No. 10
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. März
1858
achtundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1858 Nr. 10 Seite 1]

- Die Verhandlungen des Attentatsprozesses zu Paris haben am 25. Febr. begonnen. Des Mordes angeklagt sind: Felix Orsini, 27 Jahr alt, Schriftsteller; Karl v. Rudio, 25 Jahr alt, Sprachlehrer Anton Gomez, 29 Jahr, Bedienter; Joseph Andreas Pierri, 50 Jahr, Sprachlehrer; Simon Franz Bernard, Arzt, in London verhaftet. Aus der Anklage=Acte geht hervor, daß sie mit ruhiger Ueberlegung und kalter Niederträchtigkeit ihre Bomben unter die Menge des Volks geworfen; ihre Wirkung ist eine ungeheure gewesen, wodurch viele Unschuldige getödtet und verwundet sind. Es sind im Ganzen 156 Personen getroffen worden, die Zahl der ärztlich festgestellten Wunden beträgt 511. Unter den Opfern befinden sich 21 Frauen und 11 Kinder, 13 Lanciers, 11 Pariser Garden und 31 Beamte der Polizei. Außer den, Pferden des Kaiserlichen Gespanns sind noch 24 Pferde der Lanciers getroffen. Es ist durch die Anklageacte ferner recht klar geworden, wie wunderbar die Hand Gottes das Leben des Kaisers beschützt hat. Ringsum alles getödtet oder verwundet, der Wagen von zahllosen Bombensplittern getroffen und der Kaiser, auf den die Mörder gezielt hatten, steigt unversehrt heraus! Am 26. ist der Prozeß bereits entschieden und die Angeklagten verurtheilt worden. Orsini, Pierri und Rudio zur Strafe der Vatermörder, Gomez zu lebenslänglicher Zwangsarbeit. Der Artikel des Strafgesetzbuchs hierüber lautet: Der wegen Vatermordes zum Tode Verurtheilte soll im Hemde, mit nackten Füßen und einem schwarzen Schleier über dem Kopfe zum Richtplatz geführt werden; er soll auf dem Schaffot ausgestellt, ihm die rechte Hand abgehauen und dann sofort gerichtet werden.
- Orsini, Rudio und Pierri sind ins Gefängniß Roquette gebracht worden, vor dessen Eingang jetzt die Hinrichtungen stattfinden. Als ihnen die Zwangsjacke angelegt wurde, gerieth Pierri in Wuth und sagte zu Orsini: Ich wünsche, daß du zwölf Köpfe hättest und man sie dir alle abhaue, damit du recht viel leiden könntest. Rudio ist sehr niedergeschlagen, es ist ihm im Traume immer, als ob ein Eisen seinen Hals berühre. Orsini hält sich ruhig.
- In Frankreich sind nicht weniger als 1300 Verhaftungen vorgenommen, von denen allein 360 auf Paris fallen. Man bringt diese Verhaftungen mit einem von den geheimen Gesellschaften vorbereiteten Aufstand in Verbindung. Die Verhafteten fallen fast alle in die Klasse der in den Ereignissen vom Jahr 1848 Compromittirten, welche seitdem unter polizeilicher Ueberwachung gestanden. In der Zeit kurz vor dem Attentat soll sich unter den Bauern des Departements Nievre eine sehr bedenkliche Stimmung kundgegeben haben. Einem Gerüchte zufolge, circuliren Schriften der politischen Flüchtlinge, in denen zu einer Manifestation bei der Hinrichtung Orsinis aufgefordert wird. Es hat sich herausgestellt, daß außer den 5 Bomben, die beim Attentat theils geworfen, theils weggenommen worden sind, noch 13 dergleichen nach Frankreich gekommen sind. Man hat soeben 5 in Marseille entdeckt, wo deshalb ebenfalls Verhaftungen stattfanden.
