No. 44
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 30. Oktober
1857
siebenundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1857 Nr. 44 Seite 1]

Es sollen zur hiesigen Chausseebau=Casse zum bevorstehenden Antoni=Termin 1858

einige Summen in Pr. Cour.

angeliehen werden, und zwar unter nachfolgenden Bedingungen:

1) Die Anleihe geschieht unter Landesherrlicher Gewährleistung.
2) Die über jeden angeliehenen Posten zu ertheilenden Obligationen werden auf den Namen des Darleihers gültig und zahlbar ausgestellt.
3) Die Capitalien über 500 Thlr. werden mit 3 1/2, diejenigen unter diesem Betrage mit 3 Procent alljährlich verzinset und die jährigen Zinsen im Antoni=Termine bezahlt.
4) Dem Darleiher sowohl als der Chausseebau=Casse steht eine halbjährige, jedes Mal zu Johannis oder Antoni zu beschaffende Kündigung frei.
5) Unter 50 Thlr. werden keine Capitalien angenommen.
            Diejenigen, welche von dieser Gelegenheit zur Unterbringung von Geldern Gebrauch machen wollen, können ihre desfallsigen Anmeldungen beim Herrn Steuer=Commissair Grapow hieselbst machen.
          Schönberg, den 29. August 1857.

                          Großerzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          F. Graf Eyben.       C. L. v. Oertzen.       C. v. Engel.


- Der König von Preußen hat in folgendem Erlaß dem Prinzen von Preußen die Leitung der Regierungsgeschäfte übertragen: "Da ich nach Vorschrift der Aerzte Mich wenigstens drei Monate von allen Regierungsgeschäften fern halten soll: so will ich Ew. königliche Hoheit und Liebden, wenn nicht wider Erwarten Meine Gesundheit befestigt werden sollte, während dieser drei Monate Meine Stellvertretung in der Leitung der Staatsgeschäfte übertragen. Ew. königliche Hoheit Liebden ersuche Ich, hiernach das Erforderliche zu veranlassen." - Die "Zeit" begleitet die Mittheilung dieses Erlasses mit folgender Bemerkung: Das Befinden des Königs hat auch in den letzten Tagen ununterbrochene Fortschritte in der Besserung gezeigt und die freudige Hoffnung gekräftigt, daß die Wiederherstellung Allerhöchst desselben erfolgen werde, sofern nicht unvorhergesehene Zwischenfälle eintreten. Um diese nach Möglichkeit fern zu halten, so weit menschliche Vorsicht reicht und weil der Zustand des Kranken noch immer große Schonung und Ruhe verlangt, was von den Leibärzten Sr. Majestät empfohlen worden, daß Allerhöchstderselbe die Leitung der Staatsgeschäfte nicht früher wieder übernehmen als bis die gänzliche Wiederherstellung erfolgt und die ausreichende Kraft zur Ueberwindung aller derjenigen Anstrengungen wiedergewonnen wäre, welche mit jener unzertrennlich verbunden sind. Sobald daher der Zustand des Königs in der Besserung so weit vorgeschritten war, daß Se. Majestät ohne Gefahr einer neuen bedenklichen Erregung zu Anordnungen über die Führung der Staatsgeschäfte schreiten konnten, wurde eine zeitweilige Uebertragung der obern Leitung der Staatsgeschäfte an den nächsten Agnaten, unterbreitet. Dies ist in diesen Tagen geschehen, worauf der König in Gegenwart der Königin, des Prinzen von Preußen und des Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen etc. die königliche Ordre vom 23. Octbr. Allerhöchsteigenhändig vollzogen haben." - Auf Grund dieser Ordre hat der Prinz von Preußen einen Erlaß an das Staatsministerium gerichtet und sämmtliche Mitglieder desselben empfangen. Se. kön. Hoheit sprachen gegen dieselben mit tiefer Bewegung aus, wie schwer Höchstsie die Verantwortlichkeit in der Ihnen gewordenen Aufgabe empfänden, und wie lebhaft Sie wünschten, daß Se. Majestät der König bald im Stande sein möge, die Zügel der Regierung wieder zu ergreifen.
- Vom 18. October schreibt man aus Berlin: Der heutige Geburtstag des Prinzen Friedrich Wilhelm, Sohnes des Prinzen von Preußen und dereinstigen Thronerben, lenkt mehr denn in früheren Jahren die Aufmerksamkeit des Volks auf diesen hoffnungsvollen Herrn, der heute sechsundzwanzig Jahr alt wird und körperlich und geistig in der Blüthe des Mannes steht. Es ist ein Fürst von feinem Sinn für Geschichte und Kunst, seine Erziehung hat es dabei vermieden, ihn einseitig auf die Vergangenheit oder auf die Gegenwart zu richten, und mit demselben aufmerksamen Auge soll er - es trat dies besonders nach seinen englischen Reisen während seines Aufenthalts in Schlesien hervor - die Anlage einer Fabrik oder eines Bergwerkes und die historische Gliederung einer eigenthümlichen Volksentwickelung verfolgen. Der Prinz hat sich mit außerordentlichen Takte von jeder Berührung politischer Angelegenheiten fern gehalten seine hohe Mutter hängt an ihm mit fast schwärmerischer Liebe, und von allen Prinzen des königlichen Hauses steht er dem König am nächsten. So weiß man, daß er in den Jahren bei dem

