No. 33
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Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. August
1857
siebenundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1857 Nr. 33 Seite 1]

Des Großherzogs Königliche Hoheit haben zu bestimmen geruhet:

daß die auf dem Domhofe bei Ratzeburg wohnenden, dem Unterthanenverbande des Fürstenthums Ratzeburg angehörigen Eltern von Michaelis d. J. an verpflichtet sein sollen, ihre Kinder vom vollendeten sechsten Lebensjahr an bis zur Confirmation in die auf dem Domhofe ihretwillen errichtete öffentliche Schule zu schicken und daß sie von der Entrichtung des Schulgeldes für dieselben auch dann nicht befreiet sind, wenn die Kinder eine auswärtige Stadtschule, es sei denn eine Gelehrtenschule, besuchen.
welche allerhöchste Bestimmung, auftragsmäßig, hierdurch zur allgemeinen Kunde und resp. zur Nachachtung bekannt gemacht wird.
        Schönberg, den 28. Juli 1857.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          F. Graf Eyben.       C. L. v. Oertzen.       C. v. Engel.


Dem Schuhmachergesellen Hans Joachim Hartwig Möller, gebürtig aus Carlow, ist kürzlich, ohne seine Schuld, sein ihm im Jahre 1849 zu Rehna ausgestelltes Wanderbuch abhanden gekommen und wird solches, nachdem dem etc. Möller heute ein neues ertheilt worden, für ungültig hierdurch erklärt.
        Schönberg, den 10. August 1857.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          F. Graf Eyben.


In dem aufständischen Ostindien gab's fürchterliche Auftritte. Es liegt aber etwas Heroisches in der Art, wie englische Officiere, allein stehend auf entlegenen Stationen, ihren Platz behaupteten. Einige sind zu Grunde gegangen, aber keiner hat sich schwachmüthig gezeigt. Zu Lahore im Pentschab befand sich Sir John Lawrence mit fünf schwierigen Sipoyregimentern, zwei Batterieen Artillerie, auf die er sich verlassen konnte, und einem englischen Bataillon. Er ordnete einen Ausmarsch an, ließ das ganze Sipoycorps sich in Front vor seinem europäischen Kameraden aufstellen und befahl ihm die Waffen zu strecken, während die Kanonen auf sie gerichtet waren. Die Sipoys zögerten. Augenblicklich scholl den britischen Soldaten das Kommandowort "Laden!" - und wie die Ladestöcke die scharlachrothen Reihen hinabfunkelten, legten 5000 Bengalen ihre Gewehre vor sich nieder.
In London sind wieder Nachrichten aus Indien ankommen. Die Regierung meldet dem Publikum sehr vorsichtig, "der schlimmste Theil der Nachrichte sei bereits bekannt." Die engl. Regierung nimmt die Sache ernstlich in die Hand und wird darin von der entrüsteten Stimmung des Volks bedeutend unterstützt. Außer den 30 bis 40000 Mann, die bereits aus Persien und China, vom Cap, aus Mauritius, aus Ceylon und aus England unterwegs nach Indien sind, sind noch weitere 4 Bataillone Infanterie, 2 Regimenter Cavallerie und 2 Compagnien Artillerie dorthin beordert worden. Es wird kaum daran gezweifelt, daß, wenn diese Truppen dort angekommen sind, der Oberfeldherr Campell schnell mit der Meuterei fertig werden wird. Von England sind alle verfügbaren Truppen abgesandt; dafür sollen wieder 30000 Mann Miliz eingerufen werden, um Ersatztruppen zu haben.
- Das wunderliche Ding, orientalische Frage genannt, bekommt einen neuen Kopf oder Schwanz. Der französische Gesandte, Herr von Thuvenel, in Constantinopel hat plötzlich dem Sultan erklärt: wenn du nicht augenblicklich die Wahlen in der Moldau und deine Statthalter dazu cassirst, so bricht Frankreich allen Verkehr mit dir ab, und ich reise heim. Die Gesandten Rußlands, Preußens und Sardiniens schließen sich dem Antrage Frankreichs an. Oesterreich und England stehen auf der andern Seite; denn ihnen gefällt oder nutzt, was in der Moldau geschehen ist. Der Sultan hat eiligst an Kaiser Napoleon geschrieben. - Die Situation in Konstantinopel hat sich nicht geändert. Der franz. Gesandte und ebenso die Vertreter der anderen drei Mächte hatten zwar nach den neuesten Berichten ihre diplomatischen Beziehungen zu der Pforte abgebrochen, aber die Abreise verschoben, bis die Antwort des Kaisers Napoleon auf das Schreiben des Sultans auch darüber eine Entscheidung

