No. 39
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. September
1857
siebenundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1857 Nr. 39 Seite 1]

Alle im Jahre 1836, und zwar vom 1. Januar bis 31. December, beide Tage einschließlich, gebornen jungen Leute männlichen Geschlechts werden, um Zwecks der bevorstehenden Militair=Aushebung angeschrieben zu werden, hiermit geladen, am

Montage, den 28. September, Morgens 9 Uhr

vor Großherzogl. Landvogtei zu erscheinen, zugleich auch angewiesen, unfehlbar ihre Taufscheine mitzubringen.
                  Für diejenigen jungen Leute, welche auf Wanderung, oder sonst behindert sind, am gedachten Tage persönlich zu erscheinen, muß einer der Angehörigen, oder der Vormund sich einfinden und den Taufschein produciren.
          Schönberg, den 15. September 1857.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.       C. L. v. Oertzen.       C. v. Engel.


Nach Maaßgabe älterer Bestimmungen wird hierdurch zur Erinnerung und zur Nachachtung bekannt gemacht:
      daß

1) auswärtige, die hiesigen Jahrmärkte besuchende Handwerker sich über das Recht, ihr Handwerk in ihrem Heimathsorte betreiben zu dürfen, gehörig auszuweiten haben, und
2) Niemand mit mehr als mit einer Bude, oder einem Tische auf dem Markte ausstehen darf.
          Schönberg, den 19. September 1857.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          F. Graf Eyben.       C. L. v. Oertzen.       C. v. Engel.


- Aus Indien sind folgende neueste amtliche Depeschen in London eingetroffen. Aus Delhi, der belagerten Festung der Indier, sind drei Ausfälle gemacht und von den Engländern, freilich mit einem Verlust von 500 Mann, zurückgeschlagen worden. Die Aufständischen haben Zuzug erhalten. Rena Saib, der furchtbare indische Häuptling, der neulich erst einige dreißig Frauen und Mädchen, denen er Leben und Freiheit zugesichert hatte, seinen Banden Preis gab und sie dann niedermetzeln ließ, soll sich mit seiner ganzen Familie selbst das Leben genommen haben. Seine ganze Streitmacht war auseinandergesprengt, welcher der Gen. Havelock in Bhitur 13 und später 15 Kanonen abjagte. An mehreren Punkten rücken die Engländer entschlossen vor. In der Präsidentschaft Bombai macht der Aufstand reißende Fortschritte, die Ansteckung des Revolutionsfiebers ist unwiderstehlich. Kleine Truppen=Abtheilungen sind nicht mehr zu verwenden, um nicht in Gefahr zu gerathen, von den Insurgenten aufgerieben zu werden. Man erfährt endlich, daß General Havelock auf seinem glänzenden sieggekrönten Marsche plötzlich der Cholera wegen innehalten mußte, und es aus Mangel an hinreichenden Kräften vorzog, sich nach Kaunpuhr zurückziehen, als gegen Lucknow vorzugehen, von dem er nur noch 6 Meilen entfernt war, welche Stadt er nicht nur rasch entsetzen, sondern auch das Belagerungsheer von Delhi wirksam unterstützen könnte, wenn sein wackeres Heer nicht gar zu arg zusammengeschmolzen wäre. - General Neid, der in Kaunpuhr kommandirt, läßt von den Brahminen unter den meuterischen Sipahis, die ihm in die Hände fallen, die billigen Kleider der Schlachtopfer sammeln, und zwingt sie, dieselben, so wie den bluttriefenden Boden zu reinigen, wobei ein europäischer Soldat mit der Knute dabeisteht, um ihren Eifer nöthigenfalls aufzufrischen. Sobald sie in solcher Weise ihrer Kastenreinheit beraubt sind, werden sie einer nach dem andern gehenkt. Eine indische Zeitung sucht die Lage der Dinge als ungleich beruhigender zu schildern. Obwohl in den oberen Provinzen die Rebellion mit allen ihren Gräueln noch vorherrscht und die Meuterei sich nicht mehr auf die bengalische Armee beschränkt, so scheint doch die Empörung ihren Höhepunkt erreicht zu haben. General Havelock mit seiner auserlesenen Schaar war der erste, der dem wilden Strom Einhalt gebot, weshalb er auch als der Retter Indiens genannt wird. Der General hatte bei der Wiederbesetzung von Kaunpuhr in acht Tagen während eines ostindischen Juli=Monats 126 englische Meilen zurückgelegt ein Treffen gegen das überlegene Heer

[ => Original lesen: 1857 Nr. 39 Seite 2]