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Monarchen zu jeder Tagesstunde ohne Weiteres Zutritt fand, selbst in der frühesten Morgenstunde.
- Wie aus Berlin gemeldet wird, hat der preußische Bundestagsgesandte, Herr v. Bismark=Schönhausen, die Weisung erhalten, die Mitwirkung des deutschen Bundes für die Sache der Herzogthümer Holstein und Lauenburg ungesäumt anzurufen. Und aus Frankfurt erfahren wir, daß die holsteinische Frage, durch Preußen angeregt, in einer der nächsten Bundestagssitzungen zur Verhandlung kommt, wahrscheinlich auch die lauenburgische Angelegenheit, auf Grund der ständischen Beschwerde.
- Der Großherzog von Schwerin hat in Veranlassung des einundachtzigsten Geburtstages des Consistorialraths Wigger in Rostock dessen Sohn, den wegen des Hochverraths zu dreijähriger Zuchthausstrafe verurtheilten Advocaten Moritz Wigger dahin begnadigt, daß derselbe aus der Strafanstalt Dreibergen entlassen worden ist. Gleichzeitig hat der Großherzog auch den aus demselben Grunde verurtheilten Dr. Dornblüth aus der Haft entlassen.
- Briefe eines Missionairs aus Indien versichern, daß der Aufstand zum großen Theil die Nachwirkung des Krim=Feldzugs sei. Die Häupter der Hindu und Muselmänner folgten den Begebenheiten dieses Krieges mit der größten Sorgfalt. Sie haben dabei eingesehen, daß England, auf seine eigenen Kräfte beschränkt und ohne fremde Hülfe, machtlos gewesen wäre, die Russen zu bezwingen. Das Ansehen Englands wurde auf diese Weise beträchtlich vermindert und Alles läßt vermuthen, daß von diesem Augenblick an der Aufstand beschlossen und verbreitet wurde. Dazu hatte der Indier aus dem Krimfeldzug gelernt, wie schwer es England wird, 30,000 Mann ins Feld zu schicken, wobei sie die Entfernung und die Schwierigkeit des Truppentransports von England und die Gefahren des Klimas für europäische Truppen weislich berechnet. - Die englische Times dringt wiederum auf Anwendung der strengsten Maaßregeln gegen die indischen Meuterer, d. h. sie verlangt die vollständige Ausrottung der bei dem Aufstande betheiligten Sipahis, oder mit andern Worten: den Tod von 70,000 Sipahis. Nachdem sie auf die Scheußlichkeit der von den Insurgenten verübten Greuel hingewiesen und bemerkt hat, daß es Verbrechen gebe, die so verabscheuungswürdig seien, daß die gewöhnlichen Regungen der Menschheit dem Frevler gegenüber schweigen mußten, fährt sie fort: "Wir betrachten Alle, die sich auch noch so entfernt an diesen Verbrechen betheiligt haben, als Wesen, die nichts mehr von Menschlichkeit an sich haben, sondern einer niedrigem Klasse von Bestien gleich zu stellen sind und nichts anderes verdienen, als daß man ihnen