- In Genua hat man einen Engländer Namens Hodge verhaftet, wodurch die Regierung dem Plan einer zur Ausführung reifen Verschwörung auf die Spur gekommen ist. Auch hier wurden viele Personen eingesteckt; im Hafen ein mit Waffen beladenes Schiff unter fremder Flagge confiscirt. Hodge soll ein Freund Orsini's und bei dem Attentat betheiligt sein.
- Der Antrag Hannovers beim deutschen Bunde ist von dem Ausschuß angenommen. Derselbe ging bekanntlich auf ein Inhibitorium an Dänemark, damit dieser Staat nicht mittelst seines Reichraths selbst während der Unterhandlungen Holstein noch mehr belaste. Der Wortlaut des Beschlusses lautet: Die Bundesversammlung wolle die Erwartung aussprechen, daß Dänemark sich von jetzt in den Herzogthümern Holstein und Lauenburg aller weiteren, mit dem zu fassenden Beschlusse nicht im Einklange stehenden Vorschritte auf dem Grunde der verfassungsmäßigen Gesetze enthalten möge. - Ferner meldet die N. P. Z. aus Frankfurt: Aus dem officiellen Berichte der Bundestagssitzung vom 25. Febr. erwähnen wir noch, daß die Versammlung das Anerbieten der großherzoglichen Regierung von Mecklenburg=Strelitz, die Specialwaffen ihres Contingents zum Bundesheere ausschließlich in Artillerie zu stellen, und zu dem Ende eine Batterie von 6 Geschützen zu halten, zu genehmigen beschloß. - Der dänische Gesandte in Frankfurt soll aus Anlaß des in Betreff des hannoverschen Antrags von der Bundesversammlung gefaßten Beschlusses die Erklärung abgegeben haben, daß seine Regierung alles Mögliche thun werde, um den Wünschen des Bundes zu entsprechen, er macht aber gleichzeitig bemerklich, daß wegen der Krankheit seines Königs vom Copenhagener Cabinet für jetzt ein definitiver Entschluß noch nicht gefaßt werden könne.
- Mit dem Befinden des Prinzen von Preußen geht es besser; man hofft, daß der hohe Patient bald wieder ausgehen kann. Das Befinden des Königs hat sich in der letzten Zeit in etwas gebessert; überhaupt hoffen die Aerzte auf den Sommer und sollen einen Aufenthalt an der Ostsee in Erwägung ziehen.
Ostindien. Die Lage der Engländer bleibt in militairischer Beziehung fortwährend befriedigend, doch ist die Sterblichkeit unter den Truppen immer sehr groß, indem die Zahl der Todesfälle wöchentlich 3 - 400 beträgt. Der Oberbefehlshaber verlangt neue Verstärkungen und beabsichtigt dem Feind im Herzen des Königreichs Audh eine entscheidende