Rena Sahib's bestanden und ihm 24 Kanonen abgenommen. Am 17. Juli Morgens rückte er in Kaunpuhr ein und nun erst erfuhr man Näheres über die empörenden Gräuel, welche der verruchte Rena Sahib verübt hatte. Nicht weniger als 88 Officiere, 190 Mann Infanterie, 70 Damen, 120 Soldatenfrauen und Kinder und die gesammte christliche und europäische Bevölkerung des Ortes, aus Beamten, Kaufleuten, Krämern, Ingenieuren, Pensionären etc. bestehend, im Ganzen etwa 400 Personen, wurden das Opfer jener Missetat. Der Hofplatz vor dem Staatszimmer, wo Rena Sahib sein Hauptquartier hatte, und wo die Frauen eingekerkert waren, schwamm buchstäblich im Blut. Es sollen nur vier entkommen sein. Zu Kaunpuhr hat man das Tagebuch einer Dame gefunden, welches sie bis zum tage Ihrer Hinrichtung führte, uns woraus sich die genauesten Details ergeben sollen.
- Times erzählt von den Reichthümern der indischen Aufständischen in Delhi. Beinahe 2 Millionen Pfund Sterling sind in ihre Hände gefallen. und so groß ist die allgemeine Anarchie, daß die Soldaten nirgends ihre Baute sicher glauben, sondern sie mit in die Schlacht nehmen. Wenn sie fallen, findet man bei jedem Sipoy seinen Sack mit Rupien so gewiß um den Leib geschlungen wie eine Biene am Sommernachmittage ihren Honigbeutel trägt. Natürlich werden die Erschlagenen rasch wieder ausgesäckelt. Ein englischer Reiter sammelte auf diese Weise 100 Pfund ein.
- Für die bedürftigen Europäer in Indien, welche ihre Habe verlore, sind bereits namhafte Summen gezeichnet; die Königin Victoria gab 1000 Pf.; auch Kaiser Napoleon schenkte 1000 Pf. und die kaiserliche Familie 400. Für ganz Paris ist eine Subscription eröffnet.
- Das russische Kaiserpaar ist gegenwärtig in Darmstadt zum Besuch. In einigen Tagen reist der Kaiser nach Stuttgart, wo er mit Louis Napoleon zusammentreffen wird. Die Stadt füllte sich bereits mit Fremden, namentlich Russen und Franzosen, welche von den beiden Kaisern angezogen werden. Noch mehr hohe Gäste sind angesagt. Unter den angekommenen Franzosen befindet sich mehre geheime Polizei.
- Russische Berichte melden neue siegreiche Waffenthaten aus dem Kaukasus. Elf volkreiche Niederlassungen der Tscherkessen sind dem Erdboden gleich gemacht worden.
- Für die schwere preußische Cavallerie sollen gußstählerne Kürasse hergestellt werden, weil die bisherigen sich gegen die Spitzkugeln nicht fest genug erwiesen haben.
- Der König von Schweden, welcher wegen Krankheit einstweilen die Regierungsgeschäfte niederlegen muß, hat eine interimistische Regierung aus schwedischen und norwegischen Reichsrathsmitgliedern zur Verwaltung der Staatsgeschäfte eingesetzt. - Am 10. hat ein ganz ungeheurer Regenguß einen großen Theil des Ardeche=Departements im südlichen Frankreich völlig verwüstet. Alles ist zerstört, vier Brücken, viele Häuser, eine Menge von Mühlen und Seifenfabriken wurden geradezu weggeschwemmt. Von den Weinstöcken findet man keine Spur mehr, auf der Ardeche schwimmen Möbelstücke, Thiercadaver und Menschenleichen im gräßlichen Durcheinander. Der Regen dauerte 24 Stunden lang mit der größten Heftigkeit.
- In Königsberg ist die Cholera seit einigen Tagen mit erschreckender Heftigkeit ausgebrochen; fast alle Fälle verlaufen tödtlich.
- Die Auswanderung über Bremen nimmt in diesem Jahr bedeutend zu, die auf Newyork fahrenden Dampfschiffe sind stets schon längere Zeit vor der angekündigten Abfahrt besetzt. Die Zahl der Auswanderer in diesem Jahr beträgt 33,000 Personen, die Hälfte mehr als in den vorhergehenden beiden Jahren. - Während der letzten 36 Jahre sind in die Vereinigten Staaten 4,482,837 Personen eingewandert, darunter aus Deutschland 1,242,082.
- Im Züricher See hat kürzlich eine Marmonentaufe stattgefunden; die Täuflinge natürlich lauter Erwachsene männlichen und weiblichen Geschlechts, standen in langen Heerden am Ufer, wurden dann in den See hineingeführt und hier vollständig untergetaucht. Der feierlichen Handlung sah eine große Schaar Volks zu, und als sie vollzogen war, begann diese, den eben Getauften auch eine passende Einsegnung zukommen zu lassen. Es prügelte nämlich die überspannte Gemeinde weidlich ab und richtete dabei namentlich seine Aufmerksamkeit darauf, daß der Marmonenvater nicht zu kurz kam.
- In Berlin wurde vorige Woche das Lichtbratenfest gefeiert, welches seinen Namen davon hat, daß die Handwerksmeister allen bei denselben arbeitenden Personen den letzten Tag, wo sie ohne Licht zu brennen ihr Tagewerk ausüben, vor den Thoren in einem Vergnügungslocal einen Kaffee und einen mächtigen Braten nebst Wein geben.
- Als gutes Mittel wider nichtentzündete Warzen und Leichdörner wird empfohlen, dieselben mit einer Zusammensetzung aus 1 Theil gepulverte spanische Fliegen und 6 Theilen Scheidewasser vermittelst eines zugespitzten Holzstückchens zu betupfen. Schon nach einigen Tagen lassen sich die Warzen von der Haut ohne Schmerzen trennen.
- Nach den Zeitungsnachrichten scheint es, als wenn die Kartoffelkrankheit in England und Frankreich ernsthaft auftritt und mag diese Erscheinung auf die stattgehabte Besserung der Kornpreise nicht ohne Einfluß geblieben sein. Das Bedürfnis an Korn in Indien, woselbst man eine Hungersnoth befürchtet, wird in (England ebenfalls Beachtung finden. Die Gräuel der Zerstörung, welche dort in allen Richtungen herrschen, lähmen ohne Zweifel die Thätigkeit der Landbewohner und die Speculation der Kaufleute. Mord, Cholera und Hungersnoth sind furchtbare Gesellschafter.
- Aus Riga vom 17. Septbr. wird über die diesjährige Ernte angegeben, daß dieselbe sich im Innern des Reichs als sehr mittelmäßig herausstellt; der Roggen ist in einigen Gegenden zwar gut eingebracht und schwer an Gewicht; in andern aber durch anhaltenden Regen zu Grunde gegangen. In den weißrussischen Gouvernements an beiden Seiten der Düna belegen, ist eine mehr als mittelmäßige Durchschnittsernte erzielt. Das Sommergetreide ist zwar reif, aber noch grün, könnte jedoch durch früh eintretenden Frost verderben, der sich schon jetzt fühlbar macht.
- Das Heu hat in diesem Jahr überall einen außerordentlichen Werth; in Mecklenburg wird ein vierspänniges Fuder gutes Heu mit 30 Thaler bezahlt, an der preußischen Grenze, von wo viel Heu eingeführt wird, der Centner sogar mit drittehalb Thaler, so daß also das Pfund von jenem noch höher kommen soll, als das Pfund Roggen. Welchen Preis muß da die Milch und Butter haben, wenn derselbe jenen enormen Heupreisen entsprechen soll? - Für das Schock Stroh werden über acht Thaler bezahlt, für diesen Preis aber schwer zu haben.
Hamburger Getraidemarkt flau. Waizen und Roggen einige Thaler billiger.


