last, 1857 44,811 Last. - In Petersburg betrug die Ausfuhr an Getreide 1858 91,954, 1857 101,000 Last. In Archangel blieb wenig oder nichts unverschifft, in Petersburg und dessen Nähe waren Ende October noch 11,000 Last Weizen und 27,000 Last Roggen vorhanden. - Die gegenwärtigen Vorräthe der östlichen Handelsplätze sind gegen die von 1858 bedeutend überwiegend. - Von Lübeck fanden die Versendungen namentlich nach dem Innern Deutschlands statt, wohin ansehnliche Partheien gingen. Durch diese ungewöhnliche Richtung des Abzuges hatten die Anfuhren aus Holstein wesentlich zugenommen.
- In Paris wendet ein Mechaniker zum Schutz der von ihm fabricirten Geldkassen gegen unberechtigtes Oeffnen die Electricität an. Der Gedanke ist von dem sinnreichen Mechaniker in sehr zweckentsprechender Weise ausgeführt. Der Cassier kann mit Leichtigkeit den elektrischen Strom unterbrechen und so, ohne Stöße und Erschütterungen zu befürchten, seine Geschäfte an der Casse versehen, während jeder von dem Geheimniß nicht Eingeweihten gegen die Casse gemachte Versuch augenblicklich eine hochgradige Wirksamkeit des elektrischen Apparats erzeugt und ein weiteres Vorgehen verhindert.
- In Charlottenburg haben Diebeshände in einem Gasthause die dort aufgestellten Gewerbs=Laden geöffnet und die Casse der Schlosser und Tischler gestohlen. Die Gewerbslade der Maurer, obwohl am reichlichsten mit Geld versehen, blieb unangetastet.


[ => Original lesen: 1859 Nr. 3 Seite 2]

Geschick bringt Glück.
[Erzählung]

[ => Original lesen: 1859 Nr. 3 Seite 3]

Geschick bringt Glück.
[Erzählung]
(Beschluß folgt.)


Anzeigen.


Vorladungen.

Zum Zweck der Eröffnung von Grund= und Hypothekenbüchern und zwar zur Ermittelung der in die 2te und 3te Abtheilung der Bücher gehörigen dinglichen Belastungen und privilegirten Forderungen haben:

  1) der Kaufmann Christian Callies in Dassow für seinen Speicher nebst Holzlagerplatz - pag. 12 des Registers, Nr. 165 und ex Nr. 169 der Dassower Charte - 139 []Ruthen groß;
  2) Derselbe für sein auf einem Theil des sub pag. 18 des Registers und Nr. 234 der Charte aufgeführten Grundstückes gebautes Wohnhaus - groß 37 []Ruthen;
  3) Derselbe für seinen Speicher nebst Holzlagerplatz - pag. 3 des Registers, Nr. 1, ex Nr. 2, Nr. 3 und 4 der Charte - groß 288 []Ruthen;
  4) Derselbe für sein Wohnhaus c. p. - pag. 5 des Registers und Nr. 33 der Charte - sowie die demselben beigelegten Bau= und Gartenplätze, pag. 14 des Registers, Nr. 180. 182. 188 der Charte, und pag. 22 und 23 des Registers, Nr. 291 und 303 der Charte, zusammen 424 []Ruthen enthaltend;
  5) die Ehefrau des Schlachters Hallier daselbst, Louise geb. Brockmann für ihr Wohnhaus c. p. - pag. 8 des Registers, ex Nr. 99 und ex Nr. 100 der Charte - 12 []Ruthen;
  6) der Stellmacher Arp daselbst für sein auf einem Theil des Grundstücks pag. 7 des Registers und Nr. 78 der Charte gebautes Wohnhaus, groß 4 []Ruthen;
  7) der Schmid Jürß daselbst für sein Wohnhaus c. p., bestehend aus der Hälfte der pag. 14 des Registers sub Nr. 181 und 187 aufgeführten beiden Grundstücke, 75 []Ruthen;
  8) der Apotheker Fischer daselbst für sein Wohnhaus c. p. - pag. 4 des Registers, Nr. 30 der Charte - sowie den demselben beigelegten Garten pag. 22 des Registers, Nr. 272 der Charte - zusammen 125 []Ruthen enthaltend;
  9) der Krämer W. Miene daselbst für sein pag. 18 des Registers und Nr. 236 der Charte aufgeführtes Wohnhaus c. p. - groß 66 []Ruthen;
10) der Arbeitsmann Christian Wittwer daselbst für sein auf einem Theil des pag. 18 des Registers sub Nr. 238 aufgeführten Grundstückes gebautes Wohnhauses c. p., 19 []Ruthen enthaltend;
11) der Schlachtermeister W. Mau daselbst für sein pag. 5 des Registers und Nr. 35 der Charte aufgeführtes Wohnhaus c. p., 46 []Ruthen groß;
bei anerkannter Richtigkeit ihres Besitztitels Proclamata erbeten. -
Demgemäß werden alle Diejenigen, welche an das eine oder das andere der voraufgeführten Grundstücke solche von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommene Forderungen und Ansprüche haben, zu deren genauen und bestimmten Anmeldung auf

