No. 11
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. März
1858
achtundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1858 Nr. 11 Seite 1]

- Die Wahrscheinlichkeit wächst mehr und mehr, daß die Stellvertretung des Königs durch den Prinzen von Preußen nach ihrem Termin=Ablauf wiederum verlängert werden wird, und zwar, wie man glaubt, auf sechs Monate. Der Gesundheitszustand des Königs ist hierbei natürlich vor Allem maßgebend. Alle Personen, welche den König in der letzten Zeit gesehen haben, stimmen darin überein, daß das körperliche Befinden sich gekräftigt hat, und auch die geistige Regsamkeit ist, wie versichert wird, eine entschiedenere.
- Der durch die Explosion in Mainz verursachte Schaden ist von Bundeswegen auf 266,000 Gulden festgestellt worden und wird durch eine Matricular=Umlage aufgebracht und von allen Regierungen getragen werden.
- Die in Hannover versammelt gewesenen Bevollmächtigten der zum 10. Bundesarmeekorps gehörenden Staaten haben im Namen ihrer Regierungen ihre Verhandlungen vollendet. Es ist bestimmt, daß die Truppen dieser Staaten am 12. Sept. bei Nordstemmen ins Lager ziehen und am 14. Septbr. die Manöver beginnen. - Zu diesem Armeekorps gehört bekanntlich auch das holsteinische Contingent, das theils in Copenhagen, theils auf den dänischen Inseln vertheilt ist, um unter dänischen Officieren in dänischer Sprache eingeschult zu werden und hat noch nie an den früheren Manövern des 10. Armeekorps Theil genommen. Von Seiten der Bundes=Militair=Commission sind bereits früher desfallsige Vorstellungen an Dänemark gemacht, aber von diesem unberücksichtigt geblieben, bis sie jetzt durch die schwebender Conflicte mit Dänemark wieder zur Sprache kommen. Da nun an dem Manöver in diesem Herbst das holsteinische Contingent ebenfalls Theil zu nehmen hat, so hat sich die Bundes=Militair=Commission neuerdings veranlaßt gefunden, den König von Dänemark, als Herzog von Holstein=Lauenburg, zur Erfüllung seiner desfallsigen Bundespflichten anzuhalten.
- Ein Vergleich der Staatsabgaben im Königreich Dänemark und im Herzogthum Holstein in den Jahren 1847 und 1857 ergiebt, daß dieselben in Dänemark seit 1847 um fünf Procent sich vermehrt haben, dagegen sie in Holstein um achtzig Procent gestiegen sind.
- Das Gerücht, Kaiser Napoleon habe die Absicht offenbart, den Orsini von der Todesstrafe zu begnadigen, war nicht aus der Luft gegriffen; die Kaiserin soll aus einem Gefühle von Großmuth eine Fürbitte für den Verbrecher eingelegt haben, aber seitdem scheint sich das Gesetz geltend gemacht haben. Inzwischen fehlt es nicht an Personen, die in jeder Nacht nach dem Platz von la Roquette eilen, um sicher zu sein, daß ihnen das Schauspiel der Hinrichtung nicht entgehe.
