No. 4
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 22. Januar
1858
achtundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1858 Nr. 4 Seite 1]

- Am 14. Abends ist in Paris auf den Kaiser der Franzosen in dem Augenblick, wo der Wagen, der ihn mit der Kaiserin in die Oper führte, vor dem Opernhause anlangte, ein Mordanfall gemacht worden. Es wurden 4 Wurfgeschosse oder Handgranaten in dem Augenblick auf die Erde in der Nähe des Wagens geschleudert, als derselbe stillhielt. Eins der Geschosse explodirte nicht; bei der dritten Explosion befanden sich der Kaiser und die Kaiserin bereits auf der Straße, welchem Umstande man ihre Rettung zuschreibt, da bei der dritten Explosion das Geschoß mit vieler Geschicklichkeit unter den Wagen geworfen wurde und diesen zertrümmerte. Der Knall glich einem dreifachen kurzen Gewehrfeuer; die Erschütterung war so gewaltig, daß die Gaslampen in den Straßen auslöschten und eine tiefe Dunkelheit herrschte, durch welche die schreckliche Verwirrung nur noch vergrößert wurde. Ueber 120 Menschen wurden verwundet, unter diesen 29 Polizei=Agenten und an 50 aus dem Bürgerstande. Ein Pferd war gleich tod, ein anderes mußte getödtet werden. Einige Minuten nach dem Attentat trat Louis Napoleon mit der Kaiserin in das Opernhaus, wo sie vom Publicum mit enthusiastischem Rufen empfangen wurden. Als sie um Mitternacht nach Hause fuhren, waren die öffentlichen Gebäude auf ihrem Wege illuminirt. Die Wurfgeschosse hatten die Größe einer Faust und waren anscheinend mit Kugeln oder gehacktem Blei gefüllt. Im Innern derselben befindet sich ein Zündhütchen, dessen Entzündung beim Niederfallen stattfand. - Einige Minuten vor dem Attentat hatte die Polizei bereits einen Italiener mit Namen Pierri verhaftet, bei dem sie in seiner Tasche mehrere Mordinstrumente fand, und später Einen Namens Orsini und noch drei andere Italiener. - Die gerichtliche Untersuchung über dieses Attentat wird mit großem Eifer geführt. Die Zahl der Verhafteten ist groß, doch erscheinen nur vier derselben wirklich dabei, betheiligt. Diese sind Pierri, Orsini nebst dessen Bedienten, und ein Vierter Namens Da Silva oder Rudio. - "Was thut mein Name zur Sache, ich heiße Legion", soll Orsini dem Richter trotzig geantwortet haben". Es ist Niemand mehr im Zweifel, daß die Mordbande zu den kühnsten Anhängern und besten Freunden Mazzini's gehört. Von den Verwundeten sind mehrere gestorben, was die bis jetzt nicht bestätigte Furcht wachhält, daß die Geschosse, mit denen die Granaten gefüllt waren, vergiftet gewesen.
Am Nachmittag des 17. wurde in allen Pariser Kirchen ein Tedeum für die glückliche Erhaltung des Kaisers gesungen. Die Zahl der Glück=Wunsch=Adressen, die der Kaiser aus der Provinz erhalten hat, ist ungemein groß.