[ => Original lesen: 1857 Nr. 33 Seite 2]

bringen wird. Man will in Paris übrigens wissen, daß die Cabinette von London und Wien ihren Gesandten entschieden ihre Mißbilligung über die Beiwohnung an dem türkischen Ministerrathe und die Uebernahme der Vertretung seines Beschlusses ausgesprochen hätten; aber an eine Abberufung des Lord Redcliffs und des Herrn v. Prokesch, um den Conflict auszugleichen, ist wohl nicht zu denken, wie hie und da angenommen wird. Man hofft jedoch mit großer Zuversicht in unterrichteten Kreisen auf die friedliche Beilegung der Differenz.
- Auf dem letzten Feldzuge in Algier ist eine große Zahl der französischen Truppen vor Hitze und Durst wahnsinnig geworden.
- Mancher Erndtefreude wurde furchtbar rasch ein Ende gemacht; mitten auf den heißen Erndtefeldern trat zu manchem Schnitter der große Schnitter Tod. Die Hitze brachte tödtliche Schlagflüsse.
- Auch Danzig ist vor einigen Tagen von einem großen Brandunglück heimgesucht. Der Umfang der Brandstätte, ca. 30 Gebäude, ist um so bedauernswerther, da viele Arbeiterhäuser niederbrannten, deren zahlreiche Bewohner kein Stück ihrer Habe versichert haben.
Das Brandunglück zu Vreden hat wahrlich eine entsetzliche Höhe erreicht; es sind mindestens an 330 Häuser abgebrannt. Von ca. 400 Häusern sind nur 70 stehen geblieben.
- Zu Orsova an der Donau, wo die ungarische Krone mit den Insignien wiedergefunden wurde, ist im allerhöchsten Auftrage ein Denkmal errichtet und beinahe vollendet. Dasselbe besteht aus einer Kapelle, die aus gemeißelten Steinen in gothischem Style erbaut ist.
- In Paris, Berlin, Magdeburg und noch an mehreren Orten haben die Steuerbeamten entdeckt, daß unter den Crinolinen Contrebande steckte.
- Das Bankerottmachen ist in England und Amerika ein einträgliches Geschäft, das Viele mit Vorliebe betreiben. Ich biete euch ein Viertel oder Sechstel, sagt der Bankerotteur seinen Gläubigern; wollt Ihr nicht, so gehen wir vor's Concursgericht. Da schlagen die Gläubiger ein Kreuz und - schlagen ein; denn das Concursgericht verschlingt die Hälfte alles dessen, was zur Masse gehört und macht durch endlose Fristen und Verzögerungen zu Gunsten des Falliten die zähesten Gläubiger mürbe. Bei einem alten Praktikus kamen beim 6 Bankerott nur 3 1/2 Schilling (Sterling) auf das Pfund für die Gläubiger heraus. Nein, sagte er, das kann ich nicht geschehen lassen, ich habe nie weniger als 5 Schilling gegeben, ich lege das Fehlende aus meiner eigenen Tasche drauf! So erzählte Lord Brougham im Parlament.


Auf der Eisenbahn.
[Erzählung.]

[ => Original lesen: 1857 Nr. 33 Seite 3]

Auf der Eisenbahn.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1857 Nr. 33 Seite 4]

Auf der Eisenbahn.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]


Vorladungen.

        Auf Antrag des Schulzen Maaß zu Malzow und des Hauswirths Meyer zu Schwanbeck, als Vormünder des Anerben Peter Schmidt zu Schwanbeck betreffend die Mortification von 5 Hypothekenscheinen, werden alle diejenigen, welche an nachstehend aufgeführte Hypothekenscheine, ausgefertigt

1) über den fol. 10. des über die Vollstelle des Hauswirths Heinrich Oldörp zu Lockwisch niedergelegten Hypothekenbuchs eingetragenen Posten von 116 Taler (Mecklenburg) 32 Schilling (Mecklenburg), d. d. Schönberg, den 21. Januar 1857, lautend auf den Namen der Curatel des Anerben Peter Schmidt zu Schwanbeck,
2) über den fol. 13. daselbst eingetragenen Posten von 233 Taler (Mecklenburg) 16 Schilling (Mecklenburg), d. d. Schönberg, d. 21. Januar 1857, lautend auf den Namen der Curatel des Anerben Peter Schmidt zu Schwanbeck,
3) über den fol. 15. daselbst eingetragenen Posten von 233 Taler (Mecklenburg) 16 Schilling (Mecklenburg), d. d. Schönberg, d. 21. Januar 1857, lautend auf den Namen der Curatel des Anerben Peter Schmidt zu Schwanbeck,
4) über den fol. 18. daselbst eingetragenen Posten von 233 Taler (Mecklenburg) 16 Schilling (Mecklenburg), d. d. Schönberg, d. 21. Januar 1857, lautend auf den Namen der Curatel des Anerben Peter Schmidt zu Schwanbeck,
5) über den fol. 22. daselbst eingetragenen Posten von 260 Taler (Mecklenburg), d. d. Schönberg, den 21. Januar 1857, lautend auf den Namen der Curatel des Anerben Peter Schmidt zu Schwanbeck,
aus irgend einem Rechtsgrunde Ansprüche zu haben und der Mortification derselben widersprechen zu können glauben, peremtorisch hierdurch geladen, in dem auf

Montag den 12. October d. J.
Vormittags 11 Uhr

angesetzten Termin ihre An= und Widersprüche anzumelden und sofort zu rechtfertigen, oder zu gewärtigen, daß ihre Ansprüche an die gedachten Hypothekenscheine für erloschen angenommen und letztere für mortificirt erklärt werden sollen.