- Zu Chalons s. S. in Frankreich hat man versucht die Republik zu proclamiren. Ein Haufen von 40 Männern stürzte sich Abends auf einen kleinen Posten, den er überrumpelte. Der Haufen bewegte sich sodann nach der Eisenbahn zu und schrie: "Es lebe die Republik! Die Republik ist in Paris proclamirt. Ueberall ist Republik. Auf, Männer von Chalons! Zu den Waffen!" Der oberste Beamte des Bahnhofes, ein alter Militair, rief seine Beamten zusammen und trieb die Aufrührer zurück. Der Haufen wandte sich hierauf nach der Saonebrücke, besetzte dieselbe, um die Alarmirung der Kaserne zu verhindern. Die Offiziere der Garnison, welche sich unterdeß nach der Unterprefectur begeben hatten, um Erkundigungen über das bereits verbreitete Gerücht einzuziehen, erzwangen den Uebergang mit dem Degen. Bald darauf kam Militair an, bei dessen Erscheinen sich der Haufen zerstreute. Fünfzehn der Schuldigen wurden verhaftet.
- Zwischen China und Rußland ist jetzt auch ein Krieg im Norden des chinesischen Reichs bei Macao am Amur ausgebrochen. Der Angriff kam den Russen so unerwartet und wurde mit so überlegener Macht ausgeführt daß die Russen sich genöthigt sahen sich zurückzuziehen, worauf die Chinesen die preisgegebenen russischen Niederlassungen verbrannten.
- In Neu=Strelitz ist der Dr. Th. Kortüm, Leibarzt Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg=Strelitz, im 73. Lebensjahre gestorben. - Der bisherige Mecklenb. Bundestagsgesandte, Freiherr v. Oertzen, soll an die Stelle des erkrankten Mecklenburg. Staatsministers, Grafen v. Bülow, ernannt sein.
- Indien. Ueber die zum großen Theil aufgefundenen Schätze des berüchtigten Nena Sahib bei Bithur schrieb ein Englischer Offizier an seinen Vater: "Seit einigen Wochen war ich in Gesellschaft eines anderen Ingenieur=Offiziers und mehrerer Sappeure beschäftigt, aus einem etwa 10 Meilen von Kaunpuhr gelegenen Brunnen in Bithur Nena Sahib's Schätze ans Tageslicht zu fördern. Der Brunnen enthielt gegen 25 Fuß Wasser; aber 200 Soldaten schöpften es, mit Hülfe von einem halben Dutzend Eimer, bald bis auf 3 Fuß Tiefe ab. Zwei bis drei Sappeure stiegen hierauf hinab, und nachdem sie noch eine Lage Schutt hinweggeräumt hatten, die absichtlich in den Brunnen geworfen worden war, brachten wir Silbergeschirr im Werthe von etwa 2000 Pfund und goldene von etwa 6000 Pfund Werth herauf. Die Goldsachen waren mitunter prachtvoll. So zwei große Schüssel aus massivem Golde von 2 F. 9 Z. im Durchmesser, die zusammen 70 Pfund wiegen. Außerdem Becher, Krüge, Spritzen zum Vertheilen von Rosenwasser und massive Löffel zum Füllen des Wassers aus dem Ganges bei religiösen Feierlichkeiten. Es war eine harte Arbeit, denn das Wasser stürzte rasch wieder zu. Aber das Bergwerk ist auch noch