[ => Original lesen: 1858 Nr. 10 Seite 2]

Schlacht zu liefern, wobei er auf bedeutenden Widerstand und große Verluste gefaßt ist. Lucknow ist von den Rebellen wieder besetzt. In wenigen Wochen wird ihre dort vereinte Macht sich auf 60,000 streitbare Männer mit mindestens 80 Kanonen und Massen von Munition belaufen. Die Mauern werden ausgebessert, die Straßen verschanzt und die Häuser mit frischen Schießscharten versehen. Alles deutet auf einen Verzweiflungskampf. Die Rebellen selbst glauben, daß der Angriff zur Vernichtung beider Theile führen muß. Einen großen Vortheil gewährt den Engländern in den Schlachten die Enfield=Büchse. Aller Fanatismus der Welt, und selbst die numerische Uebermacht vermag nichts gegen einen Feind, der ein halb Dutzend Kugeln abfeuert, bevor die alte Muskete in Schußweite ist. Die Meuterer verlieren durch die geringere Tragweite ihrer Waffe alle Kraft, die ihnen ihre steigende Verzweiflung giebt. Sie sind aber immer noch furchtbar stark. Stündlich erhalten sie Zuzug. - Den Rebellen in Audh sind sechs Engländer und Engländerinnen in die Hände gefallen. Man hoffte, sie würden als Geißeln am Leben bleiben. Die vier Männer sind aber mit Kanonen erschossen worden und nur die beiden Frauen leben noch und werden gefangen gehalten. Man hat für sie ein Lösegeld angeboten, doch wird dieses schwerlich angenommen.
- Als die Engländer und Franzosen die Festungswerke Cantons besetzten, waren die sämmtlichen Chinesischen Soldaten, 43,000 Mann, denen die Vertheidigung dieser Stadt von mindestens einer Million Einwohner anvertraut war, auf's Land geflohen. Später sind sie zur Stadt zurückgekehrt und leben seitdem, als wenn nichts vorgefallen; nur haben sie ihre Rücken= und Brustinschrift, wodurch sie als "die Braven" bezeichnet sind, abgelegt. Bei dem militairischen Spaziergange, welchen die Verbündeten auf der ganzen Umfassungsmauer anstellten, fiel auch nicht ein Schuß, da die Bevölkerung vollständig verblüfft über so unerhörte Thaten der Fremden zu sein schien. Kanton ist, wie alle Städte Chinas mit einer 30 Fuß hohen Mauer umgeben, die am Fuße 30 Fuß dick ist und auf der 8-10 Mann hinter einer mit Schießscharten versehenen Brustwehr neben einander marschiren können. Die Verbündeten erfuhren später, daß der Vicekönig Yeh sich in der Stadt versteckt; ein englisches Detaschement überfiel das bezeichnete Haus und bald war Yeh in den Händen der Engländer, nachdem seine bewaffnete Umgebung Reißaus genommen. Obwohl er mit einem seiner Officiere die Kleider gewechselt, ward er an seinem den Soldaten vorher schon bezeichneten dicken Kopfe und dem kolossalen Umfange sofort erkannt. Man entdeckte ihn gerade in demselben Augenblick, als er über eine Mauer entwischen wollte. Ein Soldat umfaßte mit der einen Hand seinen fetten Leib, mit der andern ergriff er seinen langen Zopf und zog ihn herab. Er wurde in einen Tragsessel gesetzt und dann triumphirend nach dem englischen Hauptquartier gebracht, wo er anfangs mit Hochmuth auf die ihm vorgelegten Fragen antwortete, dann aber kleinlaut wurde, als man ihn erklärte, er sei jetzt Gefangener. Als er nach den im vorigen Jahr gemachten 18 englischen Gefangenen befragt wurde, antwortete er hochnäsig, man könne darüber ganz beruhigt sein, er habe sie sehr anständig begraben lassen. Er benimmt sich jetzt sehr gefaßt und entwickelt einen großen Appetit. Man durchsuchte das Haus und fand den ganzen Schatz, bestehend in 52 Kisten Silber und 68 Paketen mit soliden Silberbarren; außerdem auch den im vorigen Jahr ratificirten Original=Vertrag mit England, Frankreich und Amerika. Dieses Document, meinte Yeh, sei viel zu wenig wichtig, als daß er es hätte nach Peking schicken sollen.