- In der Rede des Kaisers Napoleon, mit welcher er am 18. die Landesversammlung eröffnete, sagt er in Hinblick auf dies Attentat: Ich kann nicht schließen, ohne zu Ihnen von dem verbrecherischen Versuche zu sprechen, der eben stattgefunden hat, und ich beklage, daß man, um das Leben eines Einzelnen zu erreichen, so viele Menschenleben zum Opfer brachte. Indessen geben uns diese Complotte mehr als eine heilsame Lehre. Zuvörderst lehren sie uns, daß jene Partheien, die zum Meuchelmorde ihre Zuflucht nehmen, durch diese verzweifelten Mittel ihre Schwäche und ihre Ohnmacht bekunden. Sodann, daß niemals ein Meuchelmord, wenn er auch gelang, der Sache derer gedient hat, welche den Meuchelmördern die Waffe in die Hand gedrückt hatten. Weder die Parthei, welche Cäsar erdolchte, noch jene, welche Heinrich IV. erdolchte, haben Nutzen aus ihrer Mordthat gezogen. Gott erlaubt zuweilen den Tod des Gerechten; er erlaubt aber niemals, daß die Sache des Verbrechens siege. Auch vermögen diese Versuche weder meine Sicherheit in der Gegenwart, noch meinen Glauben an die Zukunft zu stören. Wenn ich am Leben bleibe, so lebt das Kaiserreich mit mir. Wenn ich unterläge, so würde das Kaiserreich durch meinen Tod sogar noch gekräftigt werden; denn die Entrüstung des Volkes und des Heeres würde eine neue Stütze für den Thron meines Sohnes sein. Blicken wir daher mit Vertrauen in die Zukunft, geben wir uns ohne beunruhigende Sorgen unsern alltäglichen Arbeiten für das Wohl und die Größe des Landes hin! Gott schütze Frankreich!
Unter dem Donner von 100 Kanonenschüssen wurde die Landesversammlung eröffnet, und unter dem schallenden Rufe: Es lebe der Kaiser! und dem Donner von abermals 100 Kanonenschüssen schloß die imposante Feierlichkeit.
Aus Paris wird ferner geschrieben: Uebrigens hat sich Louis Napoleon ganz so benommen bei diesem Ereigniß, wie man es an ihm gewohnt ist, mit einer unerschütterlichen Ruhe, ja mit einem Phlegma möchte man sagen, das an Holland erinnert, von dem seine Eltern den Königstitel führen. Das muthige stolze und doch ächt weibliche Benehmen der Kaiserin hat allgemeine Begeisterung erregt. Es soll tiefergreifend gewesen sein, als sie sich wie ein Schild vor ihren Gemahl warf, da sie nach der ersten Explosion die Polizei=Agenten mit gezogenen Seitengewehren auf den Wagen zustürzen sah und glaubte, es seien das die Mordgesellen, welche nun ihr Werk vollenden wollten. Man glaubt immer noch, daß das Komplott sehr zahlreiche Theilnehmer und weite Verzweigungen in Paris selbst gehabt habe. Die vielen Verhaftungen beweisen das. Die in Paris wohnenden Italiener scheint eine un=