Bekanntmachung.

        Die zum Einstellungsjahrgang 1851 gehörigen beurlaubten Leute des Großherzoglichen Infanterie=Bataillons, so wie die nicht eingestellt gewesenen Rekruten vom Jahre 1855 haben ihre Verabschiedung zum 1. October c. zu gewärtigen. Dieselben haben daher persönlich oder schriftlich portofrei ihre Urlaubs=Pässe bei dem Bataillons=Commando einzureichen, um dagegen ihren Abschied zu erhalten.
    Neustrelitz den 22. September 1857.

                                                    v. Rosenberg=Gruszczynski,
                                                    Oberstlieutenant und Commandeur.


Vorladungen.

        Auf Antrag des Schulzen Maaß zu Malzow und des Hauswirths Meyer zu Schwanbeck, als Vormünder des Anerben Peter Schmidt zu Schwan=

[ => Original lesen: 1857 Nr. 39 Seite 3]

beck betreffend die Mortification von 5 Hypothekenscheinen, werden alle diejenigen, welche an nachstehend aufgeführte Hypothekenscheine, ausgefertigt

1) über den fol. 10. des über die Vollstelle des Hauswirths Heinrich Oldörp zu Lockwisch niedergelegten Hypothekenbuchs eingetragenen Posten von 116 Taler (Mecklenburg) 32 Schilling (Mecklenburg), d. d. Schönberg, den 21. Januar 1857, lautend auf den Namen der Curatel des Anerben Peter Schmidt zu Schwanbeck,
2) über den fol. 13. daselbst eingetragenen Posten von 233 Taler (Mecklenburg) 16 Schilling (Mecklenburg), d. d. Schönberg, d. 21. Januar 1857, lautend auf den Namen der Curatel des Anerben Peter Schmidt zu Schwanbeck,
3) über den fol. 15. daselbst eingetragenen Posten von 233 Taler (Mecklenburg) 16 Schilling (Mecklenburg), d. d. Schönberg, d. 21. Januar 1857, lautend auf den Namen der Curatel des Anerben Peter Schmidt zu Schwanbeck,
4) über den fol. 18. daselbst eingetragenen Posten von 233 Taler (Mecklenburg) 16 Schilling (Mecklenburg), d. d. Schönberg, d. 21. Januar 1857, lautend auf den Namen der Curatel des Anerben Peter Schmidt zu Schwanbeck,
5) über den fol. 22. daselbst eingetragenen Posten von 260 Taler (Mecklenburg), d. d. Schönberg, den 21. Januar 1857, lautend auf den Namen der Curatel des Anerben Peter Schmidt zu Schwanbeck,
aus irgend einem Rechtsgrunde Ansprüche zu haben und der Mortification derselben widersprechen zu können glauben, peremtorisch hierdurch geladen, in dem auf