- Allenthalben im Süden Deutschlands hat der Wassermangel eine ungewöhnliche Höhe erreicht. Es fehlt schon hie und da das nöthige Trinkwasser und man fängt an, es käuflich feil zu bieten. Der Rheinfall von Schaffhausen hat sich unsichtbar gemacht; die Felsen ragen hoch in die Luft hinein, wo sonst die Fluthen hernieder brausten, und scheinen zu trauern. In England herrscht seit Wochen ebenfalls sonniges trockenes Wetter, dabei unausgesetzt scharfe Ostwinde, die jedes Atom von Feuchtigkeit aus der Atmosphäre verbannen. Der Mangel an Schnee wird allenthalben schmerzlich gefühlt, und die junge Wintersaat hat durch Fröste bedeutend gelitten. In einigen Theilen Englands sind überdies alle Brunnen und Quellen vertrocknet, so daß das Trinkwasser auf Karren herbeigeschafft und verkauft wird.
- Aus Konstantinopel wird gemeldet, daß der Winter in diesem Jahre wirklich fabelhaft ist; man sagt, ein solcher sei noch nie dagewesen. Es herrscht dort seit länger als 5 Wochen Schnee und Kälte. Der Schnee liegt da in einer Höhe von 4 bis 5 Fuß, was selbst in Norddeutschland zu den Seltenheiten gehört. Oefen kennt man dort nicht, sondern nur Kohlenbecken, wodurch die Zimmer erwärmt werden; die Kohlen sind bereits auf's zwanzigfache gestiegen und Menschen erfroren.
- Vor dem Eintritt der russischen Fastenzeit leidet der Russe an Festlichkeiten kaum Mangel, an denen sowohl Hof wie Aristokatrie und Städter Antheil nehmen. In Petersburg bringt jeder Tag Bälle und glänzende Gesellschaften und das Volksleben auf den öffentlichen Plätzen ist in voller Blüthe. Das entschiedene Winterwetter mit vollständig feststehender Newa und der allgemeinen weißen Schneedecke kommt dem Volksfeste auf das bereitwilligste zu Hülfe. Die Bretterbuden bilden ganze Straßen; Eisrutschberge (selbst für den Hof), Schaukeln, Theater= und Marionetten=Buden, natürlich kalte und warme Eßwaaren, leider auch der unvermeidliche Branntwein, sind an der Tagesordnung, um bald einer strengern Fastenzeit Platz zu machen, wo sämmtliche öffentliche Vergnügungen geschlossen sind und nicht einmal nach dem Clavier getanzt werden darf. Die Newa ist für die Zeit der Lustbarkeiten eine Art von offenem Ballsaal, auf welcher sich die bunteste Menge fröhlich durcheinander bewegt. Wer Petersburg um diese Zeit zuerst kennen lernt, muß über das lebendige Treiben im hohen Norden erstaunen. Selbst die zahllosen Betrunkenen, besonders gegen Abend, beleidigen das Auge weniger, als man erwarten sollte, weil die angeborne Gutmüthigkeit des russischen Volks der Sache eine gemüthliche und harmlose Seite abgewinnt. Alle Welt ißt und trinkt, tanzt und ist fröhlich, ohne eigentlich zu wissen, warum, wenn nicht auf Abschlag der nächsten stilleren Zeit. Kurz, Petersburg hat jetzt seine Festtagskleider angezogen und wendet die lachendste, fröhlichste Seite heraus.
- Im Kirchenstaat kann man auch auf der Eisenbahn nicht mehr sicher reisen. Räuber bemächtigten sich eines Bahnwärters und hißten die rothe Signalfahne auf. Der Locomotivführer glaubte, es sei ein Hinderniß vorhanden und bremste. Das war es aber, was die Räuber wünschten, sie fielen über die Reisenden her und plünderten sie aus, ohne ihnen sonst ein Leid zuzufügen.
- In einer kleinen Stadt der Lombardei hatte eine Wirthin eine Ersparniß von 40,000 Lire beisammen und fragte ihren Beichtiger, den katholischen Ortspfarrer um Rath, wie sie wohl am besten das Geld anlegen könne. In der darauf folgenden Nacht sprechen bei ihr zwei vermummte Räuber ein und fordern das Geld. Zum Glück war ein handfester Pferdehändler bei ihr logirt, der ihr Hülfe leistete, den einen der Räuber mit dem Pistol niederstreckt und den andern festhält. Als man die Räuber entlarvte, fand man, daß der Getödtete der Herr Pfarrer und der Gefangene sein Caplan war.
- Aus Hamburg schreibt der Freischütz: Die Kammer wird die von der östreichischen Regierung angeliehenen 5 Millionen Mark Banco schon im Laufe dieses Monats und zwar mit denselben Silberbarren zurückbezahlen, die zu jenem Zweck von Wien hierher gesandt wurden. In Betreff der andern 10 Millionen ist die Hälfte dieser Summe, womit hiesige Häuser in der Zeit der Noth unterstützt sind, zurückbezahlt worden, und daß diese Anleihe sich schneller als man erwartete, abwickeln dürfte.