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bestimmte Angst zu treiben, sie scheinen zu fürchten, daß sie Gegenstand einer Volksrache werden könnten. Ihre Lokale hatten sie am Tage nach dem Attentat prächtig illuminirt. - An verschiedenen Gränzorten Frankreichs wurden Verhaftungen vorgenommen. So wurde in Straßburg eine Dame verhaftet, welche eine Geldsumme von 30,000 Fr. bei sich trug. - Eine der nicht geplatzten Granaten ist geöffnet worden, man fand darin keine Kugeln, sondern nur ein graues Pulver, welches man für Knallsilber hält; dem Waffenschmied, der die Granate öffnete, begann die Nase heftig zu bluten, man glaubt durch Einwirkung des grauen Pulvers. Auch seinem Gehülfen wurde unwohl bei der Oeffnung. die Verhafteten sollen bekannt haben, daß sie in einem Walde bei London Versuche mit den Geschossen angestellt hätten und daß dabei einer ihrer Genossen verunglückt sei. Die Granaten, welche bei dem Attentat explodirten, waren mit grobem Wollenzeug umwickelt.
- Die Untersuchungen über den Mordversuch des 14. Jan. gegen den Kaiser der Franzosen haben sich bis nach Hannover erstreckt. Ein reisender Kaufmann Sch. nämlich, der am Mittag desselben Tages, wo Abends das verbrecherische Unternehmen in Paris ausgeführt wurde, an einer hiesigen Gasttafel von einem solchen Attentat als bereits geschehen sprach, ist heute deswegen von der Polizeibehörde vernommen worden. Ein gleichfalls vernommener hiesiger Banquier L., den er als seinen Gewährsmann genannt hat, soll gegen Andere jede Mitwissenschaft in Abrede gestellt haben.
- Aus Berlin. Prinz Friedrich Wilhelm wird am 21. die Reise nach London antreten. In den Inseraten der hiesigen Blätter werden "Fenster unter den Linden zur Benutzung am Tage der Einholung des Prinzen Friedrich Wilhelm mit seiner jungen Gemahlin" für 50 Thaler Gold zur Miethe angeboten. Der Preis für einen Parketsitz im kön. Theater für die drei Vorstellungen, die vor der königlichen Vermählung stattfinden, ist auf 2 Guineen, für jede einzelne Vorstellung, festgesetzt. Ein Parketsitz für die vierte Vorstellung, bei welcher der Hof in vollem Staate erscheint, kostet das doppelte. Trotz dieser hohen Preise, sind die Billetts alle vergriffen. Für Logen am Galla=Abend sollen jetzt schon 30, 40 und 50 Guineen vergebens geboten sein. Zu den zur Vertheilung an das Publikum übriggebliebenen 6-700 Plätzen auf der städtischen Tribüne sind bereits so viele Meldungen eingegangen, daß nicht der dritte Theil berücksichtigt werden kann. Das Brandenburger Thor, bekanntlich das schönste der Hauptstadt, beinahe 200 Fuß breit und 60 Fuß hoch, mit dem Viergespann und der Siegesgöttin, soll am Abend des festlichen Einzuges sechs Stunden lang mit elektrischem Licht illuminirt werden.
- In Berlin ist es zum Theil nicht mehr Sitte, zu Abendgesellschaften durch Bediente und Lohnlaquaien einladen zu lassen. Man macht ganz einfach in den Intelligenzblättern bekannt, daß man an den Abenden, wo man Gäste bei sich sehen will, zu Hause sei. Da kommen in der Regel mehr, als man haben will und das Gute hat's obendrein, daß man keinen vor den Kopf stößt.
- Ein Berliner Blatt erzählt folgende Anekdote: Ein großes sehr bedeutendes Geldinstitut besaß unlängst in seinem Portefeuille eine Reihe von Wechseln, deren Aussteher, Acceptanten etc. sämmtlich bis auf einen fallirt hatten; auf ihn setzte man die letzte Hoffnung. Es wurden Erkundigungen eingezogen und diese ergaben, daß der große Unbekannte ein - Almosenempfänger war.
- Die Befürchtungen, die in Folge der Geldkrisis für den Kieler Umschlag rege wurden, haben sich nicht verwirklicht. Es sind keine Verlegenheiten von Bedeutung vorgekommen. Geld für erste Güter=Hypotheken waren zum Zinsfuß von viertehalb Procent reichlich vorhanden.
- In Ober=Schlesien hat am 15. Januar ein Erdbeben stattgefunden, das an einigen Orten so heftig war, daß Personen umgeworfen wurden, Glocken anschlugen etc.