Montag den 12. October d. J.
Vormittags 11 Uhr

angesetzten Termin ihre An= und Widersprüche anzumelden und sofort zu rechtfertigen, oder zu gewärtigen, daß ihre Ansprüche an die gedachten Hypothekenscheine für erloschen angenommen und letztere für mortificirt erklärt werden sollen.

    Schönberg, den 18. Juli 1857.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                     Reinhardt.


Verkaufsanzeigen.

        Zum öffentlichen meistbietenden Verkauf des in der Lübecker Straße in Dassow sub Nr. 147 der Charte und pag. 10 des Registers belegenen, zum Debitwesen des Gastwirths und Mehlhändlers W. Luckmann daselbst gehörenden Bauplatzes nebst Garten und Abschnitt ist ein termin auf:

Sonnabend den 26. September d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

anberahmt und werden Kaufliebhaber hiemit eingeladen, sodann Bot und Ueberbot zu Protocoll zu geben und in Grundlage der in termino zu verlesenden Bedingungen den Zuschlag in diem zu gewärtigen.
    Zugleich ist zur Ausübung des creditorischen Gleichgebotsrechts ein anderer Termin auf:

Sonnabend den 17. October d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

angesetzt, wozu alle nicht präcludirte Luckmannsche Creditoren sub praejud. pro omni des Ausschlusses mit dem vorgedachten Rechte hiemit vorgeladen werden.
    Patrimonialgericht Lütgenhof, den 29. August 1857.


Bekanntmachung.

          Eine nochmalige Zahlung der Armensteuer zum vollen Beitrag an die resp. Armenvorsteher hat sich als nothwendig herausgestellt. Es werden daher die Bewohner des Schönberger Armen=Districts aufgefordert, ihre Beiträge sofort zu berichtigen.
    Schönberg den 10. Septbr. 1857.

                                                    Die Armenbehörde.


Vermischte Anzeigen.

Am 27. September erhalten wir eine Partie
anderthalbjährige Säuge=Fohlen,
welche bei uns zu verkaufen sind.                                                    
                                                    Aug. Kniep & L. Vock.


        Am 14. Septbr. Abends ist auf dem Wege von der Post nach dem Markt, kalten Damm, Amtsplatz bis zum Grothschen Gasthof und zurück die Siemzer Straße entlang die untere 1/2 Zoll lange Hälfte eines goldenen Uhrschlüssels verloren gegangen. Der Finder erfährt den Namen des Eigenthümers in der Expedition dieses Blattes und erhält eine angemessene Belohnung.


      Das

Möbel=, Spiegel= u. Polsterwaaren=Magazin
von
Joh. Wencker in Lübeck, neuerdings: obere Glockengießerstraße No. 247,

empfiehlt sich mit einer reichen Auswahl aller in dies Fach schlagenden Gegenstände zu billigen, festen Preisen, bei höchst solider und geschmackvoller Arbeit.
    Bei ganzen Einrichtungen, namentlich nach Plätzen, wo Zoll dafür zu entrichten, gewährt dasselbe den höchstmöglichsten Rabatt.
    So eben empfangen: eine große Parthei äußerst eleganter, preiswürdiger Möbel, als: mahagoni Schreib= und Cylinder=Bureaus, Silber=, Kleider= und Bücherschränke, Damen=Schreibtische, Näh= und Spieltische, Claviersessel mit und ohne Lehne, Notenschränke und Etageren, Causeuses, Spiegel und Trümeaus aller Art, Consoltische mit Marmorplatten u. s. w.


        Dem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend bringe hiermit zur Nachricht, daß ich auch das diesjährige Herbstmarkt mit meinem bekannten großen Lager von

Tuch u. Buckskin, Düffel, Siberiennes,
Jüre Laine u. Cachemir, double Shwals
u. Tücher nebst sonstigen Manufacturwaaren

besuchen werde; wobei ich noch besonders aufmerksam mache, daß ich durch persönlich gemachte Einkäufe auf den Frankfurter und Leipziger Messen alle meine Waaren zu soliden Preisen begebe. Auch zeige noch an, daß ich meinen Kunden eine große Auswahl von ganz neuen Mustern blanken und bunten Brokatband, Atlas Schürzen und Tücher vorlegen werde.
    Mein Stand ist wiederum vor dem Hause des Gastwirths Hrn. Fick.