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lange nicht erschöpft, und es heißt, daß der Baarschatz in Rugien noch darin stecke. Der Palast des Nena liegt ganz in Trümmern, und auch Alles im Dorfe, was sein eigen war, ist zerstört worden."
- Griechenland ist im vorigen Monat ebenfalls von einem heftigen Erdbeben heimgesucht worden, welches die Stadt Korinth zerstörte und viele Dorfschaften haben bedeutend gelitten. Mehrere Menschen haben unter den Häusertrümmern den Tod gefunden.
- Aus dem südlichen Frankreich wird über den vielen Regen geklagt, der an den Feldern großen Schaden durch Ueberschwemmungen angerichtet hat. In den Bergen ist so viel Schnee gefallen, daß die Verbindungen unterbrochen sind. Auch Italien ist weit und breit von vielem Schnee heimgesucht worden.
- Ein in Berlin in Concurs gerathener Kaufmann schloß dieser Tage folgenden gewiß seltenen Vergleich mit seinen Gläubigern. Derselbe verschuldete nämlich 20,000 Thaler, und bot seinen Gläubigern, in gänzlicher Ermangelung von Activis, am 29. December 1858 zehn Procent und am 29. December 1859 fünf Procent in dieser Frist zu zahlen. Sein Gebot wurde einstimmig angenommen, wahrscheinlich nach dem alten Satz: Besser Etwas, wie gar Nichts! - Die Erkrankungen an den Pocken nehmen in Berlin so überhand, daß die Hausärzte den Erwachsenen anrathen, sich nochmals impfen zu lassen. - Der bekannte Augenarzt Dr. Gräfe, Professor der medicinischen Facultät zu Berlin, ist an einer heftigen Augenentzündung erkrankt, wie es heißt, in Folge einer bei einer Operation entstandenen Ansteckung.
- Auf der Straße von Charlottenburg nach Spandau reist ein armer Handwerksbursche. Er hat so seine Gedanken, denn er ist lange im Lande umhergewandert und hat keinen Meister gefunden. Die kalte Jahreszeit ist ohnedies nicht geeignet, das Wandervergnügen zu erhöhen und der scharfe Ostwind bläst mitunter so frostig in das Gesicht, daß Thränen die Wangen herunterlaufen. Da gesellen sich zwei Mitwanderer zu ihm, die aber kein schweres Felleisen zu tragen haben, ihm freundlichen Gruß bieten und ein Gespräch mit ihm anknüpfen. Er giebt ehrlich und treu Auskunft über jede Frage, hat aber nicht den Muth, seine Reisegefährten gleichfalls um Namen und Stand zu fragen. Er hält sie für Offiziere aus der nahen Garnison. So sind sie eine gute Strecke miteinander gegangen, als die Gefährten zur Umkehr sich anschicken und dem Handwerksburschen glückliche Reise wünschen. Dabei greift der ältere Herr in die Tasche und reicht ihm einen blanken Doppelthaler mit dem Wunsche, daß er sein Glück damit machen möge. Der Handwerksbursche macht große Augen, wünscht aber dafür "gute Gesundheit und langes Leben", und weiß nicht, daß der fröhliche Geber sein König ist, obgleich er selbst findet, daß das Bild auf der Münze mit seinem Wohltäter große Aehnlichkeit hat.
- Nach einer gegen Ende vorigen Jahres vorgenommenen Zählung beträgt die Einwohnerzahl Hamburgs incl. der Vorstädte ca. 169,720 Seelen. Davon kommen auf die Stadt 131,575 (und zwar 61,730 männliche und 69,845 weibliche Bewohner) auf die Vorstadt St. Georg 19,285 und auf St. Pauli 18,860. - Die letzte Volkszählung in Wien ergab eine Bevölkerung von 532,000 Seelen.
- Im Jahr 1845 gab es in den ersten drei Märzwochen (dann trat Thauwetter ein) 250 Grad Kälte und dennoch war die Getreideernte darnach eine gute. 1837 brachte der Anfang des April bekanntlich die ungeheuren und um jene Zeit nie erlebten Schneemassen und auch darnach hatten wir eine Durchschnittsernte.
- Ein reicher Bauer in Altbaiern, der wahrscheinlich auch nicht weiß, was er mit seinem Gelde anfangen soll, ließ seinem Hunde im Wirthshause seines Dorfes, wo Fastnacht gehalten wurde, zwei Dutzend Bratwürste auftragen, und die Musikanten so lange dazu aufspielen, bis der Hund die Bratwürste verzehrt hatte.


