No. 46
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. November
1856
sechsundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1856 Nr. 46 Seite 1]

Es sollen zur hiesigen Chausseebau=Casse zum bevorstehenden Antoni=Termine 1857

einige Summen in Pr. Crt.

angeliehen werden, und zwar unter nachfolgenden Bedingungen:

1) Die Anleihe geschieht unter Landesherrlicher Gewährleistung.
2) Die über jeden angeliehenen Posten zu ertheilenden Obligationen werden nach dem Wunsche des Darleihers, entweder auf einen bestimmten Namen, oder auch für jeden Inhaber und Vorzeiger derselben gültig und zahlbar ausgestellt.
3) Die Capitalien werden mit 3 Procent alljährlich verzinset und die jährigen Zinsen im Antoni=Termine bezahlt.
4) Dem Darleiher sowohl, als der Chausseebau=Casse steht eine halbjährige, jedes Mal zu Johannis oder Antoni zu beschaffende Kündigung frei.
5) Unter 50 Taler (Mecklenburg) werden keine Capitalien angenommen.
              Diejenigen, welche von dieser Gelegenheit zur Unterbringung von Geldern Gebrauch machen wollen, können ihre desfallsigen Anmeldungen beim Herrn Steuer=Commissair Grapow hieselbst machen.
          Schönberg, den 14. October 1856.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          F. Graf Eyben.       C. L. v. Oertzen.


Neustrelitz, 6. Novbr. Der heutige Tag, an welchem vor 40 Jahren Se. Königliche Hoheit der Großherzog seine segensreiche Regierung antrat, ist gewiß von den treuen Herzen Vieler in der klarsten Erinnerung begangen. Die Allerhöchsten Herrschaften haben denselben still gefeiert, da Se. Königliche Hoheit der Großherzog in Folge einer Erkältung noch an sein Zimmer gefesselt ist.


- In der Neuenburger Angelegenheit hat die deutsche Bundes=Versammlung beschlossen: 1) dem Londoner Protocoll vom Jahr 1852 beizutreten, und 2) an die deutschen Bundesregierungen, welche diplomatische Vertreter bei der schweizerischen Eidgenossenschaft beglaubigt haben, das Ansuchen zu stellen, die von der preußischen Regierung verlangte Freilassung der in den Septembertagen verhafteten Neuenburger durch ihre diplomatischen Agenten Namens des deutschen Bundes bevorworten und die desfallsigen Schritte der königlich preußischen Regierung bei den eidgenössischen Behörden mit allem Nachdruck unterstützen zu lassen.
- Aus Kopenhagen wird gemeldet, es seien Noten der deutschen Großmächte beim dänischen Cabinet eingegangen, worin sie die dänische Regierung nochmals ersuchen, die den holsteinischen Ständen zugesicherten Rechte zur Geltung kommen zu lassen und insbesondere den letzteren die Gesammtstaats=Verfassung zur Berathung vorzulegen; sie haben schließlich diesen Schritt gethan, um, wenn irgend möglich, diese Angelegenheit nicht vor den Bund bringen zu müssen und damit die Folgen zu vermeiden, welche daraus unvermeidlich für Dänemark hervorgehen müßten.
- Nach mecklenburgischen Blättern wird auf dem in Malchin zu eröffnenden nächsten Landtage beider Großherzogthümer wiederum der Anschluß Mecklenburgs an den Zollverein zur Sprache kommen. Es ist dies ein alljährlich von bestimmter Seite wiederholter Antrag, über dessen Debatte die schrittweise Veränderung des jedesmaligen Stimmverhältnisses von Interesse ist.
- Nach einem in Rostock verbreiteten Gerüchte ist den in Bützow wegen versuchten Hochverraths seit 1853 Inhaftirten das erste von der Justizcanzlei in Güstrow gesprochene Erkenntniß publicirt. Dasselbe soll also lauten: die Advocaten Wiggers und Hane, so wie der Dr. Dornblüth sind verurtheilt zu 3 Jahr, die Kaufleute Schwarz und Blume zu 1 3/4 Jahr, der Professor Wigger zu 1 1/4 Jahr Zuchthaus; der Advokat Müller zu 4 Monat, Seifensieder Hane zu 3 Monat, Professor Wilbrand zu 2 Monat Gefängniß condemnirt. Sämmtliche Verurtheilte haben gegen die erkannten Strafen das Rechtsmittel der Revision eingelegt, und es wird sonach eine Verhandlung zweiter Instanz mit öffentlichen Schlußverhandlung eintreten.
- Dem Ludwigsluster Schullehrerseminar steht eine bedeutende Veränderung bevor; es ist definitiv beschlossen, dasselbe nach Neukloster zu verlegen. Es werden aber wohl noch ein paar Jahre vergehen, bevor die nöthigen Einrichtungen und baulichen Vorbereitungen getroffen sein werden, indem auch dort die Seminaristen in der Anstalt wohnen werden.
- In dem Kirchdorfe Ratekau im Fürstenthum Eutin ist am 6. Novbr. das 700jährige Bestehen der dortigen Kirche festlich begangen worden, und zwar nicht allein von den Bewohnern Ratekau's,