den Kopf einschlägt oder mit dem Fuße zertritt." - Auch der Herzog von Cambridge sagte bei einem ihm zu Ehren veranstalteten Bankette in Bezug auf diese Meuterei: "Ich hoffe zuversichtlich, daß man keine unberufene Schonung ausüben werde. Wir hatten eine Armee von 70,000 Mann, die sich empört hat, kein Mensch weiß warum, weshalb. Es muß die Gerechtigkeit gehandhabt haben, keine blinde schonungslose Rache, aber Gerechtigkeit, strenge Gerechtigkeit. Wir haben ein Recht zu erwarten, daß jene Leute vor die geeigneten Gerichte gestellt und für ihre schauderhaften Thaten bestraft werden.
- Der blutdürstige Häuptling Nena Sahib hat eine Proclamation erlassen, in welcher er zum Mord aller Europäer auffordert; auf die Köpfe einzelner bedeutender Personen hat er Preise von 5000 Rupien bis zu 100 herab gesetzt. Die verheißenen Belohnungen sollen denen, welche seinem zur Ermordung aller Europäer ertheilten Befehle gehorcht haben, ausgezahlt werden, sobald der gewaltsame Tod der Personen erwiesen ist. Die hingegen, welche diesem Befehle nicht gehorchen, sollen einem furchtbaren Fluche verfallen.
- Nachrichten aus London melden, daß Delhi am 20. Sept. von den Engländern eingenommen. Am 14. begannen sie den Angriff und am 20. war die Festung in ihren Händen; sie sollen dabei 40 Officiere und 600 Mann verloren haben. Der König von Delhi mit seinen Söhnen soll entflohen, er selbst aber wieder eingefangen sein. Damit wäre einer von den Herden des Aufruhrs erloschen; die moralische Wirkung auf die Gemüther der Türken läßt sich jedenfalls als eine sehr große annehmen. Der Aufstand findet jetzt nur noch seinen wesentlichen Halt im Königreich Audh, wo Nena Sahib völlig unabhängig vom König von Delhi bisher commandirte. Lucknow hält sich noch, General Havelock und General Outram sind dem bedrängten Platz zu Hülfe abgegangen.
- Im ganzen Orient, giebt die Kreuzzeitung zu verstehen, sei es auf die Christen abgesehen, wie in Ostindien; Alles was nicht Allah anrufe, solle über die Klinge springen; die Christen im Orient schliefen auf einem Vulkan; es sei sehr schlimm, daß man dem Muhamedaner den Respect vor den Russen genommen habe. Alles was in Europa und Asien einen Turban trägt, kauft sich Waffen - Yatagans, Revolver, Flinten und Büchsen. Ganze Schiffsladungen voll Waffen sind im Orient verkauft worden, wie man die Hand umdreht, und die Gewehrfabriken in Lüttich, Birmingham und Suhl machen die glänzendsten Geschäfte.