Sonnabend den 12. Februar 1859,

Vormittags 10 Uhr hindurch vorgeladen.
Im Unterlassungsfall wird der Verlust des dinglichen Rechts, resp. des den privilegirten Forderungen beigelegten Rechts auf Eintragung erkannt werden und findet dagegen keine Wiedereinsetzung Statt.
Zur Nachricht dient, daß von der Anmeldungspflicht gesetzlich ausgenommen sind: Altentheile, Personalservituten und andere ihrer rechtlichen Natur nach auf die Folien der einzurichtenden Grund= und Hypothekenbücher gehörige, jedoch auf keine Capital=Summe gehende Rechte.
Patrimonialgericht Lütgenhof zu Dassow, den 20. Novbr. 1858.


[ => Original lesen: 1859 Nr. 3 Seite 4]

Gestohlen.

In der Nacht vom 12ten auf den 13ten d. M. sind mittelst Einbruchs aus dem Wohnhause des Hauswirths Freitag zu Lübseerhagen gestohlen worden:

  1) ein messingener Kessel, etwa 2 1/2 Eimer groß;
  2) ein do. do. etwa 2 Eimer groß;
  3) ein do. do. etwa 1 1/2 Eimer groß;
  4) ein kleiner, fast noch neuer Füllkessel, etwa 1 Eimer groß und 3 1/4 Pfund schwer.
Der etwa 2 Eimer haltende Kessel hat oben im Rande eine Hartborste und ist mit einem B. gezeichnet. Der etwa 1 1/2 Eimer haltende Kessel ist ziemlich dünn und bereits geflickt.
  5) 1 Paar rindslederne Kniestiefel, noch ziemlich neu, jedoch waren die Sohlen bereits etwas dünn;
  6) 4 abgeschnittene Stiefelschächte.
In derselben Nacht sind mittelst Einbruchs aus dem Hause des Schulzen Callies zu Lübseerhagen
  7) 1 Tiene mit Schmalz, etwa 16-18 Pfund schwer;
  8) 1 bunter Topf mit saurem Schweinefleisch, etwa 6 Pfund schwer,
und aus dem Bienenschauer desselben
  9) 2 paar weißwollene, nicht gezeichnete Frauenstrümpfe, und
10) 2 bunt gedruckte leinene Kinderschürzen
entwandt worden.
Wir ersuchen zur Hülfe Rechtens alle Civil= und Militärbehörden, auf vorgedachte Sachen vigiliren und im Betretungsfalle die Inhaber derselben, welche sich über deren rechtlichen Erwerb nicht genügend ausweisen können, nebst den bezeichneten Effecten an das unterzeichnete Justizamt gegen Erstattung der Kosten, abliefern zu lassen.
Schönberg, den 14. Januar 1859.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
(L. S.)                                                     Reinhardt.


Verkaufsanzeigen.

Das zum Nachlasse der hieselbst verstorbenen Schneiderwittwe Grewsmühl, Anna Margaretha geborenen Ladendorf, gehörige, am hiesigen Kirchhofe belegene Moor soll antragsmäßig öffentlich meistbietend verkauft werden.
Es ist zu dem Ende Termin auf

Freitag den 4ten Februar 1859,
Morgens 11 Uhr,

vor unterzeichnetem Justizamte anberaumt, wozu Kaufliebhaber hiermit geladen werden. Die Bedingungen können 14 Tage vor dem Termine in hiesiger Gerichts=Registratur eingesehen werden. Es in auch die Besichtigung des Grundstücks, nach vorgängiger Meldung bei dem Schornsteinfegermeister Kunau hieselbst, verstattet.
Schönberg den 3. Januar 1859.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
(L. S.)                                                     Reinhardt.