[ => Original lesen: 1856 Nr. 46 Seite 2]

sondern auch von zahlreichen Gästen aus den benachbarten Ortschaften und aus Lübeck. Zur Erinnerung an die Errettung aus der großen Gefahr, in welcher sich Ratekau im November 1806 befand, ist an diesem Tage unter der sogenannten "Blüchereiche", unter welcher damals Blücher die Capitulation mit den Franzosen unterzeichnete, ein Gedenkstein aufgerichtet worden.
- Man beginnt auch in Rußland die mit der steigenden Handelsthätigkeit verbundene Preiserhöhung der einheimischen Erzeugnisse bereits zu empfinden. Gegen voriges Jahr sind nicht bloß die Kornpreise erheblich höher, sondern auch sogar das Brennholz und die Talglichte sind ungewöhnlich theurer, wie je. Dagegen hat der Petersburger Handel in diesem Sommer colossale Geschäfte gemacht, aus dem Innern trafen daselbst 16,624 Schiffe ein, mit Landproducten im Werthe von 20 Mill. Silberrubel. - In Petersburg war am 9. d. M. bereits eine Kälte bis zu 10 Grad und in Riga 8 Grad. Die Communication mit Kronstadt war des Eises wegen unterbrochen. - Die von der russischen Regierung bewilligten Eisenbahn=Linien sind folgende: 1) die Warschauer, 2) von Kowno nach der preußischen Gränze, 3) von Moskau nach Nischny=Nowgorod, 4) von Moskau nach Theodosia (Krim) über Tula, Kursk und Charkow, so daß Orel 50 Werst rechts liegen bleibt, 5) von Malo=Archangelsk (im Gouvernement Orel, circa 70 Werst von der Stadt dieses Namens) nach Libau, welche innerhalb 10 Jahren vollendet sein müssen.
- Der H. C. theilt aus Mecklenburg mit, daß zu den in den letzten Jahren angehäuften Calamitäten auch der Mangel und die Theurung des Feuermaterials hervorzuheben ist, da die Witterung des letzten Sommers das Trockenwerden und die Anfuhr des Torfes eben nicht begünstigte. So fühlbar sich dieser Mangel macht, um so freudiger wird die Bekanntmachung des mecklenburgischen Bergbauvereins entgegengenommen, nach welcher von dem Braunkohlen=Bergwerke bei Dömitz jetzt jede Bestellung auf Kohlen ausgeführt werden kann. Sachverständige bestätigen, daß dieselben, außer zu verschiedenen technischen Gewerben, sich auch zu Stubenöfen besonders eignen. Neun Tonnen zu 4 Berliner Scheffel sollen in ihrem Brennwerthe einem Klafter Birkenholz gleichkommen. Der Preis des Berliner Scheffels ist auf 4 ßl. festgesetzt. In mehreren Städten des Landes, so wie in Brennereien ist diese Braunkohle mit bestem Erfolge verwandt worden. Es wird demnach mit der Hälfte des Geldes bei den jetzigen hohen Holzpreisen mit dieser Kohle derselbe Zweck erreicht.
- Das Kochen der Eier. Erwärmt man Wasser bis zu 60 Grad Reaumur, legt dann die Eier hinein und wartet nun bis der Thermometer 70 Grad zeigt, so ist das Ei "weich gesotten", das heißt, es ist auch das Weiße des Eies noch nicht fest; bei 73 Grad ist das Gelbe noch weich, aber das Weiße schon fest. Es ist dies die beliebteste Sorte der gekochten Eier in der Schale. Bei 76 Grad ist das Ei hart.
- Die Getreide=Märkte bleiben flau und geschäftlos. In Hamburg alle Kornarten billiger; Weizen bis 10 Thlr., Roggen 3 Thlr.; in England war Weizen, namentlich geringe Qualitäten, gleichfalls niedriger gegangen. An den Handelsplätzen der Nord= und Ostsee fand ein ziemlich lebhafter Export nach England, Schweden und Norwegen statt und weiter nach Italien, Spanien und Portugal. Man nimmt an, daß man durch den erleichterten Transport im Innern Amerikas inskünftige das Getreide von dorther weit billiger beziehen kann wie bisher, was dann als Folge davon nicht ohne Einfluß auf die diesseitigen Preise des Getreides bleiben wird.
- In Mecklenburg halten sich Kartoffel= und Butterpreise auf dem alten Stand; erstere 24-28 Schilling (Mecklenburg), letztere 14-16 Schilling (Mecklenburg). Aus der Ludwigsluster Gegend werden viele Kartoffeln den Grabower Scheffel zu 24-28 Schilling (Mecklenburg) nach Hamburg ausgefüllt. - In Berlin kostet gute Eßbutter bereits 10 Sgr.; ein Butterhändler daselbst äußerte auf die Klage seiner Kunden wegen ungewöhnlicher Theurung, die Leute würden um Weihnacht herum froh sein müssen, wenn sie das Pfund Butter für 12 Silbergroschen kaufen könnten.