                                                    Heinrich Rohde,
                                                    aus Rehna.


          So eben erhielt ich eine Parthie neuer Bettfedern im Preise von 20 bis 40 ßl., Duhnen 1 Taler (Mecklenburg) 16 ßl. pr. Pfund, wovon ich am Markttage Proben bei mir habe und Aufträge entgegennehme.

                                                    H. Rohde, aus Rehna.


G. A. Levissohn
(Marcus Nachfolger.) aus Rehna

wird auch zum diesjährigen Schönberger Herbstmarkte mit seinem bekannten

Tuch= und Manufactur=Waaren=Lager

dort eintreffen. Dasselbe ist durch persönliche Einkäufe auf der Leipziger Messe und andern Plätzen in allen Artikeln,

sowohl für Stadt= als Landbewohner,

auch in fertigen Damenmänteln, Mantillen und Umhängen aufs vollkommenste assortirt. Unter Zusicherung billiger und reellster Bedienung bittet derselbe um zahlreichen Besuch.
          Sein Stand ist wie immer vor dem Gasthofe des Herrn Fick, Ecke der Marienstraße.


[ => Original lesen: 1857 Nr. 39 Seite 4]

Moritz Stein
aus
Ratzeburg
empfiehlt zum bevorstehenden Markte sein bekanntes

Tuch= u. Manufacturwaarenlager.

        Sein Stand ist in dem Hause des Posthalters Herrn Fick.


Karl Kindt
aus Rehna

empfiehlt sich zum diesjährigen Schönberger Herbstjahrmarkt mit einer großen

Auswahl Schuhzeug für Damen,

darunter namentlich Zeug= und Leder=Kamaschenstiefel in allen Größen, hohe Schnürstiefel, Morgenschuhe und lackirte Schuhe, und Kinder=Arbeit in verschiedenen Sorten; alles in geschmackvollster Façon.
        Sein Stand ist wie gewöhnlich vor dem Hause des Hrn. Kaufmann Boye; die Bude ist mit seiner Firma versehen.


        Zum bevorstehenden Schönberger Markte empfehle ich mein reichhaltiges

Schuh=Waaren=Lager.

Es enthält allerlei Sorten Kamaschenstiefel von braunem, grünem und schwarzem Leder, so wie alle Arten von hohen und niedrigen Schuhen, Kinderstiefeln, Pantoffeln und eine Parthie Herrenstiefel. Da ich mit allen in dieses Fach einschlagenden Arbeiten wohl versehen bin und alle Arbeiten dauerhaft und geschmackvoll sind, so hoffe ich um so mehr auf zahlreichen Zuspruch. Mein Stand ist wie früher vor der Apotheke und ist die Bude mit meiner Firma versehen.

                                                    J. Schleuß,
                                                    Schuhmacher aus Rehna.


        Für meine Weinhandlung suche ich einen Küferlehrling.

Lübeck, Sept. 1857.                                                     H. F. v. Melle.


Die                          
Preußische
National=Versicherungs=Gesellschaft
in Stettin

mit einem Grundkapital von 3 Millionen Thaler, und einem Reservefond von 400,000 Thaler, übernimmt

Versicherungen gegen Feuersgefahr

auf bewegliche und unbewegliche Gegenstände

zu den billigsten Prämien

und unter den größten Erleichterungen für die Versicherten.

Nachzahlungen finden nie statt.

          Für landwirthschaftliche Versicherungen hat dieselbe in neuester Zeit ihre Bedingungen und Prämien ganz besonders günstig gestellt.
          Versicherungen werden abgeschlossen durch die

Agentur Schönberg
Wilh. Heincke.
                                                     Agentur Ziethen
H. Wulff.


          Knaben vom Lande, welche die hiesigen Schulen besuchen wollen, finden noch zu Michaelis d. J. gutes Unterkommen und gewissenhafte Beaufsichtigung bei

Wilh. Heincke.

    Schönberg, den 17. Septbr. 1857.


Ein gut erhaltenes Fortepiano ist billig zu verkaufen. Näheres in der Expedition dies. Bl.


Echt englisches Gichtpapier,

vorzügliches Mittel gegen alle rheumatischen Leiden, wie z. B. gegen das Reißen in den Gliedern, bei Magen= und Brustbeschwerden, gegen Schnupfen, Kopf= und Zahnweh, bei Augen= und Halsentzündungen etc. - Der Bogen 4 Schilling (Mecklenburg).

bei                                 B. Büschel in Lübeck,
Holstenstraße 180.


      Ueber meine Koppel Bockenberg und über Krüger Hechts Koppel, Dieckkamp genannt, ist in der letzten Zeit ein Schleichsteig gemacht, der hiermit bei Strafe verboten wird. Diejenigen, welche ich darauf betreffe, werde ich gerichtlich belangen
    Schlagsdorf den 8. Sept. 1857.