- Frau Felix spielte die Drehorgel und sang dazu, Herr Felix sammelte die Kreuzer ein: so kamen sie vor dreißig und einigen Jahren in einer Schweizer Herberge an und hier genas Frau Felix eines Töchterleins, das man Rachel nannte. Das ist die geniale Schauspielerin, die kürzlich an der Auszehrung gestorben ist. Sie hinterläßt 2 Millionen Franks und auf dem Sterbelager spielte sie mit ihren Diamanten und ließ die glitzernden Goldstücke durch die weißen Finger rollen und seufzte: ach, das Alles muß man zurücklassen. Sie läßt aber noch mehr zurück: den Ruhm, die größte Schauspielerin Frankreichs gewesen zu sein und das Geheimniß, ob sie getauft worden ist. Ihre Kinder werden katholisch erzogen; verheirathet war sie nicht.
- Jetzt ist auch in Indien Winter, d. h. im dortigen Klima eine gesunde kühle und zu Kriegsoperationen am besten geeignete Jahreszeit; Frost ist sehr selten; rauhe Nachtwinde und plötzlicher Witterungswechsel werden aber manchmal schädlich. Februar ist dort schon so warm, wie bei uns der Mai und im März beginnt die sechsmonatliche Hitze.
- Auch in Stuttgart haben einige der ersten Bankhäuser bankerott gemacht, wodurch viele Personen um ihr Erspartes betrogen wurden. Zwei dieser Bankiers sind bereits flüchtig geworden. Die Unterstützungsgelder von 7000 Gulden, welche für einen im vorigen Sommer abgebrannten Ort gesammelt wurden, sind einem derselben anvertraut worden. Die Gelder des dortigen Liederkranzes, welche derselbe durch öffentliche Vorstellungen und Sammlungen zusammenbrachte, wurden ebenfalls deponirt, so wie 8000 Gulden Kindergelder.
- In einem Gasthofe in Altenburg steigt eine Dame ab und läßt sich eine Tasse Thee geben; es versteht sich, daß die Dame jung, schön und sehr interessant und daß der Kellner sehr neugierig war. Er reicht ihr das Fremdenbuch, die Dame aber schiebt's zurück und sagt: morgen, ich bin zu abgespannt. - Andern Morgens aber liegt die Dame todt im Bette. Woran gestorben? Die Aerzte zucken die Achseln, sie wollen es trotz genauer Untersuchung nicht wissen, und die Polizei zuckt die Achseln auch, denn weder Name, noch Stand, noch Vaterland der schönen, todten Unbekannten waren bis jetzt herauszubekommen.
- In London ist ein Herr Roonay auf den originellen Einfall gekommen, eine Erziehungsanstalt für Bettler zu gründen. "Jede Person von guten Sitten, Fleiß und Intelligenz, heißt es in dem Programm, findet hier Gelegenheit, in einem einzigen Cursus zu lernen, wie sie auf Kosten des Publikums leben kann. Auch werden den Zöglingen mehre noch wenig ausgebeutete Straßen in mitleidigen Quartieren nachgewiesen."
- Bei dem Polizeigericht in London fand neulich eine Verhandlung statt, bei der es sich um den Leichenverkauf der Verstorbenen im Armenhause handelte. Der Verwalter des Armenhauses eignete sich die Leichname der Armen zu und verkaufte sie zum Course von 10 Schilling pr. Leichnam an die Anatomen. Unter seiner Anleitung wurde jedoch das Leichenbegängniß veranstaltet, ein Sarg mit Steinen und Sand gefüllt bewegte sich zum Grabe, hinterher folgten die Verwandten und andern Armen, um dem Todten die letzte Ehre zu erweisen, während der Leichnam oft stückweise an die Messer der Anatomen geliefert wurde.
- Die Grippe tritt jetzt besonders hart in den größern Städten Deutschlands auf. In Berlin zählt man 80,000, in München 20,000 und in Stuttgart 6000 Grippekranken. In Paris lagen hunderttausend darnieder, auch Petersburg hat sie hart mitgenommen. - In Petersburg haben sie gleichfalls keinen Schnee, obgleich es dort bitter kalt und windig dabei ist. Kälte ohne Schnee ist aber für Petersburg das unangenehmste Winterwetter, weil es alle Unannehmlichkeiten des Winters ohne seine Annehmlichkeiten bringt.
- Im Jahr 1323 trat die Grippe zum ersten Male in Italien auf und in Rom erlagen ihr gegen 900 Menschen. Noch schrecklicher wüthete sie