Das Unterpflügen der Dunglupinen.

Bevor man zur gewöhnlichen Art des Unterpflügens schreitet, müssen die Dunglupinen mit einer schweren Walze in der Richtung niedergewalzt werden, in der man pflügt, so daß beim Pflügen zuerst die Wurzelenden unterstrichen werden. Sodann wird das Sech= oder Pflugmesser aus dem Pflugbalken oder Grindel geschlagen, damit der Pflüger bessere Arbeit hat. Dabei wird die Vorkehrung getroffen, daß vor dem Schaare des Pflugs ein starker Reißbesen befestigt wird, welcher die Lupinen in die Furche eindrückt. Dabei muß accurat und in gehöriger Tiefe gepflügt werden, damit das Kraut gleichmäßig untergebracht wird. Das gepflügte Lupinenfeld soll mindestens 14 Tage oder besser 4 Wochen vor der Bestellung liegen, damit sich der Boden recht zusammensetzt und die Krautmasse sich einigermaßen erlegt (fault). - Der verdienstliche Lupinenbauer Gropp empfiehlt folgendes Verfahren beim Unterpflügen der Dunglupinen: Soll das Unterpflügen der Dunglupinen mit einem Schwingfluge ohne Vordergestell geschehen, so genügts, wenn ein Stück Holz von etwa 3" Dicke und 2' Länge vorn am Grindel nach der Seite des Streichbrettes so angebunden wird, daß es vor dem Schaar und Streichbrette herschleift und die Lupinen etwas zur Seite umbiegt, so daß die dahinter aufbrechende Furche darauf fällt. Bei einem Räderpfluge wird ein Reißholzbesen so angebunden, daß der Stiel desselben auf dem Vordergestell aufliegt; der Besen selbst muß theils vor, theils zur Seite des Streichbrettes liegen und zwar so, daß er im Stande ist die von dem Pflugschaar herausgehobenen Lupinenpflanzen nicht bloß niederzudrücken, sondern auch während des Umwendens die Pflanzen so lange in dieser Lage zu erhalten, bis die vom Streichbrette umgewendete Erde die Pflanzen bedeckt; deshalb muß der Besen schwer, dick und lang sein. Die untere Kante des Besens fegt, die obere wird an den Balken in der Nähe der Griessäule lose angebunden, so daß derselbe dem Drucke der zwischen ihm und dem Streichbrette durchgehenden Lupinen nachgeben kann. Ein verständiger Pflüger eignet sich sehr leicht die Handgriffe an, nur muß er sein Augenmerk dabei auf eine gute, tiefe Furche richten, welches sich mit mehr Sicherheit durch die Anwendung von Schwingpflügen erreichen läßt, da diese, flach gestellt, einen höchst unsichern Gang haben. Das Eggen bei der Wintersaatbestellung auf den untergepflügten Dunglupinen soll nach einem Strich und zwar allemal gegen den Pflugstrich erfolgen, weil im entgegengesetzten Fall alle Wurzelenden der Lupinen herausgeeggt werden und nicht bloß dem Felde ein unsauberes Ansehen geben, sondern auch die Arbeit für den Egger und in der Ernte für den Mäher erschweren, welcher dann gewöhnlich Veranlassung findet, eine lange Stoppel stehen zu lassen. Wegen des Herausreißens der Lupinen soll man auch die Quereggen vermeiden.