                                                    Hauswirth Niemann.


          Einem geehrten Publicum beehre ich mich anzuzeigen , daß bei mir am 28., 29. Septbr. und folgenden Tage

Scheibenschießen

stattfindet, wozu ich freundlichst einlade.
    Einsatz 16 ßl. Büchsen, Pulver und Blei werden von mir gehalten.
    Maurienmühle, den 13. Septbr. 1857.

                                                    Elisabeth Spehr, geb. Jänkel.


Theater in Schönberg,
im Locale des Hrn. Boy.

        Freitag den 25. Septbr.: Das Gefängniß, oder: Alle wollen brummen, Lustspiel in 4 Acten von Roderich Benedix. Sonntag den 27.: Stadtminschen un Buurslüüd, oder: Die Verwandtschaften, Lustspiel in 5 Acten, von Kotzebue. Montag den 28.: Der Pariser Taugenichts, Lustspiel in 4 Acten, von Dr. Töpfer. Anfang 7 Uhr.
    Da mehrseitige Klagen entstanden, daß das geehrte Publikum von außerhalb keine Sitzplätze, ja sogar wegen zu großen Andrangs keine Stehplätze mehr erhalten konnte: so ersuche ich höflichst um recht frühzeitige Anmeldungen, um die Plätze reserviren zu können.

                                                    M. Graf.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.
Vom 18. bis 24. Septbr.

Geboren: Den 21.: dem Arbm. Nevermann in Sabow ein S.
Gestorben: den 17. Joh. Ludw. Rudolf Saß, Apotheker aus Waren, 52 J. a. - Den 18. Heinr. Asm. Hans Barkenthien, Arbm.=Sohn vor Schönberg, 6 T. a. - Den 21. Cath. Luise Auguste Stedher, Arbm.Tochter, 3 W. a.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 32-38 Schilling (Mecklenburg),     Wicken - Taler (Mecklenburg) 50-52 Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1- Taler (Mecklenburg) 10-16 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 54-56 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 54-58 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 26-27 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 46-48 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 22-23 Mark (Lübeck)
Erbsen - Taler (Mecklenburg) 64-68 Schilling (Mecklenburg),     Schlagleinsaat 19-20 Mark (Lübeck)
Butter 13 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.      Kartoffeln, 5 Schilling (Mecklenburg).


              Die abermalige unentgeldliche Vergrößerung der in Bergedorf vor Hamburg erscheinenden

Eisenbahn=Zeitung

hat wieder eine sehr vermehrte Verbreitung derselben zur Folge gehabt, weil die Eisenbahn=Zeitung jetzt gewiß den strengsten Ansprüchen auf Nutzen und Unterhaltung genügt.
              Der reichhaltige Inhalt der Eisenbahn=Zeitung ist hinlänglich bekannt. Dieselbe erscheint viermal wöchentlich und ist für 40 Schilling (Mecklenburg) L. M. prompt zu erhalten bei

                                                    Wilh. Heincke.


(Nebst Beilage.)


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


[ => Original lesen: 1857 Nr. 39 Seite 5]

Beilage
zu den Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 25. September 1857.


Das Heerdengeläute im thüringer Walde.