Die im Hafen von Sebastopol versenkten russischen Schiffe.

Im Anfange des Krimmfeldzuges versenkten die Russen bekanntlich eine Anzahl großer, aber alter Kriegsschiffe am Eingange des Hafens von Sebastopol, um denselben der Flotte der Westmächte zu sperren. In dem ungeheuren Sturme, der bald darauf in dem schwarzen Meere wüthete und den dort befindlichen englischen und französischen Schiffen so verderblich war, wurde auch die Reihe jener russischen Versenkten so sehr erschüttert, daß die feindlichen Flotten, wäre ihnen dieser Umstand bekannt gewesen, ungehindert hätten in den Hafen hineinfahren können. Die Russen sahen sich dadurch veranlaßt, hinter jener ersten Reihe, nach der Mitte des Hafens zu, eine größere Anzahl Schiffe in einer zweiten Reihe zu versenken. Endlich, als man erkannte, daß Sebastopol trotz aller Anstrengungen nicht lange mehr sich werde halten können, entschloß man sich, auch alle von der Flotte noch übrigen Schiffe in das Meer zu senken. Es lagen nun in demselben fünf Linienschiffe, siebzehn Fregatten, sechs Corvetten, zehn Kriegsbriggs, sechs Kriegsschooner, fünfzehn Kriegsdampfer, dreiundzwanzig Kauffahrteischiffe und mehrere kleinere Fahrzeuge, die im Ganzen einen Werth von etwa hundert Millionen Thalern hatten.
Man dachte schon damals daran, nach Wiederherstellung des Friedens so viel wie möglich von diesen Schiffen zu retten. Man ergriff deshalb auch Maßregeln, das Wertvollste vor dem Verderben in dem Meerwasser so viel als möglich zu schützen; so bestrich man z. B. alle Maschinentheile von den Kriegsdampfern mit einer dicken Talgschicht, um sie vor dem Rosten zu schützen. Mehrere Vertreter von Gesellschaften machten der Regierung in Petersburg Vorschläge, die im Hafen von Sebastopol versenkten Schiffe wieder heraus zu schaffen, selbstverständlich, weil sie ein gutes Geschäft dabei machen zu können glaubten.
Die russische Regierung ließ sich jedoch nur mit dem Amerikaner John E. Gowan in Unterhandlungen ein und mit diesem schloß sie wirklich einen Contract. Gowan ist ein noch ziemlich junger Mann, steht an der Spitze der Submarine Company (unterseeischen Gesellschaft) in Boston, hat sich ausschließlich mit dem Studium der Mittel beschäftigt, gesunkene Schiffe an die Oberfläche wieder herauf zu bringen, und von seiner in diesem Fache eigenthümlichen Geschicklichkeit bereits mehrfach Proben abgelegt. - Die Vorrichtungen und Maschinen, die Gowan anwendet, sind an sich erstaunenswerth und Wunder der Mechanik, vorzugsweise eine ungeheuere neuerfundene Pumpmaschine, welche, mit aller Kraft arbeitend, tausend Tonnen Wasser in einer Minute entfernen kann, so daß es mittelst derselben leicht ist, ein selbst achtzig Fuß tief im Wasser liegendes Schiff (der Hafen von Sebastopol hat nur 66 Fuß Tiefe) auszupumpen, mit Luft zu füllen und dann unbeschädigt emporzuheben. In gleich riesenhaftem Maßstabe sind die andern Maschinen und Werkzeuge eingerichtet. Die Kette z. B., welche man anwendet, die Schiffe emporzuziehen, ist gegen dreihundert Ellen lang; jedes einzelne Gelenk daran wiegt 300 Pfund und ist einzeln durch eine Last von 2000 Centner geprüft worden.
Nachdem Gowan im Hafen von Sebastopol die genauesten Besichtigungen gehalten hatte, wiederholte er gegen die russische Regierung, daß die versenkten Schiffe theils ganz, theils in einzelnen Theilen heraufgebracht werden könnten. Nach dem Contracte, den Gowan abgeschlossen, sollte er gegen zweihundert amerikanische erprobte Arbeiter, darunter mehrere der besten Taucher, die Taucheranzüge und alle nöthigen Maschinen liefern, während ihm die russische Regierung vier= bis fünftausend Arbeiter zur Verfügung stellt, sowie alles nöthige Material, dessen Kosten sich auf mehrere Millionen Thaler berechnen, und ihm gewisse Procente an dem Werthe der geretteten Schiffe und Schiffsmaterialien gewährt.