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1790 ebendaselbst, wo sie ein ganzes Jahr dort hauste und 60,000 Opfer forderte. Im J. 1775 erwarb sie sich den Namen Influenza, um den Einfluß der Witterung anzuzeigen, und 1782 erhielt sie in Deutschland den Namen Blitzkatarrh, weil am 27. Januar nach einem plötzlichen Temperaturwechsel an 40,000 Personen auf einmal von ihr befallen wurden. Doch nicht allein Menschen, auch die Thiere werden von dieser Epidemie ergriffen.


Anzeigen.


Vorladungen.

Am 8. December 1856 verstarb zu Schaddingsdorf der Arbeitsmann Hans Jacob Wiencke, kinderlos und mit Hinterlassung eines Privat=Testamentes, in welchem er seine hinterbliebene Wittwe Anna Catharina Elsabe, geborne Lütjohann, zu seiner Universal=Erbin ernannt hat. Die Letztere hat dann den Nachlaß ihres verstorbenen Ehemannes, nach Maaßgabe des gemachten, am 12. Januar d. J. gerichtlich publicirten Testamentes rein und ohne Vorbehalt angetreten. - Demnächst ist, am 14ten September d. J., auch die Wittwe Wiencke, Anna Catharina Elsabe, geborne Lütjohann, kinderlos und ohne Testament, bevor ihr das, kurz vor ihrem Ableben nachgesuchte Erbenzeugniß bezüglich der Verlassenschaft ihres verstorbenen Ehemannes hat ertheilt werden können, mit Tode abgegangen, und haben sich jetzt als Intestat=Erben dieser Verstorbenen sowohl, als, folgeweise, Erben zu dem Nachlasse des vor ihr verstorbenen Ehemannes, Hans Jacob Wiencke, gemeldet und legitimirt die nachbenannten Geschwister, resp. Geschwisterkinder der Ersteren, als:

1. Magdalena Dorothea, verehelichte Kalckmann, geb. Lütjohann;
2. Catharina Elisabeth, verehelichte Hund, geb. Lütjohann;
3. Margaretha Dorothea, verehel. Soltmann, geb. Lütjohann;
4. Magdalena Margaretha, verehel. Meier, geb. Lütjohann;
5. Joachim Lütjohann; endlich
6. der Halbhüfner Franck zu Schaddingsdorf, Namens seiner 7 Kinder aus der Ehe mit der im Jahre 1849 verstorbenen Maria Lütjohann.
Auf Antrag dieser Erbinteressenten werden nun, nach Genügung der gesetzlichen Erfordernisse, hiermit alle Diejenigen, welche ein näheres oder gleich nahes Erbrecht an den Nachlassenschaften des eingangsgedachten Hans Jacob Wiencke, sowie dessen hinterbliebenen Wittwe, Anna Catharina Elsabe, geb. Lütjohann, als die Provocanten, zu haben vermeinen, hiermit peremtorisch aufgefordert, solches in dem deshalb auf

Donnerstag d. 18. Februar k. J. 1858,

Morgens 11 Uhr vor hiesigem Justizamte anstehenden Termine bescheinigt anzumelden, bei Vermeidung des Nachtheils: daß die Extrahenten oder die sich Meldenden und Legitimirenden für die rechten Erben der gedachten verstorbenen Wiencke'schen Eheleute angenommen, ihnen, als solchen, die betreffenden Verlassenschaften überlassen und das Erbenzeugniß ausgestellt werden soll; die sich nach der Präclusion meldenden näheren oder gleich nahen Erben aber alle Handlungen und Dispositionen derjenigen, welche in die Erbschaften getreten, anzuerkennen und zu übernehmen schuldig sein sollen.
Schönberg den 18. December 1857.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg,
                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                     Reinhardt.