Eins der schönsten Gebirge Deutschlands ist der Thüringer Wald; reich an entzückenden An= und Aussichten, an Naturmerkwürdigkeiten und historischen Erinnerungen. Nirgends ist das Gebirge unwirthbar, es ist das Herz Deutschlands, durchdrungen von Lied und Sage und von reger Lebensthätigkeit. Der Reisende richte seine ganze Aufmerksamkeit auf die schöne Natur, oder wende seinen Antheil dem industriellen Leben und dem Volksthümlichen zu, in jeder Hinsicht wird er sich befriedigt fühlen.
Eine Eigenthümlichkeit aber besitzt der Thüringer Wald, die nur das in vieler Beziehung gleiche Harzgebirge mit ihm theilt, die seinen ländlichen Charakter sehr erhöht und gewiß jedem Besucher den angenehmsten Eindruck hinterlassen muß - es ist das harmonische, wohltönende Schellengeläute der wohlgenährten Viehheerden, die man zur Sommerzeit fast in jedem Thale antritt. Das ist eine wunderliche Musik, die weithin durch Wald und Trifften schallt, die den einsamen Gebirgswanderer um so mehr entzückt, wenn sie ihm von steilen Bergwänden oder aus engen Thalschluchten entgegentönt! So singt denn auch der thüringische Dichter Ludwig Bechstein:
      Wie lieblich klingt im Walde das läutende Getön,
      Wenn auf der Bergeshalde die Heerden weidend gehn!
Die vielgerühmten Kuhgeläute der Schweizer zeichnen sich zwar durch ihre Größe aus, aber sie entbehren der harmonischen Stimmung und dadurch eines wesentlichen Reizes.
Der Gebrauch solcher Geläute (Schellen) ist wahrscheinlich so alt, als man überhaupt im Gebirge die Viehzucht betreibt und zunächst aus dem Bedürfniß entstanden, verlaufene Kühe wieder zu finden. Da der Ackerbau auf dem Walde unbedeutend ist, die zahlreichen gutbewässerten Wiesen aber ein vortreffliches Futter geben, so hat denn auch jeder Waldort eine starke Heerde, die im Sommer ihre hauptsächlichste Nahrung im Walde findet. Auch jetzt darf gesetzlich kein Hirte ohne Schellen in den Wald treiben, und die Kühe sind so daran gewöhnt, daß sie nicht nur dieselben gern tragen und öfters aus reinem Wohlbehagen mit denselben läuten, sondern auch durch dieselben, wenn sie von der Heerde abkamen, sich von selbst wieder zurecht finden. Die harmonische Stimmung, zwar von uraltem Gebrauch, mag aus dem Bedürfniß der Hirten entstanden sein, ihrem musikalischen Gehör zu genügen, sowie denn überhaupt im thüringischen Volk eine große Vorliebe und eine entschiedene Befähigung für Musik sich nicht verkennen läßt. Die Hirten haben ihre eigene Theorie der Musik und ihre naturwüchsige Harmonielehre sich gebildet, was die Stimmung und volksthümliche Bezeichnung ihrer Geläute und deren einzelne Stimmen beweist. Ein reingestimmtes, volltöniges Geläute ist überhaupt des Hirten Freude und Stolz; es gehört ihm eigen und geht durch Erbschaft oder Kauf von einem auf den andern über; er setzt eine Ehre darin, sich durch dasselbe auszuzeichnen. Mit sichtbarem Wohlgefallen spricht er von seinem "Gelüt", daß es "wie eine Orgel und eine vollständige Musik klinge", daß die Berge von demselben "wummern". Er erkennt an jeder einzelnen Schelle sofort, zu welchem Geläute seiner Nachbarn sie gehört, und verhindert dadurch, daß die verschiedenen Heerden, wenn sie zuweilen zusammenkommen, sich vermischen. Zusammenkünfte - man könnte sie als Hirtenkongresse bezeichnen, finden noch jetzt hier und da statt, waren aber früher heitere Volksfeste, bei denen man tüchtig tanzte, sang und trank und allerlei Volksspiele aufführte.
Ein thüringischer Hirte ist eine urkräftige, jeder Witterung Trotz bietende Gestalt mit sonngebräunten markirten Gesichtszügen; Weste, kurze Hose und Gamaschen von Leder, viele Jahre schon im Gebrauch, vielleicht noch vom Vater oder Großvater abstammend; derbe Gebirgsschuhe mit dicken Sohlen, dicht mit Nägeln und Krapfen besetzt; ein breiter lederner Leibgurt mit Messingschnallen hält über den Hüften die Hose, zwischen welcher und der Weste sich wohl auch öfters das Hemd durchblicken läßt; der bis an die kräftigen Waden reichende Tuchrock mit blanken Metallknöpfen wird zur heißen Sommerszeit mit einem schmucken weißleinenen Kittel vertauscht; die breiten Krempen des runden schwarzen Filzhutes, stets mit Federn oder Blumen verziert, werden durch kurze Schnuren in wagrechter Richtung gehalten; sein hainbuchener langer Knotenstock, in der Backofenhitze "gebebt" darf eben so wenig fehlen wie sein Stummel mit Maserholzkopf, aus dem er beständig behaglich schmaucht. Mit seiner "Gütschel", die einen kurzen Stiel und sehr langen "Schlag" mit Schmitze aus langen Kuhschwanzhaaren hat, hält er seine Heerde zusammen, wobei ihm ein gut abgerichteter Hund von eigener Race gute Dienste leistet. Treibt er in die Berge, so trägt er an einem breiten Riemen mit Messingschnallen sein ledernes Ränzel, welches eigentlich ein kleiner Quersack ist, der vorn mit Riemen zugeschnürt wird, an denen zur Verzierung Otternknöpfe hängen. In dem Ränzel hat er sein frugales Frühstück und Mittagsbrod, meistens Brot und thüringischen Käse nebst einem Schnaps, und eine ziemlich große Trinkschale, die er sich selbst aus Birkenholz kunstreich geschnitzt hat, und in welcher er sich in einer kühlen Waldquelle eine Mittagssuppe bereitet. Eine kleine Art, die er in einer ledernen Scheide trägt, braucht er, um sein Winterholz zusammen zu bringen, oder Reisig zum Besenbinden, welche Kunst er ebenfalls versteht, abzuhauen. So ausgerüstet giebt er dann jeden Morgen mit seinem Horn das Signal zum Austreiben, wobei er mehr oder weniger wiederum eine eigenthümliche Kunstfertigkeit entwickelt.
Das mit einem Messingmundstück versehene 3 bis 4 Fuß lange gekrümte Horn verfertigt er sich selbst aus einer Fichtenwurzel, die er in zwei Langhälften schneidet, aushöhlt und dann wieder zusammenfügt, indem er sie mit Bindfaden dicht umwickelt und farbig überstreicht. So ist er Alles in Allem: theoretischer und praktischer Musikus, Instrumentenmacher, Holzhauer, Besenbinder und auch Schneider, Schuster und Sattler. Nimmt man noch dazu, daß er auch den Thierarzt und Operateur des Dorfes abgiebt, die hauptsächtlichsten Heilkräuter der Berge kennt und sie selbst für seine oft ausgebreitete Praxis zubereitet, hier und da an Menschen quacksalbert und seine gelehrten Bücher im Walde mit sich herumträgt: so begreift man, in welch hohem Ansehen ein solcher Mann steht und welchen Posten er einnimmt.
Nach freundlicher Begrüßung und leutseligem Gespräch wird dieser Mann bald gesprächig und mit gewichtiger Miene von seinem Geläute erzählen: ob es ein tiefes oder hohes, ob es contra oder nicht contra gehe, ob es nach dem Signalhorn oder der Trompete, nach der Klarinette oder der Bergmannszither gestimmt sei. Er wird die einzelnen Schellen, indem er uns die Töne vorpfeift, bezeichnen. Jedes Geläute bildet einen reingestimmten vollständigen Akkord.
Die Schellen sind aus Schmiedeblech gemacht und mit Messing gut zusammengelöthet. Diejenigen