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Die Schiffe haben schon zu lange im Wasser gelegen, und sind zum Theil von den Würmern so sehr zerfressen, daß es zweifelhaft ist, ob sie beim Emporheben zusammenhalten. Einige eiserne und einige von Holz wird man allerdings ganz herausheben; die andern werden unter dem Wasser gesprengt. Das Zersprengen ist von großem Interesse, erfordert aber die größte Vorsicht und Genauigkeit. Vor allem wird ein erfahrener Taucher hinuntergeschickt, der das Schiff zu besichtigen und über den Befund zu berichten hat. Das Taucherboot wird dann gerade über das versenkte Schiff gelegt oder doch so nahe als möglich. Von dem Boote reicht bis hinunter auf den Meeresgrund eine Strickleiter, auf welcher der Taucher auf= und niedersteigt, der überdies ein Tau um den Leib geschlungen hat, das im Boote oben befestigt ist, mit dem er Signale gibt und durch das man ihm auch hinaufhilft. Auf dem Kopfe trägt der Taucher eine Art Helm, der eine gewisse Luftmenge enthält, die immer frisch erhalten wird durch eine Luftpumpe im Boot und einen Guttapercha=Schlauch. Manchmal bleibt ein solcher Taucher 8 bis 10 Stunden ununterbrochen unten auf dem Meeresboden oder im Schiffe und verrichtet dort schwere Arbeiten, indem er z. B. starke eiserne Ketten mit Meißel und Hammer zu trennen, Balken zu durchsägen, starke Bolzen herauszutreiben hat und anderes, was man unter solchen Umständen fast für unmöglich halten sollte. Alles Bewegliche, Ketten, Anker, Geschütz u. s. w. wird von dem Taucher unten auf dem Meeresgrund an ein Tau gebunden und dann von der Mannschaft oben im Boote hinaufgewunden.
Ist Alles bereit das Schiff zu sprengen und das Pulver zu legen, so bringt man ein großes Pulverboot mit zehn bis zwanzig Guttapercha=Pulversäcken in die Nähe. Diese Pulversäcke, die natürlich wasserdicht sind, haben an dem einen Ende einen Holzpflock, durch welchen zwei Kupferdräthe bis in die Mitte des Pulvers gehen, wo sie durch ein ganz kleines Platinastückchen verbunden sind. Der Taucher trägt einen solchen Pulversack hinunter in den Theil des Schiffes, der zuerst gesprengt werden soll, und steigt dann wieder hinauf in das Pulverboot, welches etwa 10 Mann und die Galvanische Batterie trägt. Bringt man die Dräthe mit der geladenen Batterie in Berührung, so entzündet sich unten das Pulver, es erfolgt die Explosion, das Wasser wird aufgewühlt und Holzstücke Schwimmen empor, nebst einer großen Anzahl todter Fische. Gewöhnlich dauert es drei Stunden bis das Wasser wieder so ruhig und hell geworden ist, daß der Taucher von Neuem hinuntersteigen und seine Arbeit fortsetzen kann. Alles Werthvolle, was emporgeschleudert oder sonst von dem Schiffe unten losgerissen worden ist, wird geborgen und der Versuch wird so lange fortgesetzt, bis das Schiff gänzlich zerstört ist.
Bisher sind alle diese Sprengungen glücklich von statten gegangen, die Arbeiten aber nicht gleich leicht. Einige der Fahrzeuge liegen unten auf festem Grund und sie bieten gar keine Hindernisse; andere aber sind tief in Schlamm gesunken und sehr schwer zugänglich.
Ein Unglück ist doch auch schon vorgekommen, wenn auch nicht unter dem Wasser. Es mußte an dem einen Ufer ein Schuttdamm aufgeräumt werden. Dabei kamen die Arbeiter auf gefüllte Bomben und, aus welcher Ursache es geschehen, weiß man nicht, sie platzten. Sechs der Arbeiter blieben auf der Stelle todt und viele andere wurden verwundet.