- In Newyork ist die Geldkrisis nicht allein nicht gehoben, sondern dieselbe dauert stärker wie je fort. Die Notirung über die Wechselcourse lauten: "Wechselcourse unbestimmbar", was eine Suspension aller Wechselzahlungen bedeutet und für die europäischen Börsen sehr verhängnißvoll lautet. Alle Banken sind bankerott, die Verwirrung ungeheuer. Die Masse des Volks ist für die Bestrafung dieser elenden Institute, die seit mehreren Jahren wilde Speculationen durch ihre Agenten getrieben. Das Geld ist in Amerika so knapp, daß man nicht im Stande ist, die reiche Ernte dieses Jahrs aus dem Innern des Landes an die Hafenplätze zu bringen.
- In Mailand fallirte ein Handlungshaus mit 15 Millionen Lire; in Hamburg eins mit anderthalb Millionen Mark Banco. Bei letzterem ist die Verlegenheit durch Ausbleiben von amerikanischen Rimessen entstanden.
- Die Weinlese erfüllt die ländliche Bevölkerung Frankreichs mit Jubel. Aus der Champagne wird berichtet, daß eine Gemeinde daselbst, in welcher der Weinstock drittehalb Millionen Franks eingebracht hat, in der Kirche dafür ein Tedeum singen ließ.
- Aus Newyork wird über die Mormonen gemeldet: Es scheint, daß die Organisation des Mormonenthums allmälig durch die Unlenksamkeit der Frauen untergraben wird. Das Haupt der Mormonen, Brigham Young, beklagt sich über die seinigen und sagt, daß sie ihn sehr unglücklich machen. Alle anderen Heiligen, welche ein Serail haben, stimmen in seine Klagen ein. Die weiblichen Heiligen ziehen Müssiggang der Arbeit vor und wollen weder kehren, noch waschen, noch kochen. Da die Männer fast sämmtlich Favoritinnen haben, die sie von jeder Arbeit befreien, so ist der Bürgerkrieg in den Haushaltungen ausgebrochen und unter den Ehefrauen kommen Arbeits=Einstellungen vor. Die Küchenfeuer sind erloschen, um das Leinenzeug kümmert sich niemand, die Gärten liegen wüst da und in den Häusern herrscht der Schmutz. Um dem Unglück die Krone aufzusetzen, ist die große Krankheit unserer Zeit auch bis zum Salzsee vorgedrungen. Die Weiber können nicht mehr ohne Schmuck, ohne seidene Kleider, ohne Spitzen, ja selbst nicht einmal mehr ohne Crinoline auskommen.
- Das Nonplusultra aller Pariser Annoncen ist die eines Modemagazins, welche seit einiger Zeit an den Thüren der Pariser Kirchen vertheilt wird. Das Modemagazin heißt zum heiligen **. Auf den Karten, welche dem Publicum in die Hand gesteckt werden, ist der Heilige in bunten Farben auf Goldgrund dargestellt. Um sein Haupt herum stehen, anstatt des Heiligenscheins die Worte: "Vertrauen, Billigkeit", und auf der Verzierung, welche das Bild umgiebt: "Tuch, Cattun, Weißwaare, Halstücher, Damenkleider u. s. w." Bis dahin geht es noch an. Aber man wende das Blatt um: Zuerst eine kurze Legende des Heiligen, dann folgendes "Gebet. Nachdem wir uns unter den Schutz dieses großen Heiligen stellten, stellen wir uns nun unter