Der Viehhändler August Kniep hieselbst, als Curator der liegenden Erbschaft des am 21. November vorigen Jahres hier ohne Testament und unverheirathet verstorbenen Schmieds Johann Peter Heinrich Borchert hat das gegenwärtige Proclam erwirkt, kraft dessen hiermit

a. alle Diejenigen, welche ein Erbrecht, sowie
b. Diejenigen, welche aus irgend einem anderen Rechtsgrunde Ansprüche an den Nachlaß des wailand Schmieds Borchert zu haben vermeinen, peremtorisch aufgefordert werden, solche ihre resp. Ansprüche in dem deshalb am

Donnerstag, den 25sten März d. J.,

Morgens 11 Uhr, vor hiesigem Justizamte anstehenden Termine bescheinigt anzumelden, oder zu erwarten, daß

ad a. die sich Meldenden und Legitimirenden für die rechtem Erben angenommen, ihnen als solchen der Schmied Borchert'sche Nachlaß überlassen und das Erbenzeugniß ausgestellt werden soll; die sich nach der Präclusion meldenden näheren oder gleich nahen Erben aber alle Handlungen und Dispositionen des= oder derjenigen, welche in die Erbschaft getreten, anzuerkennen und zu übernehmen schuldig sein sollen; - und
ad b. daß die mit ihren Anrechten nicht Hervorgehenden damit für immer werden abgewiesen und ausgeschlossen werden.
Schönberg, den 13. Januar 1858.

                          Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                     Reinhardt.


Auf Antrag der Wittwe Grünthal zu Schönberg ist die über sie bislang angeordnet gewesene Curatel wieder aufgehoben, was hiermit zur Kenntniß gebracht wird.
Schönberg, den 13. Januar 1858.

                          Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                     Reinhardt.


Verkaufsanzeigen.

Am Montag den 1. k. M., Vormittags 10 Uhr, sollen auf der Maurienmühle in öffentlicher Auction gegen gleich baare Bezahlung meistbietend verkauft werden:

Mobilien, Haus= und Küchen=Geräthschaften, Leinen= und Bettzeug, 1 Stuhlwagen, 1 einspänniger Bauwagen mit eisernen Achsen, Nutz= und Kamm=Holz u. s. w.,
wozu Kaufliebhaber hiedurch geladen werden.
Carlow d. 10. Januar 1858.

                                                    Struck, Landreiter.


Bekanntmachung.

Die Bewohner des Schönberger Armendistricts werden aufgefordert, an die resp. Vorsteher: Webermeister Aug. Threms, Webermeister Kähler und Tischlermeister Wilh. Stüve in Schönberg, Hauswirthe Eckmann in Blüssen, Bonhoff in Mahlzow, Bohnhoff in Großen=Siemz und Spehr in Retelsdorf, die Armensteuer zum vollen Beitrag fördersamst zu bezahlen.
Schönberg, den 7. Januar 1858.

                                                    Die Armenbehörde.


Vermischte Anzeigen.

Vom 2ten Februar ab, sind die Großherzoglichen Landbeschäler zur allgemeinen Benutzung, für die Dauer der diesjährigen Deckzeit, mit Vorbehalt einiger Veränderungen und vorausgesetzt günstiger Witterung, auf der Station Schönberg aufgestellt:

Norfolk br. engl. Hengst,
Attila br.,
Djalma br.,
Reichstadt br.
Neustrelitz den 15. Januar 1858.

                          Großherzogliches Marstall=Amt.
                          Fr. Rauch.


[ => Original lesen: 1858 Nr. 4 Seite 4]

Hierdurch zeige ich den bei den hiesigen Mühlen zwangspflichtigen Mahlgästen, welche theilweise in letzter Zeit bei dem Wind= und Wassermangel zu auswärtigen Mühlen ihre Zuflucht genommen, an, daß ich von jetzt an ihre Bedürfnisse an Mehl etc. befriedigen und event. genöthigt sein werde, die dennoch Ausmahlenden zur Anzeige und gesetzlichen Strafe zu ziehen.
Schönberg d. 20. Januar 1858.

                                                    L. Wieschendorf,
                                                    Mühlenpächter.


Die heute früh erfolgte glückliche Entbindung seiner lieben Frau, gebornen Kämpfer, von einem gesunden Knaben zeigt theilnehmenden Freunden gehorsamst an

                                                    Reinke.

Ziethen, 13. Januar 1858.