    Schönberg, den 18. Juli 1857.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                     Reinhardt.


        Um den beim Mahlzower Brande mit 15,837 Taler (Mecklenburg) Beschädigten und den beim Schlagsdorfer Brande mit 5,906 Taler (Mecklenburg) 32 Schilling (Mecklenburg) Beschädigten Ersatz zu gewähren, wird eine baldige Erhebung von Beiträgen vorerst von 8 Schilling (Mecklenburg) für je 100 Taler (Mecklenburg) Versicherungswerth nöthig und den einzelnen Ortschaften der Zahlungstag besonders angesagt werden.
    Schönberg, den 6. Aug. 1857.

                                                    Direction der Feuer=Vers. Gesellschaft
                                                    für das Fürstenth. Ratzeburg.


Vermischte Anzeigen.

        Die 12 Füllen, welche der Lauenburgische landwirthschaftliche Verein im Hannoverschen hat ankaufen lassen, werden am 16. oder 17. August in Alt=Möllen eintreffen; am Dienstag den 18. August, 11 Uhr Vormittags, wird vor dem Schützenhause in Möllen die Versteigerung derselben beginnen.

    Gr. Thurow, 10. August 1857.

                                                    E. Ph. Berckemeyer.


        Ich zeige hiemit an, daß ich am Montag den 17. August auf dem Schlagsdorfer Hoffelde Rappspahlen verbrennen lasse.

                                                    Sik in Schlagsdorf.


       Die Aufsicht über meine Hecken, Zäune und über mein Holz, sowie über mein ganzes Feld habe ich dem Jäger des Försters Hinrichs zu Schlagbrügge übertragen.

                                                    Sik in Schlagsdorf.


Berlinische
Feuerversicherungs=Anstalt,
concessionirt durch Königliche Kabinets=Ordre
vom Jahr 1812.
.....................
Gewährleistungs=Kapital Ct. Taler (Mecklenburg) 1082900.    
Prämien=Reserve Ct. Taler (Mecklenburg) 93186. 20 Sg. 9 pf.

      Die Erhöhung des Grundkapitals auf zwei Millionen Thaler ist in der General=Versammlung am 27. Febr. d. J. beschlossen.
Einem geehrten Publikum kann ich diese seit 44 Jahren bestehende älteste Feuerversicherungs=Anstalt in Deutschland mit voller Ueberzeugung empfehlen; sie übernimmt Versicherungen gegen Feuersgefahr jeder Art zu festen, im voraus bestimmten billigen Prämien. Nachzahlungen können niemals stattfinden, und werden die vorkommenden Brandschäden liberal und prompt regulirt.
    Antragsformulare und Bedingungen können unentgeltlich bei mir in Empfang genommen werden, und bin ich überhaupt gern bereit, jede gewünschte Auskunft zu geben.
    Schönberg, im Juli 1857.

                                                    J. P. Bade,
                                                    Agent der Berliner Feuerversicherungs=Anstalt.


        Gesucht wird zu Michaelis d. J.: Ein Bursche in die Bäckerlehre. Nähere Nachricht ertheilt C. Schwedt in Schönberg.


        Am diesjährigen Schützenfeste zu Schönberg wurde ein Regenschirm gefunden, den der Eigenthümer beim Schulzen Wigger in Rüschenbeck gegen Erstattung der Insertionskosten in Empfang nehmen kann.


Schutzmarke Dr. Koch's Kräuterbonbons Die aus den vorzüglichst geeigneten Kräuter= und Pflanzensäften mit einem Theile des reinsten Zuckerkrystalls zur Consistenz gebrachten
Doctor Koch'schen
(K. P. Kreis=Physikus zu Heiligenbeil)
KRAEUTER-BONBONS

haben sich durch ihre Güte auch in hiesiger Gegend rühmlichst bewährt und sind in Originalschachteln à 8 u. 16 Schilling (Mecklenburg) stets ächt vorräthig bei

                                                    J. P. Bade in Schönberg.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.
Vom 6. bis 13. Aug.

Geboren: D. 7. dem Arbeitsmann Maaß in Schönberg eine Tochter.
Gestorben: D. 9. der Arbeitsmann Koth in Lokwisch, 49 Jahr alt.

Gemeinde Demern.
Vom 1. bis 31. Juli.

Geboren: D. 8. ein unehelicher Sohn. D. 9. ein unehelicher Sohn. Den 28. eine uneheliche Tochter.
Gestorben: - -


Getraide und Markt=Preise in Lübeck

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 16-24 Schilling (Mecklenburg),     Wicken - Taler (Mecklenburg) 44-46 Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1- Taler (Mecklenburg)   2-  8 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 48-50 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 48-52 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 25-26 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 49-50 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 24-25 Mark (Lübeck)
Erbsen - Taler (Mecklenburg) 52-56 Schilling (Mecklenburg),     Schlagleinsaat 19-21 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.      Kartoffeln, 6 Schilling (Mecklenburg).


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


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