(Pr. W.)            


Census der Arbeiter von Paris.

Die verschiedenen französischen Regierungen haben sich oft Mühe gegeben, in ihrem Interesse, Alles über Alles und Jeden zu wissen innerhalb der Republick, des Königs= oder Kaiserreichs, sich auch über Gewerbe und Handel genaue statistische Wissenschaft zu verschaffen. Man versuchte es 1791, aber vergebens. Napoleon befahl 1807 seinem innern Minister, zu erforschen, wie viel in jedem Gewerbs= und Handelszweige Menschen beschäftigt seien. Die Ergebnisse waren höchst unvollständig und unsicher. Louis Philipp versuchte etwas Aehnliches 1831, aber auch ohne Erfolg. Und so die Nationalversammlung von 1848, die eine neue Untersuchung anstellen ließ,

[ => Original lesen: 1856 Nr. 46 Seite 3]

bekam nur unvollkommene Notizen. Aber die Handelskammer ging 1849 gründlich und umfassend an's Werk und hat nach beinahe 4jähriger ununterbrochener Arbeit die Resultate derselben in einem riesigen Buche von 1500 Quartseiten ungemein genaue und specielle Kunde über die statistischen Verhältnisse der Gewerbe= und Handeltreibenden von Paris veröffentlicht. Die Bevölkerung betrug damals (1849) 1,053,262 Seelen, 235 weniger als 1816. In dieser Abnahme bildet Paris den schneidendsten Kontrast zu London, das alle Jahre um mehrere ganze Städte und mehr als 100,000 Menschen zunimmt. Die englischen Familien sind fast immer sehr zahlreich und in den mittlern und hohen Klassen sehen die dicken Waden von ein halb Dutzend Kindern in jeder Familie wie die dicksten Orgelpfeifen aus, und ihre blühenden rothen Backen ersetzen beinahe den Sonnenschein an trüben Tagen. In Paris sind zwei dünne, zarte Kinderchen in der Regel Alles, womit eine Ehe gesegnet wird. Oft gibt's gar nichts, und was zur Welt kommt, geht zur Hälfte wieder davon, ehe es Steuern zahlen, Gewerbe treiben oder Soldat werden kann.
Es finden sich in den Tabellen 64,816 Meister und Arbeitgeber verzeichnet, welche 342,530 Menschen beschäftigten. Diese 407,346 Gewerbtreibenden producirten zusammen einen Werth von 400 Millionen Thalern (um Franks u. s. w. stets in verständlichere, anschaulichere Werthe zu übersetzen). Auch bekam man dadurch einen Begriff von der viel besprochenen unglücklichen Frage weiblicher Arbeit. Von den Gewerbtreibenden waren 112,891 weiblichen Geschlechts, darunter 4851 Mädchen unreifen Alters, viele unter zwölf Jahren. Von Knaben unter fünfzehn Jahren mußten 16,863 für's Brod arbeiten. Von Lehrlingen männlichen und weiblichen Geschlechts gab es 19,078. Die Lehrlingszeit variirt von 2-6 Jahren, doch finden wir in 1400 Fällen Bestimmungen für unbestimmte Zeit, die von dem Meister abhängig gemacht war. Danach scheint die Lage der Lehrlinge eine sehr unglückliche und der ärgsten Willkür preisgegebene zu sein. Die Lehrlinge, verlassene, schutzlose Kinder, bezahlen in der Regel, kein Lehrgeld in hartem Gelde, wahrscheinlich desto mehr in harter Behandlung und Arbeit bis in's Unbestimmte. Viele erhalten Kost und Logis, worüber man sich sehr dunkele Bilder ausmalen kann. - Die Lohnverhältnisse bewegen sich in einem weiten Spielraume. Während manche Schneider wahre Geheimrathseinnahmen erwerben, 3 Thaler täglich, also wahre National=Versammmlungs=Diäten, bringen es andere Schneider wiederum kaum bis 9 ßl. täglich. Fleischer