Anzeigen.


Vorladungen.

Vorladungen.

Auf Imploriren Dris. Witt für Anna Catharina Köpcke geborene Borchers mit ihrem Ehemanne Johann Baptist Köpcke zu Ivendorf befindet sich hieselbst ein öffentliches Proclam angeschlagen, wodurch Alle und Jede, welche an die vormals dem Jacob Borchers gehörende, laut Hausbriefes vom 28. Octbr. 1836 an Implorantin, Anna Catharina geb. Borchers, des Johann Baptist Köpcke Ehefrau zu vollem Eigenthum übergebene, zu Ivendorf belegene Hufenstelle nebst Zubehör, dingliche Forderungen und Ansprüche zu haben vermeinen - mit alleiniger Ausnahme der an die löbliche Stadtcasse zu entrichtenden auf 114 Mark (Lübeck) 9 Schilling (Mecklenburg) fürs Jahr bestimmten Abgaben, so wie des der noch lebenden Mutter der Implorantin von der Stelle zu leistenden im Hausbriefe aufgeführten Altentheils - aufgefordert und schuldig erkannt werden, solche binnen 12wöchentlicher Frist, vom heutigen Tage angerechnet, also spätestens bis zum 30. April d. J., unter Beobachtung des Erforderlichen - Auswärtige unter Bestellung eines Acten=Procurators - im Actuariate des Landgerichts zum Professions=Protocolle anzugeben, unter dem Rechtsnachtheile des Ausschlusses, und daß die Hufenstelle zu Ivendorf, nur mit den angemeldeten und anerkannten Schulden und Lasten, der Implorantin auf deren ferneren Antrag auf dem im Schuld= und Pfand=Protocollbuche der Dorfschaft Ivendorf einzurichtenden folio zugeschrieben werden soll.
So geschehen Lübeck im Landgerichte am 5. Februar 1858.

                          In fidem                           L. Müller Dr.


Verkaufsanzeigen.

Für die, zur Christian Spehr'schen Debitmasse gehörende Oel=Mühle, die - in der Ladung vom 13. November 1857 näher beschriebene - s. g. Maurinmühle c. p. bei Neschow, sind im vorgewesenen Termine am 8ten v. M. nur 1120 Taler (Mecklenburg) geboten worden. Ist dann seitens der Christian Spehr'schen Gläubiger dieses oblatum nicht annehmlich befunden, sondern die Ansetzung noch eines, doch schließlichen, Termins, zum Ueberbot, beziehungsweise zur Ausübung des creditorischen Gleichgebotsrechts, beschlossen worden, so wird zu dem Ende hiermit anderweitiger Termin auf

Montag d. 15. März d. J., Morgens 11 Uhr,

anberaumt, - wozu demnach Kaufliebhaber, beziehungsweise die nicht präcludirten Christian Spehr'schen Creditoren, diese bei Strafe des Ausschlusses mit zuständigem Gleichgebotsrechte, vor unterzeichnetes Concurs=Gericht geladen werden.
Zugleich wird nachträglich bemerkt: daß inzwischen, auf creditorischen Antrag, die der Mühle qu. zu Statten kommende Wasserkraft durch einen Sachkundigen zu = 11 Pferdekraft ermittelt worden ist.
Schönberg, den 1. Februar 1858.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                     Reinhardt.


Auf Antrag der majorennen Kinder und des Vormundes der minorennen des hierselbst verstorbenen Schustermeisters Asmus Friedrich Oldenburg sollen, Theilungs halber, nachstehende, zum Nachlasse des Verstorbenen gehörende Grundstücke im Wege des Meistgebots verkauft werden:

1) das in der Siemzer Straße hieselbst sub No. 112. belegene Wohnhaus, der an demselben befindliche Anbau, ein Stall und eine Schmiede, sowie
2) die an dem s. g. Schinderkuhlweg, zwischen Schlachtermeister Stockfisch und Tischlermeister Greif belegene, etwa 4 Scheffel große Ackerkoppel.
Es ist zu dem Ende ein einziger Licitations=Termin auf

Freitag den 26. d. M.