[ => Original lesen: 1858 Nr. 10 Seite 3]

- Ueber das Riesenschiff Leviathan, das man ganz vernachlässigt hat, seit es wie das englische Ministerium von seiner alten Stelle abgetreten ist, bringt die Times folgende Notizen: Es liegt, von 10 starken Ankern festgehalten, mitten in der Themse, und vermittelst achthundertausend Thalern und einer guten Zahl Arbeiter hofft man ihn im Juli zu seinem ersten Ausflug vollständig ausgerüstet zu sehen. Seine sechs Masten werden aus zolldicken Eisenplatten röhrenförmig construirt und 130-170 Fuß hoch. Jeder wiegt 600-800 Centner, und sollte das Schiff je in die Lage kommen, die Masten über Bord zu werfen, so knickt man durch ein eigens dazu aufgestelltes Druckwerk die hohlen Eisenmaste an ihrem Grunde zusammen, worauf der Mast nach einer Seite hin umschlägt. Eine andere Vorrichtung ist dazu bestimmt, in jedem dringenden Fall einen Mast binnen fünf Minuten ganz über Bord zu werfen.
(Höchstes Menschenalter seit Moses.) Unter dieser Aufschrift berichtet das hallische Volksblatt aus einer alten Chronik: Im Jahr 1138 starb Johann von Ziten, der 361 Jahre gelebt hatte, nämlich seit Karls des Großen Zeit, dessen Waffenträger er gewesen war. Dieser Mann war also 777 geboren und der älteste Mensch geworden, von dem seit Moses gehört ist. Da dem Kaiser von Rußland im Jahr 1818 in den Ostseeprovinzen ein Mann präsentirt sein soll, der im Jahr 1630 mit dem schwedischen Heere als Troßbube mit nach Deutschland gezogen sein und Gustav Adolf noch gesehen haben wollte (er müßte also wenigstens 200 Jahre alt geworden sein), und da von einem andern Mann sogar ein Alter von 269 Jahr angegeben worden ist, wäre die Sache nicht unmöglich.
- "Liebe Frau, ich soll bei der Maskerade den Dummen spielen". Das thu ja nicht, war die Antwort, denn da werden dich gleich alle Leute erkennen, wenn du aber den Gescheidten spielst, erkennt dich niemand.
- (Der Kaffee=Telegraph.) In einer der vornehmen Straßen Berlins beobachtete man dieser Tage folgenden interessanten Vorfall. Zwei junge Damen saßen gegen Mittag in zwei gegenüberliegenden Häusern am Fenster und begrüßten sich zum Oefteren auf's Freundlichste. Plötzlich tritt die eine zurück, stand aber wieder am Fenster und setzte eine Tasse an die Lippen mit allerlei Winken für die geliebte Nachbarin. Diese verstand sofort, daß es sich um eine Einladung zum Kaffee handle: sie telegraphirt durch Kopfnicken ihr Jawort zurück, gab aber zugleich durch eine Bewegung der Hand die Frage kund, um welche Zeit sie denn kommen solle. Jenseits erhob nun die junge Frau vier Fingerchen; aber sogleich wurde von der Freundin durch Pantomimen angedeutet, daß sie um vier Uhr noch nicht kommen könne. Nun wurde die ganze Hand aufgehoben, von der andern Seite erfolgte zunickende Rücktelegraphie und um fünf Uhr begann das trauliche Kaffee=Gespräch, das so hübsch zusammentelegraphirt war.


Anzeigen.


Vorladungen.

Mortifications=Proclam.