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den Ihren, liebe Frauen; wir bitten Sie inständig, daß Sie fortfahren mögen, unser Magazin recht fleißig zu besuchen. Der dort herrschende Geschmack ist Ihr Werk; Alles soll geschehen, Ihnen zu gefallen. Mögen unsere Wünsche erhört werden. Amen!"
- In Berlin hielt zur Berathung der Frage wegen Erhöhung des Preises für das Barbieren die Barbier=Innung eine Generalversammlung, in welcher bestimmt wurde, den Preis für das Barbieren auf der Stube auf 9 Pfennige und auf der Straße auf 1 Silbergroschen festzusetzen. - In Randers hatten sogar die Hebammen zu gleichem Zweck eine Versammlung.
- In Marseille will ein Herr Blancourt eine Erfindung gemacht haben, die auf einmal sämmtlichen Mühlen in der ganzen Welt ein Ende machen würde. Derselbe hat ein chemisches Mittel entdeckt, wodurch man ohne eine Verminderung des Gewichts Getreide in Mehl verwandeln kann. In Paris sollen damit Versuche gemacht werden. Warten wirs ab! -
Berlin. Die Industrie hat hier einen Aufschwung genommen, daß man über manchen Artikel sagen kann, Berlin hat jetzt eine Weltfabrikation darin. Zu diesen gehört unstreitig die Fabrikation von Damen=Mänteln und Mantillen. Berlin versorgt damit nicht bloß das südliche, nördliche und östliche Europa, sondern macht große Geschäfte darin nach andern Welttheilen, nach Amerika, Australien und nach Asien. Diese Fabrikation ist gegenwärtig so groß, daß hier ungefähr zweitausend Näherinnen bloß mit Anfertigung von Mänteln und Mantillen das ganze Jahr beschäftigt sind, die bei fleißiger Arbeit 150 bis 200 Thaler jährlich verdienen. Die Zahl der angefertigten Mäntel beläuft sich auf zweimalhunderttausend Stück, die durchschnittlich 8 bis 10 Thaler kosten und den Umsatz auf mehr als 2 Millionen steigern. Es beschäftigen sich damit 20 große Fabriken und etwa 100 kleinere Läden ausschließlich mit deren Anfertigung und Verkauf. Ueber eins der großen dieser Geschäfte wollen wir zur Verständigung folgende Beschreibung folgen lassen. Die ganze Fronte des untern Stocks bildet eine Façade von Spiegelscheiben, in denen etagenmäßig die prächtigsten Mäntel und Mantillen von Sammt, Seide und modernen Stoffen in eleganter Form und Seide sich präsentiren. Eine Spiegelwand an der Decke vervielfältigt diese Ausstellung unzählige Mal, und das Ganze gewährt in der durch 72 Flammen herbeigeführten Gasbeleuchtung des Abends durch elegante Glasglocken einen überaus prächtigen Anblick. Das Magazin selbst erstreckt sich in zwei Etagen durch die ganze Tiefe des Hauses über 80 Fuß lang, und rechts und links hängen in dichten Reihen bis an die Decke die Mäntel und Mantillen der verschiedensten Form. Im ersten Theile des weiten Saales sind die Modelle ausgestellt, deren man über 50 zählt, von der einfachsten Form bis zum complicirtesten Modeschnitt. Es ist natürlich, daß der Geschmack verschieden ist und daß, was bei der Ausfuhr nach Rußland, Schweden oder den Donaufürstenthümern sich eignet, nicht für Australien oder Brasilien sich paßt. Die Preise wechseln von 4 bis 50 Thaler, doch werden auch noch kostbarere Exemplare angefertigt.
- Aus dem Schleswigschen wird gemeldet: Die Dänen machen große Umstände mit Errichtung der Statue, genannt "der tapfere Landsoldat", welche bei Fridericia zum Andenken an ihre dort gefallenen Krieger aufgestellt werden soll. Das Fußgestell dazu kommt von Bornholm, ist ein Steincoloß von 6 Fuß quadrat, der mit großen Arbeitskräften nach dem Hafen von Rönne transportirt wird, um ihn nach Kopenhagen zu verladen.
- In Hamburg klagt man: es scheint als ob England die ganze Welt aufessen könnte. Alles was eßbar ist, wird nach England geschafft: Butter, Eier und vor allem Fleisch, Fleisch, Fleisch. In den ersten Octobertagen haben über 2000 Ochsen die Seereise nach England angetreten, daher der Handel darin sehr lebhaft war; es wurden 45 bis 50 Mark (Lübeck) pr. 100 Pfund bezahlt. Fette Schweine galten 36-38 Mark (Lübeck). - In Lübeck sind seit Ende September bereits mehrere Hunderttausend Pfund finnische Butter angekommen, dessenungeachtet gehen die Butterpreise immer höher. - Zwei Lübecker Kaufleute beabsichtigen, in Schlutup eine Papierfabrik wieder zu errichten.
- Am Hamburger Getreidemarkt bleibt das Geschäft flau; Weizen und Gerste billiger, Roggen fest, Hafer unverändert, Rappsamen flau.