Morgens 11 Uhr anberaumt worden, zu welchem cautionsfähige Kaufliebhaber hierdurch eingeladen werden.
Die Bedingungen können auf der Gerichts=Registratur eingesehen werden. Bemerkt wird, daß

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die zu bestellende Conventionalpön für das Haus 150 Taler (Mecklenburg), diejenige für die Koppel 50 Taler (Mecklenburg) beträgt.
Schönberg, den 10. März 1858.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                     Reinhardt.


Auf Antrag des Herrn Pensionairs Breuel zu Hof Selmsdorf, Curators des Hauswirths Heinrich Oldörp zu Lockwisch, sollen

am Dienstag, den 6. April d. J.

auf der früheren Hauswirth Heinrich Oldörp'schen Hofstelle zu Lockwisch nachstehende Sachen öffentlich meistbietend, gegen gleich baare Zahlung in Pr. Cour., versteigert werden:

6 Pferde, 1 einjähriges Füllen, 18 meistens junge Kühe, 2 Starken, 2 einjährige Kälber, Wagen, Sielengeschirr, 1 eiserner Pflug, Eggen, 1 Reißer, 1 Walze, 1 Kornrummel und sonstiges Ackergeräth, Haus= und Küchengeräth, Betten, Leinenzeug etc.
und werden Kaufliebhaber dazu hierdurch eingeladen.
Die Auction beginnt Morgens 9 Uhr und werden die Pferde und Kühe gegen 12 Uhr Mittags zum Aufgebot gebracht werden.
Schönberg, den 8. März 1858.

                                                    O. Reinhardt,
                                                    Justizamts=Registrator.


Bekanntmachung.

Diejenigen, welche die Armensteuer zur ersten Hebung bisher nicht berichtigt haben, werden aufgefordert, solche binnen 8 Tagen an die resp. Vorsteher zu bezahlen, nach Ablauf dieser Frist muß die Restantenliste Großherzoglicher Landvogtei zur Einforderung der Rückstände übergeben werden.
Schönberg den 11. März 1858.

                                                    Die Armenbehörde.


Vermischte Anzeigen.

Bekanntmachung.

Es wird den Theilhabern der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg hiedurch in Erinnerung gebracht, daß, nachdem am 7. und 8. December v. J. die erste Hälfte des Beitrags zur Gewährung des Ersatzes für die durch die Hagelschläge am 6. und 21. Juli Beschädigten, so wie zur Bestreitung der Kosten des Instituts mit 1 Taler (Mecklenburg) 2 Schilling (Mecklenburg) von je 100 Taler (Mecklenburg) Versicherungswerth erhoben worden, nunmehr, in Gemäßheit des 15ten Paragraphs der Statuten, der Abtrag der zweiten Hälfte im kommenden Monat März in gleicher Weise mit 1 Taler (Mecklenburg) 2 Schilling (Mecklenburg) Preuß. Courant erforderlich werden wird.
Der Zahlungstag wird den einzelnen Ortschaften besonders angesagt werden.
Schönberg den 26. Februar 1858.

Direction der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft des Fürstenthums Ratzeburg.


Die im hiesigen Fürstenthum arbeitenden Schmiede= und Schlösser=Gesellen werden hierdurch aufgefordert: sich an dem, am 6. k. M. April stattfindenden Krugtage unfehlbar auf der Herberge einzufinden, da über mehrere Gegenstände gesprochen und Beschlüsse gefaßt werden sollen.
Die etwa ausbleibenden Gesellen sind als an die Beschlüsse der Anwesenden gebunden zu achten.
Schönberg den 10. März 1858.