Auf Imploriren Dris. jur. Wilhelm Plessing für

1) Anna Catharina Jürgens geb. Niese des weiland Treidelmeisters Thomas Heinrich Jürgens Wittwe, cum curatore Hans Richard Brinckmann,
2) Carolina Dorothea Lucia Boldt per tutorem patrem Heinrich Friedrich Boldt,
3) Christina Dorothea Henriette Dankertz cum cur. litis
befindet sich hieselbst ein öffentliches Proclama angeschlagen, wodurch
I. zur allgemeinen Kunde gebracht wird, daß folgende Obligationen der hiesigen Spar= und Anleihe=Casse, als:
a) die auf den Namen der Wittwe Anna Catharina Jürgens, cum curatore H. R. Brinckmann geschriebene Obligation Nr. 4254. ausgestellt am 6ten Januar 1831 über 350 Mark (Lübeck) termino Weihnacht zu 2 1/2 p. C., jetzt noch für 100 Mark (Lübeck) Capital valedirend, nebst rückständigen Zinsen von termino Weihnacht 1857 an,
b) die auf den Namen von Carolina Dorothea Lucia Boldt geschriebene Obligation Nr. 1469, ausgestellt am 15ten Mai 1851 über 50 Mark (Lübeck) Capital, termino Ostern mit 2 1/2 p. C. verzinslich,
c) die auf den Namen von Christine Dorothea Henriette Dankert lautende Obligation Nr. 1371, ausgestellt am 10ten April 1851 über 250 Mark (Lübeck), jetzt durch spätere Hinzubelegung mehrerer Pöste valedirend für 425 Mark (Lübeck) Capital, termino Ostern mit 2 1/2 p. C. verzinslich,
den implorantischen Eigenthümerinnen abhanden gekommen sind,
und wodurch sodann
II. alle Diejenigen, welche ein Interesse haben, der Mortification jener Urkunden zu widersprechen, aufgefordert und schuldig erkannt werden, spätestens am 23. März 1859 sich im hiesigen Niedergerichte anzugeben und ihren Widerspruch zu rechtfertigen, bei Vermeidung des Ausschlusses und unter dem Präjudize, daß in Ermangelung solcher Anmeldungen die verloren gegangenen Obligationen für kraftlos und alle Ansprüche aus denselben an die hiesige Spar= und Anleihe=Casse für erloschen werden erklärt werden.
Lübeck im Niedergericht den 6. Februar 1858.

                          In fidem                           Böse, Dr.


Präclusivbescheid.

In Sachen der verehelichten Kalckmann, Magdalena Dorothea, geb. Lüttjohann; der verehelichten Hund, Catharina Elisabeth, geb. Lüttjohann; der verehelichten Soldtmann, Margaretha Dorothea, geb. Lüttjohann; der verehelichten Meier, Magdalena Margaretha, geb. Lüttjohann; des Joachim Lüttjohann und des Halbhüfners Franck zu Schaddingsdorf, Namens seiner 7 Kinder aus der Ehe mit der i. J. 1849 verstorbenen Maria Lüttjohann, Provocanten, wider alle Diejenigen, welche ein näheres oder gleich nahes Erbrecht als die Provocanten an den Nachlassenschaften des am 8ten December 1856 zu Schaddingsdorf verstorbenen Arbeitsmannes Hans Jakob Wiencke, und dessen hinterlassener, am 14ten September v. J. ebenfalls verstorbener Wittwe Anna Catharina Elsabe, geb. Lüttjohann daselbst haben oder zu haben vermeinen, Provocanten, giebt das

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg,

reproductis ad acta proclamatibus cum documentis insertionis nec non aff- et refixionis, hierdurch den

daß nunmehr alle Diejenigen, welche ihre vermeintlichen erbrechtlichen Ansprüche so wenig in dem deshalb angestandenen Termine am 18ten d. M. als bisjetzt angemeldet haben, mit denselben, wie hierdurch geschieht, zu präcludiren sind.

Von Rechts Wegen!

Schönberg d. 19. Februar 1858.

                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S;)                                                     Reinhardt.


Verkaufsanzeigen.

Am Montag den 8. Februar, Morgens 9 Uhr, soll auf meinem Hofe

eine Parthei altes eichen und tannen Bauholz

meistbietend gegen gleich haare Zahlung verkauft werden.

                                                    Seegert, Landreiter.


[ => Original lesen: 1858 Nr. 10 Seite 4]

Vermischte Anzeigen.

Bekanntmachung.

Es wird den Theilhabern der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg hiedurch in Erinnerung gebracht, daß, nachdem am 7. und 8. December v. J. die erste Hälfte des Beitrags zur Gewährung des Ersatzes für die durch die Hagelschläge am 6. und 21. Juli Beschädigten, so wie zur Bestreitung der Kosten des Instituts mit 1 Taler (Mecklenburg) 2 Schilling (Mecklenburg) von je 100 Taler (Mecklenburg) Versicherungswerth erhoben worden, nunmehr, in Gemäßheit des 15ten Paragraphs der Statuten, der Abtrag der zweiten Hälfte im kommenden Monat März in gleicher Weise mit 1 Taler (Mecklenburg) 2 Schilling (Mecklenburg) Preuß. Courant erforderlich werden wird.
Der Zahlungstag wird den einzelnen Ortschaften besonders angesagt werden.
Schönberg den 26. Februar 1858.