erhalten 8 ßl. bis 1 Thlr. 16 ßl., Juweliere von 10 ßl. bis beinahe 4 Thlr. täglich. Die Durchschnittspreise wöchentlich stellen sich etwa so: Juweliere und Vergolder 10 Thlr., Hutmacher 7 Thlr., Kutschenmacher 7 Thlr., Drucker und Setzer 7 Thlr., Tischler 6-8 Thlr., Bäcker und Schneider 6 Thlr., Stubenmaler 6 Thlr., Schlosser 6 Thlr., Putzmacher 6 Thlr., Maurer 5 Thlr. 16 ßl., Schuhmacher 5 Thlr., Wäscherinnen 3 Thlr. Von 950 Näherinnen in den verschiedenen Phasen verdient im Durchschnitt täglich keine mehr als 8 ßl.
Eine andere Tabelle läßt in die Häuslichkeit der "arbeitenden Klassen" einen Blick thun: 122,000 männliche und 68,000 weibliche Individuen lebten in Zimmern, von ihnen selbst meublirt, 4000 männliche und 12,000 weibliche mit Eltern und Verwandten, 6000 männliche und 2000 weibliche bei ihren Arbeitgebern und 34,000 männliche und 4000 weibliche in meublirten Zimmern. Von den männlichen Individuen konnten nur 147,311 lesen und schreiben, unter den weiblichen 68,219. Und so ist das Verhältniß in dem geist= und wissenschaftsreichen Haupte von Frankreich!
Wie sieht es in den Provinzen aus? In den Dörfern? Erklärt dies nicht allein die Schicksale und Ergebnisse des "allgemeinen Wahlrechts?" In der größern Hälfte Frankreichs reicht man nur durch einige religiöse Bilder und das Portrait Napoleons in der schmutzigen Hütte über die bloß thierische, hungrige Existenz hinaus. Und der in Paris concentrirten Kultur fehlt es an sittlicher und intellectueller Basis, an Freiheit im Innern, an Freiheit von Außen. Kultur, Luxus, Industrie, Kunst und Handel huldigen der Form, der Mode, den Bedürfnissen des Scheins raffinirter Unmoralität. Die pariser Industrie namentlich, ist zu den Bedürfnissen gesunder, moderner Kultur, die die Menschen sittlicher, einfacher, geschmackvoller und gesunder macht in Widerspruch gerathen. Sie arbeitet hauptsächlich für den Schein und Schuld der civilisirten Menschheit, welche inzwischen von ihrem eigenen, immer besser erkannten Interesse mehr und mehr zum Soliden, Sittlichen und Schönen getrieben wird. Deshalb zeigt Paris immer sichtlichere Spuren des Verfalles. Die bloße Abnahme an Bevölkerung um einige Hunderte ist relativ zu dem großen Wachsthum anderer Brennpunkte der Bildung der Beweis eines ganz bedeutenden Verfalles in physischer, sittlicher und produktiver Potenz überhaupt. Ohne den Zufluß und die starke Vermeidung der Deutschen in Paris würde in manchen Straßen längst Gras wachsen. Die arbeitenden Klassen von Paris sind bereits ziemlich zur Hälfte Deutsche. Und in deren Händen sind die gesunden, lebenskräftigen, nützlichen und schönen Industrien. Die Pariser selbst und deren starke Vermehrung aus den Provinzen kommen immer kürzer gegen die dämonischen Elemente, welche an dem Verfalle der großen, schönen, glänzenden, jetzt kaiserprächtigen französischen Metropolis still und ununterbrochen arbeiten.


Bekanntmachung.

Zum Zweck der Beschüttung des Chausseeplanums von Schönberg nach Rottensdorf wird die Strecke von Schönberg bis zu dem Puncte, wo der Landweg nach Bünsdorf abgeht, bis auf Weiteres für Fuhrwerk ganz gesperrt.
Schönberg, den 13. November 1856.

                          Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
                          F. Graf Eyben.