Vorladungen.

        Nachdem der Oelmüller Christian Spehr auf der Maurin=Mühle bei Neschow seine Zahlungsunfähigkeit erklärt, und demselben die in Anspruch genommene Rechtswohlthat der Güterabtretung, mit Vorbehalt der Einreden der Gläubiger, zugestanden, auch die nöthigen Sicherheits=Maaßregeln getroffen worden sind, so ist zur Feststellung des Schuldenstandes, zur Wahl eines definitiv zu bestellenden Güterpflegers, sowie zum Versuch der Güte, eventuell zur Production der Originalien und zur Erstigkeitsausführung, Termin auf

Montag den 9. November d. J.,

Morgens 10 Uhr, anberaumt worden, wozu die Christian Spehrschen Gläubiger hiermit, bei Vermeidung des Ausschlusses von der vorhandenen Concurs Masse, resp. der anzunehmenden Zustimmung zu den Beschlüssen der erscheinenden Gläubiger, des Verlustes des Beweises mit schriftlichen Beweismitteln und des Ausschlusses mit der Erstigkeitsausführung peremtorisch vor unterzeichnetes Concurs=Gericht geladen werden. - Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen C. Spehr'schen Creditoren, deren Forderungen aus dem, in das über die Maurin=Mühle niedergelegte Hypothekenbuch ersichtlich sind, in Ansehung der Kapitalien und der laufenden Zinsen.
    Schönberg den 10. August 1857.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                                                    Reinhardt.


        Nachdem der Ackersmann Heinrich Faasch in Dassow angezeigt hat, daß ihm nachstehende von dem Ortsvorstand zu Dassow ausgestellte hypothekarische Schuldverschreibungen, als:

1) eine über 400 Taler (Mecklenburg) Cour. nebst Zinsen nach 3 1/2 p. C. de termino Antoni 1850,
2) eine über 200 Taler (Mecklenburg) Cour. nebst Zinsen nach 3 1/4 p. C. de termino Antoni 1854,
3) eine über 400 Taler (Mecklenburg) Cour. nebst Zinsen nach 3 1/4 p. C. de termino Johannis 1854,
4) eine über 100 Taler (Mecklenburg) Cour. nebst Zinsen nach 3 1/2 p. C. de termino Johannis 1855,
5) eine über 100 Taler (Mecklenburg) Cour. nebst Zinsen nach 3 1/4 p. C. de termino Antoni 1856,
welche Summen er in den vorgedachten Terminen der Commüne in Dassow zinsbar dargeliehen, bei dem in der Nacht vom 8./9. Mai d. J. stattgehabten Brande seines Wohnhauses mit aufgebrannt seien, so werden auf seinen desfallsigen Antrag Zwecks Mortification dieser Schuldpapiere alle diejenigen, welche außer ihm an dieselben, an die in ihnen erwähnten Capitalien und an die Zinsen der letzteren aus irgend einem Rechtsgrunde Ansprüche machen zu können vermeinen, hiedurch peremtorisch geladen, in dem auf

Freitag den 15. Januar 1858,
Mittags 12 Uhr,

vor dem unterzeichneten Gericht anberahmten Liquidationstermin zu erscheinen und ihre Ansprüche nicht allein gehörig anzumelden, sondern auch sofort zu bescheinigen, unter dem ein für alle Mal angedrohten Rechtsnachtheil, daß sie mit denselben für immer praecludirt und daß die obgedachten Schuldverschreibungen, so wie alle daraus herzuleitenden Rechte auf Capital und Zinsen für erloschen werden erklärt werden.
    Patrimonialgericht Lütgenhof, den 26. Octbr. 1857.


[ => Original lesen: 1857 Nr. 44 Seite 4]

Präklusiv=Bescheid.