Direction der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft des Fürstenthums Ratzeburg.


Auf dem Hofe Lockwisch stehn zum Verkauf oder Eintausch von volljährigen Ackerpferden: eine sechs= und eine neun=jährige Fuchsstute, für deren Gesundheitszustand eingestanden wird, und welche, gedeckt von hiesigen Landbeschälern, innerhalb 8 Wochen ihre Füllen werfen.


Zum bevorstehenden Ostern, besonders für Confirmanden, empfiehlt sich mit billigen Tuchen, Hosenzeugen, Westen und Tüchern aller Art, mit sehr schönen schwarzen Taffttüchern, einer großen Parthei neuer echter Cattune von 3 Schilling (Mecklenburg) an, ferner mit billigen 6/4 und 8/4 breiten Seidenzeugen und Atlas, mit Tuch=, Atlas= und seidenen Mantillen, verschiedenen Kleiderzeugen, schwarzem Orlean und Paramatta, so wie mit Bändern aller Art, u. s. w.

                                                    Ludwig Creutzfeldt,
                                                    Siemserstraße.

Schönberg.


W. Rothe's Dampfmühle,
untere Fleischhauerstraße Nr. 232/233
in Lübeck,

empfiehlt schönes Weizen=Mehl bei Partheien in drei verschiedenen Qualitäten zu den billigsten Preisen.


Echt englisches Gichtpapier
pr. Bogen 6 Schilling (Mecklenburg) preuß. Ct.
                                          bei                           J. P. Bade.


Gesucht wird zu Ostern: Ein Knabe in die Tischlerlehre.
Schönberg, den 1858.

                          Tischlermeister Dettmann.


Lehrlings=Gesuch nach Lübeck.

Zu Ostern d. J.: Ein Sohn achtbarer Eltern in die Uhrmacherlehre. Näheres in der Expedition dieses Blattes.


Wir zeigen hiermit an, daß wir den Peter Clasen hieselbst als Aufseher über unsere Holzkoppeln, Hecken und Zäune bestellt haben, und werden wir daher Jeden, den derselbe dort ohne Befugniß trifft, zur gerichtlichen Bestrafung anzeigen.

                                                    Die Dorfschaft Gr. Bünsdorf.


Hierdurch zeige ich an, daß ich dem Peter Claasen die Aufsicht über meine Holzkoppel etc. übertragen habe. Die daselbst inskünftige ohne meine Bewilligung Betroffenen werde ich zur gerichtlichen Bestrafung anzeigen.

                                                    Hausw. Lenschow in Blüßen.


Backtafel für die Stadt Schönberg
vom 1. bis 15. März.

Weizen=Milch=Brod. Pfd. Loth.   Pfd.   Loth.
Ein 2 Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eine Dreilings=Semmel, soll wägen - 22
Ein Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod desgleichen - 11
Ferner:
fünf große Milch=Semmel oder für 2 Schillinge - 22
fünf kleine Milch=Semmel oder für 1 Schilling - 11
Roggen=Brod von gebeuteltem Mehl, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eines halben Dreilings werth, soll wägen:
ein 8 Schillings=Brod 4 30
ein 4 Schillings=Brod 2 15
ein 2 Schillings=Brod 1   7 1/2
Grob Hausbacken=Brod ohne Aufbrod:
ein 8 Schillings=Brod 8 -
ein 4 Schillings=Brod 4 -
ein 2 Schillings=Brod 2 -

Schönberg, den 3. März 1858.                           
                                                    Bürgermeister und Rath.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.
Vom 26. Februar bis 4. März.

Geboren: D. 27. Febr. dem Arbeitsmann Warnemünde vor Schönberg ein S. - Den 28. dem Anerben H. H. Oldörp in Resdorf eine T. - D. 4. März dem Arbeitsmann Metscher vor Schönberg ein S.
Gestorben: D. 2. März Wilhelm. Magdal. Cathar. Maaß, Schuhmachertochter hieselbst, 1 J. 4 M. a., am Zahnen. - D. 4. Arbtsm.=Wittwe Müller in Petersberg, 61 J. a., an Schwindsucht.