Auctions=Anzeige.
Am                                                    
Mittwoch den 10. November d. J.,
Morgens 9 Uhr,

sollen in dem Hause des Gastwirths Michaelsen in Selmsdorf folgende Gegenstände gegen gleichbaare Bezahlung verkauft werden, als:

ausgedroschener Roggen, Stroh, Kartoffeln, 2 Hobelbänke und sonstige Tischlergeräthschaften, einige eichene Bohlen, Kleidungsstücke, 1 Ziege und 2 Ziegenböcke u. s. w.
Schönberg, den 6. November 1856.

                                                    C. Seegert, Landreiter.


Vermischte Anzeigen.

Gestern Abend um 3/4 12 Uhr wurde meine liebe Frau Louise, geb. Mellmann, von einem gesunden Sohne leicht und glücklich entbunden.
Fürstenberg, den 7. November 1856.

                                                    Emil Fischer, Rector.


Vermischte Anzeigen.

In der am 11. d. M. stattgefundenen General=Versammlung des Vorstandes der Hagel=Assecuranz=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg ist ein Beitrag zu den gewöhnlichen Kosten von Zwei (2) Schillingen Pr. Cour. vom Hundert der Versicherungs=Summe beliebt worden, demnach sämmtliche Mitglieder genannter Gesellschaft ersucht werden, den Belauf solchen Geldes - ohne weitere Benachrichtigung als diese -

am 1. December, als dem Montage nach dem ersten Adventsonntage dieses Jahres, Vormittags 10 Uhr,
im Hause des Kaufmanns Hrn. Boye hieselbst einzahlen zu wollen.
Schönberg, den 12. November 1856.

                                                    Die Direction
                                                    der Hagel=Assecuranz=Societät.


[ => Original lesen: 1856 Nr. 46 Seite 4]

Gute                                                    
Schlacht= wie auch Ausschuß=Pferde

werden jederzeit zu den höchsten Preisen von mir angekauft.

Ratzeburg.                                                     G. Brunnenberg.


Bei dem allgemeinen Anklang und der regen Unterstützung, welche der hiesige Männergesangverein bei der vorigjährigen Christbescheerung armer Kinder gefunden, hat derselbe beschlossen, auch in diesem Jahre solchen armen Kindern, von denen anzunehmen, daß ihnen im elterlichen Hause keine Bescheerung zu Theil wird, eine

Weihnachtsfreude

zu machen, und wird - zur Erwerbung eines kleinen Fonds - am Sonntag den 7. December, Abends von 6 - 8 Uhr, im geheizten Saale des Gastwirths Boye einige vierstimmige Lieder vortragen. - Beliebige milde Beiträge wolle man am Eingang des Saals entrichten, sowie auch sonstige sich eignende kleine Geschenke an Kleidungsstücken u. s. w. mit dem größten Danke von den Unterzeichneten entgegen genommen werden.
Die erzielte Einnahme und die Art und Weise der Vertheilung an die armen Kinder wird demnächst zur öffentlichen Kenntniß gebracht, und schließlich die Bitte hinzugefügt: obiges Unternehmen durch zahlreichen Besuch des Concerts oder sonstige Betheiligung geneigtest unterstützen zu wollen.
Schönberg, den 12. November 1856.

Der Vorstand des Männergesang=Vereins.
Wilh. Heincke.       C. P. H. Buschow.       B. Schleuß.


Mit                                                    
fertigen Damen=Mänteln und Mantillen

in den modernsten Façons empfiehlt sich zu billigsten Preisen

                                                    G. A. Levissohn
                                                    in Rehna.


Am                                                    
3., 4. und 5. December

beginnt die Ziehung der von der freien Stadt Frankfurt errichteten und garantirten mit 14,800 Gewinnsten von Gulden 200,000, 100,000, 50,000, 30,000, 25,000, 2mal 20,000, 2mal 15,000, 12,000, 10,000, 6000, 5mal 4000, 4mal 3000, 13mal 2000, 117mal 1000 etc. ausgestatteten

großen Geldverloosung.

Bei unterzeichnetem Handlungshause, das mit dem Verkaufe der Loose amtlich concessionirt, sind ganze Loose zu Thlr. 3. 13, halbe zu Thlr. 1. 22, Viertel zu 26 Sgr. zu beziehen und werden die Gewinnlisten pünktlichst den resp. Abnehmern zugefertigt.

                                                    Jacob Strauß
                                                    in Frankfurt a/Main.