Am 19. d. Mts. verstarb meine liebe Frau, Catharina Elisabeth, geb. Ollrog, früher verwittw. Lühr, im 51. Lebensjahre nach längeren Leiden, tief betrauert von ihrem hinterbliebenen Gatten und ihren Kindern.
Schönberg d. 21. Januar 1858.

                                                    Fr. W. Müller,
                                                    Amtsreiter.


Allen denen, die bei der Gestern stattgefundenen Beerdigung meiner Mutter so freundliche Theilnahme bezeigt haben, meinen herzlichsten Dank!
Schönberg den 21. Januar 1858.

                                                    A. E. C. Zimmermann,
                                                    Amtmann.


Gesucht werden 2000 Taler (Mecklenburg) zu 4 bis 4 1/2 pCt. Zinsen p. a. gegen sichere Hypothek. Das Nähere zu erfragen bei Herrn J. Wendt in Schönberg.


Am letzten Dienstag Abend ist beim Aussteigen aus dem von Lübeck zurückgekehrten Omnibus auf der Chaussee beim Schulhause hieselbst eine Muff verloren gegangen, und wird der ehrliche Finder gebeten, dieselbe in der Expedition dieses Blattes gegen eine Belohnung abzugeben.
Schönberg d. 20. Januar 1858.


Zu Ostern d. J. wird ein Bursche in die Bäckerlehre gesucht. Näheres bei C. Schwedt.


Kaufgesuch: Ein Exemplar von "Fischers Predigten." Näheres beim Buchbinder Bade in Schönberg.


Wir haben dem Jäger Schlange in Schönberg die Aufsicht über unsere Holzkoppeln, Zäune und Hecken übergeben, welches wir hiermit zur Nachricht bekannt machen mit der Bemerkung, daß die unbefugterweise in denselben Betroffenen gerichtlich bestraft werden sollen.

                          Schultze Mett. Hauswirthe: Beckmann,
                          Willms, Badstein, H. Voß, Lenschow,
                          J. Voß, Böttger, Krüger Räsenhoft.

Petersberg den 20. Januar 1858.


Bunte Filzschuhe mit Leder=Sohlen, und bunte Morgenschuhe sind bei mir zu haben.

                                                    Boß, Schuhmachermeister,
                                                              Hinterstraße in Schönberg.


Hiedurch mache ich bekannt, daß ich dem Jäger Schlange die Aufsicht über meine Holzkoppel und über die Zäune meines Ackers übertragen habe.

                                                    Hausw. Arndt in Sabow.


Das Gehen über meine drei Koppeln wird hiermit nicht nur verboten, sondern werde ich auch die Betreffenden künftig gerichtlich belangen.

                                                    Hausw. Dierck in Klocksdorf.


Backtafel für die Stadt Schönberg
vom 16. bis 31. Januar.

Weizen=Milch=Brod. Pfd. Loth.   Pfd.   Loth.
Ein 2 Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eine Dreilings=Semmel, soll wägen - 23
Ein Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod desgleichen - 11 1/2
Ferner:
fünf große Milch=Semmel oder für 2 Schillinge - 23
fünf kleine Milch=Semmel oder für 1 Schilling - 11 1/2
Roggen=Brod von gebeuteltem Mehl, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eines halben Dreilings werth, soll wägen:
ein 8 Schillings=Brod 4 30
ein 4 Schillings=Brod 2 15
ein 2 Schillings=Brod 1   7 1/2
Grob Hausbacken=Brod ohne Aufbrod:
ein 8 Schillings=Brod 8 -
ein 4 Schillings=Brod 4 -
ein 2 Schillings=Brod 2 -

Schönberg, den 20. Januar 1858.                           
                                                    Bürgermeister und Rath.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.
Vom 15.-21. Jan.

Geboren: D. 15. dem Webermeister Kelling hies. ein S. - D. 17. dem Arbtsm. Saefke hies. eine todtgeborne T. - D. 18. dem Hauswirth Asm. Ahrend zu Gr. Siemz eine Tochter.
Gestorben: D. 15. Christiane Zimmermann hies., verwittw. Oberamtmännin, 83 Jahre alt, an Altersschwäche. - D. 19. Cathar. Elisab. Müller, Landreitersfrau hies., 53 J. a., an Drüsenkrankheit.

Gemeinde Schlagsdorf.
Vom 1. Oct. 1857 bis 14. Januar 1858.

Geboren: Dem Maurergesell Burmeister in Sülsdorf eine T., dem Hsw. Böttcher in Thandorf 1 S., dem Hsw. J. H. Timmke in Campow ein S., dem Schneidermeister H. J. Oldörp auf dem heil. Lande ein S., dem Hsw. Oldörp in Thandorf ein S., dem Sattlerm. Clasohm in Schlagsdorf ein S., dem Tischlerm. Oldenburg a. dem heil. Lande 1. T., dem Hsw. Oldenburg in Sülzdorf ein S., dem Arbeitsmann Bollow in Thandorf ein S., dem Schmiedemeister Haak in Thandorf zwei Zwillingssöhne, dem Hsw. J. Ollmann zu Schlagsdorf eine T., dem Arbtsm. Pagel zu Schlagsdorf ein S., dem Hsw. J. H. Boye zu Utecht ein S., dem Sattlerm. Holst in Thandorf eine T., dem Maurergesellen Mustin zu Schlagbrügge eine T., 7 unehel. Kinder.
Gestorben: Der Vogt Kreuzfeld zu Neuhof, a. 46 J.; der Hsw. J. Oldenburg zu Utecht, a. 54 J., die Wittwe Planthafer geb. Dannehl zu Thandorf, a. 70 J.; eine T. des Arbtsm. Blohm zu Thandorf, a. 14 J.; dem Arbtsm. Schletow zu Thandorf ein S., 9 M. a.; die Wittwe des Arbm. Clasen zu Schlagbrügge, a. 42 J.; ein Söhnlein des Arbm. Beckmann zu Kl. Molzahn, a. 9 M., die Ehefrau des Tagelöhners Lüdemann zu Neuhof, a. 68 J.; die Ehefrau des Abm. Dechow zu Utecht, a. 64 1/2 J.; ein Töchterlein des Hsw. Grube zu Schlagbrügge, a. 8 1/2 J., die Ehefrau des Arbtsm. Woisin zu Wendorf, a. 51 J.; der vormalige Tagelöhner Krack zu Gr. Molzahn, a. 79 1/2 J.; ein Töchterlein des Arbm. Böttcher zu Schlagbrügge, a. 3J.; der vormalige Arbm. Hans Böttcher zu Schlagbrügge, a. 77 3/4 J.; die Ehefrau des vormaligen Tagel. Arff aus Stove auf dem heil. Lande, a. 66 1/2 J.; die Altentheilerswittwe Bollow zu Thandorf, a. 69 J.; der Altentheiler Kirchenjurat Niemann zu Schlagsdorf, a. 68 1/4 J.
Copulirt: Der angehende Arbtsm. J. H. Jabs zu Schlagbrügge mit Cath. Els. Bollow aus Thandorf, der Tischlerm. Knabjohann zu Schlagsdorf mit Cath. Elis. Retelsdorf aus Utecht; der Rademachermeister Mustin zu Schlagsdorf mit Cath. Elis. Boye aus Utecht; der Sattler Holst zu Thandorf mit Els. Hamburg aus Utecht.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck
am 20. Januar 1858.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 12-16 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg)   2-  8 Schilling (Mecklenburg),
Roggen - Taler (Mecklenburg) 44-48 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 36-40 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 40-42 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 24-25 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 38-40 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 20-21 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg)   8-12 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 16-18 Mark (Lübeck)
Butter 9 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln 4 Schilling (Mecklenburg).

Altona=Hamburger Viehmarkt.

Fette Schweine, 100 Pfund 27-30 Mark.

Altona=Hamburger Viehmarkt.


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


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