        In Sachen der Curatel des minderjährigen Anerben Peter Schmidt zu Schwanbeck, Provocantin, wider alle Diejenigen, welche Ansprüche an nachstehende, angeblich bei dem am 2. Julius d. J. zu Mahlzow stattgehabten Brande verloren gegangen, auf den Namen der Curatel des Anerben Peter Schmidt zu Schwanbeck lautende Hypothekenscheine, als:

1) über einen, Fol. 10 des über die Vollstelle des Hauswirths Heinrich Oldörp zu Lockwisch niedergelegten Hypothekenbuchs eingetragenen Posten von 116 Taler (Mecklenburg) 32 Schilling (Mecklenburg);
2) über den, Fol. 13 daselbst eingetragenen Posten von 233 Taler (Mecklenburg) 16 Schilling (Mecklenburg);
3) über den, Fol. 15 ebendaselbst eingetragenen Posten von 233 Taler (Mecklenburg) 16 Schilling (Mecklenburg);
4) über den, Fol. 18 daselbst eingetragenen Posten von 233 Taler (Mecklenburg) 16 Schilling (Mecklenburg), und
5) über den, Fol. 22 daselbst eingetragenen Posten von 260 Taler (Mecklenburg)
aus irgend einem Rechtsgrunde Ansprüche zu haben und der beantragten Mortification derselben wider Sprechen zu können glauben, pto. provocationis, giebt

das Großherzogliche Justizamt der Landvogtei
des Fürstenthums Ratzeburg

nachdem die vorschriftsmäßige Bekanntmachung der erlassenen öffentlichen Ladung vom 18. Julius d. J. zu den Acten docirt worden, hiermit zu Recht den

Bescheid:

daß nunmehr, da im vorgewesenen Liquidations=Termine am 12. d. M. sowenig, als bis jetzt Jemand mit Ansprüchen an vorgedachte Hypothekenscheine hervorgetreten, alle etwaigen Ansprüche an solche, unter Vollstreckung des in der Ladung gedroheten Nachtheils, hiermit für erloschen, und die eingangsgedachten Hypothekenscheine für mortificirt erklärt sein sollen.

Von Rechtswegen!

    Decretum Schönberg, den 19. October 1857.

                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                     Reinhardt.


Verkaufsanzeigen.

        Am Mittwoch d. 11. November d. J. sollen im Hause des Büdners Werner zu Wahrsow folgende Sachen gegen gleich baare Zahlung verkauft werden, als:

Frauenkleidungsstücke und Leinenzeug.

Die Auction beginnt Morgens 10 Uhr und bittet um zahlreichen Besuch

                                                    Müller. Landreiter.


        Am Montag den 9. Novbr., Morgens 9 Uhr, sollen im Hause des Bäckermeisters Herrn Sievers hieselbst gegen Baarzahlung öffentlich meistbietend verkauft werden:

2 Pferde, 3 Kühe, 1 Starke, 1 Stuhlwagen, 1 Leiterwagen, 1 Blockwagen, 1 eiserner Pflug, 2 Eggen, Leinzeug, Küchen= und Hausgeräthe.

                                                    Seegert, Landreiter.


        Am Montag den 9. Novbr., Morgens 10 Uhr, sollen zu Lockwisch beim Schulhause

1000 alte Dachpfannen in Cavelingen
von 100 Stück,

gegen Baarzahlung öffentlich meistbietend verkauft werden.

                                                    Die Dorfschaft Lockwisch.


Vermischte Anzeigen.

Bekanntmachung.

        Die zwischen dem 1. April und dem 30. September 1857 versichert gewesenen Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins der Landbewohner haben im November d. Js. ihren vollen einfachen Ansatz (1 Simplum) als Betrag zu bezahlen. - Es contribuiren versichert gewesene 86,225,230 Mark Courant.
    Lübeck, den 15. October 1857.

Namens der Direction
                                                    Faber, Dr.
                                                    Secretair des Vereins.


Das Mäntel=Lager

U. Beermann & Co.

in Lübeck, Klingberg 927,

ist durch die neuesten Façons auf das reichhaltigste assortirt.


        Am 26.October, Mittags 1 Uhr, starb unser kleiner Carl, 2 Jahre und 2 Monate alt. Tief betrübt zeigen wir diesen Trauerfall Freunden und Bekannten hiermit an.
    Schönberg den 28. Oktober 1857.