Holzverkauf.

Am Mittwoch den 26. Januar sollen in dem Schlagbrügger Zuschlage und in den Lankower Tannen unter den bekannten Bedingungen gegen baare Zahlung:

20 Faden tannen Kluftholz und
52 Faden tannen Knüppelholz
verkauft werden, und wollen sich Kaufliebhaber Morgens 10 Uhr am Schlagbaum am Lankower Holze auf dem Wege von Gr. Molzahn nach Lankow einfinden.
Schönberg, den 20. Januar 1859.

                                                    Danckwarth.


Bekanntmachung.

Die Bewohner des Schönberger Armendistricts werden aufgefordert, die Armensteuer zum vollen Betrag an die resp. Vorsteher: Tischlermeister W. Stüve, Kürschner Garz und Stellmacher Badstein in Schönberg, und in den Dörfern an die Hauswirthe: Bohnhof in Großen Siemz, Spehr in Retelsdorf, Roxin in Grieben und Joachim Voß in Wahlsdorf, zu bezahlen.
Schönberg den 13. Januar 1859.

                                                    Die Armenbehörde.


Vermischte Anzeigen.

Schutzmarke Dr. Koch's Kräuterbonbons Die aus den vorzüglichst geeigneten Kräuter= und Pflanzensäften mit einem Theile des reinsten Zuckerkrystalls zur Consistenz gebrachten
Doctor Koch'schen
(K. P. Kreis=Physikus zu Heiligenbeil)
KRAEUTER-BONBONS

haben sich durch ihre Güte auch in hiesiger Gegend rühmlichst bewährt und sind in Originalschachteln à 8 u. 16 Schilling (Mecklenburg) stets ächt vorräthig bei

                                                    J. P. Bade in Schönberg.


5 Stück noch gut erhaltene eichene Fensterluchten mit Fenstern stehen zum Verkauf bei C. L. Creutzfeldt, Sabowerstraße.


Beste weiße Talglichte
à Pfund 10 Schilling (Mecklenburg), in LPfund billiger,

bei                                                    Fr. C. Schlebusch.


Zu verkaufen. Eine noch fast neue, gut erhaltene A. und B.=Clarinette ist billig zu verkaufen. Wo? erfährt man in der Expedition dieser Blätter.


Gefunden: Ein Portemonnais mit etwas Geld. Näherer in der Exped. d. Bl.


2 Thaler Belohnung

gebe ich demjenigen, der mir den Thäter zur gerichtlichen Bestrafung namhaft machen kann, der von den auf meinem Acker gepflanzten jungen Weiden die Ruthen abschneidet. Ferner mache ich bekannt, daß alle, die ich unbefugterweise auf meinem Acker treffe, zur gerichtlichen Bestrafung angezeigt werden.
Schönberg den 20. Januar 1858.

                                                    Ackerbürger Boye.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.
In der Woche vom 14.-20. Januar

Geboren: Den 14. eine uneheliche Tochter in Schönberg. - D. 17. dem Schlachtermeister D. Stockfisch hieselbst ein Sohn. - D. 19. dem Arbtsm. Joach. Karsten vor Schönberg eine Tochter.
Gestorben: D. 18. Trien Elsch Meyer, Wittwe und Altentheilerin zu Malzow, 63 Jahr alt, Lungenschwindsucht.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck
am 12. Jan. 1859.

Getraide und Marktpreise in Lübeck am 12. Jan. 1859. Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 10-16 Schilling (Mecklenburg), Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 24-32 Schilling (Mecklenburg),
Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 10-16 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 2 Taler (Mecklenburg) 24-32 Schilling (Mecklenburg),
Roggen - Taler (Mecklenburg) 44-47 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 32-36 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 36-38 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 24-25 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 32-36 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 18-19 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 8-16 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 17-18 Mark (Lübeck)
Butter 11 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, d. Faß 3 Schilling (Mecklenburg).
Fette Schweine, 100 Pfund 30 Mark.


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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