[ => Original lesen: 1857 Nr. 39 Seite 6]

Schlösser, welche sie zu verfertigen wissen, heißen Schellenmacher, deren es in dortiger Gegend nur zwei giebt. Ein vollständiges Geläute muß mindestens ein Schock Schellen haben und kommt auf 40 bis 50 Thaler. Es giebt aber auch große Geläute von 2 bis 3 Schock Zellen. Schon öfters sind thüringische Geläute in weite Ferne versandt worden.


Getäuschte Hoffnungen.
[Erzählung.]


Das Messen des Korns,

und das Verfahren, welches man dabei beobachtet, ist jedenfalls von einiger Bedeutung, will man anders vor Nachtheil und davor bewahrt bleiben, mehr von jenem zu geben, als man rechtmäßig nöthig hat. Gewöhnlich herrscht dabei die Ansicht, daß mehr Korn in den Scheffel hineingeht, wenn man dasselbe aus der Schaufel auf einmal und mit einiger Kraft in denselben fallen läßt, weshalb man es denn auch am vortheilhaftesten hält, dasselbe möglichst langsam in jenen hineinlaufen zu lassen. Diese Ansicht ist eine nicht richtige und der Erfolg der entgegengesetzte von dem, was man eigentlich beabsichtigt. Selbstverständlich darf dabei, bevor der Scheffel abgestrichen ist, nicht an jenen gestoßen, oder gerüttelt, oder derselbe einer sonstigen Erschütterung ausgesetzt werden. Er muß vielmehr durchaus fest, und wo möglich in dem Kornhaufen stehen. Schüttet man z.B. den Scheffel aus einem Sack auf einmal voll, so wird man nicht das Gewicht haben, als wenn man ihn mit einer Schaufel vollschaufelt; die Differenz wird aber um so bedeutender sein, desto kleiner die Schaufel ist und desto langsamer man das Korn in den Scheffel laufen läßt. Je größer übrigens das Gefäß ist, desto mehr ist der Abmesser im Nachtheil. Nehmen wir z. B. 1 Faß (1/4 Scheffel, so werden, selbst wenn dasselbe zu dem dazu gehörenden Scheffel, in durchaus gerechtem Verhältniß steht, 4 desselben noch keineswegs den Scheffel füllen, d. h. wenn beide Gemäße auf dieselbe Art vollgemessen werden. Wo man also nach dem großen und nach dem kleinen Scheffel verkaufen kann, da wird man immer am besten thun den kleinen zu wählen. Wer sich übrigen von der Richtigkeit eines Gemäßes überzeugen und Vergleichungen zwischen mehreren anstellen will, der wählt am besten dazu runde Körner; Raps ist das geeignetste. Genauer ist freilich Wasser oder dergl. Man muß dann aber nicht das Wasser aus dem einen Gemäß in das andere gießen, sondern beide Gemäße gleichzeitig füllen und nun die einzelnen Quantitäten auf die Wagschale bringen. Denn desto öfter man das Wasser aus dem einen vorher trockenen Gefäße in das andere gießt, desto weniger wird es, weil in jedem derselben etwas davon hängen bleibt. - Der Verkauf oder Kauf des Korns nach Gewicht verdient natürlich stets den Vorzug.

(Pr. Ldw.)           


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