                                                    Färber Breuel und Frau.


        Am 26. October, Abends 11 Uhr, wurde uns unser kleiner Heinrich in dem Alter von anderthalb Jahren durch den Tod entrissen, welches wir Theilnehmenden hierdurch anzeigen.
    Schönberg, den 28. October 1857.

                                                    Bielfeld, Pächter, und Frau.


        Ich zeige hiermit an, daß ich dem Jäger Polle beim Förster Hrn. Wicht in Carlow die Aufsicht über meine Holzkoppel übergeben habe, und daß dieser denjenigen, der unbefugter Weise darin angetroffen wird, gerichtlich belangen kann. - Ferner sichere ich demjenigen eine gute Belohnung zu, der mir den Dieb von 3 Leiterbäumen, welche in der Nacht vom 10. auf den 11. d. Mts., und von 2 Leiterbäumen, welche in der Nacht vom 17. auf den 18. d. Mts. aus meiner Holzkoppel gestohlen worden sind, so anzeigt, daß ich ihn gerichtlich belangen kann.
  Pogetz, den 20. October 1857.

                                                    Hauswirth Joh. Freitag.


        Hiermit erlaube ich mir anzuzeigen, daß das von mir ausgeübte Hebammengeschäft von jetzt an wieder durch mich mit der früheren Aufmerksamkeit betrieben wird und empfehle mich darin ganz ergebenst. Meine Wohnung ist gegenwärtig im ehemaligen Schneider Riese'schen Hause, Siemzerstraße.
  Schönberg, den 15. October 1857.

                                                    E. Söhlbrand, Hebamme.


Mein großer Ziegenbock
deckt fremde Ziegen für 8 ßl.

Ziegen, die umbocken, können zu jeder Zeit wieder beigebracht werden.
  Schönberg, den 24. Octbr. 1857.

                                                    Schulze, Handelsmann.


        Ein von mir angeschaffter Ziegenbock deckt fremde Ziegen für 8 ß, wofür die Ziegen, welche nachbocken, gratis beigebracht werden können.

                                                    Webermeister H. Bade
                                                    vor dem Siemzerthore.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.
Am 23. bis 29. Octbr.

Geboren: D. 23. dem Arbtsm. Hans Heinr. Barkenthin hies. 1 S.
Gestorben: D. 23. Marie Dähling, Arbeitsms.frau hieselbst, 30 J. alt, an der Schwindsucht. - D. 26. Ludwig Heinrich Carl Breuel, Färbermeisterssohn hieselbst, 2 J. und 2 M. a., an Scharlachfrieseln. - Johann Peter Heinrich Bielfeld, Pfarrpächterssohn hies., 1 1/2 J. a., an Scharlachfrieseln. - Ank Sterly, Arbeitsmannswittwe zu Niendorf, 57 J. a., an Schwindsucht.
Copulirt: D. 23. Christian Friedr. Bernhard Brasch, Arbm. zu Sabow und Anna Engel Trabiel daselbst. - Jochen Heinr. Grevsmühl, Arbtsm. zu Kl. Bünsdorf, und Maria Sophia Elisab. Willson daselbst.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 24-28 Schilling (Mecklenburg),     Wicken - Taler (Mecklenburg) 50-52 Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1- Taler (Mecklenburg)   2-  6 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 54-56 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 50-52 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 26-26 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 45-46 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 22-22 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 20-32 Schilling (Mecklenburg),     Schlagleinsaat 19-21 Mark (Lübeck)
Butter 15 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.      Kartoffeln, 4 Schilling (Mecklenburg).


(Nebst Beilage.)


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


[ => Original lesen: 1857 Nr. 44 Seite 5]

Beilage
zu den Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 130. October 1857.


Die Näherin.
[Erzählung.]
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1857 Nr. 44 Seite 6]

Die Näherin.
[Erzählung.]
(Fortsetzung.)


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