Freitag, d. 5. März, 10 U. Vorm.: Passionspredigt.

Gemeinde Herrnburg.
Vom 1. November 1857 bis 28. Februar 1858.

Geboren: Dem Käthner Hagen in Duvennest eine T. Dem Schneidermst. Rosenblum in Palingen eine T. Dem Schustermeister Mustin in Herrnburg eine T. Dem Hauswirth Ernst Oldenburg in Gr. Mist ein Sohn. Dem Böttcher Fick in Wahrsow ein S. Dem Arbm. Heinrich Mette in Herrnburg eine T. Dem Arbm. Meiburg in Kl. Mist ein S. Dem Arbm. Groth in Herrnburg ein S. Dem Hauswirth Lüder in Lüdersdorf eine T. Dem Büdner Joach. Heinr. Oldenburg in Herrnburg ein S. Dem Arbeitsm. Joach. Heinr. Wegener in Palingen ein Sohn. Dem Rademacher Schwarz in Herrnburg eine T. Dem Arbm. Joh. Edler in Lüdersdorf ein S. 4 uneheliche Kinder.
Gestorben: Hans Joach. Meier, Wittwer in Lüdersdorf, 84 J. alt. Joh. Joach. Meier, Jüngling in Kl. Mist, 17 J. alt. H. J. L. Oldenburg, Kind in Herrnburg, 7 J. a. Anna Marie Dierk, Ehefrau in Herrnburg, 46 J. alt. M. D. Elis. Holzicker, Wittwe auf dem Hofe Wahrsow. J. J. H. Sievers, Kind in Herrnburg, 1 J. a. Cath. Elis. Tewes, Wittwe in Wahrsow, 56 J. alt. C. Marg. Schmidt, Ehefrau in Lüdersdorf, 66 J. a. Peter Heinr. Lüder, Schustergesell in Herrnburg, 61 J. a. Matth. Heinr. Cordts, Wittwer in Herrnburg, 51 J. a. Hans Heinr. Werner, Jüngling in Palingen, 16 J. a. Joach. Pet. Mette, Jüngling in Hamburg, 21 J. a. Elisabeth Maack, Wittwe in Herrnburg, 66 J. a. L. P. F. Lüdemann, Kind in Herrnburg, 2 J. alt. Soph. Friedr. Mar. Havemann, Ehefrau in Herrnburg, 42 J. a.
Copulirt: Hans Joach. Werner, Hauswirth in Palingen, mit Cath. Marg. Werner aus Palingen. Joach. Heinr. Rumohr, Käthner u. Schneidermst. in Duvennest, mit Elsabe Hartmann aus Thandorf Joh. Heinr. Christ. Ludw. Röper, Mühlenmst. in Herrnburg, mit Cath. Caroline Mette aus Herrnburg. Hans Heinr. Repenhagen, Arbeitsm. in Herrnburg, mit Cath. Mar. Oldörp aus Gr. Mist. Joachim Peter Oldenburg, Hauswirth und Wittwer in Herrnburg, mit Mar. Soph. Elis. Kohlhase aus Schattin.

Im Jahre 1857 sind in der Gemeinde Herrnburg

Geboren: 58 Kinder - 31 männl., 27 weibl.
Gestorben: 53 Personen - 24 männl., 29 weibl.
Copulirt: 13 Paare.
Confirmirt: 47 Kinder - 21 Knaben, 26 Mädchen.
Communicanten: 1885 Personen - 937 mnl., 948 wbl.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck
am 3. März 1858.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 14-18 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 20-28 Schilling (Mecklenburg),
Roggen - Taler (Mecklenburg) 46-48 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 44-46 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 44-46 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 23-24 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 40-42 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 20-21 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 10-16 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 16-17 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln 4 Schilling (Mecklenburg).

Altona=Hamburger Viehmarkt.

Fette Schweine, 100 Pfund 33-36 Mark.


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


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