                                                    Die Ladenmeister:
                                                      Bremer.
                                                            Bockwoldt.


Neue Muster von Tapeten und Borden

sind wieder eingetroffen, womit ich mich zur geneigten Abnahme bestens empfehle.

                                                    Aug. Spehr.


Gold=Rahmleisten u. Gold=Tapetenleisten
in verschiedenen Breiten
empfiehlt                                                     Aug. Spehr.


Zum bevorstehenden Ostern, besonders für Confirmanden, empfiehlt sich mit billigen Tuchen, Hosenzeugen, Westen und Tüchern aller Art, mit sehr schönen schwarzen Taffttüchern, einer großen Parthei neuer echter Cattune von 3 Schilling (Mecklenburg) an, ferner mit billigen 6/4 und 8/4 breiten Seidenzeugen und Atlas, mit Tuch=, Atlas= und seidenen Mantillen, verschiedenen Kleiderzeugen, schwarzem Orlean und Paramatta, so wie mit Bändern aller Art, u. s. w.

                                                    Ludwig Creutzfeldt,
                                                    Siemserstraße.

Schönberg.


W. Rothe's Dampfmühle,
untere Fleischhauerstraße Nr. 232/233
in Lübeck,

empfiehlt schönes Weizen=Mehl bei Partheien in drei verschiedenen Qualitäten zu den billigsten Preisen.


Kartoffelmehl pr. Pfund 4 1/2 Schilling (Mecklenburg), in LPfund billiger,
empfiehlt                                                     Aug. Spehr.


Aufträge
auf
beste gelbe 1857er Lupinen,

pr. Scheffel 5 Mark (Lübeck) Lüb. Ct. nimmt noch auf kurze Zeit entgegen

Lübeck, d. 4. März 1858.                                                      L. Nöper,
Königsstraße.


Gesucht wird gleich oder zu Ostern: Ein Mädchen in die Küche, von

                                                    Aug. Spehr.


Gesucht wird zu Ostern: Ein Knabe in die Tischlerlehre.
Schönberg, den 1858.

                          Tischlermeister Dettmann.


Hierdurch zeige ich an, daß ich dem Peter Claasen die Aufsicht über meine Holzkoppel etc. übertragen habe. Die daselbst inskünftige ohne meine Bewilligung Betroffenen werde ich zur gerichtlichen Bestrafung anzeigen.

                                                    Hausw. Lenschow in Blüßen.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.
Vom 5. - 11. März.

Geboren: Den 5. dem Arbm. Bollow zu Petersberg ein S. - Dem Bürger und Baumann Böckmann hies. eine T. - D. 7 dem Arbm. Upahl hies. ein S. - D. 10. dem Maurergesellen Schmidt hies. ein S.
Gestorben: D. 4. Anna Marie Kleinfeldt, Böttcherfrau hies., 31 J., an der Grippe. - Den 8. Margarethe Elisabeth Hack, Arbeitsm.wittwe hies., 58 J. a., an Krämpfen. - D. 11. Hans Oldenburg, Hsw. zu Wahlsdorf, 48 J. a., an Magenleiden.

Gemeinde Demern.
Vom 1. bis 28. Februar

Geboren: D. 20. dem Arbeitsm. Hans Joach. Frank in Demern eine T.
Gestorben: D. 24. Cath. Dor. Elisabeth Gustävel in Röggelin, 2 J. a , Frieseln.
Copulirt: D. 19. der Hausw. Joachim Heinr. Retelsdorf in Rieps mit Catharina Magdalena Maria Freitag in Gr. Rünz.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck
am 10. März 1858.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 14-18 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 24-28 Schilling (Mecklenburg),
Roggen - Taler (Mecklenburg) 44-48 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 50-52 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 44-46 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 23-24 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 40-46 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 20-21 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 16-24 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 16-17 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln 4 Schilling (Mecklenburg).


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


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