Am
3., 4. und 5. December d. J.

beginnt die von der freien Stadt Frankfurt errichtete und garantirte große Geld=Verloosung, welche unter 28,000 Loosen 14,800 Gewinne und 11 Prämien von

Guld. 200,000, 100,000, 50,000, 30,000, 25,000, 2mal 20,000, 2mal 15,000, 12,000, 2mal 10,000, 6000, 2mal 5000, 5mal 4000, 5mal 3000, 14mal 2000, 117mal 1000 etc. enthält.
Zu dieser ebenso gewinnreichen als soliden Ausspielung empfiehlt unterzeichnetes Handlungshaus seine stets vom Glücke begünstigte Collecte mit ganzen Loosen à Taler (Mecklenburg) 3. 13 Sgr., halben à Taler (Mecklenburg) 1. 22 Sgr., Viertel à 26 Sgr. und sichert bei pünktlicher Uebersendung der Ziehungsliste die sorgfältigste und verschwiegenste Bedienung zu.

                                                    Alexander Klingler
                                                    in Frankfurt a/Main.


Die Großherzoglich Badischen
Staats=Eisenbahn=Anlehens=Loose,
deren Verkauf überall gesetzlich erlaubt ist,

werden von mir zum Börsencourse angekauft und abgegeben, und die Gewinne baar ausbezahlt. Die Gewinne sind 14mal fl. 50,000, 54mal fl. 40,000, 12mal fl. 35,000, 23mal fl. 15,000, 55mal fl. 10,000 etc. etc.

Die nächste Verloosung findet am 30. November statt.

Obligationsloose erlasse ich gegen Einsendung von Thlr. 28 und nehme solche nach der Ziehung à Thlr. 26 wieder zurück. Diejenigen also, welche die Loose nach der Ziehung wieder verkaufen wollen, haben nur den Unterschied des Ein= und Verkaufspreises von Thlr. 2 für jedes verlangte Loos einzusenden.
Der Verloosungsplan, sowie jede Auskunft, wird auf frankirte Briefe gratis ertheilt und nach der Ziehung die amtliche Ziehungsliste prompt zugesandt.

                          Franz Fabricius, Großhandlungshaus in Frankfurt a. M.

N. S. Ueber 1000 in früheren Ziehungen des Großherzogl. Badischen Anlehens herausgekommene Gewinne, worunter welche von fl. 10,000, 5000, 2000, 1000 etc., sind noch nicht erhoben worden, weßhalb die Besitzer von solchen Papieren wohl thun werden, sich über deren Schicksal Gewißheit zu verschaffen. Ebenso wird über das Schicksal aller Staats=Anlehens=, sowie aller Arten anderer Loose bei mir gratis Auskunft ertheilt und die Gewinne können an meiner Kasse erhoben werden, oder ich sende dieselben auf Verlangen ein.


Harzer Bergbau und Hütten=Aktien=Gesellschaft zu Berlin.

Zu diesem ausgezeichneten Unternehmen sind Prospecte und Zeichnungsbogen bei mir zu haben.
Nach der Berechnung des Ober=Hütten=Inspectors sind mit dem ersten Anlage=Capitale 34 % zu erwarten, und wenn nach dem General=Beschlüsse der ersten Versammlung das Capital vergrößert werden soll, steht eine Dividende von 50 % in Aussicht.
Meetzen bei Gadebusch, den 9. November 1856.

                                                    C. Schickendanstz.


Der Kalender für das Fürstenthum Ratzeburg auf das Jahr 1857
ist bei mir geheftet à 3 Schilling (Mecklenburg) zu haben.                                                    L. Bicker.


Kirchliche Anzeige.

Sonntag den 16. November.

Reformationsfest.

(Collecte für die Lauenburg=Ratzeburgische Bibel=Gesellschaft.)
Schönberg.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 4-36 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 2-10 Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg) 2-  4 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 40-  46 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 44-46 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 27-28 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 40-42 Schilling (Mecklenburg),     Sommer=Rapsaat 26-27 Mark (Lübeck)
Erbsen - Taler (Mecklenburg) 42-60 Schilling (Mecklenburg),     Schlagleinsaat 17-18 Mark (Lübeck)
Butter 13 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.      Kartoffeln 5 Schilling (Mecklenburg).


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD